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(Anna)

Stein, Frey und Kollegen

Empfohlene Beiträge

Hallo,

 

vor einiger Zeit hat Ursa mal die Frage nach Schreibbüchern gestellt. Und zu meiner großen Überraschung hat sich von Euch kaum jemand für diese Bücher begeistern können.

 

Mich würde mal interessieren, warum nicht?

 

Mich persönlich stört eigentlich nur diese (typisch amerikanische) Suggestion "jeder kann das, wenn er nur will", das halte ich für falsch. Schriftsteller wird man nicht im Wochenendkurs.

 

Aber grundsätzlich habe ich in diesen Büchern ein paar wertvolle Tipps gefunden. Man muß das, was dort geschrieben wird, ja nicht sklavisch befolgen, sonst würden wir vermutlich bei einer durchgenormten Literatur landen. Aber Anregungen kann man doch durchaus finden, oder meint Ihr nicht?

 

Bin mal gespannt auf die Antworten.

 

Anna

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(Peter_Dobrovka)

Ich finde die Frey-Bücher interessant und auch lesenswert, weil sie einen zumindest dazu bringen, sich mit gewissen Standpunkten zu beschäftigen.

 

Ablehnen kann man sie immer noch.

 

Wobei ich gestehe: Ich bin ein feuriger Anhänger von seinem Prämisse-Zeugs.

 

Peter

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Mir hat vor allem der "Schmelztiegel" einen guten Denkanstoß gegeben. Die Figuren in einen Schmelztiegel werfen, wo sie sich nicht mehr entkommen können.

Grundsätzlich finde ich Stein fast ansprechender, ich finde seine Ausführungen noch umfassender aufbereitet.

 

Anna

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Man kann in diesen und anderen "Ratgebern" sicher eine Menge hilfreiche Anregungen finden, vor allem, wenn man schon seine Erfahrungen hat; wenn man souverän genug ist, die Tipps in richtigem Umfang zu berücksichtigen; und wenn man sie verwendet, um gezielt an eigenen Schwächen zu arbeiten.

 

Mein Problem mit solchen Büchern ist eher ein soziales: Das nämlich die meisten Leute, die sich daran orientieren, all diese Eigenschaften nicht mitbringen und versuchen, die Ratgeberregeln beim Schreiben oder bei der Textkritik wie einen Algorithmus abzuarbeiten.

 

Und das nervt schon sehr.

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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Mein Problem mit solchen Büchern ist eher ein soziales: Das nämlich die meisten Leute, die sich daran orientieren, all diese Eigenschaften nicht mitbringen und versuchen, die Ratgeberregeln beim Schreiben oder bei der Textkritik wie einen Algorithmus abzuarbeiten.

 

Willst Du damit sagen, daß Leute, die überhaupt keine Schreiberfahrungen haben, glauben, sie könnten auf diese Weise zum Schriftsteller werden? Per Fernkurs sozusagen?

Das wäre ja ein absurder Irrglaube.

Ich kenne Dich nicht, vermute aber, daß Du Erfahrungen als Lektor hast. Muß man sich das wirklich so vorstellen: Jemand liest zwei, drei dieser Bücher und schreibt dann drauflos? Wie soll denn das gehen? Vor allem, was kommt dabei heraus? Ganz ernst gemeint, die Frage, wie sieht so ein Roman dann aus?

 

Ich finde, daß man mit den Ratschlägen erst dann etwas anfangen kann, wenn man schon geschrieben hat, an Grenzen geraten ist und sich gefragt hat, was man besser machen könnte.

Vor dem Hintergrund habe ich sie gelesen, deshalb war ich auch erstaunt, daß sie hier oft so auf Ablehnung stoßen.

 

Anna

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wie sieht so ein Roman dann aus?

 

Es gibt sicher nicht "den" typischen "Malen nach Zahlen"-Roman; insofern würde es hier etwas weit ausschweifen, alles aufzuzählen, was man damit falsch machen kann - selbst für meine üblichen ausschweifenden Postings ;)

 

Und wirklich schlimm wird es erst dann, wenn Leute ohne Ahnung mit ihren aus dem Zusammenhang gerissenen und nur halb verstandenen Lieblings-Ratgeberregeln ihrerseits versuchen, "Neulingen" zu helfen. Denn warum jemand nicht schreiben kann - ob mit oder ohne Ratgeber - muss mich weder als Lektor noch als Privatmensch sonderlich kümmern. Aber gerade "diese (typisch amerikanische) Suggestion 'jeder kann das, wenn er nur will'" beflügelt inzwischen ein ganzes "Schreibratgeberfandom", bei dem Anspruch und Wirklichkeit so weit auseinanderklaffen, dass die Kommunikation mit diesen Leuten schwierig wird.

