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(Anna)

Lektorierbare Texte

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Hallo,

 

ich möchte mal eine ganz allgemeine Frage in die Runde werfen:

 

Ab wann spricht man von einem "nicht lektorierbaren" Text?

 

Natürlich habe auch ich schon beruflich mit Leuten zu tun gehabt, die ganz einfach nicht schreiben können, manche von ihnen wissen es, andere nicht.

 

Aber ich frage trotzdem nicht ganz ohne Grund. Denn ich selber habe als Journalistin angefangen zu schreiben ohne sehr viel Hintergrundwissen, einfach über den "Sprung ins kalte Wasser". Mein erster Artikel ist gedruckt worden und danach (ich bin freiberuflich tätig) auch so gut wie alle anderen. Wahrscheinlich war das der richtige Weg, ich war nicht vorbelastet durch das Wissen, daß weit mehr Menschen schreiben möchten, als auch wirklich die Begabung dazu haben.

 

Ich habe mein eigenes Schreiben zwar immer reflektiert, aber erst jetzt allmählich fange ich an, mich intensiver mit der Schreibtheorie dahinter zu beschäftigen. Und nun kommen die Zweifel: Kann ich das überhaupt? Nicht den Journalismus, da habe ich mein Können glücklicherweise lange genug bewiesen. Aber Romane?

 

Ich weiß, meine Frage ist etwas schwierig. Denn ich weiß so gut wie jeder von Euch, daß es Menschen gibt, die eben einfach nicht schreiben können. Und zwar gar nicht, ohne jede Diskussion.

Da setzt meine Frage noch nicht an, ich meine, nicht bei den Laien, denen offenbar noch niemand gesagt hat, daß sie alles können, aber nicht schreiben. Sondern bei denen dazwischen, die ganz passable Sätze zustandebringen und deren Texte dennoch als "nicht lektorierbar" abgelehnt werden.

 

Je mehr ich mich mit dem Schreiben beschäftige, umso mehr geht mir die Naivität des "Mach mal, das kannst Du schon" verloren, die ich mit Anfang zwanzig noch hatte. Damals hätte es mir allerdings auch nur wenig ausgemacht, wenn man mir gesagt hätte, daß ich für den Beruf nicht die Richtige bin, ich wollte ursprünglich etwas ganz anderes machen.

 

Anna

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Ich glaub ich weiß, was du meinst.

Mir geht es ähnlich. Als Grafikerin bleibt es oft an mir hängen, einen Text für eine Broschüre, Anzeige oder eine gute Headline zu entwickeln. Manchmal nur mit ein paar Stichpunkten, die mir der Kunde mal vorgeworfen hat. Eigentlich formulierte ich die Texte nur als Bildtexte, bis ich vom Kunden den eigentlichen Text bekomme. Doch der kam nie, weil meine Kunden von meinem Text begeistert waren. Mittlerweile werde ich sogar von Kunden engagiert, zu texten. Seit einem halben Jahr bin ich sogar für eine große Fastfood-Kette als Texterin tätig. Sie wenden sich an mich, wenn sie eine knackige Headline brauchen oder einen Text besser formuliert haben wollen.

Auch als mein Fachbuch rauskam lobten mich viele Leser, meine Texte seinen so verständlich geschrieben und deshalb kein Vergleich zu den Konkurrenzbüchern.

Einer Freundin half ich bei der Diplomarbeit, dabei schrieb ich eigentlich alles in verständliches und interssantes deutsch um, weil sie so beamtisch geschrieben hatte. Sie bekam eine Eins und ihr Dozent meinte, der Schreibstil war der beste, den er je vorgelegt bekam - so verständlich, fließend und fesselnd.

 

Irgendwann kam bei mir dann der Zeitpunkt, wo ich zu mir sagte, hey, ich glaub, du hast Talent, gute Texte zu schreiben. Das fällt offenbar nicht jedem so leicht, wie dir.

