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(Petra)

Nur Unterhaltung?

Empfohlene Beiträge

Liebe Leute,

vielleicht ist es jetzt zu heiß, um darüber nachzudenken - aber hier ist Apéro-Zeit zum Philosophieren. Angeregt durch Bluomos ZEIT-Links... ich lese solche grausamen Sachen oft absichtlich, heimtückisch und masochistisch, um zu sehen, was die Eliten überm Rhein umtreibt  ::)

 

Ich schreibe - wie sicher ein Großteil von euch, Unterhaltungsromane. Noch schlimmer: ich schreibe Frauenromane... und als sei das noch nicht einfach genug, entwerfe ich auch noch banale Plots mit übersichtlichen Personenzahlen.

 

Im Gegensatz zum Literatühürgesabbel höre ich nun von meinen KollegInnen Unterhaltungsschreibern immer: Ich will die Menschen unterhalten. Ich will den Menschen eine gute Zeit bereiten. Ich will, dass die Menschen entspannen können. Ich bin glücklich, wenn jemand das Buch gut unterhalten weglegt.

 

Hoppla! Da fäll mir auf, genau das will ich nicht. Ich will nicht, dass jemand mein Buch weglegt. Ich will nicht nur unterhalten. Ich will mehr. Darf ich das denn?

 

Gegen Verblödung und Depression anschreiben, heißt es im ZEIT-Artikel. Oh, wie das passt auf das, was ich will. Ich will die Unterhaltungsleser - hinterhältig wie ich bin - überfordern. Ich will ihnen Sprache unterjubeln, die sie sonst nicht kaufen. Ich will sie fordern, dass sie mehr verstehen als banale Alltagsfloskeln und Klischeehülsen. Ich bin sogar inzwischen bereit, den Blutzoll zu zahlen, wenn mich ein Teil dafür in die Hölle schicken möchte ;-)

 

Und das reicht mir nicht, denn ich bin unersättlich in meiner Gier. Ich gebe ihnen banale Plots, romantische Liebe, Liebesunfähigkeit, alles, was sie haben möchten und was das Genre hergibt. Aber ich will hinterhältig sein. Größere Themen verstecken. Sie sollen es nicht merken. Wie Milch udn Honig sollen sie die Unterhaltung schlucken... und dann... irgendwo leise im Hinterkopf soll es anfangen zu tröpfeln und zu kleben... da war doch noch mehr...

 

Seit dem Artikel in der ZEIT ahne ich: ich bin ein Schwein. Ich will meine Leser infiltrieren, aufscheuchen und auch bei Hitze zum Nachdenken bringen. Ich will, dass sie heulen. Vor Freude und Schmerz. Schlimmer noch... ich will sie verderben gegen Verblödung und Depression.

 

Und dann lese ich solche Artikel von berühmten Kollegen und frage mich: darf Unterhaltung das? Darf ich das?

 

Mein Traum ist der absolute Bruch. Das Genre, das sich selbst ad absurdum führt. Ich will eine Emulsion... Dinge, die man nur in der Literatur darf, im Unterhaltungsroman verstecken. Oder vielleicht Literatur, die unterhält? Wenn ich es schaffe, dass es keiner merkt, habe ich gewonnen... wenn sie alle denken, sie seien hervorragend unterhalten worden.

 

Ende des scharöcklichen Monologs. Die unbegabte Schauspielerin tritt errötend ab  :s18

Ein Herr betritt die Bühne, gewandet in Zylinder und Zwangsjacke und fragt: Wie ist das bei euch?

Ein zweiter Herr in weißer Pflegerkleidung tritt neben ihn und fragt: Dürft ihr? Was dürft ihr? Wollt ihr wohl dürfen?

-Vorhang-

 

Mein Apéro ist leer. Musste einfach mal laut denken, weil ich gerade in einem banalen Plot aus Urlaub und Liebe die Befindlichkeiten von Dunkelkrisendepressionsdeutschland verstecke... und Subversion dazu...

Ach, eigentlich wollte ich nur Quidam zeigen, dass die tiefen Themen hier noch nicht ausgereizt sind. ;-)

Lasst es ruhig kälter werden, bevor ihr nachdenkt. So ein Thread tritt sich an.

 

Schöne Grüße,

Petra

 

PS: Dies ist keine E-U-Diskussion

PPS: Dies ist eine Diskussion um Subversion und "wieviel darf ich dürfen und will ich was oder wie"

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(Peter_Dobrovka)

Liebe Petra!

