Zum Inhalt springen
herby

meine neue lektorin nervt

Empfohlene Beiträge

schreiben und veröffentlichen wäre ja so schön, wenn nur die lektoren manchmal nicht so nerven würden.

gerade sitze ich über den anmerkungen meiner neuen lektorin und bei jeder 2. oder 3. anmerkung frage ich mich, was soll denn das? Da wird hinterfragt, was ganz eindeutig ist, z.B. ob ich mit nordamerikanischer küche auch nordamerik. küche meine oder wenn ein Ofen kurz geöffnet wird, ob er dann später wieder geschlossen wird. das nervt,

na ja, einige verdeutlichungen sind schon sinnvoll, na ja die hälfte des textes habe ich geschafft und morgen ist auch noch ein tag

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Solange sie nicht fragt, ob du mit Salz auch Salz meinst, und warum zum Backen die Herdplatten ausbleiben... ;)

 

Ich finds irgendwie lustig! *grien* ;D

 

Marco!

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Goldene Regel, lieber herby: Ändere das, was du als begründet kritisierst erkennst, bei allem anderen überlege dir, wo du ihr Duftmarken zugestehen kannst und wo nicht.

 

Noch was: Du bist ein Mann, du kannst argumentieren! Bei Frauen ist das anders -- die zicken bloß rum! ;D

 

(Nimm mich bloß nicht ernst! :s21)

 

Fröhliche Grüße,

Iris :s17

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Herby,

ich hab die Erfahrung gemacht, dass Menschen nur Menschen sind. Und die müssen sich, wenn sie neu zusammen arbeiten, auch manchmal erst zusammenraufen. Du weißt vom virtuellen Austausch, wie oft man aneinander vorbeiredet, weil das Medium so träge ist - bei Randnotizen ist das noch häufiger der Fall.

 

Mein Rat: Lass deine erste Aktion nicht sein, an dritter Stelle über die Frau zu jammern, diese Energie überträgst du nämlich in deine Zusammenarbeit mit ihr.

 

Lern die Frau kennen, lass die Frau dich kennenlernen. Sie ist deinen Stil genauso wenig gewohnt wie du ihren. Ruf sie in einer ruhigen Minute an. Frag sie, wo du etwas nicht verstehst. Erzähl ihr von deinem bisherigen Arbeitsstil. Lass dir von ihrem erzählen. Redet miteinander, nicht übereinander.

 

Ich wünsch euch ein gutes Gepräch!

Schöne Grüße,

Petra

 

PS: Es macht tatsächlich einen Unterschied, ob ich eine Ofentür kurz lüfte oder den Ofen ganz öffne - das spricht für die sprachliche Präzision der Dame, die ich mir als Kochbuchleserin wünsche...

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo, Petra!

 

Redet miteinander' date=' nicht übereinander.[/quote']

Das setzt voraus, daß ein persönliches Kennenlernen auch möglich ist. Was bei einigen Verlagen durchaus gern gesehen wird, stellt bei Häusern mit Massenausstoß häufig ein Problem dar. Wer zig Projekte parallel betreuen muß, kann sich kaum noch auf einen Autor einstellen -- da wird dann alles flugs über densselben Kamm geschoren.

 

Ich mag es auch nicht, wenn jemand nach Kriterien, über die ich nicht mal informiert werde, in meinem Text herumfummelt. Z.B. habe ich meine Gründe, eine bestimmte Erzählhaltung, -form und -perspektive durchgängig durchzuhalten -- Eingriffe, die zu Perspektivsprüngen, "Haltungs-" und "Formfehlern" führen, können mich richtig in Wut bringen. :(

 

Deshalb kann ich nur raten, so früh wie möglich den persönlichen Kontakt zum Lektor zu suchen! Vis à vis, am besten beim Essen, bei einem guten Glas Wein in entspannter Atmosphäre und neutraler Umgebung (der Verlag wirkt auf viele Nachwuchsautoren wie ein aufgerissener Löwenrachen ...).

In solchen Gesprächen erfährt man viel voneinander und lernt, einander zu vertrauen.

Und Vertrauen ist das entscheidende Element der Beziehung zwischen Autor und Lektor!

 

Liebe Grüße,

Iris :s17

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

wo du ihr Duftmarken zugestehen kannst und wo nicht.

