Zum Inhalt springen
Holger

Tatort - Preis des Lebens, So., 25.10.

Empfohlene Beiträge

Boah, Holger, danke, dass du dir soviel Mühe gemacht hast mit dem Antworten. Deine Erklärung für die Folterszene und die Weiterentwicklung der Technik ist absolut einleuchtend. Und versprochen: auch wenn ich normalerweise keine Krimis kucke, deine werde ich weiter anschauen. Beste Grüße, Barbara

Jedenfalls bleibt die Tatsache, dass es im Leben nicht darum geht, Menschen richtig zu verstehen. Leben heißt, die anderen misszuverstehen ... Daran merken wir, dass wir am Leben sind: wir irren uns. (Philip Roth)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo, Cornelia.

 

Es hängt von der Art der Verfremdung ab. Beim "klassischen" Verpixeln legt man eine Art Gitter über das Bild oder Teile davon und ersetzt in jeder Gitterzelle den dortigen Inhalt - simpel gesagt - durch den Durchschnittswert der Farbwerte aller enthaltenen Pixel. Wenn eine solche Kachel (Gitterzelle) vorher beispielsweise 4 x 4 Pixel enthielt, die insgesamt 16 Farbwerte repräsentierten, enthalten alle 16 Kacheln nach der Verfremdung den gleichen Farbwert, nämlich jenen, der sich als Durchschnitt (auch simpel gesagt) aus den 16 Einzelwerten ergab. Üblicherweise wählt man deutlich größere Kacheln. Ein solcher Effekt schien auch in den Videosequenzen verwendet zu sein, die in der "Tatort"-Folge zu sehen waren. Hier gibt es meines Wissens keinen Rückweg: Ich hatte vorher die Einzelwerte 0,1,2,3,4,5,6,7,8,9,10,11,12,13,14 und 15 und habe danach nur noch 16 Achten. Aus denen kann ich nicht mehr die Einzelwerte errechnen, weil es sehr, sehr viele Möglichkeiten gibt, um auf diesen Durchschnittswert zu kommen. Man senkt quasi die Auflösung des Bildes sehr drastisch, und dieser Verlust kann nicht mehr ausgeglichen werden.

Anders verhält sich das, wenn man eben andere Verfremdungsalogrithmen anwendet, beispielsweise Unschärfefunktionen oder Verzerrungseffekte. Wenn man weiß oder erkennt, welcher Effekt/Algorithmus angewendet wurde, kann man eine Annäherung an das Original durchaus errechnen. Wer ein iPhone oder iPad hat, besitzt automatisch "Photo Booth". Das ist eine Verfremdungssoftware. Die dort verfügbaren Effekte "Quetschen", "Wirbeln", "Strecken" und "Röntgen" kann man mit wenig Mühe zurückrechnen. Es wird nicht mehr genau das Original entstehen, weil auch hier Teile der ursprünglichen Bildinformationen fehlen, aber in etwa dürfte man es hinbekommen.

 

Ähnlich verhält es sich mit den Bildern in schlechter Auflösung (etwa aus Überwachungskameras), die in Krimis immer wieder "hereingezoomt" werden. Eine Information, die ich nicht habe, kann ich auch nicht errechnen - ich kann aus 600 x 400 nicht 1200 x 800 machen. Pixel enthalten nur Informationen über sich selbst, nicht über ihre (ehemaligen) Nachbarn. Man kann über solche Bilder diverse Funktionen laufen lassen, die etwas mehr Schärfe und Kontur generieren, aber ein Kopf rechts oben in der Ecke, der ganze 50 Pixel beansprucht, wird nie zum hochauflösenden Fahnungsfoto, das den Gesuchten zeigt.

 

Edit: Dazu auch das hier (Link). In diesem Text geht es auch um die fraglichen verfremdeten Fotos, die so zurückgerechnet wurden, dass man die Täter erkennen konnte:

http://www.welt.de/wissenschaft/article11840455/Verpixelt-verfremdet-aber-noch-immer-zu-erkennen.html

 

Herzlich,

Tom

Bearbeitet von Tom Liehr
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Holger,

 

ich habe den auch gesehen - und eines vorweg:

 

Da ich noch nichts veröffentlicht habe, steht es mir aus Autorensicht nicht wirklich zu, einen "Tatort" mit Millionen

Zuschauern zu kritisieren. Darum sieh das bitte eher als Kritik von einem Zuschauer, der seit Jahren gerne

Krimis guckt.

