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(SiskianHerbstblatt)

Ich könnt ja schon viel weiter sein oder der K(r)ampf um Originalität

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(SiskianHerbstblatt)

Ich gebe es unverwunden zu: ich bin ein Freund und Verfechter des Brainstormings. Egal wieviele (Fach)Zeitschriften behaupten, das Brainstorming nun gar nichts bringt und ein einzelner bis zu viermal mehr Ideen als eine Gruppe - ich selber durfte feststellen, das fantasiebegabte Menschen in einer Gruppe für einen Ozean an Ideen sorgen.

Noch effektiver ist das ganze sogar in einem Chatroom, in dem nur eine handvoll "Auserwählter" (also ohne Chatter, die stören und prollen) zusammenarbeiten.

Zu Hause kann man sich eine angenehme Atmosphäre schaffen, die ihr weiteres dazu beiträgt, das es fluppt.

Und doch gibt es einen Brainstormingkiller, ein häufig auftretendes Argument, das mich jedesmal dazu veranlaßt, die Augen zu verdrehen, den Kopf zu schütteln und mich zu fragen, warum man sich überhaupt die Mühe macht, Ideen zu liefern.

Der Satz:

"Diese Idee ist schon verbraucht/ nicht originell genug."

Und ab dem Zeitpunkt versiegt der Strom.

 

Muß denn mit aller Macht und Brachialgewalt die Originalität siegen? Klar, ungewöhnliche Pfade zu beschreiten ist sicherlich nichts Verkehrtes, und selbst ich finde originelle Grundideen faszinierend.

Aber Originalität krampfhaft um jeden Preis?

 

Wie sehen Sie das?

Lieber mit den Geschichten/Romanen vorankommen und dabei lieber auf das Übliche zurückgreifen?

Oder um jeden Preis Originalität, um sich von der Masse abzuheben, auch wenn sich das Ende des Romans ewiglich hinzieht ?

 

Lieben Gruß

 

Siskian

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Herr Herbstblatt!

 

Ich halte das für eine schöne Frage. Etwas ähnliches hatte ich ja mal angerissen, auf die Frage, was geschieht, wenn ich beim Story entwickeln plötzlich ein unerwartetes Problem habe: Stoppe ich meine Arbeit, um mir eine originelle Lösung zu suchen, oder fahre ich fort wie bisher, und löse das Problem auf die einfachste Art und Weise!

 

Ich möchte mal wieder den Bogen zum Film/Fernsehen schlagen!

Alle hier erzählten Geschichten sind Gemeinschaftsprojekte, wenn auch erst seit einiger Zeit. Noch in den Achtzigern war es durchaus üblich, dass lediglich ein Autor die Folge für Knight Rider schrieb , und nur ein Autor das Drehbuch für Chinatown. (Auch wenn dann noch ein paar Leute drberguckten und hier und da was veränderten, war der im Vorspann genannte Autor auch meist der Hauptverantwortliche. Heute steht da lediglich derjenige von 30 Autoren, der den größten Namen hat, was immer mehr David Koepp wird)

Zumindest im Serienbereich sind diese Zeiten glücklicherweise vorbei. Dank Twin Peaks und Babylon 5 hat sich mittlerweile die Stand-Alone Folge zur bedrohten Spezies entwickelt. Serien, in denen nach 25/45 Minuten alles wieder wie vorher war, um die nächste Folge sinnvoll senden zu können, sind vorbei. Heute gibt es Staffelübergreifende, gesamtheitliche Storykonzepte, und wenn man die ersten vier Folgen nicht kennt, kommt man in die Serie auch kaum noch rein, (Ein Trend, den Deutschland natürlich wieder offenen Auges verschläft...) ähnlich wie es ja wohl auch Frau Rowling mit ihren Potter-Büchern macht: Jede Episode erzählt eine einzelne Geschichte, die jedoch auch Teil eines großen Ganzen ist.

