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(AlexanderH)

Georg Diez: Warum Literaturpreise sinnlos sind.

Empfohlene Beiträge

Ich finde den Artikel außergewöhnlich dumm und undifferenziert. 

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Ich finde den Artikel außergewöhnlich dumm und undifferenziert. 

Ich muss Jueb hier zustimmen, auch wenn ich es mit anderen Worten gesagt hätte. Es kommt mir so vor, als wolle sich hier nur der Autor profilieren und sich als "Kenner" der Literaturlandschaft darstellen. Einer, der von "richtiger" Literatur eben Ahnung hat.

 

LG Cornelia

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Wenn Georg Diez' Kommentar wenigstens gut geschrieben wäre ... 

Diez wirft dem Literaturbetrieb (wer immer das ist) etwas vor, was seinen Kommentar in besonderem Maße kennzeichnet: Selbstgefälligkeit.

"Wir sind die Wahrheit", Jugendbuch, Dressler Verlag 2020;  Romane bei FISCHER Scherz: "Die im Dunkeln sieht man nicht"; "Die Nachtigall singt nicht mehr"; "Die Zeit der Jäger"

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Ich bin kein Kenner dieser Art von Literaturbetrieb, auch nicht der Bachmann-Veranstaltungen. Ich lese aber gerne die Kommentare von Georg Diez. Er kritisiert hier ja nicht die Literatur, sondern die Juries, beziehungsweise den Sinn solcher Veranstaltungen an sich. Ob er recht hat, kann ich nicht beurteilen. Aber man sollte den Artikel nicht pauschal und ohne Begründung abtun, nur weil er es wagt, eine Heilige Kuh zu kritisieren.

 

Als Beispiel für seine Kritik bezieht er sich auf den Umgang der Jury mit Ronja von Rönnes Beitrag. Ich habe mir ihre Lesung angehört und auch die Jurydiskussion danach. Ich fand ihren Text sehr gut, das inhaltlose Gerede der Jurymitglieder aber ziemlich unterirdisch. Ich hatte auch den Eindruck, die haben gar nicht verstanden, was die junge Autorin überhaupt ausdrücken will. Ja, sie kritisiert die Klischees der modernen Gesellschaft auf eine etwas coole, arrogante Art (d.h. ihre Figur tut das), dahinter verbirgt sich aber die existenzielle Angst eines jungen Menschen, der noch nicht weiß, was er will und wie er in dieser Leistungsgesellschaft leben und überleben will. Listenmachen, produktiv sein, aber was genau und wozu? Und wer bin ich überhaupt? Dazu Gedanken über Tod und Selbstmord vor der Leere der Klischees der modernen Welt. Und ein bisschen Verständnis wollen und Geliebt werden, obwohl nur versteckt.

 

Diese Elemente des Textes sind aber von den Jury-Mitgliedern kein einziges Mal erwähnt worden. Die fühlten sich entweder an Salinger erinnert oder mussten die Arroganz des Textes kritisieren oder das ist Coming of Age, das kennen wir ja alles schon. Für mich waren diese Kommentare völlig daneben und von beeindruckender Banalität und Belanglosigkeit. Und mir hat die junge Autorin eigentlich leid getan.

 

Zumindest an diesem Beispiel gemessen muss ich Georg Diez leider recht geben. :)

Bearbeitet von Ulf Schiewe

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Diez wirft dem Literaturbetrieb (wer immer das ist) 

eben ... genau das ist es ... Eine angebliche Elite, die meint sich über alles und jeden stellen zu können. Ist schon ein wenig widerlich, wenn sich da ein paar Leutchen hinstellen und alle anderen für dumm erklären wollen. 

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In dem Artikel von Diez werden mehrere Aspekte angesprochen. Erstens die Verleihung von Literaturpreisen.

 

Ich freue mich immer, wenn Kollegen Preise bekommen, die sie motivieren, die ihre Arbeit würdigen und die sie auch finanziell unterstützen. In Klagenfurt werden jedes Jahr vier Geldpreise verliehen. Wie schön dass diese Schriftsteller dadurch etwas Luft haben, weiter zu schreiben! Wollen wir allen Ernstes die Verleihung solcher Kulturpreise abschaffen?

