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Martina

Hilfe - trivial!

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(Peter_Dobrovka)

Er zog sie dicht heran. Es war so gut, sie nach all den Monaten wieder zu spüren, das Gesicht in ihr weiches Haar zu drücken und ihren Duft wahrzunehmen. Wie hatte er sie vermisst...

Sie schaute zu ihm auf. Ihr Herz schlug heftig, ihre Knie waren weich, aber in ihren schönen Augen blitzte es. "Bekommst du eigentlich immer alles, was du dir wünschst?" Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, während sie in seinem Blick nach einer Antwort suchte.

"Nein", erwiderte er und grinste sie auf seine jungenhafte Art an. "Aber ich weiß, wofür es sich zu kämpfen lohnt."

Sein Kuss war lange und zärtlich, und sie spürte, dass es nun gut sein würde. Endlich.

Raaah!

Also das Triviale durchdringt hier Form und Inhalt zugleich.

Ob meine Erfahrungen mit Frauen repräsentativ sind, weiß ich nicht, aber so spielt sich das allerhöchtens in feuchten Träumen ab. Die Realität sieht anders aus.

Er zog sie dicht heran. Es war so gut, sie nach all den Monaten wieder zu spüren, das Gesicht in ihr weiches Haar zu drücken und ihren Duft wahrzunehmen.

Sie schaute zu ihm auf.

Bis hierher isses ja okay und ich habe nichts zu meckern.

Ihr Herz schlug heftig, ihre Knie waren weich,

Wieso ist sie aufgeregt? Es mag ab und zu dafür  einen Grund geben (erste Liebe, alles neu / Hintergedanken), aber ich glaube, den gibt es hier gerade nicht.

aber in ihren schönen Augen blitzte es.

das "schönen" ist massiv trivial. Und warum blitzt es in ihren Augen? Das paßt doch gar nicht.

"Bekommst du eigentlich immer alles, was du dir wünschst?" Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, während sie in seinem Blick nach einer Antwort suchte.

Hollywood-Sprech. Das Casablanca-Syndrom.

Nee, so redet doch keiner. Zumindest nicht in dieser Situation.

Und selbst wenn, wäre es wohl eher eine rhetorische Frage, deren Antwort man nicht im Blick des anderen finden kann bzw. sucht.

"Nein", erwiderte er und grinste sie auf seine jungenhafte Art an. "Aber ich weiß, wofür es sich zu kämpfen lohnt."

Auch Hollywood-Sprech. Ich kenne Leute, die tatsächlich so reden, aber denen attestiere ich ein gestörtes Verhältnis zur Realität.

Sein Kuss war lange und zärtlich,

Zum Küssen gehören immer zwei. Das klingt seltsam machoid, wenn von "seinem" Kuß die Rede ist.

Wobei "lange und zärtlich" ein wenig langweilig ist. Nichtssagend.

und sie spürte, dass es nun gut sein würde. Endlich.

Wieder massiv trivial: Weil er sie küßt, wird jetzt alles gut werden?

 

Verbessern kann ich das nicht, ich "kenne" die beiden Figuren ja nicht. Wenn du einen Verbesserungsvorschlag hören willst, brauche ich dazu Hintergrundinfos:

- In welcher Beziehung stehen die beiden? (Verheiratet, befreundet, liiert, etc.)

- Was ist die aktuelle Situation? (lange nicht gesehen, Wohung, Bahnhof,

- Was finden sie jeweils aneinander so anziehend? (Aussehen, Charme, Einkommen)

 

Peter

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Liebe Petra,

 

Liebe ja, aber meine Protagonistin musste ihre Denke behalten und in der intensiv werden. Ich fürchte, Frauen werden diesen Frauenroman hassen ;-)

 

... äh ... welche Zielgruppe hast du denn angepeilt, wenn nicht die Frauen? ... Ein neues Reizthema, ich weiß  :-*

 

Lieber Gruß

Marte

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... äh ... welche Zielgruppe hast du denn angepeilt' date=' wenn nicht die Frauen? ... Ein neues Reizthema, ich weiß[/quote']

Kein Reizthema, Marthe!