 

Babylon 5 wurde so noch von einer einzelnen Person entwickelt, was jedoch knapp 18 Jahre dauerte. Heutige Serien, als Musterbeispiel nenne ich einmal wieder Lost, werden schneller entwickelt, eben durch Brainstorming. Wer die Serie kennt weiß, dass hier eine Unmenge einzelner Erzählstränge und Handlungen geschickt und clever ineinander verwoben werden, dass jedes gelöste Geheimnis zwei neue nach sich zieht, und doch alles einen Sinn ergibt, und dass ebenfalls bis in die Zweite Staffel hinein. Das könnte kein Einzelner schaffen, nicht in so kurzer Zeit. Ich bin jedesmal wieder beeindruckt, was sich da entspinnt. Ähnliches gibt es bei Serien wie Carnivale, Deadwood oder Battlestar Galactica, auch Desperate Housewives ist ja schon so angelegt.

 

Ich halte daher die Möglichkeiten der Originalität einer Einzelperson in allen erzählenden Medien für begrenzt.

Ich kenne die Potter Bücher nicht, wäre aber nicht überrascht, wenn auch Frau Rowling sich kreativ unterstützen lässt.

 

Ich für mich stelle Originalität an eine recht hohe Stelle auf der Prioritätenliste und würde mir wünschen, alleine viel mehr zu schaffen. Leider klappt das nicht, und manchmal frage ich ein oder zwei Freunde: Wie würdet ihr das lösen? Was könnte der Charakter noch zu tun bekommen?

 

Denke aber, dass gerade hier die Ansichten der Autoren äußerst gespalten sind, und viele sich nicht reinreden lassen wollen.

 

Für nützlich halte ich Brainstormings allemal, jedoch nur für Gemeinschaftsprojekte, wie eben Serien. Für ein Buch , denke ich, sind sie nicht geeignet, da hier von Natur aus einer die Zügel in der Hand halten muss. Und da verderben zuviele Köche wohl wirklich das Kochbuch!

 

Originelle Grüße,

Marco!

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Hallo Leute,

interessante Frage. Das mit dem Brainstorming ist so eine Sache, beim Roman brauche ich es nicht, da bräuchte ich eher einen Knebel gegen zu viele Ideen ;-)

 

Sinnvoll finde ich es bei - wie Marco sagte - Serien, Reihen, schnellen Auftragskonzepten. Ich brauche z.B. manchmal zwischendurch Brainstorming, wenn ich Gags schreiben muss. Das geht allerdings nicht per Chat, sondern nur mit absolut handverlesenen Brainstormern... einfach weil es effektiv sein muss, gezielt. Und wie es in der Natur der Sache liegt, gewinnt hier natürlich die Originalität. Gags mit langem Bart verlieren. Also: es kommt auf die Textart an, wie man sich entscheidet!

 

Außerdem brainstorme ich mit meiner Lektorin um Buchtitel. Da geht es weder um Originalität noch um Althergebrachtes... das sind eigene Kriterien, wie hier im Forum bereits angesprochen. Buchideen brainstorme ich auch mal ansatzweise... mit ihr und / oder meinem Agenten.

 

Aber im Buch? Nein. Wie gesagt, ich muss eher Ideen totschlagen...

 

Und das mit der Zeit... jo mei, ein Buch braucht seine Zeit. Die gönn ich ihm. Ich werde mich hüten, Halbjahres-Romane in die Welt zu werfen. Ich bin ja kein Discounter ;D

 

Schöne Grüße,

Petra

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(SiskianHerbstblatt)
beim Roman brauche ich es nicht, da bräuchte ich eher einen Knebel gegen zu viele Ideen ;-)

 

Seufz!

Petra, Sie sehen mich voller Neid und trotzdem Bewunderung; ich wünschte, ich hätte diese auch.

 

LG

 

Siskian

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(Peter_Dobrovka)

In gewisser Weise spricht mir der Seufzer über den Originalitätszwang aus der Seele, ich stoße ihn selbst oft genug aus.

Originalität ist ein Sahnehäubchen, aber oftmals verkommt es zu einem autistischen Dogma, und in der Tat kommt dabei dann - sofern es sich nicht ganz spontan ergibt - entweder verkrampfter Murks oder gar nichts raus.