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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Und wirklich schlimm wird es erst dann, wenn Leute ohne Ahnung mit ihren aus dem Zusammenhang gerissenen und nur halb verstandenen Lieblings-Ratgeberregeln ihrerseits versuchen, "Neulingen" zu helfen.

 

Ab wann würdest Du bei jemandem denn von Schreiberfahrung sprechen? Ich denke nämlich, daß hier einige, die selbst noch nichts publiziert haben, in der "Textkritik" die Texte anderer Autoren analysieren.

 

Ich finde das ziemlich interessant, weil es so schlecht definierbar ist. Wer hat genug Schreiberfahrung, wer nicht? Ist die Beglaubigung ein veröffentlichter Roman?

Wer steigt denn auf diese Schreibratgeberschiene auf, ohne selber Ahnung zu haben? Schreibbücher gibts ja nun tatsächlich in Unmengen. Wer fühlt sich denn berufen, Wissen weiterzugeben, das er sich selber nur angelesen hat?

 

Das Problem ist, daß so vieles beim Schreiben rein subjektiv ist. Ich habe schon Bestseller gelesen, die ich stilistisch unter aller Qualität fand und mich gefragt, wer um alles in der Welt so etwas verlegt. Und andere Autoren mag ich, obwohl sie bei vielen auf Ablehnung stoßen.

 

Oh je, schwieriges Thema.

 

Anna

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(Peter_Dobrovka)

Willst Du damit sagen, daß Leute, die überhaupt keine Schreiberfahrungen haben, glauben, sie könnten auf diese Weise zum Schriftsteller werden? Per Fernkurs sozusagen?

Das wäre ja ein absurder Irrglaube.

Warum so erstaunt, das ist doch die Zielgruppe der Bücher! :s21

 

Peter

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Meine Meinung als Autorin:

 

Ich habe in den Schreibratgebern erst gelesen, als meine ersten Bücher gute Zahlen schrieben - und auch nur, weil eine Freundin mir die Dinger geschenkt hat.

Nun bin ich froh, dass ich diesen Büchern immer aus dem Weg gegangen bin, denn zuerst hätten sie mich frustriert, später verwirrt und mir die Lust genommen.

 

Ein einziger Autor hatte wirklich interessante Informationen weiterzugeben, und der hatte zuerst mit seinen belletristischen Werken Erfolg.

 

Jetzt amüsiere ich mich im besten Fall über das, was in diesen Machwerken steht, aber ich werde sie auch weiterhin meiden.

 

Gruß Sysai

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Hallo Leute,

mir geht's wie Sysai, erst nach den ersten Büchern dachte ich: alle lesen das, jetzt muss ich doch auch mal. Einzig bei Lajos Egri (dramatisches Schreiben - nicht das literarische!) fand ich Gedanken gut ausgedrückt, auf die ich selbst schon mal gekommen bin.

Dass ich den Frey (zum Glück den ersten Band gespart) gleich der Caritas gespendet habe, freut mich noch heute. Hätte ich auf ihn gehört, gäbe es meine Bücher nicht.

 

Neue Tipps habe ich nirgends gefunden. Nur bessere Formulierungen von dem, was ich wusste. Ich spiele lieber Mäuschen bei berühmten Kollegen und lese deren Autobiografien oder Briefe.

Wenn ich an Grenzen gerate, lerne ich nicht aus Büchern, sondern am Auf-die-Schnauze-Fallen, an Vorbildern, mit Künstlern anderer Sparten.

