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(Iris)

FR vom 18.07.2005 - »Deutsche Verlage unter Druck«

Empfohlene Beiträge

Hallo, ihr Lieben!

 

Ein interessanter Artikel über eine verhängnisvolle Entwicklung:

Neue Kalkulationen - Deutsche Verlage unter Druck (von Ruth Spietschka, FR vom 18.07.2005)

 

»Der Papst und Harry Potter werden dem deutschen Buchhandel in diesem Jahr ein sattes Umsatzplus bescheren. Doch die schwarzen Zahlen unterm Strich verbergen fatale Entwicklungen: Immer weniger Titel machen immer mehr Umsatz; damit öffnet sich die Schere zwischen Bestsellern und der großen Masse der Titel noch weiter. Im Bereich der Belletristik spitzt sich die Situation dramatisch zu: Erzähler, die lange Zeit kleinere bis mittlere Auflagenhöhen zwischen 3000 und 8000 Exemplaren erreicht haben, brechen ein und verkaufen manchmal nur noch die Hälfte. Das wirft bisherige Mischkalkulationen über den Haufen; der schon vorhandene Druck, Bestseller zu produzieren, steigt noch weiter, da sich eine zunehmende Zahl von Titeln nicht mehr allein trägt. Was die Branche als "Midlist-Problematik" diskutiert, könnte die literarische Landschaft entscheidend verändern.«

 

Die restlose Kommerzialisierung des Buchmarktes zeitigt ähnlich Folgen wie die aller Mediensektoren.

 

Unverdrossene Grüße,

Iris :s17

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(Peter_Dobrovka)

Das, was dabei an Substanz verloren zu gehen droht, können noch so viel versprechende neue Kleinverlage wohl kaum auffangen

Pah! ;D

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Hallo Leute,

auch ich kann das Fazit nicht logisch finden. Aber die Entwicklung gibt's doch in den großen Verlagen schon lange!

"Liegt das am Desinteresse der Leser, oder rücken diese Titel gar nicht mehr in deren Blickfeld, weil sie in der Buchhandlung nicht mehr präsent sind?", fragt sich deshalb Felicitas Feilhauer, die Marketing- und Vertriebsleiterin von Hanser.

Darin liegt für mich des Pudels Kern.

 

Mir hat jemand aus der Verlagsbranche gesagt: "Du kannst so gut sein wie der internationale Bestsellerautor X, aber du wirst in Deutschland nicht so hoch kommen wie X. Weil du die Werbegelder nicht bekommst und weil nur mit Bestsellerautor X das Geld gemacht wird. Also bekommt auch X das Geld aus dem Topf." Ich sehe ja den Kampf der Lektorate, für "ihre" Autoren auch nur die kleinste Unterstützung herauszuschlagen...

 

Andere Entwicklung: Ich muss einen Teil meiner Bücher unter Pseudonym schreiben. Nicht weil die irgendwie anders wären. Nein, wegen des Buchhandels!!! Ich schreibe zu viel in zu kurzer Zeit. Und wenn die Buchhandlungen im nächsten Jahr schon wieder Bücher von mir in der Hand halten, würde mein Roman von diesem Jahr ganz ganz schnell verschrottet. Dan Brown darf so was. Der kleine Noname nicht.

 

Trotzdem, da ich gnadenloser Optimist bin, glaube ich, dass sich das Blatt auch mal ganz schnell wenden kann und sich das "supergroß" vielleicht auch mal rächt. Inzwischen gehen viele Leute nicht meh in die Buchhandlung, WEIL dort nur die Bestseller liegen. Sie bestellen online und suchen gezielt.

 

Es gibt auch Bewegungen unter Autoren, sich dieser Masche irgendwann zu entziehen. Mal ehrlich: wenn ich mir den Wolf geschrieben habe, um im Publikumsverlag zu landen und einen Mindesterfolg zu haben... und ich gehe unter, weil normale Autoren nicht zählen, dann hab ich doch keine Veranlassung mehr, in diesem System zu bleiben?