Natürlich die Frauen, die die Nase voll haben von den üblichen Frauenromanen, in denen die Protagonistin immer tough und super ist, und jede Menge Liebe vorkommen muss. Meine Protagonistin ist zeitweise eine ziemliche Nulpe..., dafür gibt's zwei "starke" Männer.

Ein Studienobjekt habe ich unter "Textkritiken" eingestellt. Thema Liebe mit Leberwurst auf der Brille.

Viel Vergnügen,

Petra (hier ist es viel schöner als über Steuerformularen!)

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Sodele.

 

Ich habe heute hier viel gelernt und bedanke mich bei allen!

 

Peter, deine Replik erinnert mich - um in einem Milieu zu bleiben, das dir vertraut ist - an einen Arzt, dem eine Patientin sagt: Herr Doktor, ich habe so viele Pickel! Der Arzt untersucht sie eine halbe Stunde lang akribisch und diagnostiziert dann: Ich weiß, was Sie haben! Sie haben viele Pickel!

 

Was ich sagen will: Ich WEISS ja, dass es trivial klingt. Nur - wie schreibt man eine solche Kuss-Szene, wenn man sie schreiben MUSS, nicht trivial? Ich MUSS sie schreiben, weil ich den Roman nach einem Drehbuch schreibe. Insofern ist auch deine Kritik an den Dialogen hinfällig ;) Die muss ich so übernehmen. Ich finde sie auch nicht so schlecht wie du.

 

Ich habe heute gelernt, dass männlich denkende Menschen diesen Roman weder mögen noch kaufen werden. Es bleiben genug :)

 

Der Hinweis von Petra, individuell zu denken, hat eine Flut von Bildern in mir hervorgerufen. Inwiefern ich die in diesem speziellen Rahmen einbringen kann, will ich gerne ausprobieren.

 

Wenn sich romantisches Denken anbietet, will ich auf abgegriffene Metaphern wie weiche Knie und weiches Haar verzichten.

 

Die Perspektive habe ich bislang aus einem Bauchgefühl heraus eingesetzt. Da habe ich nun eine klare Linie.

 

Also: Dieses Forum eignet sich nicht nur für Seelenstreicheleinheiten. Mir hat das heute für meine Arbeit etwas Wertvolles gebracht.

 

Gruß,

 

Tin

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... männlich denkende Menschen ...

 

:s06 Gibt es das, ja? "Männlich denkende Menschen" ... Das muß ich mir merken! ;D

 

... will ich auf abgegriffene Metaphern wie weiche Knie und weiches Haar verzichten.

 

Äh ... pst, Tin ... Das sind, äh ... absolut keine Metaphern. :-X

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*flüster* ... Ich kenn mich zufällig ein *bißchen* aus mit Metaphern, Metonymien und anderen Tropen, Tin. *zischel* Und nicht erst seit der Schule. *raun* Das Germanistikstudium, so nett es war und ist, ermöglichte mir eine Art theoretische Betrachtung der Dinge; *pst* doch erst die Autorenschaft hat mir ein richtiges Gespür für die Terminologie verschafft.

 

"Weiche Knie" und "Weiches Haar" sind in dem Fall, wie Du sie gebraucht hast, Tin, keine Metaphern. Glaub es mir. ;)

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Das könnten wir hier nun bis ins Unendliche besprechen, Manu, auch ohne dass du deine Studien erwähnst. "Weich" sind real weder Knie noch Haare. "Weich" steht für mich als Bild für Kraftlosigkeit vor lauter Emotion und zärtliche Gefühle.

 

Gruß,

 

Tin

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Gut, bei den Knien könnte man sich streiten ... aber bei den Haaren? Die Haare sind vor lauter Emotion kraftlos? Finde ich ziemlich seltsam.

 

Naja, also ich verstehe unter Metapher ein etwas sehr farbigeres Bild. Z. B. "der Ozean der Liebe" o.ä.

 

Naja, ich will Dich nicht ärgern.

 

Gute Nacht allerseits :)

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Das ärgert mich nicht, Manu. Ich mag solche Auseinandersetzungen.

