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Ursula

Titel-Trends

Empfohlene Beiträge

Eben war ich in der Buchhandlung um ein bisschen bei den Neuerscheinungen herumzustöbern und musste ziemlich grinsen. Lagen in der Abteilung "Thriller" folgende vier Bücher nebeneinander:

Der Tristan-Betrug

Das Aphrodite-Experiment

Der Marlowe-Code

Der Trudeau-Vektor

 

Muss ein humorvoller Buchhändler gewesen sein, der die Stapel nach Ähnlichkeit der Titel gereiht hat - es hat wirklich witzig ausgesehen.

Mir kommt vor, einen derart deutlichen Trend, was Buchtitel angeht, hat es noch nie gegeben: Genau genommen passen Rainer mit dem "Hades-Labyrinth" und Andreas mit "Projekt Babylon" da auch ziemlich gut rein ...

Es ist ziemlich offensichtlich, dass Brown's "Da Vinci-Code" bei all diesen Titeln Pate steht, trotzdem frage ich mich, ob das letztlich ein Verlagskonzept ist, das aufgeht. Oder ob es nicht zielführender wäre, sich abzuheben ...

 

Andererseits lassen sich auf diese Weise durch Mixen zweier Elemente beliebig viele Titel produzieren: Man nehme

a) einen Namen oder Begriff aus Mythologie, Kunst, Religion oder Geschichte

b) ein passendes, attraktives Substantiv mit Geheimnisfaktor.

 

Und wenn man dann ein bisschen würfelt, kriegt man z.B.:

 

Der Xerxes-Plan

Der Sheakespeare-Schlüssel

Das Kopernikus-Siegel

Die Kassandra-Gesellschaft

Die Amfortas-Verschwörung

 

... falls es die nicht wirklich schon gibt :s22

Um ja keine Missverständnisse heraufzubeschwören: ich will damit nicht sagen, dass die Inhalte dieser Bücher austauschbar oder minderwertig sind, keinesfalls - mir geht es um die "Verpackungspolitik" der Verlage und um die Frage, ob ein solches Vorgehen zielführend ist und tatsächlich die Verkaufszahlen dorthin bringt, wo man sie haben will.

 

Liebe Grüße

Ursula

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Hallo Ursula,

da ich leidenschaftlich gerne Thriller und Krimis lese, ärgert mich der Trend maßlos. Mich macht nämlich keines dieser Bücher mehr vom Titel her an - und das war früher durchaus der Fall. Jetzt empfinde ich das auch beim Blättern durch Verlagspospekte als austauschbare Ware. Diese Titel signalisieren mir: Schaut her, hier haben wir Nachahmerprodukte, sozusagen Buch-Generica, zuverlässig nach Baukastensystem gebastelt und stromlinienförmig abgeschliffen.

 

Der Effekt: Ich kaufe im Moment immer weniger Thriller. Wenn, dann nur noch aufgrund eines aufregenden Klappentextes (aber die ähneln sich auch immer mehr, ich krieg inzwischen zuviel bei Stichwörtern wie Verschwörung, Vatikan, Mystik etc.). Sicher entgeht mir so auch manch wirklich einzigartiges und gutes Buch... und das ärgert mich.

 

Was ich dagegen gut finde: Wenn ein Autor mal für sich einen gewissen Stil in Sachen Titel gefunden hat und dabei bleibt. Dann erkenne ich auch diesen Autor in seinen Titeln wieder. Ich liebe z.B. nicht nur die Krimis von Camilleri, sondern auch seine Titel.

 

Kurzum: Ich bin sehr titelsensibel und greife am ehesten zu einem, der außergewöhnlich ist, Emotionen hervorruft oder Bilder.

 

Schöne Grüße,

Petra

 

PS: Das Hades-Labyrinth habe ich nur aufgrund des Forums hier gekauft, zum Glück! Es wäre mir entgangen, wenn ich das Cover im Laden angeschaut hätte!

 

PPS: Obige Titelart ist übrigens nicht allein auf dem Mist von Dan Brown gewachsen, der hat nur bei seinem berühmten Vorgänger Robert Ludlum gelinst...