 

Mein kurzer Kommentar:

Dieses Posting möchte ich dir am liebsten klauen und unter meinem Namen veröffentlichen. ;D

 

Peter

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Ja, da pflichte ich Peter bei - du Philosophierst mir hier aus der Seele!

 

Für mein Verständnis liegt doch eben da DIE Chance der 'Strandliteratur': dem 'Volk' bittere Medizin in Zucker gehüllt zu servieren!

 

Und ist denn das nicht auch das letzte, was einen brillianten Unterhalter von einem guten abhebt?

 

Ich will die Unterhaltungsleser - hinterhältig wie ich bin - überfordern. Ich will ihnen Sprache unterjubeln' date=' die sie sonst nicht kaufen. Ich will sie fordern, dass sie mehr verstehen als banale Alltagsfloskeln und Klischeehülsen. Ich bin sogar inzwischen bereit, den Blutzoll zu zahlen, wenn mich ein Teil dafür in die Hölle schicken möchte.[/quote']

Ein großes Ziel - und deinen Amazon Rezensionen nach durchaus erreicht!  8)

 

Gruß, M.  :s17

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Das darf man, Petra, durchaus! Bemühe mich selbst darum. Meine "Unterhaltungsromane" beschäftigen sich stets mit tieferen Dingen. Ich finde genau das hebt ein Buch aus dem sinnfreien Raum der schnellen Strandlektüre.

 

Du hast das übrigens in erstklassige Worte gefasst, was mich noch neugieriger macht auf deine Romane.

 

LG

Joy

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Liebe Petra,

 

Du stellst vielleicht Fragen! Und das bei dieser Hundshitze!  :s21

Ich denk drüber nach, wenn die bepelzten Herrn wieder Bergwandern gehn, jetzt nur soviel:

Wer kann, der kann - oder mit Erika Mann: Wer kann, der tut!

 

Und, ganz offen gesagt, ich fürchte, Du stichst in ein Wespennest, denn gerade Deine KollegInnen Unterhaltungsschreiber werden jetzt als allererste sagen: ich will natürlich  *auch* mehr! Meine Bücher sind *ebenfalls* keine reine Unterhaltung,  so leicht und locker sie auch daherkommen

 

Ein Autor darf alles!

Aber das, was Du willst, kann nur ein Könner.

Du kannst es.

 

Ich befürchte nur, diese Diskussion wird doch auf E versus U hinauslaufen.

 

Gute Unterhaltung schreiben ist schwer genug, sehr schwer - und ich habe z. B. allen Respekt vor Heftromanautoren, die es schaffen, ihre Leser mit jedem neuen Roman zu faszinieren.

 

Aber eins wird immer wieder vergessen (oder oft gar nicht verstanden): der Unterschied ist die Sprache.

Zwei Autoren erzählen ein und dieselbe Geschichte - und es ist einmal Literatur und einmal Unterhaltung.

 

Literatur, die unterhält - die gab es einmal  auch bei uns, nicht nur im angelsächsischen Sprachraum! Vielleicht gibt es sie bald wieder.

 

Damit vorerst,

Gruß

Jan

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(Siberianchan)

Ob du Frauenromane mit "banalen" Plots schreibst, ist mir ehrlich gesagt, wurscht. Solange es kein extremes Kitschheft ist, sondern halbwegs realistisch, ziehe ich vor jeder Frauenromanautorin meinen nicht vorhandenen Hut.

 

Und wenn ich mir so durchlese, was man über deine Literaturrichtung sagt... kenn ich das nicht irgendwoher? So, Lehrer, die meinen Fantasy sei keine richtige Literatur... *flöt*

 

Wir schreiben, um zu unterhalten und das sollten wir in einer möglichst guten Sprache tun, die der Leser auch versteht. Sonst unterhält es ihn nicht.

Und wenn der Leser nciht unterhalten wird, liest er bald gar nicht mehr. Der Analphabetismus wird herrschen *schwarzmal*

 

Von daher sind Unterhaltungsromane EXTREM wichtig.

 

(außerdem liest jeder lieber einen Unterhaltungsroman, als "Effi Briest" - zumindest in meinem Alter)

 

Und - ganz wichtig - unsere bücher müssen sich ja auch verkaufen, man kann ja nicht nur von Luft und Liebe leben.