 

Zweitens wird von Diez behauptet, die Jury in Klagenfurt sei unfähig, "richtige" Urteile zu fällen und das, obwohl die Besetzung der Jury immer wieder auch wechselt. Darunter waren/sind Literaturkritiker und Literaturwissenschaftler wie zum Beispiel Reich-Ranicki, Iris Radisch, Ursula März oder auch Autoren wie Thomas Hettche, Robert Schindel, Burkhard Spinnen. (Nebenbei gefragt: wer soll sonst in einer solchen Jury sitzen? Meine Mutti? )  

 

Welche Argumente führt Diez ins Feld? Er nennt zwei Autoren, die in Klagenfurt keinen Preis bekommen haben und die es seiner Meinung nach verdient hätten und leitet daraus das grundsätzliche Versagen der Jury ab. Der Bachmann-Preis wird seit 1977 verliehen, dass in den 38 Jahren auch einmal Fehlurteile getroffen wurden, sofern es welche waren, ist doch logisch. Welche Jury ist unfehlbar? Man sollte sich aber einmal die Liste der ausgezeichneten Autoren anschauen und wird feststellen, wie oft die Jury Autoren gezeichnet hat, die tatsächlich mit ihrem Schreiben Bestand haben. Rönne würde meiner Meinung nach nicht dazu gehören, auch wenn sie einen Preis gewonnen hätte, ich fand ihren Text sehr schlecht, ich fand die Argumente der Jury nachvollziehbar. 

 

Dass sich da "ein paar Leutchen hinstellen und alle anderen für dumm erklären wollen", habe ich zumindest in diesem Jahr nicht so empfunden. Von den 14 gelesenen Texten wurden eigentlich nur drei oder vier eher kritisiert bzw. von der Mehrzahl der Juroren verrissen, die anderen Texte wurden sehr gelobt.

 

Der Bachmann-Preis knüpfte damals an die "Gruppe 47" an, wo lebhaft über vorgelesene Literatur gesprochen, debattiert und auch gestritten wurde. So viele Preise werden im Kulturbereich vergeben, doch in der Regel tagt die Jury im Verborgenen, der Bachmann-Preis ist da anders: die Jury tagt öffentlich, es wird vor laufender Kamera argumentiert, das schafft Transparenz, und auch die Juroren haben einen Ruf zu verlieren. Eigentlich würde ich mir das häufiger im Kulturbetrieb wünschen, dass solche Diskussionen öffentlich geführt werden. Und ich muss sagen: ich fand die Juroren haben in diesem Jahr sehr gut argumentiert, ich habe mir alle Juryrunden im Internet angesehen .

 

Was ich am Bachmann-Preis kritisieren würde, ist wie die Auswahl der eingereichten Texte zustande kommt. Aber dass in Klagenfurt lebendig und für mich unheimlich anregend (auch für das eigene Schreiben) über Literatur und zumeist interessante Texte gesprochen und gestritten wird, steht für mich außer Frage. Aber das ist natürlich eine persönliche Meinung.

 

LG

jueb

Bearbeitet von jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Jueb, ich kann deine Ausführungen uneingeschränkt unterschreiben. Und was du da über die Auswahl der Autoren andeutest, möchte ich noch einmal etwas genauer betrachten. Wolfgang Tischer hat in einem seiner Podcasts über Klagenfurt (die ich sehr schätze, ebenso wie seine Twitter-Beiträge) gesagt, dass es quasi jeder Autor schaffen kann (theoretisch), dorthin eingeladen zu werden. Definitiv kann es aber nur einer, der eine Empfehlung eines Verlages vorweisen kann, was ja schon mal eine ziemliche Hürde ist, da man davon ausgehen kann, dass Verlagsautoren eben doch bereits in einer anderen Liga spielen als Autoren, die eben - aus welchen Gründen auch immer - noch keinen Verlag gefunden haben.

