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(Gina)

Stieg Larsson: Verblendung

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Inzwischen haben fast alle die ganze Trilogie von Stieg Larsson gelesen (sogar ich bin schon bei Band zwei), aber da es hier noch keine Besprechung  gibt, stell ich meine ein.

 

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Infotext bei Amazon: Wer den frühen Mankell liebt, wer den späten Håkan Nesser mit seinen Nach-Van-Veeteren-Geschichten verschlungen hat, der ist bei dem schwedischen Experten für Rechtsextremismus genau richtig, der 2004 an einem Herzinfarkt starb und im eigenen Land schon als Legende gilt. Der gescheiterte Journalist Mikael soll sich in die Historie der nordschwedischen Großfamilie Vanger einarbeiten und herausfinden, was vor mehreren Jahrzehnten geschah. Die damals 16-jährige Harriet Vanger verschwand aus einem klassischen Agatha-Christie-Setting: beim Familientreffen auf einer Insel, von der keiner weg konnte. Aber wer ist der Mörder - falls es überhaupt einen gibt? Je mehr sich Mikael in die Familiengeschichte einarbeitet, um so mehr Wahnsinn deckt er auf. Und auf Seite 500 ist man noch immer so von der genialen verzweigten Story gefesselt wie auf Seite eins.

 

 

Meine Meinung: Boah, war das spannend! Ich hab Stieg Larssons Erstling in wenigen Tagen – oder vielmehr schlaflosen Nächten – verschlungen!

Aber warum hat mich Stieg Larssons Thriller so gepackt? Der Schreibstil ist es bestimmt nicht, der Vergleich mit Mankell und Nesser ist nun wirklich blanker Verlags-Euphemismus.  Teilweise ist "Verblendung" richtig schlecht geschrieben. Da findet man Sätze wie: "Rechtsanwalts Frodes Frau, die Lisbeth zum ersten Mal zu Gesicht bekam, sah sie mit großen Augen an, während sie gleichzeitig höflich lächelte und sie in den Garten führte". Das muss man sich mal vorstellen, wie die Dame die Augen aufreißt, dabei lächelt und jemanden in den Garten führt. Alles gleichzeitig. Hm.

Manchmal ändert sich in einem Abschnitt dreimal die Perspektive. Oder diese Detailverliebtheit, wenn Larsson über eine halbe Seite beschreibt, welchen neuen Apple-Macintosh Lisbeth sich nun genau zulegt und was der alles kann.

Und dennoch und trotzdem, nach der ersten Seite war ich verloren – wie die meisten, die das Buch in die Hand nehmen. Und das liegt nicht nur an der verwickelten und doch bis ins Letzte durchdachten Krimihandlung, sondern vor allem an den Charakteren, die einerseits wirklich ungewöhnlich sind und andererseits absolut glaubwürdig. Die anorektische, autistische Lisbeth Salander als Ermittlerin und Mikael Blomquist, der mit jeder halbwegs sympathischen weiblichen Haupt- oder Nebenfigur erstmal Sex hat. Ohne dabei machomäßig oder chauvinistisch rüberzukommen. Ich will mehr davon!

(Hab Band zwei fast schon durch.)

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Dem kann ich mich nur anschließen. Vielleicht liegt die oft nicht so tolle Sprache ja auch an der Überseetzung. Da ich gerade Norwegisch lerne - schwedisch ja sehr, sehr ähnlich ist - kann ich mir das lebhaft vorstellen.

 

Was den Perspekitvwechsel anbelangt, kann ich nur sagen, dass mich der noch nie gestört hat (machen erstaunlich viele Autoren so) solange ich als Leser mühelos folgen kann. Ich hätte allerdings auch gerne mehr vom Lars gelesen...