 

Vergessen wir nicht: wir schöpfen das, womit hier gehandelt wird.

 

Schöne Grüße,

Petra

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Ich kann jetzt zum zweiten Mal beobachten, wie es im Buchandel (Buchkaufhaus) zugeht. Das Buch eines neuen Autor wird auf den Neuheitentisch gelegt und wenn die vorbestellten Bücher verkauft sind, sind sie halt erst einmal weg.

 

Ich bin jetzt neugierig, wie sich das beim zweiten Buch des gleichen Autors verhält.

 

Bei unserem Erstling war es nämlich genau so. Nur in den echten Kaufhäusern (Kaufhof etc.) war das Buch länger und in größeren Stapeln zu finden. Erst beim zweiten - einem HC - tauchte das TB  gelegentlich wieder in der Großbuchhandlung auf.

Als das Dritte (TB) herauskam, lag das erste TB friedlich daneben auf dem Tisch der historischen Romane. Als dann das HC als TB erschien, gab es teilweise sehr große Stapel von allen dreien.

 

Fazit 1: Der Buchhandel muss einen Autoren

erst bemerken und das ist bei den vielen Neuerscheinungen nicht so einfach.

 

Die Verlage machen gezielt Werbung im Buchandel -aber das tun sie alle.  Publikumswerbung ist teuer und ziemlich nutzlos, wenn das Buch nicht sichtbar in den Buchandlungen ausgestellt ist. Dann greifen die Leser zumeist doch zu einem Buch, das ihnen im Laden ins Auge sticht.

 

Da kommen wir zu einem weiteren Punkt, der die Sicht des Lesers ein einengt: Die Hervorhebung der Bücher, die auf den Bestenlisten stehen. Ich will nicht darüber schimpfen, denn meinem besonderen Lieblingsbuch begegne ich in den meisten Buchhandlung an auffälliger Stelle - und dort wird es verkauft und verkauft und verkauft ... für das Buch eines deutschen Autors erstaunlich gut.      

 

Fazit 2: Viele Leser stürzen sich auf die Bücher, die auf den Bestenlisten stehen - und sorgen dafür, dass diese noch eine Weile länger dort stehen und andere Leser anlocken. Das nimmt natürlich anderen Autoren die Kunden.

 

Zu den Bestseller-Tischen oder -Regalen kommen dann noch die Bücher, die die (Groß-)buchandlung empfielt und die auch an auffälliger Stelle ausgestellt werden.

 

Da für Bücher nur ein schmales Budget in den Haushalten existiert, muss der Rest der Autoren  Einbußen hinnehmen - und das gilt auch für Übersetzungen.  

 

Dabei habe ich jetzt nur von Publikumsverlagen gesprochen - kleinere Verlage haben bei den Großbuchandlungen wenig Chancen - vor allen Dingen auch wegen des Zentraleinkaufs.

 

Grüße von Sysai (die Marktstudien an eigenen Objekten und denen ihr bekannter Autoren betreibt)

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(scriptscreening)

Hallo,

 

kann man denn als Autor nicht auch dazu beitragen, seinen Bekanntheitsgrad zu erhöhen, z.B., indem man Lesungen mit größerem Unterhaltungswert durchführt?

 

fragt der Jürgen

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kann man denn als Autor nicht auch dazu beitragen' date=' seinen Bekanntheitsgrad zu erhöhen, z.B., indem man Lesungen mit größerem Unterhaltungswert durchführt?[/quote']

 

Indem jemand auf dem Klavier dazu klimpert oder ein Clown Scherzchen macht?

 

Wenn die Leute nur noch zu einem solchen Event laufen, ist der Autor Nebensache und wird kaum wahrgenommen. Interessant wäre es nur, wenn die Lesung auch in die Presse käme - aber das geschieht höchstens im Käseblatt einer Kleinstadt, wenn der Autor dort vorher betteln gegangen ist.