 

Haare wären niemals weich, wenn die Protagonisten keine zärtlichen Gefühle hätten. In einem Thriller, in dem der Böse dem Guten ins Genick packt, würde er niemals von "weichen Haaren" palavern ;)

 

Ozean der Liebe... das ist Schul-Metapher...

 

Wie auch immer. Ich weiß, was du meinst. Und du hast mir Anregung gegeben.

 

Gute Nacht,

 

Tin

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Hallo Jan,

 

> Offenbar lesen das Frauen anders als Männer, denn ich verdrehe auch bloß die Augen, wie Andreas schrieb, und er hat recht - es nerven besonders amerikanische Autorinnen, auf die ich inzwischen fast schon grundsätzlich verzichte.

 

Übrigens machen das durchaus auch männliche Autoren, wenn ich da z.B. an Lincoln/Child denke, die in ihren Thrillern (und sie sind da wirklich nicht zimperlich wenn es um spritzendes Blut oder Gedärm geht ;-)) auch immer irgendwie eine kleine Liebesgeschichte einbauen, und sei es nur am Rande.

 

Wie gesagt, es kann wirklich sein, dass das männliche und weibliche Leser anders empfinden. (Da aber eindeutig mehr Frauen (oder Frauen mehr) lesen, hoffe ich, dass die Bücher auch weiterhin in diese Richtung geschrieben werden um die Leserschaft zufrieden zu stellen.) ;-)

 

Viele Grüße,

 

Kokopelli

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Hallo Andreas,

 

ein wenig neigst du aber schon zum Verallgemeinern, oder?  ;D

 

Ich habe durchaus schon von Männern gehört, die Romantic Thriller gelesen haben und sie gut fanden. ;-)

 

Ich denke übrigens nicht, dass in jedem Roman eine Liebesgeschichte vorkommen muss und sie muss für mich auch nicht immer voll ausgeschrieben sein, aber es stört mich auch nicht wenn eine gut geschriebene Liebesgeschichte dabei ist. (Im Gegenteil, ich freue mich sogar darüber!) Aber natürlich hast du Recht, es muss passen, sowohl zur Geschichte als auch zu den Charakteren.

 

Da ich Romantic Suspense schreibe, gehört es in meine Geschichten natürlich hinein. Und die Leser mögen es. :-) Übrigens sind meine Heldinnen immer stark und unabhängig. Trotzdem dürfen sie sich verlieben - und verlieren dabei nichts von ihrer Stärke, im Gegenteil, sie dürfen gerne auch die Männer retten. ;-)

 

 

Viele Grüße,

 

Kokopelli

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Haare wären niemals weich' date=' wenn die Protagonisten keine zärtlichen Gefühle hätten.[/quote']

 

Trotzdem ist die Wendung "weiches Haar" oder "weiche Haare" viel zu gebräuchlich, um als echte Metapher gelten zu dürfen (und noch dazu ist sie in den *meisten* Fällen eben nicht bildlich, sondern wörtlich gemeint!). Genausogut könnte ich das Wort "Glühbirne" als Metapher bezeichnen. War es auch mal, ist aber dann erstarrt (deshalb "erstarrte Metapher").

 

Ozean der Liebe... das ist Schul-Metapher...

 

Für Dich vielleicht. Ich weiß ja nicht, was Du für Bücher liest. (?) Kleiner Test: Wie würdest Du "der Tag ist verletzt" bewerten?

 

Wie auch immer. Ich weiß' date=' was du meinst. Und du hast mir Anregung gegeben.[/quote']

 

Das freut mich :s21

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Keine Angst, ist nicht von mir. Du darfst ruhig ehrlich sein. (Eine Metapher ist es, da sind wir uns einig, oder? Mich würde interessieren, wie Du sie bewerten würdest. Auch als "Schulmetapher"?)

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(Peter_Dobrovka)

Peter, deine Replik erinnert mich - um in einem Milieu zu bleiben, das dir vertraut ist - an einen Arzt, dem eine Patientin sagt: Herr Doktor, ich habe so viele Pickel! Der Arzt untersucht sie eine halbe Stunde lang akribisch und diagnostiziert dann: Ich weiß, was Sie haben! Sie haben viele Pickel!

