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(Petra)

Toughe Weiber und Weicheier

Empfohlene Beiträge

Hallo Leute,

im Trivial-Thread (Handwerk) klang das Thema schon an... mit den Männern und Frauen und den schönen Klischees, wie jedes Geschlecht zu empfinden habe. Ich will mal einen Satz von Kokopelli als Aufhänger benutzen, weil er so perfekt wiedergibt, was in vielen Lektoraten Verfassung ist:

Übrigens sind meine Heldinnen immer stark und unabhängig. Trotzdem dürfen sie sich verlieben - und verlieren dabei nichts von ihrer Stärke, im Gegenteil, sie dürfen gerne auch die Männer retten

 

Es gibt ja auch diese Sorte Frauenroman, in dem es Pflicht ist, die Frauen zu toughen und witzig-spritzigen Superweibern zu machen, die auf ihrem Weg in die alte Rollenverteilung (Märchenprinz, romantische Liebe fürs Leben) jede Menge Männer niedermähen. Die bösen bösen Männer sind natürlich schwächlich, Weicheier, Machos und sonstige Ausfälle der Evolution. Die guten Männer sind grundsätzlich schwul. Und der Märchenprinz so eine Art deus ex machina... eigentlich müsste er dem Weltbild nach auch schwul sein, aber da hackt dann irgendwie wieder das Teufelchen mit den alten Rollenspielen rein...

 

Gut, wir Frauen hatten eine Menge nachzuholen und auch ich bin mal in lila Latzhosen herumgelaufen. :s09

Aber mittlerweile habe ich den Eindruck, ich stehe ziemlich einsam da, wenn sich bei mir die Haare stellen ob solcher Klischees. Ich mache mir wahrscheinlich auch immer zu viele Gedanken, was solche Bücher in den Köpfen anrichten.

 

Hier in Frankreich, dem angeblichen Land der Liebe, ist der Trend schon fortgeschrittener. Das toughe Superweib ist Tatsache. Folge davon: Die Märchenprinzen wachsen nicht nach. 50% aller Ehen werden geschieden und als Todesursache von Frauen bis 35 kommt gleich hinter Herzkrankheiten und Krebs das Sterben an Misshandlungen durch Männer, die sich in der Superweibwelt nicht mehr zurechtfinden. "Beziehungsunfähigkeit" heißt bei uns das Schlagwort. Vielleicht macht mir dieser Blick solche Bücher so bitter...

 

Anscheinend wollen Frauen solche Bücher - sie verkaufen sich gut und es lässt sich leicht flüchten damit. Aber wollen Leserinnen und Leser denn wirklich NUR solche Bücher? Geht der Zwang zur starken Protagonistin (unbedingt weiblich) nicht auch an der Wirklichkeit der Bedürfnisse vorbei?

 

Welche Zukunft hätten Bücher, in denen Frauen und Männer einfach Menschen sein dürften? Faszinierende und mitreißende Menschen, aber auch mal schwach oder stark... egal welches Geschlecht?

Oder was wäre, wenn sich Frauen und Männer beim Identifizieren mit einem Helden nicht mehr vordergründig vom Geschlecht leiten ließen? Ich erinnere mich, dass ich mal eine Zeit lang Robin Hood war, während Mary Ann mich nur langweilte. Ich habe nicht den Eindruck, als ob mir das geschadet hätte.

Ich frage mich aber gerade bei Frauenromanen obiger Art, ob sich Frauen damit nicht wieder *hinter* die Errungenschaften der Emanzipation zurückschreiben...

Ich will diese Romane nicht schlecht machen - der Markt ist ja da. Ich denke nur gerne über Wirkungen von Büchern nach.

 

Wahrscheinlich denke ich zuviel. Oder bin für Bücher à la Hera Lind nicht geboren ;-)

Wie seht ihr das?

 

Schöne Grüße,

Petra

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Hallo Petra,

 

uh, ich glaube, ich sollte nichts mehr posten, scheinbar drücke ich mich immer missverständlich aus. ;-)

 

Ich meinte keineswegs, dass meine Heldinnen Superpowerfrauen sind, ganz im Gegenteil. Sie sind völlig normale Menschen, die in eine gefährliche Situation geraten und darin über sich hinauswachsen. Sie haben auch durchaus einige Fehler/Schwächen und sehen Männer keineswegs als Schwächlinge an. Und die Helden in meinen Büchern sind ebenfalls keine Schwächlinge (damit könntest du bei Lesern von Liebesromanen auch garantiert nicht landen!), sondern packen die Situation und ihr Leben an wie ein normaler Mann. (Marte und Sysai, ihr kennt doch meine Bücher, was meint ihr?)

 

Tut mir leid, bei mir bist du da wirklich an der falschen Adresse, denn ich halte auch überhaupt nichts von Superweibern, schwächlichen Männern oder allgemein den normalerweise üblichen Frauenromanen, die diese Klischees bedienen.

 

Ich mag Bücher in denen sich die Frauen und Männer in ihren Stärken und Schwächen ergänzen. In denen der Held kochen kann und die Heldin eine Abneigung gegen Hausarbeit hat (nur als Beispiel), aber trotzdem keine Klischees oder Antiklischees aufkommen. Ich muss den Protagonisten ihren Charakter und ihre Ansichten abnehmen können, nur darauf kommt es an.

 

> Welche Zukunft hätten Bücher, in denen Frauen und Männer einfach Menschen sein dürften? Faszinierende und mitreißende Menschen, aber auch mal schwach oder stark... egal welches Geschlecht?

