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(Mascha)

Wie plant ihr eure Romane?

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Was mich bei dem Thema auch - oder vor allem - interessiert: Wie plant oder wie früh wisst ihr die Art, wie die Geschichte erzählt werden "muss"? Chronologisch oder als Puzzle, im Präsens, Präteritum oder mit vielen Rückblenden, welchem erzählerischen Prinzip folgt die Geschichte, was sind ihre formalen Kriterien, wie früh schälen sie sich heraus und wie früh wissen wir von ihnen? Wie viele Versuche braucht es, bis ich weiß, wie ich den Stoff erzählerisch in den Griff bekomme? Ist meine erste, intuitive Methode die richtige?

 

Bisher habe ich auch als 3/4 Bauchschreiberin geschrieben, da habe ich einiges an euren Beispielen wiedererkannt. Die historischen Romane hatten ja einiges an Chronologie vorgegeben. Mein jetziges Projekt stellt mich jedoch vor nie geahnte Herausforderungen. Zwei Zeitebenen und mindestens drei Perspektiven! Gerade habe ich den Plot noch mal umgeschmissen, d. h. eine Hauptfigur biografisch verändert, und das Projekt noch einmal zur Seite gelegt. Meine erste intuitive Methode für die 100 "Probeseiten"war also nicht die richtige. Glücklicherweise ist es mir schon mal mit einem Roman so gegangen, den hatte ich komplett umgeschrieben, und der wurde einer der erfolgreichsten.

 

LG

Christa

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Was mich bei dem Thema auch - oder vor allem - interessiert: Wie plant oder wie früh wisst ihr die Art, wie die Geschichte erzählt werden "muss"? Chronologisch oder als Puzzle, im Präsens, Präteritum oder mit vielen Rückblenden, welchem erzählerischen Prinzip folgt die Geschichte, was sind ihre formalen Kriterien, wie früh schälen sie sich heraus und wie früh wissen wir von ihnen? Wie viele Versuche braucht es, bis ich weiß, wie ich den Stoff erzählerisch in den Griff bekomme? Ist meine erste, intuitive Methode die richtige?

 

Nach einem groben Plotten (weniger als früher, was ich als gutes Zeichen ansehe) fange ich einfach an, zu schreiben. So schnell wie möglich, so viel wie möglich, um meinen inneren Zensor auszuschalten. Was mir so einfällt, Bilder, Gespräche, Stimmungen. Auch die Perspektive ist mir anfangs egal. Das ist alles rein intuitiv.

Irgendwann (keine Ahnung, wann) weiß ich dann, wo es hingehen soll. Leider ist das eine zeitintensive Methode und bei meinem neuen Projekt, bei dem ich wenig Zeit habe, wollte ich gezielter vorgehen, merke aber, dass das meine Kreativität blockiert.

 

Die erste, intuitive Wahl ist aber nicht immer die richtige. Es ist nur die, mit der ich am besten in den Schreibfluss komme. Ich habe auch schon mal einen Roman komplett umgearbeitet - von der dritten in die erste Person. War viel Arbeit, hat sich gelohnt. Ich hing fest, alles war so distanziert, es gab auch noch andere Probleme - die Änderung der Perspektive brachte viele Lösungen. Anfangs brauchte ich wohl die Distanz zum Geschehen, später nicht mehr.

 

Obwohl ich sonst so gerne plane, bringt es mich weiter, wenn ich locker lasse und den ersten Schreibprozess wie eine Recherche ansehe. Eine Recherche in die eigene Kreativität. Wenn ich dann ganz viele Stoff-Fetzen habe, bastele ich die zusammen, plane also wieder irgendwie, und dann geht es weiter.

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Was mich bei dem Thema auch - oder vor allem - interessiert: Wie plant oder wie früh wisst ihr die Art, wie die Geschichte erzählt werden "muss"? Chronologisch oder als Puzzle, im Präsens, Präteritum oder mit vielen Rückblenden, welchem erzählerischen Prinzip folgt die Geschichte, was sind ihre formalen Kriterien, wie früh schälen sie sich heraus und wie früh wissen wir von ihnen? Wie viele Versuche braucht es, bis ich weiß, wie ich den Stoff erzählerisch in den Griff bekomme? Ist meine erste, intuitive Methode die richtige?