Ich habe dir mehr gegeben. Ich habe dir die Koordinaten der Pickel gegeben, damit du sie gezielt ausdrücken kannst.

Ich habe dir auch gesagt, wie die Pickel entstanden sind, damit du sie vermeiden kannst.

Leider bleiben Löcher. Neue Haut kann ich dir nicht geben, weil - und hier muß das Gleichnis verlassen werden - ich ja nicht weiß, was du für Vorgaben hast.

Es gibt sie nicht, "die Kußszene". Bzw. wenn doch, dann nur wieder innerhalb der Regeln für Trivialliteratur. Da sind zwei Individuen, die aufeinander treffen. Wie soll man denn, ohne sie zu kennen, eine Kußszene für sie schreiben?

Brechen wir das mal auf das Grundlegende runter: Du mußt zunächst mal nicht mehr tun, als zu erzählen, was die beiden denken, empfinden und tun. Das wir es hierbei mit zärtlichen Gefühlen zu tun haben und der Beschreibung der Schönheit des jeweils anderen, versteht sich von selbst.

Nun hast du einen Griff in die Klischeekiste getan und Dinge genommen, die pathetisch sind und - obwohl sie einem irgendwie bekannt vorkommen - auf niemanden wirklich zutreffen. Das macht das Triviale aus. Um das zu vermeiden, mußt du Dinge nehmen, die

a) auf den größten Teil der Leserschaft zutreffen; da sind weiche Haare ja durchaus zulässig.

b) individuelle Merkmale hervorheben (aber natürliche und keine Opernrequisiten). Anstelle von "schönen" Augen kannst du von "großen braunen" Augen schreiben, in denen man versinken kann. Petra hat es schon richtig gesagt, mit dem Individualisieren. Wobei man es auch da nicht übertreiben sollte, der Leser will sich da ja auch hineinversetzen können. Eher negative Eindrücke sollte man ausblenden.

Was ich sagen will: Ich WEISS ja, dass es trivial klingt. Nur - wie schreibt man eine solche Kuss-Szene, wenn man sie schreiben MUSS, nicht trivial? Ich MUSS sie schreiben, weil ich den Roman nach einem Drehbuch schreibe.

Und siehe da, es gibt sogar ganz massive Vorgaben. Sie gehen noch weit über das hinaus, was ich gedacht habe.

Insofern ist auch deine Kritik an den Dialogen hinfällig  ;) Die muss ich so übernehmen.

Das kann man aber auch vorher sagen. Oder bin ich da zu anspruchsvoll?

Ich finde sie auch nicht so schlecht wie du.

Das steht dir frei. Mir fehlt der Kontext. Wenn der so ist, daß der Mann ihr einen Grund gibt, diese komische Frage zu stellen, und der Mann einen kleinen Hau hat, dann wäre der Dialog vielleicht okay.

Aber wahrscheinlicher ist, daß das Drehbuch schlecht ist. Behaupte ich mal ganz frech.

Ich glaube, ich weiß jetzt inzwischen, wo ich diese Frage schon mal gehört habe. Das muß in einem James-Bond-Film gewesen sein.

"Bekommen Sie eigentlich immer, was Sie wollen, Mister ..."

"Bond. James Bond."

Darum auch dieser Aufschrei des Entsetzens meinerseits. Nicht, daß ich kein Bond-Fan wäre, aber sowas zu kopieren, ist lausig.

Der zweite Teil des Dialoges klingt dann wie eine Kolportage aus dem 18. Jahrhundert. "Ich weiß, wofür es sich zu kämpfen lohnt", arrgh, allein die Satzstellung. So verschwollen-dichterisch redet kein Zeitgenosse, außer er leidet an chronischer Pilcherose.

Ich habe heute gelernt, dass männlich denkende Menschen diesen Roman weder mögen noch kaufen werden. Es bleiben genug  :)

Wenn du so denkst, stellt sich aber die Frage, ob es überhaupt erforderlich ist, den Text nichttrivial machen zu wollen. Der Stoff hat nämlich den denkbar höchsten Absatz.

Da es sich ja ganz offensichtlich um eine Auftragsarbeit handelt, kannst du ja mal bei deinem Auftraggeber nachfragen, welcher Stil und welche Zielgruppe.