Ich schrieb schon mit jungen Jahren Romane für die Schublade. Und jetzt möchte ich das erstemal meinen Unterhaltungsroman schaffen. Aber ich merkte plötzlich, ich bin doch nicht so gut, wie ich dachte. Zumindest wurde mir das immer wieder von anderen Schreiberlingen klargemacht. Das war irgendwie ein Rückschlag für mich. Und ich fing an, an mir selbst zu zweifeln.

Ich weiß, dass Beletristik nicht vergleichbar ist mit Sachtexten, aber bisher glaubte ich, ich hätte dennoch Talent zu schreiben.

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Hallo Anna, hallo Minka!

 

Das kommt mir alles sehr bekannt vor, was ihr schreibt. Mir hat vor kurzem ein Autor in einem anderen Forum auf meine ähnlich formulierten Zweifel geantwortet:

"Lassen sie sich nicht verunsichern - das einzige, was ein Autor tun MUSS, ist schreiben ...

Meine Verlage haben MICH gefunden, und bei meinem Roman, der im Herbst kommt, hab ich eben Geduld gehabt und 29 Absagen ertragen....

 

Das hat mich nicht nur aufgebaut, es hat mir auch wieder den Weg zu mir selbst gezeigt. Wenn eine Geschichte aus Dir herausdrängt, dann schreib sie auf - so, wie sie daherkommt. Wenn Du zum Schreiben taugst, spürst Du das im Normalfall selbst am besten (einen gewissen Grad an Selbstkritikfähigkeit vorausgesetzt).

 

Ich will damit nicht den hier schon so viel zitierten "hingerotzten Texten" das Wort reden! Aber es ist mir ein Herzensanliegen, auch mal zum Ausdruck zu bringen, dass man tolle Texte auch zu Tode korrigieren kann... einfach aus Unsicherheit und mangelndem Selbstvertrauen heraus....

 

Liebe Grüße

und eine große Portion an Freude am Schreiben

schickt

Gabi

Schachzüge, Störfaktor, Grenzenlos nah, Infinity/ alle bei Thienemann, &&http://www.gabriele-gfrerer.at&&http://teamor61.blogspot.com/

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Hallo Ihr beiden,

 

danke für Eure Antworten.

Ja, die Unsicherheit ist da, sie wäre wohl auch früher schon da gewesen bei mir, aber irgendwie habe ich trotzdem nie Probleme damit gehabt, meinen Namen unter die Texte zu setzen.

 

Stimmt, man kann Texte auch kaputtredigieren.

 

Meine Frage hier in diesem Beitrag habe ich aber deshalb gestellt, weil ich mal etwas von einem "nicht lektorierbaren" Text gelesen habe, also einem Text, an dem es an allen Ecken so gemangelt hat, daß man ihn auch mit Überarbeitung nicht besser bekommen hätte. Und das eigenartige daran war, daß ich selber diesen Text gar nicht für so schlecht gehalten habe (er war nicht von mir), deshalb hat mich diese Meinung damals so irritiert.

 

Vielleicht gibts ja Lektoren hier (oder andere Schreiber), die wissen, was man allgemein für völlig schlecht hält.

 

Grüße nach Wien und nach ... wo Du herkommst, Minka.

Anna

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Vielleicht gibts ja Lektoren hier (oder andere Schreiber)' date=' die wissen, was man allgemein für völlig schlecht hält.[/quote']

Schlecht ist, wenn das Weiterlesen nach dem ersten Abschnitt zur Zumutung wird. Pauschal kann ich dir nicht erklären, warum, denn die Gründe sind so individuell wie die Schreiber. Da stimmt halt so ziemlich nichts von Handwerk über Umsetzung ... schau, wenn du Mozart hörst oder dein Nachbar quietscht völlig falsch auf der Flöte, dass dir die Ohren abfallen - dann weißt du auch, welche Musik besser ist, ohne die Noten genau analysieren zu müssen. Man bekommt einfach ein Feeling. Als Autor!

 

Lektoren können das sicher detailliert festmachen.

 

Schöne Grüße,

Petra

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Hallo, Anna!

 

Hier mal zwei Beispiele aus der Praxis.