 

Schöne Grüße,

Petra

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(Steffi (Ronya))

Hallo Leute

wird ja höchste Zeit, dass sich ein Anfänger einmischt. Also ich habe Schreibratgebern noch nie Beachtung geschenkt. Warum? Weil ich an keine Patentrezepte glaube. Ich kenne solche Ratgeber aus dem malerischen Bereich und nach denen dürfte ich meine Bilder alle in den nächsten Reißwolf geben, schließlich entsprechen sie nicht den "Vorschriften". Meine Bilder gefallen aber trotzdem oder vielleicht gerade deswegen. Das ganze übertrage ich als Gedankenspiel nun auch aufs Schreiben. Titel dieser Bücher "Jeder kann einen guten Roman schreiben", Kapitel eins: eine gute Story, Kapitel zwei: die Figuren usw. Hallo? Hier stimmt doch was nicht, oder? Will mir so ein Schreibratgeber sagen, wie ich mir eine gute Geschichte ausdenke? Kapitel 3: die Perspektive. Gibt es dafür ein Patentrezept? Was wäre, wenn bei meiner Geschichte der Clou ist, dass ich zwei sich abwechselnde Ich-Erzähler hab? Ein Schreibratgeber würde mir wahrscheinlich eine solche Idee austreiben, oder?

Ich werde es vielleicht eines Tages so wie Sysai oder Petra machen, wenn/falls ich ein Buch veröffentlicht habe. Bis dahin lerne ich lieber durch Lesen, zuhören und mir hier und da mal einen Tipp holen.

Aber solche Ratgeber werden existieren und gekauft werden, solang es solch naive Leutchen gibt. Also bis in alle Ewigkeit...

Gruß Ronya

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Ha! Da muss ich doch auch nochmal meinen Senf loswerden, der da lautet wie folgt:

Niemand, der kein Talent zum Schreiben hat, wird aufgrund dieser Bücher etwas Veröffentlichbares fabrizieren können. Das A und O des Schreibens ist Sprachgefühl und die Fähigkeit, gute, originelle Geschichten zu erfinden. Nichts davon lernt man in einem Schreibratgeber.

Aber: Man kann sich sehr wohl technische Tipps geben lassen, zur Anreicherung der bereits mehr oder weniger vorhandenen Fähigkeiten. Man kann sich erklären lassen warum es den Leser nervt, dreimal pro Kapitel die Perspektive wechseln zu müssen. Man kann sich auch erklären lassen, dass es sinnvoll ist, sich mit den Facetten seiner Charaktere vor Beginn des Schreibens auseinanderzusetzen, weil man sich dadurch eventuell das frustrierende Erlebnis erspart, nach 200 Seiten mit buchstäblich "papierenen" Protagonisten dazusitzen. Okay, das sind Anfängerthemen.

 

Nur finde ich, dass auch Fortgeschrittene, Veröffentlichte oder gar Etablierte durchaus weiter an sich arbeiten dürfen :)

Ebenso wie  Musiker, Maler, Bildhauer und Schauspieler das tun. Und da ist doch jede potenzielle Quelle der Erkenntnis willkommen!

Klar, Masterklassen wären besser. Gibt's zwar nur sehr selten, bringen aber ungleich mehr als jedes Buch. Übrigens bringt auch dieses Forum sehr viel!

 

Der langen Rede kurzer Sinn:

Ich persönlich mag Schriftsteller bei denen ich das Gefühl habe, sie werden von Buch zu Buch besser. Damit meine ich besser, nicht routinierter.

Ich habe nichts übrig für Schriftsteller, die ewig ihren eigenen Brei widerkäuen und ihren schwachen Stil über Jahrzehnte hinweg nicht weiterentwickeln.

Die sinnvolle Anwendung eines Schreibbuchs liegt m.E. nicht in der Suche nach dem Schema F, sondern im Gegenteil, in der Verwertung von Anregungen, die einen auf dem persönlichen Weg weiterbringen können!

 

Liebe Grüße von Ursula (mit einem Abgabetermin am Dienstag und noch gut 30 Seiten bis zum Ende :s10)

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Hallo zusammen,

 

ich habe sehr viel durch die Schreibratgeber gelernt, und kaufe mir in unregelmäßigen Abständen bis heute welche. Warum?

Aus dem gleichen Grund, warum ich mir gerne Künstlerbiographien ansehe, oder lese. Oder warum ich z.B. auch die Aussagen von berühmten Kollegen über das Schreiben durchlese.