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Petra, ich gebe dir vollkommen Recht. Zumindest ist das auch mein Ideal - wenn ich auch nicht so pauschal von "U-Literatur" sprechen würde, in die man mehr hineinpackt; denn "die U-Literatur" gibt es auch nicht.

 

Aber sich bei der Unterhaltung nicht auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu orientieren, sondern eher mit der "Tendenz nach oben" schreiben, ohne die Zielgruppe aus den Augen zu verlieren. Und sich die Mühe geben, seine "anspruchsvolleren Inhalte" auch so zu verpacken, dass man damit Leser erreicht, die nicht schon automatisch nach Anspruch suchen. In ein Buch nicht nur so wenig reinpacken, dass es gerade gekauft wird, sondern noch so viel zusätzliches, wie man kann, ohne das Buch zu überladen, aufdringlich zu wirken, oder sein Segment zu verlassen. So viele Zugaben beipacken, wie man kann, ohne die Leser zu verschrecken, für die das Produkt im Kern bestimmt ist - das ist es, was ich unter Mehrwert bei Literatur verstehe ;)

 

Aber natürlich riskiert man beim konkreten Werk immer auch, dass man auf diese Weise nach allen Seiten aneckt. Ich glaube, bei den meisten langfristig erfolgreichen Büchern kann man diesen Mehrwert auch finden. Aber einfacher hat man es als Autor vermutlich, wenn man einfach nur seinen Markt bedient, ohne "subersiv" noch etwas anderes hinzuzufügen. Und selbstverständlich riskiert man bei dem Versuch auch, dass man scheitert und die Mischung letztlich nicht stimmt.

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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Hallo,

ich bin, wie üblich, ein bißchen abgehetzt.

Aber trotzdem: Mein absoluter Lieblingsschriftsteller ist aus der Epoche der Romantik, E.T.A. Hoffmann.

Und an ihm liebe ich besonders, daß er ein Unterhaltungsschriftsteller war, der sehr viel mehr als bloße Unterhaltung geschaffen hat. Trotzdem war er bereits zu seiner Zeit sehr gefragt, hat die Leute unterhalten, oberflächlich mit "Gespenstergeschichten", darunter war dann viel mehr verborgen, nicht umsonst zählt er heute zu den Großen der deutschsprachigen Literatur.

 

Wenn das nicht ein Plädoyer für die Unterhaltung ist ... Auch wenn Hoffmann keine Frauenromane geschrieben hat :)

 

Ich muß es mal wieder sagen, auch wenn das Thema mittlerweile ziemlich abgegrast ist: Das ist ein deutsches Problem, entweder etwas unterhält, dann kann es per se kein Niveau haben, oder etwas hat Niveau, dann muß man sich aber auch durcharbeiten. Wird Zeit, daß man mit dieser Unterscheidung aufräumt, immerhin hat ja schon einer vor mehr als 150 Jahren den Anfang gemacht.

 

Anna

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Liebe Leute,

das tut richtig gut zu hören, dass auch andere den freundlichen Herrn mit dem Zylinder kennen ;-)

Und wenn ich eure Beiträge nach der ZEIT-Debatte lese, habe ich wieder Glauben daran, dass sich doch etwas bewegt, wenn es auch von gewissen Redakteuren gar nicht wahrgenommen wird. Aber auf die kommt es ja auch nicht an. Ich bin vor allem froh, dass es so viele Kollegen gibt, die "Verblödung und Depression" nicht einzementieren in die Köpfe, sondern so frei sind, bereits ganz anderes zu leben... einfach Macher sind... und keine Problemzerreder, Nörgler, die nur noch um sich selbst kreisen.

 

Ja, darum ging es mir (wirklich nicht um E und U), zu erspüren, ob da irgendwo auch Aufbruchstimmung ist, die sich nicht an Vorgaben rückwärts orientiert. Denn wenn es noch irgendwo Freiheit, auch Freiheit für Innovatives gibt, dann doch in diesem Beruf!?

 

@Peter: der Text ist meiner. Ich habe bereits einen Vertrag mit einem investigativen Journalistenkollegen, dass dieser, sollte ich in den nächsten drei Jahren verhungern, posthum solche Texte sammelt und damit den Reibach macht. Er stellt mir dafür regelmäßig Essen nach Rezepten aus Camilleris Büchern aufs Grab.