 

Es gibt ja Zielgruppen bzw. Werke, die es vormachen, daß man auch alte Ideen neu erzählen kann. Stichwort Remakes. Und speziell aus meinem Genre-Lager (Horror, Fantasy) gibt es unzählige Beispiele von ewig wiederkehrenden Motiven, was aber nicht stört. Außer jene, die immer krampfig nach Neuem suchen. Die verpassen meiner Ansicht nach auf ihrer Suche das Beste vom Leben.

 

Zumal es auch gar nicht möglich ist, ständig ach so originell zu sein, weil fast jede Idee schon mal gedacht und niedergeschrieben wurde.

 

Peter

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(Siberianchan)

Brainstorming muss sein. Aller zwei wochen jeden Freitag Brainstorming-Chat.

(Einmal hab ich da einen Krimi mit einem Bekannten zusammen gesponnen... das opfer war jemand, der meiner Lehrerin ähnlich war - und die Idee ist NICHT von mir ^^)

 

Ich geb zu, ohne Brainen wäre bei mir realtiv wenig los...

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Hallo, ihr Lieben,

 

ich halte Brainstorming auch für ein sehr effektives Mittel zur Ideen-Produktion - wenn die Runde nicht zu groß ist und man auf einer ähnlichen Wellelänge schwimmt.

 

Assoziatives Kramen in den Gehirnen ::)

 

Ich hab mal mit einer Freundin auf dem Damenklo innerhalb einer Stunde einen Krimi geplottet ;D

 

Wenn dann allerdings eine Idee Kontur angenommen hat, würd ich mich nicht mehr so gerne von anderen "Querdenkern" in die Geschichte reinfummeln lassen.

 

Brainstorming in der Entstehungsphase ist super.

Beim Feinschliff aber eher nicht.

 

Liebe Grüße

Gabi

Schachzüge, Störfaktor, Grenzenlos nah, Infinity/ alle bei Thienemann, &&http://www.gabriele-gfrerer.at&&http://teamor61.blogspot.com/

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(Peter_Dobrovka)

Interessant. Herr Herbstblatt fragt nach Originalität um jeden Preis, und schon nach wenigen Postings dreht der Thread ab zu: "Ja, Brainstorming mach ich auch."

 

Ich finde das deprimierend, auch wenn ich nicht der Betroffene bin. Aber ich merke das inzwischen zunehmend auch in anderen Threads. Irgendjemand sagt etwas, und alle hängen sich an irgendeinem Nebensatz auf, bis das eigentliche Anliegen völlig verzerrt oder unkenntlich ist. Besonders schlimm, wenn damit Leuten Meinungen in den Mund gelegt werden, die sie nicht vertreten.

 

Es fehlt einfach die Fähigkeit, zuzuhören. Und die fehlt ganz massiv. In gewisser Weise ist es eine Form der Respektlosigkeit.

 

Peter

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Hallo,

 

ich kann ja mal den Thread wieder zurückbiegen  8)

 

Mir ist eine gut erzählte Geschichte in bewährten Mustern lieber als eine bemüht originelle. Wenn ich schon auf Seite 1 weiß, dass am Ende der Gärtner der Mörder ist, stört mich das nicht, wenn die Geschichte mich in ihren Bann zieht, ich richtig eintauchen kann. Wenn das was am Anfang wie ein Mord aussieht am Ende zu einem Diebstahl wird ist das vielleicht originell (nicht so einfach auf Kommando und in aller Schnelle originell zu sein) und ich mag es auch, wenn es gut geschrieben ist, aber nicht wenn es hölzern daher kommt, weil bemüht originell.

 

Es hat mal jemand gesagt: der Schreibanfänger soll sich lieber an bekannten Erzählmustern orientieren und gute Texte abliefern, als auf Teufel komm raus das Rad neu zu erfinden. Das kommt mir als Anfängerin bei meinen Bemühungen entgegen und deshalb halte ich mich dran.