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Huhu, ihr zwei!

 

Daß seit längerem eine eklatante Einfallslosigkeit bei der Titelgebung grassiert, gilt nicht nur für Thriller. Wo ich die Motten kriege, das sind Titel à la (Sysai, bitte schnell wegklicken!) Die Seidenweberin oder Die Heilerin von Dinkelsbühl (Andreas, wo bleibt der Kotz-Smilie?!:s07). Solche Titel -- meist gepaart mit dem dazugehörigen süßlichen Historienschinkenfrauenportrait -- schleudern mich rückwärts wieder aus der Buchhandlung. Es ist ein Wunder, daß dabei noch keine Scheiben zu Bruch gegangen sind ...

 

Bei Titeln entwickeln sich flächendeckend genrebezogene Schemata, die eingehalten werden müssen, dazu eine eng begrenzte Wortwahl, und drittens -- das ist das wichtigste: -- muß Titelschutz möglich sein, d.h. der Titel darf noch nicht auf der Titelschutzliste des Börsenblatts aufgeführt sein.

 

Die Ergebnisse sind katastrophal. Welcher hirnamputierte Marketingmensch hat sich diese Schemata und Wörterlisten ausgedacht? Man sollte den Verantwortlichen mit Hühnerdreck erschießen! :s11

 

Aber Autoren hält man offenbar für zu blöd, sich pfiffige Titel einfallen zu lassen. Vorschläge werden mit häufig arg fadenscheinigen Argumenten vom Tisch gewischt. Als ob es noch blöder ginge als Die 295. Heilerin von Wasweißich oder Das 795. Erbe des Mirdochwurscht! :s09

 

Angenervte Grüße,

Iris :s17

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Hallo,

 

irgendwie fühle ich mich berufen, hierzu etwas zu sagen ;)

 

Natürlich ist man als Autor der Meinung, den einzig wahren Titel gefunden zu haben, und gerade als Autor ist man auch selbst beim Kauf besonders sensibilisiert, und reagiert unter Umständen genauso, wie Petra es beschreibt.

 

Aber man darf nicht vergessen, dass wir nicht der der Maßstab sind. Wenn ein paar Dutzend oder auch ein paar Hundert oder sogar Tausend besonders kritische Menschen das Buch nicht kaufen, nur weil ihnen der Titel zu sehr nach 08/15 klingt, dann stehen dem ein paar Zehntausend oder Hundertausend Menschen entgegen, die das Buch deswegen kaufen oder verschenken, gerade *weil* der Titel vertraut klingt, einen bestimmten Typ von Geschichte verspricht.

Ich jedenfalls bin bereit, mich hier zum Zweck der besseren Massenvermarktbarkeit durchaus nach den Empfehlungen und Erfahrungen des Verlages zu richten. Insbesondere, wenn man noch kein Michael Crichton oder Stephen King ist, und überhaupt erst einmal eine große Leserschaft aufbauen muss. Die erreicht man eher, wenn "schmeckt wie Dan Brown" drauf steht, als wenn "mal was ganz anderes" versprochen wird.

Das Buch muss die Leser erst einmal erreichen. Möglichst viele. Und dann erst ist es am Autor, durch sein Handwerk zu überzeugen - nicht durch den besten Titel der Welt.

 

Entspannte Mainstream-Grüße von

 

Andreas  ;)

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(Peter_Dobrovka)

Mir kommt vor, einen derart deutlichen Trend, was Buchtitel angeht, hat es noch nie gegeben: Genau genommen passen Rainer mit dem "Hades-Labyrinth" und Andreas mit "Projekt Babylon" da auch ziemlich gut rein ...

Nee, dann müßte es "Das Babylon-Projekt" heißen.

 

Es ist ziemlich offensichtlich, dass Brown's "Da Vinci-Code" bei all diesen Titeln Pate steht

Ich hätte jetzt auf das Jesus-Video getippt ;D

 

Hm, ja, was Sinnvolleres hab ich gerade nicht beizutragen, sorry ... :s18

 

Peter

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Nee, dann müßte es "Das Babylon-Projekt" heißen.

