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SonjaB

Gottesgericht: Ki und die Schatten der Vergangenheit (Cornelia Lotter)

Empfohlene Beiträge

Liebe Montségurler,

 

ich bin hier im Forum auf unsere "Mitstreiterin" Cornelia aufmerksam geworden, und musste mir, nachdem ich die Leseprobe von ihrem in Arbeit befindlichen Werk gelesen habe, gleich den Vorgänger bestellen und natürlich lesen. Da ich finde, dass dieses Buch Beachtung verdient hat, hier meine Kritik:

 

Gottesgericht - Ki und die Schatten der Vergangenheit

 

Kurzbeschreibung (gem. Amazon)

 

Verfolgt von Erinnerungen und der Angst, SEINE Rache wird sie nach all den Jahren doch noch erreichen

Kirsten Stein, genannt Ki, ist Detektivin. Ein grausames Verbrechen reißt sie plötzlich aus ihrem Alltag. Ki findet ein älteres Ehepaar, ihre Klienten, erstochen in deren Wohnung vor. In ihre Stirnen ist jeweils ein Buchstabe eingeritzt. Bald darauf wird eine weitere Klientin von Ki erstochen aufgefunden. Die Detektivin gerät zunächst selbst in Verdacht, da sie als Erste am Tatort war und das Netz zieht sich immer enger um sie zusammen. Hauptkommissar Martin Bender, ein opernliebender Einzelgänger, versucht mit unorthodoxen Methoden das Rätsel um die geheimnisvolle Ki zu lösen.

 

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Darum geht es

 

Kirsten Stein, genannt Ki, hat sich in Leipzig auf einem abbruchreifen Fabrikgelände verkrochen und lebt inkognito mit einer neuen Identität. Der Mann, der sie vor sechs Jahren beinahe getötet hat, ist wieder auf freiem Fuß und seine Drohungen, sich an ihr zu rächen, versetzen die beinahe 40-Jährige noch immer in Angst und Schrecken. Als die Detektivin ein altes Ehepaar ermordet auffindet, und kurz darauf deren Katze gekreuzigt an der Tür der Galerie hängt, in der Ki bald ihre Fotografien ausstellen will, hält das Grauen erneut Einzug in ihr Leben.

 

Eindruck

 

Cornelia Lotter hat eine spannende Geschichte geschrieben, und die Elemente des Krimis mit denen des Psychothrillers vereint – so urteilte die Jury des Leipziger Krimipreises 2012 – und dieser Aussage kann ich mich nur vollendet anschließen. Der Plot ist abwechslungsreich und spannungsgeladen, die Autorin versteht es, mit den Erwartungen des Lesers zu spielen – so fragt man sich doch häufig, was dies oder jenes nun eigentlich mit der Geschichte zu tun hat, rätselt und wird in die Irre geführt. Zum Ende werden die unterschiedlichen Stränge schließlich zusammen geführt und aufgelöst. Allerdings hätte ich mir doch zum Ausklang noch ein Kapitel mehr gewünscht, denn das Buch endet für meinen Geschmack ein wenig abrupt. Positiv zu erwähnen ist außerdem der Umstand, dass die Hintergründe und die Vergangenheit der Protagonistin häppchenweise und nicht auf einen Schlag serviert werden. Zumindest ich lese nicht gerne seitenweise ausschließlich den Werdegang einer einzelnen Figur.

 

Mit Ki hat Cornelia Lotter eine sehr starke und dennoch in Teilen labile Persönlichkeit geschaffen, die in ihrem Leben schon sehr viel erlebt hat, und trotzdem versucht, sich irgendwie durchzuschlagen. Sie ist ein interessanter, sympathischer Charakter, der überwiegend nachvollziehbar handelt und über dessen Vergangenheit ich dann doch liebend gerne ein wenig mehr Details erfahren hätte. Eher blass hingegen bleibt der ermittelnde Hauptkommissar Bender, aus dessen Perspektive ebenfalls erzählt wird und von dem ich mir kein rechtes Bild machen konnte. Was mich deshalb wohl auch ein wenig störte, war die schnelle, überstürzte und auch – zumindest für mich – unnötige Entwicklung zwischen den beiden Protagonisten Ki/Bender, die ich als fehl im Plot empfand. Die Polizeiarbeit ist sehr gut und realistisch beschrieben, in Teilen vielleicht sogar zu realistisch, denn in der Fülle der ermittelnden Beamten verlor ich häufig den Überblick und so blieben Benders Kollegen einfach nur stellvertretende Namen für Polizisten auf dem Papier.

 

„Gottesgericht“ spielt in Leipzig und spart nicht mit Lokalkolorit. Nun war ich noch nie in Leipzig, gehe aber davon aus, dass die beschriebenen Orte, Cafés etc. zumindest teilweise tatsächlich existieren und auch beispielsweise das Interieur des Polizeipräsidiums exakt beschrieben wurde. Ich gebe zu, dass ich für gewöhnlich mit Lokalkolorit meine Probleme habe – weil viele Autoren leider einfach vergessen, dass es auch Leser gibt, die mit alldem nichts anfangen können, weil sie eben nicht vor Ort wohnen. Cornelia Lotter hingegen hat es geschafft, die Örtlichkeiten so zu beschreiben, dass ich eine Vorstellung davon hatte und hat das richtige Gespür für die Dosierung bewiesen, denn ich war von den „Insider-Infos“ niemals genervt, wie es bei anderen Büchern durchaus schon vorgekommen ist.

 

Sehr positiv hervorzuheben sind die geschichtlichen Bezüge zu DDR-Zeiten, die sehr gut recherchiert und keinesfalls klischeehaft wirken, möglicherweise auch selbst erlebt. Sie wurden sehr gut in die Handlung eingeflochten, und nahmen keinesfalls einen bemüht eingearbeiteten Platz ein, wie es in mit geschichtlichen Themen häufig der Fall ist. Mir haben sie jedenfalls vor Augen geführt, dass es ein Teil der deutschen Geschichte gibt, über den ich noch immer viel zu wenig weiß. Cornelia Lotters Roman hat mich dazu inspiriert, diese Wissenslücken zu schließen.

 

Abschließend ist noch zu sagen, dass mir der Schreibstil sehr gut gefallen hat. Flüssig und leicht zu lesen und dem Anspruch an einen Krimi gerecht werdend.

 

Fazit

 

Ein sehr spannender, wendungsreicher und gut recherchierter Krimi mit einer starken Protagonistin und wohl dosiertem Lokalkolorit. Sehr empfehlenswert!

 

Liebe Grüße

 

Sonja

Saskia Berwein - Ein Fall für Leitner und Grohmann-Reihe - Thriller bei Lyx
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