 

LG

 

Lothar

Es ist unsinnig die Geschwindigkeit zu erhöhen, wenn man in die falsche Richtung läuft

 

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Ich weiß nicht, ob es am Übersetzer liegt. An manchen Stellen gewinnt man fast den Eindruck, dass das Buch überhaupt nicht lektoriert worden ist. Aber wie schon gesagt – das moniert nur mein Verstand. Mein Bauch dagegen sagt: Weiterlesen, mehr, mehr!

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Hm, ja, da könnte etwas dran sein. Wie die das in Schweden handhaben, weiß ich nicht, in Norwegen könnte ich mir das gut vorstellen. Dort werden die Kosten einer Erstauflage vom Staat übernommen (Förderung der Kultur), die Verlage haben also kaum Kosten und vielleicht sparen die sich dann auch gleich das Lektorat ;)

 

Hach ja, nicht nur zur falschen Zeit am falschen Platz, nein, auch noch im falschen Land geboren >:(

 

LG

 

Lothar

Es ist unsinnig die Geschwindigkeit zu erhöhen, wenn man in die falsche Richtung läuft

 

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Tja, Gina, woran es liegt, weiß ich auch nicht, aber ich bin auch völlig besessen von Stieg Larsson. Du kannst Dich schon auf Band 3 freuen ;D Allerdings gewinnt man auch da manchmal den Eindruck, dass es schlecht lektoriert ist. (Allerdings habe ich diesen Eindruck auch bei Büchern großer Verlage manchmal!) Die Auflösung der ganzen Geschichte ist jedoch einfach gigantisch!

Ich kann nicht sagen, was es war, das mich gefesselt hat. Die ersten Seiten des ersten Buches waren es jedoch nicht. Da musste ich mich erst einmal durchkämpfen. Als ich das jedoch überwunden hatte, haben mich ebenfalls die Charaktere begeistert. Und Band 1 war in meinen Augen der schlechteste.

Ich hoffe, ich habe Dir den Mund wässrig auf Band 3 gemacht, der, in meinen Augen, die Krönung des Ganzen ist.

Von diesem Schriftsteller hätte ich sehr gern sehr viel mehr gelesen... Und vielleicht ist auch das einer der Gründe, warum er, so makaber das eigentlich ist, so erfolgreich ist. Weil wir nichts mehr bekommen werden.

 

In diesem Sinne

Katrin

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Ja, das stimmt. Ich habe gestern Nacht Band zwei ausgelesen und habe jetzt noch Kopfschmerzen von der Kugel im Kopf – aua! Nun giere ich nach Band drei. (Band zwei fand ich auch noch besser als eins! Es gibt zwar ein paar logische Fehler, aber egal, wen kümmert denn so was, wenn man im Lesefieber ist)

Liebe Grüße

Gina

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Obwohl - im Winter ist es dort oben schrecklich kalt und finster ...

 

Das stimmt nicht! Zumindest nicht, was das Fjordland betrifft - Norwegen ist ziemlich lang gestreckt. Weihnachten (dunkelste Jahreszeit) ist es zwei Std. länger dunkel als bei uns in Süddeutschland, dafür schon ab März wieder länger hell. Auf Meereshöhe Temperaturen von 0 bis +5 Grad, Schneesicher erst ab 300 Meter Höhe. Ist aber trotzdem nicht jedermanns Sache - zum Glück! Das Umsiedeln wird noch etwas warten müssen und selbst wenn, ich bin kein Norweger und würde da auch keine Stütze vom Staat bekommen.

Übrigens: Schweden ist im Winter viel, viel kälter (kein Golfstrom).

 

LG

 

Lothar

Es ist unsinnig die Geschwindigkeit zu erhöhen, wenn man in die falsche Richtung läuft

 

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Stephanie Schuster

OT: Ich war auch Ende Oktober wegen Recherche für meinen Roman in Norwegen. Und herrschten diesselben Wetter- und Lichtverhältnisse wie hier. Ich war auf Edvard Munchs Spuren zwischen Oslo und Asgardsstrand.