 

De facto ist es aber so, dass Verlage Klagenfurt weitestgehend als Promotion für ein bereits in Arbeit befindliches Buch benutzen. Wogegen auch nichts spricht. Aber man sollte nicht so tun, als habe der unbekannte Autor auch nur die geringste Chance, dort eingeladen zu werden.

 

Und was die Annahme betrifft, die vorgelesenen Texte wären von keinem Profi - Lektor bzw. Juror - geschliffen worden, fühle ich mich durch die Aussage der Gewinnerin, die sie in einem Interview mit Wolfgang Tischer gemacht hat, dass der Lektor eben den Text vorher noch überarbeitet hat, in meiner Annahme bestätigt, dass dem eben nicht so ist. Denn jeder Juror hat ja das Ziel, dass SEINE Autorin gewinnt, also wird er schon auch Einfluss auf den Text nehmen. Damit er bessere Aussichten hat. Das alles finde ich nicht so toll, Transparenz hin oder her.

 

Aber das hat nichts damit zu tun, dass Literaturpreise wichtig für das Überleben der Autoren sind und nicht als unsinnig verteufelt werden sollten.

 

LG Cornelia

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Als Beispiel für seine Kritik bezieht er sich auf den Umgang der Jury mit Ronja von Rönnes Beitrag. Ich habe mir ihre Lesung angehört und auch die Jurydiskussion danach. Ich fand ihren Text sehr gut, das inhaltlose Gerede der Jurymitglieder aber ziemlich unterirdisch. Ich hatte auch den Eindruck, die haben gar nicht verstanden, was die junge Autorin überhaupt ausdrücken will. Ja, sie kritisiert die Klischees der modernen Gesellschaft auf eine etwas coole, arrogante Art (d.h. ihre Figur tut das), dahinter verbirgt sich aber die existenzielle Angst eines jungen Menschen, der noch nicht weiß, was er will und wie er in dieser Leistungsgesellschaft leben und überleben will. Listenmachen, produktiv sein, aber was genau und wozu? Und wer bin ich überhaupt? Dazu Gedanken über Tod und Selbstmord vor der Leere der Klischees der modernen Welt. Und ein bisschen Verständnis wollen und Geliebt werden, obwohl nur versteckt.

 

Diese Elemente des Textes sind aber von den Jury-Mitgliedern kein einziges Mal erwähnt worden. Die fühlten sich entweder an Salinger erinnert oder mussten die Arroganz des Textes kritisieren oder das ist Coming of Age, das kennen wir ja alles schon. Für mich waren diese Kommentare völlig daneben und von beeindruckender Banalität und Belanglosigkeit. Und mir hat die junge Autorin eigentlich leid getan.

 

Zumindest an diesem Beispiel gemessen muss ich Georg Diez leider recht geben. :)

Danke, Ulf. Ich dachte schon, ich bin der einzige, der das so sieht. :)

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Aber das hat nichts damit zu tun, dass Literaturpreise wichtig für das Überleben der Autoren sind und nicht als unsinnig verteufelt werden sollten.

Dann sollte man ein Autoren-Förder-Programm ins Leben rufen oder mehr Stipendien geben. Je mehr Förderung, umso besser, aber dieses selbstgefällige, arrogante Hoch-Literatur-Gelabere der Jury wie bei Ronja von Rönne ist auf seine Art nichts anderes als Dieter-Bohlen-Niveau bei DSDS. Da will sich der Juror ins Rampenlicht stellen und nicht den Autor fördern.

 

Kritik ist völlig ok, aber in einem solchen Format erwarte ich etwas besseres.

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 Definitiv kann es aber nur einer, der eine Empfehlung eines Verlages vorweisen kann, was ja schon mal eine ziemliche Hürde ist, da man davon ausgehen kann, dass Verlagsautoren eben doch bereits in einer anderen Liga spielen als Autoren, die eben - aus welchen Gründen auch immer - noch keinen Verlag gefunden haben.

 

De facto ist es aber so, dass Verlage Klagenfurt weitestgehend als Promotion für ein bereits in Arbeit befindliches Buch benutzen. Wogegen auch nichts spricht. Aber man sollte nicht so tun, als habe der unbekannte Autor auch nur die geringste Chance, dort eingeladen zu werden.