 

Vielleicht kommt noch jemand auf die Idee :-X

 

Zum Titel kann ich sonst nur sagen, dass ich den nicht so wichtig finde. Wichtiger ist das Genre, der Name des Autors und ein mich ansprechendes, damit ich das Buch im Laden in die Hand nehme und den Klappentext lese. Ein Feedback von einer Buchkäuferin.

 

Grüße

Aneirin

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Nee' date=' dann müßte es "Das Babylon-Projekt" heißen. [/quote']

 

Vielleicht kommt noch jemand auf die Idee  :-X

" Das Babylon-Projekt war unsere letzte, große Hoffnung auf Frieden. Sie scheiterte..."

 

So oder so ähnlich schalmeit es einem stets aus dem Vorspann der  :-* wundervollen Serie 'Babylon 5' entgegen.

 

Alle Folgen im Regal stehen habend -

Marco!

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" Das Babylon-Projekt war unsere letzte, große Hoffnung auf Frieden. Sie scheiterte..."

 

So oder so ähnlich schalmeit es einem stets aus dem Vorspann der  :-* wundervollen Serie 'Babylon 5' entgegen.

 

Alle Folgen im Regal stehen habend -

Marco!

 

Ich habe sie auch im Regal stehen und hoffe, noch einmal die Zeit zu finden, sie alle anzusehen

Sysai (im700-Seiten Terminstress)

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Ich habe sie auch im Regal stehen und hoffe, noch einmal die Zeit zu finden, sie alle anzusehen

Sysai (im700-Seiten Terminstress)

 

Mach das, es lohnt sich! Schöne Serie über die menschliche Natur...

Bin seit gestern übrigens stolzer Besitzer einer Wanderhure und daher nur im 600Seiten Stress! ;D

Fangt bitte was vernünftiges mit meinen 0,39 Euro an! ;)

 

Um aber nochmal zum Threadthema zu kommen:

Ich finde die gängige Titelgebung von historischen Romanen nicht schlimm. Ich hab ja auch den Medicus gelesen, weil ich dachte: Was zum Henker ist ein Medicus? (War ja noch etwas kleiner). Und so frag ich mich auch: Was ist eine Wanderhure? Ich find Sysais Titel ohnehin immer interessant, weil sie neugierig machen. Bestimmt ihr die eigentlich schon selber, oder macht das noch Verlag?

Mein Highlight, an Titelgebung, ist aber nach wie vor, 'Die Päbstin!' (Wird ja grad verfilmt!)

Wenn ich nicht immer hören würde, das Buch wäre eher Durchschnitt, hätt ichs mir schon längst geholt - alleine des Titels wegen!

 

Bei den meisten historischen Romanen wüsste ich auch partout nicht, wie ich sie anders nennen sollte. Bei Thrillern würde ich mir allerdings auch mehr Abwechslung wünschen.

 

Und diese Titulierungen nach Genre gibts auch glaub ich in der Form nur in Deutschland, oder?

 

Lieben Gruß,

Marco!

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Hallo, Marco!

 

Mach das' date=' es lohnt sich! Schöne Serie über die menschliche Natur...[/quote']

Hey, das war mein Methadon-Programm -- was die richtigen Drogen waren, verrate ich lieber nicht! ;D

 

Mein Highlight, an Titelgebung, ist aber nach wie vor, 'Die Päbstin!' (Wird ja grad verfilmt!)

Wenn ich nicht immer hören würde, das Buch wäre eher Durchschnitt, hätt ichs mir schon längst geholt - alleine des Titels wegen!

Soll ich 's dir leihen! Mich würde nämlich wirklich interessieren, ob du es durchstehst -- ich habe mich allermühsamst durchgequält auf der verzweifelten Suche nach der Besonderheit. http://www.mysmilie.de/smilies/verschiedene/3/70.gif

 

Bin übrigens gestern durch Ingelheim gefahren, das abgeschieden im Waldgebirge liegende winzige Hüttendorf, in dem im Winter meterhoch der Schnee liegt. http://www.mysmilie.de/smilies/frech/2/img/014.gif

 

Und diese Titulierungen nach Genre gibts auch glaub ich in der Form nur in Deutschland, oder?