 

Dein Lektor hat keinen leichten Stand, wenn du aus diplomatischen Gründen glaubst, ihm gönnen zu müssen, hier und da an deinem Werk herumzupfuschen. Ich wünsch dir einen, der dich versteht.

 

@ herby: Petras Posting kann ich unterschreiben. Eine gute Beziehung zwischen Lektor und Autor ist der Kreativität dienlich und rechnet sich langfristig.

 

Gruß,

 

Tin

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Das setzt voraus' date=' daß ein persönliches Kennenlernen auch möglich ist. Was bei einigen Verlagen durchaus gern gesehen wird, stellt bei Häusern mit Massenausstoß häufig ein Problem dar.[/quote']

Sorry Iris, dass ich dir widersprechen muss. Für ein Telefonat mit einem Autoren unter Vertrag muss die Zeit drin sein und dabei klären sich normalerweise jede Menge Missverständnisse und Empfindlichkeiten, wenn beide Seiten miteinander zu kommunizieren bereit sind und nicht gleich in Abwehrstellung gehen. Hier geht's ja um einen akuten Fall.

 

Das persönliche Kennenlernen sollte man natürlich immer versuchen - unabhängig von akuten Problemen, entspannt.

Und da schließe ich mich Tins Wunsch an, dass du einen Lektoren findest, der dich versteht - und einen Verlag, der seinen Lektoren wenigstens ein Essen mit dir zugesteht ;-)

 

Du scheinst besonders schlechte Erfahrungen gemacht zu haben... ich ab jetzt vier Verlage durch, davon einen Massenverlag und einen gößeren - immer haben sich die Lektoren Zeit genommen, wenn man sich um sie bemüht hat und zu spüren war: da will jemand echtes Teamwork. Dafür sind die nämlich dankbar, wenn man dann hört, was die Armen mit manchen Autoren durchmachen ;-)

 

Schöne Grüße,

Petra

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo, Petra!

 

Sorry Iris' date=' dass ich dir widersprechen muss.[/quote']

Du widersprichst mir eigentlich gar nicht. Vermutlich habe ich mich nur unpräzise ausgedrückt.

 

Ich kenne inzwischen etliche Autoren, die natürlich auch die unterschiedlichsten Erfahrungen bei der Zusammenarbeit mit Lektoren gemacht haben. Ich schöpfe da keineswegs nur aus eigenen Erfahrungen, sondern auch aus jahrelangem regem Austausch.

Bei mir war es zwar problematisch, aber mir sind abgesehen von vielen sehr guten Zusammenarbeiten durchaus einzelne Fälle zu Ohren gekommen, in denen es zu wahren Katastrophen kam.

 

In der Lektoratsphase geht 's nun mal gelegentlich ans Eingemachte, ans Herzblut. Wenn einem da jemand reinmengt, muß man ihm schon vertrauen, um das wirklich akzeptieren zu können -- oder widersprichst du mir da? ;)

 

Um jemandem vertrauen zu können, braucht es eine persönliche Basis. Die kann nicht ausschließlich auf Fax und Mail basieren, das schreibst du ja selbst. Telefon ist schon mal gut, aber ich kenne eine Menge Leute (auch Lektoren) die gar nicht gerne telefonieren! :)

Ein informelles persönliches Treffen ist definitiv das beste, was man tun kann, damit beide Seiten sich verstehen und einander vertrauen.

Ist das nicht möglich, sollte zumindest der telefonische Kontakt gesucht werden.

 

Mehr wollte ich eigentlich nicht zum Ausdruck bringen.

 

Dafür sind die nämlich dankbar, wenn man dann hört, was die Armen mit manchen Autoren durchmachen ;-)

Nachdem was ich gelegentlich direkt mitbekommen habe, kann ich beide Seiten verstehen. Wenn man als Debütant wie ein billiger Lohnschreiber behandelt wird, der jede verlagsseitig gewünschte Änderung am Buch schlichtweg zu akzeptieren hat (und mit dem entsprechenden Auftreten wird das dann gelegentlich durchgeboxt), dann wird man zum Allürenarsch, wenn man es geschafft hat.

 

Daß es daneben auch auf Autorenseite durchgeknallte Künstlertypen gibt, bezweifle ich ja gar nicht. Die allerdings hätten ohnehin nie eine Chance gehabt in Häusern, in denen gelegentlich von der Manuskriptabgabe bis zum Druck der Autor selbst auf Nachfrage nur hingehalten wird, nie Satzspiegel/Fahnen zu Gesicht bekommt -- und dann staunt, was unter seinem Namen publiziert wird. Und die häufigste "Entschuldigung" ist ein schlichtes "Dafür war keine Zeit mehr."