 

Eine Frau hat mir ihren Frauenroman geschickt - super witzig, originell, feine Sprache. Ich musste an vielen Stellen herzlich lachen. Nur: Das Ganze ist in der Ich-Perspektive erzählt mit Einblendungen der Sicht der anderen (typischer Anfängerfehler). Außerdem fällt die Heldin in der Mitte des Romans ins Koma.

 

Ich zerbreche mir den Kopf, was ich tun soll. Soll ich lektorieren? Wird sich die Autorin am Ende noch mit ihrem Werk identifizieren können? Klebt sie vielleicht an jeder Zeile und will über alles diskutieren, was ich ändere? Ein klassiches Ghostwriting wäre es auch nicht, denn schreiben kann sie ja. Sie hat nur die eigentlich nette Story vermasselt.

 

Zweites Beispiel: Ein Verlag hatte mir ein Manuskript zum Lektorieren aufs Auge gedrückt. Es war so schlecht, dass es mich schüttelte. Auf irgendwelchen merkwürdigen Wegen ist es ins Programm geraten. Viele, die hier in den Textkritiken verrissen werden, aber Besseres abgeliefert. Ich einigte mich mit meinem Ansprechpartner im Verlag darauf, dass ich das doppelte Honorar bekomme, wenn ich dafür sorge, dass das Buch wenigstens nicht mehr peinlich ist.

 

Eine allgemeine Aussage darüber, was lektorierbar ist und was nicht, lässt sich nicht machen, denke ich. Das liegt sowohl am Lektor - was ist er bereit zu tun? was kann er? - als auch am Autor - was ist er bereit zu ertragen?

 

Gruß,

 

Tin

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Noch mal danke Euch allen für die Antworten.

Ich sehe schon, das Problem ist schwieriger als ich dachte, weil wenig allgemeine Antworten dazu möglich sind.

 

@Tin: mit Deinem ersten Beispiel bin ich schon ein Stück weiter gekommen, danke. Inhaltlich Brüche sind natürlich schlecht. Oder inhaltliche Unstimmigkeiten.

 

Und der "schlechte Stil" ist zum einen schwer zu definieren, zum anderen Geschmackssache.

 

Wenn ich Eure Antworten sehe, vermute ich mal, daß mir die Rubrik "Textkritiken" am ehesten weiterhilft. Da wird einiges an Beispielen erörtert.

 

Liebe Grüße

Anna

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Prinzipiell halte ich keinen Text für "nicht lektorierbar". Der Grund? Als Schlussredakteur für Zeitschriften hatte ich oft einen knappen Termin, zu dem ein bestimmter Text druckfertig sein musste. Und wenn ein Autor mir Schrott auf den Tisch gelegt hatte, konnte ich mich zwar sowohl beim Chefredakteur wie auch beim Autor darüber aufregen - aber das änderte nichts an der Tatsache, dass bei der letzten Lieferung an die Litho ein druckfähiger Text aus meinem Büro kommen musste. Seitdem sage ich mir, die Grenzen zwischen Lektorat und Ghostwriting können je nach Kundenwunsch sehr fließend sein.

 

Die Fragen sind vielmehr: Was lohnt welchen Aufwand? Was will der Autor, und wer bezahlt die Mühe? Ist der Auftraggeber ein Verlag, sind die Grenzen meist eng: Ein nicht-lektorierbarer Text wäre einer, für dessen Bearbeitung ich mehr Arbeitsstunden brauche als das Projektbudget des Verlages zulässt. Da wird ein Text sehr schnell nicht-lektorierbar.

 

Wenn ich einen Text bearbeite und feststelle, dass ich selbst einen solchen Text schneller neu schreiben könnte - und das auch noch besser, wenn ich nicht immer wieder die Vorlage des Autors berücksichtigen müsste, dann würde ich in aller Regel den Text auch als "nicht lektorierbar bezeichnen".

