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(Jan)

Nicht ohne meinen Lektor

Empfohlene Beiträge

Liebe Leute,

 

da ich immer noch leicht hitzegeschädigt bin und daher weiterhin frech sein darf, erlaube ich mir mal die Frage in die Runde zu werfen (angeregt durch Peters Posting im thread Probeleser):

 

Kann aus einem Manuskript, mit dem der Autor nicht selbst, nicht allein zurande kommt, sondern die Hilfe eines (privat engagierten) Lektors braucht, tatsächlich ein *gutes* Manuskript werden?

Sprich: ein Manuskript, das einen Verlag findet?

 

Ich habe da ganz große Zweifel.

 

Und duck mich jetzt rasch weg :s01

 

Gruß

Jan

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Hallo zusammen,

 

ich finde es nicht so entscheidend, ob sich ein von einem Lektor korrigiertes Buch danach verkauft. Weil der Verkauf von vielen Faktoren abhängig ist- die nicht in der Hand eines Lektors und oft auch nicht eines Autors stehen.

 

Zudem ist eines der entscheidenden Probleme, daß die Manuskripte erst an Lektoren gehen, wenn sie bereits "fertig" sind. Somit ist es schwierig bestimmte Fehler überhaupt noch zu korrigieren, weil manchmal eine komplette Überarbeitung des Buches erfolgen müsste.

 

Die Frage ist, wozu dient ein Lektor. Ein guter Lektor gibt dem Autor genug Anreiz seine bisherige Schreibe insgesamt noch einmal zu überprüfen, vor allen in Bereichen, wo nach Meinung des Lektors hakt.

Alleine diese Hinweise können bei vielen Autoren so wichtig sein, daß sich die finanziellen Kosten lohnen. Denn er hat einen Ansatz um weiterzuarbeiten, sich zu entwickeln, neue Dinge zu versuchen.

 

Und je besser ein Lektor ist, je besser Autor und Lektor zusammenpassen, je lernfähiger und interessierten ein Autor ist- desto größer ist die Chance, daß die Entwicklung weit mehr wert ist, als die finanziellen Kosten.

 

Hier kommt aber ein übliches Problem zum tragen: Wie kann ich als Autor einschätzen, was ein Lektor kann??? Meistens sind nur die Preise bekannt (x€ pro Seite) und es stehen keine Lektoratsproben da. Also was lektoriert der Lektor, worauf achtet er, was kann er und was kann er nicht.

Woher soll denn das Vertrauen der Autoren kommen, wenn sie nicht einschätzen können, was sie da bezahlen???

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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Hallo Jan,

ich schließe mich Tin und Ellen an und möchte eins ergänzen: Man kann das einmal machen und muss es dann selbst schaffen.

Ich frage mich, in welchem Umfang meinst du das: nur mal die äußere Form und Rechtschreibung checken oder Intensivstlektorat bis hin zum Ghosten?

 

Ein Autor, der nicht alleine zurechtkommt, wird nie auf Dauer Karriere machen. Abgesehen von der ständigen Angst, in der er lebt, "sein" Lektor könnte überfahren werden... es gibt beim Buchmachen so viele Situationen, in denen man mal ganz schnell Text liefern muss, innerhalb von Stunden... oder man brainstormt am Telefon mit dem Verlagslektor... das fiele auf, wenn man es nicht alleine kann.

 

Verlage suchen Autoren, nicht Autoren und ihre Lektoren ;-)

 

Schöne Grüße,

Petra

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Kann aus einem Manuskript, mit dem der Autor nicht selbst, nicht allein zurande kommt, sondern die Hilfe eines (privat engagierten) Lektors braucht, tatsächlich ein *gutes* Manuskript werden?

 

Ich denke, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun - es würde ja voraussetzen, dass Autoren in der Regel in weiser Selbsterkenntnis die Qualität ihres Manuskripts einschätzen können und es dementsprechend an die Verlage oder vorher noch an einen privaten Lektor geben. Aber genau so, wie täglich haarsträubende Manuskripte bei den Verlagen landen, mag auch ein an sich gutes Manuskript eines unsicheren Autors beim privaten Lektor landen.