 

@Marco und Spinner: Anecken, Möglichkeit des Scheiterns, größere Schwierigkeiten... klar, gebe ich euch Recht! Aber ich glaube, wenn ich meine Ruhe haben wollte, würde ich Beamtin in irgendeinem Archiv werden :s14 Ist doch auch faszinierend, etwas zu bewirken, zu bewegen - und wenn es nur das Werfen von faulen Eiern ist!

 

Apropos rückwärts orientieren... tatsächlich sind meine großen Vorbilder schon fast alle tot. Ja, auch den Hoffmann habe ich verspeist. Ich denke, die Zeit ist überreif, sich wieder auf solche Wurzeln zu besinnen, man kann sie ja auch mit Videoschnitten versehen ;-)

 

Weiter so, Leute. Wir müssen uns nicht vorschreiben lassen, wie Schreiben in den nächsten Jahrzehnten auszusehen hat. Wir schreiben. 8)

 

Schöne Grüße,

Petra

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(Peter_Dobrovka)

Auch ich schreibe nur vordergründig Unterhaltungsliteratur. Das ist die Vaseline, mit der ich dem Leser meine Ansichten über Gott und die Welt in den *§$%& schiebe.

 

Ob ich das darf? Na ja, solange es sich gut anfühlt und sich keiner beschwert ... ;D

 

Warum ich das mache, weiß ich allerdings auch nicht so recht. Ich will nicht leugnen, daß auch Eitelkeit mit im Spiel ist.

 

Warum willst DU denn die Welt verbessern, Petra?

 

Peter

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Ich möchte meine LeserInnen unterhalten und ihnen dabei im groben Rahmen ein wenig Informationen über die jeweilige Zeit geben und das reale historische Umfeld geben.

 

Dabei benutze ich eine Sprache, die hinter dem Inhalt zurücktritt und es den LeserInnen ermöglicht, das Buch trotz 600 Seiten Umfang auch am Strand etc. zu lesen. Warum soll ich diese Möglichkeit den Nackenbeißern überlassen?

 

Ich schreibe nicht für Kritiker, nicht, um die Welt zu verbessern oder um vielleicht irgendeinen Preis einzuheimsen. Der Preis, den meine Leserinnen für mein Buch zahlen, ist mir der Liebste.

 

Sollte ich tatsächlich noch irgendeinen (moralischen) Anspruch haben, so ist er gut verborgen und ich werde ihn auch hier nicht preisgeben.

 

Gruß Sysai

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Warum willst DU denn die Welt verbessern' date=' Petra?[/quote']

Will ich die Welt verbessern? Nö. Jeder muss seine kleine Welt selbst verbessern. ;-) Wieso soll ich den Leuten die Arbeit abnehmen?

 

Schöne Grüße,

Petra

 

@Sysai: man kann ihn finden :s21

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(Siberianchan)
Das ist die Vaseline, mit der ich dem Leser meine Ansichten über Gott und die Welt in den *§$%& schiebe.

 

Na jetzt hast du mir was gesagt, Peter... *tropf*

 

Zurück zum Thema: Wann hat man eigentlich mit dieser albernen Unterscheidung zwischen Hoch- und Unterhaltungsliteratur angefangen?

Ich meine, Goethes "Werther" war seinerzeit auch "nur" Unterhaltungsliteratur und heute dürfen wir uns damit in der Schule herumschlagen.

Wer hat das in die welt gesetzt, bitteschön?!

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Liebe alle!

 

Wir können die Welt nicht besser machen, aber den Leuten eine bessere Welt zeigen, und sie aus der realen, oft allzu schlimmen, entführen.

 

Für mich persönlich ist es ein Kampf gegen Windmühlen, denn da ich vorrangig für Kinder und Jugendliche schreibe, sind meine Gegner nicht Harry Potter, die Knickerbockerbande und Co, sondern viel härtere. Sie heißen "Playstation", "Gamecube" und "X-Box".

 

Außer meiner Leidenschaft, Geschichten zu erzählen, ist es mir auch ein Anliegen, die Kids aufzufordern, wieder ihre Fantasie zu entdecken. Und zwar mit Lesen, nicht mit Rumballern oder in den nächsten Level aufsteigen.

