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MichaelMo

Markennamen und negative Handlung

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Hallo zusammen,

 

meine Schreibwoche beginnt mit Verunsicherung. Ich frage mich mal wieder, was ich im Umgang mit Markennamen/Unternehmen eigentlich darf und was nicht.

 

Bisher habe ich in meinen Geschichten Namen von real existierenden Unternehmen wenn möglich vermieden. Manchmal klingt es jedoch einfach besser mit Markennamen. In diesen Fällen waren die Unternehmen/Marken meist nur "neutrale" Kulisse und niemand hat sich daran gestört.

 

Meine Frage ist nun: wie verhält es sich, wenn durch die Handlung eine negative Assoziation entsteht/entstehen könnte?

 

Beispiele:

- Der Protagonist geht in ein ganz bestimmtes Fastfood-Restaurant und hat in der folgenden Nacht eine Lebensmittelvergiftung.

- Der Protagonist fährt ein ganz bestimmtes Auto, das ständig kaputt ist. In der Vertragswerkstatt und beim Hersteller kann/will ihm niemand helfen.

- Der Protagonist kauft bei einem ganz bestimmten Bekleidungsgeschäft eine Jeans, reagiert allergisch auf Rückstände in der Kleidung und landet im Krankenhaus.

 

Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen, doch ich denke, es ist klar, worauf ich hinaus will. Ist die Verwendung von Markennamen daran gekoppelt, dass im Umkreis heile Welt herrscht, und wo sind hier die Grenzen?

 

Liebe Grüße

Michael

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Da sagt einem doch sofort das Bauchgefühl: das kann Ärger geben. Würde ich nicht machen, wozu auch. Bist ja kein Journalist. Und ob die Lebensmittelvergiftung von dem einen oder dem anderen Fastfoodrestaurant stammt, ist doch egal, oder?

LG Ulrike

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Hallo Ulrike,

 

du stellst jetzt einen direkten kausalen Zusammenhang her, das geht natürlich nicht.

 

Person A geht in Fischrestaurant XY und hat wenige Stunden später eine Fischvergiftung.

 

Wer etwas derartiges schreibt, brauch einen guten Anwalt. Besser gleich mehrere :)

Doch was wenn dies nur eine von vielen Möglichkeiten ist, was sagt dann das Bauchgefühl.

 

Beispiel:

Person A ernährt sich fast ausschließlich von Fastfood und trägt den Spitznamen „Big Mac“. Er hat große gesundheitliche Probleme und stirbt mit 45 an plötzlichem Herzversagen.

 

Ein Unternehmen wird nie genannt. Dennoch werden einige Leser herleiten: Big Mac = McDonalds. Und das Unternehmen könnte nun sagen: hier wird unser Firmenname mit gesundheitlichen Problemen in Verbindung gebracht.

 

Muss ich Person A folglich als Spitzname sicherheitshalber „doppelstöckige Variante des Hamburgers“ geben? ;)      

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1. Big Mac ist ein eingetragenes Markenzeichen, das direkt mit der Herstellerfirma verbunden ist.

 

2. §187 StGB: Wer wider besseres Wissen in Beziehung auf einen anderen eine unwahre Tatsache behauptet oder verbreitet, welche denselben verächtlich zu machen oder in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen oder dessen Kredit zu gefährden geeignet ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe und, wenn die Tat öffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) begangen ist, mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

 

Wenn du also in deinem Buch nicht stichhaltig und wissenschaftlich belegt nachweisen kannst, dass der Konsum von Big Macs zu Herzversagen führt, würde ich davon Abstand nehmen.

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Beispiel:

Person A ernährt sich fast ausschließlich von Fastfood und trägt den Spitznamen „Big Mac“. Er hat große gesundheitliche Probleme und stirbt mit 45 an plötzlichem Herzversagen.

