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(Peter D. Lancester)

Setzereien

Empfohlene Beiträge

(Peter_Dobrovka)

Ich las gerade den Marrak-Blog

(Link ungültig)

und wunderte mich:

Da ist eine Satzagentur in Düsseldorf, und die muß für Lübbe die lektorierten Manuskripte von Hand irgendwo eintippen?

Argh! Das ist natürlich eine lustige Fehlerquelle.

Aber davon abgesehen: Das ist doch bah-pfui! Wozu gibt es Computer und elektronischen Datenaustausch?

Ich mach den Satz ja selber, aber WENN ich eine Setzerei hätte, würde ich ihr die Texte doch um Gottes Willen elektronisch übermitteln!

 

Peter

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Hallo Peter,

als Lübbe-Autorin kann ich dir versichern, dass gerade mit diesem Verlag normalerweise alles vollelektronisch und hochmodern passiert - wir machen sogar die Lektorate nur am Bildschirm. Ich habe für diesen Verlag jetzt nach drei Büchern noch kein einziges Blatt Papier gebraucht. Auch der Weg vom Lektorat zur Setzerei passiert elektronisch.

Vielleicht gibt es ja noch den ein oder anderen archaischen Lektoren mit Papier... ?

Ich glaube, ich habe noch nie so viele Korrekturen erlebt, wie seit der Rechtschreibreform, da gibt es außer dem Lektorat noch zwei Fremdkorrektorate - alles am Bildschirm.

 

Kurzum: Ich habe das Gefühl, Marrak schreibt in einem anderen Verlag als ich ;-)

Vielleicht werden sie seinem Lektoren jetzt in Zukunft das Papier wegnehmen? :s22

Peinlich ist das schon und verdammt ärgerlich für den Autoren. Denn an dem bleibt die Schluderei oft hängen.

 

Schöne Grüße,

Petra

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Aaalso ...

 

"Vielleicht gibt es ja noch den ein oder anderen archaischen Lektoren mit Papier... ?" (hm, kann man hier denn gar nicht richtig zitieren?)

 

Das muss ich mir doch sehr verbitten, "Roberto" - wenn ich mich nicht irre? Wer ist denn dein verantwortlicher Lektor bei Lübbe? Vielleicht kann ich ihm ja mal ein Manuskript entwenden, es ausdrucken und dich mit "archaischen Korrekturzeichen" traktieren :s22

 

Vor ein paar Jahren hätte ich auch noch bedenkenlos gesagt, dass Korrekturen am Bildschirm unprofesionell sind - aber inzwischen habe ich zu viele Kollegen getroffen, die umgestiegen sind und die selbstverständlich trotzdem profesionell arbeiten. Ich konnte mich nicht dazu durchringen, und das liegt an meinen diesbezüglichen Erfahrungen - und die sind drastisch.

 

Bevor ich letztlich in der Literatur hängenblieb, habe ich als Schlussredakteur für Zeitschriften gearbeitet. Dort hatte ich Gelegenheit, Bewerbungen zu bearbeiten und dabei auch konkret Korrekturleistungen zu vergleichen. Von den Bewerbern, die am Bildschirm korrigiert haben, erreichte nicht einer eine auch nur zufriedenstellende Quote - aus irgendwelchen Gründen übersieht man am Schirm einfach zu viel. Und ich muss ehrlich sagen, wenn ich die Texte sehe, die Kollegen - und zwar erfahrene Kollegen, die mindestens so gut sind wie ich - am Bildschirm korrigiert haben, dann muss ich feststellen, dass sich an dieser grundsätzlichen Tatsache nichts geändert hat. Ich bin auch heute noch erschüttert, wenn ich sehe, wie viele Fehler am Bildschirm durchgehen, und deshalb bringe ich es einfach nicht über mich, diesen Schritt zu tun.

 

Warum ich es tun sollte, und warum meine Kollegen auf "Bildschirmarbeit" umgestiegen sind? Ganz einfach: Die hohe Fehlerquote am Schirm bezieht sich auf formale Fehler - Rechtschreibung, Grammatik, "übersehene" Worte ... Was man am Bildschirm ganz hervorragend machen kann, ist die Arbeit an der Sprache. Ehe man auf dem Papier einen Satz umstellt, überlegt man es sich zweimal. Und wenn man mal eine Seite intensiv bearbeiten muss, hat man schon keine Lust mehr - und der Setzer wahrscheinlich auch nicht, wenn er das rote Schnörkel-Kunstwerk sieht.

Wenn ich als Lektor am Bildschirm arbeiten würde, entfielen auch die (sehr zahlreichen!) Fehler bei der Übernahme der Korrekturen im Satz - es wären wirklich nur die Fehler drin, die ich übersehen hätte, und nicht zahllose neue.

