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DorisC

Acht Sekunden für ein Cover

Empfohlene Beiträge

Einblicke in die Welt der Covergestaltung gibt dieses Interview:

 

http://www.deutschlandfunkkultur.de/trends-auf-deutschen-buchcovern-wieso-verlage-uralte.1270.de.html?dram%3Aarticle_id=395061

 

Autoren werden  lieber rausgehalten ...

Bearbeitet von DorisC

MAROKKO-SAGA: Das Leuchten der Purpurinseln,  Die Perlen der Wüste,  Das Lied der Dünen; Die Wolkenfrauen

Neu seit März 2020: Thea C. Grefe, Eine Prise Marrakesch

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Autoren werden  lieber rausgehalten ...

 

Ist vermutlich auch besser so. Sonst könnten ja die Werbeleute auch Romane schreiben. Jeder soll das tun, was er gelernt hat bzw. das, was er am besten kann.

 

Ich vertraue bei meinen Covern voll den Verlagsleuten, weil ich gelernt habe, dass meine Cover-Ideen nicht unbedingt vermarktbar sind. Und die Verlagscover, bei denen ich manchmal dachte: nie im Leben! wurden von den Lesern immer gut angenommen. Aber natürlich hält der Verlag auch Rücksprache.

Bei meinem Buch "Minnesota Winter" hatten die Grafiker zuerst einen Gebirgszug der Rocky Mountains als Hintergrund genommen, bis ich ihnen sagte, dass das Buch (logisch) in Minnesota spielt und nicht in Montana und es dort keine hohen Berge gibt. 

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Ich habe ebenfalls kein Problem, mein Verlag weiß sehr gut, was "geht", auch wenns manchmal so gar nicht mein Geschmack war.

Das aktuelle Cover (ET Dez.17) trifft jetzt sowohl den Inhalt des Buches wie meinen Geschmack. Mal abwarten, ob es für  mehr als 8 Sek. das Interesse der Leser fesseln kann.

MAROKKO-SAGA: Das Leuchten der Purpurinseln,  Die Perlen der Wüste,  Das Lied der Dünen; Die Wolkenfrauen

Neu seit März 2020: Thea C. Grefe, Eine Prise Marrakesch

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Ich bin immer sehr froh, wenn ich mit dem Cover nichts zu tun habe; auch meine SP-Cover entstehen nahezu ohne meine Beteiligung. "Nicht unbedingt wie X oder Y - ansonsten - mach einfach!"

 

Im Verlag funktioniert "ihr macht das schon" allerdings nur, wenn auch das Coverbriefing vom Lektorat gut gemacht wird oder die Coverabteilung zumindest mal in Exposé und/oder Leseprobe reinliest.

Ich hatte mehrheitlich Glück und gute Cover (was nicht heißt, dass sie mir alle gefallen haben - müssen sie auch nicht!). Allerdings auch zweimal großes Pech, z.B. ein Cover, das vollkommen falsche Erwartungen schürte. Das fühlt sich dann sehr unschön an, weil man dem hilflos ausgeliefert ist.

Mehr Spaß macht es natürlich, wenn man zumindest in der Phase des Ideensammelns mal gefragt wird und tatsächlich fühle ich mich wesentlich mehr wertgeschätzt, wenn ein Verlag daran Interesse zeigt, dass mir das Cover am Ende auch gefällt. Und das machen doch einige - so schwer kann's nicht sein :)

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Sehr interessant, vielen Dank für den Link, Doris!

 

Ich bin gerade ganz glücklich, dass ich mich als SPler zusammen mit einem Designer auch selbst um das Cover kümmern darf... alles, was dann nachher nicht so gut funktioniert, weil ich es unbedingt so wollte, ist dann eben auch mein ganz eigener Fehler  ::) 

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Nachdem eine neue Marketingleiterin (die zum Glück nach zwei Jahren wieder gegangen ist) alle unsere Cover umgestellt hatte - mit der Folge, dass wir 30-50 % weniger verkauft haben, haben mein Mann und ich Rabatz im Verlag gemacht - und sind auf offene Ohren gestoßen. Wir bekommen für die alten Bücher die alten Cover wieder bzw. haben schon wiederbekommen, und bei den neuen Covern reden wir mit. Allerdings hätten wir uns das in den ersten Jahren nicht getraut. Da mangelt es uns viel zu stark an Erfahrung. Die haben wir uns dann mühsam angeeignet.