 

Andere Frage ist auch, was die Leser honorieren.

 

Grüße

Aneirin

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Ich stimme Peter zu und würde sogar noch eins draufsetzen: ich glaub nicht, daß fast jede Idee schon erdacht wurde, ich glaube, daß storytechnisch alles schon einmal da gewesen ist.

 

Originalität kann man aber auch ohne Zweifel übertreiben. Ich denke da an den - ich nenne es mal so - "Sixth Sense"-Effekt. Nach diesem Film, dem ja alle Welt ein ach-so-überraschendes Finale bescheinigte (empfand ich überhaupt nicht so, aber gut...), meinte plötzlich jeder noch so triviale Film einen "unerwarteten" Plottwist einbauen zu müssen. Das ist mir nach einiger Zeit gehörig auf die Nerven gegangen. Denn auch vermeintliche Originalität wird irgendwann durchschaubar, wenn jeder meint, seine Leser/Zuschauer an der Nase herumführen zu müssen.

 

Dan Brown legte in Illuminati eine so offensichtlich falsche Fährte auf den Bösewicht, daß die Auflösung nun wirklich keine Überraschung war, wenn man zuvor schon ein oder zwei andere Bücher gelesen hatte. Aber was originell ist, entscheidet ja letztlich die Masse. Und immerhin empfand ich Illuminati trotzdem als ungeheuer unterhaltsam.

 

Um bei Dan Brown zu bleiben, Sakrileg war für mich persönlich mehr als unoriginell. Kein Wunder, beschäftige ich mich doch schon seit Jahren mit dem Gral, den Templern, den Katharern, den Schwarzen Madonnen, heiligen Blutlinien und dem ganzen Gedöns. Etwas frustrierend, daß nun alle Welt glaubt, Dan Brown hätte diese Geschichte selbst erdacht ;)

 

Ich würde grundsätzlich davon Abstand nehmen, gewollt originell zu sein. Letztlich leben Geschichten immerhin von mehr als nur dem grundlegenden Plot. Eine furchtbar triviale, aber hervorragend geschriebene Geschichte mit extrem interessanten Charakteren wiegt im Regelfall doch die fehlende Originalität wieder auf.

 

Gruß

Matt

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Ich gebe es unverwunden zu: ich bin ein Freund und Verfechter des Brainstormings.

 

Auch das ist ein Zitat aus Siskians Eingangsposting - dazu einen Gedanken zu formulieren, halte ich somit weder für Respektlosigkeit noch einen Mangel, richtig zuzuhören.

 

Es mag nur ein Detail sein und man kann sich auf alles einschießen, das nicht hundertprozentig mit der Threadüberschrift zu tun hat, aber so ein Scharfschützentum hemmt die Kommunikation mindestens so, wie Siskians Feststellung vom "Brainstorming-Killer"

Der Satz:

"Diese Idee ist schon verbraucht/ nicht originell genug."

Und ab dem Zeitpunkt versiegt der Strom.

 

Man kann ein Gespräch eben auch zu Tode maßregeln...

 

Im Normalfall ziehen fruchtbringende Diskussionen eben manchmal ein paar Kreise und kehren reich bepackt wieder zurück. Ist zumindest meine Erfahrung.

 

Liebe Grüße

Gabi

 

P.S.: und das war jetzt natürlich off-topic - ich entschuldige mich und halte ab sofort den Mund

Schachzüge, Störfaktor, Grenzenlos nah, Infinity/ alle bei Thienemann, &&http://www.gabriele-gfrerer.at&&http://teamor61.blogspot.com/

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Hallo,

 

die Originalität geht mir auch oft durch den Kopf.

Aber ich habe erstens viele Filme und vor allem auch schon etliche Bücher rezensiert, und kann von daher sagen, wenn man sich an der Originalität aufhängt, ist das das Schacht-Matt für so gut wie jede Geschichte.

