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AngelikaL - Laura Albers

Wie viele Protagonisten darf man den LeserInnen zumuten?

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AngelikaL - Laura Albers

Hallo,

 

konkreter gefragt: Wie viele Menschen können LeserInnen in einer Szene ertragen und auseinanderhalten?

 

Szene: Protagonistin kommt in der Stadt an, in der sich vier Frauen treffen wollen. Szene setzt da ein, wo sie ins Parkhaus fährt. Sie orientiert sich und geht zum Lokal, in dem das Treffen stattfindet. Hier warten die drei anderen Frauen bereits auf sie. Alle werden einander vorgestellt, denn unsere Protagonistin kannte bisher nur eine der drei Frauen. Zwei von den vieren sind den Leserinnen bereits aus dem Vorgängerbuch bekannt. Die vier essen und sprechen miteinander, und im Gesprächsverlauf erfährt man ein paar wenige, wichtige Fakten (ähnlich wie in Alfs Thread über das Einführen einer bekannten Figur) über jede von ihnen.

 

Sind vier zu viel? Ich denke: nein. Diese vier Frauen treffen sich im Buch immer wieder; sie sind im Prinzip der rote Faden der Geschichte.

 

Liebe Grüße

Angelika

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Gerade las ich von Colum McCann "Die große Welt". Ein Teil des Romans handelt von einer Frauen-Selbsthilfegruppe. Fünf Frauen treffen sich. Damit hatte ich keinerlei Schwierigkeiten. Wenn Du magst, kann ich Dir die entsprechenden Stellen raussuchen. 

Sagt Abraham zu Bebraham: Kann ich mal dein Cebraham?

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Ich komme mit um so mehr Protagonisten klar, je besser ich sie voneinander unterscheiden kann. Beim Buch funktioniert das am besten über die Namen (also bloß keine Karin und Kathrin) und über die Sprache.

Komm wir essen Opa.

SATZZEICHEN können Leben retten.

www.mcpoets.de

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Ich finde vier auch nicht zu viel. In jeder Familiengeheimnisgeschichte hat man auch so viel Personal, da es auf jeder Zeitebene mindestens zwei Personen gibt. Es liegt eben daran, sie unterscheidbar zu gestalten.

Willst du jeder von ihnen eine Stimme geben? Oder gibt es nur eine Perspektivfigur, und die hat eben drei Freundinnen, die wichtig sind?

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Ich komme mit um so mehr Protagonisten klar, je besser ich sie voneinander unterscheiden kann. Beim Buch funktioniert das am besten über die Namen (also bloß keine Karin und Kathrin) und über die Sprache.

 

In meinem aktuellen Projekt treffen sich ebenfalls vier Frauen in einer Stadt, die sich schon einige Zeit kennen und auch schon eingeführt waren. Deshalb interessiert es mich, wie ihr damit umgeht.

Als Leserin finde ich es ganz wichtig, was MariaP sagt: Sie müssen sich voneinander unterscheiden, nicht nur durch die Namen, sondern auch durch ihre Eigenarten und die Sprache. Als Leserin ist es für mich auch immer verwirrend, wenn mal der Vorname, mal der Nachname genannt wird. Oder die Berufsbezeichnung. Als Leserin bin ich auf Vertrautes angewiesen. Mir ist es schon oft passiert, dass da plötzlich ein Mönch oder ein Börsenmakler auftauchte, ich mir an den Kopf fasste und dachte: Wer ist denn das nun wieder?

 

Auf die Frage, wie viele Protas zu viel sind, möchte ich mal vorsichtig sagen: Zehn auf einmal wären mir zu viel, vier oder fünf gerade richtig. Beim Lesen von Krimis habe ich festgestellt, dass die vielen Mitarbeiter eines Teams mich verwirren, weil keiner von ihnen besonders heraussticht und ich die meisten schnell wieder vergesse. :-/

 

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Wenn jede der Frauen eine einzigartige Persönlichkeit hat und die auch deutlich zum Tragen kommt, dann stört es mich nicht. Wenn sie sich jedoch nur treffen, um belangloses Zeug zu schwätzen, dann stört es mich schon  ;) . Es sei denn, es ist verdammt lustig  ;D .

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AngelikaL - Laura Albers

Vielen Dank schon mal für eure Antworten.

 

Im Prinzip seht ihr es so wie ich. Ursprünglich hatte ich tatsächlich zwei Namen, die mit demselben Anfangsbuchstaben anfingen, das habe ich mal sofort geändert, als es mir aufgefallen ist. Unterschiedlich sind die vier, auch wenn sie fast gleichaltrig sind. In der gesprochenen Sprache gibt es kleine Marker, aber keine zu großen, damit die Sprache nicht unnötig gekünstelt wirkt. Und ja, ich finde, vier ist absolut zu verarbeiten, zumal die vier sich ja immer wieder begegnen und gemeinsam etwas erleben.