 

Wir haben beim Jubiläum der Bücherei einer einer Kirchengemeinde gelesen. Vor uns haben Kinder einer wunderschöne Musik- und Theaterdarbietung gebracht und da war der Saal brechend voll. Als wir unsere Lesung begannen, war er nur noch halb voll - vermutlich weil der Rest aus den Eltern der Kinder bestand, die ins Bett mussten.

Der anwesende Buchhändler hat dennoch einen Stapel unserer Bücher verkauft - und der Presseartikel über das Fest hat uns in einem größeren Abschnitt erwähnt.

 

Viel wichtiger für uns war die herzliche Aufnahme dort in Regensburg, die wir dort erlebt haben und die Zuhörer, mit denen wir noch eine Weile diskutiert haben.

 

Fazit: Ich ziehe es vor, im Rahmen größerer Events zu lesen: z.B. beim Leseabend des Quo Vadis-Treffen in Magdeburg September 2005. Da gibt es ebenfalls Presse.  Oder einfach dort, wo unser Verlag es ausdrücklich wünscht oder wir Freunden damit ein Geschenk machen können.  Letzteres hebt zwar unseren Bekanntheitsgrad nicht, macht aber Spaß.

 

Gruß Sysai

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Hallo, Jürgen!

 

Meiner Erfahrung nach sind Lesungen unbekannter Autoren ein ebenso aufreibendes wie nutzloses Unterfangen, bekannter zu werden. Selbst durch die inzwischen wohl etwas abflauenden Poetry Slams ist wohl kaum jemand wirklich bekannt geworden (jetzt mal von Insiderkreisen abgesehen).

 

Es gibt leider nur den Weg durch die "Tretmühle". Am sichersten ist es immer noch, sich einen Agenten zu suchen. Infos genug findest du in diesem Forum.

 

Wappne dich in Geduld und mach weiter! Es kann schnell gehen, es kann Jahrzehnte dauern -- niemand weiß das!

 

Liebe Grüße,

Iris :s17

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Hallo, Sysai!

 

Oder einfach dort' date=' wo unser Verlag es ausdrücklich wünscht oder wir Freunden damit ein Geschenk machen können. Letzteres hebt zwar unseren Bekanntheitsgrad nicht, macht aber Spaß.[/quote']

Und für Letzteres liegen wir und die Grättingers euch noch immer zerhackt zu Füßen! http://www.kiki-net.de/smilies/diverse/anbetung.gif

 

Auf ewig dankbare Grüße,

Iris :s17

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(scriptscreening)
Meiner Erfahrung nach sind Lesungen unbekannter Autoren ein ebenso aufreibendes wie nutzloses Unterfangen' date=' bekannter zu werden. [/quote']

 

Hallo Iris,

 

ich habe ja nicht gesagt, dass spannende Lesungen DER Weg überhaupt sind. Sie sind ein zusätzliches Marketingmittel.

Mir machen Lesungen Spaß. Ich bringe die Leute abwechselnd zum Lachen (Nicht nur, wenn ich auf einmal anfange, ein Gedicht zu singen) oder ins Grübeln oder reiße sie mit einer spannenden Geschichte mit. Ich denke, dass man auf diese Weise mit der von Dir angesprochenen Ausdauer auch seinen Bekanntheitsgrad erhöhen kann.

 

Blöd ist nur, dass bei den meisten Menschen, wenn sie an Lesungen denken, das Bild vom unverständlich nuschelnden mit verknoteten Beinen dasitzenden abhobenen Autors vor Augen steht. Deshalb geht da keiner mehr hin.

 

Gruß vom Jürgen

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Hallo Jürgen,

jein. Wenn du Kaminer heißt und mit der Russendisco auftrittst, ja. Wenn du Houellebecq heißt, und sowieso bekannt bist, mit eigener Musik und Gedichten aufzutreten, ja. Wenn du nicht der geborene Alleinunterhalter bist, nein. Dann bleibt dir die Tretmühle.