 

Wäre ich sehr dafür und im Prinzip lese ich so etwas auch fast ausschließlich. (Was nicht heißt, dass ich nicht auch gerne mal einen James-Bond-Film anschaue ;-))

 

 

Viele Grüße,

 

Kokopelli

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Wahrscheinlich denke ich zuviel. Oder bin für Bücher à la Hera Lind nicht geboren ;-)

 

:s03:

 

Liebe Petra,

 

bitte, bitte, bitte nenne nicht immer Hera Lind als Beispiel *schluchz*. Sie war Ende der 80er/Anfang der 90er sehr populär. Seitdem ging es bei ihr beruflich nicht aufwärts und viele, viele Wasser sind seitdem die Flüsse runter geflossen  :-*.

 

Im Übrigen ist Gaby Hauptmann (noch immer) weit erfolgreicher und ihre Frauentypen haben einen Spiegelredakteur sogar zu wahren Drohgebärden provoziert.

 

Heute sind die Nulpen-Typen modern, wenn du dir die Bestsellerlisten ansiehst. Frau sitzt stundenlang vorm Telefon, betrachtet ihre Füße und wartet auf den Anruf des einzig Wahren. Andere Variante: Frau trifft Rocker/Zuhälter auf der Straße und eröffnet mit ihm einen Puff, ihren Job als Journalistin betreibt sie nebenbei natürlich weiter. In ihre Abenteuer schliddert sie einfach nur so hinein, weil sie ihr bisschen Verstand völlig ausgeschaltet hat.

Und wenn man die letzte Seite umgeschlagen hat, fragt man sich: WAS HABE ICH MIR MIT DIESEM SCHWACHSINN BLOSS ANGETAN.

 

Liebe Petra, DAS ist zurzeit "in". Von Emanzipation und Selbstbewusstsein keine Spur. DIESE Bücher findest du ganz oben auf der Bestsellerliste. Es sind die Bücher für die 20-30jährigen.

 

Eine deutsche Variante der "Chick Lit - Literatur", die im britischen, irischen oder amerikanischen Original allerdings sehr viel selbstironischer daher kommt.

 

Übrigens ist der zitierte Rocker/Zuhälter ein ganz "harter" und bestimmt kein Weichei  ;).

 

Aber den toughen Frauen würde ich gerne auch die toughen Männer gegenüberstellen. Im Thema "Handwerk" erwähnte ich bereits James Bond als Übergestalt. Also für mich ist der Kerl ein technikverliebter Macho und kein bisschen interessant.

 

Aber möglicherweise sehen einige Männer das hier ganz anders?  ;)

 

Lieber Gruß

marte

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... sondern packen die Situation und ihr Leben an wie ein normaler Mann. (Marte und Sysai' date=' ihr kennt doch meine Bücher, was meint ihr?)[/quote']

 

Liebe Kokopelli,

 

da springe ich dir gerne zur Seite. Deine Frauen und Männer durchleben in der Regel ausgesprochen aufregende Abenteuer und noch heißere Liebesabenteuer, sind aber ansonsten völlig normal, eben mit Stärken und Schwächen :).

 

Noch ein kleiner Nachtrag zu meinem vorherigen Posting.

Sprache kann bekanntlich verräterrisch sein.

Wieso bezeichnen wir eine Frau, die weiß, was sie will, ein wenig abfällig mit dem Begriff "Powerfrau"?

 

Den Begriff "Powermann" habe ich noch nie gehört. Das gibt mir doch sehr zu denken. Entweder gibt es keine Powermänner oder alle Männer sind Powermänner und nur die Ausnahmen (Weicheier)bestätigen die Regel  ;D.

 

Wie war das mit der "Normalität" im Roman, Petra  :-* :-* ?

 

Lieber Gruß

marte

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Liebe Marte,

 

> da springe ich dir gerne zur Seite. Deine Frauen und Männer durchleben in der Regel ausgesprochen aufregende Abenteuer und noch heißere Liebesabenteuer, sind aber ansonsten völlig normal, eben mit Stärken und Schwächen :).

 

Danke, das beruhigt mich. :-)

 

> Noch ein kleiner Nachtrag zu meinem vorherigen Posting.

Sprache kann bekanntlich verräterrisch sein.

Wieso bezeichnen wir eine Frau, die weiß, was sie will, ein wenig abfällig mit dem Begriff "Powerfrau"?

 

Beim Mann heißt das nicht Powermann, sondern Alpha-Held. Im Gegensatz zum Beta-Held, dem verständnisvollen Schwächling. ;D

 

 

Viele Grüße,

 

Kokopelli

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Beim Mann heißt das nicht Powermann' date=' sondern Alpha-Held. Im Gegensatz zum Beta-Held, dem verständnisvollen Schwächling. ;D[/quote']

;D:-*;D:-*;D:-*

 

Danke, Kokopelli,

 

für die Erläuterung der Begrifflichkeiten.  ;)

 

Powerfrau Marte, die diskutierende Autorin, schnappt sich jetzt ihre Kinder, um mit ihnen zum Arzt zu gehen, während ihr Beta-Mann (oder doch Alpha-Mann?) im Büro das Geld für den Arztbesuch verdient.

 

Ist dies nun die ganze "normale" Wahrheit oder wieder nur ein Auschnitt ...?

 

Nichts für ungut, liebe Petra. Mit Pauschalierungen habe ich so meine Probleme - auch, obwohl oder gerade weil ich (auch) Frauenromane schreibe.

 

Liebe Grüße

marte

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Hallo ihr beiden,

da hab ich ja was angerichtet! :s22

Schtooooppp Kokopelli: dass ich deinen Namen zu einem Zitat nenne, ist Chronistenpflicht. Wie ich aber sagte, meinte ich damit nicht dich, sondern nahm das als Aufhänger, weil es so auch aus Verlagen tönt. Habe den Satz also nur geliehen, weil er so passte.