 

Christa, das hier: "Beim Lesen von Krimis habe ich festgestellt, dass die vielen Mitarbeiter eines Teams mich verwirren, weil keiner von ihnen besonders heraussticht und ich die meisten schnell wieder vergesse. :-/" habe ich auch schon erlebt. Sogar in Fernsehfilmen, wenn die Typen sich zu ähnlich sehen und zu kleine Rollen haben ... ;-)

 

Ulrike: "Willst du jeder von ihnen eine Stimme geben? Oder gibt es nur eine Perspektivfigur, und die hat eben drei Freundinnen, die wichtig sind?"

 

Es gibt mehrere Perspektiven, die deutlich kapitelweise voneinander abgegrenzt sind. Im Erzählton schlägt sich auch jeweils die Persönlichkeit nieder.

 

Eigentlich alles kein Problem - mich hat nur stutzig gemacht, dass eine Person, die das betreffende Kapitel mit der ersten Begegnung gelesen hat, meinte, dass das ja doch viele Personen seien, die man da auf einmal vor sich sähe. Was auch die Frage nach sich zieht, inwieweit man sie vor dem inneren Auge des Lesers zeichnet. Wie viele äußerliche Merkmale können erwähnt werden, ohne dass es verwirrend statt hilfreich ist? *lach* Ich nenne im Schnitt zwei Eigenheiten (Haare, Augen, Figur oder andere Kennzeichen) und fülle dann später noch auf. Ich finde es nicht gut, wenn die LeserInnen sich eine Figur vorstellen und erst relativ spät beispielsweise erfahren, dass der oder diejenige blaue Augen hat und nicht braune. Das ist zwar sicher nicht lebenswichtig, kann aber zu Irritationen führen.
 

Bearbeitet von AngelikaL - Laura Albers
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Ich finde es eine alltägliche Situation, dass vier Frauen in einem Lokal sitzen und schwatzen. Natürlich denke ich dabei gleich an "Sex an the City". Nun ist das im Film mMn etwas einfacher, so eine Szene widerzugeben. Schlimm finde ich solche Sachen (alles schon gelesen):

 

"Ja", sagte Mimi.

"Echt?", fragte Susi

"Kann nicht sein", meinte Lulu.

"Doch, doch!", rief Lilly.

 

:D

 

Ich denke auch nicht, dass du in dieser Szene gleich alle vier "vorstellen" musst. Vielleicht reicht es ja, dass zu die zwei wichtigsten Köpfe, oder die, die in dieser Situation das Wort führen, vorstellst, und die anderen in einer anderen/m Szene/Kapitel. Wenn ich mir so vorstelle, dass mir als Lesende in einer einzigen Szene vier unterschiedliche Personen mit all ihren Macken und Eigenheiten plus Aussehen präsentiert werden, würde ich das wirklich zu viel finden.

 

Aber natürlich möchte man die Infos übers Personal so schnell wie möglich an den Mann bzw. die Frau bringen - das passiert mir auch oft -, meist ist es aber gar nicht nötig und kann auch später noch erfolgen.

 

Eine elegante Lösung wäre vielleicht, wenn sich die Protagonistin auf der Fahrt schon mal mental auf eine Frau einstellt, an etwas denkt, das sie zusammen erlebt haben. Auf dem Weg ins Lokal denkt sie dann über die dritte nach und im Lokal muss dann "nur" noch die vierte beschrieben werden.

 

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Vielen Dank schon mal für eure Antworten.

 

Im Prinzip seht ihr es so wie ich. Ursprünglich hatte ich tatsächlich zwei Namen, die mit demselben Anfangsbuchstaben anfingen, das habe ich mal sofort geändert, als es mir aufgefallen ist. Unterschiedlich sind die vier, auch wenn sie fast gleichaltrig sind. In der gesprochenen Sprache gibt es kleine Marker, aber keine zu großen, damit die Sprache nicht unnötig gekünstelt wirkt. Und ja, ich finde, vier ist absolut zu verarbeiten, zumal die vier sich ja immer wieder begegnen und gemeinsam etwas erleben.

 

Christa, das hier: "Beim Lesen von Krimis habe ich festgestellt, dass die vielen Mitarbeiter eines Teams mich verwirren, weil keiner von ihnen besonders heraussticht und ich die meisten schnell wieder vergesse. :-/" habe ich auch schon erlebt. Sogar in Fernsehfilmen, wenn die Typen sich zu ähnlich sehen und zu kleine Rollen haben ... ;-)

 

Ulrike: "Willst du jeder von ihnen eine Stimme geben? Oder gibt es nur eine Perspektivfigur, und die hat eben drei Freundinnen, die wichtig sind?"

 

Es gibt mehrere Perspektiven, die deutlich kapitelweise voneinander abgegrenzt sind. Im Erzählton schlägt sich auch jeweils die Persönlichkeit nieder.

 

Eigentlich alles kein Problem - mich hat nur stutzig gemacht, dass eine Person, die das betreffende Kapitel mit der ersten Begegnung gelesen hat, meinte, dass das ja doch viele Personen seien, die man da auf einmal vor sich sähe. Was auch die Frage nach sich zieht, inwieweit man sie vor dem inneren Auge des Lesers zeichnet. Wie viele äußerliche Merkmale können erwähnt werden, ohne dass es verwirrend statt hilfreich ist? *lach* Ich nenne im Schnitt zwei Eigenheiten (Haare, Augen, Figur oder andere Kennzeichen) und fülle dann später noch auf. Ich finde es nicht gut, wenn die LeserInnen sich eine Figur vorstellen und erst relativ spät beispielsweise erfahren, dass der oder diejenige blaue Augen hat und nicht braune. Das ist zwar sicher nicht lebenswichtig, kann aber zu Irritationen führen.

