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Autoren aufgepasst! - Verlage proben neue Klauseln

Empfohlene Beiträge

Liebe Autoren,

 

immer wieder und wieder weisen wir darauf hin, dass Verlage vorlegen. Dass Geld nur zum Autor, niemals vom Autor fließt. Dass der Verlag das vollständige Publikationsrisiko zu tragen hat.

 

Nun schleichen sich in letzter Zeit verstärkt neue Ansätze in die Vertragsgestaltung der Verlage, die im Endeffekt den Autor in besonderer Weise am Geschäftsriko des Verlages beteiligen wollen. Die in der Quintessenz bedeuten: „Wenn wir, der Verlag, dem Buchhandel höhere Rabatte anbieten müssen, dann bekommt der Autor auch weniger Geld von uns.“

 

Statt also den gewaltigen Buchhandelsketten, um die es hier geht, die durch ihre Marktmacht überhaupt nur in der Lage sind, besonders hohe Rabattforderungen die Verlage durchzusetzen, entgegenzutreten und dem Rabattpoker einen Riegel vorzuschieben, werden die damit einhergehenden Verluste einfach mit dem Autor geteilt.

Die eigentlichen und ohnehin erdenklich miserabel bezahlten Schöpfer dieser Ware, womit hier Geld verdient wird, erhalten also nun noch weniger Honorar.

 

Es gibt bereits einen Thread hier im Forum, in dem Verlage gelistet sind, die ihre Honorare statt auf den Ladenverkaufspreis, der dank Preisbindungsgesetz relativ fix ist, auf den Nettoverlagsabgabepreis beziehen! Also dem um den Handelsrabatt reduzierten Verkaufspreis. Natürlich sind die Prozentwerte etwas höher, dennoch wird das Honorar plötzlich abhängig davon gemacht, wie hoch die Rabatte sind, die der Verlag gewährt, um gelistet zu werden.

Was davon zu halten ist, steht in dem Thread:

(Link ungültig)

 

Als nächstes war zu beobachten, dass mehr und mehr Verlage eine ähnliche Klausel in den E-Book-Rechten an den Büchen verstecken. Auch hier werden die Honorare auf Basis des Nettoverlagserlöses (also nach Abzug der dem Handel gewährten Rabatte)  berechnet!

(Link ungültig)

 

Nun werden die Klauseln noch dreister. Gerade war in einem Vertrag zu lesen, dass die Honorare, die im Vertrag stehen, dem Autor nur mehr zu 60% ausgeschüttet werden sollen, falls der Verlag einem Großabnehmer einen Rabatt von mehr als 50% auf den Nettoladenpreis einräumen muss.

 

Man fragt sich, ob und wann das vorkommt, denn 50% Rabatt galt immer als Limit. Ein Buch, das der Buchhändler zu 20 Euro verkauft, sollte er eigentlich nicht unter 10 Euro einkaufen können.

 

Der Börsenverein des deutschen Buchhandels schreibt dazu:

„Indizien für eine unangemessene, das Sortiment benachteiligende, Konditionengestaltung sind u. a. ungewöhnlich hohe Händlerspannen sowie eine breite Fächerung der Rabatte. Nach der bisherigen Spruchpraxis des Bundeskartellamts galten Händlerspannen über 50% als Indiz für eine verteuernde Wirkung der Preisbindung - und waren im Ergebnis unzulässig. Die Beschlusspraxis zu den Höchstrabatten kommt zwar in Zukunft nicht mehr unmittelbar zur Anwendung, wohl aber dürfte die 50%-Marge als Indiz für eine unzulässige Rabattspreizung weiter eine Rolle spielen.“

(Link ungültig)

 

Tatsächlich ist Brancheninsidern bekannt, dass gerade die großen Ketten wie Thalia oder DBH Deutsche Buch Handels GmbH & Co. KG durchaus und schon länger Rabatte über 50% erreichen können.

Wie so etwas zustande kommen kann, versteht, wer die Menge an möglichen Rabatten und u. A. die Preisnachlässe für Partie-Bezüge kennt: (Link ungültig) )

 

Somit wird die Klausel keineswegs theoretisch, sondern viel mehr zu einer, die besonders dann greift, wenn das Buch in den großen Buchhandelsketten verkauft werden soll.

 

Nicht nur Agenten sollten diese Art von Klauseln, die den Autor am Verlagsrisiko beteiligen, indem sie die gewährten Rabatte dynamisch mittragen, unterbinden. Es ist auch an der Zeit, dass Autoren selbst wissen, was sie da unterschreiben sollen und sich definitiv gegen das wehren, was sich hier offenbar einschleichen soll.

 

Andreas

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Danke für die Information, Andreas.

 

Nun werden die Klauseln noch dreister. Gerade war in einem Vertrag zu lesen' date=' dass die Honorare, die im Vertrag stehen, dem Autor nur mehr zu 60% ausgeschüttet werden sollen, falls der Verlag einem Großabnehmer einen Rabatt von mehr als 50% auf den Nettoladenpreis einräumen muss.[/quote']

 

Ich finde diese Klausel schlicht ungeheuerlich und kann jedem Betroffenen nur raten, sich dagegen zu wehren. Es wäre sehr schlimm, wenn das Schule machen würde.