Anfangs wurden wie immer US-Tendenzen nachgeäfft, aber wir haben es zur Perfektion gebracht nach dem Motto »Individualität durch Gleichmacherei«. ;D

 

Sonntagsgrüße aus der Schreibstube,

Iris :s17

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Hey' date=' das war mein Methadon-Programm[/quote']

Den Titel würd ich mir schnell sichern lassen!!!

 

Klingt nach nem Spitzen-Thriller...  ;D

'Das Methadon-Programm'

 

Marco!

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Soll ich 's dir leihen! Mich würde nämlich wirklich interessieren' date=' ob du es durchstehst -- ich habe mich allermühsamst durchgequält auf der verzweifelten Suche nach der Besonderheit.[/quote']

 

Der Titel ist doch schon die Besonderheit... wozu soll ich den Rest noch lesen? 8)

 

Umspaziere jetzt die Alster!

 

Besonderen Gruß,

Marco!

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Liebe Leute,

gilt die Gleichmacherei nicht nur für "Massenware"?

Ich habe da auch andere Titel im Regal stehen (die z. T. in Massen verkauft wurden):

 

Der wunderbare Massenselbstmord

Die geheimnisvolle Flamme der Königin Luana

Der Leich

Fahrt ins Staublose

Wassermusik

Ein Hoch auf die Dummheit

Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins

Die Bar auf dem Meeresgrund

Schneeweiß und Russenrot

Salomos Urteil - zweite Instanz

Erdsee

Die toten Seelen

Onkel Toms Hütte

Wem die Stunde schlägt

Der Steppenwolf

Parasiten-Person

Löwenzahnwein

Die schweigende Welt des Nicholas Quinn

Der illustrierte Mann

Fahrenheit 451

Halbschlaf im Froschpyjama

Die Form des Wassers

Der Dieb der süßen Dinge

In die Sonne sehen

Tante Julia und der Kunstschreiber

Gottes Werk und Teufels Beitrag

Die Straße der Ölsardinen

Alles ist erleuchtet

 

Und nu?

fragt Petra,

die sich riesig über den Titel ihres neuen Romans freut  ;D

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Rainer Innreiter

Hey, ein Bradbury-Leser! Du hast noch einen Titel vergessen: "Die goldenen Äpfel der Sonne" - ich finde, das ist ein wunderschöner Titel.

Um etwas zum Thema beizutragen: Im Nachhinein betrachtet war der Titel meiner KG-Sammlung "Nacht über Median" wohl auch nicht so berauschend interessant, wie ich anfangs dachte. ;D

 

Ich denke, kurze Titel sind einfach prägnanter! Nehmt nur Phil Dick her: Der Mann hat 200 Kurzgeschichten geschrieben, und die meisten bestehen aus kurzen, harten Beschreibungen wie "Zahltag" oder "Variante 2".

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"Gottes Werk und Teufels Beitrag" ist für mich einer der besten Titel aller Zeiten. Ich mochte auch "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" sehr, weil es eben so gegen den Strich gebürstet war.

 

Ach, und Petra - wann darfst Du uns den Titel Deines neuen Romans verraten? Und ja, ich bin neugierig 8)

 

Liebe Grüße

Ursula

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Hallo, ihr Lieben!

 

Klingt nach nem Spitzen-Thriller... ;D

'Das Methadon-Programm'

Vermutlich ein Spitzen-SpRitzen-Thriller! ;D

 

Der Titel ist doch schon die Besonderheit... wozu soll ich den Rest noch lesen? 8)

Du ahnst nicht, wie recht du hast! Selten so ein fades Ding gelesen. Kein Wunder, daß Donna Cross seitdem von Ankündigungen lebt.

 

gilt die Gleichmacherei nicht nur für "Massenware"?

Naja, Massenware auf jeden Fall, aber nicht nur. Mir kommt gerade die verlagsseitige Argumentation geradezu hysterisch vor: "Die Leser wollen das so." "Autoren können keine Titel machen."