Aus purer Neugier über das Schreiben- und weil Schreiben für mich zu über 90% Handwerk ist. Und genau im Bereich Handwerk hatte ich damals groß Probleme. Und im handwerklichen Bereich kann man am meisten machen.

 

Und ja, ich denke die meisten Menschen könnten einen Roman schreiben- wenn sie systematisch die handwerklichen Fähigkeiten verbessern und ausbauen. Ich höre immer wieder von Talent, aber es gibt nicht das literarische Talent. Es gibt eine Vielzahl von Talenten, die beim Schreiben wichtig sind. Empathie, Durchhaltewillen, Selbstorganisation, Sprachgefühl, Beobachtungsgabe,.... In einem gewissen Grad ist jedes dieser Talente lernbar, wobei in der Spitze ein Punkt kommt, wo man nur über Talent weiter kommt.

 

Deshalb habe ich gerade einen neuen Ratgeber zu Hause liegen, den ich gleich anfangen werde zu lesen. Allein aus Interesse- wobei ich eins klar sage:

Schreibratgeber alleine bewirken nur wenig.

Aber sie können enorm anregen an sich als Autor und seinem Handwerk zu arbeiten. Vor allem, wenn man keine Kollegen kennt, sich noch nicht in die Schreiberforen traut oder wie ich unbedingter Autodidakt ist- der sich sehr genau informiert, und dann seine eigene Meinung bildet.

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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Aber solche Ratgeber werden existieren und gekauft werden, solang es solch naive Leutchen gibt.

 

Naiv würde ich es finden, wenn jemand glaubt, man kann das Schreiben aus Büchern lernen.

Ich bezweifel aber, daß man sozusgen nur aus sich selbst heraus zum guten Autor wird. An irgendetwas muß jeder sein eigenes Können schulen. Und um andere Autoren zu analysieren, ist es für mich wichtig überhaupt erst einmal zu wissen, wo ich bei meiner Analyse ansetzen könnte. Da haben mir diese Bücher zum Teil doch einige gute Denkanstöße gegeben.

 

Ja, Peter, ich bin tatsächlich überrascht  :) Ich dachte eher, die Zielgruppe wären Menschen, die Schreiberfahrungen haben und die darin lesen, um ihr Handwerk besser reflektieren zu können.

Ich komme da aber vielleicht sogar zu sehr aus der Literaturwissenschaft. Da liest man ja nun Unmengen an Sekundärliteratur. Jeder nimmt eine andere Position ein, und man selber muß seine eigene finden. Ich habe allerdings oft erlebt, daß eine Textinterpretation für mich Denkanstöße bereitgehalten hat. Ich konnte mich dem Ansatz anschließen oder mich an ihm reiben, meine eigene Meinung mußte ich mir natürlich immer bilden.

 

@Petra: Es stimmt schon, manches, was man in diesem Büchern liest, kann einen eher verunsichern.  Ich kenne Deine Bücher noch nicht (habe aber Stechapfel und Belladonna schon mal vorgemerkt). Wo genau würdest Du denn sagen, daß die Schreibbücher Mist erzählen? Wenn wir darüber reden könnten, dann würden die Schreibbücher ungefähr den selben Rang einnehmen, wie die Sekundärliteratur in der Wissenschaft  :)

 

Was mich beispielsweise bei Frey sehr gestört hat, war diese Dialogtheorie. Muß man wirklich im fiktiven Dialog gezielt NICHT aufeinander eingehen? Wann immer ich versucht habe nach diesem Ansatz zu schreiben, fand ich meine Dialoge am Ende sehr künstlich. Natürlich ist ein Buchdialog keine Alltagssprache ...

Andere Frage: muß eine Figur immer von A nach B wachsen? Für mich hat das beinahe schon etwas von der klassischen "Moral", auch wenn die Figuren nicht mit einer moralischen Lehre entlassen werden.

 

Ursula und Thomas: Während ich noch an meiner Antwort geschrieben habe, habt Ihr beide ziemlich genau das gesagt, was auch meiner Überzeugung entspricht. Handwerk kann man lernen, Talent nicht.

