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(Minka)

Erkennen Verlage auch Rohdiamanten?

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<i>(Bitte verschieben, sollte ich in diesem Thread falsch sein)</i>

 

Was mich mal interessieren würde: Wie hoch sind die Erwartungen der Lektoren gegenüber unverlangt eingesendeten Manuskripten?

 

Müssen die Manuskripte perfekt sein?

Dürfen sie lediglich kleine Kratzer haben, die schnell behoben werden können?

Oder sind sie auch mal bereit, etwas länger daran zu schleifen und zu feilen?

 

Sind Lektoren bereit, jemanden unter seine Fittiche zu nehmen, wenn sie ein gewisses Potenzial erkennen? Oder reicht Potenzial nicht aus?

 

Ich frage deshalb, weil ich immer wieder höre, dass Autoren mit ihren Lektoren zusammenarbeiten. Eine Zusammenarbeit findet doch nur dann statt, wenn es noch etwas am Werk zu tun gibt, oder? Oder gilt das nur bei bereits Veröffentlichten? Andererseits heißt es, man solle ein 99%-perfektes MS (und natürlich auch Expose) abliefern, damit man überhaupt eine Chance hat. Ich bin verwirrt.

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Liebe Minka!

 

Ich fürchte, eine Pauschalantwort auf diese Frage wirst Du nicht finden, da es den Verlag und den Lektor nicht gibt. Aber grundsätzlich würde ich sagen, es hängt davon ab, wie roh der Diamant tatsächlich ist.

Ich bin keine Lektorin, aber ich finde man spürt, ob ein Text etwas hat oder nicht, ob es Sinn macht, an ihm zu arbeiten, ihn zu kritisieren, zu schleifen. Ich vermute, Lektoren gehen, ebenso wie andere Menschen, unter anderem nach Bauchgefühl :)

 

Was man dann gemeinsam mit dem Lektor erarbeitet sind Kürzungen (selterner auch Verlängerungen) und "Feinschliff".

 

LG

Ursula

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Hallo Minka,

meine Antwort ist subjektiv und nur aus meinen persönlichen Erfahrungen heraus geschrieben, muss also nicht allgemein gelten!

 

Sie erkennen Rohdiamanten vielleicht, aber sie haben keine Zeit / Kapazitäten mehr dafür. Autorenaufbau in deinem Sinne ist einfach zu teuer geworden, zumal ein großer Schwung von Lektoren auch in großen Häusern einfach outgesourct wurde.

 

Was mich mal interessieren würde: Wie hoch sind die Erwartungen der Lektoren gegenüber unverlangt eingesendeten Manuskripten?

Kommt auf den Verlag an. Ein DKZV stellt andere Ansprüche als ein Publikumsverlag.

Ich habe z.B. meinen letzten Packen Verträge unter anderem deshalb bekommen, weil fast kein Lektorat mehr nötig ist... Der Trend geht zu druckfertig ;-)

 

Müssen die Manuskripte perfekt sein?

Dürfen sie lediglich kleine Kratzer haben, die schnell behoben werden können?

Du hast damit eindeutig die besseren Chancen und bei unverlangten Einsendungen ist  das oft entscheidend.

 

Sind Lektoren bereit, jemanden unter seine Fittiche zu nehmen, wenn sie ein gewisses Potenzial erkennen? Oder reicht Potenzial nicht aus?

 

Nein, es reicht nicht. Ein MS wird nur angenommen, wenn es auch ziemlich bald und ziemlich unkompliziert gedruckt und verkauft werden kann.

 

Ich frage deshalb, weil ich immer wieder höre, dass Autoren mit ihren Lektoren zusammenarbeiten. Eine Zusammenarbeit findet doch nur dann statt, wenn es noch etwas am Werk zu tun gibt, oder? Oder gilt das nur bei bereits Veröffentlichten?