 

In meinem letzten bürgerlichen Beruf im Elektrofachhandel musste ich Tag für Tag mitansehen, wie Kinder, die gerade mal aufrecht gehen konnten, vor den Spielkonsolen rumhingen und nur unter heftigem Gezeter wieder davon wegzukriegen waren. Nicht wenige der Eltern bekamen sogar Schläge dafür. Nie vergessen werde ich, wie eine "Mutter" zusammen mit ihrer ca. 5jährigen Tochter vor der Playstation stand, und ihr zeigte, wie man als Scharfschütze Menschen abschlachtet.

 

Ich sage mir so: wenn ich nur ein Kind dazu bringen kann, seine Fantasie einzusetzen, um in andere, bessere Welten abzutauchen, habe ich meine Mission erfüllt.

 

Freilich ist es noch ein langer Weg, meine Verlagsabsagen in Bücher umzuwandeln. Aber den bin ich bereit zu gehen.

 

Und das sind wir doch alle, jeder für sich, in seinem Genre, auf seine ihm ganz eigene Art.

 

Es ist unser aller Mission, die Welt besser zu machen. Indem wir ihr unsere Geschichte, unsere eigene Welt in all ihrer Vielfalt präsentieren, und sie daran teilhaben lassen, tun wir das.

 

Und wir tun es gerne. :)

 

Liebe Grüße an alle Gleichgesinnten,

Ed

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Ich meine' date=' Goethes "Werther" war seinerzeit auch "nur" Unterhaltungsliteratur und heute dürfen wir uns damit in der Schule herumschlagen.[/quote']

 

Erinnert mich immer an mein Staunen, als ich erfahren hab, das Reclam, DAS Sinnbild für 'intelligente' Literatur, bei seinem Aufkommen im 19. Jhdt. eher Sinnbild für billigen, unliterarischen Fraß war und von den wahren Literaten (die sich damals noch auf lesesofas lümmelten) verpöhnt war...

 

Wer weiß, vielleicht sind King, Koontz, Lind und Co. in hundert Jahren Pflichtlektüre für Gymnasialstufen...

 

Gruß, Marco! :s17

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Ja Ed, ein wunderschöner Post!

 

Bei mir ist es so: Ich strebe den lieben, langen Tag nach schönen Gefühlen, suche und erwarte sie. In Gesprächen, in der Natur, überall. Nur darum geht es - das ist Leben.

 

Träumen, lachen, weinen, zittern, gebannt sein, zum Nachdenken angeregt werden - Gefühle gibt es viele und wenn ich Geschichten schreibe, ist es mein primäres Ziel, ein Gefühl beim Leser auszulösen, um ihm ein Stück Leben zu vermitteln. (Wohlgemerkt ein positives)

 

Und mein Hauptziel ist es, dass es mir mit meinen Romanen gelingt, ein Gefühl beim Leser zu wecken, welches er nie zuvor fühlte. Quasi eine nie dagewesene Stimmung zu kreieren. Mag sein, dass das zu hoch angesetzt ist, aber es läßt sich mit so einem Ziel vor Augen wunderbar arbeiten. :)

 

 

Grüße

Quidam

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Ich werde mir nach meinem bereits verkorksten ersten Auftritt weitere Feinde schaffen, aber das Risiko gehe ich ein und hole hiermit auch noch einmal meine verpaßte Vorstellung zumindest indirekt nach.

 

Ich habe einige Jahre in der Videospieleindustrie hinter mir und kann zwei Dinge mit Fug und Recht behaupten: zum einen sollte man die Videospieleindustrie und ihren Einfluß auf die Kinder und Jugendlichen verdammen. Zum anderen sollte man sie und ihren Einfluß auf die Kinder und Jugendlichen nicht verdammen.

 

Das Problem ist, daß die "Publisher" (= Verlage der Videospieleindustrie) nur eine Zielgruppe und nur ein (vermeintliches) Erfolgsrezept kennen. Kinder und Gewalt. Das ist im Film und vermutlich auch in der Literatur nicht so wahnsinnig anders - die Erfolgsrezepte unterscheiden sich möglicherweise geringfügig.

 

Was man aber dabei nicht vergessen darf, ist die Tatsache, daß Spiele nur wiederum ein anderes Medium sind, welches es ermöglicht, wunderschöne Geschichten zu erzählen. Geschichten, in die man abtauchen kann.