 

Bedenken habe ich eher, wenn ein Autor regelmäßig einen privaten Lektor in Anspruch nehmen müsste und nur durch massivste Unterstützung überhaupt so weit kommt, dass sein Manuskript den Mindestvoraussetzungen für eine Verlagsbewerbung genügt.

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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Ich schließe mich Spinner an.

Ich denke, es wäre durchaus sinnvoll, zuerst einen Lektor zu suchen, der das Erstlings-Manuskript bewertet und bearbeitet, bevor man die Verlage damit bombardiert oder weiterhin die selben Fehler macht, die durch das Gespräch mit einem Lektor vielleicht sogar vermeidbar gewesen wären.

 

Es zählen also auch die Erwartungen, die man an einen Lektor hat. Was will ich erreichen, wenn ich mein Manuskript einem Lektor geben. Mache ich es aus Faulheit, oder weil ich etwas für weitere Projekte und natürlich auch das momentane Projekt lernen will.

Möchte ich, dass mir nur ein Gutachten mit detailiertem Gut-Schlecht-Protokoll erstellt wird, oder dass er mir das komplette Überarbeiten abnimmt.

 

Wenn man das einmal macht um zu lernen, oder nur macht, weil man ein hoffnungsloser Selbstzweifler ist, spricht meiner Meinung nach nichts dagegen.

Wenn man sich aber einen Lektor sozusagen einstellt, fände ich, müsste man sich wirklich überlegen, ob man das Zeug zum Schriftsteller hat.

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Ich denke, es wäre durchaus sinnvoll, zuerst einen Lektor zu suchen, der das Erstlings-Manuskript bewertet und bearbeitet, bevor man die Verlage damit bombardiert oder weiterhin die selben Fehler macht, die durch das Gespräch mit einem Lektor vielleicht sogar vermeidbar gewesen wären.

Hallo Minka,

wenn man das nach 'zig Absagen, die man nicht beurteilen kann, macht, kann es sinnvoll sein, um Fehlerquellen zu orten.

Ich würde es aber nie von vornherein als Automatismus einplanen und verallgemeinert empfehlen!

 

Wenn ich z.B. zurückschaue, was ich für meinen jetzt erschienenen Roman an grausamen Absagen von gestandenen Verlagslektoren bekommen habe (was absolut normal ist, Lektoren haben Geschmäcker und Programme), dann möchte ich meine Karriere nicht mit einem von denen gestartet haben, denn dann hätte ich keine vor mir!

 

Und das waren sehr wohl Absagen, die sowohl meine Sprache, meinen Stil wie auch meine Art, Geschichten zu erzählen, betrafen. Und damit müssen alle Profis bei jeder Neubewerbung fertig werden, wenn sie nicht einen festen Verlag haben. Stell dir vor, ich hätte einen von denen privat engagiert! Katastrophe...

 

Nicht auszudenken außerdem, wenn ich auch nur auf einen von diesen Lektoren gehört hätte und mich danach wie das Schülerchen gebogen hätte. Es gäbe mich nicht mehr, es gäbe meine Texte nicht mehr. Ein Anfänger kann solche Probleme noch viel schlechter einschätzen!

 

Ich weiß, dass es unpopulär ist, aber ich behaupte weiter: Nur der Autor kann letztendlich entscheiden, ob er genügend taugt, um es zu wagen - und diese Entscheidungsfähigkeit gehört unbedingt zum Autorenhandwerk dazu! Denn nur so kann ich auch durchhalten, wenn zig Lektoren den Kopf schütteln. Für diesen Beruf braucht man die schizophrene Mischung aus starker Persönlichkeit und Selbstkritik.

 

Wenn ich diese selbstkritische Entscheidungsfähigkeit nicht habe, lehrt man es mich eben von außen.

 

Erfolg ist nicht planbar. Oder wie sagte Max Liebermann so treffend:

Kunst kommt von Können. Käme sie von Wollen, würde sie Wulst heißen.