Gruß Sysai

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Interessanter Artikel. Englische Buchcover finde ich ohnehin sehr ansprechend, ganz gleich in welchem Genre. Die wirken immer irgendwie bedeutungsvoll, tiefgründig und doch einladend. Jedenfalls nie seicht oder belanglos. Als ich vor einem halben Jahr (nach über fünfeinhalb Jahren in England) durch die Filiale einer der großen deutschen Buchhandelsketten ging, lief ich hingegen 3x an der Rubrik "Romane A-Z" vorbei, weil ich die Abteilung aufgrund der Farbgebung für eine völlig andere Rubrik hielt.

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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Acht Sekunden? Viel zu lang!

 

Probiert es aus:

einundzwanzig - einundzwanzig - einundzwanzig - einundzwanzig - einundzwanzig - einundzwanzig - einundzwanzig - einundzwanzig

 

So lange sieht sich kein Mensch ein Cover an! Das Gehirn selektiert viel schneller.

Man geht rein in den Laden und braucht höchstens eins/zwei Sekunden, bis der Blick beim nächsten Cover landet.

 

Gruß

Matthias

Tränen im Mississippi     •     Aaron Grünblatt      •      Amüsante Spaßitüden      •     Völlich Anders Verlach

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Acht Sekunden? Viel zu lang!

 

Probiert es aus:

einundzwanzig - einundzwanzig - einundzwanzig - einundzwanzig - einundzwanzig - einundzwanzig - einundzwanzig - einundzwanzig

 

So lange sieht sich kein Mensch ein Cover an! Das Gehirn selektiert viel schneller.

Man geht rein in den Laden und braucht höchstens eins/zwei Sekunden, bis der Blick beim nächsten Cover landet.

 

Gruß

Matthias

 

Ein, zwei Sekunden bei Buchcovern, die einen "nicht" ansprechen, halte ich auch für realistischer, wenn der Blick über die Tische oder Regale schweift. Ein paar Sekunden länger dann bei jenen Covern, die man eventuell in die Hand nimmt, um den Klappentext zu lesen.  

 

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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So lange sieht sich kein Mensch ein Cover an! Das Gehirn selektiert viel schneller.

 

Wenn ich es richtig verstanden habe, sind diese acht Sekunden die Zeitspanne, die ein Cover, das bereits die Aufmerksamkeit erregt hat, die Chance hat, zum Lesen des Klappentextes und, wenn es gut läuft, zum Kauf zu animieren. 

Ich kann das gut nachvollziehen, denn wenn mich ein Cover anspricht, betrachte ich es durchaus intensiver. Da sind acht Sekunden schon drin. 

 

Liebe Grüße

Claudia

Bearbeitet von ClaudiaSG
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Danke für den interessanten Link.

 

Nur folgendes würde ich gern etwas genauer verstehen:

 

"Trotha: Wenn Sie die wissenschaftlichen Studien anschauen zum Umgang mit diesen Covern, Sie können so aufgeklärt sein wie Sie wollen, bei diesen Signalreizen werden immer Sozialisationen angeführt, die vor 30-, 40-, 50.000 Jahren stattgefunden haben, und da ...

Meyer: Steinzeitalter also.

Trotha: Da ist also wirklich: Die Frau transportiert Emotionen, und wenn Sie über visuelle Signale Kaufentscheidungen, also wirklich folgenreiche Entscheidungen, anbahnen wollen, dann müssen Sie immer über die Emotionen gehen, und das geht eher über das weibliche Detail als über das männliche."