 

Liebe Gina,

 

welchen Logikfehlern bist Du auf die Spur gekommen? Sowas merke ich meist beim ersten Mal lesen nicht.

Habt Ihr eigentlich schon den Film "Verblendung" gesehen?

 

LG Rebecca

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Hallo,

 

ich kann mich der Begeisterung für 'Verblendung' nur anschließen.

Wer Spannungsromane liebt, wird mit 'Verblendung' vorzüglich unterhalten.

 

Mir ging es allerdings auch wie Katrin, dass ich erst ein wenig kämpfen musste. Die ersten hundert Seiten (z. B. Beschreibung von Lisbeths Chef) und auch die letzten hundert Seiten (z. B. 'Lisbeths Reisen', ohne zu viel von der Handlung zu verraten) hätten m. E. um etwa die Hälfte gekürzt werden müssen.

Dennoch bin ich von dem Roman absolut begeistert. Respekt!

 

Den Film habe ich gesehen, zwei Tage nachdem ich den Roman fertiggelesen hatte. Die Handlung ist etwas gestrafft, Figuren und Verwandtschaftsverhältnisse geringfügig verändert.

Die Gesamtatmosphäre und auch die Personen sind aber hervorragend getroffen; eine geglückte Verfilmung.

 

Liebe Grüße aus Berlin

 

Siegfried

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Hallo,

 

ich kann mich der Begeisterung des Romans "Verblendung" in keiner Weise anschließen. Viel zu langatmig und ausufernd erzählt. Das Wesentliche bleibt dabei im Vielerlei stecken. Nach meinem Empfinden versucht "Verblendung" zu viele Geschichten auf einmal zu erzählen und kann sie dabei letztlich trotz aller Seitenfülle doch nur anreißen.

 

An dem Roman fand ich nichts packend, den Stil sogar teils sehr ermüdend, und so habe ich mich durch "Verblendung" durchgequält. Die Folgebände der Milleniums Trilogie habe ich nicht mehr lesen wollen.

 

Der Film gefällt mir jedoch. Gerade Lisbeth wird durch die Darstellerin mit sehr viel abgründigem Leben gefüllt. Sehr schön auch die Umsetzung von Hightech vs. Akten. Ich bin gespannt auf die beiden anderen Verfilmungen (nächster Teil kommt, glaube ich, im Februar in die Kinos).

 

Viele Grüße

Tobias

"If it sounds like writing, I rewrite it." (Elmore Leonard)

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Ich habe "Verblendung" erst dieses Jahr entdeckt (gehört hatte ich natürlich davon, aber was heißt das schon? Man hört so vieles...), und für mich war es eines jener "Wow"-Leseerlebnisse, wie ich sie viel zu selten erlebe. Einer meiner Romane des Jahres.

 

Ich habe mir gleich die beiden anderen Bände besorgt, aber ich spare sie mir noch ein bisschen auf... :s13

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Ich kann mich der Begeisterung des Romans "Verblendung" in keiner Weise anschließen.

 

Juhuu, endlich mal einer, der es wagt, kritische Töne zu äußern. ;D

 

Ich muss gestehen, ich bin zu Larsson gleich auf Abwehrhaltung gegangen, nachdem ich Pfingsten mit einigen Freunden im Urlaub war und jeder von ihnen zufälligerweise einen Roman von ihm in der Tasche hatte.

Als ob es nichts anderes gäbe.

Ich wurde schon wie ein Aussenseiter behandelt, weil ich etwas anderes las.

»Was, kennst du nicht? Musst du lesen. Willst du es haben? Ich leihe es dir gerne.«

Damit ich mich einreihen kann in diese Le(g)sebatterie von gleichgeschalteten Bestsellerjunkies? Nö danke.

Elendes Gehype. Elende Monokultur. Da mache ich nicht mit, mögen die Bücher noch so gut sein.