 

Richtig, es benötigt weniger Phantasie als ein gutes Buch. Aber genau hier wären die Autoren gefragt: Kinder und Jugendliche zum Lesen zu motivieren grenzt zum Teil an eine Unmöglichkeit. Kinder und Jugendliche zum Spielen zu motivieren dagegen bedarf keines Aufwandes. Außerdem boomt die Industrie trotz kleinerer Flauten weiterhin.

 

Und hier kann ich den Bogen zu Petras wunderschönem Anfangsposting ziehen: ihr wollt etwas ändern und Einfluß haben? Vermittelt eure Geschichten in einem Medium, das breite Akzeptanz findet. Und natürlich ist mir selbst ein Buch allemal lieber - und ich bemühe mich auch, jeden "buchlosen" Menschen auf meinem Wege zum Lesen zu ermuntern. Aber wenn es auf direktem Weg nicht klappt, sollte man es hintenrum versuchen - Peter hat die Methode schon sehr treffend formuliert. Wenn die Kinder erst einmal für Geschichten und Erzählungen begeistert worden sind, ist der Weg zum Buch nur noch ein kurzer.

 

Oder auch nicht. Doch ich versuche, Idealist zu bleiben :)

 

Gruß

Matt

 

PS: Matt ist nur eine Kurzform, aber dennoch mein Name - Grandis ist der hintere Teil. Nur um nicht auch noch in die Anonymitätsfalle zu stolpern, nachdem ich schon alles andere falsch gemacht habe :)

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(Peter_Dobrovka)

Film, Buch und Spiel - jedes Medium kann etwas, das das andere nicht kann.

Nur eines vereint alle drei in einem und übertrifft sie sogar noch in Einfalls- und Detailreichtum:

 

Das Leben.

 

Leider läuft es selten so, wie wir es wünschen, und viele Dinge, von denen wir träumen, beinhaltet es einfach nicht.

 

Peter

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@ MattGS:

 

Hi Matt!

 

Grundsätzlich richtet sich meine Kritik gar nicht so sehr an die Videospiele selbst. Im richtigen Maß eingesetzt finde ich sie sogar ganz gut.

 

Dass es an uns liegt, die Kids wieder zum Lesen zu bewegen, stimmt aber nur teilweise. Denn es liegt in allererster Linie an deren Eltern, ihnen überhaupt ein Buch in die Hand zu drücken. Und darin sehe ich das eigentliche Problem: für die Eltern ist es heutzutage viel bequemer, ihre Kinder mit Videospielen oder Fernsehen zu beschäftigen. So haben sie meist den ganzen Tag ihre Ruhe, und können sich mit was weiß ich befassen.

 

Wie viele Eltern gibt es heute noch, die Gutenachtgeschichten nicht nur vom Hörensagen kennen, und ihren Kleinen vielleicht sogar tagsüber etwas vorlesen, oder sogar mit ihnen zusammen lesen?

 

Darin liegt das Grundproblem. Wären da nicht hin und wieder Glücksfälle wie Harry Potter, würden viele Kids außer Schulbüchern und ein paar Comics gar nichts lesen.

 

Und da liegt in meinen Augen der Hund begraben, zusammen mit dem Phänomen Handykrankheit, das ich aber gar nicht näher ansprechen will.

 

Doch da es glücklicherweise einen Haufen Idealisten gibt, nämlich uns, wird dieser Kampf sicher noch eine Weile weitergehen. Ob das Medium Buch dabei langfristig den Kürzeren zieht, wird sich weisen. Ich glaube es aber nicht.

 

Ciao,

Ed

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Hi,

 

ich habe es auch gar nicht als grundsätzliche Kritik auffassen wollen. Im Gegenteil, ich denke, wir sind absolut einer Meinung. Ich habe die kaum 1 m hohen Videospielsüchtigen in den Kaufhäusern auch oft mit Grauen beobachtet.

 

Und natürlich ist es nicht Aufgabe der Autoren, der jüngsten Generation die Bücher wieder schmackhaft zu machen. Aber da die Elterngeneration von sich aus nichts unternimmt, bleibt für uns Idealisten tatsächlich nur der Weg, das Interesse an Geschichten, Erzählungen und letztendlich am geschriebenen Wort an sich durch die Hintertür einzuführen. Zum Beispiel, indem wir dafür sorgen, daß die stumpf konsumierten Medien wieder mit etwas sinnvolleren Inhalten gefüllt werden.

