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(Bastian)

Unterschied zwischen Film und Buch

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Gestern abend beim Einschlafen kam mir die "Erkenntnis" dass man ein Buch nicht mit einem Film vergleichen kann:

 

Natürlich läuft vor dem geistigen Auge ein Film ab, während man seine Geschichte niederschreibt, aber man kann nicht wie im Film einfach Zeit/Seiten dadurch totschlagen indem man eine Kamerafahrt über eine bahnbrechende Landschaft macht (um das ganze mal etwas platt auszudrücken) oder minutenlang die Kamera auf das verzweifelte Gesicht des Protagonisten hält.

 

Ich schreibe dies deswegen, weil ich Geschichten suche, die in einem sehr kleinen Setting spielen: Leute die irgendwo allein sind, verlassen, Geschichten in denen eigentlich nicht viel passieren kann, da nichts da ist mit dem der Protagonist interagieren kann.

Das ganze dann am besten über 500 Seiten. ;D

 

Als Beispiel diene Stephen Kings "Das Spiel": Um nicht zu viel zu verraten: Eine Frau liegt mit Handschellen gefesselt auf einem Bett in einer abgelegenen Waldhütte.

 

Als meine Freundin mir die Geschichte derart beschrieb dachte ich genau meine Geschichte gefunden zu haben: Die Frau ist allein in einer verlassen Hütte, was soll da groß passieren?

 

Als ich dann feststellen musste, dass sich der Autor zu einem großen Teil darin "flüchtet", dass die Protagonistin in ihrem Kopf ihre Vergangenheit durchlebt, war ich etwas enttäuscht.

 

Wobei ich zugeben muss: Was hätte Stephen King anderes machen können?

 

(Nichtsdestotrotz ein sehr gutes Buch.)

 

Ich suche also nach Tipps, Ideen, Hinweisen, Buchtipps, etc. wie ich Geschichten auf kleinen Settings durchaus spannend und zugleich umfangreich gestalten kann.

 

Der erste Gedanke der mir kam: Man darf sich nicht auf das Setting an sich konzentrieren: Der Raum, in dem jemand - warum auch immer - ohne jede Fluchtmöglichkeit gefangen ist, ist innerhalb weniger Sätze erschöpfend beschrieben. Der Protagonist kann sich die Beine vertreten, vier Mauern, das war's.

Das zu Beginn reizvolle Setting "verkommt" sozusagen zur Nebensache.

 

Wie kann ich also möglichst viel aus möglich wenig herausholen?

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Warum das Setting vernachlässigen?  Eingeschlossen in einem Kerker, einer Höhle, einem Bunker, einem Raumschiff oder in einem Rettungsboot allein auf dem Meer ... und der Protagonist möchte irgendwie entkommen. Da lässt sich doch auch aus dem Setting viel machen.

Das neue Jugendbuch: "Der Reiter des Königs"&&Homepage Burkhard P. Bierschenck

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Hm, wenn Du bei King bist: "The Girl who loved Tom Gordon", das nur in diesem fiesen Wald spielt, passt dazu. Du hast nur Wald, das Mädchen, und die Bedrohung (der Bär). Nur am Anfang und Ende andere Personen.

Liebe Grüße, Susanne

 

"Books! The best weapons in the world!" (The Doctor)

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Ein MS mit wenig Handlung ist wirklich verlockend, besonders in unserer schnelllebigen Zeit ein Anreiz innezuhalten. Aber dann muss man den Leser halt auf andere Art und Weise fesseln, z. B. mit einem interessanten Schreibstil, oder ungewöhnlichen Sichten. Und das ist zumindest für mich (zur Zeit noch) unvorstellbar schwer. Also bleibe ich bei meinen Krimis, in denen viel passiert.

 

Hans-Jürgen

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Ein Buch braucht einen kontinuierlichen Sog, um den Leser bei der Stange zu halten. Das erzielt man sicher, indem man im Kopf des Lesers zu jeder Zeit ein zwei wichtige Fragen entstehen lässt, deren Antwort ihm dringlich sind. Es genügt aber nicht, wenn diese nur am Anfang kommen und man dann 500 Seiten lesen muss, um die Auflösung zu finden, und dazwischen ist gähnende Lehre. Um den Spannungsbogen aufzubauen und zu erhalten, muss man ständig nachschieben. Am besten durch eine Reihe von Mini-Dramen, durch die der Leser wandert, die ihn weiter in die Geschichte ziehen, eine Frage beantworten, eine neue aufbauen, etc.