 

Christoph

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Meine Frage wäre, wie man sich dagegen wehren könnte. Ein bereits etablierter Autor hat da weniger Probleme, "Nein, danke" zu sagen. Der Verlag will ihn vermutlich halten und lenkt ein, und wenn nicht, stehen die Chancen hoch, dass ein anderer Verlag zuschlägt.

 

Was ist aber mit Neu-Autoren, die gerade mal den Fuß in die Tür geschafft haben? Oder für die das überhaupt der erste Vertrag wäre? Da selbstbewusst abzusagen traut sich nicht jeder und hat auch kaum Basis für die Verhandlungen. (Denn der Verlag kann ruhig sagen: Ne, ist üblich so, wenn du nicht willst, geh halt woanders hin. Aber man kann eben nicht einfach so weggehen)

Was würdet ihr diesen Autoren empfehlen?

 

Liebe Grüße,

Olga

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Man fragt sich, ob und wann das vorkommt, denn 50% Rabatt galt immer als Limit. Ein Buch, das der Buchhändler zu 20 Euro verkauft, sollte er eigentlich nicht unter 10 Euro einkaufen können.

 

Der Börsenverein des deutschen Buchhandels schreibt dazu:

„Indizien für eine unangemessene, das Sortiment benachteiligende, Konditionengestaltung sind u. a. ungewöhnlich hohe Händlerspannen sowie eine breite Fächerung der Rabatte. Nach der bisherigen Spruchpraxis des Bundeskartellamts galten Händlerspannen über 50% als Indiz für eine verteuernde Wirkung der Preisbindung - und waren im Ergebnis unzulässig. Die Beschlusspraxis zu den Höchstrabatten kommt zwar in Zukunft nicht mehr unmittelbar zur Anwendung, wohl aber dürfte die 50%-Marge als Indiz für eine unzulässige Rabattspreizung weiter eine Rolle spielen.“

(Link ungültig)

 

Ein viel zu wenig beachtetes Problem ist die simple Tatsache, dass es keine eigene Vertretung der Verlage gibt. Sie sind zusammen mit dem Sortiment im Börsenverein, in dem jedoch die Sortimenter die Mehrheit stellen!!! Verlage und Sortimenter haben aber - gerade bei Rabatten gut sichtbar - durchaus gegensätzliche Interessen, die im Börsenverein aber logischerweise nicht wirklich hart ausgefochten werden (können). Eine ganz große Rolle spielen vor allem auch die Barsortimenter, bei denen die ominösen 50% aber nicht etwa die Höchstgrenze, sondern (bei Neulistungen immer) quasi die Regel sind. Wer sich weigert, solche Prozent-Diktate zu unterschreiben, ist als Verlag tot, weil im Sortiment nicht vertreten. Keine andere Branche kennt (noch) derart monopolähnliche Zustände, eigentlich längst ein Fall für das Kartellamt. Aber auch die großen Verlage haben schlicht Angst vor den Barsortimentern und den großen Ketten. Mit freiem Markt hat das nichts mehr zu tun.   :s11

Das neue Jugendbuch: "Der Reiter des Königs"&&Homepage Burkhard P. Bierschenck

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@Olga: Ich würde trotzdem selbstbewusst auftreten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Verlag, der soweit ist, dass er dir einen Vertrag anbietet, wegen einer zu streichenden Klausel vom Angebot zurücktritt. Bevor du dort ankommst, haben ja auch schon viele Menschen im Verlag deinen Titel, das Exposé oder sogar dein Manuskript angeguckt, es für ins Programm passend erachtet und vielleicht sogar schon ein paar Hebel in Bewegung gesetzt. Als Autor sieht man sich gerne als armes Hascherl, das die Brotkrumen aufpicken darf, die einem die Verlage hinwerfen. Und - ohne ihnen hier etwas unterstellen zu wollen: die Verlage sind bestimmt nicht unglücklich darüber, wenn die Autoren nicht allzu selbstbewusst auftreten. Das ist ja in ihrem (ökonomischen) Sinn.

 

Aber: was wären Verlage ohne Autoren, die Bücher schrieben? Was Verlage mit Ketten verhandeln, ist deren Problem und nicht deines, und das sollen sie nicht auf deinem Rücken austragen.

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In meiner Funktion als Autor möchte ich meine ausdrückliche Empörung über diese sich einschleichende Praxis auch nochmal zum Ausdruck bringen.

 

Abgesehen davon, dass wir Autoren uns dieser Sache nun bewusst werden sollten, und dies auch mit unseren Agenten thematisieren sollten, erwarte ich, dass der VS sich dessen deutlich und unverzüglich annimmt!

