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DirkH

Hauptfiguren aufstellen

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Derzeit treibt mich die Frage um, wie und wo in einem Text die Hauptfigur beschrieben werden sollte. Damit meine ich alle drei Dimensionen: Äußeres, Charakter, Geschichte. 

 

Mir fallen drei Möglichkeiten ein: 

- sobald die Figur auftaucht den Text abbremsen und erklären, wer das ist, wie er/sie aussieht und warum er/sie so komisch ist. 

- recht früh in den Text eine umfassende Rückblende einbauen

- durch Fetzen hier und da, z.B. Gespräche anderer, das Bild der Figur mosaikartig bilden, bis nach einer recht langen Strecke alles wichtige dargestellt ist. 

 

Vielleicht gibt es noch andere Möglichkeiten. Die hier vorgestellten haben alle Vor- und Nachteile. Mich würde interessieren, welche ihr bevorzugt und vor allem: Warum?

 

 

Neugierige Grüße

 

D.

Bearbeitet von DirkH

Sagt Abraham zu Bebraham: Kann ich mal dein Cebraham?

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Ich fange mit ein paar nötigen Fetzen an, also generelles Aussehen und Kleidung. Dann baue ich ein bisschen Alltag ein und zeige die Figur in ihrem normalen Umfeld. Und nach und nach kommen dann die Hintergründe dazu. Immer dann, wenn sie zum weitreren Verständnis nötig sind, aber nie alles auf einmal.

Meine Homepage

 

Rabenzeit 1 gibt's als E-book und gedruckt bei Amazon. :)

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Im realen Leben lernt man nie jemanden sofort in vollem Umfang kennen. Da muss man sich auch erst herantasten. 

Da man ja oft im ersten Kapitel den Haken legt, gerät die (Haupt)figur ja nicht selten in eine besondere Situation und erlebt den Auslöser der Geschichte. Hier kann man als Leser dann schon erleben, wie der Held sich bewährt bzw. aus welchem Umfeld er kommt und wie er gestrickt ist.

Ich beschreibe nicht viel, sogar die Beschreibung der Kleidung lasse ich oft weg oder erwähne es ganz beiläufig. Haarfarbe und eine bestimmte Eigenschaft, z.B. ein wenig eitel sein, das kommt dann schon mal in den Text. Alles andere nach und nach, aber alles im ersten Viertel. Wenn der Leser sich erstmal ein eigenes Bild vom Aussehen der Figur gemacht hat, kann man nicht in der Mitte plötzlich daherkommen und einen bärtigen Blonden beschreiben, wo man doch einen glattrasierten Brünetten vor Augen hat :-) 

Den Charakter lege ich auch recht früh an und lasse ihn dann natürlich wachsen oder ein wenig wechseln. 

 

Brunhilde

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Ich versuche eher, die Figur durch ihr Handeln zu beschreiben, also sie in Situationen zu zeigen, in denen ihr Charakter sichtbar wird. Äußerliche Beschreibungen halte ich auch möglichst knapp und erwähne meistens nur das, was für die Charakterisierung wichtig ist (z. B. grellrot gefärbte Haare oder einen sehr teuren Anzug). Die Leser machen sich schon ihr eigenes Bild.

 

Die Backstory lasse ich nach und nach einfließen, falls notwendig. Je nach Notwendigkeit inRückblenden, Gesprächen mit anderen Figuren, innerem Monolog.

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Ich versuche, nach Möglichkeit von der Perspektivfigur auszugehen, die die fragliche Person wahrnimmt: Was würde sie der zu beschreibenden Person bemerken? Welche Gedanken würde sie sich machen? Welche Urteile fällen?

 

Wenn man aus der Perspektive der zu beschreibenden Figur selber schreibt, wird das Schwergewicht auf den Gedanken und Gefühlen liegen, die äußere Erscheinung dagegen kann man nur mit Tricks beschreiben (von denen die Selbstbetrachtung im Spiegel der abgenutzteste ist), weil man zumindest einen Anlass braucht, dass sich die Figur darüber Gedanken macht ("Ich überlegte, was ich zum Treffen mit X anziehen sollte. Das gelbe Hemd, das sie mir geschenkt hatte? Dummerweise biss sich die Farbe mit dem Haselnussbraun meiner Haare und ließ mein ohnehin blasses Gesicht irgendwie noch spitznasiger wirken als sonst …" usw.).

