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Yvonne Struck

Lektorin Lisa Kuppler über Probleme beim Präsens

Empfohlene Beiträge

Yvonne Struck

Im Literaturcafé: Die Lektorin Lisa Kuppler berichtet im Gespräch mit Wolfgang Tischer und Fabian Neidhardt, welche Probleme das Präsens mit sich bringen kann.http://www.literaturcafe.de/narrativa-lektorin-lisa-kuppler-ueber-probleme-beim-praesens/

 

Sehr hörenswert!

 

Liebe Grüße,

Yvonne

Bearbeitet von Yvonne Struck

www.yvonne-struck.de

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Im Literaturcafé: Die Lektorin Lisa Kuppler berichtet im Gespräch mit Wolfgang Tischer und Fabian Neidhardt, welche Probleme das Präsens mit sich bringen kann.http://www.literaturcafe.de/narrativa-lektorin-lisa-kuppler-ueber-probleme-beim-praesens/

 

Sehr hörenswert!

 

Liebe Grüße,

Yvonne

 

Dann liege ich ja voll im Trend. Den Ich-Erzähler habe ich ja schon mehrfach eingesetzt. Aber in meiner neuen Trilogie, "Herrscher des Nordens", wird nicht nur durchgehend in der Ich-Form sondern auch im Präsens erzählt. Man muss sich beim Schreiben etwas daran gewöhnen, aber es liegt mir gut. Es hat so etwas Augenblickliches, als wenn man nicht nur ganz dicht an der Figur, sondern auch mitten im Geschehens ist. Ich habe noch ein anderes, zukünftiges Projekt, das wird auch durchgängig im Präsens erzählt werden. Es ist ein Thriller. Da passt es auch sehr gut.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Sehr interessantes Interview. Ich weiß noch, wie vor zwei Jahren eine im Jugendkrimibereich erfahrene Kollegin und ich einen Krimi für ausländische Deutschlerner verfasst und uns zu Beginn die Tempusfrage gestellt haben. Einfach weil es viel einfacher als das Präteritum ist und auf der A2-Ebene vorausgesetzt werden kann, haben wir uns für die Kombination Präsens/Perfekt (für Rückblende) entschieden. Den Auftraggebern war das egal, die Kollegin meinte allerdings intern im Gespräch, dass Genre und Präsens eigentlich nicht zusammenpassten.

 

Und nun dieser Wandel! Nicht als durchdachtes Ding, sondern eine neue Mode.

Und der Leser – solang ers nicht gewohnt ist, lehnt ers ab, jetzt will er nix anderes mehr? Wie erstaunlich!

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

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Das Thema Präsens hatten wir hier, glaub ich, schonmal. Und ich kann nur noch mal für mich wiederholen: Auch wenn ich diese Zeitform, kombiniert mit dem Ich-Erzähler, hin und wieder selbst verwende, mag ich es nicht lesen. (Außer Einschübe, z.B. eines anderen Perspektivträgers, in einem ansonsten im Präteritum erzählten Text).

 

LG Cornelia

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In englischer Sprache habe ich schon häufiger Genre-Romane gelesen, die im Präsens verfasst sind und mit Ich-Erzähler. Dabei ist mir mehrfach passiert, dass ich erst gar nicht gemerkt habe. Irgendwann, halb durch, ist es mir aufgefallen. Ist vielleicht einfach eine Sache der Gewohnheit.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Liebe Angelika,

 

ich würde wagen, das in dieser Verallgemeinerung anzuzweifeln. Wenn ich das Interview richtig gehört habe, äußert Lisa Kuppler, dass das Präteritum im Frauenunterhaltungsbereich eigentlich nicht mehr üblich ist. Nun schreibe ich selbst meine Romane in diesem Genre im Präteritum, weil ich, genau wie auch Cornelia sagt, dem Präsens gegenüber sehr misstraurisch bin, es in meinen Augen eher effektheischerisch ist und in dieser Zeitform das, was ich erzählen will, nicht wirklich schön erzählt werden kann. Und alle Frauenunterhaltungsromane, die ich in letzter Zeit in der Hand hatte, waren ebenfalls nicht im Präsens verfasst. Dass sich das Präsens durchgesetzt hätte, ist mein Eindruck überhaupt nicht. Vielleicht habe ich aber auch nicht genau genug hingehört, und ich weiß natürlich nicht, was in den Lektoraten für morgen geplant wird.