 

Ich habe mal einen meiner Ansicht nach sehr intelligenten Satz vom großen Marcel (wer wohl?) gehört, er hat ihn, glaube ich, selber nur wiedergegeben. Nämlich (sinngemäß): Jede Geschichte ist schon mal erzählt worden. Man kann also gar nichts Neues erzählen, es kommt bloß darauf an, wie man es erzählt.

 

Ich glaube, darin liegt der Schlüssel zu guten Büchern.

Und wenn man mal zurückblickt ins Mittelalter, damals galt es als verpönt sich neue Geschichten auszudenken. Die Autoren haben auf alte Stoffe zurückgegriffen und sie beim Neuerzählen umgeformt. Einige der größten Epen des MA sind auf diese Weise entstanden, der "Parzival" Wolframs von Eschenbach, der "Iwain" und der "Erec" Hartmanns von Aue. Wer sich mit mittelalterlichen Texte beschäftigt, für den steht die Stoffgeschichte immer mit an erster Stelle. Gut, von dieser Tradition ist man im Laufe der Jahrhunderte abgekommen.

Aber mir fällt so ad hoc kaum ein GRUNDTHEMA ein, das nicht schon mal dagewesen wäre. Die Nuancen, die Erzähltechnik, die Protagonisten machen dann die Originalität aus. Und darin unterscheidet sich dann wohl auch die gehobene Belletristik von den Heftromanen, in denen, soweit ich weiß, immer nach ganz bestimmten Mustern gearbeitet wird. Aber korrigiert mich, wenn ich mich bei den Heftromanen irre, das ist nicht direkt meine eigene Lektüre :)

 

Liebe Grüße

Anna

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Hallo Siskian!

 

Ich frage mich gerade, ob es wirklich um Originalität geht und nicht eher um Vorhersehbarkeit.

Der originelle Plot, im Sinne von "noch nie da gewesen", existiert nicht. Wie einige vor mir schon geschrieben haben: Wenn man eine Story auf ihr Skelett reduziert, dann wurde alles schon mindestens einmal ver- und bearbeitet.

Verstehen wir unter Originalität aber die Qualität des Autors, sich nicht in die Karten schauen zu lassen und den Leser am Ende zu überraschen, so finde ich sie durchaus wichtig. Jedenfalls, wenn diese Art des Schreibens zum Genre passt; bei Krimis z.B. finde ich Überraschungseffekte geradezu unverzichtbar.

So gesehen: ein klares ja zur Originalität.

 

Liebe Grüße

Ursula

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Ich frage mich gerade, ob es wirklich um Originalität geht und nicht eher um Vorhersehbarkeit.

 

Das hört sich jetzt vielleicht ein wenig komisch an, aber es stellt sich auch immer die Frage, was wirklich originell ist. Man hat auf der einen Seite Klischees, Sachen, die schon x-Mal dagewesen sind. Auf der anderen Seite gibt es die Erwartungen der Leser, sowie eben die Voraussehbarkeit der Geschichte. Alles erfordert irgendwie eine andere Art Originalität (so sehe ich das zumindest), deswegen will ich das mal ein bisschen aufdröseln.

 

1. Sachen, die schon mal dagewesen sein. Klar, alles ist schon einmal dagewesen. Und natürlich wird die Grundstruktur in verschiedenen Genres immer wiederholt. Und ich denke, da ist etwas bekanntes auch sehr nützlich, weil es den Leser an der Hand nimmt und hineinführt. Geht es dann aber in die Details, in Charaktere und Charakteremischung ist etwas "Neues" eher angebracht. Hatten wir hier aber schon öfter.