 

Die "vermeintlichen" Logikfehler, die der Spiegel kritisiert, stören mich in einem Krimi nicht.

Mir als Zuschauer ist wichtig, dass die Motive und das Handeln der Figuren glaubhaft sind -

das war der Fall.

 

Das Problem, das ich mit dem Film hatte, war folgendes:

 

Von einem Krimi erwarte ich Rätsel, Geheimnisse, Cliffhanger, Wendungen, Überraschungen - zumindest irgendwas davon.

Das habe ich alles vermisst.

 

Alle Mörderfragen waren schnell geklärt.

 

Dass Maja mit reingezogen wird, stand schon in der Vorschau.

 

Dass Maja heil rauskommt, war klar.

 

Dass die Eltern sich umbringen (dies zumindest versuchen), war auch sehr vorhersehbar (haben die ja mehrfach angekündigt; und was Anderes hätte auch nicht gepasst).

 

Und dass der den Täter nicht ausliefern kann, war auch ziemlich sicher (sonst könnte es keine neuen Folgen

von dem Team mehr geben). Aber okay, auch wenn man den Punkt weglässt, ist mir diese eine Frage, ob

der den jetzt ausliefert oder nicht, für einen Krimi zu wenig.

 

Dass das Ehepaar von Beginn an als Mörder feststand, fand ich völlig okay.

 

Aber irgendwelche offenen Fragen, Wendungen und Überraschungen erwarte ich mir von einem Krimi dann doch.

 

Das Thema, die Figuren und den Anfang fand ich gut, aber beim Plot erwarte ich von einem "Tatort" etwas Anderes.

 

Der Film war nicht schlecht - aber er war meines Erachtens ein Drama und kein Krimi.

 

Viele Grüße,

Michael

Bearbeitet von MichaelT
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Lieber Michael,

 

das ist sehr interessant - und zwar, weil ich die meisten Deiner Punte aus einer analytischen Sicht nachvollziehen kann und verstehe.

Dagegen steht die Wahrnehmung in sozialen Netzwerken und auch sonstigen Anlaufstellen für Reaktionen, dass die Zuschauer selten "so einen spannenden Film" gesehen haben, der für einige "schier nicht auszuhalten" war.
Nun schließen sich Vorhersehbarkeit und Spannung ja komplett aus.

Wie kommt es also, dass Du mit den meisten Punkten Recht hast und sich trotzdem diese, sagen wir empirisch nachweisbare, Spannung einstellt?
Kann es vielleicht sein, dass die meisten wohl davon überzeugt waren, dass Maja nichts passiert (wie Du), sich aber nicht sicher sein konnten (im Gegensatz zu Dir)?
Kann es sein, dass die meisten sich ebenso wie Du sicher waren, Bootz würden den Täter nicht ausliefern, aber ich dessen nicht sicher waren (im Gegensatz zu Dir)?
Kann es sein, dass viele gespannt waren, wie Bootz da rauskommt (so wie Du auch)?

Denn ansonsten kann ich mir die große Mehrheit der Reaktionen nicht erklären. 

Es gibt aber auch sicher Kleinigkeiten, die auch Dich überrascht haben dürften. Etwa, dass Frank Mendt den Austauschmann sofort über den Haufen schießt. Oder dass Frau Mendt sich auf dem Friedhof schlicht das Leben nimmt. Oder dass Lannert den Kollegen "verrät". Oder dass Maja Bootz bereit ist, den Mann ans Messer zu liefern. Oder ob die Polizei die Suche nach dem 2. Täter für sich entscheidet. Und ob Bootz den 2. Mann aus der JVA bekommt oder auffliegt. Und ob Lannert den Kollegen denkt als di JVA bei Frau Alvarez anruft. 
Wenn ich noch länger überlege, komme ich vielleicht noch auf weitere Punkte, die sich trotz analytischer Betrachtung der Vorhersehbarkeit entziehen.