 

 

Wenn die Testleserin die Personen als "zu viele" empfand, waren sie vielleicht nicht wirklich zu viel. Vielleicht wurde ihnen bei ihrem ersten Auftritt nicht genügend Raum gegeben, so dass man als Leserin sie sich vorstellen, sprich: merken konnte.

 

Gleich im ersten Kapitel zu viele Personen gleichzeitig auftreten zu lassen, finde ich auch schwierig. Da kommt es auf die Dosierung an, jeder sollte ruhig einer nach dem anderen drankommen. Also erstmal die Perspektivträgerin einführen, dann Person B, ihr Raum geben, damit der Leser sie kennt, danach Person C usw.

 Haar- und Augenfarben überlese ich persönlich ja gerne - sprachliche Macken, besondere Gesten oder originelle Kleidungsstücke jedoch weniger. Aber das ist bestimmt bei jedem Leser anders.

 

Wenn du immer noch unsicher bist, kannst du ja auch einen Ausschnitt in die Textkritiken stellen :)

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"Ja", sagte Mimi.

"Echt?", fragte Susi

"Kann nicht sein", meinte Lulu.

"Doch, doch!", rief Lilly.

 

:D

 

(...)

 

Eine elegante Lösung wäre vielleicht, wenn sich die Protagonistin auf der Fahrt schon mal mental auf eine Frau einstellt, an etwas denkt, das sie zusammen erlebt haben. Auf dem Weg ins Lokal denkt sie dann über die dritte nach und im Lokal muss dann "nur" noch die vierte beschrieben werden.

 

Bei Margots Beispiel dämmert es mir ein wenig, warum mich diese ellenlangen Dialoge oft so ermüden. Den Vorschlag, einiges in die Gedanken oder inneren Monologe der Prota zu verlegen, finde ich gut. Was mir noch in den Büchern aufgefallen ist, die ich gelesen habe: Um zu große Monolog- und Dialogblöcke zu vermeiden (man denke nur an Umberto Ecos Pendel), wurde mal empfohlen, die Personen etwas essen und trinken zu lassen. Das wird dann aber auch schon wieder zu viel. Da wird nicht nur gelöffelt, getrunken, am Kaffee genippt oder Bierschaum vom Mund gewischt, sondern es wird auch gekaut und geschluckt. "...sagte sie kauend", las ich neulich einmal.

Brrrh! Spricht man heute denn mit vollem Mund? ;)

 

Zitat Angelika:

Eigentlich alles kein Problem - mich hat nur stutzig gemacht, dass eine Person, die das betreffende Kapitel mit der ersten Begegnung gelesen hat, meinte, dass das ja doch viele Personen seien, die man da auf einmal vor sich sähe. Was auch die Frage nach sich zieht, inwieweit man sie vor dem inneren Auge des Lesers zeichnet. Wie viele äußerliche Merkmale können erwähnt werden, ohne dass es verwirrend statt hilfreich ist? *lach* Ich nenne im Schnitt zwei Eigenheiten (Haare, Augen, Figur oder andere Kennzeichen) und fülle dann später noch auf. Ich finde es nicht gut, wenn die LeserInnen sich eine Figur vorstellen und erst relativ spät beispielsweise erfahren, dass der oder diejenige blaue Augen hat und nicht braune. Das ist zwar sicher nicht lebenswichtig, kann aber zu Irritationen führen.

 

Seit mir jemand in einer Leserunde mal zurückmeldete, diese Augenfarbe habe aber jemand anders gehabt, verwende ich solche Merkmale nach Möglichkeit nicht mehr. Bei einer Hexe, über die ich las, war es wichtig, dass sie ein blaues und ein braunes Auge hatte, weil sie das verdächtig machte. Mir gefällt es immer am besten, wenn der Autor mit wenigen Strichen das Wesentliche der Person charakterisiert. Es gibt Typen, die ich noch Jahre nach Lesen eines Buches im Gedächtnis habe, zum Beispiel den hier schon erwähnten geizigen Onkel Scrooge von Dickens. Das heißt nicht, dass ich es etwa beherrschen würde - aber ich lerne gern dazu. Und ja, wenn du möchtest, kannst du es einstellen, Angelika, ich lerne immer gern am Beispiel.

 

Bearbeitet von Christa
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In der von Dir beschriebenen Szene, Angelika, geht es mit den vier Frauen. Aber wenn es darum geht, vier Personen gleichzeitig einzuführen, dann streike ich als Leser. Nie mehr als eine neue Person - oder als Ausnahme zwei Personen, die ihren ersten Eindruck durch ein Streitgespräch hinterlassen. Mehr vertrage ich nicht. Aber wenn zwei Deiner Figuren bereits bekannt sind, ist es it den anderen machbar.