 

Und was die Annahme betrifft, die vorgelesenen Texte wären von keinem Profi - Lektor bzw. Juror - geschliffen worden, fühle ich mich durch die Aussage der Gewinnerin, die sie in einem Interview mit Wolfgang Tischer gemacht hat, dass der Lektor eben den Text vorher noch überarbeitet hat, in meiner Annahme bestätigt, dass dem eben nicht so ist. Denn jeder Juror hat ja das Ziel, dass SEINE Autorin gewinnt, also wird er schon auch Einfluss auf den Text nehmen. Damit er bessere Aussichten hat. Das alles finde ich nicht so toll, Transparenz hin oder her.

 

 

Hallo Cornelia,

 

in den ersten Punkten gebe ich dir Recht - diese Dominanz der Verlage und besonders bestimmter, eher großer Verlage...

 

Bei letzterem Einwand bin ich skeptisch. Zum einen ist es ja zunächst einfach mal eine Vermutung, dass du glaubst, die Juroren würden den vorgelesenen Text, den sie vorschlagen, redigieren oder lektorieren. Wissen wir das? Ich kann mir das ehrlich gesagt kaum vorstellen. Abgesehen davon denke ich, dass Autoren-Persönlicheiten nicht jede Veränderung an ihrem Text einfach mitmachen. Und die Autoren, die in Klagenfurt lesen, kommen mir in der Regel absolut gestanden und eigenwillig - im guten Sinne vor.

 

Herzlichst

jueb

Bearbeitet von jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Wenn es noch so ist, wie vor ein paar Jahren, dann hat ganz sicher nicht der Juror den Text lektoriert. Oft fragt die entsprechende Agentur einen Verlagslektor (vorzugsweise bei dem Verlag, bei dem der Text auch erscheinen soll oder könnte, falls es ein Auszug ist) wegen eines Empfehlungsschreibens. Das heißt, dass sich Autor/Autorin und Lektor/Lektorin unter Umständen zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal kennen. Oder die Agentur erstellt selbst ein Empfehlungsschreiben. Vermutlich kann und wird es auch sein (auf jeden Fall war es schon so :)), dass ein Juror direkt einen Autor/Autorin anspricht, aber ehrlich gesagt, kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Juror (Kritiker, nicht Lektor) einen Text lektoriert.

Zum RTL-Niveau kann ich nur sagen: es gibt gewisse, geringfügige Unterschiede, was zB Sprache, moralische Integrität, emotionale und anderweitige Intelligenz, Erziehung betrifft (Achtung, Ironie, aber ohne Smiley) Und es ist ja ein schöner Gedanke, dass allgemein mehr gefördert werden soll, trotzdem kann eben auch nicht jeder gefördert werden, so ist es eben bei Wettbewerben und bei Stipendien.

Claudia

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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Aber das hat nichts damit zu tun, dass Literaturpreise wichtig für das Überleben der Autoren sind und nicht als unsinnig verteufelt werden sollten.

Dann sollte man ein Autoren-Förder-Programm ins Leben rufen oder mehr Stipendien geben.

Aber Alexander, welches Autorenförderprogramm kommt denn ohne Jury aus? Da bewerben sich manchmal Hunderte von Autoren auf drei oder fünf Plätze. Der einzige Unterschied ist, dass die Jurys dort nicht öffentlich diskutieren, ihre Entscheidungen nur intern begründen müssen und es damit viel mehr Spielraum für Klüngel gibt.

 

Ansonsten hat jueb bereits so viel Kluges und Richtiges zum Bachmannwettbewerb geschrieben, dass ich es mir leicht machen und ihm einfach zustimmen kann.

 

Der Text von Ronja von Rönne hat mich persönlich überhaupt nicht überzeugt, ich möchte dazu hier aber nicht viel sagen. Die Jury-Diskussion zu dem Text habe ich mir nicht angehört, viele andere Diskussionen aber schon, und wie jueb fand ich sie eigentlich durchweg anregend. Und eine Jury, die sich nicht traut zu kritisieren, wäre nun wirklich zu gar nichts gut.