Wenn sich romantisches Denken anbietet, will ich auf abgegriffene Metaphern wie weiche Knie und weiches Haar verzichten.

Weiches Haar ist doch okay.

Weiche Knie eher weniger.

Und beides sind keine Metaphern, bitte.

 

Peter

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Ich habe dir mehr gegeben. Ich habe dir die Koordinaten der Pickel gegeben, damit du sie gezielt ausdrücken kannst.

Ich habe dir auch gesagt, wie die Pickel entstanden sind, damit du sie vermeiden kannst.

 

Peter

 

;D ;D ;D

 

Dann wird mich nichts mehr davon abhalten, meiner Heldin eine Pfirsichhaut anzudichten. ;)

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Hallo Andreas,

 

ein wenig neigst du aber schon zum Verallgemeinern, oder?  ;D

Grundsätzlich nicht, das sagen Alle.

 

Ich habe durchaus schon von Männern gehört, die Romantic Thriller gelesen haben und sie gut fanden. ;-)

Lass mich raten: es waren Friseure und Fußpfleger, oder?  :s22

 

Scherz beiseite, natürlich ist es eine Geschmacksfrage, und es gibt immer solche und solche. Nach wie vor denke ich aber, dass Männer und Frauen ein unterschiedliches Leseverhalten haben, und dass in von Männern geschriebenen Romanen (und von Männern gemachten Filmen) der obligatorische Loveinterests zu finden ist, hat vermutlich mit wirtschaftlichen Abwägungen und/oder den Wünschen der Verlage und Produzenten zu tun.

 

Wenn ich schlau wäre, würde ich anstreben, meine Leserschaft zu erhöhen, indem ich den Erwartungshaltungen derjenigen entspräche, die, wenn sie einen Mann und eine Frau im Roman vorfinden erwarten und hoffen, dass es eine entsprechende Romanze im Buch gibt.

Allein - ich bin eher arrogant als schlau, und wenn es nicht in die Geschichte gehört und der Handlung nichts nützt, dann sträubt sich mir alles.

 

Ist die Lösung, sich nur noch Geschichten auszudenken, in denen das "Mann und Frau kriegen sich" eine Notwendigkeit im Handlungsverlauf ist? Ich denke nicht, aber wer weiß, wie mir meine Lektorin noch den Kopf deswegen waschen wird... ;)

 

Andreas

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Hallo Andreas,

 

Lass mich raten: es waren Friseure und Fußpfleger, oder?  :s22

 

Mein Mann sagt dazu immer Strumpfhosenträger. ;D Aber nein, es waren tatsächlich ganz normale Männer. ;-)

 

Ich stimme dir grundsätzlich zu, dass Männer nicht so gerne über Liebe lesen. Was meiner Meinung nach auch viel mit Vorurteilen zu tun hat. Sie denken, 'solche' Romane müssen schnulzig ohne Ende sein, was meiner Meinung nach aber gar nicht sein muss. Natürlich gibt es auch Schmalz, aber es gibt durchaus auch viele Romantic Thriller, die absolut spannend, realistisch (von der Liebesgeschichte her) und gut geschrieben sind.

 

Ist die Lösung, sich nur noch Geschichten auszudenken, in denen das "Mann und Frau kriegen sich" eine Notwendigkeit im Handlungsverlauf ist? Ich denke nicht, aber wer weiß, wie mir meine Lektorin noch den Kopf deswegen waschen wird... ;)

 

Ich denke nicht, dass das eine Lösung wäre. Es bringt mir als Leser nichts, wenn der Autor sich dazu gezwungen fühlt, eine Liebesgeschichte mit einzubauen. Denn wenn der Autor nicht dahintersteht, wirkt so etwas immer nur wie gewollt und nicht gekonnt und macht damit auch keinen Spaß beim Lesen. Also schreib weiter das was du willst (und kannst) und überlass die Liebesgeschichten einfach denen, die es wollen und können. :-)

 

Viele Grüße,

 

Kokopelli

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Andreas, bei allem gebührlichem Respekt. Was Du da schreibst ist völliger Schwachsinn. Liebe ist ein sehr wichtiger Bestandteil des Lebens und sie kommt überall vor, im Krieg wie im Frieden, in guten wie in schlechten Zeiten, also kann ich sie auch in jeden Roman reinschreiben. Wer etwas mehr darüber lesen möchte, findet es in meinem Seminar under SEX auf: (Link ungültig)

Eins, scheint mir, habt Ihr alles ausser acht gelassen:

Er zog sie dicht heran.