Muss ich Person A folglich als Spitzname sicherheitshalber „doppelstöckige Variante des Hamburgers“ geben? ;)      

 

Im echten Leben würden wir ihn vielleicht Big Mac nennen, aber in einem Buch bräuchte er einen phantasievolleren Spitznamen. Aber dafür sind wir ja auch Autoren  ;)

 

LG Ulrike

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Was ihr da schreibt leuchtet mir ein, allerdings fällt es mir immer noch schwer, die Grenze zu definieren.

 

Wenn mein Protagonist auf Seite 50 eine bestimmte Zigarettenmarke raucht, darf ich ihn auf Seite 300 nicht an Lungenkrebs sterben lassen?

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Die Grenze ist m. E. "ganz einfach" (Scherz!). Wenn du einen realen Markennamen verwenden willst, bist du nur dann auf der sicheren Seite, wenn du dir die Genehmigung des Rechte-Inhabers eingeholt hast. Wenn du diesen Umstand (= Papier"krieg") vermeinden willst, musst du dir Fantasienamen ausdenken. Wirst du wahrscheinlich ohnehin müssen, weil kein Markennameninhaber dulden wird, dass seine Marke in einem Zusammenhang dargestellt wird, den man - und sei es nur entfernt theoretisch - negativ interpretieren könnte.

 

Mal ehrlich: Das würden wir auch nicht dulden, wenn wir eine Marke hätten und jemand würde - und sei es nur fiktiv - schreiben(d andeuten), dass ein Mensch durch diese Marke zuschaden gekommen ist. Es gibt nämlich IMMER Leser, die alles Gedruckte für bare Münze nehmen. Gerade bei den grassierenden Lebensmittelskandalen.

Warum nennst du "Big Mäc" nicht "Big Friko" (von Frikadelle) oder ganz englisch "Big Meat Ball"? Big Meat? Big Beef? Mr. Big/ Mr. Fatty, "Frikantje" ... ;D

 

Was deinen Lungenkrebs-Prota betrifft: Lass ihn doch einfach markenlose Selbstgedrehte notfalls sogar aus eigenem Tabakanbau im Garten rauchen. ;) Schon ist das Problem gelöst.

 

Ich persönlich hole mir bei realen Markennamen grundsätzlich IMMER die Genehmigung zur Verwendung ein, auch wenn ich sie ausschließlich in positivem Zusammenhang verwerten will.

Der Vorteil: Markeninhaber sind nämlich manchmal geneigt, (je nach Branche) ein Buch in ihr Programm aufzunehmen, in dem die Marke positiv dargestellt ist, weil das wiederum eine kostenlose und gute Werbung für die Marke ist. Denn selbstverständlich erhalten sie zum Dank für die Genehmigung ein signiertes Exemplar. Im Gegenzug wird dann für das Buch des Autors geworben = Win-Win. :D

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Danke, Mara. Du bringst mich auf gute Ideen.

 

Mein rauchender Fastfood-Fan gewinnt noch mit 70 Jahren die Tour de France. Dann machen McDonalds, Malboro und der Tour-Veranstalter kostenlos Werbung für mich.  ;D

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Könnte man nicht einfach ein Anagramm nehmen, z.B. wird aus ALDI dann DILA oder der der Laden, wo es All die guten Sachen gibt ...

Jedenfalls bleibt die Tatsache, dass es im Leben nicht darum geht, Menschen richtig zu verstehen. Leben heißt, die anderen misszuverstehen ... Daran merken wir, dass wir am Leben sind: wir irren uns. (Philip Roth)

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Dazu würde ich im Zweifelsfall auch raten.

 

Mir ist ein Krimi in Erinnerung, in dem es um Korruption bei einem Stuttgarter Automobilhersteller ging, der im Roman aber nicht so hieß, wie er heißt, sondern "Schwäbische Motorenwerke" genannt wurde oder "SMW". Bei so einer Lösung schmunzelt man als Leser auch, was nie schlecht ist.