 

Ansonsten wundert es mich, dass ihr euch so gepiekt fühlt ::), der einzig große Unterschied zwischen unseren Argumenten besteht wohl darin, dass ich mal wieder die einzige bin, die James Bond liebt... (ich hab was übrig für britischen Humor und schrecklich unglaubliche Übertreibungen).

 

Tja, die Hera... nur ein Platzhalter... ich nenne nicht gerne lebende Kollegen ;-) Tatsächlich meine ich schon auch die Chick Lit Szene und denke da wie du, Marte. Genau das war's: vordergründig mit Power oder Irrsinn, aber jenseits aller Errungenschaften, für die frau mal gekämpft hatte. Ich behaupte frech, dass auch der Rocker-Zuhälter Rollenklischee pur transportiert. Und gerade dass diese Roman so "in" sind, macht mich gruseln (verdammt, warum widersprechen wir uns da nicht?)

 

Vielleicht bin ich auch so allergisch, weil 90% der Absagen zu meinem Roman von Lektorinnen kamen, die mir übelnahmen, *keine* Chick Lit zu schreiben, weil sie grundsätzlich auf dieses Bild setzen. Eine meinte sogar, sie möge es nicht, wenn der eine Mann in dem Roman so positiv rüberkomme... Ich mag es einfach nicht, wenn Frauen (Leserinnen in dem Fall) für blöde verkauft werden. Und der Eindruck drängt sich mir immer mehr auf. Da treffe ich mich wieder mit dir, Marte: Ich hasse Pauschalisierungen (wenn ich sie als Provozierteufelchen da oben auch absichtlich gesetzt habe) - aber ich hab manchmal das Gefühl, dass in Verlagen Lesergeschmack immer mehr pauschalisiert wird (nicht nur in dem Genre).

 

Worauf ich hinauswill: Ich habe einfach das Gefühl, dass viele Frauen auch ganz andere Sachen wollen, als Verlage (noch) denken, dass es Frauen wünschen. Vielleicht bin ich aber auch nicht mehr dran an der heutigen jungen Welt - vielleicht sind junge Frauen wirklich so, wie es das Genre vorschreibt? Außerdem frage ich mich, warum Männr so wenig lesen. Es könnte ja auch daran liegen, dass sie nichts für sich finden - und nicht an einem Gendefekt. :s22

 

Nur in einem kann ich dir frohen Herzens widersprechen, Marte: Wenn DAS Nulpen sind, dann ist meine keine.

Apropos Powerfrau: beim Tier sagt man Alphaweibchen ;-)

 

Wird Zeit, dass hier ein Mann vorbeikommt - ist ja schon wieder ein einiges Kaffeekränzchen :-*

 

Schöne Grüße,

Petra

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Hallo Petra,

 

Schtooooppp Kokopelli: dass ich deinen Namen zu einem Zitat nenne, ist Chronistenpflicht. Wie ich aber sagte, meinte ich damit nicht dich, sondern nahm das als Aufhänger, weil es so auch aus Verlagen tönt. Habe den Satz also nur geliehen, weil er so passte.

 

Ja, dachte ich mir schon, wollte nur noch mal genau klarstellen, dass ich auf keinen Fall ein Verfechter der Superweiber bin, nicht, dass das an mir kleben bleibt. ;-)

 

Ansonsten wundert es mich, dass ihr euch so gepiekt fühlt  ::), der einzig große Unterschied zwischen unseren Argumenten besteht wohl darin, dass ich mal wieder die einzige bin, die James Bond liebt... (ich hab was übrig für britischen Humor und schrecklich unglaubliche Übertreibungen).

 

Falsch, ich mag britischen Humor und James Bond auch. :-)

 

Vielleicht bin ich auch so allergisch, weil 90% der Absagen zu meinem Roman von Lektorinnen kamen, die mir übelnahmen, *keine* Chick Lit zu schreiben, weil sie grundsätzlich auf dieses Bild setzen. Eine meinte sogar, sie möge es nicht, wenn der eine Mann in dem Roman so positiv rüberkomme...

 

Ich höre regelmäßig "Warum schreiben Sie denn keine Geschichten, die in Deutschland spielen?", was mit der Zeit auch ganz schön nerven kann. Warum ich das nicht schreibe? Weil ich es nicht will. Weil es nicht zu meinen Geschichten passt. Weil ich der Autor bin und damit frei entscheiden kann was ich schreibe und was nicht. Ich denke, jeder Autor hat so seine 'allergischen' Punkte. Wenn bei mir jemand mit 'Chick Lit' ankommen würde, wäre er wahrscheinlich schnell einen Kopf kürzer.

 

Worauf ich hinauswill: Ich habe einfach das Gefühl, dass viele Frauen auch ganz andere Sachen wollen, als Verlage (noch) denken, dass es Frauen wünschen.

 

Jup, aber die Leser haben ja keine andere Möglichkeit als sich das zu kaufen was die Verlage anbieten. Diese fühlen sich dadurch natürlich wieder bestätigt und produzieren noch mehr von dem gleichen Krams. Ein endloser Kreislauf.

 

Außerdem frage ich mich, warum Männr so wenig lesen. Es könnte ja auch daran liegen, dass sie nichts für sich finden - und nicht an einem Gendefekt.