Aber davon abgesehen finde ich diesen Gegensatz ausgesprochen interessant. Denn mit kühlem Kopf (und vielleicht auch als Autor mit analytischem Blick) konnte man einige Optionen mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen. So, wie Du es getan hast.  Aber wenn Du Dir etwa die "Tatort"-Seite auf Facebook anschaust, siehst Du etwa 20% Leute, die den Film nicht mochten. Die anderen 80% melden sich nahezu durchgehend mit "war der spannend".

Hm. 

Aber danke für's Anschauen,

schöne Grüße,

 

Holger 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Nun schließen sich Vorhersehbarkeit und Spannung ja komplett aus.

 

Ohne jetzt wirklich in eine Diskussion einsteigen zu können: An dieser Aussage habe ich schon lange große Zweifel. Letztlich halte ich sie für falsch. Oder jedenfalls für ungenau. Nur ein Gedanke dazu: Je tiefer ich als Zuschauer (oder Leser) emotional in eine Geschichte einsteige, desto mehr verschwinden diese Meta-Überlegungen (X darf nicht sterben, Y darf nicht ausgeliefert werden; am Ende kriegen sie sich ja doch …) hinter meinem Horizont. Eben so lange, wie ich geistig/emotional in der Geschichte "lebe". Hinterher und vorher bin ich wieder genauso sicher, dass X nicht sterben darf. Aber währenddessen teile ich die Angst der Figuren. Und die wissen eben nicht, ob sie überleben.

 

Das ist die eigentliche Kunst, glaube ich: die Leute so in den Bann zu schlagen. Und umgekehrt, wenn das nicht gelingt, hat die kniffligste und am wenigsten vorsagbare Geschichte der Welt kaum Chancen, Spannung zu erzeugen.

 

Aber das ist ein weites Feld und führt natürlich auch von deinem "Tatort" weg, Holger.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Liebe Barbara,

 

das macht doch nichts, dass das wegführt. Ich finde die Diskussion darüber sehr interessant, das ist ja ein Autorenforum in der Rubrik "Handwerk Drehbuch".
Denn Dein Einwurf macht für mich absolut Sinn - wer emotional drin steckt, verliert diesen Überblick.

Und natürlich war es tatsächlich vorschnell von mir geschrieben: Vorhersehbarkeit und Spannung schließen sich natürlich nicht zwingend aus, ansonsten würden Sachen wie  "James Bond", "Indiana Jones" etc. nicht funktionieren.

Schöne Grüße,

Holger


 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Von einem Krimi erwarte ich Rätsel, Geheimnisse, Cliffhanger, Wendungen, Überraschungen - zumindest irgendwas davon.

Das habe ich alles vermisst.

 

 

Hallo, Michael.

 

Eine "Tatort"-Folge, die mir lange - also bis heute - gut in Erinnerung geblieben ist, ist "Macht der Angst" (2007) mit Axel Milberg (Buch: Joachim Scherf/Thomas Kirchner). Darin ging es um eine mit dem Plot von "Preis des Lebens" vergleichbare Situation: Ein Richter wurde bedroht und erpresst, um in einem laufenden Prozess zugunsten des Angeklagten zu entscheiden - und Milberg alias Borowski war der Hauptbelastungszeuge in diesem Prozess. Selbstverständlich war von Anfang an klar, dass es nicht dazu (also zur erfolgreichen Erpressung) kommen würde, aber der Weg dorthin war trotzdem ungeheuer spannend. So ähnlich verhält es sich letztlich meistens, denn der Mord, der am Beginn steht, wird in 99 Prozent der Fälle am Ende aufgeklärt, Punkt. Es kommt auf das Wie an, nicht so sehr auf das Was. Ob im Bereich des "Wie" mit Stilmitteln wie Cliffhangern oder einer Rätselebene gearbeitet wird, ist nach meinem Dafürhalten unerheblich. Denn es ist nicht das Stilmittel selbst, das die Spannung generiert, sondern seine dramaturgisch sinnvolle Verwendung im Film oder Buch. Hundert Cliffhanger in neunzig Minuten machen keinen Film hundert Mal so spannend wie einen ganz ohne das. Ganz im Gegenteil kann der Ansatz, chronologisch und perspektivisch linear zu arbeiten, im Einzelfall viel, viel spannender sein.