 

Mit einigermaßen großen Schrecken habe ich zum Beispiel festgestellt, dass im Mustervertrag, der zwischen dem Verband deutscher Schriftsteller (VS) in der IG Medien und dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V. - Verleger-Ausschuß - ausgearbeitet wurde ( (Link ungültig) ), unter § 4 Absatzhonorar für Verlagsausgaben noch folgendes zu finden ist:

 

Der Autor erhält für jedes verkaufte und bezahlte Exemplar ein Honorar auf der Basis des um die darin enthaltene Mehrwertsteuer verminderten Ladenverkaufspreises (Nettoladenverkaufspreis).

oder:

Der Autor erhält für jedes verkaufte und bezahlte Exemplar ein Honorar auf der Basis des um die darin enthaltene Mehrwertsteuer verminderten Verlagsabgabepreises (Nettoverlagsabgabepreis).

oder:

Der Autor erhält ein Honorar auf der Basis des mit der Verlagsausgabe des Werkes erzielten, um die Mehrwertsteuer verminderten Umsatzes (Nettoumsatzbeteiligung).

 

Zwar ist letzteres immerhin eingeschränkt, indem hinzugefügt ist "Dabei hat der Autor Anspruch auf Ausweis der verkauften Exemplare einschließlich der Partie- und Portoersatzstücke, für die dann Absatz 5 nicht gilt. In diesem Falle ist bei der Vereinbarung des Honorarsatzes die im Vergleich zum Nettoladenverkaufspreis geringere Bemessungsgrundlage zu berücksichtigen."

 

Absatz 5 würde nämlich sonst weiter einschränken: "Pflicht-, Prüf-, Werbe- und Besprechungsexemplare sind honorarfrei; darunter fallen nicht Partie- und Portoersatzstücke sowie solche Exemplare, die für Werbezwecke des Verlages, nicht aber des Buches abgegeben werden."

 

Dennoch hat im Normvertrag meines Erachtens keine andere Bemessungsgrundlage zu gelten, als der (um die darin enthaltene Mehrwertsteuer verminderte) Ladenverkaufspreis. Die Rabattpolitik des Verlages muss dieser mit dem Handel und auf eigene Rechnung klären, es gehört nicht auf den Autor abgewälzt!

 

Andreas

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Danke für diese Debatte.

 

Das ist nämlich Augenwischerei: Laut Vertrag kriegt man schöne Tantiemenprozente, aber für die Mehrzahl der Bücher (die an Amazon, Thalia, Hugendubel gehen) sind sie plötzlich fast halbiert. 60 % der Tantiemen heißt, dass die vereinbarten 10 % vom Nettoladenpreis nur noch 6 % sind.

 

Titus

Was hat Putin 1985-1990 in Dresden gemacht? Einige Einblicke und ein Trailer zum aktuellen Roman "Der letzte Auftrag", gedreht vor der ehemaligen KGB-Villa dort.

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Man kann durchaus auch als erstveröffentlichender Autor gegen Vertragspunkte, die einem nicht gefallen, mit Erfolg Protest einlegen. Ich habe das letztes Jahr in einem Fall mitbekommen, als ein großer Verlag einem Jungautor einen Vertrag anbot, der ziemlich abenteuerlich zu lesen war (u.a. sollte der Autor erlauben, dass die Rechte an seinem Buch als Sicherheit für irgendwelche Finanzgeschäfte dienen dürfen :s05 ). Der betreffende Autor hat tollkühn gesagt, "das unterschreib ich so nicht", hat die entsprechenden Paragrafen durchgestrichen, den Vertrag unterschrieben zurückgeschickt und in einem Begleitschreiben darauf hingewiesen, welche Punkte er nicht akzeptiere.

 

Reaktion? Ein grummeliges "Na gut", mehr nicht. Weniger Ärger, als wenn man gegen ein Cover protestiert, um es mal in etwas umzumünzen, das jeder kennt.

 

Da ist so eine "Kaufmannseigenschaft" spürbar, die man vielleicht beschreiben könnte als "man kann's ja mal probieren". Man war sich wohl darüber im klaren, dass es heikle, womöglich im Streitfall (also vor Gericht) gar nicht haltbare Vereinbarungen waren, und wenn sich einer wehrte, dann zog man eben zurück.

 

Kernpunkt aber: Man muss gut Bescheid wissen, was in einem Verlagsvertrag zu Recht drinsteht. Wer z.B. statt 8% Honorar 28% fordert, outet sich natürlich als Ahnungsloser und wird auf die Nase fallen.

 

Aber grundsätzlich habe ich dazu immer einen Satz von Kollegen Reinhard Jahn im Ohr, der mal sagte: "Wer seine Rechte verteidigt, verschafft sich Respekt."

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Ach ja - und diese 60%-Regelung für überrabattierte Bücher ist ja mehr als abenteuerlich. Erstens grenzlegal, weil mehr als 50% Rabatt laut Gesetz eh nicht gegeben werden dürfen. Zweitens feige, denn der Verlag versucht hier das unternehmerische Risiko an den Autor weiterzureichen, nur weil er und die anderen Verlage es nicht gebacken kriegen, den Ketten die Stirn zu bieten. (Was würden die Ketten denn machen, wenn die Verlage sie en bloc nicht mehr beliefern?) Und drittens ruinös für den Autor.