 

Anna

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Ich habe bisher auch zwei bis drei Schreibratgeber gelesen und fand, dass sie durchaus meinen Horiziont erweitert haben. Obwohl sie sich von Autor zu Autor ohnehin wiederholen. Aber sie bringen tatsächlich immer das auf den Punkt, was man in den Büchern großer Autoren entdeckt und liebt. Erst als ich diese Tipps kannte, verstand ich wie der Hase läuft. Und ich denke, auch wenn Autoren sagen, sie würden sich nie an Schreibratgeber halten, tun sie es unbewusst doch.

Und ich sah diese Ratgeber auch nie als Rezeptbuch an! So nach dem Motto: Wenn du das gelesen hast, kann nichts mehr schief gehen. Wer das glaubt, ist wirklich naiv.

Denn zwischen Theorie und Praxis klafft eine große Lücke. Und die kann, meiner Meinung nach, nur mit Talent gefüllt werden. Welche Talente das sind, hat Bluomo schon gesagt. Aber auch Talent, diese theoretischen Ratschläge RICHTIG umzusetzen, ist gefragt und das braucht viel viel Erfahrung.

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Noch eine Neulingsmeinung:

 

Ich für meinen Teil habe bislang nie in einen Schreibratgeber hineingeschaut. Warum? Nun, das hat mehrere Gründe.

 

Zum ersten kann ich mir nicht vorstellen, dass jemand, der an der Spitze der Autorenkunst steht, sich damit abgibt, einen Schreibratgeber zu verfassen, anstelle eines neuen, supertollen Romans. Wer also schreibt diese Bücher?

(kann sein, dass ich damit falsch liege - aber so ist mein Gedankengang)

 

Zum anderen habe ich Angst, mich darin zu verlieren ... ob ich nun schreiben kann oder nicht, das sei mal dahingestellt ... aber durch Unsicherheit würde ich (in meiner Vorstellung ist das jedenfalls so, die Wirklichkeit mag vielleicht davon abweichen) mich an den meisten der Tipps festhalten und mich selbst verlieren.

Natürlich möchte ich lernen und mich weiterentwickeln, aber ich - für mich - möchte das durch Lernen aus eigenen Fehlern tun und durch Kritiken, bei denen ich auch Nachfragen kann.

Was hilft der tollste Rat, den man falsch auffasst?

 

Und zu guterletzt der nicht-neue Aspekt des "Individuellen" - ich bin ich, ich schreibe aus meinem Bauch, meinem Gefühl. Sicherlich gehört Handwerkskunst dazu, aber das Sprach- und Story-Gefühl gibt mir doch auch schon selbst den Tipp, nicht 12mal zwischen 13 Figuren in einem Absatz herumzuspringen - nur als Beispiel.

 

Sollte allerdings tatsächlich irgendwann das kleine Wunder einer Publikation meinerseits geschehen, wäre es eines der ersten Dinge, die ich täte, einen solchen Ratgeber zu lesen.

Ich hätte dann die Sicherheit, für mich zu beurteilen, was ich annehme und was nicht - und diese Sicherheit fehlt mir derzeit.

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Was mir auch noch dazu einfällt:

 

Ich denke es wäre ohnehin der falsche Weg, erst einen Schreibratgeber zu lesen und dann erst mit dem Schreiben zu beginnen.

 

Wem seine Story unter den Nägeln brennt, der wartet nicht erst auf die Erkenntnisse, die einem der Schreibratgeber bringt. Er schreibt einfach.

Nur wenn die Story zu Papier gebracht ist, oder man mal in einer Schreibblockade steckt, könnte es einen weiterbringen, wenn man sich mal mit so Ratgebern beschäftigt. Man muss sie nicht alles für bare Münze nehmen.

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Hallo Anna,

@Petra: Wo genau würdest Du denn sagen' date=' daß die Schreibbücher Mist erzählen?[/quote']

 

Sei mir bitte nicht böse, wenn ich mich verweigere  :o

Erstens haben wir das Thema schon fast bis zum Erbrechen durch gehabt (ja, da warst du noch nicht da - siehe Archiv). Zweitens weigere ich mich, Ratgeber, die ich nicht mag und meine Bücher zu analysieren. Das sollen die Wackelköppe machen, die dafür ausgebildet sind. Wenn sie dann mit dem Ätschfinger zeigen, auch recht.