 

Frag mich nicht, ich habe bisher darauf noch keine Antwort gefunden. ;-)

 

Gerade ist in der Zeit ein Artikel, der ganz gut zum Thema passt, ich setze hier mal den Link: (Link ungültig)

 

 

Viele Grüße,

 

Kokopelli

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Interessantes Thema - und genauso interessant, daß nur Frauen sich hier unterhalten.

 

Mal die Frage eines Ahnungslosen: ist dieser "Superfrauentrend" (ja, ich sag das Wort einfach mal), denn wirklich noch immer so aktuell?

Wo ist denn z.B. Hera Lind abgeblieben? Das war doch ein regelrechter Medienstar - und heute? Schreibt/veröffentlicht sie überhaupt noch?

 

Zum Thema Männer und Lesen - ich glaube, oben genannter Trend war mal eine Zeit lang so beherrschend, daß alle Verlage auf diesen Zug aufgesprungen sind (kann sein, es ist heute mit chick lit ähnlich).

Ich mußte mal ein Buch übersetzen, in dem die Heldin eine (Klappentext) "weltberühmte Stierkämpferin" war.  :s07 (Leider gibt's keinen Kotz-Smiley).

Da hab ich doch mal beim Verlag nachgefragt, warum sie solchen Schrott ankaufen. Ich weiß, es gibt Stierkämpferinnen, aber die tingeln höchstens über die Dörfer, und weltberühmt?

Na ja, was ich sagen will: stellt Euch mal vor, ein Mann liest so ein Buch. Der macht für die nächsten Jahrzehnte einen großen Bogen um jedes, auf dessen Deckel ein weiblicher Name steht. Zumindest ein englisch oder amerikanisch klingender, denn die sind in dieser Hinsicht am schlimmsten: wobei ich natürlich nicht jemand wie Patricia Highsmith meine, ich rede jetzt nur von der sogenannten Unterhaltungsliteratur.

Und nun dürft Ihr mir die goldene Macho-Zitrone verpassen :s23

Gruß

Jan

(muß mir jetzt mal Kokopellis Link anschauen)

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Hallo ihr,

 

ich habe in der Zwischenzeit die Kinder von Arzt zu Arzt kutschiert und neue Bücher erstanden, u.a. "Rausch" von John Griesemer, was ich schon lange lesen wollte.

 

Hera Lind hat sich für eine Zeit ins Abseits befördert, indem sie gegen das von ihr selbst inszenierte Bild verstieß (Superweib). Im Herbst erscheint nun aber wohl ein neues Buch bei Ullstein.

 

Liebe Petra, bei dieser "neuen Frauenliteratur" bekomme ich regelmäßig Stehhaare, du hast es bemerkt. Einige dieser Bücher habe ich gelesen, um mitreden zu können. Aber ich fühle mich da wirklich veralbert: keine durchlaufende Story bzw. roter Faden. Beruflich tummeln sich die HPs alle in irgendwelchen stylischen Agenturen. Sie tappen von einem Fettnapf in den nächsten, ohne auch nur ansatzweise zu lernen - ich könnte die Reihe endlos fortsetzen.

 

Möglicherweise bin ich ja hoffnungslos altmodisch, weil ich in Büchern immer noch nach "Botschaften" oder einer "Moral" Ausschau halte - wenigstens einer klitzekleinen, die sich wie ein Widerhaken festsetzt und mir bis zum nächsten Tag im Gedächtnis haften bleibt.

 

Letztens habe ich einen freien Journalisten, der fürs Börsenblatt einen Artikel über "Chick Lit" schreiben wollte, völlig verunsichert. Er hatte sich tief ins Thema eingegraben, doch mir gelang es nur schwer, ein paar positive Sätze zu formulieren. Da ich grundsätzlich keine KollegInnen öffentlich verreisse, redete ich mich auf "Altersgruppenliteratur" heraus *argh*. Chick Lit für die 20-30jährigen. Es fehle dringend an guten F-Romanen für die Zielgruppe 40 plus.

 

Lesen Männer eigentlich nur Thriller und Krimis oder weshalb fühlen sie sich von der Weicheier-Diskussion nicht angesprochen ;D?

 

Lieber Gruß

marte

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(Peter_Dobrovka)

Tja, was soll man dazu sagen, egal ob Männlein oder Weiblein?

Ich habe es ja mal in einem Posting angemerkt: Versöhnliche Literatur ist verdammt selten geworden. Die Männer werden gebasht, und die Frauen lieben es, darüber zu lesen.

Das zieht seine Kreise nicht nur durch die Literatur, sondern alle Medien, von welchen bekanntermaßen der Film inzwischen das wichtigste ist. In erster Linie sind das Produkte der Gesellschaft, in der wir leben. Aber niemand kann mir erzählen, daß das nicht wiederum Rückkopplungseffekte auf die Gesellschaft hat, in der wir leben.

 

Es hat natürlich nichts damit zu tun, daß die Frau stark ist. Ich persönlich liebe starke Frauen auch mehr als schwache. Es ist eine Frage dessen, wie das Miteinander beschrieben wird. Wie Petra schon überspitzt aber nicht ganz falsch ausdrückte: Alle Männer sind schwul oder böse, nur der Märchenprinz nicht. Und auch der wird zunehmend zum Quotenneger, denn die lesbischen Powerfrauen sind die nächste Stufe dieser Entwicklung.

 

Peter

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Ihr seid köstlich! ;-)

 

@Marte: Wann und warum haben wir eigentlich angefangen, uns zu widersprechen? ;-)

Männer lesen heimlich, hat mir mal ein ganz tougher gestanden. Hauptsache, der Frauenroman liegt am nächsten Morgen wieder auf dem Nachttisch der Freundin...