 

Noch eine Klugscheißerbemerkung am Rande. Für mich gibt es immer nur einen Protagonisten, zwei sind für mich bereits ein Widerspruch in sich. Aber ich gehöre zu denen, die zwischen dem Protagonisten und Hauptfiguren unterscheiden. Und das kann man auch anders sehen (Klugscheißermodus aus).

 

Ich meine, mach einfach mal. Dann wirst du es schon sehen, ob Du es packst. Grundsätzlich halte ich es für möglich, erfolgreich umzusetzen, was Du dir vorgenommen hast.

Viel Erfolg

Wolf

 

Edit: @ Christa

Ich halte äußere Merkmale für wenig geeignet, Personen zu unterscheiden. Bei mir als Leser habe ich die bereits wieder vergessen, wenn der Satz zu Ende ist, weil sich mein Kopf immer seine eigenen Bilder herstellt. Aber Verhalten und Standpunkt und Entscheidungen, alles das, was deutlich plotverbunden ist, das bleibt sitzen wie festgehakt. Aber bestimmt gibt es auch andere Lesr als mich.

Bearbeitet von Wolf
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Bei Margots Beispiel dämmert es mir ein wenig, warum mich diese ellenlangen Dialoge oft so ermüden. Den Vorschlag, einiges in die Gedanken oder inneren Monologe der Prota zu verlegen, finde ich gut. Was mir noch in den Büchern aufgefallen ist, die ich gelesen habe: Um zu große Monolog- und Dialogblöcke zu vermeiden (man denke nur an Umberto Ecos Pendel), wurde mal empfohlen, die Personen etwas essen und trinken zu lassen. Das wird dann aber auch schon wieder zu viel. Da wird nicht nur gelöffelt, getrunken, am Kaffee genippt oder Bierschaum vom Mund gewischt, sondern es wird auch gekaut und geschluckt. "...sagte sie kauend", las ich neulich einmal.

Brrrh! Spricht man heute denn mit vollem Mund? ;)

 

 

Ich denke, die Figuren in so einer Szene, werden dann unverwechselbar, wenn sie unterschiedliche Charaktere, Ansichten und Verhaltensweisen haben und wenn der Leser in der Szene durch die Perspektivfigur darauf hingewiesen und ein bisschen angeleitet wird.

 

Beispiel:

"Immer diese blöden Autofahrer, die einen anblöken, sobald man den Radweg übersieht und auf der Straße fährt."

Petra spuckte ein paar Kuchenkrümel über den Tisch, während sie sprach. Anna schaute auf ihre Tasse und sah, dass einer der von Spucke getränkten Kuchenreste den Weg in ihren Kaffee gefunden hatte. Wie eklig. Warum schluckte Petra nicht erst und machte ihren übervollen Mund leer bevor sie ihn aufriss, um sich zu echauffieren? Und überhaupt, das mit den Autofahrern, das brachte sie nun schon zum unzähligsten Mal. Hatte die Frau keine anderen Probleme?

 

Für mich ist eine solche Art der Charakterisierung, die Bilder in meinem Kopf erschafft und sie an Emotionen knüpft (in diesem Fall die der Perspektivfigur) immer nachhaltiger als eine reine Außenbeschreibung.

 

Insofern würde ich für mich sagen: Je oberflächlicher die Figuren eingeführt werden, desto weniger vertrage ich in einer Szene. Namen oder allgemeine äußere Merkmale wie Augen- oder Haarfarbe oder Nasenform kann ich mir nur schlecht merken, aber wenn die Figur sich ungewöhnlich verhält und äußert, dann kann ich sie auch von anderen unterscheiden und dann können von mir aus auch vier oder fünf Personen in einer Szene agieren, ohne dass ich Schwierigkeiten damit bekomme.

Eat the frog in the morning (Mark Twain)

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Edit: @ Christa

Ich halte äußere Merkmale für wenig geeignet, Personen zu unterscheiden. Bei mir als Leser habe ich die bereits wieder vergessen, wenn der Satz zu Ende ist, weil sich mein Kopf immer seine eigenen Bilder herstellt. Aber Verhalten und Standpunkt und Entscheidungen, alles das, was deutlich plotverbunden ist, das bleibt sitzen wie festgehakt. Aber bestimmt gibt es auch andere Lesr als mich.

 

Es mag andere Leser geben. Aber irgendwie korresponiert ja auch Autor- und Leserverhalten. Ich als Autor habe auch schnell wieder vergessen, was für eine Augenfarbe nun der und der hatte (besonders knifflig bei einer großen Personenmenge!) Also stimme ich dir zu: Wenn ich weiß, wie eine Person reagieren wird, werde ich sie auch schnell wieder einordnen können. Und mehr als eine Person auf einmal einzuführen ist auch nicht gut. Also sollten Angelkas Figuren schon auf irgendeine Art bekannt sein, wenn sie miteinander kommunizieren. Und sei es durch Gedanken, wie von Margot vorgeschlagen. Ich habe übrigens gerade ein Buch zur Seite gelegt, das mich vom Thema her sehr interessiert hat. Die Personen wurden aber derartig durcheinandergeworfen, dass ich ständig aus dem Tritt kam. Dazu wurde bei jeder kurz auftretenden Nebenperson beschrieben, wie sie aussah und was sie anhatte. Ein Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte.