 

Ich befinde mich mitten in sprudelnden kreativen Prozessen - da wäre jede Analyse meines Schreibens vollkommen tödlich, sorry. Manchmal schafft man mehr, wenn man die Dinge nicht zerredet  :s21

 

Wenn wir darüber reden könnten, dann würden die Schreibbücher ungefähr den selben Rang einnehmen, wie die Sekundärliteratur in der Wissenschaft

Ehrlich: Mir ist schnurzpiepwurschtegal, welchen Rang sie einnehmen. Sie haben ihre Berechtigung, weil es Kundschaft dafür gibt. Aber ich muss sie nicht benutzen, nur weil angeblich alle das tun. Jeder soll nach seiner Facon glücklich werden. Und ich lerne halt anders als andere.

 

Schöne Grüße,

Petra

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Hallo ihr Lieben!

 

So, aufgrund der Diskussion hab ich meinen Frey mal wieder entstaubt (dank Petra weiß ich jetzt sogar von dem zweiten Buch), und muss auch nochmal meinen Senf dazugeben!

 

Ich glaube nämlich sehr wohl, dass man mit Schreibratgebern lernen kann, eine VERDAMMT gute Geschichte zu erzählen. Gerade bei Anfängern und Gelegenheitschreibern ist es doch so, dass diese sich keinen einzigen Gedanken um existentielle Dinge wie Konflikte, Veränderung der Charaktere, lebhafte Charaktere, Moral etc. machen. Die schreiben drauf los, und wenn ihr Charakter vor einer verschlossenen Tür steht, denken sie "Was würde ich wohl tun? Ach ja...", und wenn er dann irgendeine Frau trifft, überlegen sie: "Ach, ich mal meinen Charakter mal schüchtern", obwohl er gerade noch, trotz Todesgefahr, lässig wie James Bond, eine andere, gerade gerettete Frau verführt hat, oder schreiben erst mal über fünf Seiten, wie der für die Handlung unbedeutende Nachbar des Helden die Tauben füttert, 'weil das die Atmosphäre einfängt'!

Und solch grundlegende Erzähltechniken kann kein Mensch wissen, die MUSS man lernen - entweder, indem man sehr aufmerksam liest und ein bisschen darüber nachdenkt, wie die Leute so schreiben, oder indem man Biographien liest, oder eben durch Schreibworkshops und Ratgeberbücher!

Und wer hier behauptet, er hätte einfach so ohne es zu lernen, auf welche Art auch immer, gewusst, wie man gute Geschichten schreibt, dem unterstelle ich eine glatte Lüge!  :s21

 

Daher erfüllen die Bücher einen guten Zweck, egal ob vor oder nach einer Veröffentlichung.

Richtig ist natürlich, dass man sich nicht sklavisch an die 'Regeln' halten muss oder sollte. Experimente, Ausbrüche oder pure Missachtung sind niemandem verboten.

Dennoch vergleiche ich hier das Schreiben einmal mit dem Kunstfliegen: Erst mal muss man doch die Regeln der Avionik lernen und kennen, bevor man mit Loopings und Schrauben anfängt, sie zu biegen und zu brechen...

 

Und meines Erachtens nach will kein Ratgeber etwas darüber lehren, wie man sich sprachlich ausdrückt, denn das ist natürlich individuell, und kann man nicht per 'Fernkurs' lernen.

Ergo sind Ratgeberbücher keine Pflicht, aber eine Verdammt gute Möglichkeit, um die einfachsten und grundlegensten 'Erzähltechniken' zu lernen.

 

Gruß, Marco!  :s17

 

P.S. und wer meint, schon alle beachtenswerten Regeln zu kennen, sollte doch mal in eins der Bücher schauen, er wird bestimmt überrascht!  ;)

(Petra, du zählst nicht, du hast 15 Jahre als Journalistin gearbeitet und Herrn Schneider gelesen! :s04)

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Hallo Marco,

Und solch grundlegende Erzähltechniken kann kein Mensch wissen, die MUSS man lernen - entweder, indem man sehr aufmerksam liest und ein bisschen darüber nachdenkt, wie die Leute so schreiben, oder indem man Biographien liest, oder eben durch Schreibworkshops und Ratgeberbücher!

Und wer hier behauptet, er hätte einfach so ohne es zu lernen, auf welche Art auch immer, gewusst, wie man gute Geschichten schreibt, dem unterstelle ich eine glatte Lüge!