 

Liebe Grüße

Anna

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Liebe Angelika,

 

ich würde wagen, das in dieser Verallgemeinerung anzuzweifeln. Wenn ich das Interview richtig gehört habe, äußert Lisa Kuppler, dass das Präteritum im Frauenunterhaltungsbereich eigentlich nicht mehr üblich ist. Nun schreibe ich selbst meine Romane in diesem Genre im Präteritum, weil ich, genau wie auch Cornelia sagt, dem Präsens gegenüber sehr misstraurisch bin, es in meinen Augen eher effektheischerisch ist und in dieser Zeitform das, was ich erzählen will, nicht wirklich schön erzählt werden kann. Und alle Frauenunterhaltungsromane, die ich in letzter Zeit in der Hand hatte, waren ebenfalls nicht im Präsens verfasst. Dass sich das Präsens durchgesetzt hätte, ist mein Eindruck überhaupt nicht. Vielleicht habe ich aber auch nicht genau genug hingehört, und ich weiß natürlich nicht, was in den Lektoraten für morgen geplant wird.

 

Liebe Grüße

Anna

 

Mein Eindruck deckt sich mit dem deinen. Ist mir schleierhaft, wie man aus diesem Link den "verallgemeinernden" Schluss ziehen kann, der Präsens sei die Zukunft. In Ausnahmefällen, wenn ein Autor, eine Autorin diese Zeitform/Technik wirklich top beherrscht, mag das Lesen im Präsens ja durchaus ein Genuss sein, in den meisten Fällen aber wirken diese Texte auf mich jedoch sehr bemüht und zäh.

LG

Ramona

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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@ Ramona: Ich dachte, Lisa Kuppler hätte das verallgemeinert und gesagt, dass man mit dem Präteritum eigentlich nicht mehr anzukommen braucht. Aber bevor ich Quark erzähle, höre ich das Interview lieber nochmal.

 

Edit: So, nochmal gehört :-) Doch, sie macht das Präsens als starke Tendenz aus, auch wenn sie es teilweise kritisch beleuchtet. Ein sehr interessantes Interview, danke für den Hinweis, Yvonne!

 

Interessanter als die Ausführungen zum Präsens fand ich jetzt noch den Einschub, dass Genre-Literatur von den Kritikern viel zu selten unter sprachlich-stilistischen Aspekten betrachtet wird.

 

Viele Grüße

Anna

Bearbeitet von AnnaW

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Liebe Angelika,

 

ich würde wagen, das in dieser Verallgemeinerung anzuzweifeln. Wenn ich das Interview richtig gehört habe, äußert Lisa Kuppler, dass das Präteritum im Frauenunterhaltungsbereich eigentlich nicht mehr üblich ist. Nun schreibe ich selbst meine Romane in diesem Genre im Präteritum, weil ich, genau wie auch Cornelia sagt, dem Präsens gegenüber sehr misstraurisch bin, es in meinen Augen eher effektheischerisch ist und in dieser Zeitform das, was ich erzählen will, nicht wirklich schön erzählt werden kann. Und alle Frauenunterhaltungsromane, die ich in letzter Zeit in der Hand hatte, waren ebenfalls nicht im Präsens verfasst. Dass sich das Präsens durchgesetzt hätte, ist mein Eindruck überhaupt nicht. Vielleicht habe ich aber auch nicht genau genug hingehört, und ich weiß natürlich nicht, was in den Lektoraten für morgen geplant wird.

 

Liebe Grüße

Anna

Mein Eindruck deckt sich mit dem deinen. Ist mir schleierhaft, wie man aus diesem Link den "verallgemeinernden" Schluss ziehen kann, der Präsens sei die Zukunft. In Ausnahmefällen, wenn ein Autor, eine Autorin diese Zeitform/Technik wirklich top beherrscht, mag das Lesen im Präsens ja durchaus ein Genuss sein, in den meisten Fällen aber wirken diese Texte auf mich jedoch sehr bemüht und zäh.