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Und jedem Neu/- Jungautor sollte bewußt sein, dass er sich und seinen Kollegen die Existenzgrundlage buchstäblich vernichtet, wenn er aus Unsicherheit oder falscher Bescheidenheit so einen Vertrag unterschreibt. Wie will man später dann jemals andere Konditionen durchsetzen?

 

Auch ich habe in diesem Jahr meinen ersten Verlagsvertrag unterschrieben, und zwar nicht gleich das erste Angebot. Sicher, es ist nicht leicht, seinen Standpunkt und seine Ansprüche zu formulieren und durchzusetzen. Aber mal ehrlich, wenn ein Verlag nicht von Anfang an mit mir auf Augenhöhe Geschäfte machen möchte, was hat er dann in Zukunft mit mir vor?

 

grummelnde Grüße, Dorit  

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Die Rabattschlacht in der Buchbranche ist ein leidiges Thema, teilweise werden die Verlage regelrecht um immer mehr Prozente erpresst.

Trotzdem wäre es fatal, als Autor diesen Trend auch noch zu unterstützen, denn das wäre ja erst der Anfang. Die Verlage könnten dadurch ermuntert werden, ihre Marktposition gegenüber Konkurrenten zu stärken, indem sie höhere Rabatte anbieten - und die dann einfach an die Autoren "weiterreichen". Und schon würden alle anderen dasselbe versuchen, der Kampf um Rabattprozente würde erst richtig angefacht, nur auf einer anderen Ebene. Das Ende der Fahnenstange wäre plötzlich ein ganzes Stück weiter oben.

 

Die genannte Klausel ist ein unschönes Beispiel für eine Entwicklung, die dem Vorschub leistet.

 

Hier sind vor allem die Agenturen gefragt. Und der VS könnte sich auch verbindlich zu dem Thema erklären. Insgesamt kann hier eine konsequente Haltung dazu beitragen, die Verlage sogar letztlich zu bestärken, sich besser zu organisieren und gegen den Rabattzwang Front zu machen.

 

LG,

eva v.

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nur weil er und die anderen Verlage es nicht gebacken kriegen' date=' den Ketten die Stirn zu bieten. (Was würden die Ketten denn machen, wenn die Verlage sie en bloc [i']nicht mehr beliefern[/i]?)

 

Genau darauf wollte ich hinaus mit dem Hinweis, dass mangels eigener Organisation die Buch-Verlage keine Schlagkraft haben. Im Zeitschriftenbereich wurde gerade nach zähen Verhandlungen mit dem Grosso (noch so eine Monopoltruppe) eine Verbesserung für die Verlage erreicht. Aber da standen sich eben zwei Verbände gegenüber, die mit harten Bandagen (Drohung eines eigenen neuen Vertriebsweges durch Verleger) gefochten haben. Im Börsenverein sind alle lieb zueinander, schwafeln vom historischen "reisenden Verlagsbuchhandel", den es so längst nicht mehr gibt, zum Schaden für Verleger und Autoren.

 

Die Autoren können lamentieren soviel sie wollen, wenn der Handel die Verlage zu immer höheren Rabatten zwingt,  dann werden am Ende - egal wie - auch die Autoren drunter leiden. Mit 50% Rabatt sind wir bereits dort angelangt. Fragt sich, was dem Handel noch einfällt? Bearbeitungsgebühren? Remissionsrückabwicklungsgebühr? VLB-Handelsdaten-Einpflegegebühr für jeden neuen Titel? Da könnt man noch viel phantasieren, solang es nicht Rabatt heißt.  Es kommt also nicht nur auf die (sehr wichtigen) Autorenverträge an, sondern man sollte als Autor auch öffentlich den unstillbaren Rabatt-Hunger des Handels anprangern, der schließlich bereits extrem von der Preisbindung profitiert, die es in anderen Wirtschaftsbereichen nicht gibt.  

Das neue Jugendbuch: "Der Reiter des Königs"&&Homepage Burkhard P. Bierschenck

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In meinem und Thomas' Namen kann ich nur sagen: Wehret den Anfängen!

 

Eine solche Klausel darf einfach nicht sein - weder bei etablierten Autoren noch bei Neueinsteigern. Dagegen sollte man sich also wehren, denn es ist die Aufgabe des Verlages, die Bücher möglichst gewinnbringend umzusetzen, und nicht die, auch noch die eigenen Probleme des Vertriebs beim Autor abzuwälzen.

 

Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass Rabatte von 50% und mehr in einigen Randbereichen des Buchmarkts schon länger an der Tagesordnung sind - übrigens aus der gleichen Situation heraus (nämlich massiver Druck seitens einflussreicher Einzelhändler mit eigentlich bereits ausgezeichneten Positionen am Markt). Insofern ist es auf keinen Fall schweigend hinzunehmen, dass diese üblen Verhältnisse, die in letzter Konsequenz und langfristig betrachtet allen Beteiligten nur schaden nun schleichend von den Rändern in die Mitte des Buchmarkts übertragen werden sollen.

