Zum Inhalt springen
(Huutini)

Poetry-Slams

Empfohlene Beiträge

Ich hoffe, das Kaffeehaus ist der richtige Ort hierfür - sonst verschiebt mich doch bitte! Woanders passte es thematisch nicht hin. :s14

 

Erst einmal an dieser Stelle ein herzliches 'Hallo' an alle, die noch keinen Kontakt zu mir hatten und vielen Dank für die freundliche Aufnahme an alle anderen. :s04 :s04 :s04

 

Wie im 'Rotztexte'-Thread angedeutet, habe ich äußerst schlechte Erfahrungen mit Poetry-Slams gemacht. Ich finde die Idee an sich Klasse, stelle aber leider fest, dass diese Foren hauptsächlich von literarisch schwächelnden Selbstdarstellern genutzt wird. :

 

Der Begriff der 'Poetry' wird dort schon lange sehr gedehnt, was ich aber auch absolut in Ordnung finde. Was dort aber meist stattfindet, sind Stand-Up-Comedy Abende von Laien.

Langweilige, selbstbeweihräuchernde Texte von Studenten, die zehn Minuten darüber klagen, wie der verhasste Jura-Student in der Mensa beim Essen verbissen seine Texte liest, (großes Gelächter des Publikums, nächster Gag!) anstatt etwas in Augen des Autors vernünftiges zu tun, wie sämtliche H&M Filialen der Gegend abzuklappern, um zu sehen, ob alle Verkäufer dort schwul sind. (Großes Gelächter des Publikums, nächster Gag!) Schließlich muss der Ich-Erzähler Kotzen, weil er am Abend zuvor im Traxx zum boney-M Remix ne heftige Nase geschnieft hat. (Großes Gelächter des Publikums, nächster Gag!) Fertig.

 

Das erschreckende: Diese Texte werden mit frenetischem Jubel bedacht. :s05

 

Ich gestehe, ich habe selbst niemals etwas vorgetragen, weil ich mit meinem leichten Stottern nicht für Lesungen geschaffen bin. Aber ich bin auch ganz froh drum, denn Texte, die dort vorgetragen und bejubelt werden, würde ich ohnehin niemandem zeigen. Ausser ich wäre auf Tour mit Michi Mittermaier. :p

 

Habt ihr andere Erfahrungen mit Poetry-Slams gemacht? Oder sollen das sogar solche 'Laien-Comedians-Veranstaltungen' sein? Sind Poetry-Slams eine Subkultur, die man getrost ignorieren kann, oder kann man dort wirklich was lernen, was mir nur entgeht??

 

Gruß , Marco.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

(Peter_Dobrovka)

Worüber Leute bisweilen lachen und über andere Dinge wieder nicht, ist eine Wissenschaft für sich.

 

Leider weiß ich über Poetry-Slams nicht genug, um mich dazu detaillierter zu äußern.

 

Peter

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ja - der bescheidenen Resonanz auf den Thread entnehme ich, dass du nicht der einzige bist. :s13

 

Schade eigentlich, die Dinger sind wirklich wirr. Empfehle hiermit jedem, mal einen zu besuchen, und werde den Thread am Montag aus mangelnder Resonanz löschen, falls nicht noch was passiert.

 

Schade... :s07

 

Gruß, Marco! :s17

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Lieber Marco :),

 

ich habe dein Posting mit großem Vergnügen gelesen, mir aber ein herzliches ROFL verkniffen, um das Forum nicht zuzumüllen mit meiner Erheiterung, weiß aber ansonsten, wie Peter, nichts dazu beizutragen.

 

Gruß,

 

Tin

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Marco,

 

ich hab in Regensburg an einem Poetry-Slam teilgenommen. Und es war bombastisch! Überfüllter Saal, tolle Stimmung, teilweise hochwertig vorgetragene Beiträge!

 

Ich finde, dass der Poetry-Slam eine prima Sache ist, sofern das Publikum mitspielt und auch die Vorleser etwas zu bieten haben. Im Übrigen kann man dort Kontakte knüpfen - hab ich gehört.

 

Leider ist es bei der Veranstaltung so, wie z.b. in Literaturforen - wenn zunehmend schlechte Beiträge vorgetragen werden, bleiben die guten aus und das Ganze wird verwässert.

 

Grüße

Quidam

 

p.s.: Nachdem ein kommentar gepostet wurde, kannst du den Thread nicht mehr löschen. Nur deinen Beitrag - die anderen Kommentare bleiben stehen und hängen dann in der Luft. ;)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Nur nit huddle, Marco!

Ich würde gerne nach meinem Urlaub etwas dazu sagen und bin der Meinung, auch alte Threads dürfen aufgewärmt werden ;-)

Schöne Grüße,

Petra, die wieder in die Sonne entfleucht :s17

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Marco, hallo Leute,

mal sehen, ob man diesen Thread wiederbeleben kann.

Ich muss vorweg sagen: Ich kenne die Szene in Deutschland nicht, nur das was mal "aspekte" darüber brachte vor Jahren. Und das sah schon nach einer ernstzunehmenden Untergrundszene aus. Aber sicher kommt es auf Veranstalter und Teilnehmer an!

