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Thomas R.

Relevanter Realismus

Empfohlene Beiträge

Hallo zusammen,

 

heute gibt es in der Zeit eine interessante Auseinandersetzung über die Zukunft des Romans.

 

Martin R. Dean, Thomas Hettche, Matthias Politycki und Michael Schindhelm erklären ihre Vorstellung des modernen Romans, versuchen zu erläutern, wo sie sich von anderen Autoren absetzen. Sozusagen rückwärts gegen die "Faschistenkinder" und nach vorne gegen die "Popliteraten".

Dabei verwenden sie den Begriff "relevanten Realismus" als Zielsetzung, auch wenn der Begriff leider nicht wirklich ausgeleuchtet wird.

 

(Link ungültig)

 

Auf diesen Betrag antworten Andreas Maier, Uwe Tellkamp, Hans-Ulrich Treichel und Juli Zeh. Jeweils mit ihren eigenen Vorstellungen zum Roman.

 

(Link ungültig)

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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Danke für den sehr interessanten Link, Thomas!

 

eine inner- und außerliteraturbetriebliche Opposition gegenüber Verblödung und Depression aufbauen

Dieser Satz spricht mir so aus der Seele, das könnte mein Manifest werden ;-)

 

Schöne Grüße,

Petra

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Offenbar bin ich nicht intellektuell genug, aber ich empfand den Artikel als eine Qual zu lesen und habe nicht verstanden, was der Autor ausdrücken möchte - nach der ersten Seite habe allerdings auch aufgehört, mir entsprechend Mühe zu geben. :-/

 

Hinterlassen hat der Autor bei mir nur den sehr unsympatischen Eindruck einer Person, die allzu selbstgefällig von ihrer Wortwahl, Satzkonstruktion und Meinung berauscht ist. Das ist in meinen Augen keine Kommunikation, sondern Selbstbefriedigung.

 

Andreas

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(Peter_Dobrovka)

Ja, der Artikel war mühevoll zu lesen.

 

Und ich kann mich nicht entscheiden, ob ich ihn einfach nicht verstanden habe, oder er wirklich nichts zu sagen hatte.

 

Peter

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Also auf der 2. Seite wird es etwas konkreter und weniger Gelaber.

Bei dieser Passage dacht eich, sie hätten tatsächlich was zu sagen.

Wir sind zu jung, um unsere Erfahrung weiter in den stickigen Kathedralen einer selbstreferenziellen Literatur verglühen zu lassen. Gleichzeitig sind wir zu alt, um einem populistischen Begriff von Realität aufzusitzen, wie ihn die jüngere Generation zum Markenzeichen ihrer Pseudospontaneität gemacht hat. Die Popliteratur ist tot, vorbei der Versuch, Problemdarstellung über die Infantilisierung der Gesellschaft zu betreiben.

Nicht, dass ich pauschal einen Text verurteilen würde, weil er "selbstreferenzielle Literatur" ist oder dergleichen; ich mag nur keine Dogmen. Und leider kommen die auch hier im nächsten Absatz:

 

wir glauben, dass dem Roman heute eine gesellschaftliche Aufgabe zukommt: Er muss die vergessenen oder tabuisierten Fragen der Gegenwart zu seiner Sache machen, er muss die Problemfelder, ob in lokalem oder globalem Kontext, in eine verbindliche Darstellung bringen. Die Forderung nach mehr Relevanz leiten wir nicht nur aus unserem Alter ab, sondern auch aus dem Zustand einer »unheimlich« gewordenen Welt. Ihre Bewohnbarkeit beizubehalten und weiter zu erschließen ist die Aufgabe des Romans. Dies setzt voraus, dass der Schreibende eine erkennbare Position bezieht, die moralische Valeurs mit ästhetischen Mitteln beglaubigt.

 

Das Wörtchen "muss" stößt mir doch enorm auf. Ein Roman (oder vielmehr der Schriftsteller) MUSS gar nichts. Er kann Bücher ohne den Buchstaben E schreiben, er kann platte Unterhaltung schreiben, er kann von mir aus einen 1000-Seiten-Wälzer über seinen Bauchnabel schreiben. Ich muss es ja nicht lesen. Dieses ganze Manifestgelaber finde ich grausig.