 

​Wie genau soll das funktionieren? Sozialisationen vor 30-50.000 Jahren? - Klar, das ist der Zeitpunkt, an dem manche den Beginn der bekannten Verhaltensweisen des Menschen sehen - obwohl auch das debattiert und z.T. viel früher angesetzt wird. Nur wie viel wissen wir wirklich über geschlechtsspezifische Unterschiede im Verhalten aus der Zeit, die hier als Grundlage menschlichen Verhaltens in der Wahrnehmung von Buchdeckeln angenommen wird? Für mich kommt hier erst einmal nicht mehr herüber als ein altbekanntes Stereotyp: Die Frau ist fürs Gefühl zuständig.

 

​Wenn die visuelle kulturelle Wahrnehmung tatsächlich eine universelle genetische Grundlage hat, warum gibt es dann länderspezifische kulturelle Unterschiede in der Gestaltung von Buchdeckeln? Mir scheinen diese "Erklärungen" im Kontext dieses Diskurses eher nachgeliefert.

 

Aus diesem Grund habe ich den ansonsten sehr interessanten Text eher als einen Erfahrungsbericht gelesen und die nachgelieferten Erklärungen von den aufschlussreichen Erfahrungen für mich abgekoppelt - und habe dabei viel über die Gestaltung von Buchdeckeln gelernt. 

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​Wie genau soll das funktionieren? Sozialisationen vor 30-50.000 Jahren? - Klar, das ist der Zeitpunkt, an dem manche den Beginn der bekannten Verhaltensweisen des Menschen sehen - obwohl auch das debattiert und z.T. viel früher angesetzt wird.

 

 

Das war die Zeit der Neandertaler und des modernen Menschen, damals lebten beide so nebeneinander her und bastelten an der aufkeimenden menschlichen Kultur herum. Vielleicht entstanden um den Dreh die ersten Buchhandlungen, und die Höhlenmalereien sind in Wahrheit nur die Schaufenster der ersten Läden? Also, ich nehme jedenfalls immer noch meine Keule mit, wenn ich mir ein Buch kaufen gehe. ;D::):s01;-)

Olaf Fritsche 

www.seitenrascheln.de

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Die Frage des Interviewers, Frank Meyer, ist doch wirklich interessant: wenn die Leserschaft überwiegend weiblich ist, warum der Trend zur Darstellung von Frauen auf Buchumschlägen?

 

„... wie tief verankert Geschlechterstereotype bei Käufern sind, sagt Hans von Trotha.“ ... und macht einen gewaltigen Sprung vom Buchumschlag ins Paläolithikum. Soweit ich sehe, spricht er hier ganz einfach ein altes Klischee an: die Frau ist für’s Gefühl zuständig, schon seit der Steinzeit. Geht’s noch? Sozialisation im Aurignacien? Hat Herr von Trotha eine Zeitmaschine?

 

Die Antwort im Paläolithikum zu suchen, suggeriert etwas Unausweichliches, etwas genetisch Verankertes, das sich wissenschaftlich (zumindest zur Zeit) nicht nachweisen lässt und ist daher rein spekulativ und als Antwort auf eine interessante Frage zu gegenwärtigen Strömungen bei der Gestaltung von Buchumschlägen für mich wenig befriedigend.

 

Abgesehen von dieser zu lauten Aussage fand ich das Interview trotzdem informativ.

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Die Frage des Interviewers, Frank Meyer, ist doch wirklich interessant: wenn die Leserschaft überwiegend weiblich ist, warum der Trend zur Darstellung von Frauen auf Buchumschlägen?

 

„... wie tief verankert Geschlechterstereotype bei Käufern sind, sagt Hans von Trotha.“ ... und macht einen gewaltigen Sprung vom Buchumschlag ins Paläolithikum. Soweit ich sehe, spricht er hier ganz einfach ein altes Klischee an: die Frau ist für’s Gefühl zuständig, schon seit der Steinzeit. Geht’s noch? Sozialisation im Aurignacien? Hat Herr von Trotha eine Zeitmaschine?