 

Beispiel Susann:

"Immer diese blöden Autofahrer, die einen anblöken, sobald man den Radweg übersieht und auf der Straße fährt."

Petra spuckte ein paar Kuchenkrümel über den Tisch, während sie sprach. Anna schaute auf ihre Tasse und sah, dass einer der von Spucke getränkten Kuchenreste den Weg in ihren Kaffee gefunden hatte. Wie eklig. Warum schluckte Petra nicht erst und machte ihren übervollen Mund leer bevor sie ihn aufriss, um sich zu echauffieren? Und überhaupt, das mit den Autofahrern, das brachte sie nun schon zum unzähligsten Mal. Hatte die Frau keine anderen Probleme?

 

Für mich ist eine solche Art der Charakterisierung, die Bilder in meinem Kopf erschafft und sie an Emotionen knüpft (in diesem Fall die der Perspektivfigur) immer nachhaltiger als eine reine Außenbeschreibung.

 

Insofern würde ich für mich sagen: Je oberflächlicher die Figuren eingeführt werden, desto weniger vertrage ich in einer Szene. Namen oder allgemeine äußere Merkmale wie Augen- oder Haarfarbe oder Nasenform kann ich mir nur schlecht merken, aber wenn die Figur sich ungewöhnlich verhält und äußert, dann kann ich sie auch von anderen unterscheiden und dann können von mir aus auch vier oder fünf Personen in einer Szene agieren, ohne dass ich Schwierigkeiten damit bekomme.

 

Ja, das ist ein gutes Beispiel, muss ja nicht gleich so eklig sein. Es deutet einen Konflikt dieser beiden Frauen an und zeigt, wie sie sich beim Kaffeetrinken verhalten..

Bearbeitet von Christa
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Entscheidend ist für mich nicht die Anzahl der Personen, sondern ihre Unterscheidbarkeit. Eine Szene, in der die Unterscheidbarkeit vordergündig auf verbaler Kommunikation besteht, halte ich für nicht günstig. Es sei denn, die Personen haben in ihrer Ausdruckweise gravierende Unterschiede, was aber nicht gegeben zu sein scheint. Unterhaltungen mit mehr als zwei Personen sind meiner Meinung nach ich in der texlichen Umsetzung für sehr kompliziert. Es handelt sich in diesem Fall um eine Diskussion und nicht mehr um einen Dialog. Hier muss die Person, die die Perspektive hat, sich auf eine Moderatorposition zurückziehen. Das ist notwendig, da das Einführen einer neuen Person immer aus der Perspektive einer anderen erfolgt. Einzige Ausnahme ist der/die Protagonist/in; diese Person führt sich selbst ein. Das Einführen einer Person, die nicht Protagonist ist, losgelöst von jeder anderen Person, ist für den Leser schwer verständlich, da diese Person an dieser Stelle beziehungslos im Figurenkontext existiert. Zieht sich der Protagonist in einer Unterhaltung auf die Moderatorposition zurück, hat er die Möglichkeit, aus seiner Sicht die Personen einzuführen und eine Position zu den anderen Figuren zu zuweisen.

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Ich lese gerade den neuesten Grisham-Thriller. Es fängt gleich mit 4 Männern an, die den Diebstahl der Original-Manuskipte von F. Scott Fitzgerald planen, die sich in der gesicherten Library der Princeton University befinden. Bevor er Einzelheiten zu dem geplanten Einbruch schildert, fängt er gleich mit den 4 Männern an. Und dies rein narrativ, kein Dialog. Er erzählt auch nicht, wie sie aussehen, sondern er nennt ihre Namen und erklärt den Background eines jeden. In eher sparsamen Sätzen, aber man weiß in etwa, wer sie sind. Alle sind professionelle Diebe, ziemlich clever, zwei sind vorbestraft. Und dann wird ihr Vorgehen beschrieben. Und bei diesem Vorgehen hat jeder seine eigene Rolle und Aufgabe. Der Durchführung dieser Aufgaben widmet Grisham weit mehr Raum als die Personenbeschreibungen. Dabei prägt sich aber der Name des jeweiligen gut ein, so dass man sie bei weiterem Lesen nicht mehr verwechselt.

 

Nach dem ersten großen Kapitel, das den Einbruch behandelt, wechselt er völlig das Thema und führt eine weitere Figur, einen erfolgreichen Buchhändler, ein, dessen Person und Werdegang er ziemlich detailliert beschreibt. Eine ziemlich schillernde Figur. Aber auch hier wenig Dialog. Und im dritten Kapitel lernen wir wieder eine neue Figur kennen, eine junge, bisher nicht besonders erfolgreiche Autorin. Auch hier viel Detail über ihr Leben, Vergangenheit, ihre Schreibblockade.

 

Mit diesen beiden Figuren geht es nun weiter. Sie sind im Grunde die Hauptfiguren. Man vermutet, der Buchhändler hat die wertvollen Manuskripte. Und die Autorin wird von der Versicherung engagiert, den Kerl auszuspionieren. Die 4 Männer eingangs spielen eigentlich keine Rolle mehr. Sie waren im Grunde nur Mittel zum Zweck.