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@BarbaraS: Es geht nicht um die Existenz einer Jury, es geht um das öffentliche an den Pranger stellen bzw. die Art wie dies im genannten Fall gemacht wurde.

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Na so schlecht ist der Text von Ronja von Rönne nicht. Ein Jury-Mitglied hat ihn ja auch vorgeschlagen und verteidigt. Aber abgesehen vom Text fand ich die Beurteilungen der Jury ziemlich schwach. Die gingen für mich am Text vorbei und verloren sich zum Teil im Bemäkeln von Kleinigkeiten oder intellektuellem Gelaber. Da hatte ich von "Bachmann" etwas mehr Substanz erwartet. Aber es war ja nur ein einziges Beispiel. Vielleicht waren die anderen Lesungen und Beurteilungen besser.

 

Was die Vorgehensweise betrifft. Ja, Transparenz ist zweifellos vorhanden. Aber da sitzt der arme Mensch und wird von diesen Richtern zusammengefaltet. Erinnert mich ein bisschen an die intellektuelle Version von "Deutschland sucht den Superstar". :)

 

Nichts gegen Förderung von jungen Talenten. Und natürlich können da Preisverleihungen nützlich sein. Nur, was dabei gelegentlich an Gewinnern gekrönt wird, da muss man sich als Unbedarfter schon wundern. Und das ist ja sogar bei Nobelpreisträgern der Fall. Viel hängt natürlich von der Zusammensetzung der Jury ab, sodass man den Eindruck bekommt, es handelt sich doch eher um persönliche Geschmacksache (oder auch Politik) statt um eine möglichst objektive Beurteilung. Und wenn das der Fall ist, mindert es natürlich den Wert solcher Veranstaltungen.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Der regelmäßig wiederkehrende Vorwurf, beim Bachmann-Wettbewerb würden Autoren "an den Pranger gestellt" oder es würde dort eine Elite verkünden, was gut oder schlecht sei (und andere damit für dumm erklären), kommt m. E. in der Regel von Leuten, die den Wettbewerb selbst nicht verfolgen, sondern nur solche Kommentare lesen wie den von Diez. Denn nur selten herrscht über Texte Einigkeit in der Jury, meist wird sogar heftig gestritten. Neben den Texten ist ja gerade das der Reiz und Zweck der Veranstaltung: vorzuführen, wie Literaturkritik funktioniert, wie die Urteile zustande kommen, die durchaus auch einmal Fehlurteile sein können.

 

Georg Diez schreibt, man habe Ronja von Rönnes Text vorgeworfen, er bringe nur Altbekanntes, aber das könne man ihr nicht vorwerfen, weil die Literatur ja stets nur Altbekanntes bringe, dann hat er eben nur zur Hälfte Recht. Die Themen sind immer die gleichen, das ist wahr, aber die Autorin hat ihr Thema auf auf altbekannte Weise gebracht. Denn das ist es ja, was die alten Themen neu macht, und die Themen selbst sind noch nicht literarisch, nur ihre Machart kann es sein.

 

Die m. E. wirklich tragische Figur im diesjährigen Wettbewerb war nicht Ronja von Rönne, sondern Teresa Präauer. Sie hat einen fulminanten, witzigen, originellen Text geschrieben, war in fast allen Abstimmungen aber immer nur zweite und ging am Ende leer aus.

 

Andreas

"Wir sind die Wahrheit", Jugendbuch, Dressler Verlag 2020;  Romane bei FISCHER Scherz: "Die im Dunkeln sieht man nicht"; "Die Nachtigall singt nicht mehr"; "Die Zeit der Jäger"

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 Definitiv kann es aber nur einer, der eine Empfehlung eines Verlages vorweisen kann, was ja schon mal eine ziemliche Hürde ist, da man davon ausgehen kann, dass Verlagsautoren eben doch bereits in einer anderen Liga spielen als Autoren, die eben - aus welchen Gründen auch immer - noch keinen Verlag gefunden haben.