 

Also, Korrekturen am Bildschirm haben durchaus ihre Vorteile. Und oft genug wünsche ich mir am Ende eines Lektorats, ich hätte es am Bildschirm gemacht. Denn die Rechnung ist ganz einfach: Wenn an einem Text wenig zu tun ist, habe ich auf dem Papier das bessere Ergebnis. Wenn ich an einem Text aber viel arbeiten muss, dann spielen die übersehenen formalen Mängel kaum noch eine Rolle, dafür aber umso mehr die Fehler, die erst durch die spätere Übernahme der Korrekturen neu hinzukommen. Aber was besser gewesen wäre, weiß man leider meist erst hinterher.

 

Hinzu kommt: Ein Lektorat ist keine "Schlusskorrektur". Wie du selbst schon festgestellt hast, bearbeitet danach zumindest noch ein Korrektor den Text - und der sollte dann eigentlich die formalen Fehler finden, die dem Lektor am Bildschirm durchgehen. Es hat also auch etwas mit Vertrauen zu tun: Traue ich dem späteren Korrektor zu, dass er ebenso viele Fehler findet, wie ich auf dem Papier gefunden hätte? Oder, anders ausgedrückt: Wenn ich als Lektor drinstehe und vom Leser auch für Rechtschreibfehler verantwortlich gemacht werde - ist mir das egal genug, dass ich mich voll und ganz auf die eigentlichen Arbeiten des Lektorats konzentrieren und den Rest loslassen kann? Mir offenbar nicht. Vor allem dann nicht, wenn mich die gruselige Vorstellung beschleicht, dass auch der Korrektor nur noch am Bildschirm arbeiten wird ...

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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Zu dem Artikel von Marrak: Ja, ich habe mich sehr amüsiert. Oder auch nicht ... War das etwa derselbe Setzer, den ich mitunter erwische?

 

Nun gut, eine gewisse Quote an "Übernahmefehlern" ist normal, und die habe ich auch, wenn ich eigene Korrekturen einarbeite (was bei Belletristiklektoraten nicht vorkommt - da gebe ich die Korrekturen immer an den Satz weiter). Aber was mich immer besonders stört, ist, wenn das Endkorrektorat Fehler reinbaut, weil sie nicht gründlich genug lesen, um dem Inhalt folgen zu können, oder weil sie schlicht und einfach gewisse Worte nicht kennen und diese dann in sinnentstellender Weise durch andere, bekanntere, ähnlich klingende Begriffe ersetzen.

 

Schlimm genug, dass mir beim Lektorat mitunter der Gedanke durch den Kopf geht: "Eigentlich müsste da jetzt ja das-und-das stehen, aber dass missversteht der Setzer bestimmt, und dann ..."

 

Beim meinem ersten eigenen veröffentlichten Roman hat mir der "Erstlektor" geraten, gewisse Eigennamen, Begriffe etc. kursiv zu setzen oder auf andere Weise "lektorensicher" zu gestalten, für die Kollegen beim Rechtschreiblektorat ... ;D

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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(Peter_Dobrovka)

Zunächst mal herzlich willkommen, Spinner, hast du den Weg hierher denn schlußendlich auch gefunden. ;D

 

Ich finde es faszinierend, was du da berichtest. Und einer Sache kann dir dank meiner langsam wachsenden Erfahrung auch voll zustimmen: Man übersieht am Bildschirm mehr Fehler als auf dem Papier - Warum eigentlich? - und größere Textkorrekturen auf dem Papier sind Horror.

 

Ich habe mir vorgenommen, für die kommende Saison die Endfassung auszudrucken und auf dem Papier noch mal durchzusehen.

 

Peter

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"Vielleicht gibt es ja noch den ein oder anderen archaischen Lektoren mit Papier... ?" (hm' date=' kann man hier denn gar nicht richtig zitieren?)[/quote']

Guckst Du hier: (Link ungültig)

 

Und oben rechts an jedem Beitrag gibt es sogar einen Zitieren-Button, der den Beitrag dann sogar korrekt verlinkt. Mußt halt dann nur den unerwünschten Text entfernen.

:)

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Wenn mich nicht alles täuscht, hatten wir das Thema doch schon mal in irgendeinem thread - ich glaube sogar, daß Peter es damals in die Runde warf.

Über Deine Begeisterung, liebe Petra, daß Du kein Blatt Papier verbraucht hast, bin ich etwas erstaunt.

 

Zumindest ich würde *nie*und*nimmer* ein Manuskript bloß am Schirm lesen oder lektorieren.

 

So recht erklären kann ich mir's auch nicht, aber man korrigiert am Schirm und denkt: jawolll, jetzt sitzt der Text - druckt ihn aus.... und fällt beim erneuten Lesen in Ohnmacht :s01

 

Gruß

Jan

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Hallo XX,

du hättest mir gar nicht widersprechen müssen ;-) ich hab dank der Hitze im Hirn nur verkürzt formuliert. Tatsächlich sehe ich das wie du, ich mache auch viel Korrekturen auf Papier (übertrage sie dann aber in die Datei).