 

Beste Grüße, Ole

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Ich frage mich gerade, ob wir vielleicht gemeinsam eine Erklaerung dazu abgeben und unterschreiben sollten? Koennte das von Nutzen sein? Oder in den Wind geblasen?

 

Herzlich gruesst Charlie

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Oder in den Wind geblasen?

 

Das fürchte ich schon. Mir liegt die Vertragskopie von einem der großen Barsortimenter vor und da wird bereits in 2007 ganz offiziell bis zu 60% Rabatt verlangt. Soweit zum Gesetz und ob sich da jemand drum schert. Da lachen die nur drüber (ist mir selbst passiert). Ich bin ganz sicher, dass diese Konditionen seither von Hunderten von Verlagen unterschrieben worden sind. Die großen Ketten brauchen sich da nur gemütlich an diese Konditionen anzuhängen, immer nach dem Motto "friss oder stirb". Das und nix anderes ist die Realität.  

 

PS: Mir sagte einer dieser Leute sinngemäß:  Ja, es gibt noch ein paar größere Verlage, die haben noch "alte" Konditionen, das wird aber alles umgestellt, "die kriegen wir alle auch noch". Na dann, 50% als zukünftig unterster Standard, soll das wohl heißen.

Das neue Jugendbuch: "Der Reiter des Königs"&&Homepage Burkhard P. Bierschenck

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Als im vorletzten Jahrhundert die Arbeiter auf ähnliche Art behandelt wurden und irgendwann von ihrer eigenen Arbeit nicht mehr leben konnten, bildeten Sie Zusammenschüsse, und siehe da, nach einigem Kampf  verbesserte sich schließlich ihre Situation. Aber nur, weil sie zusammenhielten und nicht jeder für sich ein eigenes Süppchen kochte.

 

In sofern müssen sich hier die Verlage an die eigene Nase fassen, oder? Wenn sie zusammenhalten würden, wäre die Lage nicht so prekär, möchte ich behaupten. Stellen wir uns nur vor, Carlsen/Bloomsbury verweigert Amazon den Verkauf von Harry Potter, weil Amazon vom Kleinverlag XY 70% Rabatt verlangt.

 

Die Rabatt-Grenze bestimmen schließlich nicht allein die Sortimenter, sondern auch die Anbieter - die Verlage. Gottgegeben ist diese Situation nicht.

 

Wenn das unrealistisch klingt - warum eigentlich? Vermutlich, weil noch nicht genug Rabatt verlangt wird. Auch Haie begreifen schließlich, daß sich Zusammenarbeit mehr lohnen kann, als sich gegenseitig zu frühstücken.

 

Ergo: Da geht noch was ...  80%? 90%? :s11

 

PS. Ich weiß, Burkhard, wir hatten schon mal über das Thema gesprochen, das ist auch nicht an Dich als "kleineren" Verleger gerichtet.

Romane, Sach- und Fachbücher unter anderem zu kriminologischen Themen, Wikingern und Indianern sowie der Sportart Jugger.

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Man muss sich ein wenig in Buch-Geschichte auskennen. Zu Goethes Zeiten gab es noch den "reisenden Verlagsbuchhändler", also der druckende Verleger, der auch selbst verkaufte. Seitdem hat sich das getrennt in Druckereien, Verlage und Buchhändler. Im Börsenverein, schließlich auch eine sehr alte Organisation, haben die Verlage vor Jahrzehnten schlicht versäumt das Ganze in zwei völlig selbständige Organisationen zu trennen, stattdessen wurden nette Diskutier-Ausschüsse für die Sparten gegründet. Mit fatalem Ergebnis, finde ich. Das Problem ist, dass die großen Verlage bzw. die "großen alten" Verleger, die noch genug Einfluss gehabt hätten, damals blind waren und versagt haben, und zwar auf ganzer Linie. Deshalb kann das Sortiment heute die Rabatte ungeniert diktieren. Am Ende dieser Kette steht der Autor, der als schwächstes Glied am meisten darunter leiden muss.

Das neue Jugendbuch: "Der Reiter des Königs"&&Homepage Burkhard P. Bierschenck

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Wenn das unrealistisch klingt - warum eigentlich? Vermutlich' date=' weil noch nicht genug Rabatt verlangt wird. Auch Haie begreifen schließlich, daß sich Zusammenarbeit mehr lohnen kann, als sich gegenseitig zu frühstücken. [/quote']

Ja, sollte man meinen. Da aber in den meisten großen Unternehmen heute Menschen am Ruder sitzen, die in ihren Managerschulen darauf gedrillt wurden, stets nur auf den möglichst kurzfristigen Profit hinzuarbeiten statt langfristig zu planen, bin ich pessimistisch, ob die Verlage alle je an einem Strang ziehen würden. Selbst wenn einige Verlage sich zusammenschließen und Druck auf die Händler ausüben würden, irgendwer würde doch wieder querschießen und sich den Händlern beugen - immerhin wäre man ja die lästige Konkurrenz los, wenn andere Verlage den Händler nicht mehr beliefern würden. "Instant profit!", denkt sich dieser Verlag dann wohl und hält sich für besonders clever.