 

Die Antwort im Paläolithikum zu suchen, suggeriert etwas Unausweichliches, etwas genetisch Verankertes, das sich wissenschaftlich (zumindest zur Zeit) nicht nachweisen lässt und ist daher rein spekulativ und als Antwort auf eine interessante Frage zu gegenwärtigen Strömungen bei der Gestaltung von Buchumschlägen für mich wenig befriedigend.

 

Abgesehen von dieser zu lauten Aussage fand ich das Interview trotzdem informativ.

 

Ich fand diese Erklärung auch nicht sehr schlüssig. Ich denke, es ist eher, dass Frauen (70-80% der Käuferinnen) sich sehr stark für weibliche Protagonisten interessieren. Und eine Frau auf dem Cover sagt den Leserinnen, "hier ist was für dich!"

 

Ansonsten fand ich den Artikel interessant. Am Aufschlussreichsten fand ich die Bemerkung, dass ein Cover Fragen stellen muss (und keine Antworten). Das ist für mich der springende Punkt: neugierig machen. Was verbirgt sich dahinter?

 

Wir sollten uns mal unsere Cover anschauen, ob sie neugierig machen. Oder ob sie nur nette Grafiken sind.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Trotha: Da ist also wirklich: Die Frau transportiert Emotionen, und wenn Sie über visuelle Signale Kaufentscheidungen, also wirklich folgenreiche Entscheidungen, anbahnen wollen, dann müssen Sie immer über die Emotionen gehen, und das geht eher über das weibliche Detail als über das männliche."

 

An Männer verkauft man auch gerne mit Emotionen, nur eben weniger über die Schiene "Mensch". Technik, Abenteuer, Kraft und Heldentum stehen hier im Vordergrund, bei Bier auch Kameradschaft - passt ebenfalls ganz gut zu unseren Steinzeitgewohnheiten. Und findet sich auch auf den wenigen Covern von Büchern wieder, die sich an Männer wenden.

Olaf Fritsche 

www.seitenrascheln.de

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 Ich denke, es ist eher, dass Frauen (70-80% der Käuferinnen) sich sehr stark für weibliche Protagonisten interessieren. Und eine Frau auf dem Cover sagt den Leserinnen, "hier ist was für dich!"

 

OT: Kennt noch jemand dieses Lied?

 

Ihr Lieben Leut, die Frau von heut

Zieht sich nicht an für einen Mann.

das neue Kleid, der schicke Hut – sie sind nur dafür gut,

damit die andere Frau vor Wut zerspringen tut!

 

Sorry, bin schon wieder weg ...

Angelika

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

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 Ich denke, es ist eher, dass Frauen (70-80% der Käuferinnen) sich sehr stark für weibliche Protagonisten interessieren. Und eine Frau auf dem Cover sagt den Leserinnen, "hier ist was für dich!"

 

OT: Kennt noch jemand dieses Lied?

 

Ihr Lieben Leut, die Frau von heut

Zieht sich nicht an für einen Mann.

das neue Kleid, der schicke Hut – sie sind nur dafür gut,

damit die andere Frau vor Wut zerspringen tut!

 

Sorry, bin schon wieder weg ...

Angelika

 

 

:s01   :s01   :s01

 

Ganz recht, Angelika. Zu Hause sitzt sie in Lockenwicklern. Für die Party wird sich aufgedonnert. Nicht fürs andere Geschlecht, sondern um den übrigen Weibern zu zeigen, wer man ist.  ;D

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Nachdem hier die angeblich bis ins Paläolitikum zurückreichenden, in Wahrheit möglicherweise jedoch "nur" 300 'Jahre alten Rollenbilder von Männern und Frauen anscheinend auch von einigen geteilt oder zumindest für wahrscheinlich gehalten werden ...