LG

Ramona

 

 

Liebe Ramona, aus welchen Grund sollte ein Text im Präsens denn bemühter und zäher sein als im Präteritum? Wenn einer bemüht und zäh schreibt, wird es wohl mit der Zeitform nichts zu tun haben. Ich glaube, das ist ein Vorurteil. Oder manchem ist diese Zeitform einfach ungewohnt. Ich schreibe neuerdings, wie schon gesagt, sehr gern im Präsens. Es ist unmittelbarer und näher dran am Geschehen, liest sich aber genauso flüssig wie das Präteritum. Einziger Nachteil, man kann ein Geschehen nicht rückwärts blickend aus der Zukunft auktorialbewerten. "Hätte ich doch damals ...", etc) Aber das tue ich im allgemeinen ohnehin nicht.  :)

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Welche Erzählzeit man wählt, sollte nicht davon abhängig sein, was gerade "in" ist, sondern von den Erfordernissen des Stoffes, den man erzählen, und der Wirkung, die man damit erzielen will. Anders gesagt: Als Leser sollte man das Gefühl haben, dass der Text ohne das Präsens schlechter wäre. Man sollte ihn sich gar nicht anders vorstellen können. Dort, wo es nicht passt, wirkt es dann schnell aufgesetzt, was es ja auch ist. Also egal, ob Präsens oder Präteritum, es sollte immer einen Grund geben, warum man das eine oder das andere verwendet, und nicht bloßer Willkür bzw. einer Mode unterliegen.

"Wir sind die Wahrheit", Jugendbuch, Dressler Verlag 2020;  Romane bei FISCHER Scherz: "Die im Dunkeln sieht man nicht"; "Die Nachtigall singt nicht mehr"; "Die Zeit der Jäger"

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Ich erlaube mir jetzt einfach mal, was zu bemerken, obwohl ich Lisas Vortrag nicht angehört habe (Sorry, Lisa K. :)). Dieses Präsens, das jetzt "in" sein soll - gruselgrusel, wenn das wirklich Lektorinnen sagen - das ist vielleicht so eine Art Präsens, das ganz nah am direkten Erleben von Social Media ist. SoG, worauf es sich ja bezieht, hab ich nicht lesen können, weil es so wenig mit geschriebener Sprache zu tun hatte (und denke, dass es, will man die Hintergründe dieses Werks erforschen, wohl auch der Film tut), aber es hat etwas, das ich auch mal an gewissen Frauenromanen mit Entsetzen feststellte. Die Präsenstexte wirken wie eben schnell an die Freundinnen auf Fb oder sonstwo geschrieben. (Womit ich nicht meine, dass es dort keine literarischen Texte gibt. Doch, es gibt sie natürlich, beabsichtigt literarische Texte in allen möglichen Zeitformen. Aber von denen rede ich hier nicht.) Diese Frauenromane, viel "Regio", hab ich aus gewissen Recherchegründen auszugsweise studiert, direkt vom Supermarktregal aus, und das ist tatsächlich, liebe Anna W., schon ein paar Jahre her. Es gibt sie also, sie gruselten mich genauso wie die Aussage, dass Präsens "in" sein soll, und sie hatten oder haben genau diese Wirkung, als würde man gerade irgendwelche Social-Media-Postings lesen.

Einen Anfang eines Thrillers in Präsens hab ich auch mal gelesen, das war Kindersprache, kam vielleicht deshalb super an. Es ist dunkel. Es ist sehr dunkel. Es ist verdammt dunkel. Die Wände sind dunkel. Ich habe Angst. Ja. Große Angst. Ich glaube, ich liege in einem Sarg. Oh Mann, ist das dunkel.

So ungefähr (keine Parodie. OK, nur ein bisschen.)

 

Und dabei nix gegen Präsens. Wie Andreas schon sagt, die Geschichte gibt alles andere vor.

Das einzige, was am Präsens nervt, ist, finde ich, wenn der Autor oder die Autorin das Echtzeit-Präsens nicht beherrscht und zb die Figur ständig kommentieren lässt, was sie tut. Das sind aber Anfängerfehler ... oder sollten es zumindest sein. ;) Dann wird das Lesen relativ anstrengend, weil die Nähe zur Figur eben nicht entsteht ...