 

Ähnliches auf Autorenseite. Ohne Autoren könnten weder die Verlage noch die Händler irgendwelche Geschäfte machen. Wie einfach wäre es, wenn die Autoren sich zusammenschließen würden und gemeinsam sagten "da machen wir nicht mehr mit". Für jeden Autor, der so etwas unterzeichnen würde, sprüngen dann vermutlich 10 andere Autoren, desensibilisiert durch DKZV, in die Bresche und bieten ihre Werke bereitwillig zum Dumpingpreis an. Ich fürchte, eine Interessenvertretung der Autorenschaft mit echter Macht kann es erst dann geben, wenn "Autor" ein Ausbildungsberuf mit Meisterbrief ist und ein Autor sich nicht mehr beliebig mit dem nächstbesten Veröffentlichungswilligen von der Straße ersetzen lässt.

 

Dass die Verlage sich qualitativ ins Knie schießen würden, wenn sie gute Autoren, die sich nicht mehr ausbeuten lassen, mit formbaren und anspruchslosen Möchtegernschreibern ersetzen, ist klar - aber solange der kurzfristige Profit im Mittelpunkt steht, interessiert das dort niemanden, fürchte ich.

 

Der große Autorenstreik - eine wunderschöne Idee. Nur leider utopisch.

 

Gruß

Matt, heute mal wieder ein echter Sonnenschein

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Mit der "Da kann man eh nix machen"-Einstellung hat aber auch noch nie jemand etwas bewegt  ;) Einfach den Kopf in den Sand stecken und still halten? Wenn das die Devise ist, hätte sich Andreas diese Warnung sparen können. Wer etwas verändern will, muss den Beteiligten erst mal verkünden, dass es seiner Meinung nach ein Problem gibt und er eine Lösung sehen will. Je mehr sich ihm anschließen, desto eher findet er Gehör.

Und glaubt doch nicht, dass Verlage plötzlich desolate Manuskripte drucken, nur weil die billiger sind. Die könnten sie längst umsonst haben, wenn sie es wollten.

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Na, von "Kopf in den Sand stecken" habe ich ja auch nirgendwo gesprochen. Eine Erklärung würde ich jederzeit mit unterschreiben, selbstverständlich. Aber bekommt man in Zeiten von DKZV und Neobooks wirklich genug Veröffentlichungswillige dazu, sich für so eine Sache einzusetzen? Außerdem wäre ich vorsichtig mit der Annahme, dass Menschen, die wenig Wert auf einen angemessenen finanziellen Ausgleich legen, automatisch nur Schrott produzieren würden. Von ihrer Arbeit können schon jetzt kaum Autoren leben. Manche sind schlicht froh, überhaupt veröffentlicht zu werden - über die Qualität ihrer Arbeit selbst sagt das nichts aus.

 

Aber ja, je mehr Autoren man für so eine Aktion zusammenbekommt, desto eher kann man Erfolg haben. Dann lasst es uns doch einfach tun. Die Praktiken der Händler und die Rückgratlosigkeit der Verlage den Händlern gegenüber sind ja nicht neu, also worauf noch warten?

 

Gruß

Matt

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Selbst wenn einige Verlage sich zusammenschließen und Druck auf die Händler ausüben würden, irgendwer würde doch wieder querschießen und sich den Händlern beugen - immerhin wäre man ja die lästige Konkurrenz los, wenn andere Verlage den Händler nicht mehr beliefern würden. "Instant profit!", denkt sich dieser Verlag dann wohl und hält sich für besonders clever.

 

Ähnliches auf Autorenseite. Ohne Autoren könnten weder die Verlage noch die Händler irgendwelche Geschäfte machen. Wie einfach wäre es, wenn die Autoren sich zusammenschließen würden und gemeinsam sagten "da machen wir nicht mehr mit". Für jeden Autor, der so etwas unterzeichnen würde, sprüngen dann vermutlich 10 andere Autoren, desensibilisiert durch DKZV, in die Bresche und bieten ihre Werke bereitwillig zum Dumpingpreis an.

 

Alles schöne Beispiele, die verdeutlichen, wie das Grundprinzip der Macht - "Teile und herrsche" - funktioniert. Teile: Verhindere, dass die, über die Du herrschen willst, sich zusammentun und gemeinsam handeln. Herrsche: Nutze deine Macht, um die Teilung aufrechtzuerhalten.

 

Ich fürchte, eine Interessenvertretung der Autorenschaft mit echter Macht kann es erst dann geben, wenn "Autor" ein Ausbildungsberuf mit Meisterbrief ist und ein Autor sich nicht mehr beliebig mit dem nächstbesten Veröffentlichungswilligen von der Straße ersetzen lässt.

 

Um Gottes Willen. Eine Rückkehr der Gilden und Stände? Das kann sich niemand ernsthaft wünschen.