 

@Peter: Mit dem Bashing gebe ich dir Rcht, sehe das aber nicht geschlechtsspezifisch... eher jeder gegen jeden :-(

 

Aber niemand kann mir erzählen, daß das nicht wiederum Rückkopplungseffekte auf die Gesellschaft hat, in der wir leben.

Daran glaube ich ganz stark. Menschen identifizieren sich, dadurch verändern sie sich. Und Bücher haben schon auch eine Art Vorbildfunktion oder zeigen Verhaltensmuster.

 

@Jan: pass auf, dass die Torrera nicht von einem Mann mit weiblichem Pseudonym geschrieben wurde... auch das gibt's in dem Genre...

 

Schöne Grüße,

Petra

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Hi Petra,

 

inhaltlich waren wir wahrscheinlich nie auseinander. Wer mich auf die Palme treiben möchte, benutzt Formulierungen wie

 

... alle Frauen sind ...

... alle Männer sind ...

... alle Frauenromane sind ... (beliebig fortsetzbar)

 

Hätte ich einen Psychiater, könnte der dir das bestimmt näher begründen  ;D.

 

Lieber Gruß

marte

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@Jan: pass auf, dass die Torrera nicht von einem Mann mit weiblichem Pseudonym geschrieben wurde... auch das gibt's in dem Genre...

 

;D ;D ;D  Allerdings, und vielleicht mehr als manche Leserin meint... obwohl ich schon öfter gehört habe, das würde frau auf Anhieb merken.

 

Gruß

Jan

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Ich verstehe diese Diskussion nicht. Wieso müssen die Leser dieser Welt einen gemeinsamen Nenner finden? Ob eine Frau mit Power einen Mann ins Bett zieht oder ihm mit Power einen vor den Latz knallt, ob sie ihn mit einer Nervenheilanstalt vergleicht oder in seinen Armen schwach wird, ob sie ihn schwer bewaffnet niedermetzelt oder ob sie unter Wehen eine Kopfgeburt absondert – so what? Es gibt diese und es gibt jene, und der Buchmarkt ist ein Buffet, von dem sich jeder nach Lust und Laune bedienen kann.

 

Aus persönlichem Interesse würde ich persönlich zum Beispiel nicht zu einem Sciencefiction-Roman greifen. Aber ich habe schon eine ganze Menge davon lektoriert. Und vielleicht bin ich gerade deswegen die Richtige für die Bearbeitung, weil mich eigene Faszination nicht ablenkt?

 

Es gibt genug Leser, die enttäuscht sind, wenn ihre Erwartung nicht erfüllt wird. Deswegen eignet sich auch nicht jedes Genre, um sich als rebellischer Autor zu profilieren. Da fliegt man mitunter schlichtweg durchs Netz.

 

Die Reihe "Die Frau, in der Gesellschaft" vom Fischer-Verlag hat über mehrere Jahre den Zeitgeist der "Emanzipation" eingefangen. Angefangen mit der unübertroffenen Eva Heller "Beim nächsten Mann wird alles anders", und auch Hera Lind wurde von der Herausgeberin entdeckt. Dass sie später glaubte, sie sei der Medienstar, auf den alle gewartet haben, hat ihr Image gehörig vermasselt. Auch ich gehöre zu den Frauen, die sich abwenden, wenn Selbstüberschätzung mit Talent verwechselt wird. Es braucht einen langen Atem, Persönlichkeit und mehr Intellekt als Koketterie, um das lesende Publikum zu faszinieren. Elke Heidenreich zeigt uns Frauen, wie das geht.

 

Ich glaube nicht, dass die Gesellschaft von Unterhaltungsliteratur verändert wird. Vielmehr bringt die Gesellschaft das hervor, was an Themen aktuell ist. Im besten Fall sind das unterschwellige Empfindungen, die auf einmal und glasklar zum Ausdruck bringen, was alle schon lange denken. Ich zitiere da in diesen Tagen – sinngemäß – immer gern Ildiko von Kürthy, die über ihre Bücher gesagt hat: Wir sind nicht neurotisch. Frauen sind so. Yep!

 

In fünf Jahren werde ich vielleicht darüber den Kopf schütteln – wie heute über den "Märchenprinz" oder "Ein Mann für jede Tonart" oder "Schokolade zum Frühstück". Aber wir hören ja auch nicht mehr Simon & Garfunkel.

 

Zur richtigen Zeit die Schwingung in Worte fassen – das ist das Geheimnis der Bestseller. Sie setzen den Trend, und Trittbrettfahrer haben in der Medienbranche einen durchaus kalkulierbaren Stand. Daneben werden immer auch andere Bücher existieren, die Menschen lesen. Menschen, die wollen, dass die Gute blond und die Böse schwarzhaarig ist, die wieder lesen und sehen wollen, dass James Bond gewinnt. Sie würden es dem Autor übel nehmen, wenn der Held ins Koma fällt. Und das ist auch ihr gutes Recht.

 

Petra, du betonst gerne, dass du mit der Geschlechterrolle nicht klar kommst. Frag 100 Frauen, wie es ist, Frau zu sein, und du bekommst 100 verschiedene Antworten. Ich persönlich denke, dass genau dies eine "Schwingung" sein könnte: Beziehungen, in denen die Klischees komplett aus dem Bett geworfen werden. In deinem Textausschnitt (Textkritik) deutet sich an, wie unzufrieden deine Protagonistin mit den Qualitäten ihrer Lover ist. Aber gejammert worden ist schon oft. Intellektualität war der Libido noch nie dienlich. Wahrscheinlich wird das im nächsten Jahrhundert auch nicht anders sein.