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Hallo Dirk,

 

sehr interessante Frage! Ich finde, das ist wie ein immerwährendes Training: die Beschreibung so unauffällig in den Text einfließen zu lassen, dass der Leser es gar nicht merkt. Die Rowling beherrscht das nach meiner Meinung perfekt. Gerade bei den Krimis (Harry Potter ist schon so lang her, daran erinnere ich mich kaum) hab ich nach zwei Seiten ein genaues Bild der Handelnden und ihrer Umgebung, ohne aber aus dem Geschehen herausgerissen worden zu sein.

 

Ich versuche es meist damit, sich die Hauptfigur (ich schreibe bislang aus der Ich-Perspektive) in den Augen einer anderen spiegeln zu lassen. Es wird also im Dialog gelöst bzw. darüber, was jemand anderes über einen denken könnte, was die Hauptfigur also annimmt, im anderen auszulösen. Über Bande sozusagen, um das Direkte zu vermeiden, das ja immer sehr ermüdend ist.

 

Liebe Grüße

Kerstin

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Danke für Eure allesamt erhellenden Antworten. Die beliebteste Herangehensweise scheint das Diffuse zu sein, also Informationen allmählich in den Text hineinzustreuen, bis das Bild beim Leser komplett ist. So arbeite ich auch. Allerdings schließe ich die Frage an: Bis wann muss dieser Prozess abgeschlossen sein? Brunhilde schrieb, sie würde das erste Viertel des Textes dazu nutzen. Ist das bei den anderen ebenso? Wann müssen die Hauptfiguren stehen (verändern können sie sich ja später immer noch)? 

Sagt Abraham zu Bebraham: Kann ich mal dein Cebraham?

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Bis wann sollten die Hauptpersonen vorgestellt sein? Ich denke, das kommt nicht zuletzt auf das Genre an. Bei umfangreicheren Romanen mit mehreren Handlungssträngen, z.B. HR, hat man dazu vielleicht mehr Zeit, bei Spannungsromanen oder zeitgenössischen Themen eher weniger.

 

In meinem aktuellen Roman (1988, 390 Seiten) sind die 3 Hauptakteure jedenfalls ab Seite 40 mit ihren wesentlichen Merkmalen und Konflikten bekannt.

 

Aber ergibt sich das nicht ohnehin aus Geschichte und  Erzählstil?

Brunhildes 'erstes Viertel' halte ich für ziemlich vernünftig und praktikabel.

 

Lieben Gruß

Doris

MAROKKO-SAGA: Das Leuchten der Purpurinseln,  Die Perlen der Wüste,  Das Lied der Dünen; Die Wolkenfrauen

Neu seit März 2020: Thea C. Grefe, Eine Prise Marrakesch

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Es hängt ja auch von der Menge der Personen und dem Auftritt im Spielgeschehen ab.

Ich denke, das Wichtigste sollte in dem Kapitel geklärt sein, in dem die Person das erste Mal auftaucht. Mit dem Wichtigsten meine ich Geschlecht, ungefähres Alter, wenige prägnante Details übers Aussehen, Setting, evtl. bereits den handlungstreibenden Konflikt.

Vor allem, wenn durch neue Kapitel Perspektivwechsel kommen, ist es für den Leser hilfreich, wenn er was konkretes hat, an das er sich erinnern kann.

Und natürlich alles beiläufig eingestreut ;)

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Ich beschreibe meine Protagonisten auch sukzessive. Erwähne nur immer Details, die gerade ins Geschehen passen, vor allem, was Backstory betrifft, da wird nur das ans Licht befördert, was in dem Moment nötig ist, um zu verstehen oder um neugierig zu machen. Das ungefähre Aussehen meiner letzten Protagonistin hab ich beschrieben, als sie sich mit ihrer Schwester verglichen hat, bei der sie der Meinugn ist, dass sie das absolute Gegenteil von ihr ist, nicht nur äußerlich. Da lag der Schwerpunkt auf der Emotion und ein bisschen Neid, den sie gegenüber ihrer Schwester empfand, weswegen die Beschreibung ein willkommenes MIttel zu Zweck war.