 

Ich bin jemand, die Exposés am besten dann schreiben kann, wenn nur die grobe Handlung steht, und ich schreibe sie auch nur, wenn ich muss, dh mit einer bestimmten Geschichte auf einen Vertrag aus bin. Schreibe ich ein Ende ins Exposé, kommt es mir seltsam vor, und ich betrachte es als  vorläufig. Bin absolut figurengetrieben, dennoch ist manchmal zuerst ein Handlungssatz da: Eine Frau fährt mit dem Rad nach Norwegen. (Zeitenbummlerin). Das wäre dann wohl das Prinzip der Snowflake-Methode, was die Planung betrifft.

Methoden, Plotmodelle, Dramaturgiemodelle benutze ich, wenn ich mir Texte anderer ansehe - für mich selbst entscheide ich mich meist dafür, hineinzuspringen und die Sache intuitiv anzugehen, wobei mich vor allem die Formfragen interessieren, auch: welche Perspektive, wie viele Perspektiven, welchen Erzähler, welche Stimme braucht der Roman? Tue ich automatisch das, was ich am besten kann? Wage ich mich auf Neuland, und wenn ja, mache ich es nur, um Neuland zu betreten, oder weil der Roman es verlangt?

 

Seit einer Ewigkeit möchte ich auktorial oder quasi-auktorial erzählen, habe jedoch noch nicht den richtigen Roman dafür gefunden.

Und manchmal, jetzt, bei einem Roman, der sich gegen das Chronologische sperrt, habe ich das Gefühl, dem Unbewussten ist längst klar, wie alles zu sein hat - das Problem ist nur, dass Unbewusstes und Klarheit, wie wir uns das vorstellen, nicht wirklich zusammen gehen, also wird hier oben weiter probiert, verworfen, gerätselt, wie die verdammte Geschichte eigentlich erzählt werden will.

 

Wie geht es euch damit?

 

Für mich hat die Art, wie ich eine Geschichte angehe, auch viel mit Nachspüren und Intuition zu tun. Aber das mache ich, bevor ich anfange zu schreiben. Was verlangt die Geschichte? Aus welcher/welchen Perspektive/n, in welcher Zeitform und mit welchem Erzähler kann ich sie am besten erzählen? Mir geht es auch so: Eigentlich ist alles schon da, ich muss es nur finden/hervorlocken.

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Obwohl ich sonst so gerne plane, bringt es mich weiter, wenn ich locker lasse und den ersten Schreibprozess wie eine Recherche ansehe. Eine Recherche in die eigene Kreativität

Das ist schön - finde ich ermutigend. So kann man es sehen, auch wenn einem das

 

Meine erste intuitive Methode für die 100 "Probeseiten"war also nicht die richtige.
passiert.

Irgendetwas an dieser Methode hat aber sicher gestimmt, Christa, sonst hättest du sie nicht so lange durchziehen können (glaube ich). Manchmal ist es ja nur ein Tonfall, den du dir erhältst ... oder ein Formprinzip, das du von deinem Ausflug in die eigene Kreativität mitnimmst.

 

 

 

Was verlangt die Geschichte? Aus welcher/welchen Perspektive/n, in welcher Zeitform und mit welchem Erzähler kann ich sie am besten erzählen? Mir geht es auch so: Eigentlich ist alles schon da, ich muss es nur finden/hervorlocken.
Ja, genau. Aber ich kann mir das nicht alles vorstellen, bevor ich anfange zu schreiben. Ich kann darüber nachdenken, natürlich, kann auch das eine oder andere beschließen, aber irgendwann wird angezählt und die Musik fängt an und ist dann doch ganz anders ... macht mich schon manchmal kirre. :)

 

Eine gesunde Mischung aus Struktur und Chaos ... das ist die "Planung" eines Romans.

Liebe Grüße

Claudia

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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Meine erste intuitive Methode für die 100 "Probeseiten"war also nicht die richtige.

 

Irgendetwas an dieser Methode hat aber sicher gestimmt, Christa, sonst hättest du sie nicht so lange durchziehen können (glaube ich). Manchmal ist es ja nur ein Tonfall, den du dir erhältst ... oder ein Formprinzip, das du von deinem Ausflug in die eigene Kreativität mitnimmst

 

Ja, es war ein Ausflug ins Ungewisse, in die eigenen Möglichkeiten, eine Art Probelauf - bis ich gemerkt habe, dass es ohne genauere Struktur und Planung eben doch nicht geht. Jetzt steht die Geschichte viel klarer vor mir. Und der Tonfall und die 100 Seiten sind schon da.

 

LG

Christa

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