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chrissi

Die eigenen Leute in Geschichten wiederfinden

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Hallo an euch.

Vor ein paar Tagen gab ich einer Freundin eine Kurzgeschichte von mir zu lesen. Sie rief mich am gleichen Abend noch an und kringelte sich vor Lachen. In einer meiner Nebenfiguren hatte sie unseren alten Deutschlehrer wiedererkannt.

Sie hatte recht, er war es, mit Leib und Seele - doch mir wurde das erst bewusst, als sie es mir gesagt hatte.

Wie geht es euch mit konkreten Personen/Verhaltensweisen usw., die ihr aus dem "wahren Leben" kennt? Greift ihr bewusst auf solche Erfahrungen zurück?

Zum Beispiel das Ritual oder den Trinkspruch einer Jugendgruppe, in der man mal Mitglied war, die Marotte einer Freundin, den Zigarettenrauch erst einige Sekunden durch die Nase entweichen zu lassen, und dann den Rest durch den gespitzten Mund zu pusten...

Oder passiert euch das eher unbewusst (was sich wahrscheinlich ja gar nicht vermeiden lässt).

 

Und haben sich Bekannte von euch in euren (fiktiven) Geschichten einmal beim Lesen selbst wiedergefunden? Haben sie sich geärgert oder gefreut?

 

Eure neugierige Chrissi

Bei Droemer Knaur im März 2012:  Mondherz &&Meine neue Website

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Hallo Chrissi,

 

ich mache es genau wie du, nehme Verhaltensweisen realer Personen und dichte sie meinen Helden aus Kurzgeschichten an. In der Regel wreden sie da ja nur durch einen Charakterzug charakterisiert.

 

Bei Romanen bediene ich mich aus diesem Fundus eher weniger weil ich doch keinen ganzen Roman schreiben will, in dem der Held wie mein alter Mathelehrer ist. Davon mal abgesehen, kenne ich diesen Mathelehrer nur einseitig, eben nur als Lehrer, und für die Charakterisierung einer Romanfigur, da wäre noch allerhand dazu zu erfinden.

 

Grüße

Aneirin

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(Siberianchan)

Passiert mir sehr oft.

Ein kleines Mädchen ähnelt vom charakter her meiner älteren Schwester(laut, nervig, besserwisserisch, schrecklich).

Ihre Mutter hat verblüffende Ähnlichkeit mit meiner.

 

Und in zwei Nebenfiguren hab ich mich verewigt - ein Zwillingspaar. Ich hab meinen Charakter quasi gespalten, hie und da was ergänzt und die Kaffeesucht durch eine vorliebe für guten Wein(die im realern Leben nciht ausleben kann, da ich nix vertrage) ersetzt.

Aber sonst... ihr sulldedd de beeden ma im dialeggd gwassln hörn!

(das war mein persönlicher mischmasch, den ich gerne verwende - und den die Zwillinge auch drauf haben).

 

Eine Figur aus eienr anderen Geschichte wiederum erinnert mich stark an eine gute Freundin von mir - und das hat der Bardin das leben gerettet, ich kann ja schlecht meine Freundin und betaleserin umbringen und ihr das zum korrigieren vorlegen. ^^

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(Peter_Dobrovka)

Ich baue grundsätzlich reale Leute in meine Schreibe ein, weil ich mir dann keine Charaktere konstruieren und keine Gedanken über Authentizität oder deren eventuellen Mangel machen muß.

 

Manchmal macht es auch einfach Spaß, besonders urige Charaktere, die einem im Leben immer viel Spaß bereitet haben und an die man sich gerne erinnert, literarisch zu verewigen.

 

Peter

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Hallo Chrissi,

zu dem Thema habe ich hier:

(Link ungültig)

schon mal etwas geschrieben, siehe die Abschnitte "Romanidee" und "Wie autobiografisch ist ein Roman".

 

Zu deiner letzten Frage muss ich erstaunt feststellen, dass sich oft Leute in meinen Romanen wiederfinden, an die ich nie gedacht habe oder die ich nicht mal kenne. Das nehme ich allerdings als gutes Zeichen für Identifikation.