Das ist schlichtweg Unfug: Es gibt sowohl Beispiele von Kleinst- und Selbstverlagspublikationen, bei denen Autoren für die Titelwahl tief ins Klo gegriffen haben, als auch Veröffentlichungen in Großverlagen, bei denen man sich ernsthaft fragt, welcher Idiot sich so einen Quatsch von Titel ausdenkt. Interessanterweise werden sogar anderslautende Titel aus dem fremdsprachigen Ausland an deutsche "Lesegewohnheiten" angepaßt. Das ist, als würde man allen Mazdas, Nissans, Mitsubishis an der Grenze VW-Schnauzen verpassen mit der Begründung, daß deutsche Autofahrer nun mal nur VW-Schnauzen kaufen würden. http://www.cosgan.de/images/smilie/frech/e040.gif

 

Grüße aus der Schreibstube,

Iris :s17

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Hallo Ursula,

solche Einzelheiten verrate ich immer, wenn die Vorschau erscheint, nur so viel: Es ist ein einziges Wort, das es in dieser Kombination sicher noch nie gab, es hat Farbe, Duft, Musik und Emotion. Entstanden bei einem herrlichen Telefon-Brainstorming mit meiner Lektorin - die Programmkonferenz war hingerissen. Es ist also nicht so, dass grundsätzlich Titel dort verworfen werden...

Hallo Rainer: nicht nur Bradbury-Leserin, sogar Fan. Für mich einer der besen Kurzgeschichtenschreiber, vor dem ich in Ehrfurcht erstarre.

 

Schöne Grüße,

Petra

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Liebe Titelmeckerer,

 

ich glaube, es war auf der Seite von Titus (im Tagebuch?), wo eine Leserin, ein eingefleischter Fan, entnervt abwinkte und (sinngemäß) sagte, sie kaufe prinzipiell keine Innen-Bücher mehr.

 

Der gute Jan hat einen Moment gebraucht, aber dann doch begriffen :s20: Die Weinmacherin, die Essighändlerin, die Ölbaronin...

 

Es gibt also durchaus Leser, Fans, die von dieser Verlagsmarotte bloß noch genervt sind - so genervt, daß sie die Bücher nicht mehr kaufen.

Mögen wenige sein, aber vielleicht werden es auch immer mehr.

Nur - merken die Verlage, daß ein Buch aufgrund des Titels links liegengelassen wird?

Die Verlagsleutchen, die sich diese Titel ausdenken, werden es wohl eher auf das Buch, den Autor etc schieben...

 

Vielleicht können die "historischen Experten" was Genaueres dazu sagen?

 

Gruß

Jan

 

PS: was treibt Ihr Euch eigentlich alle bei dem schönen Wetter im Forum herum?

Ich fahre jetzt an den Rhein und guck zu, wie die Sonne übers Wasser trippelt :s17

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Hallo Iris,

Mir kommt gerade die verlagsseitige Argumentation geradezu hysterisch vor: "Die Leser wollen das so." "Autoren können keine Titel machen."

Ich muss da den Verlagen und Andreas echt geben - die meisten Autoren können es wirklich nicht. Auch meine Ersttitel waren immer ein Griff ins Klo :s03

Maßgeblich für Titel ist eigentlich der Vertrieb, weil er seine Pappenheimer im Buchhandel kennt und weil Buchhändler Vorlieben haben. Man könnte natürlich darüber nachdenken, ob die Titelverflachung nicht auch damit zusammen hängt, dass immer weniger ausgebildete Buchhändler Bücher verkaufen, sondern immer mehr Leute, die gerade noch wissen, wie man eine Ladenkasse bedient...

 

Glaubst du nicht? Dann lies mal hier:

 

(Link ungültig)

 

über Ullis Abenteuer, einen verdammt komplizierten Titel namens "Stechapfel und Belladonna" zu erstehen, von einer Autorin, die sich erdreistet, einen Namen von "auswärts" zu führen... :s10

 

Viel Vergnügen,

Petra

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Man könnte natürlich darüber nachdenken, ob die Titelverflachung nicht auch damit zusammen hängt, dass immer weniger ausgebildete Buchhändler Bücher verkaufen, sondern immer mehr Leute, die gerade noch wissen, wie man eine Ladenkasse bedient...