 

Ich war dann aber anstandshalber im Kino. Die Schauspieler – gut, besonders das Mädchen. Die Story so banal und nichtssagend wie ein ZDF-Zweiteiler. Logiklöcher so groß, dass man mit einem Zug durchfahren könnte. Und brutal. Zu brutal für meinen Geschmack.

 

Mein Fazit: In diesem Leben kein Larsson für mich.

 

Beste Grüße,

Thomas

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Ich oute mich auch mal als eine, die den Film besser fand als das Buch.  :-/

 

Das Buch war eher mäßig spannend für mich, die ersten 200 Seiten schaffte ich nur, weil ich unbedingt wissen wollte, was meine Freunde alle daran begeistert hat. Später gewann der Text an Fahrt und hat es doch noch geschafft, mich zu fesseln, auch wenn die Sprache zum Teil recht einfach war.

Fazit: Die Figuren waren interessant und gut geschildert, die Handlung bis auf die hundert Seiten vor dem Showdown schleppend, die letzten hundert Seiten überflüssig.

Der Film hat die Charaktere betont und einiges weggelassen, was ich nicht vermisste, deshalb hat er mir besser gefallen. Vor dem nächsten Film werd ich das zweite Buch jedoch nicht mehr lesen. Nach Simon Beckett war Larsson die zweite Krimi-Empfehlung dieses Jahr, die sich für mich leider eher als Enttäuschung herausgestellt hat.  

 

LG Chrissi

Bei Droemer Knaur im März 2012:  Mondherz &&Meine neue Website

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Oh, hier ist ja inzwischen eine richtige Diskussion in Gang gekommen. Erstaunlich und interessant – nicht alle scheinen die Romane gleichermaßen zu packen. Ist ja auch gut so.

Aber TT schreibt: "Ich muss gestehen, ich bin zu Larsson gleich auf Abwehrhaltung gegangen, (...) Damit ich mich einreihen kann in diese Le(g)sebatterie von gleichgeschalteten Bestsellerjunkies? Nö danke. Elendes Gehype. Elende Monokultur. Da mache ich nicht mit, mögen die Bücher noch so gut sein." Also entschuldige mal, TT, das ist doch kindisch. Bei mir ist es auch eine absolute Seltenheit, dass ich mal von einem Bestseller gepackt werde. Aber man kann doch einen Roman nicht nur deshalb ablehnen, weil ihn viele andere mögen.

Und "Löcher so groß, dass man mit einem Zug durchfahren könnte" gibt es vielleicht im Film, den ich nicht gesehen habe. Aber die beiden Bücher fand ich, mal abgesehen von einigen kleineren Widersprüchlichkeiten, plausibel (soll ich dir dazu eine PN schicken, Rebecca? Ich kann hier ja schlecht das Ende verraten).

Liebe Grüße

Gina

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Also entschuldige mal' date=' TT, das ist doch kindisch. Bei mir ist es auch eine absolute Seltenheit, dass ich mal von einem Bestseller gepackt werde. Aber man kann doch einen Roman nicht nur deshalb ablehnen, weil ihn viele andere mögen.[/quote']

 

Wenn man ihn von allen Seiten unter die Nase gerieben bekommt? Doch, kann man.

 

Mich erinnert das ein wenig an meine Erfahrung mit Harry Potter. Meine Frau und ich haben Teil 1 & 2  gelesen, als hier in Deutschland kein Hahn danach gekräht hat. Ein Jahr später (nach Erscheinen von Teil 3) redeten auf einmal Leute, die sonst kaum ein Buch in die Hand nehmen, auf mich ein: " Kenn'scht den Harry Potter? Der isch supper. Musch't läse."

Sorry, aber da kriege ich die Krätze.