 

Um das mir bekannte Beispiel der Videospiele aufzugreifen, ist es tatsächlich so, daß in den allermeisten Fällen die Hintergrundgeschichte zu den Spielen von irgendjemandem zusammengestrickt wird, der sich gewiß nicht Autor nennen sollte. Es gibt Ausnahmen, aber der Regelfall ist traurigerweise eben dies. Ich habe auch ein "Seminar" erlebt, in welchem Spieledesignern Storytelling nach Schema F in 2 Stunden vermittelt wurde. Was dabei rauskommt, überlasse ich eurer Phantasie.

 

Daran gemessen, welche Chancen Quereinsteiger in vielen Bereichen der Medien auch heute noch haben, sollten gestandene Autoren, die von den ständigen Ablehnungsschreiben der Verlage genug haben, durchaus einmal die Alternative in Betracht ziehen. Ja, ich mache offensiv Werbung dafür :)

 

Wenn es um den Kampf um die jüngste Generation geht, muß man auch offensiv werden. Ich habe während meines Studiums immer wieder erlebt, wie sinnlos sich manch hochgebildete Leute in ihren Elfenbeintürmen verbarrikadieren, über das Niveau der Welt klagen, aber nichts dagegen unternehmen. Bitte versteh mich niemand falsch, ich mache hier um Gottes Willen keine Vorwürfe, ich erhebe nur mahnend meinen Zeigefinger :)

 

Um es an einem typischen Beispiel festzumachen:

In der Archäologie habe ich viele Professoren erlebt, die den Begriff "populärwissenschaftlich" mit einer geradezu ätzenden Verachtung aussprechen. Gleichzeitig jammern sie über die mangelnde, bzw. verzerrte Wahrnehmung des Fachs in der Öffentlichkeit. Sie schreien Zeter und Mordio über jedes spekulative Werk, Leute wie von Däniken sind der personifizierte Satan. Aber den eigenen Standpunkt auf der so verachteten "populärwissenschaftlichen" Ebene klarzustellen und den Dialog mit der Öffentlichkeit zu führen, liegt ja unter ihrer Würde. Also wird weiter gejammert und nichts unternommen. Gott sei Dank ändert sich die Situation in den letzten Jahren - die verknöcherten Verteidiger der verstaubten Vitrinenausstellungen, die Gift und Galle spucken, schlägt man die Nutzung moderner Medien in Museen vor, sterben (im wahrsten Sinne des Wortes) aus.

 

Was hilft diese Litanei den Autoren? Der Kampf um das Kinderzimmer ist erst dann verloren, wenn man sich selbst zurückzieht. Und wenn man sich auf fremdes Terrain bewegen muß, um eine Schlacht zu gewinnen, dann sollte man das Wagnis eingehen - nur wer stehenbleibt, verliert. Harry Potter ist in der Tat ein gutes Beispiel. Garantiert haben die Bücher dazu geführt, daß unzählige Kinder auch zu anderen Büchern gegriffen haben. Peter Jacksons Herr der Ringe-Filme haben ebenso sicher viele Leute dazu gebracht, sich auch mal an den Büchern zu versuchen. Und ich habe selbst erleben dürfen, wie die Verfilmungen von Kôji Suzukis Ring zu einer begeisterten Auseinandersetzung mit den (wirklich interessanten) Romanen geführt haben.

 

Wenn es um Ansprüche geht, sollte man sie nicht zu hoch schrauben, sofern man möchte, daß auch die jüngste Generation zugreift. Dann sollte man lieber seinen Stolz für einen kurzen Moment über Bord werfen und sich auf die Zutaten verlassen, mit denen man jedes Kind ködert: bunt, süß, klebrig - und alle anderen haben es auch schon. Nur nicht niveaulos werden dabei - diese Gratwanderung sollte immer möglich sein. Wirklich anspruchsvoll werden kann man dann immer noch.

 

Ob ich noch idealistisch oder schon naiv bin, mag ich selbst besser nicht beurteilen :)

 

Gruß

Matt

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Hallo Matt,

ich finde das Klasse, dass es Leute gibt, die denken wie du. Dann wird auch wieder Neues entstehen. Leider aber ist man als Autor in diesem Fall nur ein Rädchen in einem Räderwerk, das sich verändern muss.