 

Ansonsten stellt sich wohl immer die Frage nach der Kosten-Nutzen-Rechnung eines Lektorats. Und die kann je nach Auftraggeber sehr unterschiedlich ausfallen und hängt nicht immer nur von der Textqualität ab. Und ab wann wäre ein Text für einen DKZV "nicht lektorierbar" ;)

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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Mir hat mal ein Bekannter sein Fantasy-MS zu lesen gegeben. Die Story war so lala, aber man hätte was draus machen können. Aber der ganze Text las sich wie von einem Kind geschrieben! Es war so grausam, dass ich mich zwingen musste es zu Ende zu lesen. Außerdem wimmelte es von sprachlichen Fehlern, derbster Umgangssprache im Erzählerteil, und eigentlich sämtlichen Fehlern die man nur machen kann.

Ich bin davon überzeugt, dass dieser Text nicht lektorierbar war. Man hätte ihn völlig neu schreiben müssen, jeden einzelnen, unmöglichen, zum Kopfschütteln anregenden Satz. Keine Frage, manches ist tatsächlich unlektorierbar. Den Text retten durch Ghostwriting oder eine Co-Autoren-Vereinbarung - das steht auf einem anderen Blatt. Aber dieser Text hätte mehr Arbeit gemacht, als einen neuen Roman zu schreiben.

 

Anna, wenn du dein Können im Journalismus bereits bewiesen hast, dann kannst du auch Romane schreiben! So ein infantiler, unlektorierbarer Text würde dir sicher nicht einfallen! Habe grade in einem Film den Spruch gehört: "Journalismus ist Literatur in Eilform". Woraus andere dicke Romane machen, muss der Journalist in ein paar packenden Mehrzeilern rüberbringen - das ist doch viel schwerer!

 

LG

Joy

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Hallo Joy,

Anna, wenn du dein Können im Journalismus bereits bewiesen hast, dann kannst du auch Romane schreiben!

"Journalismus ist Literatur in Eilform"

Wenn du dich auf Sachbücher bezogen hättest, hätte ich Ja gesagt. So aber muss ich dir vehement widersprechen, als Journalistin.

 

Ich musste selbst anfangs gegen den blöden Branchenspruch kämpfen "Journalisten können keine Romane schreiben". Heute sage ich: an dem Spruch ist was dran! (Übrigens sehe ich reihenweise Kollegen scheitern, Kollegen, die im Journalismus sehr gut sind). Abgesehen davon, dass immer mehr Journalisten auch kein Deutsch mehr können oder ein doch sehr spezielles, hindert dich so ziemlich alles, was du in dem Beruf gelernt hast, am Romaneschreiben. Schon die erste Hürde, vom 80-Zeiler auf 300 Seiten, ist eine Qual.

 

Nein, Journalisten haben einen anderen Blick, nutzen Sprache anders, strukturieren anders. Und da muss man umlernen. Da man Spracharbeiter ist, gelingt das vielleicht leichter, aber für Belletristik braucht man schon so etwas wie eine 180-Grad-Drehung des ganzen Menschen. Ich hatte noch Glück, weil ich vom Feature und der Kultur her komme... trotzdem, es hat ewig und harte Arbeit gebraucht, mich emotional so zu befreien, dass meine Sprache belletristisch wird. Mit dem Effekt, dass ich jetzt für gewisse Genres im Journalismus regelrecht versaut bin... geht nicht mehr ohne Qualen ;-)

 

Journalisten haben Vorteile im Buchgeschäft, weil sie harte Handwerker sind. Sie können auf Zeile schreiben halten Abgabetermine ein, wissen, wie man Titel entwirft etc. Alles andere müssen sie lernen wie jeder andere auch. Vor allem das emotionale Werkzeug des Romans, die Empathi, die Fähigkeit, sich selbst total zu öffnen... da ist ein guter Journalist genau aufs Gegenteil gedrillt!

 

Ich würde es also so formulieren:

Auch Journalisten können es schaffen, Romane zu schreiben.

 

Schöne Grüße,

Petra

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Spät, aber doch noch, auch meine 2 cents zum Thema.

 

Ich schaue auch auf die Kosten-Nutzung-Rechnung und lehne ab, wenn ich einen Text, den ich eigentlich "nur" lektorieren soll, schneller neu schreiben könnte als die Lektoratsarbeit dauert.