 

Seit ich selbst im Buchgewerbe mitmische, bin ich sensibler geworden für das, was um das Buch herum passiert. Und wenn ein Stieg Larsson seit fast zwei Jahren wie festzementiert auf der Spiegel Bestsellerliste klebt, ist das für mich ein Grund, skeptisch zu werden. Kein Buch kann so gut sein, dass es dermaßen erfolgreich ist. Genau so wenig wie "Feuchtgebiete" und "Ich bin dann mal weg" und wie sie alle heißen

Gut, ich gebe zu, es sind alles Bücher, die mich inhaltlich eh nicht so interessieren, aber dieses unsägliche "Gehype" führt bei mir zu einer Abwehrreaktion.

Natürlich gibt es auch Ausnahmen. "Gut gegen Nordwind" von Glattauer war mir völlig unbekannt. Gelesen, vorgelesen, begeistert verschlungen - und hinterher bemerkt, dass es ein Bestseller ist. Ist ok. Habe ich kein Problem mit.

 

 

Gruß Thomas

(Der übrigens nicht so drauf steht, wenn man in Diskussionen persönlich wird ;))

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Hi Gina,

 

kein Problem. Ich find's bloß immer besser, schnell ein klärendes Wort zu sagen, ehe die Dinge eskalieren. "Kindisch" ist zwar nicht unbedingt das schlimmste aller Wörter, aber ich hab schon erlebt, wie schnell Diskussionen sich an so etwas erhitzen können.

 

Zurück zum Larsson.

Folgende Holpersteine habe ich entdeckt: Achtung Spoilergefahr

 

Warum wartet der alte Onkel der vermissten Harriet so lange, bis er ernsthaft über ihr Verschwinden nachforschen lässt?

 

Warum nimmt er an, dass die gepressten Blumen, die er jedes Jahr zu seinem Geburtstag erhält, von Harriets Mörder kommen? Was sollte der für einen Grund dafür haben? Warum bezieht er nicht zumindest die Möglichkeit ein, dass es ein Gruß an ihn von der noch lebenden Nichte ist?

 

Warum lässt er im Zeitalter des DNA-Vergleichs nicht einen solchen von den Blumen anfertigen? Wenn sie von Harriet kommen, sind ganz sicher Spuren von ihr daran. Denn sie WILL ja, dass ihr Onkel von ihrem am-Leben-sein erfährt.

 

Harriet hat ein sehr gutes Verhältnis zu ihrem Onkel. Sie weiß, dass ihr Onkel seinen Bruder nicht mag, wie auch den Rest der Familie. Warum geht sie nicht zu ihrem Onkel und vertraut sich ihm an? Sie kann damit rechnen, dass er sie gegen seinen Bruder und Neffen schützt und diese entweder ins Gefängnis bringt oder aus deren Schusslinie.

 

Warum wartet sie überhaupt so lange? In dem Bewusstsein, dass der Bruder genauso weitermacht und weitere Unschuldige tötet, hätte sie längst Schritte zu seiner Überführung einleiten müssen. Und sei es, dass sie einen anonymen Hinweis an die Polizei schickt. Das würde jeder normale Mensch machen.

 

Wie wahrscheinlich ist es, dass einer in der schwedischen Provinz massenmordend unterwegs ist und niemand ihm in mehr als 40 Jahren auf die Schliche kommt?

 

Wie wahrscheinlich ist es, dass Harriet zwar Tagebuch schreibt, das man auch findet, dass sie aber von ihren fortgesetzten Vergewaltigungen durch Vater/Sohn nicht mal eine Andeutung hineinschreibt?

 

Gruß,

Thomas

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Ich habe "Verblendung" erst dieses Jahr entdeckt (gehört hatte ich natürlich davon, aber was heißt das schon? Man hört so vieles...), und für mich war es eines jener "Wow"-Leseerlebnisse, wie ich sie viel zu selten erlebe. Einer meiner Romane des Jahres.

Dem schließe ich mich rückhaltlos an. Mir ging es genauso.

 

Folgende Holpersteine habe ich entdeckt: [...]

