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(Olga)

Vor dem Pilzgericht - Frank Dukowski

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ca. 170 Seiten

Verlag Das Beben

ASIN: B00EWNT3AY (eBook)

 

„Doch! Es gab einen Patienten, dem sie fast regelmäßig Besuche abstattete, diesen einen Fall, der sie seit Jahrzehnten nicht losließ. Und das, obwohl er sich längst und sicherlich auch langfristig in der Obhut der Klinikärzte befand. Dafür hatte sie selbst gesorgt.“

Thomas R. spricht nicht über seine Kindheit, er erwähnt mit keinem Wort seine Motive oder wie er bei den Taten vorgegangen ist. Von den Anfängen der Pilzkunde bis zur heutigen Mykologie* scheint das Einzige zu sein, worüber er sich zu unterhalten gewillt ist. Dass er hinter den grausamen Morden steckt, bezweifelt Dr. Erika Pellka in keiner Weise. Am 14. Oktober 1984 meldet Thomas R. zum ersten Mal den Fund einer Mädchenleiche - beim Pilzsuchen sei er darauf gestoßen, behauptet er. Einige Zeit später findet er noch eine Leiche, ebenfalls beim Pilzsuchen, und schließlich noch eine …

„Ich muss Ihnen ein Geständnis machen“ - nach all den Jahren glaubt Dr. Pellka, endlich in die Mentale Mykorrhiza dieses seltsamen Mannes vorgedrungen zu sein.

Bereits mit den ersten Sätzen schafft Frank Dukowski es, den Leser neugierig zu machen - nicht nur darauf, wie [/i]Die Regularitätstheorie Ein Wort über das Pilzsammeln und seine Bedeutung für den inneren Menschen[/i] erklären kann. Eine originelle Idee liegt dieser Novelle zu Grunde, beinahe unmerklich lockt der Autor seine Leser in den Wald, in dem ein seltsames, unheimliches Mädchen dem Protagonisten Thomas R. Die Bedeutung der Pilze im Haushalte der Natur und des Menschen auf eine mehr als mystische Weise näher bringt. Schon bald ist Thomas R. dem Wald und seiner Freundin, die er Myriam nennt, vollkommen ausgeliefert.

„»Jetzt du!«

Ich tat es ihr nach. Es schmeckte unbeschreiblich; wie Rübenkraut, nur herber; wie käse, nur süßer; wie gezuckerter Bierschaum. Anfangs berührten unsere Zungen die klebrige Substanz immer nur zart und kurz. Wir nahmen nur kurz den Geschmack auf und wechselten uns ab. Bald wurden wir gieriger. Myriam war es, die als Erste den ganzen Kopf in den Mund nahm und ihn mit gespitzten Lippen wieder herausgleiten ließ.“ Die Szene zwischen Myriam, Thomas und der Schleierdame - jenem seltenen Pilz der Gattung Stinkmorchel, ist in jedem Sinne des Wortes der heimliche Höhepunkt der Novelle. Mit klaren, unverbrauchten Beschreibungen schildert Frank Dukowski das erotische Zusammenspiel zwischen zwei Kindern, die langsam erwachsen werden. Von dem anfänglichen ‚Iiihhh, wie eklig’ bis zur alles verschlingenden Leidenschaft greift der Autor das Sujet auf sehr unterschiedlichen Ebenen auf. Ebensolche Tiefe wünscht man sich auch für die gesamte Novelle. Doch das hohe Maß durchgehend zu halten, gelingt Frank Dukowski leider nicht immer. Besonders zum Ende hin hofft man auf mehr Verbindungen zwischen dem Fantastischen und der Wirklichkeit, doch obwohl die letzten Seiten durchaus zum Nachdenken anregen und zu Spekulationen verführen, die Tiefe, die man in der oben erwähnten Szene entdeckt, wird nicht gänzlich erreicht.

„Die Wirklichkeit steht stets auf wackeligen Füßen“, erzählt Frank Dukowski. „Ich weiß nicht in welcher Wirklichkeit meine Novelle spielt.“ Das darf der Leser durchaus selbst herausfinden. „Vor dem Pilzgericht“ ist eine Novelle mit viel Potenzial, und allein wegen der oben erwähnten Szene lohnt es sich durchaus, sie zu entdecken. Der neu gegründete „Verlag das Beben“ hat mit dieser Geschichte einen Start vorgelegt, der durchaus zu beachten ist. Allerdings sollten die Macher etwas mehr darauf achten, ihren eigenen Aussagen gerecht zu werden. „Das BEBEN will den versammelten AutorInnen […] durch Lektorat und Korrektorat unter die Arme greifen“, ist auf der Homepage zu lesen, doch gerade das Lektorat und Korrektorat lassen bei dieser Geschichte zu wünschen übrig - die vielen Fehler mindern doch ein wenig das Lesevergnügen.

 

* Kursiv geschrieben werden in der Rezension die Kapitelüberschriften der Novelle verwendet

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