 

Aber ich mache auch Ausnahmen, ganz nach persönlichem Empfinden. Ich hatte zB mal ein Kinderbuch-Ms auf dem Tisch, daran war nur die Idee richtig gut. Die Schreibe war nicht schlecht, aber überhaupt nicht zugeschnitten auf Kinder. Die Dialoge - naja, schweigen wir darüber :-)

 

Es hat mich gereizt, den Autor dahin zu kriegen, seiner tollen Idee gerecht zu werden. War ein ziemlicher Akt, das Ganze, hat sich aber tatsächlich gelohnt. Was natürlich voraussetzt, dass der Autor kritikfähig ist, aber das ist ja wieder ein anderes Thema.

 

Viele Grüße

Ellen

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Hallo!

 

Möglicherweise wiederhole ich hier etwas, das schon gesagt wurde, aber: Einen grottenschlechten Text so zu lektorieren, dass er veröffentlicht werden kann heißt, ihn neu zu schreiben. Ich bezweifle, dass man das noch Lektorat nennen kann ... und somit gibt es durchaus unlektorierbare Texte  ;)

 

Auf die Gefahr hin, diesen Thread noch mehr in  Richtung "Können Journalisten Romane schreiben" zu pushen, muss ich kurz noch etwas zu Petras letztem Beitrag loswerden, nämlich: ich empfinde es anders. Kann sein es liegt daran, dass ich als Journalistin sehr faktenbezogene und "trockene" Themen abhandle - aber meine journalistische Schreibe kommt der belletristischen nie in die Quere. Ich habe sozusagen zwei Schreibstile, zwischen denen ich relativ problemlos hin- und herschalten kann. Relativ, weil offenbar von beiden Arten des Schreibens der gleiche Teil des Gehirns beansprucht (und damit ermüdet) wird und ich manchmal das Gefühl habe "leergeschrieben" zu sein, noch bevor ich mich an meinen Roman setze. Aber das ist in meinen Augen der einzige Nachteil ...

 

Alles Liebe

Ursula

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Jetzt habe ich ja doch eine Diskussion ausgelöst, das ist ja schön.

 

Das Thema "Journalismus und schreiben" ist wirklich nicht so ohne. Ich komme auch vorwiegend aus der Kultur, konnte aber immer auch in andere Bereiche gehen, da ich nie diesen typischen Feuilleton-Stil hatte. Ich habe bei meinen Artikeln oft die Erfahrung gemacht, daß mich ... nennen wir es mal: die ganz normalen Menschen auf meine Texte angesprochen haben und gemeint habe, sie würden sie gerne lesen, weil sie sprachlich eher anspruchsvoll, aber dabei gut verständlich seien. Für mich war das immer ein großes Kompliment, gerne gelesen zu werden, ist doch eigentlich das beste, was einem Journalisten passieren kann. Ich weiß allerdings nicht, ob mich die "große Kulturkritik" (FAZ ...) nicht als zu einfach eingestuft hat :)

Vielleicht sind das keine so schlechten Voraussetzugen für einen Roman.

 

Ein Problem hatte ich nur bei meiner Doktorarbeit. Nach Jahren des Journalismus hat mein Doktorvater kritisiert, ich würde zu sehr in die Themen einführen, zu viele Selbstverständlichkeiten erklären, meine Sätze seien zu kurz (da habe ich ihm dann ein paar Zehnzeiler serviert, ging auch, fand er aber dann zu lang), meine Sprache zu sehr am Zeitungsstil orientiert. Wir haben endlos debattiert, aber irgendwann habe ich mich gefügt und brav "wissenschaftlich" geschrieben.

 

Ich denke, als Journalistin muß man sehr genau über den Unterschied zwischen den Textsorten Artikel und Roman nachdenken. Mir haben da, selbst wenn sie hier umstritten sind, Frey und Stein geholfen, ich glaube, meine Texten waren am Anfang auch eher zu theoretisch.

 

Ein Text, der neu geschrieben werden muß, ist tatsächlich "nicht lektorierbar", das wäre eine gute Definition. Aber was die Leute als neu zu schreiben beurteilen würden ... wie gesagt, die "Textkritiken" können mir da vielleicht weiterhelfen.

 

Anna

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