 

Das Problem ist immer, wie man von einem Ort zum anderen kommt. Die Aufgabe ist deshalb, Brücken zu bauen, in diesem Falle nicht nur zwischen Realität und Fiktion, sondern auch zwischen Moral und Ästhetik.

Ein Glück, dass ich einen Hang zum Konstruktivismus habe und somit für mich zwischen Fiktion und Realität kein Unterschied besteht.

:)

 

Relevanz. Wir leben nicht auf den Schultern, sondern auf den versatzstückhaften Trümmern von Riesen, doch was da von manchen als postmodernes Spiel des Anything goes betrieben wird, ist nach wie vor todernst: Erzählen ist die verkappte Äußerungsform des Moralisten, ausgeübt mit dem Pathos dessen, der darin nicht etwa nur der Lust zu fabulieren frönt, sondern sich der Pflicht entledigt, Zeitgenossenschaft aus der Mitte seiner Generation heraus zu betreiben, von einem ästhetischen Standpunkt aus, der immer auch ein moralischer ist. Wer als Kritiker die existenzielle Dimension der Literatur nicht einklagt und stattdessen weiterhin das Lob der Bastelware singt, macht sich mitschuldig an der grassierenden Irrelevanz, die unser kulturelles Leben lähmt.

 

 

Ich bin schuldig. ;)

Und ich liebe Feyerabend, den sie da zitiert haben. Und ich empfinde postmodernes Denken als eine der größten Bereicherungen der Kultur überhaupt, weil es die Möglichkeiten erweitert - und nicht einschränkt, wie es scheinbart diese Herren hier fordern.

da möchte ich doch auf meinen Lieblingspostmodernen (oder Konstruktivisten) Heinz von Foerster und dessen "Ethischen Imperativ" hinweisen: "Handle stets so, dass die Anzahl der Wahlmöglichkeiten größer wird!"

 

Vargas Llosa meint sinngemäß, dass fiktionales Schreiben an sich schon etwas wie Rebellion ist, ein Ausdruck der Unzufriedenheit mit dem, was man gemeinhin "Realität" nennt. Recht so, denke ich.

Aber die grassierende Irrelevanz liegt immer im Auge des Betrachters. Wenn die Herren alle der selben Meinung huldigen, dann ist das ihr Problem eines engen Horizonts, der ihnen scheinbar nicht eröffnet, was es an Schönheit (oder was auch immer) in den von ihnen verachteten Werken gibt.

 

Denn wir sehnen uns nach nichts mehr als nach Büchern, die uns ergreifen, und sei es gegen unsern Willen!

Genau! Nur, ergreifen mich vermutlich nicht die Bücher, die andere ergreifen.

 

Was wir jetzt vor allem brauchen, ist: Unduldsamkeit.

Da fange ich gleich mal an und sage: Mann, bin ich froh, dass der Erguss vorbei ist. ;)

 

Grüße,

Ralph

 

PS: Jedem sein eigenes Manifest!

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(Siberianchan)

Was dieser Mann schreibt ist... Unsinn, um es höflich auszudrücken. Mehr kann ich dazu leider nicht sagen, da ich sonst unhöflich werden könnte und wenn ich unhöflich werde ist das alles andere als schön.

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Was dieser Mann schreibt ist... Unsinn' date=' um es höflich auszudrücken. Mehr kann ich dazu leider nicht sagen, da ich sonst unhöflich werden könnte und wenn ich unhöflich werde ist das alles andere als schön. [/quote']

 

Lass es raus! :D

 

Grüße,

Ralph

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(Siberianchan)

Soso... der Roman unserer Zeit ist sozusagen nix wert, wenn ich das richtig interpretiere? Sehr... interessant... wo ist meine Schlinge, an der ich mich aufhängen kann? Ich meine, ich gehöre zu der jungen Generation, deren Romane den grassierenden kulurellen Kannibalismus zeigen.

 

Maier hat da meine Haltung ziemlich gut getroffen... ein Roman ist vorrangig etwas zum Lesen und nicht zum Belehren. Der Mensch hat schon immer gelese oder Geschichten gehört, weil es ihn unterhält.

die moral ist zweitrangig. Man kann zwar versuchen, einen Roman als gesellschaftskritisch aufzufassen, aber wer weiß schon ob er es wirklich ist? Mal vom autor abgesehen.