 

Gruß,

 

Tin

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Hallo in die Runde,

der Artikel in der ZEIT hat schön beschrieben, um was es mir geht... und hat es auch indirekt bestätigt - die menschlichen Themen sind es, nicht das, was irgendwelche Zeitströmungen als "typisch dies oder das" deklarieren...

 

Petra, du betonst gerne, dass du mit der Geschlechterrolle nicht klar kommst.

Ich komm mit MEINER bestens klar ;-)

 

Frag 100 Frauen, wie es ist, Frau zu sein, und du bekommst 100 verschiedene Antworten. Ich persönlich denke, dass genau dies eine "Schwingung" sein könnte

Genau darum geht es mir hier. Kommt vielleicht nicht richtig raus, weil ich anfangs das Provozierteufelchen gemacht habe :s22

Mich interessieren diese Schwingungen. Mich interessiert, ob diese Schwingungen sich natürlich nur in Richtung Text übertragen oder von Texten auch wieder manipuliert werden. Mich interessiert, warum wer wen manipuliert und aus welchem Interesse. Wahrscheinlich eine Journalistenkrankheit, über solche Dinge zuviel nachzudenken. 8)

 

Klar müssen nicht alle Leserinnen und Leser alles gut finden, darum ging es mir nicht. Ich will Bücher an sich verstehen lernen, was sie mit anderen machen und was andere mit ihnen machen. Mich fasziniert dieses Geflecht von Wirkungen in allen Richtungen. Es fängt in dem Moment an, indem man ein MS irgendwo abgibt. Es entwickelt ein Eigenleben...

 

Genug Philosophiererei in der Nacht ;-)

Gute Nacht,

Petra

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...weil ich anfangs das Provozierteufelchen gemacht habe

 

Nur zu, mach das ruhig öfter, das sorgt für Schwung

 

Ich hatte heute nicht die Zeit, bei diesem Thema gründlich mitzulesen (nein, Petra, es war nicht die Matadora, die mich abgehalten hat ;D), deshalb sage ich auch besser nichts dazu, nur Dein Satz (was Bücher mit anderen machen) hat mich ins Nachdenken gebracht.

Können Bücher was machen, anrichten, gefährlich sein?

Ich werfe mal einfach "American Psycho" in die Runde (wahrscheinlich ein völlig anderes Thema).

 

Und auf einer anderen Ebene die verschrieene Eskapismus-Literatur.  

 

Und um jetzt doch noch mal auf diese Frauenromane zu kommen: Wenn sie jemand mit Vergnügen liest, um sich einfach gut zu unterhalten, okay. Aber wieviel bleibt von diesem Frauenbild im Hinterkopf kleben? (Noch schlimmer wirken natürlich die Verfilmungen solcher Bücher!). Und ich bin mir nicht sicher, ob sich (ganz junge) Leserinnen nicht ein bißchen wenigstens daran orientieren - und in der Realität dann bitter auf die Nase fallen.

Mag sein, es ist alles Unsinn, was ich hier nächtlicherweise in die Tasten hacke, aber mir ist eine "Nulpenheldin" à la Petra tausendmal lieber (weil sie tausendmal echter ist)

 

Nix für ungut,

hab hier eigentlich auch nichts zu suchen, da ich zu wenig davon verstehe.

Gruß

Jan

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Hallo Jan,

stell dein Licht nicht so unter den Scheffel, hinter deinen Postings steckt ein kluger Kopf. Ich glaube wie du, dass Unterhaltung nicht nur Schwingungen spiegelt, sondern auch prägt.

 

Ich habe vor wenigen Jahren mal ausführlich dieses Thema recherchiert und auch Frauen dazu befragt. Wenn ich die Megabyte Forschungsmaterial mal zusammenfasse (was man ja nie machen soll) kommt folgendes dabei heraus:

Wir wissen ja, wie stark Medien unsere Sicht der Realität manipulieren. Genauso stark hat aber auch Unterhaltung Einfluss - zuerst im Fernsehen, aber auch in Büchern. Um so schlimmer, weil Industrie und Werbung solche Mechanismen gezielt nutzen. Das wirkt wie Subliminals.

Beispiel: Die Eideidei-Idylle des Fernsehförsters lässt den Zuschauer nicht nur flüchten, sondern auch Sehnsüchte empfinden. In der Diskrepanz zum eigenen Leben entstehen dann Frustrationen. Und genau die nutzt die Werbung zum Fernsehförster, indem sie deren Abschaffung verspricht. Das wirklich als grobgehacktes Beispiel, das natürlich so pauschal nicht funktioniert.

 

Was mich bei der Recherche erschreckte: Je mehr Menschen mit Internet etc. umgehen, desto eher sind sie bereit, von außen produzierte Realitäten anzunehmen. Beispiel: Dan Brown, bei dessen Roman erschreckend viele Leser nicht mehr zwischen Fiktion und Realität unterscheiden. Unterhaltung wird als Parallelwelt empfunden, nicht mehr nur als Fluchtwelt. Leben aus zweiter Hand.

 

Was die Beziehung Mann - Frau betrifft, gibt's da erkennbar schon schlimme Entwicklungen, in Frankreich vielleicht deutlicher... Houellebecq hat da die Nation ziemlich aufgerüttelt.

 

Das Problem: Die Unterhaltung (vor allem TV) spiegelt uns Idyllen vor, in denen Probleme mit Lachen und in 45 Minuten gelöst werden, am besten sogar vom Haustier. Frauen, natürlich am besten die Dreifachbelastung Beruf, Kind, Haushalt mit links schaffend, bleiben nicht lang alleine, Märchenprinzen leben zufällig schon im gleichen Haus oder gehen in die gleiche Kneipe etc. Mann und Frau im Realeben fangen an, an sich zu zweiflen, wenn sie sowas nicht schaffen. Klingt unglaublich... aber...