Bearbeitet von Ulf Schiewe

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Kommt es mir nur so vor, oder ist es sehr abhänig davon, für wen eine Geschichte geschrieben wird?

Ich habe so beim Drüberfliegen den Eindruck, dass Leserinnen vielleicht besser mit mehreren Figuren auf einen Schlag zurechtkommen als Leser.

 

Da ich ja auch im echten Leben oft genug gleich mehrere Leute zugleich treffe und mich mit diesen unterhalte, ist die Situation auch in einem Buch nicht neu für mich und ich kann mich da reinfinden, solange ich nicht nur Dialog habe, sondern auch Mimik und Gestik dazu, eben wie im echten Leben, wenn man hört und beobachtet.

Derzeit in Schreibpause... mit immer wieder Versuchen, dieses Sumpfloch zu verlassen

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Bei meinem Psychothriller gibt es einen Erzähler, der quasi Regie führt, aber am Anfang und am Ende des Romans ins Geschehen eingreift, und vier Reisende, die sich bislang nur aus dem Internet kennen. Sie treffen erstmals in einem Hotel in Frankreich aufeinander. Und damit begann auch mein Problem: Wie sollte ich es anstellen, möglichst schnell jeder Person ein unverwechselbares Gesicht zu geben, ohne allzu früh persönliche Geheimnisse zu verraten.

Ich bin dann folgendermaßen vorgegangen:

Person 1 bekam die erste Perspektive: Sie grübelt im Zug über ihr Leben nach, lernt dann am Bahnhof Person 2 kennen, macht sich Bild von ihr, versucht sie einzuschätzen und das, was sie von ihr im Internet weiß, mit ihrem Live-Auftritt in Einklang zu bringen. (Was natürlich nicht gelingt.  ;)

Im Hotel treffen nach und nach die anderen Internetfreunde ein, doch noch immer hat Person 1 die Perspektive.

Erst am nächsten Morgen (und dann auch in den folgenden Tagen) wechseln die Perspektiven. Auf der gemeinsamen Reise diskutieren die Reisenden ständig miteinander ( manchmal zu zweit, zu dritt, zu viert) – und dadurch bekommt auch Person 1 (je nach Einschätzung der anderen), verschiedene Gesichter. Person 1 bekommt die Chance, ihre ersten Eindrücke zu revidieren oder zu verfestigen. Wer nun wie tatsächlich tickt, erfährt der Leser natürlich erst zum Schluss.

 

Das alles auf die Reihe zu bekommen, war nicht leicht, aber es hat unheimlich viel Spaß gemacht.

 

Mein Rat, wenn es um mehrere Personen geht: Die Perspektiven wechseln, wenn das geht, und nicht zu früh festlegen, ausprobieren!

 

LG

Helene

Bearbeitet von Helene

Helene Luise Köppel:  Romanreihe "Töchter des Teufels" (6 Historische Romane über den Albigenserkreuzzug); sowie Romanreihe "Untiefen des Lebens"  (6 SÜDFRANKREICH-thriller), Neu in 2022: "Abkehr".

                                         

                                 

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Gute Idee, Helene.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Irgendwo habe ich gelesen, man sollte nicht mehr als sechs Personen im ersten Kapitel einführen, das wäre in etwa die Grenze, die sich "Leser" merken könnte. Damit liegst du mit vier gut im Rennen. Die Idee von Helene finde ich auch gut, ich versuche in solchen Fällen anfangs des Kapitels nur zwei Personen zu haben und dann erst die anderen dazu. In deinem Beispiel Angelika könnte Frau 1 (Perspektivinhaberin) erst auf Frau 2 treffen und dann gehen sie gemeinsam ins Café, wo 3 und 4 warten. 

Bearbeitet von IlonaS

Krimis, Liebe und Mehr.

www.ilonaschmidt.com

Translations, Lektorat & Exposé Coaching

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In meinem demnächst erscheinenden Roman gebe ich den vier Hauptakteuren eigene Perspektiven.

Natürlich sind sie unterscheidbar, allein schon durch Stimme, Name und Kernproblem. Zudem habe ich sie nach und nach eingeführt.

 

Ich musste im Text immer wieder springen vom Jahr 1988 zurück nach 1942/43 (Weltkrieg2), und Rückblenden sind ja immer eine heikle Angelegenheit.

Mit der eigenen Stimme einer der Protagonistinnen ging das aber leicht.

 

Außerdem konnte ich leichter aufs Tempo drücken, indem ich mit der jeweiligen Person auch die Szene wechselte. Es ergaben sich die schnellen Schnitte sozusagen von allein.

 

Alle vier zusammen in einer Szene, noch dazu am Anfang, halte ich auch für schwierig, aber dazu wurde hier ja bereits Einiges angeregt ...