 

2. Erwartungen der Leser:

Ich will da mal ein Beispiel nehmen (auch wenn's nichts mit Bücher zu tun hat). Auf Pro7 läuft/lief die Serie "Lost" (muss man jetzt nicht kennen). Ich habe mit meiner Freundin darüber spekuliert, wie es wohl enden könnte bzw., wie einige Geheimnisse aufgeklärt werden. Wir sowie viele andere Fans auch habe da ganz bestimmte Erwartungen. Und ganz ehrlich: Alles andere würde uns enttäuschen. Ich finde es ehrlich liebenswert originell, wenn ein Autor am Ende nicht meinen Erwartungen an die Geschichte entspricht, aber ich könnte ihn jedes Mal dafür töten. Manche Enden passen aus lauter Originalität nicht zur Geschichte - wie auch immer, in dem Moment, in dem sie meinen Erwartungen überhaupt nicht entsprechen, bin ich furchtbar enttäuscht Enden. Es bauen sich solche Erwartungen eben auf, und in vielen Fälle ist das der Fall, weil es das "natürliche" Ende einer Geschichte ist, das Ende, auf das sie irgendwie herauslaufen "muss". Schwer zu erklären...

 

3. Voraussehbarkeit: Da kommt es drauf an, aber ich denke, wenn das Buch sonst sehr gut und in sich spannend ist, kommt es mehr darauf an, wie etwas gelöst wird, als auf die Frage, OB es gelöst wird (worum auch immer es geht). Wenn ich ein Fantasybuch lese, kann ich mir in 99% der Fälle sicher sein, dass "Das Böse" besiegt wird. Aber das will ich gar nicht so sehr wissen wie "wie geschieht das", "wie verhalten sich die Helden", "was passiert überhaupt?". Sonst könnte man sich das ganze dazwischen ja auch irgendwie sparen. Wenn ein Buch durch eine Vorhersehbarkeit so stark leidet, dass es alle Spannung verliert, dann ist es vielleicht... auch sonst nicht so gut. Sage ich jetzt mal. Deswegen würde ich sagen, dass das kein großes Problem ist, im Gegenteil, wie MattGS sagte, es kann leicht sehr übertrieben wirken.

 

Und ob man gerne brainstormt, ist wohl auch eine persönliche Sache. ;D

 

Liebe Grüße,

 

Elena

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(Peter_Dobrovka)

Ich glaube, ab dem Moment, wo der Leser eine feste Vorstellung vom Ende entwickelt hat, kann man diese nur noch erfüllen oder enttäuschen.

Erfüllt man sie, kriegt man es mit der dicken Keule wegen "Vorhersehbarkeit".

Enttäuscht man sie, wird man auch verkloppt.

 

Lösung: Man muß im Leser die Spannung auf den Schluß aufrechterhalten. Also nicht zuviele Hinweise auf den Schluß, aber auch nicht zuviele falsche Fährten.

Das paßt übrigens gerade perfekt in diesen Thread:

(Link ungültig)

Möchtest du da nicht einsteigen, Elena?

 

Nun zur Originalität:

 

Es gibt, wie ich finde, zwei Arten der Originalität.

Die eine betrifft die grundlegende Geschichte, die erzählt wird. Abgesehen davon, daß wir uns einig sein dürften, daß man hier nur schwerlich überhaupt noch was Neues schreiben kann, das nicht schon dagewesen wäre, wird das auch gar nicht erwartet, im Gegenteil! Bis zu einem gewissen Grad will man sich als Rezipient auf vertrautem Terrain bewegen. Unbedingt!!

 

Doch WIE man die Geschichte erzählt, mit welchen Details, Wendungen und Charakteren, da ist noch eine ganze Menge Platz für Originalität, die nicht wehtut, sondern unterhaltsam ist.

 

Peter

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Ich glaube, ab dem Moment, wo der Leser eine feste Vorstellung vom Ende entwickelt hat, kann man diese nur noch erfüllen oder enttäuschen.

Erfüllt man sie, kriegt man es mit der dicken Keule wegen "Vorhersehbarkeit".

Enttäuscht man sie, wird man auch verkloppt.

Verstehe ich nicht, Peter.

Ich als Autor bin es doch, der hier den Leser vollkommen leitet und lenkt wie eine Marionette, von Anfang an...

 

Schöne Grüße,

Petra

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(Peter_Dobrovka)

Verstehe ich nicht, Peter.

Ich als Autor bin es doch, der hier den Leser vollkommen leitet und lenkt wie eine Marionette, von Anfang an...