 

Schöne Grüße,

Petra

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Ja, Petra, du beschreibst das, was mich nach wie vor daran hindert, einen Lektor aufzusuchen, bevor ich nicht selbst von meinem Werk genug überzeugt bin.

 

Wie auch Peter schon erwähnte, wer sagt mir, ob ich den richtigen Lektor gewählt habe? Ob er auch meinen "Lesegeschmack" hat, den ich mit meinem Stil veräußerliche? Ich müsste mich mit einem Lektor erst sehr lange vertraut machen, bevor ich ihn an mein Werk ranlasse, und idealerweise sogar mehrere Lektoren engagieren, aber das würde teuer werden.

 

Ich habe mein erstes Kapitel schon mehreren Probeleser vorgelegt. Jeder sagte etwas anderes. Z.B. empfand einer eine bestimmte Charakterbeschreibung sehr gelungen und aufschlußreich, während ein anderer mir nahelegte, sie zu streichen, weil sie die Story nicht vorantreibt.

Beide Probeleser haben schon mehrere Bücher veröffentlicht, aber wer hatte Recht? Ich entschied mich letzendlich für meinen eigenen Geschmack. Mich interessieren Charakterbeschreibungen in anderen Büchern, wenn sie gelungen sind, egal, ob sie die Story vorantreiben - also ließ ich sie stehen.

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...- und diese Entscheidungsfähigkeit gehört unbedingt zum Autorenhandwerk dazu!

 

Liebe Leute,

 

Petra hat es auf den Punkt gebracht; ich hab mich wohl etwas mißverständlich ausgedrückt (die Hitze...)

 

Ja, genau das war der Anlaß für meine Frage

 

Ich sage ausdrücklich vorweg, daß sich niemand hier aus dem Forum angesprochen fühlen soll, ich erlebe solche Sachen aber immer wieder privat - Tin und Ellen vermutlich ebenfalls.

 

Da kommt jemand mit einem fertigen Manuskript (meist nach einigen Absagen) und bittet drum, es sich mal anzuschauen.

Ich muß dazu sagen: es sind Leute, die wirklich ernsthaft schreiben / schreiben wollen! Der Roman sei richtig gut, man habe lange dran gefeilt, die Geschichte sei wunderbar - warum dann die Absagen?

 

Ich sehe meist schon nach ein paar Seiten, warum, doch wenn ich es sage, kommt entweder Abwehr oder Unverständnis oder die Bitte, zu lektorieren.

 

Es geht dabei nicht um Geschmacksfragen oder Genre-Vorgaben, wie Petra es erlebt hat.

 

Es sind Manuskripte, da stimmt was mit dem Handlungsablauf nicht - da müßten ganze Kapitel auseinandergenommen und neu zusammengesetzt werden;

es gibt andere, da rumpelt und pumpelt es sprachlich;

es gibt welche, da müßte jeder dritte Satz umgeschrieben werden.

 

Und die Leute sehen es nicht, das ist mir das größte Rätsel.

Nein, es geht hier nicht um die oft schon angesprochene "Betriebsblindheit" dem eigenen Text gegenüber, das ist etwas ganz anderes.

 

Ich sehe dann mit ungutem Gefühl, wie sich diese Autoren einen Lektor nehmen, und habe meine Zweifel, ob daraus was werden kann. Eher nicht, denke ich.

Natürlich endet die Sache damit, daß auf den unfähigen Lektor geschimpft wird, der nur Geld kassiert hat - weil überhaupt keine Fähigkeit zur Selbstkritik da ist!

 

Eigentlich wäre da weniger ein Lektor gefragt als vielmehr jemand, der ihnen Selbstkritik "antrainiert".

 

Gruß

Jan

 

PS: Es gibt natürlich auch Fälle (siehe Peters treffenden Satz), daß die Leute so scharf sind auf eine Veröffentlichung, daß es ihnen egal ist, wenn nur noch 40 % ihres eigenen Textes stehenbleibt und der Rest vom Lektor geschrieben ist.