Bearbeitet von DorisC

MAROKKO-SAGA: Das Leuchten der Purpurinseln,  Die Perlen der Wüste,  Das Lied der Dünen; Die Wolkenfrauen

Neu seit März 2020: Thea C. Grefe, Eine Prise Marrakesch

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Also vier auf einmal finde ich - für mich als private Leserin -  im Rahmen (auch fünf, sechs, wenn es erklärbar bleibt)

Ich habe gerade zwei Romane im Lektorat, in denen es jeweils von neuen Personen wimmelt (sind beides thematische Fortsetzungen) ... Teilweise werden da bis zu 15 Personen oder Namen eingeworfen, von denen der Autor/In erwartet, dass der Leser/In diese Namen irgendwie zuordnen kann. 

Dass kann schon mal Kopfschmerzen bereiten (tut es auch) (obwohl ich die Vorgänger kenne). Mir persönlich ist das zu viel und ich würde es privat nicht lesen wollen, aber (!) ... die Leser/Innen dieses Genres (zwei verschiedene) haben nichts dagegen und sind begierig darauf die neuen Charaktere kennenzulernen ... also: Alles kann, nix muss ... 

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Also vier auf einmal finde ich - für mich als private Leserin -  im Rahmen (auch fünf, sechs, wenn es erklärbar bleibt)

Ich habe gerade zwei Romane im Lektorat, in denen es jeweils von neuen Personen wimmelt (sind beides thematische Fortsetzungen) ... Teilweise werden da bis zu 15 Personen oder Namen eingeworfen, von denen der Autor/In erwartet, dass der Leser/In diese Namen irgendwie zuordnen kann. 

Dass kann schon mal Kopfschmerzen bereiten (tut es auch) (obwohl ich die Vorgänger kenne). Mir persönlich ist das zu viel und ich würde es privat nicht lesen wollen, aber (!) ... die Leser/Innen dieses Genres (zwei verschiedene) haben nichts dagegen und sind begierig darauf die neuen Charaktere kennenzulernen ... also: Alles kann, nix muss ..

 

Beim Lesen eines Romans über die 20er und 30er Jahre dachte ich gerade auch, vier Personen sind

gerade richtig. Der Roman ist sprachgewaltig und bildreich, ohne Zweifel. Aber auf den ersten 50 Seiten wurden nicht nur die vier Perspektivträgerinnen, sondern auch deren Eltern, Geschwister, Freunde, Bedienstete, künftige Ehemänner, Vorgesetzte, Kolleginnen und Werdegänge eingeführt, sodass ich mich auch auf Seite 160 und 200 noch dauernd fragen musste, wer denn wer ist. Zumal es mal um die Vor-, dann um die Nachnamen, manchmal auch um die Berufe geht. Das Buch wird durch die vielen Perspektiven verwässert, ein übergreifender Spannungsbogen oder wirkliche Vertiefung einzelner Perspektiven ist nicht möglich. Und so habe ich es erst einmal erschöpft beiseite gelegt. Man kann Leser auch überfordern. Aber möglich, dass manche das so haben wollen.

 

Bearbeitet von Christa
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AngelikaL - Laura Albers

 

Also vier auf einmal finde ich - für mich als private Leserin -  im Rahmen (auch fünf, sechs, wenn es erklärbar bleibt)

Ich habe gerade zwei Romane im Lektorat, in denen es jeweils von neuen Personen wimmelt (sind beides thematische Fortsetzungen) ... Teilweise werden da bis zu 15 Personen oder Namen eingeworfen, von denen der Autor/In erwartet, dass der Leser/In diese Namen irgendwie zuordnen kann. 

Dass kann schon mal Kopfschmerzen bereiten (tut es auch) (obwohl ich die Vorgänger kenne). Mir persönlich ist das zu viel und ich würde es privat nicht lesen wollen, aber (!) ... die Leser/Innen dieses Genres (zwei verschiedene) haben nichts dagegen und sind begierig darauf die neuen Charaktere kennenzulernen ... also: Alles kann, nix muss ..

 

Beim Lesen eines Romans über die 20er und 30er Jahre dachte ich gerade auch, vier Personen sind

gerade richtig. Der Roman ist sprachgewaltig und bildreich, ohne Zweifel. Aber auf den ersten 50 Seiten wurden nicht nur die vier Perspektivträgerinnen, sondern auch deren Eltern, Geschwister, Freunde, Bedienstete, künftige Ehemänner, Vorgesetzte, Kolleginnen und Werdegänge eingeführt, sodass ich mich auch auf Seite 160 und 200 noch dauernd fragen musste, wer denn wer ist. Zumal es mal um die Vor-, dann um die Nachnamen, manchmal auch um die Berufe geht. Das Buch wird durch die vielen Perspektiven verwässert, ein übergreifender Spannungsbogen oder wirkliche Vertiefung einzelner Perspektiven ist nicht möglich. Und so habe ich es erst einmal erschöpft beiseite gelegt. Man kann Leser auch überfordern. Aber möglich, dass manche das so haben wollen.

 

 

Christa, du meint, in dem Buch haben all diese Personen auch noch eigene Perspektiven? Das wäre mir definitiv zu viel. Auch die pure Anzahl wäre für mich ein Problem.