Ich bin hier eins der älteren Semester und vielleicht liegt es daran: Wir haben sowas in der Schule gelernt. Mag sein, dass in Zeiten von PISA Leute wie Frey nötig sind...

 

PS: Herrn Schneider kann man als Belletrist vergessen. Journalismus ist auch nicht zu vergleichen, da hatte ich eine geregelte Ausbildung mit Pflichtlektüren. Die Kür lernt man auch dort nicht auf diese Art! Übrigens: Seit 1984 sind 21 Jahre vergangen? ;-)

 

Leute, wieso wollt ihr mich zwingen, das Zeug zu lesen? Ich lese grade John Steinbeck, gute Schule ;-)

Schöne Grüße,

Petra

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@Marco

Und solch grundlegende Erzähltechniken kann kein Mensch wissen, die MUSS man lernen - entweder, indem man sehr aufmerksam liest und ein bisschen darüber nachdenkt, wie die Leute so schreiben, oder indem man Biographien liest, oder eben durch Schreibworkshops und Ratgeberbücher!

 

Ich denke, ein weiterer, nicht zu vergessender Weg das Erzählen zu lernen, ist intuitives Verstehen. Und - in meinem Weltbild - ist das auch der meist Verbreitetste.

 

(womit ich nicht behaupten möchte, dass ich das könnte, ich bitte das nicht zu verwechseln)

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@Roman: 'intuitives Verstehen' rechne ich als 'analysierendes Lesen'...

 

@Petra: Keiner will dich zwingen, ich sag doch, du hast es nicht nötig! (21 Jahre seit 1984? Ich werd alt!)

Und WIE man heute schreiben in der Schule lernt, da hatte Ronya mal was zu erwähnt (Thema Shakespeare). Ich habs übrigens auch nicht mehr in der Schule gelernt.

Und mit journalistischen Regeln des Schreibens kommt man weiter, als wenn man's gar nicht gelernt hat. Viele 'junge Autoren' sind RedakteurInnen... Obwohl ich mir als angehender Kommunikationswissenschaftler/Germanist der Unterschiede schmerzlich bewusst bin! ;)

 

Gruß, Marco!

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Und zu guterletzt der nicht-neue Aspekt des "Individuellen" - ich bin ich' date=' ich schreibe aus meinem Bauch, meinem Gefühl.[/quote']

Bitte steinigt mich nicht, aber ich finde es amüsant, wie ihr euch gegen den Gedanken wehrt, eure Romane könnten aus anderen Quellen stammen. (Sorry, Roman, daß ich dich zitiere. Etliche andere haben sich auch in diesem Sinne geäußert.)

 

Wer von anderen lernt, ist naiv? Ratgeber-Bücher verderben die Originalität? Sagt das mal einem Musiker. Meint ihr, der setzt sich mit dem Instrument in eine Kammer und sagt: So, jetzt komponiere ich was!, ohne sich vorher mit Tonarten, gegenläufigen Baß- und Melodielinien oder der Wirkung von Synkopen befaßt zu haben?

 

Fragt eine Künstlerin. Meine Ex-Freundin hat großen Erfolg mit ihren Bildern - was meint ihr, wie akribisch sie die Techniken der Alten Meister studiert hat!

 

Ausgerechnet beim Schreiben ist das nicht so? Unsere Kunst kommt ohne Vorbilder, Regeln und innere Gesetzmäßigkeiten aus?  ::) Nee, Leute.

 

Natürlich, da ist die Angst, seine Originalität zu verlieren. Da ist die Sorge, sich das Genie zu vergiften mit fremden Zusätzen.

 

Ich denke, diese Angst beruht auf einer Grundannahme, die uns im Feuilleton, im Germanistikstudium und in jeder Kunstkritik eingetrichtert wird. Entsprechend der Philosophie, es ginge immer bergauf mit der Menschheit, von der Antike bis zur Neuzeit hätten wir einen grandiosen Aufstieg in Moral, Intelligenz und Können vollzogen – ich widerspreche vehement –, ist ein Kunstwerk nur dann gut, wenn es sich von seinen Vorgängern unterscheidet, denn das Neue bedeutet immer eine Verbesserung. Wer eine Epoche begründet, einen neuen Ansatz entdeckt, wird als Held verehrt. Wer hingegen eine Kunst zur Vollendung bringt, gilt uns heute nichts. Neu bedeutet gut, das zeigt sich an den zahlreichen Produkten, die mit dem Werbespruch "Jetzt neu" beworben werden, als sei "neu" ein Zeichen für Qualität. Diese Ansicht rührt daher, daß wir als Käufer davon ausgehen, neue Produkte seien Weiterentwicklungen und damit Verbesserungen des bisherigen Angebots.