Goethes Faust wurde ja auch zigmal anders gedreht und gewendet... man kann einfach nciht sagen, das und das hat die Moral, das und das hat eine andere.

Allerdings ist das bei moderner Literatur wesentlich stärker zu erkennen, falls ich noch nciht ganz dumm geworden bin. Diese alberne Klassifizierung nach Hoch- und Unterhaltungsliteratur fällt leichter, weil man leider nach Genres und nciht nach dem Thema geht.

Und Unterhaltungsliteratur ist heute verbreiteter. Und sie ist kultureller Kannibalismus...

 

Aber dazu können wir noch im anderen Thread diskutieren.

 

 

So, ich bin nicht zu einem Viertel so böse geworden, wie ich befürchtet habe. Liegt wohl daran, dass ich eine Nacht dazwischen geschlafen habe.

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Ich meine' date=' ich gehöre zu der jungen Generation, deren Romane den grassierenden kulurellen Kannibalismus zeigen.[/quote']

 

Liebe Sibi,

als Autorin von Fantasyliteratur, denke ich, wurdest du in diesem Artikel gar nicht bedacht. Wickele den Strick also wieder ein. Mit jungen Kannibalen waren jene Autoren gemeint, die noch immer versuchen, wie einst Günter Grass Werke mit dem Einschlag von 'Die Blechtrommel' zu schreiben, indem sie darüber lamentieren, wie sehr es sie belastet hat, in den 'schwierigen' 80ern zu leben, als man sich zwischen einem Scout und einem Amigo Schulranzen entscheiden musste...

 

Man kann zwar versuchen, einen Roman als gesellschaftskritisch aufzufassen, aber wer weiß schon ob er es wirklich ist? Mal vom autor abgesehen.

Eben darum ging es in dem Manifest - dass die Literaturwissenschaft und die Feuilletons (Ja, der Artikel war alleine *von* Intellektuellen *für* Intellektuelle... wie eigentliche alle Artikel der Feuilletons) nur noch Romane wahrnehmen, die entweder heute noch eine Aufarbeitung der Nazi-Zeit versuchen, oder aber, wie etwa 'Generation Golf', sich so sehr darin verkapseln, die moderne Gesellschaft als sinn- und inhaltslos zu betrachten, dass einem Schlecht werden kann.

 

Ich stimme den Herren daher zu: Wo ist der 'lockere' Umgang mit aktuellen Themen? Warum immer der verbissene Blick auf Literatur, die 'Literarisch' sein muss? Wie von Sibi so schön erkannt: Die wahren Meisterwerke der Gesellschaftskritik waren Geschichten, über etwas, was den 'Autoren' beschäftigt, nicht die Leser.

heute betreiben die Autoren das ja andersherum: " Hmm, wie kann ich Tolstoi so umformulieren, dass es sofort als Kritik an Hartz IV verstanden wird..."

Betrifft wohl die wenigsten hier, ist jedoch für die Welt der 'Intellektuellen' von größter Bedeutung!

 

Daher finde ich, die Rektion von Uwe Tellkamp drückt es hier am schönsten aus:

Werte Kollegen vom Relevanten Realismus! Wir müssen gute Bücher schreiben und schlechte vermeiden. The rest is irrelevant.
;D

 

Gruß, M.

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(Siberianchan)
heute betreiben die Autoren das ja andersherum: " Hmm, wie kann ich Tolstoi so umformulieren, dass es sofort als Kritik an Hartz IV verstanden wird..."

Betrifft wohl die wenigsten hier, ist jedoch für die Welt der 'Intellektuellen' von größter Bedeutung!

 

Und in 100 Jahren kann es sein, dass dieser "hochliterarische" Roman den armen Schülern vorgesetzt wird, die da Spätwirkungen des Zweiten-Weltkriegs-Traumas in der deutschen Literatur wiederfinden sollen.

Alles Käse... am besten ist, man schreibt zu jedem Buch, was man macht, ein SpinOff, wie man das und das meint, warum man das und das Stilmittel verwendet hat, warum der und der stirbt.