 

Was alle diese negativen Fälle eint, ist die Tatsache, daß nur schriftlicher, bestenfalls seltener telefonischer Kontakt bestand.

 

BTW: Ich habe meine Fahnen immer bekommen und Seite für Seite abgesegnet, wie sich das gehört -- nicht daß du denkst, ich sei so sträflich behandelt worden. :)

 

Liebe Grüße

Iris :s17

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Was mich interessieren würde:

 

Wenn der Lektor denkt, jener Abschnitt, jene Szene gehört umgeschrieben und der Autor ist anderer Meinung (Ob zu Recht, oder nicht, ist egal) Und die beiden kommen auf keinen gemeinsamen Nenner, wessen Wille setzt sich dann durch? Hat der Lektor die Macht, den Autor zur Änderung zu zwingen, bzw. kann er Druck ausüben und sagen: Entweder du änders, oder wir vergessen das Ganze.

hm?

 

Grüße

Quidam

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Lieber Quidam,

 

haste mich zwar schon mal privat gefragt ;D, aber ich bin beim Lesen dieses threads auch fast ein bißchen erschrocken.

 

Hatte ich bloß verdammtes Anfängerglück? Ich hatte überhaupt keine Probleme - mein Lektor freute sich, daß er mit meinem Manuskript keinerlei Arbeit mehr hatte, machte mir aber einen (guten) Vorschlag, der mir anfangs nicht behagte, darauf er: "Sie sind der Autor, Sie entscheiden, ich gebe Ihnen nur die Anregungen."

 

Ich hab seinen Vorschlag dann umgesetzt, weil er gut war. Also - von Druck und Zwang zumindest bei mir keine Spur.

 

Gruß

Jan

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo, Jan!

 

Ich persönlich kenne beides -- manchmal kommen wirklich gute Vorschläge, manchmal (gerade im Falle von "Geschmackssachen) kommt man einfach auf keinen grünen Zweig. Wie man solche Konflikte ohne Streit miteinander löst, ist die ganze Hexerei.

Und dazu ist es eben gut, wenn man sich persönlich kennt. So früh wie möglich! Dann weiß man nämlich auch, wie man miteinander reden kann.

 

Die ernsten Konflikte entstehen eigentlich nur dadurch, daß man mit einem Unbekannten mehr oder weniger kommuniziert, nicht weiß, wie man reagieren soll, sich unverstanden fühlt etc.

 

Ich wollte wirklich keine Panik schüren -- da ist offenbar einiges aus meinem Posting herausgelesen worden, was so nicht drinsteht. Aber das Thema ist nun einmal sensibel: Es geht um unsere Babys, und da sind wir nun mal verletzlich.

 

Und genau deshalb entstehen Probleme in der Kommunikation. Autoren und Lektoren sind Menschen - und kein Mensch ist unfehlbar! Aber je besser man den anderen einschätzen kann, desto genauer und wirkungsvoller funktioniert die Zusammenarbeit.

 

Liebe Grüße,

Iris :s17

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Liebe Iris,

 

nee, Du hast keineswegs Panik geschürt, aber naiverweise denkt man doch, Lektor und Autor ziehen an einem Strang: aus einem Manuskript ein "rundes" Buch machen.

 

Mir ist schon klar, daß es nicht immer so harmonisch läuft, aber das ist wohl wie überall im Leben: mit dem einen kann man, da stimmt die Chemie - mit dem anderen kann man nicht. :s01

 

Gruß

Jan

 

PS: Die hast die schönsten Signaturen - bisher der weise Camus, nun dieser Preußler, der mich bei jedem Lesen zum Lachen reizt ;D

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Quidam,

Wenn der Lektor denkt' date=' jener Abschnitt, jene Szene gehört umgeschrieben und der Autor ist anderer Meinung (Ob zu Recht, oder nicht, ist egal) Und die beiden kommen auf keinen gemeinsamen Nenner, wessen Wille setzt sich dann durch? [/quote']

Dieser Extremfall wird in der Realität kaum vorkommen. Warum soll ein lektor ein derart überarbeitungswürdiges Werk ankaufen wollen, wenn er dafür tausend fast druckfertige haben kann? ;-)

Schöne Grüße,

Petra

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Daß es daneben auch auf Autorenseite durchgeknallte Künstlertypen gibt, bezweifle ich ja gar nicht. Die allerdings hätten ohnehin nie eine Chance gehabt in Häusern, in denen gelegentlich von der Manuskriptabgabe bis zum Druck der Autor selbst auf Nachfrage nur hingehalten wird, nie Satzspiegel/Fahnen zu Gesicht bekommt -- und dann staunt, was unter seinem Namen publiziert wird.