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Wieso muss es denn unbedingt ein realer Markenname sein? Das erschließt sich mir nicht. Wo liegt der Vorteil - die Nachteile sind offensichtlich.

 

Du bist doch Romanautor und kein Journalist, oder?

 

Gruß Eva

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Reale Markennamen sind manchmal schon sinnvoll, schließlich sind Marken Teil unserer gemeinsamen kulturellen Umwelt und damit etwas, mit dem die meisten Menschen Assoziationen verbinden, was sie zu Erzählmaterial macht.

 

[red]Er stieg in einen roten Ford Mustang.

Er stieg in einen roten Porsche.

Er stieg in einen roten Fiat.[/red]

 

Löst jedes Mal ein anderes Bild aus, nicht wahr? :D

 

Wenn man einer Marke allerdings etwas "anhängen" will, dann ist es ratsam, eine zu erfinden. Nicht aus erzählerischen, sondern aus juristischen Gründen.

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Hallo Eva,

 

wenn möglich (ca. 99% aller Fälle) lass ich die Marken weg, doch manchmal sind sie eben auch sinnvoll. Ich finde das Beispiel von Andreas sehr gut und musste beim Lesen seiner Zeilen an den Film "Gran Torino" denken.

 

Der Protagonist ist ehemalige Ford-Mitarbeiter, lebt in Detroit und hängt an SEINEM "Torino". Würde man diese Geschichte ohne Marken und den realen Hintergrund (Niedergang der Autostadt) erzählen, wäre sie längst nicht so überzeugend.

 

Liebe Grüße

Michael

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Der Protagonist ist ehemalige Ford-Mitarbeiter' date=' lebt in Detroit und hängt an SEINEM "Torino". Würde man diese Geschichte ohne Marken und den realen Hintergrund (Niedergang der Autostadt) erzählen, wäre sie längst nicht so überzeugend.[/quote']

 

Ich bin mir sehr sicher, dass im Vorfeld der Hersteller nicht nur um Erlaubnis gefragt wurde, sondern wahrscheinlich den vierrädrigen "Helden" des Films werbewirksam = marketingtechnisch (für seine Zwecke) gestiftet hat. ;)

 

Wie ich schon sagte: Wenn man eine Marke positiv darstellt, kann man den Markeninhaber mit ins Boot holen bei dem Projekt. (Von Banalitätet à la "Er stieg in seinen Ford XY" mal abgesehen.) Bei negativen Absichten sollte man sich einen fiktiven Namen ausdenken. Das ist einfacher und vor allem hinsichtlich möglicher juristischer Konsequenzen sicherer.

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Bei neutralen beschreibenden Handlungen werden sehr häufig echte Markennamen verwendet. Dafür braucht es m.E. auch keine Genehmigung. Wenn jemand in einem Roman in einen Porsche steigt, ist das neutral. Wenn derjenige mit dem Porsche zu schnell rast und dabei ums Leben kommt, ist das auch neutral - er starb ja nicht durch die Marke, sondern durch sein Verhalten.

Wenn er einen Porsche hat und einen blöden Automechaniker in seinem Dorf, der ihn immer nervt, dann ist das eigentlich auch noch neutral - denn es geht nicht um die Marke, sondern um den Automechaniker, der sich nicht kümmert.

Wenn der Protagonist dann in der wörtlichen Rede über Porsche schimpft, ist das auch neutral, wenn er sich über etwas Nachvollziehbares ärgert.

 

Wenn jemand Marlboro raucht und dann Lungenkrebs kriegt, ist das auch okay, daran starb sogar der Marlboro-Cowboy - es ist bekannt, dass Rauchen Lungenkrebs verursachen kann - das steht auf jeder Zigarettenschachtel.

 

Ich denke, es ist immer eine Frage, wie man es darstellt - wichtig ist, dass man es nicht als festes Statement zeigt, sondern darlegt, dass dies die Meinungen der Handlungsträger der Geschichte sind.

 

Gruß, Melanie

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