 

De facto ist es aber so, dass Verlage Klagenfurt weitestgehend als Promotion für ein bereits in Arbeit befindliches Buch benutzen. Wogegen auch nichts spricht. Aber man sollte nicht so tun, als habe der unbekannte Autor auch nur die geringste Chance, dort eingeladen zu werden.

 

Und was die Annahme betrifft, die vorgelesenen Texte wären von keinem Profi - Lektor bzw. Juror - geschliffen worden, fühle ich mich durch die Aussage der Gewinnerin, die sie in einem Interview mit Wolfgang Tischer gemacht hat, dass der Lektor eben den Text vorher noch überarbeitet hat, in meiner Annahme bestätigt, dass dem eben nicht so ist. Denn jeder Juror hat ja das Ziel, dass SEINE Autorin gewinnt, also wird er schon auch Einfluss auf den Text nehmen. Damit er bessere Aussichten hat. Das alles finde ich nicht so toll, Transparenz hin oder her.

 

 

Hallo Cornelia,

 

in den ersten Punkten gebe ich dir Recht - diese Dominanz der Verlage und besonders bestimmter, eher großer Verlage...

 

Bei letzterem Einwand bin ich skeptisch. Zum einen ist es ja zunächst einfach mal eine Vermutung, dass du glaubst, die Juroren würden den vorgelesenen Text, den sie vorschlagen, redigieren oder lektorieren. Wissen wir das? Ich kann mir das ehrlich gesagt kaum vorstellen. Abgesehen davon denke ich, dass Autoren-Persönlicheiten nicht jede Veränderung an ihrem Text einfach mitmachen. Und die Autoren, die in Klagenfurt lesen, kommen mir in der Regel absolut gestanden und eigenwillig - im guten Sinne vor.

 

Herzlichst

jueb

 

Ich habe das auch erst dieses Jahr explizit von einer Autorin im Interview gesagt gehört. Weiß nur leider nicht mehr welche und wer das Interview gemacht hat, aber ich glaube, es war in einem der Podcasts von W. Tischer. Mich hat das ja selbst erstaunt. Allerdings habe ich mich das schon die Jahre vorher immer gefragt, ob das nicht so läuft, so im Sinne von: Der Text ist ja gut, aber hier müsstest du noch ein bisschen...

 

LG Cornelia

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@BarbaraS: Es geht nicht um die Existenz einer Jury, es geht um das öffentliche an den Pranger stellen bzw. die Art wie dies im genannten Fall gemacht wurde.

Also ich habe den gesamten Preis im TV verfolgt, wirklich alle Tage, und ich fand die Jury in diesem Jahr - im Gegensatz zu manch anderem vorher - sehr zahm. Ich fand überhaupt nicht, dass da jemand an den Pranger gestellt wurde.

 

LG Cornelia

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Was die Vorgehensweise betrifft. Ja, Transparenz ist zweifellos vorhanden. Aber da sitzt der arme Mensch und wird von diesen Richtern zusammengefaltet. Erinnert mich ein bisschen an die intellektuelle Version von "Deutschland sucht den Superstar". :)

 

 

Diese Autoren wussten vorher, was auf sie zukommt, es ist jedes Jahr dieselbe Diskussion.

 

LG Cornelia

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Was die Vorgehensweise betrifft. Ja, Transparenz ist zweifellos vorhanden. Aber da sitzt der arme Mensch und wird von diesen Richtern zusammengefaltet. Erinnert mich ein bisschen an die intellektuelle Version von "Deutschland sucht den Superstar". :)

 

 

Diese Autoren wussten vorher, was auf sie zukommt, es ist jedes Jahr dieselbe Diskussion.