Was die Fragen betrifft:

"Warum nimmt er an, dass die gepressten Blumen, die er jedes Jahr zu seinem Geburtstag erhält, von Harriets Mörder kommen? Was sollte der für einen Grund dafür haben?"

Die Antwort steht in meiner Ausgabe (TB) auf Seite 142.

"Wenn sie von Harriet kommen, sind ganz sicher Spuren von ihr daran."

Nö. Warum nicht, steht auf Seite 10, im Prolog.

 

Ich bin mir sicher, dass der Fragesteller auch seine restlichen Fragen bei aufmerksamer Lektüre des Buches zufriedenstellend beantwortet findet.

Voraussetzung ist natürlich aufmerksames Lesen. Film gucken reicht da nicht. Aber das soll bei Literaturverfilmungen ja öfter vorkommen (und ein Buchautor sollte das auch wissen) ...

Auf eine Bemerkung dazu, wie ich es finde, wenn ein Autor das Buch eines Kollegen verreißt, ohne es gelesen zu haben, verzichte ich an dieser Stelle.

 

Gruß

Barbara

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Lieber TT,

also, Barbara sagt es auch: Du musst das Buch einfach lesen. Daran führt kein Weg vorbei. Vielleicht steigst du gleich bei Band zwei ein, die Auflösung von Band eins kennst du ja nun schon aus dem Film.

Ich muss offen gestehen, dass ich beim Krimi-Lesen immer mehr an Charakteren, Spannungsaufbau, Atmosphäre und Stil interessiert bin als an der Plausibilität. Und bei Stieg Larsson wird man so mitgerissen, dass man ohnehin vergisst, über solche Kinkerlitzchen nachzudenken. Von daher kann ich dir keine Antwort auf deine Fragen geben.

Aber eines ist sicher: Stieg Larsson ist ein Meister der Krimitechnik und -logik, wenn man ihn mit seinem Landsmann Mankell vergleicht, der sich - zumindest bei seinen letzten Wallander-Krimis - einen feuchten Dreck um Mordfall, Aufklärung und Täter scherte. Viel wichtiger waren ihm Wallanders soziale Probleme und sein Diabetes (Und ich mag ihn trotzdem).

Liebe Grüße

Gina

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Lieber TT,

also, Barbara sagt es auch: Du musst das Buch einfach lesen.

Nein, das sagte ich nicht. Ich finde nicht, dass man irgendein Buch gelesen haben muss.

Nur dann, wenn man es kritisiert. Dann erwarte ich ein Mindestmaß an Textkenntnis.

Und die kriegt man vom Lesen, nicht vom Filmgucken.

 

Gruß

Barbara

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Leute, jetzt kommt mal wieder runter, ja?

 

Du musst das Buch einfach lesen. Daran führt kein Weg vorbei. Vielleicht steigst du gleich bei Band zwei ein' date=' die Auflösung von Band eins kennst du ja nun schon aus dem Film.[/quote']

Gina, sei mir nicht böse, aber bei mir würde dieses Hindrängeln zu einem Buch, das mich ohnehin nicht reizt, eher eine Abwehrreaktion hervorrufen. Zudem finde ich, gibt es keinen Roman, von dem ich jetzt spontan sagen würde, man müsse ihn gelesen haben.

 

Voraussetzung ist natürlich aufmerksames Lesen. Film gucken reicht da nicht. Aber das soll bei Literaturverfilmungen ja öfter vorkommen (und ein sollte das auch wissen) ... Auf eine Bemerkung dazu' date=' wie ich es finde, wenn ein Autor das Buch eines Kollegen verreißt, ohne es gelesen zu haben, verzichte ich an dieser Stelle.[/quote']

Ehrlich gesagt finde ich den Ton, der sich hier langsam einschleicht, etwas befremdlich.