 

Ich hatte reihenweise Frauen vor mir, vorwiegend Singles bis 40, und dann getrennte Frauen ab 40 bis 50, die eine Art "Unterhaltungssyndrom" hatten (ich nenn das mal so). Leserinnen von Heftchen, Chic Lit, oben beschriebenen Unterhaltungsromanen. Starke Konsumentinnen von Frühabendfilmen um Beziehungskisten. Modern im Internet. Da gab es eine Verflechtung zwischen ungestillten Sehnsüchten aus einer rollenerstarrten Traumwelt und den Frustrationen, den Vorbildern nicht zu genügen, weil es im eigenen Leben immer fehlschlug. Und an die hängt sich nun ein ganzer Markt der Illusionen.

 

Die traurigsten Fälle waren singlebörsensüchtig. Denn dort geht scheinbar real ab, was es sonst nur im Film oder im Roman gibt. Da werden selbst Profile nach Romanvorlage gebastelt. Eine war dabei, schon ein klinischer Fall, die bei weniger als drei Blind Dates die Woche Depressionen aus Selbstzweifel bekam.

 

Ich möchte Männer da nicht ausnehmen - bei denen gibt es andere Wirkungen von Unterhaltung und ähnliche Probleme aus anderen Gründen.

Als gemeinsames Fazit würde ich mal das Stichwort Orientierungslosigkeit im eigenen Leben nennen.

 

Jetzt kann man natürlich zweifeln, ob das wirklich von der Unterhaltung verschärft wird oder ob Unterhaltung nicht einfach nur spiegelt, was da ist. Letzteres glaube ich nicht, weil ich weiß, wie gezielt eingefädelt wird, was die Menschen vorgesetzt bekommen. Inzwischen entscheidet ja oft nicht mehr der Filmemacher, sondern der, der den Werbeblock bezahlt...

 

So, mein vorgezogenes Wort zum Sonntag ;-)

Schöne Grüße,

Petra

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Liebe Petra,

 

das Kompliment gebe ich in doppelter Ausführung zurück  ;)

Ich habe wieder einmal gemerkt, welchen Spaß es macht, Deine Beiträge zu lesen.

Du hast Sachen angesprochen, an die ich noch gar nicht gedacht hatte. Und Recht hast Du mit allem.

 

Dazu paßt, was ich gestern in der Zeitung las:

//Der Schauspieler Dieter Pfaff wirft den TV-Chefs mangelnde Phantasie bei der Auswahl von Drehbüchern vor. "Die stellen sich das so vor: bißchen Liebe, bißchen Trauer, bißchen Landschaft, und fertig ist der Film." Dann habe man, was man jeden Vorabend vorgesetzt bekomme - Mittelmaß, was oft gewünscht sei, weil die Verantwortlichen es verlernt hätten, Spaziergänge mit ihrem Kopf und ihren Gefühlen zu machen. "Und wenn dann einer aufkreuzt, der das noch kann, ein Künstler, ein Hofnarr - dann beunruhigt sie das."

 

Gruß

Jan

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Ja, ja, ihr Lieben,

 

wir würden ja gerne "bessere" Bücher schreiben, wenn man uns bloß ließe.

Scharenweise würde dann Frauen und Männer ihre geliebte Unterhaltungsliteratur in die Ecken werfen und nur noch das lesen, was wir ihnen (vor-)schreiben.  :s22

 

Sorry, jetzt muss ich auch mal das Provozierteufelchen spielen. Ich neige da doch eher Tins Meinung zu: Der Markt ist groß und bekommt, was er braucht.

 

Erfolg hat, wer Zeitgeistströmungen, Ängste und Hoffnungen erkennt und sie - zur rechten Zeit - aufgreift.

 

Iny und Elmars "Wanderhure" zum Beispiel ist nach eigener Aussage viel brutaler als ihre anderen Bücher - vermutlich empfinden viele Menschen die Parallelen zu unserer Gegenwart daher auch extrem stark. Und machen das Buch erfolgreich.

 

Und viele Frauenromane sind natürlich deshalb so erfolgreich, weil sich die Frauen dort auch wiederfinden und herrlich über ihren Alltag ablachen können. (Dass Frauenroman nicht gleich Frauenroman ist, habe ich nun wohl hinlänglich betont  ;))

 

Frauenromane verderben ebensowenig den Charakter wie Jerry Cotton, Perry Rhodon (?), Nick Hornby, Dan Brown, und, und, und ...  ;)

 

Schreiben wir einfach weiter nach unserer Facon, in der Hoffnung, dass wir alle unseren Markt finden. :)

 

Lieber Gruß

marte

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Hallo, Marte!

(Vorsicht! Sarkasmus! http://www.mainzelahr.de/smile/teufel/756.gif)

 

Der Markt ist groß und bekommt' date=' was er braucht.[/quote']

Stimmt. Das sieht man ja am TV-Programm -- speziell das der ausschließlich werbefinanzierten Privaten. Erstklassige Qualität wo man hinschaut!

 

Erfolg hat, wer Zeitgeistströmungen, Ängste und Hoffnungen erkennt und sie - zur rechten Zeit - aufgreift.

Siehe u.a. Dan Brown -- wie man schreibt, ist nebensächlich, Hauptsache, man trifft den Nerv.

 

Und viele Frauenromane sind natürlich deshalb so erfolgreich, weil sich die Frauen dort auch wiederfinden und herrlich über ihren Alltag ablachen können.