 

Ich sehe auf lange Sicht zwei mögliche Entwicklungen, die sich gegenseitig nicht ausschließen:

 

1. Marginalisierung der Verlage und des herkömmlichen Buchhandels. Autoren wird es geben, solange noch Texte geschrieben werden, aber dass es deswegen auch Verlage und Buchhandlungen geben muss, ist keineswegs in Stein gemeißelt. Gegenwärtig wächst durch Internet, das Aufkommen der eBooks, des Print-on-Demands und auch durch zunehmendes Outsourcen genuiner Verlagsleistungen z.B. an externe Lektoren, Buchgestalter usw. eine Infrastruktur heran, die es eines Tages Autoren ermöglichen könnte, ihre Leserschaft direkt zu beliefern. Wenn Stephen King morgen beschließen sollte, dass sein nächstes Buch nur noch direkt von ihm per iBookstore zu beziehen ist, wer wollte ihn hindern? Niemand. Würde das Schule machen? Gut möglich. Und sollten große Bestsellerautoren (die Dan Browns, Joanne K. Rowlings und Ken Folletts dieser Welt) generell dazu übergehen, das so zu machen, dann würden die Verlage schlicht nicht überleben.

 

Für diese Möglichkeit spricht, dass das sich hier manifestierende Verhalten der Teilnehmer am Buchmarkt (Sortimenter versus Verlage versus Autoren) prinzipiell ein Verhalten ist, wie es für sterbende Märkte typisch ist. Noch drückt sich das nicht in Zahlen aus, aber das will nichts heißen.

 

2. Das Ende der Belletristik. Es hat eine Zeit ohne Romane gegeben, es könnte wieder so eine Zeit kommen. Das Erzählen könnte sich neue Formen suchen, die den herkömmlichen Roman so altmodisch erscheinen lassen wie uns heute Bücher in Frakturschrift.

 

Die Lyrik hat ihren Tod schon hinter sich: Sie ist heute nur noch im Songtext wirklich lebendig. Das Erzählen könnte mit den technischen Möglichkeiten ausgereifter eBooks (von denen das iPad eine erste Ahnung sein mag) neue Formen erschließen, die mit veränderlichen Elementen, unterschiedlichen Pfaden durch die Geschichte usw. arbeiten - Möglichkeiten, die sich mit einem gedruckten Buch überhaupt nicht darstellen lassen. Die nächste Generation wird dann schon mit dieser Form aufwachsen und den Roman, den wir kennen, mit ungefähr dem Amüsement betrachten wie wir alte Almanache oder Moritaten-Tafeln.

 

Zwei "Motoren", die diesen Trend befördern:

 

Erstens die generelle Reizüberflutung des modernen Lebens, die viele Menschen gar nicht mehr in den Zustand der Muße kommen lässt, der für klassische Romanlektüre nötig wäre. Stärkere Reize als bloß schwarze Buchstaben auf weißem Papier werden dann als hilfreich empfunden, Klicken-Müssen, bewegte bunte Bilder und dergleichen binden stark genug ein, um die Aufmerksamkeit trotzdem noch zu fesseln.

 

Zweitens wieder die Politik der Buchmarktakteure: Wenn man die Mischkalkulation zum alten Eisen wirft und verlangt, dass jedes Buch Gewinn machen muss, heißt das zugleich, dass man keine Experimente mehr wagt (denn Experimente haben es nun mal an sich, dass die meisten scheitern), sondern stattdessen die "bewährten" Trends bedient, die "garantiert" Kasse machen. Das wiederum heißt, dass kaum noch wirklich Neues auftaucht, was wiederum irgendwann dazu führt, dass sich Leser langweilen. Zuerst langweilen sich die Vielleser, was sich noch nicht auswirkt, weil die das Lesen und Bücherkaufen trotzdem nicht aufgeben. Irgendwann aber langweilen sich auch die Gelegenheitsleser, für die Lesen nur eine unter vielen Optionen ist, ihre Freizeit zu verbringen. (Hier in diesem Forum ist sicher keiner, der sich vorstellen kann, das Lesen aufzugeben. Ich auch nicht. Aber ich kenne Leute, die das getan haben. Zuerst sind es nur noch 3 Romane pro Jahr, dann nur noch einer, im Urlaub, und da zweimal hintereinander einen blöden erwischt, sich von Klappentext und Aufmachung reingelegt fühlen - das reicht manchmal schon, dass sich einer sagt, "nehm ich halt einen DVD-Viewer mit in den Urlaub".)

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Alles schöne Beispiele' date=' die verdeutlichen, wie das Grundprinzip der Macht - "Teile und herrsche" - funktioniert. Teile: Verhindere, dass die, über die Du herrschen willst, sich zusammentun und gemeinsam handeln. Herrsche: Nutze deine Macht, um die Teilung aufrechtzuerhalten.[/quote']

Ja, richtig. Aber auf diese konkrete Situation bezogen würde das ja bedeuten, dass es eine Macht gibt, die sämtliche Autoren beherrscht oder beherrschen möchte. Das glaube ich nun wirklich nicht. Also wird hier weder beherrscht noch geteilt. Zwar blicken offenbar einige große Publikumsverlage immer neidvoller auf das Geschäftsmodell DKZV, aber dennoch gehe ich davon aus, dass wir hier von zwei sehr unterschiedlichen Mächten sprechen.