 

Allerdings muss ich zugeben, dass ich in dem Roman, den ich gerade schreibe, eine Nebenfigur eingebaut habe, deren Handlungen ein bestimmter Kreis von Menschen jetzt schon grölend vor Lachen verfolgt. Insider erkennen die Figur, aber natürlich ist sie so unkenntlich gemacht, dass nichts, aber auch gar nichts mehr mit der Realität übereinstimmt ;-)

 

Schöne Grüße,

Petra

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Na, ich weiß ja nicht...

 

Ich hab irgendwann mit siebzehn mal eine Schlüsselnovelle geschrieben, die extrem autobiografisch war und in der ich meine frühere Clique recht detailgetreu eingebaut habe.

Zum einen waren die Reaktionen nicht sehr begeistert. Wers gelesen hat, meinte immer nur: " Man merkt, dass du das bist, und das gefällt mir nicht..."

Zum anderen, auch wenns wichtig für mich war, das zu schreiben - es macht mir sehr viel mehr Spaß, über Dinge zu schreiben, die ich eben NICHT kenne!

Zwar ziehe ich meine Grundideen aus meinem Umfeld. Aber ich nehme niemals Eigenschaften, Berufe oder ähnliches aus meinem Bekanntenkreis, weil das für mich langweilig wird.

Ganz im Gegenteil: Bei meinen Charakterisierungen überlege ich immer, ob es da wohl jemanden unter meinen Bekannten gibt, der so ist, und erst wenn ich partout niemanden finde, mit dem das in Verbindung gebracht werden könnte, nehme ich den Charakter auch.

Obwohl das vergebliche Liebesmüh ist; meine Leser denken ja doch, dass ich mir nix ausdenken kann und nur über Leute schreibe die ich kenne... >:(:s11 Nervt megamässig!

Zumal sie einem nie glauben wollen, dass es absolut Niemanden in meinem Umfeld gibt, der spritzt oder Autos zerkratzt oder auf alte Männer steht oder Epileptiker ist...

 

Nee, ich versuche immer, Vorbilder aus der Realität in großem Bogen zu meiden, weil ichs langweilig finde.

Wenns um das Aussehen der Figuren geht, ist das allerdings was anderes... ;D

 

Gruß, Marco! :s17

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Ich halte es da wie Marco: Reale Leute sind viel zu langweilig.

 

Ich mische die Eigenheiten von Personen, die ich kenne, in meinen Figuren. Es hat etwas Göttliches der superattraktiven Freundin aus Kindertagen eine Zahnlücke anzudichten, die sie beim Lachen verbergen muss, oder der Mutter, die einen nie verstanden hat, ein Psychologiestudium.

 

Gruß,

 

Tin

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Ich hab mal irgendwo gelesen, dass man zu über 90% eigene Erfahrungen, Leute und Erkenntnisse benutzt. Ich fand die Zahl damal ganz schön hoch. Heute denke ich anders, wenn auch nicht deutlich über 90, aber es geht letztlich in diese Richtung.

PvO

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Wenn ich anhand eurer Antworten noch mal über das Thema nachdenke, komme ich zu dem Schluss, eine Person 1:1 aus dem Leben zu übernehmen, wäre langweilig - und vor allem unmöglich. Wie soll man wissen, wie die reale Person in der fiktiven Situation, die man sich gerade ausdenkt, handeln würde? So gut kennt man oft nicht mal sich selbst.

Aber prägnante Eigenschaften usw. einbauen, natürlich, wenn man einen reichen Fundus an Erfahrungen hat, warum sie nicht nutzen?

An Petra:

Ich habe ja für PersonalNovel zwei Büchlein geschrieben, wie ihr meinem Profil entnehmen könnt. Da die Bücher im nachhinein personalisiert werden (Haarfarbe, Augenfarbe, Name...), versuchte ich immer, meine Hauptcharaktere relativ ohne Marotten und exzentrischen Eigenschaften zu halten - nur solche unverbindlichen Charakterzüge zu vergeben, wie sie in Horoskopen auftauchen. Damit sich jeder damit identifizieren kann.