Wenn ich jetzt gestehe, daß ich mich dort weder wiederfinde noch dabei herrlich über meinen Alltag ablachen kann, bedeutet das, daß ich keine richtige Frau bin? http://www.mainzelahr.de/smile/geschockt/shock.gif

 

(Dass Frauenroman nicht gleich Frauenroman ist, habe ich nun wohl hinlänglich betont ;))

Wiederholungen von Argumenten haben keine Beweiskraft, sagt die Logik. Ich glaub auch nicht, daß das jemand gemeint hat. Es geht um eine deutlich erkennbare und nicht totzukriegende Tendenz, daß Literatur bittschön für Doofe gemacht zu sein hat.

Aber du sagtest es ja schon:

Der Markt ist groß und bekommt, was er braucht.

Erfolg hat, wer Zeitgeistströmungen, Ängste und Hoffnungen erkennt und sie - zur rechten Zeit - aufgreift.

Ich werde mir eine Leiste Gebetsfähnchen damit beschriften.

 

Schreiben wir einfach weiter nach unserer Facon, in der Hoffnung, dass wir alle unseren Markt finden. :)

Das wäre schön, wenn nicht die nervtötende Bahnhofsbuchhandlungsbelletristik mit ihren Drehregaldramoletts schon der alleingültige Maßstab auf vielen Lektorinnentischen geworden wäre.

 

Aber du sagtest es ja bereits:

Der Markt ist groß und bekommt, was er braucht.

Erfolg hat, wer Zeitgeistströmungen, Ängste und Hoffnungen erkennt und sie - zur rechten Zeit - aufgreift.

 

Bin ich froh, daß ich mich entschieden habe, niemals vom Schreiben leben müssen zu wollen ...

 

Schmunzelnde Grüße,

 

Iris

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Schreiben wir einfach weiter nach unserer Facon, in der Hoffnung, dass wir alle unseren Markt finden. :)

Lieber Gruß

marte

Hallo Marte,

sorry, das ist mir jetzt zu LIEB http://www.mainzelahr.de/smile/liebe/verliebt001.gif

Weisst du, ich führe keine Sachdiskussion und zerbreche mir nicht den Kopf über die Welt, um dann damit abzubrechen, dass ja doch alle recht haben, weil der Markt ihnen recht gibt. Und alle knutschen sich. In Frankreich schlägt man sich mit Thesen und Antithesen, um nachher was Neues rauszufinden...

 

Es geht nicht drum, Genres abzuwerten... mir geht's um die Hintergründe, ich diskutiere gerne mit Leuten, wie "die Welt funktioniert". Ich führe übrigens diese Diskussion gerade parallel mit Musikern, Fotografen und bildenden Künstlern - höchst spannend, was dabei herauskommt!

 

Ich werde auch keine Molotows gegen Markt und Konsumrausch werfen, von mir aus kann man Mickeymauszahnbürsten, Erleuchtungen, Eichensärge, Glückshormone und Stammzellen verkaufen - egal, gibt ja für alles Abnehmer heutzutage und wenn nicht, dann schaffen wir sie uns. Aber ich nehme mir als Schriftstellerin die Frechheit heraus, auch mal über Leute nachdenken zu dürfen, die Erleuchtungen am Stück kaufen... zumal ich nicht nur Unterhaltung schreibe und schon gar nicht für irgndwelche Markttrends.

 

Jeder mag zu dem Thema seine Meinung haben, das gehört zu einer richtigen Diskussion. Aber an gewissen soziologischen und wissenschaftlich erforschten Fakten kommen wir nicht unbedingt vorbei.

 

Ich will mal nur ein Zitat geben, dass mich erschreckt, aber auch tröstet, weil es offensichtlich noch wache Menschen gibt. Das Zitat ist von einer Frau, von einer Frau aus der obersten Etage eines großen Verlags (nein, nicht meinem), von einer Frau, die maßgeblich an Entscheidungen über Bücher beteiligt ist:

 

"Mir wird mein Beruf langsam sauer. Früher wollte ich nicht in die freie Wirtschaft, heute frage ich mich, warum eigentlich nicht. Wir werden von einer unglaublichen Banalisierung ergriffen, was unsere Buchauswahl betrifft. Das wird in den nächsten Jahren zunehmen. Angeblich will unser Publikum diese Bücher und deshalb bekommt es keine anderen. Ein Teufelskreis. Banalisierung im Inhalt, in der Sprache, im Anspruch. Und ein Rückschritt hinter die Errungenschaften unserer Geschichte."

 

Schöne Grüße,

Petra http://www.mainzelahr.de/smile/teufel/45887.gif

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Liebe Marte,

 

als einziger Ahnungsloser ;D , der hier mitschreibt, mal kurz zwei Fragen/ Überlegungen:

 

Ist es wirklich so, daß Frauen sich (und ihren Alltag!) in diesen Büchern wiederfinden ??? ?

 

Oder nicht doch eher: Wiederfinden möchten...

 

"Der Markt bekommt, was er braucht", ja, ja... aber ich frage mich, kann ein Markt nicht auch "gemacht" werden.

Wenn ich z.B. dran denke, wieviele kleine/kleinere Verlage in den letzten Jahren von den Riesen gefressen worden sind, und was solche Riesenkonzerne so alles steuern, lenken oder zumindest beeinflussen können.....hmmm

 

Gruß

Jan Ahnungslos

 

@Iris und Petra - ich schreib nix zu Euren Beiträgen, weil ich Eurer Meinung bin, aber ich will sofort wissen, wo Ihr diese Teufels- und Wippschaukelsmileys her habt!

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