 

Liebe Petra,

 

ich glaube, da hast Du den Finger exakt auf einen der wundesten Punkte gelegt!

 

Gruß

Jan

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Hallo, Petra!

 

Es ist also nicht so' date=' dass grundsätzlich Titel dort verworfen werden...[/quote']

Es hängt davon ab, ob dein Lektor vom Projekt begeistert ist, hinter dir steht und Durchsetzungsvermögen hat. Das gilt bei Erstlingen erfahrungsgemäß nur eingeschränkt.

 

Nicht daß ihr alle denkt, ich bin angefreesen wegen meiner Erfahrungen -- ich denke, daß ich noch großes Glück gehabt habe, obwohl nach einem Lektorenwechsel die Chemie einfach nicht mehr gestimmt hat. Wir lagen einfach zu weit in unseren Ansichten auseinander, was einen "guten Roman" ausmacht, ohne daß ich das jetzt werten will.

 

Da hat inzwichen ein erneuter Wechsel stattgefunden, und ich bin gespannt und neugierig -- btw positiv neugierig, weil es sich diesmal um einen Mann handelt und ich im Schnitt mit Männern besser zusammenarbeiten kann als mit Frauen.

 

Wenn wir das andere Projekt unter Dach und Fach haben, werde ich wieder nur mit Männern zu tun haben, obendrein mit einem, den ich privat kenne und dessen Arbeit ich schätze; er ist der Lektor eines guten Freundes, und ich finde, daß er mit seinen Anmerkungen meistens ins Schwarze trifft und zugleich Argumenten des Autors durchaus zugänglich ist.

 

Ich muss da den Verlagen und Andreas echt geben - die meisten Autoren können es wirklich nicht. Auch meine Ersttitel waren immer ein Griff ins Klo :s03

Bei "Ersttiteln" bestreite ich das überhaupt nicht. Die dienen bei mir nur der Identifikation auf der Festplatte, tragen meist den Namen der Hauptfigur, und gut ist.

 

Ich möchte mich hier nicht über diese Prozeduren auslassen, aber meine Erfahrungen waren nicht nur positiv, obwohl die Ergebnisse beim ersten Buch sehr gut waren (vor allem der "antizyklisch-atypisch gestaltete Einband!) und beim zweiten durchaus gut (wieder vom Einband gerettet!). Meiner ansicht nach hängt es eben wirklich vom Verhältnis Autor-lektor ab, und wenn ein Projekt nur unter "Ferner liefen" geführt wird, das Verhältnis zwischen Autor und Verlag geschäftlich anonym ist und der Lektor möglicherweise selbst nur einer von vielen im Hause ist, dann tut das dem Projekt nicht gut. ;-)

 

Man könnte natürlich darüber nachdenken, ob die Titelverflachung nicht auch damit zusammen hängt, dass immer weniger ausgebildete Buchhändler Bücher verkaufen, sondern immer mehr Leute, die gerade noch wissen, wie man eine Ladenkasse bedient...

Womit du mir letztendlich recht geben würdest, denn wie sollten diese Leute beurteilen können, was "die Kunden" (i.e. eine anonyme Masse) wirklich kaufen wollen?

Früher haben meistens die Autoren die Titel festgelegt -- waren früher alle Titel Schrott? Die Masche, daß der Titel verlagsseitig festgelegt wird, stammt aus der Auftragsschreiberei für Heftromane.

 

Liebe Grüße aus der Schreibstube (neben der Terrassentür!)

Iris :s17

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Hallo Iris,

so sehr sind wir in der Meinung nicht auseinander!

Es hängt davon ab' date=' ob dein Lektor vom Projekt begeistert ist, hinter dir steht und Durchsetzungsvermögen hat.[/quote']

Wenn das der Fall ist, hat man sozusagen die goldene Waschmaschine gewonnen!

Aber bei den Kollegen, die ihren eigenen Titel platzieren konnten, lag's meist am Freund Zufall. Die hatten einfach genau das getroffen, was der Vertrieb bejubelte.