 

Es ging um die offensichtlich Fehlerquelle bei Marrak, dass da einer anscheinend aufgrund von Papierkorrekturen und Hin und Her nicht richtig tickte. (So habe ich das verstanden). Gut, solche Setzer verhunzen in dem Moment wahrscheinlich alles, egal in welchem Medium.

 

Aber ich bin einfach der Meinung, dass man durch zuviel Hin- und Her zwischen den Medien auch mehr Fehlerquellen hat. Egal, ob meine Lektorin nun auf Papier oder in Datei korrigiert - es werden Dateien transportiert und Dateien sind einspeisbar. Abgesehen davon, dass bei mir die Lektorin nach den Korrektordurchgängen auch nochmal drüberliest - sie macht schließlich die Endabnahme.

 

Es ist doch nicht mehr so, dass ein Setzer heutzutage noch mit Bleibuchstaben oder Papierbändchen bastelt (letzteres habe ich in der Schlußredaktion noch erlebt) - der Mensch muss doch irgendwie ganz aktiv eingegriffen haben, wenn es eine Datei war? Oder danebengelesen, was auf dem Papier stand?

 

Ich hatte selbst ein Erlebnis dieser Art mit einer unsäglichen Setzerei, die Fehler in meinem ersten Buch sind eine Qual, da sind auch ganze Absätze verrutscht. Da hatte sich eindeutig ergeben, dass beim ständigen Wechsel zwischen Papier und Datei, Datei und Papier zusätzlich Fehler eingebaut worden waren. DAS meine ich. Ich hab nichts gegen Papierkorrekturen, aber etwas gegen dieses Kuddelmuddel. Denn ich habe es auch schon erlebt, dass die Leute, die das Papier dann in Dateien erfassen, aufgrund der ihnen gezahlten Dumpinglöhne oft der deutschen Sprache gar nicht mächtig sind!

 

Sowas darf einfach nicht passieren. Ich habe das auch von den Lesern abgekriegt: "Die kann ja nicht mal richtig Deutsch schreiben!" Leser glauben oft, der Autor sei der Depp... im besten Fall schieben sie es auf den Verlag.

 

Schöne Grüße,

Petra

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Hallo Jan,

Zumindest ich würde *nie*und*nimmer* ein Manuskript bloß am Schirm lesen oder lektorieren.

Natürlich lese ich meine Sachen auch auf Papier, auch meine Lektorin druckt sich Sachen aus. Es ging hier um Setzereifehler, also um das, was nach der Fahnenkorrektur alles so kommt. Druckereien arbeiten mit Dateien und die Frage ist, wo und wie dort zusätzliche Fehler eingebaut werden können.

 

Die Fahnenkorrektur für meine Lübbebücher habe ich tatsächlich nur auf dem Bildschirm gemacht (gibt da allerdings auch wenig zu korrigieren). Aber darauf kommt es nicht an.

 

Ob ich das auf Papier oder am Bildschirm lese: wichtig ist, ob es auch in die Datei gelangt und wie es da hineingelangt. Und da ist meine Berufserfahrung als Journalistin: viele Köche verderben den Brei. Es ist schon ein Unterschied, ob ich meine eigenen Korrekturen selbst erfasse oder ob das ein Fremder macht.

 

Ich hab mich da oben hitzedebil ausgedrückt. Die Frage ist nicht, ob man am Bildschirm oder auf Papier arbeitet. Die Frage ist, was mit der Datei passiert und warum... die letztlich in der Druckerei landet.

 

Schöne Grüße,

Petra

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Hallo zusammen,

 

zu der letzten Diskussion fällt mir nur das Beispiel des Grimmschen Wörterbuch ein:

 

(Link ungültig)

 

Das wurde auf CD-Rom von der Urfassung umgesetzt, indem Chinesen (ohne Deutschkenntnisse) es abgeschrieben haben. Jeweils zwei Mal, und die beiden Ausgaben wurden verglichen.

 

Ich denke, daß einige Verlage dies auch bald mit anderen Papiermanuskripte umsetzen werden, weil es so schön preiswert ist.

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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Es ist schon ein Unterschied' date=' ob ich meine eigenen Korrekturen selbst erfasse oder ob das ein Fremder macht.[/quote']

 

Ja, ich hatte mit meinem "Chef" im Verlag durchaus schon darüber gesprochen, wie es mit dem Selbsterfassen von Korrekturen aussieht. Aber da gibt es wohl langfristige Verträge mit dem Satz, bei denen die Erfassung von Korrekuren im Preis mit inbegriffen ist. Deshalb gibt es kein Budget, aus dem es bezahlt werden könnte, wenn der Lektor die Korrekturen selbst erfasst - und so weit geht die Selbstaufopferung dann doch nicht, dass ich mir einen zusätzlichen Arbeitsschritt ohne Bezahlung aufhalse.

 

Die Alternative, am Schirm zu korrigieren, wäre allerdings durchaus möglich.

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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