 

Sibi *die heute ein wenig zu viel Zynismus zum Frühstück hatte*

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Und in 100 Jahren kann es sein, dass dieser "hochliterarische" Roman den armen Schülern vorgesetzt wird, die da Spätwirkungen des Zweiten-Weltkriegs-Traumas in der deutschen Literatur wiederfinden sollen.

???

 

Eben das BEFÜRCHTEN die Autoren dieses Manifests doch auch, und möchten das gerne verhindert sehen...

 

Alles Käse... am besten ist, man schreibt zu jedem Buch, was man macht, ein SpinOff, wie man das und das meint, warum man das und das Stilmittel verwendet hat, warum der und der stirbt.

Auch das wird ja leider von einigen Autoren gemacht, wenn sie sich von der Wissenschaft missverstanden fühlen. Allerdings widerspricht das dem Prinzip der Literaturwissenschaft...

Mir deucht, du hast ein Generelles Problem damit, dass man Literatur analysiert und wünschest Dir, man würde es lassen? ;D

 

Verwirrt Grüsse,

Marco! :s17

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(Siberianchan)

Mich nervt das analysieren und interpretieren an und für sich nciht.

schlimm finde ich das, was sie an der Schule machen. Man ist interpretationssüchtig. Unsere Lehrer interpretieren irgendwelchen Rotz in gute werke hinein, der nichts damit zu tun hat(meine wollte beweisen, dass Shakespeare Menschen hasste) lassen uns interpretieren und analysieren bis zum Erbrechen... und dann wundert man sich, warum man nciht mehr lesen will.

Als wir romeo und Julia hatten, hab ich nebenbei Macbeth gelesen - aber nach der ersten Unterrichtsstunde mit R&J hab ich das Buch in den nächsten Schrank geschmissen und mcih erst nach einem halben Jahr wieder herangetraut.

Und wenn ich mir vorstelle, dass es Menschen gibt, die dann ganz vom Lesen weggeekelt werden... das ist es, was mich an dem ganzen Heruminterpretiere stört.

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Also, ich hab MacBeth nach dem ersten Akt entnervt zugeklappt, R&J lese ich etwa drei mal im Jahr.

Und was du beschreibst sind Schwächen der Lehrer, nicht des Interpretierens. Ich hab erst durch meine zeit an der Oberstufe und gute lehrer meine Liebe zur Geschichtsforschung und LiteraturWISSENSCHAFT gefunden. Ausserdem hat das Interpretieren in der Schule hat mit dem, was die Feuilletonisten betreiben nur wenig gemeinsam.

Schon allein die Aktualität der Werke...

 

Ausserdem, was den menschenhassenden Shakespeare betrifft: Das schöne am Interpretieren ist doch, dass es kein richtig und kein falsch gibt. Es gibt nur gute Argumente und schlechte. Und wenn Deine Lehrerin es gut belegt, dann hat sie sogar recht. Ebenso wie der, der das Gegenteil behauptet und es gut belegt...

 

Thot, klopf mal auf'n Tisch, das rutscht grad ins Off-Topic!   ;D

 

Läuterung versprechend,

Marco!  :s17

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(Siberianchan)

Nur dass Menschenhass so überhaupt nciht ins Elisabethanische Weltbild passt...

Es ist nur "lustig", wenn du in deiner Interpretation des "Sein oder nicht sein"-Monologes in eine andere Inerpretation abrutscht, die gut bis sehr begründest, aber trotzdem ne 5 bekommst - weils ne andere Richtung war.

 

Abgesehen davon meine ich: das Interpretieren verdirbt den Lesegenuss. Romeo und Julia war für mich verdorben. Hamlet konnt ich mir retten, weil das, was meine liebe Lehrerin sagte, hier rein und da raus ging. (bei meinem Aufsatz hab ich mir meine gute note nachträglich erstritten).

 

 

OK, da es offTopic wurde, will ich Thot die Arbeit abnehmen...

um den Titel dieses Threads mal anders zu betrachten...

an alle, die Fantasy schreiben: wie wichtig ist der Realismus bei euch?(sprich: Magie, Hellseherei, etc)

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