 

Bis zum Einbruch der Neuzeit dachte man anders: Man berief sich auf Vorgänger, es sprach für einen Text, wenn dessen Inhalt bereits von anderen berühmten Autoren erzählt worden war. Wer keine Vorgänger hatte, erfand sie, um sich zu rechtfertigen. (Man sieht: Jede Zeit pflegt ihren eigenen Wahnsinn.) Das Ziel eines Autors war es, die Kunst seiner Vorgänger zu vervollkommnen.

 

Kunst kommt von Können, sagt der Volksmund, wenn es von Gnade käme, hieße es Gunst.

 

Also, ich sage es frei heraus: Ich lese alles, was mir unter die Finger kommt. Romane en masse, Autorenratgeber, Interviews mit Kollegen, ihre Weblogs. Nicht immer lernt man etwas dazu, aber die Schreibkunst macht mich vor Vergnügen wahnsinnig, ich kann nicht genug kriegen, darüber und davon zu lesen, also macht es mir nichts aus, bei einem Schreibratgeber 300 Seiten anderer Meinung zu sein, um dann auf der letzten Seite einen interessanten Kniff zu lernen.

 

Euer Naserümpfen über handwerkliche Ratschläge zu unserer Romancier-Kunst kann ich nicht nachvollziehen. ;)

 

Titus

Was hat Putin 1985-1990 in Dresden gemacht? Einige Einblicke und ein Trailer zum aktuellen Roman "Der letzte Auftrag", gedreht vor der ehemaligen KGB-Villa dort.

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Nun gut ... ich sehe deinen Punkt und mich bloßgestellt  :s10

 

Werde gar nicht versuchen, mich rauszureden - streiche letzteren Punkt aus meiner Begründung (bleiben noch die beiden anderen, die ohnehin an vorderer Stelle standen) und füge ihn in kastrierter Form ein in den von mir als zweiten angeführten (die Angst sich in all den Ratschlägen zu verlieren, gar nicht mehr zu wissen, was man selbst kann und dabei auch Dinge einzubüßen, die vorher gut waren).

 

 

Edit:

Um gute Ratschläge annehmen zu können, muss man gute von schlechten unterscheiden können und hierfür wiederum ist es notwendig, die eigenen Stärken zu kennen. Das ist mir aber zum momentanen Zeitpunkt nicht möglich (sind das faule Ausreden?).

Im Forum hier helfen mir dabei gezielte Nachfragen.

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Auwei, Roman,

 

jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen ... Wollte dich doch nicht bloßstellen! :-/ Nur ein bißchen protestieren.

 

Ich kann deine Sorge verstehen, daß du womöglich zwischen guten und schlechten Ratschlägen nicht unterscheiden könntest. Aber sieh es mal so: Du hast eine Werkzeugkiste, und wenn du dich mit Literatur und dem Schreiben anderer befaßt, füllst du neue Werkzeuge hinein. Daß du die noch ausprobieren mußt und den verbogenen Schraubenschlüssel am Ende vielleicht wieder wegwirfst, ist ja klar.

 

Letztlich sind Autorenratgeber vielleicht auch eine Typfrage. Ich lerne unglaublich gern aus Büchern. Wenn ich dein Posting richtig verstehe, lernst du lieber im Dialog und von Menschen. Das ist völlig okay.

 

Sorry also, wenn ich zu brutal auf dich eingeredet habe! War nicht beabsichtigt. Mich hat einfach das Thema auf die Barrikaden gelockt.

 

Herzlich,

 

Titus

Was hat Putin 1985-1990 in Dresden gemacht? Einige Einblicke und ein Trailer zum aktuellen Roman "Der letzte Auftrag", gedreht vor der ehemaligen KGB-Villa dort.

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