Präsente Grüße

Claudia

Bearbeitet von ClaudiaB

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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Liebe Leute, jetzt bin ich aber schon erst mal perplex, dass gleich so viel Wertungen unterstellt werden, auf die gleich wieder oben drauf gewertet wird. Zur Klarstellung:

 

1. Lisa Kuppler hat auf einer Tagung offenbar einen Vortrag zum Tempusgebrauch in der modernen Genre-Literatur gehalten. Was sie da im Einzelnen gesagt hat, wissen wir nicht, denn 

 

2. in der von Yvonne verlinkten Aufzeichnung gibt sie Wolfgang Tischer nach dem Vortrag ein Interview, in dem sie ein paar Mal auf den Vortrag verweist. Diesen Verweisen entnehme ich, dass sie sich in dem Vortrag offenbar auch analytisch zum Präsens geäußert und  erklärt hat, warum es ihrer Meinung nach in den "50 Shades of ..." nicht funktioniert hat. Um dazu Genaueres sagen zu können, müssten wir den Vortrag hören, den kennt aber hier keiner, ich auch nicht.

 

3. In dem Interview sagt sie nicht, dass das Präsens jetzt unbedingt sein muss, sondern sie erzählt, wie viel davon ihr neuerdings als Lektorin von Krimis auf den Schreibtisch kommt. Das war vor wenigen Jahren noch ganz anders. Sie zitiert quasi eine Statistik: So war das früher – heute hat sich was geändert. Krimi-Leser, die sich früher am Präsens gestört hätten, weil sie Präteritum erwarteten, sehen das auf einmal ganz anders und finden das Präsens saugut. Das scheint mit den Schweden angefangen zu haben: Die schreiben unbekümmert im Präsens, da sie sich gut verkaufen, nehmen deutsche Verlage sie ins Programm und schwubb ist die neue Mode etabliert.

 

4. Was ich daraus mitnehme: Es scheint nichts als die Macht der Gewohnheit zu sein, die den Leserwillen zumindest in solchen formalen Fragen diktiert. Dieser Wille bringt wieder Verlage darauf, ihren Autoren in Sachen Tempusgebrauch gut zuzureden: Schau mal, der Leser will das so und so. Dabei läuft der Weg doch anders herum: Die Autoren stiften die Gewohnheit.

 

So, dieser für mich logische Schluss aus dem Interview wäre das Einzige, was ich persönlich dazu zu sagen hätte. Eine Diskussion darüber, ob und wann das Präsens angebracht oder ganz schrecklich ist, kann auf Grundlage dieses Interviews doch gar nicht geführt werden. So was geht eh immer nur an konkreten Texten.

 

Angelika

 

P.S. Das Interview dauert nicht lang, keine 20 Minuten.

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

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OK, mea Culpa, hätte mir das Interview anhören sollen, habe hier nur reagiert auf Meinungsäußerungen. Und hatte meinerseits vor Jahren schon eine Beobachtung gemacht ... die ich zum Thema "Präsens als Trend, besonders in der in den Kommentaren erwähnten sogenannten Chicklit" hier beschrieben habe. Das Gruseln bezieht sich auf die Bemerkung - die nicht von Lisa stammt, soweit ich es mitbekommen habe - dass Präsens ein "Trend" sei.

Wenn dem so sein sollte, dann könnte es sein - hat nichts mit dem Interview zu tun, würde es aber gern trotzdem anmerken - dass dieser sogenannte Trend  Autoren und Leser im Genre zu (noch) größerer Einfachheit verführt. Dazu meine Beobachtung und der Vergleich mit Social Media und mein Thrillerbeispiel (das es tatsächlich gibt, vielleicht nicht ganz so krass, aber die Tendenz stimmt.)

 

Damit meine ich explizit nicht, dass es bei ALLEN so ist, im Gegenteil.

Präsens ist, wie ich weiter unten schon sagte, was es ist. Es gibt seit Urzeiten Romane im Präsens, es gibt grandiose Romane im Präsens, ich gehöre auch NICHT zu denen, die Präsens "nervt." Oder nur dann, wenn es jemand nicht beherrscht.