 

Es gibt interessante Untersuchungen dazu, dass unsere Vorfahren weit unterschiedlichere Modelle lebten, als die Darstellung z. B. der Familie Feuerstein aus den Sechzigern glauben lässt. Spontan finde ich das hier, das ich erst vor wenigen Tagen von einem Freund gelinkt bekam: http://www.deutschlandfunkkultur.de/geschlechterrollen-forscher-entzaubern-die-steinzeit.976.de.html?dram:article_id=342902

 

Besonders interessant finde ich darin: Die Höhlen von Lascaux, in denen so wunderschöne Bilder von gejagten Tieren sind, wurden von Anfang an als Darstellungen interpretiert, die von Leuten kommen, die diese Tiere gejagt haben. Als Glückszauber oder sonstwas. Und in diesen Höhlen gibt es auch farbige Handabdrücke in den Wänden. Mithilfe moderner statistischer Methoden kann man wohl Unterschiede von Fingerlängen oder Proportionen oder sonstwas bei Frauen- und Männerhänden feststellen, und mit diesen Methoden kamen zwei voneinander unabhängige Forscherteams zu dem Schluss, dass mehr als die Hälfte der Handabdrücke dort an den Wänden von Frauen kommen.

Das wäre eher ein Indiz gegen die These, dass die Männer allein fürs Jagen zuständig waren.

 

Es gibt auch eine Untersuchung zum Grab eines Wikingeranführers, der mit Schilden, Schwertern, Strategiebrett und vielen weiteren wertvollen Dingen begraben wurde ... und der via DNA-Analyse eindeutig als Frau identifziert wurde.

 

(P. S. Ich hab ja irgendwann mal die Edda gelesen und Teile daraus vorgelesen ... die meisten werden über die überlieferten Teile des "Wikinger"-Glauben zumindest vage Bescheid wissen: dass die im Kampf gefallenen Krieger nach Walhalla gehen und der Rest irgendwo unter die Erde muss, wo es kalt und düster ist. In Walhalla ist es cooler, da kannst du den ganzen Tag saufen, feiern und dich prügeln, und eines Tages, wenn das Ende der Welt kommt, ziehst du in den Krieg gegen die Riesen ... Mir ist da beim Lesen meiner Übersetzung eine Zeile aufgefallen, die sich auf die gefallenen Krieger bezieht: "Die Hälfte kiest Odin, die Hälfte Freya" (Zitat aus dem Gedächtnis, aber beiden Göttern wurde je die Hälfte der Gefallenen zugeschrieben). Für mich wäre das ein mögliches Indiz dafür, dass es z. B. in der Kultur nicht als krass unüblich angesehen wurde, dass Frauen Seite an Seite mit Männern für ein gemeinsames Ziel kämpfen (gibt ja auch neben dem Anführer weitere Skelette aus der Kultur mit Schwert, die laut DNA-Analyse weiblich sind) und für große Leistungen im Kampf geehrt wurden - und im Religionsverständnis dann vielleicht nach einem Heldentod von einer Göttin in ihre Halle geholt wurden, wo sie sich mit anderen Kriegern auf die Schlacht am Weltende vorbereiteten? Dazu habe ich aber nirgendwo etwas gefunden, das habe ich mir selbst so zusammengereimt, und evt. kann es widerlegt werden.)

Das Fazit daraus ... ist im Grunde, dass wir nicht wissen, was damals wirklich war, dass es aber überhaupt keinen Beweis dafür gibt, dass sich patriarchale Kleinfamilienstrukturen schon seit dem Paläolitikum durchgehend als "natürliches" Modell des menschlichen Zusammenlebens entwickelt haben. Wir wissen es schlicht und ergreifend nicht. Was immer wir als für "natürlich" im Zusammenleben oder im Mannsein oder Frausein halten ... Die Chance ist recht groß, dass es sich dabei lediglich um Prägungen aus der Kultur handelt, in der wir leben.

Ich persönlich stelle mir übrigens gern vor, dass Männer und Frauen über viele Jahrhundert und Jahrtausende hinweg zusammengearbeitet haben, Menschen nicht in starre Rollen pressten, sondern jeder seine Möglichkeiten optimal entfalten durfte/musste. Die Umwelt war feindlich genug, da musste man zusammenarbeiten. Intelligente Frauen in Führungspositionen mit hilfsbereiten Frauen um sich herum für die Kinderversorgung und Männer als emotional fürsorgliche Bodyguards passen in dieses Bild genauso rein wie intelligente Männer in Führungsposition mit emotional fürsorglichen Frauen an ihrer Seite und ... was-weiß-ich. Wir reden hier von Jahrzehntausenden. Da kann alles mögliche passiert sein, was wir einfach nie belegen oder widerlegen werden können. Mein Bild ist also genauso wahrscheinlich oder unwahrscheinlich wie jedes andere.