 

Ich hab mich mal ein wenig in der französischen Szene umgeschaut. Da ist das Texten sehr verbunden mit der Musik, Poesie und Songtext fließen ineinander, hauptsächlich Rap und Hip-hop. Und das ganze absolut locker. Nicht mit dem Blick drauf: da wachsen unsere neuen Literaten heran. Erst mal ist das Fun, der sich der Kommerzialisierung oft bewusst entzieht. Und auch das braucht Kunst, um zu wachsen.

 

Poetry Slam auf Französisch wächst in unseren Ghettos, in den Vorstädten. Dort, wo es für Jugendliche außer Arbeitslosigkeit und Drogen kaum Aussichten gibt, wo die Kids kaum die Sprache beherrschen. Es wächst aus Problemschulen. Denn... es wird gefördert!

 

Für viele Jugendliche ist es die erste Möglichkei, mit ihren eigenen Mitteln, ihrer gliebten Musik, sich überhaupt mal zu artikulieren. Endlich hört ihnen mal jemand zu. Besser noch: sie bekommen Beifall, erfahren positives feedback. Und sie lernen auch, dass sie was tun müssen, dass Applaus nicht verschenkt wird. Es gibt auch ausgebuhte Slammer.

Wer eine Sprache nicht beherrscht, fängt am einfachsten mit Fetzen davon an. Und genau das funktioniert hier, Gebrauchspoesie aus Sprachfetzen. Irgendwann kommt die Lust dran, werden die Leute besser, wollen lernen... weil sie einen Ansporn haben.

 

Und wie Musik allen Kulturen verständlich ist, können auch alle nachvollziehen, was die Leute umtreibt in ihren Texten. Sie hören, dass der, dem sie am liebsten gestern noch das messer in den bauch gerammt haben, genau das Gleiche empfindet, wie sie selbst, genau den gleichen versoffenen Alten daheim hat.

 

Poetry Slam ist inzwischen ein sehr wichtiges Mittel geworden, Problemjugendliche von Gewalt, Drogen und Straße wegzukriegen. Sie lernen, sich zu artikulieren und ernst genommen zu werden.

Hier im Elsass gibt es z.B. deshalb ein wunderbares Projekt, von Schriftstellern unterstützt, dass in den Emigrantenvierteln verbreitet wird. Während des Irakkrieges war es gefährlich geworden in Vierteln, in denen Juden und Araber nebeneinander lebten. Dort, wo das Projekt die Jugendlichen mit Musik und Raptexten betreute, blieb es weitgehend friedlich! Eine lohnende Sache, wo sich auch bekannte Schriftsteller und Musiker gerne engagieren.

 

Und sie hat Einfluss auf die große Kunst. Denn einige von den Ghettokids schaffen es auf dieser Schiene tatsächlich. Und so kommt es, dass in Frankreich die spannendste Musik derzeit aus afrikanischer, arabischer, jüdischer Kultur kommt. Wenn ihr Raptexte auf Französisch in eurem Radio hört, dann sind die Texte mit großer Sicherheit von ehemaligen Ghettokids, die einmal kaum einen Satz gerade herausbrachten, aber über "Poetry Slams" Freude an Worten fanden.

Klasse Sache, finde ich.

 

Schöne Grüße,

Petra

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hey Petra!

 

Sieh doch, da hab ich deinen Post zu meinem Thema, zu dem keiner was sagt, doch prompt übersehen!

Also bist du offiziell aus dem Urlaub zurück!?

 

Also, die Form von Poetry Slam aus Frankreich, die du schilderst, klingt großartig, sinnig und begehrenswert. Und vielleicht war Quidams ebenfalls so angehaucht.

 

Aber hier in Hamburg, die Slams auf denen ich war - da saßen nur keine Benjamin von Stuckrad-Barres, die ihre Alltagsbeobachtungen kommentierten, auf zutiefst herablassende Weise, mit Markennamen überfüllt und voller Selbsthass (Was schon wieder fast paradox klingt...)

Es sollte eben komisch sein, und war es auf gewisse Art auch. Die angesprochenen schwulen H&M Verkäufer zum Beispiel, die es hier überall zu geben scheint. (Thema Klischee)

Nur waren die Texte eben schlecht, voller Dann ging ich, dann sah ich, dann tat ich, dann war da...

Aber vom Publikum wurde nur gewertet, wieviele Lacher es gab... Nichts mit Freude an Worten.

 

Ich glaube, die Szene hat auch einmal angefangen, wie die, welche du schilderst, nur mittlerweile ist sie komplett verkommen zu einer Ansammlung junger Leute aus der gehobenen Mittelschicht (nix Ghetto, alles Studenten mit reichen Eltern), die auf den Pop-Literatur Zug aufspringen wollen. Und da vermute ich dann doch den Blick in Richtung 'verkaufen wollen'.

Und ob man da Kontakte knüpfen kann, weiß ich nicht. Mir kams immer so vor, als würden da die Leute sitzen, die ohnehin nie aus ihrer Schreibkammer rauskommen, und wer am Schluß am meisten Freunde mitgebracht hat, gewinnt. Heisst, die blieben eh nur in ihrer Clique an dem Abend.

 

Hoffe, es rutscht in Frankreich nicht ebenso ab... :-/

 

Geslammte Grüße,

Marco! :s17

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Bitte melde Dich an, um einen Kommentar abzugeben

Du kannst nach der Anmeldung einen Kommentar hinterlassen



Jetzt anmelden


×
×
  • Neu erstellen...