 

Die Frage ist nur, wie viele Mini-Dramen kannst du glaubwürdig in einem einzigen Setting aufbauen? In einem Wald mit Bär wäre es sicher kein Problem. In einem Zimmer ans Bett gekettet, schwieriger. Da müssten dann viele Überraschungen von außen kommen. Nur Rückblenden finde ich auch nicht so toll.

 

Warum es sich so schwer machen, mit nur einem Setting? Ist doch schon schwer genug, eine spannende Story zu entwickeln. Gib dir doch nicht Kriterien, die es noch schwerer machen.  :)

 

LG

Ulf

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Die Frage ist doch - wie lange ist der Protagonist auf kleinstem Raum eingesperrt?

Er durchlebt ja verschiedene Stadien von Aufbegehren bis Apathie, vermutlich auch Wahnsinn.

Das alles spielt sich in bunten Bildern in seinem Kopf ab - er stellt sich etwas vor. Und das ist dann sein Setting.

Hier, glaube ich, hätten wir das alte Beispiel des Höhlengleichnisses (Platon).

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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spontan fällt mir da Robinson Crusoe ein. Minimalistisches Setting (eine Insel), trotzdem recht umfangreich (nicht die gekürzte Kinderausgabe) und spannend bis zum Schluss. Es liegt zwar schon einige Jährchen zurück, als das Buch zum letzten Mal las, aber wenn ich mich recht erinnere, baute Defoe die Spannung hauptsächlich mit Crusoes Innleben und den äußeren Umständen auf, die er auf seiner Insel vorfand. Zwei Themenwelten, mit denen sich durchaus dicke Romane kurzweilig füllen lassen.

 

LG

 

Lothar

Es ist unsinnig die Geschwindigkeit zu erhöhen, wenn man in die falsche Richtung läuft

 

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Man kann da schon eine Menge rausholen. Und wenn Du nochmal King nimmst und an Misery/Sie denkst, dann macht Paul Sheldon auch viel Aktion allein in einem sehr beengten Raum, obwohl er unter Drogen steht und gebrochene Knochen hat.

 

Im Fall der festgeketteten Frau in der Hütte stellen sich ja eine Reihe von Fragen, die unabhängig vom Setting erstmal zu klären sind: Wer ist die Frau, wie kam sie dahin, und wie kommt sie da wieder weg? Sie würde natürlich versuchen, sich zu befreien, und sicherlich könntest du da gezielt Hilfsmittel bereit legen, zum Beispiel eine Säge, mit der sich zwar kein Metall, aber gewiss Knochen durchtrennen lassen - oder es steht irgendwo ein Becher Wasser, an den sie nicht rankommt, und es ist kochend heiß in der Hütte - oder in der Ferne hört sie einen Jäger, oder irgendetwas kratzt in der Nacht an der Tür und versucht, hineinzugelangen usw... ;D Und du könntest eine Stoppuhr aufstellen, die zwölf Stunden rückwärts auf Null zählt - wer weiß, was dann geschehen wird? Außerdem ist ja wichtig zu wissen, wie es ausgeht - und von diesem Endpunkt schaut man dann rückwärts, was auf dem Weg dorthin geschehen muss.

 

So kann man sich für eine solche Geschichte ein paar Sachen zum Spielen bereitlegen und schauen, was man in Ergänzung zu Geschichten aus dem Innenleben daraus machen kann... Spielzeug ist total wichtig :s12

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Es gibt auch Filme, wo das funktioniert, übrigens. "Abwärts" z.B., ein deutscher Film mit Götz George, irgendwann aus den 80ern. Vier Personen sind in einem Fahrstuhl eingeschlossen, der droht, abzustürzen. Ich schwöre dir, dass die Fahrstuhlkabine nicht langweilig wird.

 

Das Problem bei "Das Spiel" (das ich eines der schlechtesteren Bücher von King finde, übrigens), ist meiner Meinung nach, dass die Frau über lange Zeit alleine ist. Das ist der Grund, dass die Geschichte in ihrem Kopf spielen muss, nicht die äußere Umgebung. Ihr fehlt der Sparringspartner (der Ehemann stirbt ganz am Anfang und der entflohene Massenmörder taucht erst ganz am Ende auf). Bei "Sie" (Mysery) ist das anders. Da hat der Prota die ganze Zeit ein direktes Gegenüber.

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