Mit diesem Satz befindet sich der Leser in seiner Perspektive, mit nachfolgeden Sätzen ebenfalls.

Es war so gut, sie nach all den Monaten wieder zu spüren, das Gesicht in ihr weiches Haar zu drücken und ihren Duft wahrzunehmen. Wie hatte er sie vermisst...

Mit dem was jetzt kommt, wechselt die Autorin in die Perspektive der Frau. Das würde man heute nicht mehr akzeptieren.

Sie schaute zu ihm auf. Ihr Herz schlug heftig, ihre Knie waren weich, aber in ihren schönen Augen blitzte es.

Das ist der auktoriale Stil, der im 19-ten Jahrhundert weit verbreitet war und heute kaum noch Anwendung findet und aus dem Grund auch von den Lektoren in der Regel gnadenlos gestrichen wird.

Aber noch ein Wort zum Trivialen: Warum habt ihr damit Probleme? Folgenden Satz über eines meiner Bücher fand ich als Lob: ein gut geschriebener Trivialroman.

Befassen wir uns mal etwas näher mit Trivialliteratur

Vielfach ist dieses Wort gefallen, ein Wort, welches mir persönlich nicht besonders gefällt, aber eine Bezeichnung, die anscheinend wohl zur Literatur gehört. Also setzen wir uns mal mit diesem Wort auseinander.

Trivialliteratur

[lateinisch], eine untere Niveaustufe der Literatur; klischeehafte Darstellung der Wirklichkeit; die Grenzen zur Unterhaltungs- und zur Schundliteratur sind fließend. Die Trivialliteratur erhebt keine künstlerischen Ansprüche und ist auf Publikumswirksamkeit gerichtet. (Bertelsmann Lexikon).

Jedem Autor, der sein Werk als solches verrissen sieht, müsste also Schamesröte ins Gesicht steigen und ich kann mir vorstellen, dass er am liebsten tief in den Boden versinken würde.

Bevor ich diese Bertelsmann-Definition gelesen hatte, stand für mich Trivialliteratur immer für Unterhaltungsliteratur, die man Abends im Bett, in der Wanne oder im Urlaub am Strand liest, von der man sich unterhalten lässt. Ich wage zu behaupten, dass der überwiegende Teil der Leser gerade diese Literatur bevorzugt, Literatur, die unterhält, denn Zitat: ...die Publikumswirksam ist... Weiterhin wage ich zu behaupten, dass diese Art Literatur mit Schundliteratur nichts gemein hat, denn dann wären die Deutschen ja ein Volk von Deppen, denn meines Erachtens greifen über 90 % der Leser genau nach diese Art von Büchern, die die Regale und Buchständer geradezu überfluten. Ich könnte mir auch sehr gut vorstellen, dass der Begriff Trivialliteratur und die dazugehörige Definitionen aus lange zurück liegende Zeiten stammt und heute einfach nicht mehr zeitgemäß sind.

Nun hat mal jemand behauptet: Die Musketiere zum Beispiel würde ich als gehobene Trivialliteratur einstufen... Nehmen wir obige Definition, könnte man auch sagen, die Musketiere kann man als gehobene Schundliteratur einstufen, denn, Zitat Bertelsmann: untere Niveaustufe. Grenzen zur Unterhaltungs- und zur Schundliteratur sind fließend... Ich selber habe die Musketiere nicht gelesen, kann mir aber vorstellen, dass A. Dumas da weder Trivialliteratur noch Schund verfasst hat.