 

Aber das ist wieder ein anderes Kapitel  

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Hallo Jan,

Und die Leute sehen es nicht, das ist mir das größte Rätsel.

Findest du, das ist ein Rätsel? Ich finde, gegen Blödheit ist kein Kraut gewachsen.

Ist jetzt überspitzt, aber es gehört eine gewisse Distanz und eine andere Bewusstseinsstufe dazu, sich selbst in Zusammenhängen wahrnehmen zu können.

 

Warum, glaubst du, sehen so viele Menschen nicht, dass sie sehenden Auges, aber blind, ihre Beziehung, ihre Psyche, ihr Leben ruinieren? Warum suchen deshalb so viele Blinde nach dem Guru, der auch mal Lektor sein darf? ;-) Anstatt sich weiterzuentwickeln in der Evolution.

 

Ganz ehrlich, ich bin froh, dass es auch Menschen gibt, die nicht schreiben können ;-) Die, die es nicht merken, würden auch nicht merken, dass sie nicht zum Metzgern geboren sind. Sie das lehren... werde Seelsorger, Psychiater, Heizkraftwerk oder Guru...

 

Satirische Grüße,

Petra,

die sich jetzt schon zwei Stunden vor einem Artikel über Weinaromen drückt  :s07

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Liebe Petra,

 

werde Seelsorger, Psychiater, Heizkraftwerk oder Guru...
Wäre durchaus zu überlegen - besser bezahlt würde man dann auf alle Fälle ;D

 

Ach... wie wäre es damit? Ich schreibe für Dich über Weinaromen (vorausgesetzt, ausgiebige Kostproben sind inbegriffen) - und Du übernimmst die schreibenden Metzger... oder so

 

Gruß

Jan ;D

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Jan, ich finde auch nicht, dass dieses Phänomen ein Rätsel ist. Woher sollen sie es auch wissen, wenn es ihnen niemand sagt. Und hier lobe ich mal wieder die ganzen Schreibratgeber. Auch wenn viele sie verbrennen würden, einen gewissen Grundbaustein an Wissen vermitteln sie durchaus. Aber sie coachen nicht. Sie behandeln nur allgemeine Weisheiten. Sie gehen nicht individuell auf den Leser, dessen Roman und dessen Schwächen ein. Und genau das brauchen aber diese Leute und genau deshalb fragen sie dich um Rat.

Bestimmt wird aus den meisten, auch nach genauen Schwachstellencheck, kein guter Schriftsteller werden, aber Schreiberlinge, die sich wirklich weiterentwickeln wollen und bereit sind, zu lernen und zu lernen, die haben gute Chancen, doch mal gut zu werden, glaub ich.

Aber das setzt natürlich voraus, dass der Schreiberling gewollt ist, aus seinen Fehlern zu lernen, dass er es einsieht, unvollkommen zu sein.

 

Und auch Selbstkritik ist ein Lernprozess, der einem nicht in die Wiege gelegt wurde. Er braucht Erfahrung, Niederlagen, Erfolgserlebnisse und viel viel Bereitschaft, zu lernen.

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(scriptscreening)

Hallo Minka, schön, dass es auch noch solche wie Dich gibt, die ihre Nase nicht so hoch tragen.

 

Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich hier versehentlich unter lauter Bestsellerautoren geraten bin. Da komme ich mir gleich ganz klein vor.

 

Schreiben ist zunächst einmal Handwerk. Was ist so außergewöhnlich daran, dass man sich da Hinweise geben lässt, bzw. helfen lässt?

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schön, dass es auch noch solche wie Dich gibt, die ihre Nase nicht so hoch tragen.

 

Deren gibt es hier viele, glaube mir!

 

Das Missverständnis, dass Kompetenz und Selbstbewusstsein mit Überheblichkeit verwechelt wird, passiert schneller, als man sich selbst rationell begründen kann. Wenn Du Dich aber ein bisschen eingelebt hast, lernst Du nicht nur viele spannende Persönlichkeiten kennen, sondern auch ihre gezielte Unterstützung schätzen.

 

Das sagt Dir eine, die bei ihrem Einstieg hier ganz ähnliche Gefühle hatte....