Und viele der Leute aus meinem Bekanntenkreis, die sich neugierig ein Exemplar mit ihren Namen gekauft hatten, bestätigten, sie würden sich in den Personen sehr gut wiederfinden, "sie sei ihnen ja so ähnlich, als hätte ich es direkt für sie geschrieben". Wieviel ein Name und eine Haarfarbe ausmachen können..

 

Liebe Grüße

Chrissi

Bei Droemer Knaur im März 2012:  Mondherz &&Meine neue Website

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Ich denke, wenn man Figuren beschreibt, greifft man unwillkürlich auf Muster zurück, die man kennt, von sich selber oder Freunden, Familie  u.s.w.

 

Was ich aber wichtig finde, man sollte nie Personen so beschreiben, dass sie gleich jeder wieder erkennt. Man kann Karekteren mischen und so verändern, dass eine ganz neue Person daraus ensteht und somit auch das Prsönlichkeitsrecht bewahrt wird.

 

Nicht  jeder Leser, sei es nun ein Bruder  oder Kolege aus der Schulzeit oder vom Arbeitsplatz, findet gefallen daran, wenn er sich als Figur, in einem Roman oder Geschichte, erkennt.

Seine Person, ohne sein Einverständniss, als Vorlage benutzt wurde.

 

Es ist, für einen Autor, sehr wichtig, dass er das Persönlichkeitsrecht nicht verletzt , denn es ist Einklagbar ist.

Gruss Heidi  

"Das Haus der schönen Dinge" - Knaur TB Mai 2017 - Die Geschichte einer (fiktiven) jüdischen Kaufhausdynastie in München zwischen Prinzregentenzeit und 1938

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(Siberianchan)

Da wiederum achte ich sehr darauf, dass Personen, die sich EVENTUELL wiederekennen könnten:

 

a) gar nicht erst mein Zeug lesen wollen

b) es lesen wollen und einverstanden sind.

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Hallo Sibi,

Persönlichkeitsrechte können auch von Leuten eingeklagt werden, die deine Bücher nicht selbst lesen...

Man sollte eindeutig erkennbare Hinweise immer unkenntlich machen (z.B. wird ein Blonder schwarz, ein Zahnarzt eben Schönheitschirurg) und wenn man es trotzdem zu heftig getrieben hat, den Hinweis mit dem "alle zufällig, alles erfunden" anbringen.

Schöne Grüße,

Petra

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(Siberianchan)

Tja... immerhin ist meine 6 Jare ältere schwester plötzlich eine 10-jährige Göre.

Meine mutter wurde auf ende 20 runtergesetzt, beide sind rothaarig, füllig... das muss reichen. Für weitere änderungen ist es zu spät. *das lied von den Ärzten summ*

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Hallo Sibi,

Persönlichkeitsrechte können auch von Leuten eingeklagt werden, die deine Bücher nicht selbst lesen...

Petra

 

Werden Persönlichkeitsrechte eigentlich durch die bloße Möglichkeit des Wiedererkennens der Person im Text verletzt, oder erst wenn die Person eher negativ dargestellt wird?

 

Roy

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Hallo Roy,

 

Rechtsberatung dürfen nur Anwälte geben, deshalb also nur meine Meinung:

 

Normalerweise signalisiert die Bezeichnung Roman, daß es sich bei den dargestellten Personen um fiktive Personen handelt.

Wenn jedoch die Möglichkeit besteht, daß eine der "Romanfiguren" von einem Leser wiederkannt wird, und die Darstellung grob verzerrend ist, wird zwischen dem Persönlichkeitsrecht der Person und der Kunstfreiheit abgewogen.

 

Oder um es klarer zu sagen:

Wenn jemand sich in einer Figur in einem Roman wiedererkennt, so ist die erste Voraussetzung für eine Klage, daß er beweisen kann, daß andere ihn ebenfalls wiedererkennen können.