 

Um Gottes Willen. Eine Rückkehr der Gilden und Stände? Das kann sich niemand ernsthaft wünschen.

Ganz sicher nicht. Also Disclaimer: eine umstrittene Tatsache zu erwähnen bedeutet nicht, diese Tatsache gutzuheißen. "Die USA sind in den Irak einmarschiert" ist nicht dieselbe Aussage wie "Ich unterstütze den Einmarsch der USA in den Irak". Aber es ist nunmal so - solange sich jeder Mensch Autor nennen darf, ist es faktisch unmöglich, legitim im Namen aller Autoren zu sprechen und so Macht auszuüben. Das ist ein Problem, welches zu lösen ist. Also nochmal, weil es mich vermutlich jetzt die nächsten 10 Jahre verfolgt: Ich wünsche mir unter keinen Umständen ein staatliches Autorendiplom.

 

1. Marginalisierung der Verlage und des herkömmlichen Buchhandels.

Ehrlich gesagt, darauf spekuliere und hoffe ich. Ich heiße die neuen Möglichkeiten, aktiv selbst in die Veröffentlichung zu gehen, sehr willkommen. Natürlich gerät man da sehr schnell in die Grauzone um DKZV, aber man sollte niemals vergessen, dass es daneben auch eine Menge legitimer, moralischer und seriöser Geschäftsmodelle gibt, wie z.B. Print on demand. Deshalb bin ich selbst ja auch so vom Thema eBooks fasziniert - möglicherweise wird der Markt hier noch einmal richtig aufgemischt. Möglicherweise auch nicht. Sehen wir dann.

 

2. Das Ende der Belletristik.

Näh. Glaub ich so nicht. Dass das Medium sich verändert steht schon jetzt fest. eBooks, Motion Comics, interaktive Romane etc. Aber das sind alles digitale Medien. Und das gedruckte Buch ohne digitalen Mehrwert wird noch lange lange Zeit nicht aussterben. Ob ein gedrucktes Buch in näherer Zukunft als "altmodisch" rüberkommt, ist wohl auch eine rein pragmatische Frage, denn:

 

"nehm ich halt einen DVD-Viewer mit in den Urlaub"

Aber nur, wenn man im Urlaub das Hotel nicht verlässt oder der Player wasserdicht und kratzfest ist. Bald gibt es sicher die erste Generation von wasserdichten und strandtauglichen eBook-Readern, aber es wird wohl noch eine ganze Weile dauern, bis ein elektronisches Gerät so robust ist wie ein gutes altes Taschenbuch. Bis dahin: lang lebe die Belletristik.

 

Gruß

Matt

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Au ja, ich sehe das schon kommen: jeder veröffentlich seine Werke selbst und vertreibt sie im eigenen Shop.

 

Und wer eine reiche Erbtante hat, der kann Mordswerbung dafür machen und wird Bestseller-Autor.

 

Ich fürchte, eine Weile brauchen wir noch Verleger.

 

Was aber nicht heißt, dass sie uns übers Ohr hauen dürfen.

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Andreas, ich glaube nicht, dass Reizüberflutung ein Nachteil ist - im Gegenteil. Als Kulturoptimist glaube ich sogar, dass das Buch die perfekte Rückzucksmöglichkeit für viele Leute bleiben wird. Vielleicht sogar für mehr noch als derzeit.

 

Wegen des Netzes wird das Medienrauschen um das Produkt Buch herum lauter und schwerer verständlich. Der Hype wird greller, aber das bedeutet nicht automatisch, dass es Originalität schwerer haben wird. Allerdings ist jetzt schon zu beobachten, dass die Halbwertzeit von Büchern in den Regalen immer kürzer wird, die Zeitfenster für den Erfolg immer kleiner. Ähnlich wie bei Hollywoodfilmen, bei denen das erste Wochenende entscheidet, wie viel Marketing in einen Film noch gesteckt wird - und damit schon langfristig über das Schicksal des Films entschieden wird.

 

(Übrigens: Beim (Link ungültig) übernächste Woche gibt's eine Podiumsdiskussion zu genau diesem Thema.)

 

Verlage wird es weiter geben, aber ich vermute, es wird mit der Digitalisierung und dem Download-Vertrieb ein zunächst paralleler Markt entstehen. Und zwar genau so wie das, was gerade bei Computerspielen passiert: Da konzentrieren sich kleine Studios auf iPhone und iPad und der Vertrieb fällt völlig weg. Apple behält 30% vom VK, 70% landen direkt beim Entwickler. Ein Erfolgstitel macht sich also ungleich höher bezahlt als im klassischen Vertrieb - aber man kann die klassischen Vertriebs- und Werbemittel dabei nicht mehr anwenden.

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