 

Liebe Grüße

Gabi

Schachzüge, Störfaktor, Grenzenlos nah, Infinity/ alle bei Thienemann, &&http://www.gabriele-gfrerer.at&&http://teamor61.blogspot.com/

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Hallo Gabi,

Das Missverständnis' date=' dass Kompetenz und Selbstbewusstsein mit Überheblichkeit verwechelt wird, passiert schneller, als man sich selbst rationell begründen kann.[/quote']

Schön zu wissen, dass noch jemand einen Blick für sowas hat :)

Schöne Grüße,

Petra

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Hallo scriptscreening,

 

ein Lektor kann an der richtigen Stelle sehr wichtig und richtig sein. An einer anderen Stelle kann er das Selbstbewußtsein eines Autoren zerstören.

 

Ein Lektor kann mir viele Wege aufzeigen zum Schreiben aufzeigen:

Gleichzeitig besteht hier die Gefahr, daß ich bestimmte Fehler nie machen- die aber vielleicht wichtig gewesen wären.

Ich lerne z.B. am meisten aus Fehlern, die ich absichtlich mache: Ich habe einen Text, in dem ich mit Adjektiven nur so um mich geworfen habe : ca. 20 pro Seite. Erst indem ich jedes Adjektiv danach überarbeitet habe, und 85% gekürzt habe, habe ich herausgefunden, wie ich es mit Adjektiven halten will.

Ein Lektor kann z.B. sehr viel zerstören, indem er mich daraufhin weist, was üblich ist. Ein unerfahrener Autor mag das dann sofort übernehmen, weil er unsicher ist. Aber häufig ist das Übliche nicht das Beste, und der Autor gibt etwas von seinem Stil auf.

Und gerade vom eigenen Stil leben viele Autoren- deshalb wird in dem Artikel zum Bachmannpreis ja von "Institutsprosa" gesprochen-

In Leipzig züchten sie einen bestimmten Schreibstil, als wäre das das ultimative. Aber leider reicht der Stil nicht allein für ein gutes Buch, und zweitens ist ein weitgehend einheitlicher Schreibstil nicht gerade ein Zeichen für ein Individuum und dieser ist nicht einmal besonders gut.

 

Ich könnte so weitermachen. Lektoren können an den richtigen Stellen Gold wert sein, aber sie können genauso viel zerstören.

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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Hallo Thomas,

Gleichzeitig besteht hier die Gefahr, daß ich bestimmte Fehler nie machen- die aber vielleicht wichtig gewesen wären.

Ein Lektor kann z.B. sehr viel zerstören, indem er mich daraufhin weist, was üblich ist. Ein unerfahrener Autor mag das dann sofort übernehmen, weil er unsicher ist. Aber häufig ist das Übliche nicht das Beste, und der Autor gibt etwas von seinem Stil auf.

Ein wunderbarer Beitrag, Bluomo, besonders obiges musste ich einfach nochmal zitieren!

 

Ich beobachte das auch mit Sorge, diesen Machbarkeitswahn bei Newcomern (und denen, die an ihnen damit Geld verdienen), möglichst alle Risiken ausschalten, möglichst alles abklopfen, hier eine Dienstleistung und dort ein Instrumentarium. Und nicht nur Machbarkeit... sondern auch Schnelle, Effektivität, zielgerichtetes Arbeiten.

 

Daraus wachsen seelenlose Masenwarenproduzenten, geklonte Auftragsschreiber, aber keine Schriftsteller.

 

Ich bin froh, dass du es nicht so machst, Thomas - und das merkt man deinen Texten und deinem Stil auch an!

 

Schöne Grüße,

Petra

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(scriptscreening)
Liebe Leute,

 

 

Kann aus einem Manuskript, mit dem der Autor nicht selbst, nicht allein zurande kommt, sondern die Hilfe eines (privat engagierten) Lektors braucht, tatsächlich ein *gutes* Manuskript werden?