Man muss das Paläolitikum nicht bemühen, um Gründe für Frauen auf dem Cover zu finden, um Frauen als Käuferinnen anzusprechen. Das klingt so nach Totschlagargument ... Ulfs Begründung "Frau auf dem Cover sagt weiblicher Leserin 'hier ist was für mich, über Leute wie mich'" reicht in meinen Augen als Erklärung vollkommen aus. Und führt dann mitunter eben dazu, dass ich als Leserin nicht danach greife (wenn die Frau z. B. keine Waffe in der Hand hält), weil ich zur Vermutung gedrängt werde, dass es hier weniger für mich fesselnde Story gibt.

Bearbeitet von Hanna Aden
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Man muss das Paläolitikum nicht bemühen, um Gründe für Frauen auf dem Cover zu finden, um Frauen als Käuferinnen anzusprechen. Das klingt so nach Totschlagargument ... Ulfs Begründung "Frau auf dem Cover sagt weiblicher Leserin 'hier ist was für mich, über Leute wie mich'" reicht in meinen Augen als Erklärung vollkommen aus. Und führt dann mitunter eben dazu, dass ich als Leserin nicht danach greife (wenn die Frau z. B. keine Waffe in der Hand hält), weil ich zur Vermutung gedrängt werde, dass es hier weniger für mich fesselnde Story gibt.

 

Eine schöne Vorstellung, dass es vielleicht ganz anders war und Männer und Frauen über Jahrzehntausende möglicherweise zusammengearbeitet haben und keine strengen Rollenbilder hatten ...

 

Ich selbst gehe zwar nicht wie Olaf mit der Keule Bücher kaufen, aber mich lockt zum Beispiel ein blau leuchtender Höhleneingang auf einem Cover mehr als ein austauschbarer Frauenkopf. Dafür brauche ich tatsächlich weniger als acht Sekunden. Für den Titel, wenn er denn aussagekräftig ist, weniger als drei. :)

Bearbeitet von Christa
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Besonders interessant finde ich darin: Die Höhlen von Lascaux, in denen so wunderschöne Bilder von gejagten Tieren sind, wurden von Anfang an als Darstellungen interpretiert, die von Leuten kommen, die diese Tiere gejagt haben. Als Glückszauber oder sonstwas. Und in diesen Höhlen gibt es auch farbige Handabdrücke in den Wänden. Mithilfe moderner statistischer Methoden kann man wohl Unterschiede von Fingerlängen oder Proportionen oder sonstwas bei Frauen- und Männerhänden feststellen, und mit diesen Methoden kamen zwei voneinander unabhängige Forscherteams zu dem Schluss, dass mehr als die Hälfte der Handabdrücke dort an den Wänden von Frauen kommen.

Das wäre eher ein Indiz gegen die These, dass die Männer allein fürs Jagen zuständig waren.

 

Eigentlich ist das nur ein Indiz für die These, dass diese Bilder auch von Frauen gemalt wurden. Vielleicht konnten die das einfach besonders gut? Für eine Beteiligung der Frauen bei der Jagd spricht dieser Befund hingegen nicht - und er spricht auch nicht dagegen.

 

Es ist aber auch ziemlich egal, ob Männer und Frauen immer/manchmal/nie die gleichen Tätigkeiten ausgeübt haben oder nicht. Die Werbung (und dazu gehört das Cover nunmal) bedient sich jedenfalls gerne der Klischees. Einen Titel mit schmachtender Lady im Arm eines charmanten Helden wird kaum ein Mann kaufen, und vermutlich nur wenige Frauen werden bei einem Sportwagen auf dem Cover zugreifen.