 

Eine Lesung kurbelt vielleicht mal kurzzeitig lokal den Verkauf an (wenn Presse da ist), bekannt macht sie dich nicht, wenn du nicht Tourneen schaffst. Aber wann schreibst du dann? Außerdem geht der Trend derzeit zu unbezahlten Schrottlesungen, um die mit Promis bezahlen zu können.

 

Beispiel Event-Lesung: Ich plane langfristig Event-Lesungen im Gourmet-Bereich, kombiniert mit meinem Elsassbuch. Das ist dann aber eher eine Veranstaltung, um Geld als "Fachfrau für Essen und Trinken" zu verdienen, das Buch spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Problem: Man findet sofort Publikum, aber extrem schwer Veranstalter. Das Konzept ist aufwendig und muss sitzen. Ergo braucht's, wenn man noch schreiben will, eine Event-Agentur. Also hab ich vielleicht 2006 mal Zeit... Abende mit Musikern könnte ich sofort auf die Beine stellen, aber keiner will das Doppelhonorar zahlen, also gestorben...

*Dieser* Aufwand lohnt eindeutig nicht für ein Buch!

 

Kurzum: es gibt mal wieder kein Rezept, um schnell berühmt zu werden. Wie beim Einsenden des MS braucht's auch hier jede Menge Glück!

 

Schöne Grüße,

Petra

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Hallo, Jürgen!

 

Ich denke' date=' dass man auf diese Weise mit der von Dir angesprochenen Ausdauer auch seinen Bekanntheitsgrad erhöhen kann.[/quote']

Offen gestanden: Schreib lieber fleißig!

Die Zeit und Energie, die du als Unbekannter für solche Ochsentouren aufwendest, fehlt dir sonst beim Schreiben.

 

Blöd ist nur, dass bei den meisten Menschen, wenn sie an Lesungen denken, das Bild vom unverständlich nuschelnden mit verknoteten Beinen dasitzenden abhobenen Autors vor Augen steht. Deshalb geht da keiner mehr hin.

Falsch! Die Leute sind zu verwöhnt. Sie gehen nur noch zu den Stars, weil sie sich ein tolles Autogramm abholen wollen, mit dem sie stronzen können. Hauptsache, ein Promi hat seinen Schnörkel ins Buch gemalt. Die Konzentration auf einen Pop-Markt mit wenigen Superstars und viel bedeutungslosem Gruscht ist auch in der Literatur eingekehrt.

Durchschnittliche Lesungen waren nie sonderlich besucht -- allerdings gab es früher auch viel weniger davon. Schau dir mal die Veranstaltungskalender der großen Städte an!

 

Andere Frage: In wieviele Lesungen gehst du selbst jeden Monat?

 

Es strampeln sich einfach zu viele Nachwuchs- und Möchtegernautoren auf diesem Gebiet ab, und die Konsumenten wollen immer mehr immer billiger.

 

Desillusionierte Grüße,

Iris :s17

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Hallo,

 

ich muss da immer an die Antwort denken, die mir in einer Buchhandlung gegeben wurde:

 

"Lesungen lohnen sich nur bei so bekannten Autoren wie Uschi Glas."

 

;D

 

 

Viele Grüße,

 

Kokopelli

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Hallo, Kokopelli!

 

"Lesungen lohnen sich nur bei so bekannten Autoren wie Uschi Glas."

Wieso kommt mir das so bekannt vor? :s02

 

Unprominente Grüße,

Iris :s17

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Hallo ihr beiden,

wart ihr in der gleichen Buchhandlung wie ich oder ist das mittlerweile eine geflügelte Ausrede unter Buchhändlern? :s11

verwunderte Grüße,

Petra

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Tja ...

 

wenn wir drei in derselben Gegend wohnen, sollten wir mal zusammen Kaffee trinken gehen. :s01

 

Aber irgendwie habe ich den Eindruck, daß diese bzw. ähnlich lautende Antworten verbreitet sind -- ich hab so was schon öfters gehört, ebenso wie die Klage darüber ... :s07

 

Sonnige Grüße vom Balkon!

Iris :s17

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