 

"Preis des Lebens" verzichtete völlig auf das "Whodunnit", weil das von Anfang an klar war. Es gab nach einigen Minuten auf Seiten der Ermittler keine dahingehenden Irritationen mehr, wer der Täter sein könnte. Natürlich war auch klar, dass die Täter nicht mit ihrem Ansatz durchkommen würden, weil das - von sehr, sehr wenigen Ausnahmen abgesehen - einfach ein No-Go im Genre ist. Die Spannung entstand aus der extremen, persönlichen Bedrohungssituation, aus der Frage, ob Moral durchzuhalten ist, aus den Optionen, die den Protagonisten zur Verfügung standen, und welche sie dann - durchaus auch sehr überraschend - gewählt haben.

 

Holger erzählt von einem Verhältnis von 20 zu 80 bei der Zuschauerbeurteilung "langweilig" versus "ultraspannend". Ich kann das nachvollziehen (und gehöre zur Mehrheit). Ich kann auch verstehen, wenn man enttäuscht war, weil die klassische Erwartungshaltung gebrochen wurde. Mir gefällt gerade das. Insofern gibt es eigentlich auch keinen Grund, darüber zu diskutieren, denn es handelt sich um eine Geschmacksfrage.

 

Herzlich,

Tom

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Barbara: "Das ist die eigentliche Kunst, glaube ich: die Leute so in den Bann zu schlagen. Und umgekehrt, wenn das nicht gelingt, hat die kniffligste und am wenigsten vorsagbare Geschichte der Welt kaum Chancen, Spannung zu erzeugen."

 

Genau! Und auch das, was Tom schreibt, kann ich voll unterschreiben.

 

LG Cornelia

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Meinen Geschmack hat "Preis des Lebens" voll und ganz getroffen. Als Tatort und Richie-Müller Fan hätte ich mir den Film auf jeden Fall angesehen. Die durchweg positiven Vorabbesprechungen haben die Erwartungshaltung noch erhöht. Obwohl ich einiges wusste und noch einiges mehr ahnte, saß ich völlig fasziniert vor dem Bildschirm, gefesselt und unter Strom wie schon lange nicht mehr am Sonntagabend. Irgendjemand hat geschrieben, das sei kein Krimi sondern eher ein Drama. Gut so!
 

Der Tatort ist ja ein sehr genormtes Produkt, am Anfang kommt der Mord und um 21.30 Uhr die Auflösung und dazwischen ist mal heiter (Münster), mal Schlaftablette (Ludwigshafen) und mal Kracheraction (Hamburg). Dann kommt so ein Hammer. Der sich eben nicht nur auf den Fall und Dialogen wie "Wo waren Sie am Sonntag um 20.15 h" beschäftigt, sondern seinen Figuren unter die Haut geht. Lange nicht mehr so eine intensive Szene gesehen wie die im Präsidium, nachdem Bootz Lanner "verraten" hat und allen vier Personen dort der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Mir wurde richtig eng im Magen.

 

Klar, fragt man sich, "wie konnten die das Kind entführen" und "warum hockt der zweite Täter ohne Handschellen im Auto". Das ist dann aber nicht mehr wichtig, weil es theoretisch immer Erklärungen gibt, und ein Film muss eben nicht alles haarklein erklären, weil die Zuschauer durchaus in der Lage sind, ein paar Lücken zu füllen.

 

Auf eines hätte ich doch jetzt noch gerne von Holger eine Antwort: Schreibst du auch den nächsten Stuttgarter Tatort und löst dabei die den Abend überdauernde Frage, wie Lannert und Bootz diesen Riss in ihrer Partnerschaft wieder kitten, oder auch nicht?

 

HG,

 

Cornelia

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Vorhersehbarkeit kann ganz im Gegenteil auch äußerst große Spannung erzeugen. Wenn ich weiß, was geschehen wird, aber echtes Mitgefühl für jene empfinde, denen das geschehen wird, bin ich unter Strom. Und zwar möglicherweise unter sehr viel stärkerem Strom als nach einem Cliffhanger oder wenn ich mit einer Überraschung konfrontiert werde, die schlecht vorbereitet wurde.

Davon abgesehen sind mehr als 95 Prozent der Fernsehkrimis vorhersehbar: Der Täter wird überführt. Es ist auch nicht an und für sich spannend, mitzurätseln, wer das sein könnte. Der Druck, den echte Spannung braucht, entsteht dadurch längst nicht immer. Es gibt lahme Krimis mit eigentlich guten Plots und spannende Krimis mit relativ simpler Struktur. Vorhersehbarkeit oder Überraschung sind nur zwei von vielen, vielen Elementen, die den Unterschied ausmachen - oder eben nicht. Generalisieren lässt sich das nicht.