Meine Persönliche Meinung ist, dass man heute in Zeiten von Multimedia, das Wort Trivialliteratur ruhig zu den Akten legen kann. Die Zeiten der großen Literaten sind vorbei, was nicht heißen soll, dass es keine großen Schreiberlinge mehr gibt. Literatur hat heute einen ganz anderen Stellenwert, als an Multimedia noch gar nicht zu denken war. Die heutige Literatur, ich meine die, wie oben beschrieben, die zu tausenden in den Ständern stehen, kann m.E. nichts mit Trivialliteratur zu tun haben, denn: Trivialliteratur ist die Literatur, die nichts tut, außer den Erwartungen der Leser zu entsprechen. Sie erzählt nicht, wie das Leben ist, und nicht, wie der Autor denkt, dass das Leben besser wäre – sie erzählt wie der Leser sich das Leben träumt/wünscht. Sie eröffnet dem Leser keinen neuen Blick auf irgendwas und ist breit, alle Tatsachen (des Lebens, der Wissenschaft) zu verbiegen, nur um gelesen zu werden.

Ich habe eine ganze Menge Bücher gelesen, wo genau das nicht so war.

Was denn nun, frage ich mich. Welche Art Literatur ist das, was ich lese, mit dem der Badegast hier auf unserer Halbinsel zum Strand läuft, mit der meine Nachbarin in der Hängematte liegt, der Fluggast sich die Reisezeit verkürzt? Trivialliteratur? Sind denn das alles Idioten, weil sie sich diesen Schund gleich dutzendfach reinziehen? Ich meine nicht. Es ist einfach und allein Unterhaltungsliteratur, der Leser liest um sich zu unterhalten. Und man sollte aufhören alles in Normen und in DIN Vorschriften pressen zu wollen. Und wenn ich solche Unterhaltung zu Papier bringen kann, von der sich andere zu Hauff unterhalten lassen, dann habe ich gewonnen und mein Ziel erreicht, egal wer auch immer was und wie dazu verlauten lassen will...

Bleibt jetzt nur noch zu klären, was gute Unterhaltungsliteratur ausmacht. In erster Linie natürlich - wie es der Name schon sagt - gute Unterhaltung. Ich möchte als Konsument unterhalten werden, ich möchte mich weiterbilden können (man kann es tatsächlich, mit dieser ganz banalen Unterhaltungsliteratur). Und wenn sich mir neue Horizonte auftun und dann auch noch ein Aha-Effekt da ist, dann habe ich mich gut unterhalten. Ich habe auch nichts gegen Spannung einzuwenden und wenn da auch noch eine Prise Erotik vorkommt, umso besser. Und wenn mir dann ein Leser bescheinigt, dass er nie in den Versuch kam, ein paar Zeilen zu überspringen, dann habe ich gekonnt, was ich gewollt habe, nämlich Unterhaltungsliteratur zu schreiben...

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Hallo, Tin!

 

Er zog sie dicht heran. Es war so gut, sie nach all den Monaten wieder zu spüren, das Gesicht in ihr weiches Haar zu drücken und ihren Duft wahrzunehmen. Wie hatte er sie vermisst...

Sie schaute zu ihm auf. Ihr Herz schlug heftig, ihre Knie waren weich, aber in ihren schönen Augen blitzte es. "Bekommst du eigentlich immer alles, was du dir wünschst?" Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, während sie in seinem Blick nach einer Antwort suchte.

"Nein", erwiderte er und grinste sie auf seine jungenhafte Art an. "Aber ich weiß, wofür es sich zu kämpfen lohnt."

Sein Kuss war lange und zärtlich, und sie spürte, dass es nun gut sein würde. Endlich.

Tin, du darfst mich gerne auspeitschen, aber du hast wirklich jede Platitüde und jedes Signalwort ausgewalzt: Herzklopfen, weiche Knie, schöne Augen, weiches Haar, jungenhaft, zärtlich ... Peter D. hat schon recht mit seiner Diagnose.

Wenn es zur Sache gekommen wäre, hätten wir sicher auch noch die Pfirsichhaut der Schenkel, den dreieckigen Flaum und die Liebesgrotte zu lesen bekommen. ::)

 

Natürlich laufen Liebesszenen, ob mit oder ohne Sex, Gefahr, trivial oder peinlich zu klingen. Das liegt einfach daran, daß wir als Autoren auch Personen mit solchen Bedürfnissen sind und nur schwer Distanz schaffen können zu unseren eigenen Bedürfnissen.

