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(Gina)

Janne Teller: Nichts - was im Leben wichtig ist

Empfohlene Beiträge

Da ich es unmöglich schaffe, bis zum Oktober die nominierten Autoren des diesjährigen Jugendliteraturpreises auch nur annähernd zu lesen, fang ich schon mal mit den Büchern des nächsten Jahres an. Die Auswahl wird zwar erst auf der Leipziger Buchmesse 2011 getroffen, aber „Nichts“ von Janne Teller ist auf jeden Fall dabei, da bin ich mir ganz sicher.

 

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Ich habe dieses Buch parallel mit meiner dreizehnjährigen Tochter gelesen. Ida hat „Nichts“ für die Bücherkinder besprochen – oder vielmehr verrissen (zu ihrer Kritik siehe hier:

(Link ungültig)

Mein eigenes Urteil fällt nicht ganz so hart aus.

 

Der Inhalt der Geschichte ist schnell erzählt: Pierre Anton entschließt sich nach den Sommerferien nicht mehr zur Schule zu gehen, weil er der Meinung ist, dass ohnehin nichts im Leben von Bedeutung ist. Stattdessen hockt er Tag für Tag oben in einem Pflaumenbaum und konfrontiert seine ehemaligen Klassen-kameraden, die unten auf der Straße vorbeikommen, mit seiner nihilistischen Weltanschauung. Verärgert und verunsichert zugleich beschließen die ande-ren, Pierre Anton zu widerlegen. In einem alten Sägewerk errichten sie einen Berg der Bedeutung, auf dem zuerst ganz harmlose Dinge landen: Eine alte Puppe, ein Paar Sandalen, eine Schlange in Formalin. Aber dann beginnt die Sa-che zu eskalieren. Gerda muss ihren Hamster opfern, Marie-Ursula ihre Zöpfe, Sofie ihre Unschuld - und Pierre Anton ist immer noch vollkommen unbeein-druckt.

 

Ida hat recht. „Nichts“ ist ein seltsames Buch. Wo spielt das Ganze und vor allem – in welcher Zeit? Vieles deutet auf die Gegenwart hin, aber das Umfeld, die At-mosphäre und viele Details sind unstimmig. In welcher Schule gibt es heute noch eine Schlange in Formalin? Welche Kinder hören in ihrer Freizeit Kasset-ten? Auch der eigenartige Schreibstil der Autorin trägt zu diesem antiquierten Eindruck bei. Irgendwie fühlte ich mich beim Lesen ständig an die „Kleine Nick“-Reihe von Sempé erinnert. Die Sprache ist ganz harmlos, während die Handlung völlig eskaliert und das Buch schließlich mit einem Mord endet.

 

„Nichts“ ist eine Parabel, deshalb sollte man diese inhaltlichen und stilistischen Widersprüche nicht überbewerten. Was mich an dem Buch am meisten störte, ist das offene Ende. Natürlich konnte die Autorin keine allgemeingültige Ant-wort auf die Fragen der verstörten Jugendlichen (und Leser) geben. Die muss jeder für sich selbst finden. Aber Janne Teller versucht nicht einmal, eine oder mehrere mögliche Richtungen aufzuzeigen. Sie führt ihre Leser in die Irre und lässt sie dann allein - mit einem Haufen Nichtigkeiten, als die sich der Berg der Bedeutung schnell herausstellt. Das ist zu wenig, das ist zu einfach, das stellt mich genauso zufrieden wenig wie Ida, die dem Buch nur einen von fünf Sternen verliehen hat. (Wegen der gewagten Idee und den vielen Diskussionen, die dieses Buch auslöst, würde ich drei von fünf Sternen geben. Aber ich verleihe ja keine).

 

Janne Teller: „Nichts was im Leben wichtig ist"

Hanser, 2010

139 Seiten

ISBN: 978-3446235960

13,95 EUR

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