Perspektive in Jugendbüchern (ab 12) - Ich-Erzähler, 3. Person oder?

[AlexandraB]

Liebe Montis,

 

eine sehr, sehr junge, engagierte und hoch motivierte Autorin aus meinem Bekanntenkreis versucht sich an ihrem ersten Abenteuerroman für ihre Altersklasse und fragte mich um Feedback. Bei ihr sind es vier Freunde, die Abenteuer bestehen; ihren bisherigen Text hat sie ohne jede Perspektive (auch auktorial kann man das nicht nennen) verfasst.

 

​Was ist in Kinder- und Jugendbüchern üblich? Auktoriale Perspektive, Ich-Erzähler oder personale Sichtweise einer oder mehrerer Protagonisten?

 

Was ist für Schreibanfänger leichter? (Ich hätte eher zu Ich-Erzähler tendiert, da da die Gefahr nicht so groß ist, aus der Perspektive zu rutschen.)

​Gibt es Schreibratgeber für Jugendliche, die solche Fragen jugendgerechter aufbereiten als z.B. Sol Stein?

 

Liebe Grüße und Danke, Alexandra

 

[(JenniferB)]

Ich habe soeben beschlossen, einen zu schreiben

 

Also. Perspektive ist im Jugendbuch sehr wichtig. Bei vier Perspektiven würde ich personal erzählen - und zwar so dicht dran, wie ich nur komme - aber auch vier Ichse gehen in modernen Jugendbüchern durch, oder eine Kombination aus einem Ich-Erzähler und drei personal erzählten Figuren. Mehrere Ichse haben theoretisch immer das Problem, dass sie unterschiedliche Stimmen haben sollten. Nun zeigen aktuelle Bestseller allerdings, dass es auch mit einer einzigen, immer gleichen Erzählstimme möglich ist, große Leserkreise zu erfreuen. (Und wer sich Mühe macht, seine Erzählstimmen den Figuren anzupassen, fragt sich, wofür er sich eigentlich die Arbeit macht ... aber lassen wir das.)

Ich-Perspektive empfinde ich persönlich nicht unbedingt als einfach. Die hat ihre Stolperfallen und gerade Schreibanfänger verlieren darin leicht die Figur und erzählen stattdessen von sich selbst. (Was im ersten Manuskript junger Menschen aber ohnehin der Fall sein wird.)

Auktorial gibt es im Moment (das kann sich auch wieder ändern) eigentlich kaum. Der Trend ist doch sehr eindeutig personaler Erzähler oder Ich.

 

Liebe Grüße,

Jen

[AlexandraB]

Liebe Jen,

 

danke. Ich würde bei vier Protagonisten aus der 3. Person aus jeder Sicht abwechselnd schreiben, aber ich weiß nicht, ob das die junge Autorin nicht zu sehr überfordert. Mal schauen, was wird.

 

Liebe Grüße, Alexandra

[AndreasE]

Schreibanfänger halten die Ich-Form für leichter – tatsächlich aber ist es eine anspruchsvollere Perspektive als die "normale" nahe 3. Person, und man braucht einige Erfahrung mit dem Schreiben, um eine Ich-Perspektive so zu meistern, dass am Ende kein Tagebuch, sondern eine lesbare Geschichte herauskommt.

[AlexandraB]

Lieber Andreas,

 

da stimme ich dir zu und für mich als Autorin käme die Ich-Perspektive nie in Frage (sag niemals nie?).

Vorrangig geht es aber ohnehin darum, Schreiberfahrung abseits von Schulaufsätzen zu sammeln und zu experimentieren, was ihr liegt, was machbar ist und was überhaupt eine Perspektive ist ... )

​Liebe Grüße, Alexandra

 

[AndreasG]

Wenn es nur um die Übung geht, lass die junge Autorin doch einfach eine kürzere Passage ihres Textes in verschiedenen Perspektiven schreiben, sodass sie ein Gefühl dafür bekommt, was Perspektive ist und was sich damit machen lässt.

 

Andreas

[AlexandraB]

Das machen wir gerade. Dabei üben wir auch Dialoge, Beschreibungen etc. in kurzen Sequenzen. )))

 

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