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AngelikaL - Laura Albers

In der von Dir beschriebenen Szene, Angelika, geht es mit den vier Frauen. Aber wenn es darum geht, vier Personen gleichzeitig einzuführen, dann streike ich als Leser. Nie mehr als eine neue Person - oder als Ausnahme zwei Personen, die ihren ersten Eindruck durch ein Streitgespräch hinterlassen. Mehr vertrage ich nicht. Aber wenn zwei Deiner Figuren bereits bekannt sind, ist es it den anderen machbar.

 

Noch eine Klugscheißerbemerkung am Rande. Für mich gibt es immer nur einen Protagonisten, zwei sind für mich bereits ein Widerspruch in sich. Aber ich gehöre zu denen, die zwischen dem Protagonisten und Hauptfiguren unterscheiden. Und das kann man auch anders sehen (Klugscheißermodus aus).

 

Ich meine, mach einfach mal. Dann wirst du es schon sehen, ob Du es packst. Grundsätzlich halte ich es für möglich, erfolgreich umzusetzen, was Du dir vorgenommen hast.

Viel Erfolg

Wolf

 

Edit: @ Christa

Ich halte äußere Merkmale für wenig geeignet, Personen zu unterscheiden. Bei mir als Leser habe ich die bereits wieder vergessen, wenn der Satz zu Ende ist, weil sich mein Kopf immer seine eigenen Bilder herstellt. Aber Verhalten und Standpunkt und Entscheidungen, alles das, was deutlich plotverbunden ist, das bleibt sitzen wie festgehakt. Aber bestimmt gibt es auch andere Lesr als mich.

Danke fürs "Klugscheißen", du hast recht!

 

Das Problem mit den Personen hatte übrigens nicht ich, sondern ich fragte mich, ob es für die LeserInnen zu viele sein könnten. Sind es aber nicht. Mittlerweile habe ich Testleserrückmeldungen bekommen. Jetzt hängt das Manuskript ein bisschen ab, und schon im Oktober geht es ins Lektorat. Insofern - nein, ich stelle keine Teile daraus in die Textkritiken. ;-)

 

Was die Zahl der Perspektiven angeht: Im gesamten Roman (es ist eine Novelle) sind es drei, und die oben erwähnte Szene wird aus der Sicht EINER Person erzählt. Sie werden auch mehr durch Eigenheiten eingeführt als durch Äußeres.

 

Und ja, was auch richtig ist: Zwei der Personen sind aus dem Vorgängerroman bekannt, eine von ihnen war dort die Protagonistin und alleinige Perspektivträgerin, die zweite war die beste Freundin.

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AngelikaL - Laura Albers

Bei meinem Psychothriller gibt es einen Erzähler, der quasi Regie führt, aber am Anfang und am Ende des Romans ins Geschehen eingreift, und vier Reisende, die sich bislang nur aus dem Internet kennen. Sie treffen erstmals in einem Hotel in Frankreich aufeinander. Und damit begann auch mein Problem: Wie sollte ich es anstellen, möglichst schnell jeder Person ein unverwechselbares Gesicht zu geben, ohne allzu früh persönliche Geheimnisse zu verraten.

Ich bin dann folgendermaßen vorgegangen:

Person 1 bekam die erste Perspektive: Sie grübelt im Zug über ihr Leben nach, lernt dann am Bahnhof Person 2 kennen, macht sich Bild von ihr, versucht sie einzuschätzen und das, was sie von ihr im Internet weiß, mit ihrem Live-Auftritt in Einklang zu bringen. (Was natürlich nicht gelingt.  ;)

Im Hotel treffen nach und nach die anderen Internetfreunde ein, doch noch immer hat Person 1 die Perspektive.

Erst am nächsten Morgen (und dann auch in den folgenden Tagen) wechseln die Perspektiven. Auf der gemeinsamen Reise diskutieren die Reisenden ständig miteinander ( manchmal zu zweit, zu dritt, zu viert) – und dadurch bekommt auch Person 1 (je nach Einschätzung der anderen), verschiedene Gesichter. Person 1 bekommt die Chance, ihre ersten Eindrücke zu revidieren oder zu verfestigen. Wer nun wie tatsächlich tickt, erfährt der Leser natürlich erst zum Schluss.

 

Das alles auf die Reihe zu bekommen, war nicht leicht, aber es hat unheimlich viel Spaß gemacht.

 

Mein Rat, wenn es um mehrere Personen geht: Die Perspektiven wechseln, wenn das geht, und nicht zu früh festlegen, ausprobieren!

 

LG

Helene

Das deckt sich mit meiner Herangehensweise, auch wenn meines kein "großer" Roman ist, sondern eine Novelle. Aber die erste Szene ist ausschließlich aus der Perspektive der neu eingeführten Protagonistin erzählt. Sie kennt eine der drei Frauen, auf die sie in diesem ersten Kapitel trifft, von den beiden anderen hat sie schon gehört und kann sie deshalb auch auf Anhieb benennen. (À la "Die große Blonde musste Greta sein.")

 

Die Erzählperspektive wechselt erst im zweiten Kapitel zu einer der anderen Hauptfiguren, über die man durch die Wahrnehmungen der Prota bereits mehr erfahren hat.

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