 

Mir persönlich gefällt die gesamte Reihe sehr gut, ich lese gerade Band 3. Es gibt einige sprachliche Holperer, aber darüber habe ich in diesem Fall gerne hinweggelesen. :)

 

Viele Grüße,

Laila

Pseudonyme: Anna Jonas, Nora Elias

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Ähm, darf ich als Autor mal meine unmaßgebliche Meinung äußern, ohne gleich zerfleischt zu werden?

 

Ich finde diesen thread im Forum unmöglich. Autoren, die sich über andere das Maul zerreißen. Das halte ich für nicht erstrebenswert.

 

Ja, ja, weiß schon, was jetzt für Antworten kommen. Aber überlasst das doch anderen Foren, die sich auf das spezialisiert haben.

 

Habe ich mal wieder was falsch gesagt? Dann war es Absicht.

 

euer hef

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Auf eine Bemerkung dazu, wie ich es finde, wenn ein Autor das Buch eines Kollegen verreißt, ohne es gelesen zu haben, verzichte ich an dieser Stelle.

 

Hallo Barbara,

 

für jemanden, der aufmerksames Lesen einfordert, liest du selbst erschreckend unaufmerksam und voreingenommen.

Ich habe von Anfang an klar gestellt, dass ich Larsson deshalb nicht lese, weil ich den Hype ablehne, der um ihn herum veranstaltet wird. Nicht, weil ich behaupte, seine Bücher würden nichts taugen. Ein solches Urteil würde ich mir nie anmaßen.

Wann immer ich Stellung zum Inhalt genommen habe, geschah dies auf Grundlage des Films (der übrigens von den meisten Kritikern als gelungene Umsetzung des Buches gewertet wurde).

 

Mir daraus einen Strick zu drehen und zu behaupten, ich würde einem Autorenkollegen ans Bein pinkeln wollen, geht für mich in den Bereich böswilliger Unterstellung und wirft ein sehr bezeichnendes Bild auf deine Diskussionskultur.

 

Was die logischen Brüche in der Story angeht, so habe ich darüber mit meiner Frau diskutiert, die sowohl den Roman gelesen als auch den Film gesehen hat. Obwohl Larssons Text sie begeistert hat, musste sie zugeben, dass diese "Holperer" auch Teil des Romans sind.

Macht ja auch nichts. Es gibt keine makellosen Texte. Nobody is perfect, auch wenn Hardcorefans das gerne anders sehen. Nur hat das dann für mich nichts mehr mit objektiver Textbetrachtung zu tun, sondern mit kritikloser Anbetung. Man könnte auch sagen mit "Verblendung".

 

Gruß,

Thomas

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Hallo Thomas,

 

ach Gottchen... meine Diskussionkultur. Ein Urteil über Texte bilde ich mir anhand des Lesens derselben und auf dieser Basis (= Textkenntnis) diskutiere ich. Wenn jemand einen Text nicht gelesen hat, kann man schlecht mit ihm über diesen Text diskutieren, finde ich. Auch wenn er/sie noch soviel indirektes "Wissen" (über Film oder Unterhaltung mit Dritten) erworben hat.

 

Ich weiß, warum der alte Onkel glaubt, dass Harriets Mörder die Blumen schickt. Weil das nämlich gut lesbar im Buch steht.

Du weißt es nicht, weil du das Buch nicht gelesen hast (oder weil deine Frau die Stelle vielleicht überlesen hat). Aber die Tatsache, dass du es nicht weißt, kannst du dem Buch nicht als Logiklücke anlasten, sondern dir. Als Wissenslücke mangels Lesens des Buches.

Ich habe nicht behauptet, du würdest irgendwem an Bein pinkeln (wollen). Ich finde nur die Tatsache verwirrend (um es mal so auszudrücken), dass du, als Autor, ein ungelesenes Buch verreißt (zuggroße Logiklöcher laufen bei mir unter "Verriss"). Denn ich dachte eigentlich immer, es sei ureigenes Interesse eines jeden Autors, dass vor dem Verriss die Lektüre steht. Die eigene.

 

Gruß

Barbara

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