Ich erzähle das öfter ;-) Die Zusammenarbeit bezieht sich aber nicht auf mein Schreiben an sich, sondern auf Auftragsarbeiten etc. Das sieht so aus:

Jemand kauft mich als Hausautor für ein bestimmtes Genre ein, das ich beherrsche. Ich lege etwa 10-20 Kurzepos (ein Absatz) vor, wir besprechen, was ins künftige Programm passen könnte, ich erhalte Feedback von der Programmkonferenz, evtl. müssen zwei Ideen abgeändert werden. Ich arbeite selbstständig, aber eben im Team. Von den 10-20 Ideen bleiben dann zwei übrig, ich arbeite sie mit normalen Exposée aus, die werden wieder begutachtet, dann kommt der Vertrag, den erfüllen muss.

oder:

Ich schreibe an einer neuen Reihe und bekomme vom Lektorat ein Briefing und erzählt, was meine Vorschreiber für welche sind ;-) Danach muss ich mein Angebot anpassen und "mich in die Reihe schreiben". Ich kann aber auch Anregungen geben, die ins Briefing Eingang finden.

oder:

Vertreterkonferenz steht an und das Lektorat bittet mich, ein neues Expo speziell auf den Vertrieb hin zu schneidern. Sozusagen einen Verkaufstext für Vertriebler. Ich liefere.

oder:

Ein Verlag kauft mich ein für mehrere Romane. Da ist die Zusammenarbeit sehr intensiv, indem wir besprechen, wohin ich mich entwickeln könnte, wie meine "Laufbahn" aussehen wird, was der Verlag für mich tun wird, was ich mit mir nicht machen lassen möchte, was ich mir wünsche etc. pp.

Also so eine Art kombinierte Karriere- / Programmplanung. Aber auch das ist die absolute Ausnahme, wenn ein Verlag einen Autor "aufbaut" (einen der schon kann, zum Namen machen will). Das kostet nämlich jede Menge Geld.

 

Du siehst, diese Zusammenarbeit betrifft hauptsächlich das Auftragsschreiben und Hausautoren.

Kommt dazu, dass man mit Agentur auch Teamwork in dem Sinne macht, dass der Agent bei einer Idee den Daumen hoch oder runter hält. Pro veröffentlichtem Buch kann es da also auch Embryonen geben, die schon in der Ideenphase gestorben sind ;-) Das ist halt der Vorteil mit Agentur, die wird bei Schrott erst gar nicht tätig...

 

Andererseits heißt es, man solle ein 99%-perfektes MS (und natürlich auch Expose) abliefern, damit man überhaupt eine Chance hat.

So ist es.

 

Hoffe, ich konnte dir etwas von deiner Verwirrung nehmen. Leider müssen sich heutzutage Rohdiamanten privat jemanden suchen, der sie schleift. Oder sich selbst schleifen. Letzeren Weg bin ich gegangen, 15 Jahre lang - sie haben sich gelohnt.  :)

 

Schöne Grüße,

Petra

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Ich ergänze Petras Antwort um eine persönliche Erfahrung - Rohdiamanten müssen sich selbst schleifen, sie bekommen vom Lektor lediglich ein paar Hinweise und eine Chance. Wenn sie die Hinweise gut genug umsetzen und ihre Chance nutzen, bekommen sie einen Vertrag. Gerade so erlebt. Beim nächsten Mal weiß ich dann ja schon, was der Lektor will und kann ihm gleich den auf das Programm zugeschliffenen Diamanten anbieten :s21

 

Viele Grüße

Ellen

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Ich habe auch schon Folgendes erlebt: Mein angebotenes Manuskript passte inhaltlich nicht in Reihe, aber dem Lektor gefiel mein Humor und mein "knochentrockener Stil". Mehrere Stunden haben wir uns darüber ausgetauscht, was ich ändern müsste, und am Ende stand die bange Frage: Hatten wir uns verstanden oder aneinander vorbei geredet? Würde ich das umsetzen können, was wir gemeinsam zu unserer beiderseitigen Zufriedenheit erarbeitet hatten?

 

So kann es also auch gehen, auch wenn ich weit davon entfernt bin, mich für einen Rohdiamanten zu halten ;D

 

Gruß,

 

Tin

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