 

Tin, anstatt zwischen den Köpfen deiner Figuren zu springen, hättest du die Szene erstmal aus jeder der beiden Perspektiven einzeln erarbeiten sollen: Was denkt, fühlt, sagt, tut diese Person in dieser Situation wirklich?

Und wenn es für jede von beiden stimmt, dann gestalte die endgültige Fassung der Szene -- nicht aus dem Bauch heraus, sondern wirklich gestaltet! Dann erst kannst du dich auch entscheiden, aus welcher Perspektive das geschehen besser wirkt, für welche Figur die Szene im Folgenden von größerer Bedeutung sein wird.

 

Vielleicht kannste damit ja was tun. :)

 

Liebe Grüße,

 

Iris

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Bleibt jetzt nur noch zu klären' date=' was gute Unterhaltungsliteratur ausmacht. In erster Linie natürlich - wie es der Name schon sagt - gute Unterhaltung. Ich möchte als Konsument unterhalten werden, ich möchte mich weiterbilden können (man kann es tatsächlich, mit dieser ganz banalen Unterhaltungsliteratur). Und wenn sich mir neue Horizonte auftun und dann auch noch ein Aha-Effekt da ist, dann habe ich mich gut unterhalten.[/quote']

Das wäre schön! Ach, wär das schön! Aber über 90% der gesamten "Unterhaltungsliteratur" tut das eben nicht. Es ist nahezu immer ein bunt bemalter Zug, der die Leute zwar an dem Bahnhof abholt, an dem sie stehen, sie aber nirgendwo hinbringt, sondern unter dem Abspielen der üblichen Supermarktsmusik auf Sichtweite besagten Bahnhof umkreist!

 

Die passendsten Beispiele sind Liebesromane.

Auch wenn Marte mir gleich wieder an die Gurgel springt: Liebesromane werden ja vor allem für "weiblich denkende/empfindende" Frauen verfaßt. Im Resultat werde ich allerdings den Eindruck nicht los, daß es sich bei dieser Zielgruppe um Frauen handelt, die keineswegs romantisch sind, sondern schlichtweg "pragmatisch" mit einer sentimentalen Ader, die sie bei der Lektüre "kathartisch" austoben.

Wenn man 250 Seiten lang miterleben durfte, wie eine völlig unglaubwürdige "Prinzessin der Gewöhnlichkeit" durch einen bunten Irrgarten stolpert und dabei gelegentlich von ihrem "Prinz Charming" saftig gedingselt wird, dann läßt sich der Alltag mit Wäschebergen, quengelnden Kindern, Schlangestehen an der Supermarktkasse und 20-Minuten-Sex am Freitagabend halt besser durchstehen. So turbulent es in der Schmonzette auch zugehen mag, die Moral von der Gschicht ist dieselbe wie die, die man selbst mehr oder weniger zufrieden lebt. ;D

 

In solchen Romanen wird auf höchst konservative Weise das Weltbild der Leserinnen bestätigt. Nur, daß die Blitzmädels von heute nicht mehr bei der Wehrmacht funken, sondern in Werbeagenturen durch die Flure trippeln oder mehr oder weniger erfolglos Papier vollzeichnen oder ihre alleinerzogenen süßen Töchterlein und witzigen Prinzlein zur Schule fahren und wieder abholen. Im Grunde sind die Heldinnen Mädchen, die in Erwartung des Traumprinzen Mädchenbeschäftigungen nachgehen.

Das Ganze gewürzt mit ein bißchen Sex (ca. alle 50 S.), was dem Ganzen einen progressiven Anstrich geben soll -- in wirklichkeit ist die "freie Liebe" heute in den Köpfen als Ventil schon längst etabliert.

 

Mit Realität hat das Ganze nichts zu tun, mit überhöhter Realität schon gleich gar nicht. Denn normalerweise welken solche Mädchen »wie Schirme und Nelken liegengelassen in Vorzimmern« ...

(Ratespiel: Von wem stammt das Zitat -- Petra, du mußt das wissen! ;D)

 

Liebe Grüße,

 

Iris

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