Zweitens muss er belegen, daß die Darstellung sich auf sein Leben auswirkt oder auswirken könnte- und zwar negativ.

 

Dabei sind einzelne Charaktermerkmale, die einer Figur zugeordnet werden, nicht ausreichend.

Bei Biller war z.B. die ehemalige Freundin und ihre Mutter zu erkennen, da sich hier Hinweise auf den alternativen Nobelpreis, über ethnische Herkunft und einige weitere Details finden, die eine Identifizierung möglich machen.

Bei Mann ist es sogar noch viel klarer, wen dieser als Hauptfigur erwählt hat.

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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Hallo Roy,

das kommt immer auch ganz drauf an, was und wie du schreibst - du solltest dich im Ernstfall mit deinem Verlag un dessen Rechtsabteilung beraten. Es ist zB. was anderes, wenn du deine verblichene Uroma beim Salatwaschen zeigst, oder wenn du einen Enthüllungsroman über eine Fabrikantenfamilie schreibst, in der du den verblichenen Gründer als Nazi entlarvst. Dann könnten die Nachkommen ihr Geschäft geschädigt sehen, wenn man den Mann genau zuordnen kann.

 

Solche Dinge bespricht ein verlag immer vorher mit seinen Autoren.

 

Schöne Grüße,

Petra

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So habe ich es gemacht. In "Das Hades-Labyrinth" habe ich Personen mit ihren richtigen Namen verarbeitet. Ich habe die Leute vorher gefragt und sie waren begeistert, mal in einem Buch von mir vorzukommen.

 

Loren Heilig - mein Boss

Andreas Hardt - mein Kollege

Tim Merkan - mein Kollege

Jürgen Baumgärtner - mein Schwager

Bernhard Hüger - vderkauft mir mein Bier im Getränkemarkt

Domenico Lombardo - mein Lieblingspizzabäcker

Christoph Zahner - mein Kollege

 

Der Leser weiß ja nichts davon und für alle Genannten war es ein Riesenspaß.

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Ha, gestehe: dein Verbrauch an Pizza und Bier ist ziemlich hoch? :s21

Du bringst mich da auf Finanzierungsmodelle meines fünfgängigen Wohllebens... :s22

Schöne Grüße,

Petra

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(Siberianchan)

Des öfteren liest man ja auch in Büchern so Kommentare ala: "Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten personen oder Ereignissen sind rein zufällig und nciht beabsichtigt."

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(Siberianchan)

Zählenv wir mal auf:

Elfenblut-Zyklus

Rinyl: Dasein als außenseiter, von Natur aus misstrauisch

 

Vyren: Voriebe für gewisse Köcheleien(auch, wenn er Gifte bevorzugt, statt Naturmedizin)

 

Mendrik und Mavrud: der Einzige Unterschied ist, dass sie männlich sind und Wein statt Kaffee trinken. Ansonsten hab ich micht lediglich aufgespalen.

 

Traumwächter(mein aktuelles Handschriftenprojekt)

 

Jamila: die is mir so ähnlich, dass es mich gruselt

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Habt ihr schon mal überlegt' date=' wieviel ihr von euch selbst in euren Figuren wiederfindet?[/quote']

Ich möchte von meinem Recht der Aussageverweigerung Gebrauch machen ... http://www.cosgan.de/images/smilie/konfus/d050.gif

 

Davonschleichende Grüße,

Iris :s17

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Habt ihr schon mal überlegt' date=' wieviel ihr von euch selbst in euren Figuren wiederfindet?[/quote']

Freud hat aus gutem Grunde Gustav Mahler eine Psychoanalyse mit der Begründung verweigert, er würde hinterher nie wieder komponieren können.

Schöne Grüße,

Petra

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Freud hat aus gutem Grunde Gustav Mahler eine Psychoanalyse mit der Begründung verweigert' date=' er würde hinterher nie wieder komponieren können.[/quote']

... was ich den beiden ernsthaft übel genommen hätte. <schwelg> :s18

 

Musikalische Grüße,

Iris :s17

 

PS: Wir können ja Ratespiele zum Thema veranstalten. ;D

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