 

Herzlich,

Tom

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Holger,

 

mir hat dein Tatort auch sehr gut gefallen :) Ich bin ein bisschen zartbesaitet und zwischendrin fand ich es heftig, aber immer gut. Ich habe lang nicht mehr so mit einem Kommissar mitefühlt wie mit dem armen Bootz.

 

Und das mit der Spannung und der Vorhersehbarkeit sehe ich auch so wie meine Vorredner_innen, das muss sich nicht ausschließen, da geht es ja viel auch darum, wie man auf einer emotionalen Ebene angesprochen wird und da mit-leidet.

LG
Dorothea

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Aber davon abgesehen finde ich diesen Gegensatz ausgesprochen interessant. Denn mit kühlem Kopf (und vielleicht auch als Autor mit analytischem Blick) konnte man einige Optionen mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen. So, wie Du es getan hast.  Aber wenn Du Dir etwa die "Tatort"-Seite auf Facebook anschaust, siehst Du etwa 20% Leute, die den Film nicht mochten. Die anderen 80% melden sich nahezu durchgehend mit "war der spannend".

 

Ja, das stimmt - die Bewertungen sind überwiegend sehr positiv.

Nicht nur bei Facebook, sondern auch bei Tatort-Fundus liegt der Durchschnittswert bei guten 7,5.

 

Ich denke, dann liegt die abweichende Einschätzung wohl auch daran, dass ich nicht zur Haupt-Zielgruppe des "Tatorts" gehöre. Die ist wohl wesentlich älter und hat andere Erwartungen an solch einen Film.

 

Und am Sonntag kam wohl noch dazu, dass diese "Was würde ich tun, wenn..."-Frage gut funktioniert hat,

weil der durchschnittliche Zuschauer selbst Kinder haben dürfte und sich deshalb da besser hineinversetzen kann

als ich (habe noch keine Kinder).

Dennoch ist für mich ein Film, der sich so stark (in erster Linie) um so eine Gewissensfrage dreht, eher Drama als Krimi.

 

Für mich entsteht die Spannung in einem Krimi dadurch, dass ich unbedingt eine Frage (oder im Idealfall

mehrere Fragen) beantwortet haben möchte (Täterfrage, Motiv, Hintergründe, Geheimnisse usw. - irgendetwas davon).

Da das für mich nicht gegeben war, kam bei mir keine Spannung auf.

 

Aber, wie gesagt: Bei der Zielgruppe war dies anders - und das zählt.

Bearbeitet von MichaelT
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

 

Auf eines hätte ich doch jetzt noch gerne von Holger eine Antwort: Schreibst du auch den nächsten Stuttgarter Tatort und löst dabei die den Abend überdauernde Frage, wie Lannert und Bootz diesen Riss in ihrer Partnerschaft wieder kitten, oder auch nicht?

 

Liebe Cornelia,

 

es gab nach der Verfilmung natürlich die Frage, wie die Kollegen, die jetzt die folgenden Tatortfolgen schreiben, die Figuren führen sollen, und ich habe diesbezüglich im Gespräch mit der zuständigen Redakteurin Brigitte Dithard meinen Ratschlag dazu gegeben.

 

Schönen Abend,

 

Holger

Bearbeitet von Holger
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

 

 

Auf eines hätte ich doch jetzt noch gerne von Holger eine Antwort: Schreibst du auch den nächsten Stuttgarter Tatort und löst dabei die den Abend überdauernde Frage, wie Lannert und Bootz diesen Riss in ihrer Partnerschaft wieder kitten, oder auch nicht?

 

Liebe Cornelia,

 

es gab nach der Verfilmung natürlich die Frage, wie die Kollegen, die jetzt die folgenden Tatortfolgen schreiben, die Figuren führen sollen, und ich habe diesbezüglich im Gespräch mit der zuständigen Redakteurin Brigitte Dithard meinen Ratschlag dazu gegeben.

 

Schönen Abend,

 

Holger

 

 

Das klingt gut. Und spannend. Ich freu mich dann auch schon auf "deinen" nächsten Tatort.