 

Ich persönlich würde wie Christa dem leuchtenden Höhleneingang einen zweiten Blick gönnen. Ob der allerdings acht Sekunden dauert, weiß ich nicht. Das ist schon eine sehr lange Zeit, wie Matthias oben gesagt hat. Mal kurz nachgerechnet: Auf einen Büchertisch von 1,2 m x 1 m passen 8 x 5 = 40  Bücher von je 15 cm x 20 cm. Jeweils 8 s ergibt 320 s = 5 min 20 s alleine für den Überblick. So lange lasse ich meinen Blick über keinen Büchertisch schweifen. Die Grobauswahl alleine anhand der Optik geht viel schneller, und dann werden die interessanten Kandidaten gegriffen und genauer untersucht.

Olaf Fritsche 

www.seitenrascheln.de

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Liebe Hanna,

 

du weißt vielleicht, dass ich historische Romane schreibe und daher viel recherchiere, ob das Hochmittelalter ist oder die Wikingerzeit, wie kürzlich. Und ich stimme mit dir vollkommen überein. Die Frauen waren im 12. Jh viel freier als in späteren Jahrhunderten, schon alleine, weil die Kerle oft im Krieg waren. Dann haben die Frauen Haus und Hof und Burg gemanagt und zum Teil, wenn nötig sogar Krieg geführt. Sie waren auch nach ihren Brüdern erbberechtigt und verwitwete Fürstinnen haben in allen Jahrhunderten ihr Land beherrscht, bis der Sohn übernehmen konnte. Das wurde auch völlig akzeptiert. Und im Bauernstand kann man sich kaum anderes vorstellen, als das beide Geschlechter im Team gearbeitet haben.

 

Die Skandinavier waren in der Beziehung von alters her den Frauen gegenüber respektvoller. Die weise völva, die Seherin, als Ratgeber war sehr geschätzt. Frauen hatten die Schlüssel aller Vorratskammern und herrschten über den Hof. Und in der Mythologie gibt es genug Beispiele von wehrhaften Frauen und Schildmaiden (skjaldmær auf Alt-Norwegisch). Dass Freya gefallene Helden aufnahm, stimmt natürlich auch. Ob sie aber weiblich waren, weiß man nicht.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Ich persönlich würde wie Christa dem leuchtenden Höhleneingang einen zweiten Blick gönnen. Ob der allerdings acht Sekunden dauert, weiß ich nicht. Das ist schon eine sehr lange Zeit, wie Matthias oben gesagt hat. Mal kurz nachgerechnet: Auf einen Büchertisch von 1,2 m x 1 m passen 8 x 5 = 40  Bücher von je 15 cm x 20 cm. Jeweils 8 s ergibt 320 s = 5 min 20 s alleine für den Überblick. So lange lasse ich meinen Blick über keinen Büchertisch schweifen. Die Grobauswahl alleine anhand der Optik geht viel schneller, und dann werden die interessanten Kandidaten gegriffen und genauer untersucht.

 

Es muss ja kein Büchertisch mit 40 Büchern sein, über den man seinen Blick schweifen lässt.

In diesem Fall waren es Neuerscheinungen, nebeneinander gruppiert so etwas 30 Stück vorne, 30 hinten. Ich schweife daran entlang, etwas leuchtet blau auf, sonst hat nichts aufgeleuchtet, also zurück und das Buch in die Hand genommen (es war ein Krimi zum Thema Fracking, der dann auch das gehalten hat, was er versprach). Also war die Grobauswahl anhand der Optik, wie du sagst, tatsächlich innerhalb von zwei, drei Sekunden entschieden.

 

Bearbeitet von Christa
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Vielleicht bin ich gerade zufällig darauf gestoßen, wo diese ominösen 8 Sekunden herkommen: Angeblich ist das die Aufmerksamkeitsspanne eines Menschen heutzutage. Einen kritischen Blick auf diese Aussage gibt es unter diesem Link ab Seite 14: http://digitalpublishingreport.de/dpr_Heft14_2017.pdf

Olaf Fritsche 

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