 

Manchmal, auch das gab ich zu bedenken, glaubt man, durch das Präsens eine besondere Nähe zur Figur herstellen zu können und scheitert - besonders in der Ich-Form. Das hat Gründe. Manche Ergebnisse dieses Scheiterns gibt es in Buchform. Und das führt vielleicht dazu, dass manche Leser vom Präsens "genervt" sind.

Was mit Lisas Vortrag jetzt explizit nichts zu tun hat. Dazu steh ich.

Claudia

Bearbeitet von ClaudiaB

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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Wenn dem so sein sollte, dann könnte es sein - hat nichts mit dem Interview zu tun, würde es aber gern trotzdem anmerken - dass dieser sogenannte Trend  Autoren und Leser im Genre zu (noch) größerer Einfachheit verführt. Dazu meine Beobachtung und der Vergleich mit Social Media und mein Thrillerbeispiel (das es tatsächlich gibt, vielleicht nicht ganz so krass, aber die Tendenz stimmt.)

 

 

Also, in dem Interview ist schon die Rede von Tempusgebrauch und "Vereinfachung", aber eigentlich ist damit eher so was wie Begriffslosigkeit gemeint: Auf Basis der gewussten Markttendenz – Präsens ist in, Präteritum gilt als verstaubt – sagen sich wohl tatsächlich einige Autoren: Ach so, gut, dann schreibe ich jetzt den fertigen Roman nochmal ins Präsens um, sprich: Die Suche-und-Ersetze-Funktion wird eingeschaltet, aus jedem war ein ist gezaubert. Und damit berauben sich diese Autoren eines kompletten Stilmittels. Weil nicht mehr überlegt wird, welches Tempus zu welcher Perspektive zu welchem Erzählton passen könnte, sondern bei jeder Gelegenheit Präsens benutzt wird. Und sie berauben nicht nur sich selbst, sondern ihre Kollegen gleich mit, weil sich dieser Schreibstil dann – s. o. – als Gewohnheit in den Köpfen und Gemütern der Leser einnistet, die dann danach verlangen, egal, wie der Roman sonst gemeint ist. In genau der umgekehrten Manier, wie man früher vom Präsens so oft "genervt" war. 

 

Dass die erwünschte berühmte "Nähe zur Figur" mittels Präsens oft gerade nicht erreicht wird, deutet Lisa in dem Interview dann übrigens noch mit dem Beispiel der Tribute von Panem an, wo die Ich-Figur im Präsens eher einen unfreiwillig larmoyanten Ton erzeugt. Ich kanns nicht beurteilen, ich hab das Buch nicht gelesen.

 

Angelika

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Wenn dem so sein sollte, dann könnte es sein - hat nichts mit dem Interview zu tun, würde es aber gern trotzdem anmerken - dass dieser sogenannte Trend  Autoren und Leser im Genre zu (noch) größerer Einfachheit verführt. Dazu meine Beobachtung und der Vergleich mit Social Media und mein Thrillerbeispiel (das es tatsächlich gibt, vielleicht nicht ganz so krass, aber die Tendenz stimmt.)

 

 

Also, in dem Interview ist schon die Rede von Tempusgebrauch und "Vereinfachung", aber eigentlich ist damit eher so was wie Begriffslosigkeit gemeint: Auf Basis der gewussten Markttendenz – Präsens ist in, Präteritum gilt als verstaubt – sagen sich wohl tatsächlich einige Autoren: Ach so, gut, dann schreibe ich jetzt den fertigen Roman nochmal ins Präsens um, sprich: Die Suche-und-Ersetze-Funktion wird eingeschaltet, aus jedem war ein ist gezaubert. Und damit berauben sich diese Autoren eines kompletten Stilmittels. Weil nicht mehr überlegt wird, welches Tempus zu welcher Perspektive zu welchem Erzählton passen könnte, sondern bei jeder Gelegenheit Präsens benutzt wird. Und sie berauben nicht nur sich selbst, sondern ihre Kollegen gleich mit, weil sich dieser Schreibstil dann – s. o. – als Gewohnheit in den Köpfen und Gemütern der Leser einnistet, die dann danach verlangen, egal, wie der Roman sonst gemeint ist. In genau der umgekehrten Manier, wie man früher vom Präsens so oft "genervt" war. 