 

Hm, aber du weißt, dass man als Autor dann die ganze Auflage recht leicht komplett einstampfen lassen kann? Gerade bei "durchgeknallten Künstlertypen" ist das für den Verlag ein recht gefährliches Spiel. Und auch bei manch anderem Typen, je nachdem, was da veröffentlicht wird ... ::)

 

Hat der Lektor die Macht, den Autor zur Änderung zu zwingen, bzw. kann er Druck ausüben und sagen: Entweder du änders, oder wir vergessen das Ganze.

 

Das kommt drauf an, wie die Vertragslage ist. Gedruckt werden darf schon mal gar nichts ohne Genehmigung des Autors. Alles andere ist dem freien Spiel der Kräfte überlassen ;)

Und da sehen die realen Verhältnisse mitunter etwas anders aus als die rechtlichen, nach denen die Stellung des Autors in der Regel eigentlich meist die stärkere wäre.

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

danke für die bisherigen tipps. ich werde mich sicher einigen. denn wie gesagt, es nervt, aber es gibt keine unüberwindlichen hindernisse.

das gab es nur einmal vor jahren, da habe ich dem verlag dann angeboten, den vorschuss zurückzuzahlen und das buch nicht zu veröffentlichen. daraufhin hat ein anderer lektor das buch bearbeitet und seine vorschläge waren begründet und wurden dann von mir auch überwiegend übernommen.

doch mit dem persönlichen kennenlernen ist es so eine sache. genau dieses buch habe ich im herbst in frankfurt mit der damaligen lektorin detailliert besprochen, aber jetzt ist sie im mutterschutz und ich muss mich an eine neue gewöhnen und jetzt wieder nach frankfurt fahren, ist mir echt zu teuer.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo, Spinner!

 

Hm' date=' aber du weißt, dass man als Autor dann die ganze Auflage recht leicht komplett einstampfen lassen kann? Gerade bei "durchgeknallten Künstlertypen" ist das für den Verlag ein recht gefährliches Spiel. Und auch bei manch anderem Typen, je nachdem, was da veröffentlicht wird ... ::)[/quote']

Im ersten Fall kannste davon ausgehen, daß derjenige eine ganze Weile nirgends mehr ein Bein auf die Erde kriegt. ;)

 

Im zweiten (z.B. Maxim Billers Esra oder Thor Kunkels Endstufe) bringt das vor allem Medienaufmerksamkeit -- also Publicity für ein bereits gedrucktes Buch. Und wie wir alle wissen, gibt es keine schlechte Publicity. ;D

 

Liebe Grüße,

Iris :s17

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo, Jan!

 

Die hast die schönsten Signaturen - bisher der weise Camus' date=' nun dieser Preußler, der mich bei jedem Lesen zum Lachen reizt ;D[/quote']

Vor allem, wenn man weiß, in welchem Zusammenhang die Äußerung steht: Sie stammt aus einer heute-Reportage zu Preusslers 80. Geburtstag am 20.10.2003 (Eine Träne für Petrosilius Zwackelmann -- der Bericht ist im I-Net leider nicht mehr greifbar). Darin heißt es über die Entstehung des Krabat, den ich sehr liebe:

»Den "Krabat" brachte Preußler erst nach zehn Jahren zu Ende. Das halb fertige Manuskript hatte er einmal sogar schon in den Papierkorb geworfen. "Meine Frau hat ihn heimlich wieder rausgeholt und aufgehoben", erzählt Preußler. "Als ich zwei, drei Jahre später gesagt habe, den hätt' ich nicht wegschmeißen sollen - da war er wieder da! Da hab ich Glück gehabt."«

 

Verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel wischende Grüße,

Iris :s17

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Im ersten Fall kannste davon ausgehen, daß derjenige eine ganze Weile nirgends mehr ein Bein auf die Erde kriegt.