 

Ich habe einen Ausflug in die Buchwelt der Jugend hinter mir, mit starker Rückendeckung meines Agenten - ich wollte die Grenzen etwas überschreiten und etwas machen, das in anderen Ländern Europas längst zum Alltag für Kinder und Jugendliche gehört. Hatte schon auch mit Lernen durch Unterhaltung zu tun. Ich habe das Projekt im letzten Moment zurückgezogen. Weißt du warum? Ich hätte mich aufreiben lassen zwischen all den Wackelköpfen und Pädagogen, die mit den Verlagen zusammen in "Kommissionen" darüber wachen, ob man die Jugendlichen ja geistig nicht überfordert. Wir sind nicht alle zum Kinder- und Jugendbuchautor geboren ;-)

 

Und da habe ich gemerkt, dass ich kein Sendungsbewusstsein habe, keinen Weltverbesserertick. Ich bin als Autorin nicht zur Missionarin geboren. Ich will die Leser frei lassen in ihrer Entscheidung, was sie aus meinen Büchern holen oder nicht. Es ist schön, wenn ich sie anstiften kann zum Leben, dazu, etwas mit neuen Augen zu sehen - aber es muss nicht sein. Es ist für mich genauso schön, wenn jemand durch mein Buch nur mal ein paar Stunden Freizeit hatte. Oder Gesprächsstoff... Ich halte meine Leser gefühlsmäßig wie Marionetten an der Kandarre - aber nachher... nee, wer bin ich denn, dass ich meine Leser "verbessern" muss...

 

Zur Angst ums Buch, obwohl absolut off-topic hier, will ich nur mal sagen: Es wächst ein riesiges, lesewilliges Publikum mit Zeit, Geld, körperlichen Einschränkungen und oft Einsamkeit heran: die Älteren. Und die werden derzeit total vernachlässigt! Aber die Zukunft des Buches gehört nicht in diese Diskussion ;-)

 

Schöne Grüße,

Petra

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(Peter_Dobrovka)

Ich widerspreche Matt äußerst ungern, aber ich tue es.

Muß dazu vielleicht vorausschicken, daß ich auch eine Zeit lang in dieser Branche tätig war und sogar ein Buch über Computerspiele-Entwicklung geschrieben habe (jedenfalls 2/3 davon).

Meiner Ansicht nach ist die Sache mit der Story in Computerspielen ein gescheitertes Experiment und Autoren haben hier höchstens dann eine Chance, wenn sie einen Dummen finden, der das noch nicht erkannt hat oder aber wenn sie einen großen Namen haben bzw, einbringen können (Star Wars, Harry Potter, Herr der Ringe, Spiderman).

Die Story eines Spiels muß vom Spieler geschrieben werden. Autoren bräuchte man allenfalls für die Ausarbeitung des Hintergrundes, also der Welt, in der das spielt. Aber da ist kein Bedarf. Auch ein Spieleprogrammierer ist ein Autor, und er hat seine eigenen Ideen, die er umsetzen will. Weder ich, noch Petra noch sonsteiner hier aus dem Forum, wage ich mal zu behaupten, braucht bzw. will einen Ideengeber für seine Romane. Ein Maler braucht keinen Ideengeber für für seine Bilder. Warum denken so viele, es gäbe in der Spielebranche Bedarf dafür?

Nein, wer eine tolle Story hat und daraus ein Spiel machen will, der muß entweder Geld haben, um sich einen Stab Grafiker und Programmierer leisten zu können, oder aber er muß es selbst machen.

 

Peter

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Wie der Zufall es so will, bin ich heute beim Schlendern durch die amazon-Bestsellerlisten auf das hier gestoßen:

(Link ungültig)

 

... und es steht auf Platz 25!

Offenbar gibt es neuerdings (?) einen Markt für Romane zu Computerspielen - es wäre interessant zu wissen, ob man dadurch die PC- und Gamekonsolen-Junkies tatsächlich zum Lesen verführen kann ...

 

LG

Ursula

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(Peter_Dobrovka)

Ich glaube nicht daran, daß man Leute durch Computerspiele zum Lesen bringen kann, man kann sie lediglich dazu bringen, wenn sie ohnehin schon lesen, ausgerechnet DIESES Buch zu kaufen.

 

Aber glauben kann man in der Kirche, das würde sich lohnen, näher zu untersuchen.

 

Ich gehe dabei davon aus, daß dieses Buch wohl besser ist als die üblichen Versuche, die es schon seit Jahr und Tag gibt.

 

Peter

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