Was den Charakter betrifft, darf sich der Leser selbst ein Bild machen, indem er sieht wie sie handelt, was sie über ihr Umfeld denkt, was sie tut und was sie vermeidet.

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Hallo Dirk, eine sehr interessante Frage!

 

Ich mache es genauso wie Mascha, beschreibe eher das Handeln, die Gedanken der Hauptfigur. Das Äussere beschreibe ich nur, wenn es notwendig ist, und dann eher aus der Perspektive anderer Figuren, die der Hauptfigur begegnen.

 

Ich denke, das ist ja gerade das Spannende an Büchern. Dass sich eben jede/r ihr/ sein eigenes Bild machen kann.

www.adriana-stern.de

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Übrigens weiß ich meistens selbst nicht, wie meine Figuren genau aussehen. Es ist eher ihr Wesen, von dem ich eine Vorstellung entwickle, und daraus entstehen dann Details wie die Art zu sprechen, sich zu bewegen, sich zu kleiden etc.

 

Könntet ihr einem Zeichner eure Figuren so beschreiben, dass er ein Phantombild anfertigen könnte? Oder »besetzt« ihr sie mit echten Menschen, seien es solche aus eurem Umfeld oder Prominente?

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Könntet ihr einem Zeichner eure Figuren so beschreiben, dass er ein Phantombild anfertigen könnte? Oder »besetzt« ihr sie mit echten Menschen, seien es solche aus eurem Umfeld oder Prominente?

 

Beides. Vom Wesen mancher Figuren habe ich eine so genaue Vorstellung, dass das Äußere völlig zurücktritt oder sich einfach ergibt - sie funktionieren quasi nur "von innen heraus" -, bei anderen behelfe ich mir mit echten Menschen, die ich einmal getroffen oder auch nur kurz gesehen habe - wichtig ist der Eindruck, den sie bei mir hinterlassen haben - , um eine bessere Vorstellung der Figur zu gewinnen, um sie für mich greifbar machen. Manchmal sind es nur bestimmte Züge oder Eigenheiten eines "echten" Menschen, die sich mir so eingeprägt haben, dass sie für die Entwicklung der Figur wesentlich werden. Beides also.

 

Liebe Grüße

Anna

               Website Anna             Instagram            

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Ich oute mich mal als nicht sehr visueller Mensch - klar, ich schaue mich auch um ;-) aber neulich zB. wartete ich auf meinen Freund und hätte nicht sagen können, welches T-Shirt er an dem Tag trug ...

 

Bei meinen Figuren weiß ich meist ein paar Dinge, eher wie Blitzlichter - eine bestimmte Geste zB. oder ein schiefes Lächeln. Wie bei Mascha kenne ich eher ihre Eigenschaften, die inneren Erlebniswelten, ihre Geschichte usw.

 

Tatsächliche Menschen habe ich so gut wie nie als Vorbild.

 

Spannend finde ich übrigens, wenn im Lauf der Geschichte durch unterschiedliche Perspektiven raus kommt, dass das Selbstbild der Figur nicht so wirklich stimmt.

Bearbeitet von Anni Bürkl

Autorin | Ein  Buch schreiben

Das Leben ist zu kurz für schlechte Bücher

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Könntet ihr einem Zeichner eure Figuren so beschreiben, dass er ein Phantombild anfertigen könnte? Oder »besetzt« ihr sie mit echten Menschen, seien es solche aus eurem Umfeld oder Prominente?

 

Ja, das kann ich.

 

Für mich ist es sehr hilfreich, wenn ich ein exaktes Bild vor Augen habe.

 

Ich suche mir im Internet Bilder von Leuten, die ungefähr zu meinen Figuren passen. Die Bilder speichere ich und schaue sie immer mal wieder an während des Schreibens.