 

 

Das Problem ist wohl eher darin zu sehen, dass die wenigsten Autoren wissen, dass sie einen brauchen. Sonst würden sie mehr Bücher verkaufen.

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scriptscreening, ich glaube nicht, dass die anderen ihre Nase höher tragen, als ich meine. Toleranz gegenüber anderen Meinungen ist hier das Stichwort!

 

Übrigends stimme ich Bluomo vollkommen zu, was Lektoren betrifft: Sie können viel helfen, können aber auch viel kaputt machen.

Ich glaube sogar, dass nur 10% der im Internet befindlichen Lektoren wirklich gut sind in dem was sie tun.

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(scriptscreening)

Ja, da hast Du natürlich Recht, eigentlich sind alle sehr bescheiden und tolerant gegenüber anderen Meinungen.

 

Ich glaube sogar' date=' dass nur 10% der im Internet befindlichen Lektoren wirklich gut sind in dem was sie tun.[/quote']

 

Das kann ich nicht beurteilen, ich kenne nicht einmal 10 Lektoren. Besser ist man bestimmt dran, wenn man mehrere Meinungen einholt zu seinem Manuskript einholt und nebeneinanderstellt. Je mehr, desto besser.

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Ein Lektor kann z.B. sehr viel zerstören, indem er mich daraufhin weist, was üblich ist. Ein unerfahrener Autor mag das dann sofort übernehmen, weil er unsicher ist. Aber häufig ist das Übliche nicht das Beste, und der Autor gibt etwas von seinem Stil auf. Und gerade vom eigenen Stil leben viele Autoren

 

Ich glaube, da verwechselst du die üblichen Schreibwerkstätten-Kritiker auf Schullehrer-Niveau mit normal ausgebildeten Lektoren, die erstens ein einschlägiges Studium hinter sich haben und zweitens eine praktische Ausbildung, bei der sie es gelernt haben sollten, den Kompromiss zwischen Literatur und Ware, zwischen Theorie und Markterfordernissen zu finden.

 

Jeder richtige Lektor sollte eigentlich Erfahrung mit den verschiedensten Textarten und Zielgruppen haben und daher wissen, dass das, was für die eine "Schublade" nicht passt, für eine andere gut geeignet sein kann; und dass es keinen "Fehler" gibt, der grundsätzlich nicht erlaubt ist - wenn es nur für den Text funktioniert. Ein Lektor trifft Einzelfallentscheidungen auf Basis dessen, was für den vorliegenden Text das Beste ist oder möglicherweise eine Verbesserung sein könnte. Er muss versuchen, den speziellen Stil des Autors herauszuarbeiten - nicht ihn glattzubügeln.

 

Was du beschreibst, klingt für mich eher nach "Textarbeitern", die eine Handbuchliste im Kopf haben und sie am jeweiligen Text nur abzuhaken versuchen. Aber das ist immer schon ein Zeichen für eine deprofessionalisierte Herangehensweise.

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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Hallo.... Jürgen (mußte erst mal im Profil nachgucken, sorry. Setz doch bitte Deinen Namen unter die Beiträge.)

 

Ich glaube fast, wir reden hier ein bißchen aneinander vorbei. Und ich will meine Behauptung noch mal wiederholen: ich glaube nicht, daß aus einem Manuskript was wird, das man nur mit Hilfe eines privaten Lektors hinkriegt und dazu noch bei x Testlesern kursieren läßt.

 

Stellt Euch doch mal einen Maler vor, der - während er an einem Bild arbeitet - mit seinem halbfertigen Gemälde von Kollege zu Kollege pilgert und auch sonst jeden in sein Atelier schleift, um Meinungen, Ratschläge, Reaktionen zu sammeln.

 

Das wäre der Stoff für eine Slapstick-Komödie.

 

Bei Autoren wird das hier geradezu als Voraussetzung oder Allheilmittel gepredigt.

 

Selbst wenn ich jetzt wieder gescholten werde: jemand, der professionell schreiben will, muß auch in der Lage sein, einen Roman ganz allein hinzukriegen, ohne daß ihn jemand am Händchen führt.

 

Gruß

Jan

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