Nope, der Leser hat seinen eigenen Willen. Er läßt sich lenken bis zu einem gewissen Grad, der persönlichen Schwelle des "suspension of disbelief". Überschreitet man als Autor diese Grenze, verliert man den Leser.

Das ist aber nur so eine Nebenschiene, über die wollte ich gar nicht diskutieren.

 

Meine These: Sobald der Leser in seinem Kopf eine konkrete Vorstellung hat, wie das Ende des Buches aussieht, hat der Autor ein Problem. Ist das Ende wie erwartet, ist es nicht originell genug. Ist es nicht wie erwartet, ist es blöd.

 

Es gibt natürlich auch Leser, die kein Problem damit haben, wenn sie das Ende schon vorher wissen oder erraten. Aber auf die als Zielgruppe zu setzen, halte ich für gefährlich.

 

Peter

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Meine These: Sobald der Leser in seinem Kopf eine konkrete Vorstellung hat' date=' wie das Ende des Buches aussieht, hat der Autor ein Problem. Ist das Ende wie erwartet, ist es nicht originell genug. Ist es nicht wie erwartet, ist es blöd.[/quote']

Dann gibt es überhaupt keine Möglichkeit, diesem Dilemma zu entrinnen.

 

Zumindest nicht auf der Ebene der Handlungsentwicklung: Entweder die Guten triumphieren über die Bösen oder sie Opfern sich, damit auch die Bösen untergehen. Entweder die Gute kriegen das gesuchte Ding oder es geht zugrunde, weil es nicht in die Hände der Sterblichen fallen darf. Entweder die Liebenden liegen sich in den Armen oder sie sind beide tot.

 

Mal als krasse Beispiele in den Raum geschmissen. Ich weiß, daß du mir widersprechen wirst, Peter, das liegt in unser beider Wesen. :)

 

Somit bleibt nur noch das Wie, die Umsetzung der Geschichte, die Darstellung der Charaktere, die Erzählung, Stil und Narration als schriftstellerische Möglichkeiten.

 

Oder?

 

Fröhliche Grüße,

Iris :s17

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Meine These: Sobald der Leser in seinem Kopf eine konkrete Vorstellung hat' date=' wie das Ende des Buches aussieht, hat der Autor ein Problem. Ist das Ende wie erwartet, ist es nicht originell genug. Ist es nicht wie erwartet, ist es blöd.[/quote']

 

Das würde eigentlich tatsächlich in den anderen Thread gehören!

 

Aber nur soviel: Das würde nur bei sehr einfachen, geradlinigen Büchern wie einem Krimi zutreffen. Bei den meisten Büchern kann ich gar nichts über das Ende wissen, bevor es in graifbare Nähe rückt, weil ich den Weg gar nciht kenne. Woher hätte ich wissen sollen, wie das blaue Portal endet?

Wenn ich 'Garp und wie er die Welt sah' oder 'Der Medicus' lese, habe ich doch keinen Schimmer, wie die Figuren sich entwickeln, und wie das ganze enden könnte...

 

Endliche Grüße,

Marco! :s17

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(Peter_Dobrovka)

So ist es, ein Dilemma.

Aber es gäbe doch zumindest die Möglichkeit, die Situation als solche zu vermeiden, oder?

Daß der Leser vage Ahnungen hat, wie die Sache ausgehen kann, aber eben keine feste Vorstellung.

 

Peter

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So ist es, ein Dilemma.

Aber es gäbe doch zumindest die Möglichkeit, die Situation als solche zu vermeiden, oder?

Aber klar doch! sysai hat eben die Methode genannt ;-)

Schöne Grüße,

Petra

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(Peter_Dobrovka)

Aber klar doch! sysai hat eben die Methode genannt ;-)

Schöne Grüße,

Petra

Sehr geschickt, Petra.

Ich will dir das dann noch mal durchgehen lassen. ;)

 

Peter

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(Peter_Dobrovka)

 

Das würde eigentlich tatsächlich in den anderen Thread gehören!

Da schreib ich das jetzt auch weiter.

 

Peter

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