 

LG Cornelia

 

 

Natürlich. Bei Dieter Bohlen wissen die Leute es ja auch. :)

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Und dieses unsägliche Bohlen-Argument wird auch immer wieder neu aufgetischt. Im Gegensatz zu Bachmannpreisteilnehmern wissen RTL und RTL2- Castingshow-oder-Schlimmeres-Teilnehmer eben nicht, worauf sie sich einlassen. Manche sind intellektuell nicht dazu in der Lage. Andere wissen vielleicht, dass es hämisch, dumm, nicht analytisch und moralisch fragwürdig zugeht ("du bist schlecht. Das ist zum Kotzen. Hast du in die Hose gemacht?" Alles gehört in der einzigen Staffel DSDS, die ich mir ansgeschaut habe), aber ahnen trotzdem noch nicht, dass ihre Beiträge auseinandergeschnitten, verfremdet, mit verhöhnender Musik unterlegt, endlos wiederholt werden - natürlich in den peinlichsten Momenten.

Ich finde nicht, dass man diesen menschenverachtenden Zirkus mit einem Literaturpreis vergleichen kann/sollte, bei dem auf offener Bühne, vor Live-Publikum ausfühlich diskutiert und argumentiert wird.
(He, weisstu, was is Argument? Coole neue Waffe oder was? Voll korrekt, willisch auch.)

Claudia

 

PS Und stimmt, Andreas, den Text von Prälauer fand ich auch sehr gut, es ist schade, dass sie damit so knapp an jedem Preis vorbeigegangen ist.

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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Der Artikel von Herrn Diez ist in meinen Augen anmaßend und beleidigend. Seine Wortwahl diskreditiert ihn für mich als vertrauenswürdige Quelle. Das ist keine Auseinandersetzung mit dem Sinn oder Unsinn von Literaturpreisen, sondern ein Pamphlet, ein wütender, frustrierter Rundumschlag. Insofern stimme ich jueb absolut zu und füge hinzu: Herr Diez, lassen Sie das Schreiben sein, es kommt nur unsäglicher Spiegel-Zerstörungsjournalismus dabei heraus. Da lese ich doch lieber die Bild-Zeitung. Die ist wenigstens ehrlich blöd.

 

LG

MArtin

_________________________________________________

www.martinconrath.de

Jede Art des Schreibens ist erlaubt - nur nicht die langweilige (Voltaire)

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@BarbaraS: Es geht nicht um die Existenz einer Jury, es geht um das öffentliche an den Pranger stellen bzw. die Art wie dies im genannten Fall gemacht wurde.

Jetzt habe ich mir die Jury-Diskussion doch noch angeschaut, und ehrlich, ihr Lieben: Ich verstehe euch nicht. Die einzige harsche Kritik kommt von Meike Feßmann; danach ist das doch ein einziges gutwilliger Stärken-Suchen. Ich würde ja zustimmen, wenn ihr sagt, dass dies keine Glanzstunde der Jury ist – vor allem, weil es fast ausschließlich um Inhalte geht, um die Frage, was "diese Generation" will oder nicht will und wie das zu den Ausbruch-Wünschen früherer Jahrgänge steht. Aber "an den Pranger stellen"?? Das ist mir absolut unverständlich.

 

Und außerdem: Wer schreibt, um gelesen zu werden, begibt sich nun mal an die Öffentlichkeit. Jeder Hansel kann herkommen und eine Ein-Sterne-Rezension verzapfen und das mit unterirdischen Nicht-Argumenten begründen. Auf jeder Lesung kann jemand aufstehen und sagen, solches banale (oder moralinsaure oder von Fehlern strotzende) Geschreibe wolle er nicht noch mal hören. Beim Bachmannpreis stehen zumindest auch die Juroren in der Öffentlichkeit, müssen sich bewähren und mit dem alljährlichen Jury-Bashing klarkommen. Gerade in diesem Jahr hatte ich wieder den Eindruck, dass sie sehr viel Klugheit, Wissen und Engagement in die Diskussionen eingebracht und eigentlich auch immer nach den Stärken von Texten gesucht haben. Ob man das auch von Dieter Bohlens Auftritten sagen konnte, entzieht sich meiner Kenntnis.

Bearbeitet von BarbaraS
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Danke auch dir, Barbara, dass du dieselbe Meinung vertrittst wie ich. Auch ich verstehe den Vorwurf des "an den Pranger stellens" nicht, wie in meinem Beitrag weiter vorn schon ausgeführt.

 

LG Cornelia

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