Bei meiner Bandgeschichte habe ich sogar eine real existierende Band genommen und nur deren Namen verändert.

 

Kürzlich ist mir auf einer Reise ein sehr skurilles alte Ehepaar aufgefallen, das habe ich heimlich fotografiert und das sind jetzt die Hauptpersonen in meinem aktuellen Krimi.

 

Sabine

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Ich denke, gerade was die Vergangenheit der Figuren angeht, kann man das nicht verallgemeinern,

sondern das wird durch die Geschichte bestimmt.

 

Bei einigen Krimis und Thrillern z.B. ist es wichtig, die Vergangenheit der Hauptfigur sehr früh zu kennen, weil

die Geschichte darauf aufbaut und auch der innere Konflikt sonst gar nicht nachzuvollziehen wäre.

 

Bei anderen baut die Spannung gerade darauf auf, dass man als Leser das Gefühl hat, etwas Entscheidendes

aus der Vergangenheit nicht zu wissen. Gerade in Krimis und Thrillern geht es ja sehr oft um Rache; und da muss man natürlich

aufpassen, eine Tat der Hauptfigur aus der Vergangenheit (die die Ursache für die aktuellen Verbrechen ist) nicht

zu früh zu deutlich klarzumachen.

 

Was ich ja (auch als Leser) sehr mag, ist, wenn ein Motiv (also z.B. eine vergangene Tat der Hauptfigur), das die ganze aktuelle Geschichte erklärt,

sehr früh erwähnt wird - aber so, dass man als Leser da überhaupt nicht drauf kommt, dass das entscheidend ist.

 

Wenn man ganz am Ende denkt "Mein Gott, auf Seite 20 steht es doch, und du bist trotzdem nicht drauf gekommen."

Das finde ich super, wenn das gut gemacht ist.

 

Also, was die Geschichte einer Figur angeht, ist das individuell sehr verschieden nach Genre und Geschichte.

Bearbeitet von MichaelT
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Bei meinen ersten Büchern habe ich zehnseitige Beschreibungen aller Figuren entworfen mit Aussehen, Charakter, Stärken und Schwächen, Background, Motivation, innere und äußere Konflikte, das ganze Programm. Aber im Grunde war das alles zu viel.

 

Inzwischen mache ich das nur noch für ein oder zwei Hauptfiguren, aber sehr reduziert, höchstens eine halbe Seite. Ich bin draufgekommen, weniger ist mehr. Ich kann mir das besser merken und der Leser auch. Beim Aussehen reichen zwei Sätze, ob dick oder dünn, groß oder klein, ob abstehende Ohren oder ein großer Zinken im Gesicht, das reicht schon. Vielleicht noch eine Marotte. Background ist für mich noch eher wichtig und Ziel und Motivation. Aber auch hier kann man es einfach lassen. Einer, der als uneheliches Kind geboren wurde in einer Zeit, in der das ein Stigma war, das genügt mir schon, um daraus beim Schreiben Konflikte entstehen zu lassen. 

 

Der Charakter wird in der Vorbereitung bei mir also nur mit den wirklich wichtigen Dingen anskizziert, denn die Figur entwickelt sich am Besten durch Dialog, persönliche Entscheidungen und Handlung. Das kann ich erst beim Schreiben entstehen lassen. Nebenfiguren entwickele ich überhaupt erst beim Schreiben. Beschreibungen, die sich dabei ergeben, kopiere ich allerdings in eine Figurendatei, damit ich das wieder nachschlagen kann. Wäre ja peinlich, wenn ich einem Blauäugigen 5 Kapitel weiter plötzlich braune Augen verpasse. Ansonsten habe ich gut im Kopf, wie die Leute ticken, wie sie reagieren und wie sie drauf sind:)

 

Das ist jetzt nicht einfach Faulheit von mir. Aber ich habe für mich selbst herausgefunden, dass ich meinen Figuren am besten Leben einhauchen kann, wenn ich sie auf der Bühne habe und beim Denken, Fühlen und Agieren beobachte - also beim Schreiben.

Bearbeitet von Ulf Schiewe

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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