 

Jaein ... Das stimmt nur bedingt. Das ein Urheber seine Rechte auf diese Weise geltend macht, ist gar nicht mal so selten - auch wenn letztendlich selten wirklich was eingestampft wird. Aber es ist ein reales und wirksames Druckmittel, und man sollte es als solches einsetzen, um seine Interessen zu wahren. Natürlich höflich und ohne dass man es als Drohung formuliert oder es auch nur deutlich ausspricht - aber so viel sprachliche Rafinesse kann man von einem Autor ja erwarten ;) Es ist auch gar nicht so schwer, denn jeder Profi weiß recht gut, wohin ein solcher Konflikt eskalieren kann, wenn man sich nicht gütlich einigt.

Ich erinnere mich noch gut an die Besorgnis in "meinem" Verlag, als mal ein Buch in Druck ging, bei dem ein Übersetzer aus formalen Gründen ein Einstampfen hätte verfügen können, und an die Erleichterung, dass dieser Übersetzer als umgängliche Persönlichkeit galt ... Und ich erinnere mich an die Leichtigkeit, mit der Kollegen über ähnliche Fehler geredet haben, wo die Rechtslage anders und die Auflage nicht in Gefahr war.

Also, man kann davon ausgehen, dass jeder Profi in kommerziellen Verlagen diese Gefahr eines Zerwürfnisses mit dem Rechteinhaber immer im Hinterkopf hat, und das sollte man im Umgang mit dem Verlag auch haben. Und man sollte, am besten ohne es explizit auszusprechen, auch immer deutlich machen, dass man als Autor seine Rechte kennt und ausschöpft. Dann sind die Chancen am größten, dass man nie in eine Situation manövriert wird, wo man wirklich mal eine Auflage einstampfen lassen will ;D

 

Es wird wohl nie passieren, dass "man nie mehr ein Bein auf den Boden kriegt", nur weil man Kommunikation wünscht und diese notfalls auch erzwingt. Das passiert wohl eher, wenn man sich wirklich als empfindliche Künstlerseele zeigt, mit der gar nicht zu reden ist.

Wenn das Gegenüber sich zur Kommunikation nicht zwingen lässt, würde ich das für eine Folge der Deprofessionalisierung der Branche halten - ich würde also davon ausgehen, dass ich einem Laien gegenübersitze, der sich mit den Geschäftsgepflogenheiten nicht auskennt; und in dem Falle hätte ich als Autor auch keine Skrupel, eine Auflage einstampfen zu lassen, um einen Hobby-Verleger auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Ich würde davon ausgehen, dass die Profis in der Branche danach auch wissen, was da passiert ist und warum.

Und ich würde davon ausgehen, dass so etwas auch eher im Umgang mit Kleinstverlagen geschieht, wo mitunter die empfindlichen Künstlerseelen im Lektorat sitzen :). Großverlage habe ich immer als sehr korrekt erlebt, und ab dem Mittelstand abwärts driftet es dann etwas auseinander. Iris, du hast ja bei Heyne veröffentlicht - ich wurde dort von der zuständigen Lektorin angemailt, als sie kurz vor Drucklegung noch sprachlich einige Änderungen an meiner Wortwahl vornehmen wollte. Also kann ich mir auch nicht vorstellen, dass das von dir geschilderte Wort-Case-Szenario dir bei deinem Verlag hätte passieren können ...

Wenn es bei Heyne solche Fälle gestörter Kommunikation gab, würde ich vermuten, dass sie sich während der chaotischen Zeiten abspielten, als die Leute zwei Jahre lang selbst nicht wussten, zu welcher Firma sie gehörten, und als alle Programme nur auf Widerruf geplant werden konnten, weil man nie sicher sein konnte, wie sich die im Kartellrechtsstreit schwankenden Eigentumsverhältnisse auf die Budgetierung auswirken würden. Aber das waren sicher keine normalen Arbeitsbedingungen im Lektorat, und vermutlich wäre das jetzt auch ein ganz anderes Thema ...

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Halo, Spinner!

 

Wir wiedersprechen uns nicht wirklich. Ich wollte davor warnen, damit zu drohen, dieses Recht in Anspruch zu nehmen, indem man verdeutlicht, daß man "die ganze Auflage recht leicht komplett einstampfen lassen kann" -- und genau das bestätigst du ja.

Mein Tenor ist: Suche von vornherein ein gutes persönliches Verhältnis zum Lektor an! Das vermeidet Kommunikationsprobleme, weil man wesentlich persönlicher miteinander umgeht.