 

Dass die erwünschte berühmte "Nähe zur Figur" mittels Präsens oft gerade nicht erreicht wird, deutet Lisa in dem Interview dann übrigens noch mit dem Beispiel der Tribute von Panem an, wo die Ich-Figur im Präsens eher einen unfreiwillig larmoyanten Ton erzeugt. Ich kanns nicht beurteilen, ich hab das Buch nicht gelesen.

 

Angelika

 

 

Liebe Angelika, da stellst du aber einen Menge Behauptungen auf. Die Zeitform im Text mit "Suchen und Ersetzen" ändern? Wie soll das bitte gehen, selbst wenn man es wollte? Aus einem "war" ein "ist" machen, ist nicht schwer, aber bei den tausend anderen Verben? Wer das versuchen sollte, würde nur Salat produzieren. Und, entschuldige, das ist auch überhaupt kein Argument gegen Präsens, ob Mode oder nicht.

Zu Lisas Kommentar: Ich fand auch nicht, dass "Tribute von Panem" einen larmoyanten Ton hat. Und wenn, hätte der mit Präsens auch nichts zu tun. Man kann auch ganz gut larmoyant im Präteritum sein. "Tribute von Panem" ist sehr handlungslastig mit weniger Innenleben. Aber auch das ist Absicht der Autorin und hat mit der Zeitform ebenfalls wenig zu tun.

 

Mir kommen all diese Argumente etwas vorgeschoben vor und Ausdruck einer gewissen Voreingenommenheit. Wenn, dann wäre es doch eher interessant zu diskutieren, welchen stilistischen Unterschied es zwischen Präteritum und Präsens gibt und wie und wann man ihn am besten verwenden könnte. 

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Liebe Angelika, liebe Claudia, lieber Ulf,

 

vielleicht war ich auch diejenige, die das indirekt geschürt hat. Weil ich tatsächlich Vorbehalte dem Präsens gegenüber habe und eigentlich nur ausdrücken wollte, dass es auch im Genre Frauenunterhaltung sehr wohl (noch) anders geht und ich das auch erstrebenswert finde. Dass es für mich erschreckend wäre, wenn nur noch Präsens markttauglich sein sollte (was Lisa Kuppler auch gar nicht sagt, in dem Gespräch nur als Tendenz ausmacht). Es gibt beides - wie Claudia sagt - bezogen auf die Frauenunterhaltung, mit der ich mich ansatzweise ein bisschen auskenne, das ist weder beim Krimi noch beim historischen Roman der Fall - die Frauenunterhaltung im Gegenwartsgestus und die klassische Erzählform, das Präteritum.

 

Und das eine kann sehr wohl gegenwärtig sein und das andere die Nähe aufzwingen, so empfinde ich das oft als Leserin. Aber das ist dann eine andere Diskussion, genau, die nach stilistischen Unterschieden und Möglichkeiten der Verwendung - die ich aber gut fände. Aber es gab sie schon, das stimmt.

 

Liebe Grüße

Anna

               Website Anna             Instagram            

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Liebe Angelika, da stellst du aber einen Menge Behauptungen auf. Die Zeitform im Text mit "Suchen und Ersetzen" ändern? Wie soll das bitte gehen, selbst wenn man es wollte? Aus einem "war" ein "ist"machen, ist nicht schwer, aber bei den tausend anderen Verben? Wer das versuchen sollte, würde nur Salat produzieren. Und, entschuldige, das ist auch überhaupt kein Argument gegen Präsens, ob Mode oder nicht.

Zu Lisas Kommentar: Ich fand auch nicht, dass "Tribute von Panem" einen larmoyanten Ton hat. Und wenn, hätte der mit Präsens auch nichts zu tun. Man kann auch ganz gut larmoyant im Präteritum sein. "Tribute von Panem" ist sehr handlungslastig mit weniger Innenleben. Aber auch das ist Absicht der Autorin und hat mit der Zeitform ebenfalls wenig zu tun.