 

HG

Cornelia

Bearbeitet von CorneliaH
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich finde es große Klasse, wie hier in der Diskussion die Frage des Verhältnisses von Vorhersehbarkeit und Spannung diskutiert wurde. Und okay, ich habe zwar kritische Fragen gestellt ...

 

Klar, fragt man sich, "wie konnten die das Kind entführen" und "warum hockt der zweite Täter ohne Handschellen im Auto". Das ist dann aber nicht mehr wichtig,

... aber das heißt ja nicht, dass ich nicht auch gespannt war und gepackt und mit Bootz mitgefiebert habe und um ihre Freundschaft gezittert. Also kommt jetzt schon wieder Spannung auf: wie meistern sie den "Riss"?

Beste Grüße, Barbara

Jedenfalls bleibt die Tatsache, dass es im Leben nicht darum geht, Menschen richtig zu verstehen. Leben heißt, die anderen misszuverstehen ... Daran merken wir, dass wir am Leben sind: wir irren uns. (Philip Roth)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

So, endlich auch mal Zeit gefunen, ihn zu sehen.

Mir hat er gut gefallen. Eine kleine Ungenauigkeit fand ich - wie konnte Lannert im Showdown so schnell wissen, wo Mendt und Bootz (Gärtnerei) sind? Aber vielleicht war mir nur etwas entgangen.

 

Ob klassischer Krimi oder vielleicht doch eher ein Thriller - dieser Film lebt unheimlich von der Atmosphäre. Stuttgart ist unendlich trostlos, überall Baustellen, Schneeregen, alles ist grau. Die Einzigen, die etwas fröhlicher aussahen, waren die Partyfreunde von Maja (und sie selber, immer wieder, nettes Kind). Also: Setting fand ich klasse. Das Erzähltempo war (trotz aller Spannung) ruhig, man konnte sich gut auf die moralische Frage konzentrieren. Gleich am Anfang die Entführung des Vergewaltigers - fand ich nicht schlimm. Ich sehe mir oft dramatische Serien an, Homeland z.B., dagegen war das pillipalle. Aber ich sehe sonst so gut wie nie Tatort. Daher waren mir auch die Ermittler nicht bekannt, aber weiter oben sagte jemand, Bootz wäre derjenige, der sonst immer den moralischen raushängen lässt. Dann ist es natürlich klasse, wenn er in diesem Konflikt ist und ja: ich hatte es auch so gesehen, dass er nicht nur für seine Tochter sich die Waffe an den Hals hält.

Vorhersagbarkeit spricht nicht unbedingt gegen Spannung - da die ganze Zeit ja auch unklar ist, WIE das Kind gerettet wird, welche Opfer auf dem Weg bis zur Rettung gebracht werden müssen, ob der 2. Vergewaltiger geopfert wird (Verherrlichung von Selbstjustiz passt aber nicht zum Tatort), etc. etc. Und das in diesem trostlosen Setting, das einem die ganze Zeit suggeriert, wie scheiße das Leben ist und das nichts gut endet. Wenn in jeder Szene eine unbeantwortete Frage ist, vergisst man als Zuschauer, dass im großen Plotbogen die Fragen längst beantwortet sind. So tickt das Hirn - siehe Titanic, wo man eigentlich genau weiß, dass Kate überlebt und Leonardo sterben wird. Aber man vergisst die Rahmenhandlung, wird durch viele kleine und große Fragen und Handlungen abgelenkt.

Und so ähnlich tickte auch dieser Tatort.

Großes Kompliment, Holger!!

 

LG Ulrike

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Mich stören Sachen wie das Schärfen verpixelter Bilder, die real nicht möglich wären, überhaupt nicht, so lange sie im Rahmen der Erzählung glaubwürdig bleiben, und mir als Laie erscheint so eine Technik durchaus möglich, auch wenn ich sie nicht kenne.

Laserpistolen dagegen würde ich im Krimi nicht, wohl aber in der Science Fiction akzeptieren. Die Aussetzung des Unglaubens passt sich ans Genre an.

Bearbeitet von Mascha
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Bitte melde Dich an, um einen Kommentar abzugeben

Du kannst nach der Anmeldung einen Kommentar hinterlassen



Jetzt anmelden


×
×
  • Neu erstellen...