 

Edit: Warum geht hier eigentlich jeder davon aus, ich würde auf "böse Lektoren" eindreschen? Bin doch selber in dieser Ecke tätig, wenn auch nicht im Verlag, sondern für "meine" Autoren ...

 

Liebe Grüße,

Iris :s17

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Suche von vornherein ein gutes persönliches Verhältnis zum Lektor an!

 

Genau. Oder zumindest ein gutes "geschäftsmäßiges" Verhältnis. Ich denke, am gesündesten ist es, wenn man in Konfliktfällen einfach das ganze künstlerische Brimborium und die "Wer hat Recht"-Frage bei der Betrachtung außen vor lässt und das Verhältnis nüchtern als Geschäftsbeziehung definiert. Denn daraus kann man so einiges ableiten, was auch sonst fürs Geschäftsleben gilt:

 

1. ... dass es niemals gut ist, seinen Geschäftspartner vor die Wand fahren zu lassen

2. ... dass jedes Zugeständnis, dass man durch eine Drohung erreicht, grundsätzlich kein Handel mehr ist, sondern eine Erpressung, die man deshalb auch tunlichst vermeiden sollte

3. ... dass es andererseits auch nicht gut ist, immer nachzugeben und sich über den Tisch ziehen zu lassen. Denn auch ein solcher Ruf spricht sich rum.

4. ... dass es für eine langfristige Geschäftsbeziehung auch nicht gut ist, seinen Geschäftspartner über den Tisch zu ziehen, selbst wenn man es könnte. Das ist auch für den Lektor wichtig; denn wenn er dem Autor das Gefühl vermittelt, dass letzterer immer nachgeben muss, dann kann er sich ebenso ausrechnen, dass der Autor die Beziehung immer nur nach Macht und Möglichkeiten definiert - sprich, wenn der Autor es sich erlauben kann, wird er entweder den Verlag wechseln oder dem Lektor nicht mehr zuhören. Das kann sich auch ein Lektor nicht wünschen.

5. ... dass man deshalb auch ruhig unnachgiebiger auftreten kann, wenn der Geschäftspartner das ebenso hält - weil die Beziehung dann ohnehin keine langfristige Zukunft hat.

6. ... und dass es manchmal eben doch sinnvoll sein kann, seinen Geschäftspartner gezielt vor die Wand fahren oder die Drohung im Raum schweben zu lassen, wenn es der eigenen geschäftlichen Glaubwürdigkeit dient - nicht bei dem Ex-Partner, bei dem man das macht, sondern bei denen, mit denen man später noch Geschäfte machen will.

 

Also, im Prinzip ist alles möglich; es kommt nur auf das wie und wann an. Pauschale Hilfen wie "auf keinen Fall ..." oder "du musst unbedingt ..." halte ich daher für wenig sinnvoll.

Letztlich kann niemand dem Autor das richtige Gespür ersetzen, wie man wann als Geschäftsmann auftreten muss und kann - außer ein Agent! Wenn man ohne Agent arbeitet, wird es einem immer so gehn, dass man entweder die Kröten schluckt oder sich selbst aus dem Geschäft katapultiert, wenn man das Gespür nicht hat - oder dass man in derselben Situation jede Menge herausschlagen kann, wenn man ein glückliches Händchen dafür hat.

 

Grundsätzlich sollte man sich nur immer vor Augen halten, dass ebenso wie das Aushandeln eines Vertrages auch das Gespräch über Änderungswünsche des Lektorats immer ein beidseitiger Vorgang ist und niemals ein einseitiges "Diktat". Wer auf seine Reputation und eine langfristige Zusammenarbeit Wert legt, sollte danach streben, dass das Gesamtergebnis ein Kompromiss ist, der möglichst nah an dem tatsächlich, materiellen Verhältnis von Geben und Nehmen in dieser Beziehung liegt. Und, ja, dazu zählt durchaus auch das Gewähren von "Duftmarken". Denn am Ende werden alle Geschäfte immer von Menschen abgeschlossen, und für die ist sachliche Richtigkeit immer nur ein Kriterium, und die Frage "Wer hat Recht" häufiger ein Brandbeschleuniger als eine Hilfe.

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Bitte melde Dich an, um einen Kommentar abzugeben

Du kannst nach der Anmeldung einen Kommentar hinterlassen



Jetzt anmelden


×
×
  • Neu erstellen...