 

Wenn es nicht ein ganz grausiger Titel ist, gegen den ich auch mit allen Zähnen kämpfen würde, sehe ich das recht locker. Ich muss nicht alles selbst können. Mein Vorschlagstitel für den ersten Roman hieß "Des Lebens süßer Alptraum" *würgs*

 

Bei "Ersttiteln" bestreite ich das überhaupt nicht. Die dienen bei mir nur der Identifikation auf der Festplatte, tragen meist den Namen der Hauptfigur, und gut ist.

Ich meinte damit das erste, was ich der Titelkonferenz vorschlage :-[

Meiner ansicht nach hängt es eben wirklich vom Verhältnis Autor-lektor ab

Kommt auf den Verlag an. Gegen unsere Umschlaggestalterin z.B. sind alle machtlos. :s12

Ich denke auch da positiv... die Tatsache, dass auf meinem Cover sehr junge Damen lächeln, während die Romanfiguren alle älter als vierzig sind, bringt mir jetzt wahrscheinlich ein Interview zum Thema "Altern" im Buchmarkt ein ::) Nicht auszudenken, wenn die das richtige Alter gehabt hätten...

 

und wenn ein Projekt nur unter "Ferner liefen" geführt wird, das Verhältnis zwischen Autor und Verlag geschäftlich anonym ist und der Lektor möglicherweise selbst nur einer von vielen im Hause ist, dann tut das dem Projekt nicht gut.

Das ist der Grund, warum ich Anfängern nicht ausrücklich zu großen Publikumsverlagen rate.

 

Übrigens schleicht sich bei der Titelfindung noch etwas viel schrecklicheres ein! Google, amazon. Immer mehr Menschen suchen ihre Bücher nach Suchmaschine aus, geben Stichworte ein. Suchmaschinen interessieren sich nicht für Sprache und Literatur, nur für Mathematik. Mein Roman wird dadurch auf vielen großen einschlägigen Drogenportalen empfohlen... das Zielpublikum findet ihn nur wegen des Untertitels. Also... wie wird das in Zukunft: wie google-sensibel werden Titel sein müssen? :s10

 

Schöne Grüße aus dunklen Gewitterlanden,

Petra

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"Gottes Werk und Teufels Beitrag" ist für mich einer der besten Titel aller Zeiten.

 

Es ist zwar schon etwas off-Topic, aber ich möchte hier mal nörgeln!

Ich halte den deutschen Titel des Buches nämlich als Komplett und total missglückt, weil es aus John Irvings Roman 'The Cider House Rules' eine Geschichte über Abtreibung macht, während es eigentlich eine Geschichte über Regeln und das brechen derselbigen ist...

 

Womit offenkundig wird, dass einen der Titel eines Buches doch arg beeinflussen kann, denn wer 'Gottes Werk & teufels Beitrag' liest, wird sämtliche Anspielungen auf Regeln (derer gibt es Hunderte) gar nicht wahrnehmen, sondern eben nur nach Gottes Werk und Teufels Beitrag suchen...

Wer aber 'The Cider House Rules' liest, wird nach Regeln suchen, und die Abtreibungen nur als ein Element der Geschichte betrachten.

Hier macht der Titel die 'Prämisse' des Buches.

 

Gute Titel haben also eine nicht zu unterschätzende Macht für ein Buch.

Aussagelose und austauschbare Titel wie das 'Zeus-Geheimnis' lassen den Leser alleine - in meinen Augen ein weiteres Element, dass der Titel eines Buches etwas über seinen Inhalt sagen sollte, nicht über sein Genre! :)

 

Lieben gruß, Marco! :s17

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Hallo Marco,

du wirst lachen, ich hab das Buch gelesen, ohne mich während des ganzen Lesens an einen Titel erinnern zu können. Der war mir nämlich in der damaligen sehr französischen Sprachphase viel zu kompliziert zum Merken... ich hab ihn gelesen, aber nie verstanden. Der Lesegenuss war ungetrübt.

 

Ich will also als Leser auch nicht auf irgendwelche Prämissen festgenagelt werden, ich will mir mein Denken selbst erlesen.

 

Schöne Grüße,

Petra

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