 

Ey, Ulf, ich habe doch nicht behauptet, dass es darum ginge, dass solche Ersetzungssachen einfach wären. Das war ein Bild für das, was Lisa Kuppler in dem Interview nicht einfach sagt, sondern zitiert: Ihr haben offenbar Autoren erklärt, dass es für sie kein Problem wäre, einen beliebigen Text vom Präteritum ins Präsens zu transformieren. Und das ist es in der Tat nicht, das ist grammatikalische Technik, das machen meine Studis tagein-tagaus: gehen ging gegangen, rinnen rann geronnen, bleiben blieb geblieben. Ob das technisch über die Suchfunktion klappt oder nicht, ist dabei doch das geringste Problem! Problematisch ist vielmehr die – speziell gegenüber dem eigenen Medium: der deutschen Sprache – so vollkommen begriffslose Einstellung, die in diesem Fall davon ausgeht, dass man die Tempora – der jeweils gültigen Mode zuliebe – so einfach gegeneinander austauschen könne!  

 

Herrschaft! Ich zitier doch nur, will sich denn keiner der feurigen Diskutanten einfach das Zitierte auf dem Podcast anhören?

 

Hierin 

Wenn, dann wäre es doch eher interessant zu diskutieren, welchen stilistischen Unterschied es zwischen Präteritum und Präsens gibt und wie und wann man ihn am besten verwenden könnte. 

 

 

 

geb ich dir allerdings Recht, bzw du trägst Eulen nach Athen. Hab ich nicht dazu sogar schon mal einen Vortrag gehalten?

 

Angelika

Bearbeitet von Angelika Jo

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Angelika, ich war bei meiner Wikinger-Trilogie zur Hälfte durch, als mir aus diversen Gründen der Gedanke kam, es in Präsens zu veröffentlichen. Von Mode hatte und habe ich keine Ahnung. Es waren meine persönlichen Gründe. Ich habe also 800 Seiten vom Präteritum in den Präsens umgeschrieben und auch den Rest dann so weiter verfasst. Glaube mir, das mit Word "Suchen und Ersetzen" zu bewerkstelligen ist schlicht unmöglich. Dann kannst du eher einen Affen Lyrik beibringen. Es kämen unsinnige Sätze dabei raus. Besonders auch bei Rückblenden. Noch dazu, mit wie vielen Verben soll man das den durchführten. Riesenarbeit. Und das hieße am Ende, man müsste den Text dann doch wieder anfassen, man macht sich also die Arbeit zweimal.

 

Ich habe mir die Audioaufnahme angehört und kann der Dame da nicht folgen.

 

Ich habe es also selbst gemacht und jeden einzelnen Satz angefasst. Und immer dabei überlegt, ob es so richtig ist, ob der Satz noch klingt, ob die Satzstellung vernünftig ist, ob es stilmäßig passt. Zumal ich ja auch noch einen Ich-Erzähler habe und seinen Sprachstil respektieren muss. Es hat gedauert, aber es hat sich gelohnt. Sowohl beim Verlag wie auch bei meiner Außenlektorin ist das Ergebnis sehr gut angekommen. Auch bei einem anderen Projekt habe ich die Leseprobe im Präsens verfasst. Dabei handelt es sich um einen Thriller. Es liest sich in dieser Form sehr gut, erhöht sogar die Spannung und wurde auch von einem anderen Verlag begeistert aufgenommen. Natürlich bietet das Präsens am Anfang einige Herausforderungen, wenn man es nicht gewohnt ist, aber es ist durchaus eine nicht nur akzeptable sondern auch spannende Schreibform.

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@Ulf

"es in Präsens zu veröffentlichen. Von Mode hatte und habe ich keine Ahnung. Es waren meine persönlichen Gründe. Ich habe also 800 Seiten vom Präteritum in den Präsens umgeschrieben und auch den Rest dann so weiter verfasst."

 

Das ist ja der Hammer, Ulf! Ich hab mal zwanzig oder dreißig Seien umgeschrieben, allerdings vom Präsens rückwärts, und war schon am Ende meiner Kräfte ...

 

Ansonsten: Für oder gegen Präsens oder irgendeine andere Erzählhaltung, -zeit oder Form kann es m.E. keine Regeln oder Gesetze geben. Denn Regeln oder Gesetze schränken die künstlerische Freiheit und damit die Kreativität ein.

 

LG

Martin

_________________________________________________

www.martinconrath.de

Jede Art des Schreibens ist erlaubt - nur nicht die langweilige (Voltaire)

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