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Martina

Hilfe - Perspektive!

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In dem Trivial-Thread hatte mir ManuLöwe einen wichtigen Hinweis gegeben, und seitdem rotiere ich ein bisschen. Es geht um die Erzählperspektive.

 

Wie bereits geschildert, arbeite ich gerade an einem "Roman zum Film", das heißt, mir liegen Drehbücher vor, die ich umschreiben muss.

 

In Vorbereitung auf diese Arbeit habe ich eine ganze Reihe von Filmbüchern gelesen, und nun weiß ich auch, warum die mir alle nicht gefallen haben: Die anderen Autoren haben in Umgehung des Problems, mit dem ich mich gerade herumschlage, eine "objektive Erzählperspektive" eingenommen. Das führt dazu, dass man sich mit keiner der Figuren identifizieren kann. Sie bekommen ihren Charakter lediglich durch Dialoge, und weil im Buch Gestik und Mimik der Schauspieler fehlen, wirkt das ganze sehr trocken.

 

Leser sind an diesen Büchern sehr interessiert – aber sie wollen eben keine Anreihung von Dialogen lesen. Das weiß man, weil sich der erste Band einer Reihe, mit den Schauspielern auf dem Cover, ganz ausgezeichnet verkauft hat, der zweite und der dritte aber floppten. Nun will ich das natürlich besser machen.

 

Zur Veranschaulichung will ich gerne wieder ein – ausgedachtes! – Beispiel bringen.

 

Wir haben es mit zwei jungen Männern zu tun, die sich nicht abkönnen. Philipp ist Küchenhilfe, Tim macht eine Ausbildung zum Koch.

 

Im Drehbuch liest es sich so:

 

Innen/Küche/Tag

 

TIM (lässt Kartoffelschalen fallen)

Da liegt noch was, Philipp.

 

PHILIPP (kehrt)

Oh, das habe ich übersehen. Entschuldigung.

 

Wenn ihr mögt, könnte ihr diese kurze Szene gerne umschreiben. Entweder in objektiver Perspektive oder aus Tims Sicht oder aus Philipps Sicht. Würde mich interessieren, wie ihr das angeht…

 

Ich selbst habe zunächst Tims Perspektive "von oben herab" eingenommen, weil er die größere Rolle spielt. Im Verlauf der Geschichte macht aber Philipp "Karriere" und wird zu einer Hauptfigur. Nun schlage ich mich damit herum, wann ich die Perspektive wechsele, wenn ich nicht in einem Abschnitt beide Perspektiven einnehmen will. Und noch viel komplizierter: Wie schreibe ich den "Showdown", wenn die beiden miteinander abrechnen?

 

Noch zur Hintergrundinformation: An den Dialogen und an der Storyline gibt es für mich nichts zu rütteln. Die sind vorgegeben.

 

Gruß von der tüftelnden

 

Tin

 

PS. Dankbar wäre ich, wenn sich eine erneute Grundsatzdiskussion um Buch und Kommerz verhindern ließe. :)

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Liebe Tin,

 

wir haben drei Bücher zu Fernsehserien geschrieben, d.h. Stories zu den einzelnen Folgen. Dabei haben wir uns kaum um die Dialoge geschert , sondern die Geschichten einfach in dem Stil erzählt (spannend, leicht lesbar...), in dem wir auch unsere Bücher schreiben. Soweit wir es mitbekommen haben, waren alle einschließlich etlicher Leser damit zufrieden.

 

Gruß Sysai

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Dabei haben wir uns kaum um die Dialoge geschert , sondern die Geschichten einfach in dem Stil erzählt (spannend, leicht lesbar...), in dem wir auch unsere Bücher schreiben.

 

Das wäre mir gerade auch lieber...

 

Lieber Gruß,

 

Tin

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Hallo Tin,

ich hatte gerade das gleich Problem und habe mir einfach so geholfen:

Eine Szene, in der Perspektive viel verändert, in jeder Version schreiben - und hinfühlen.

Macht Arbeit, hat aber geholfen.

Schöne Grüße,

Petra

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Hi Petra,

 

ja, vielleicht hilft es. Mal "fühlen", wessen Innenleben mir leichter von der Hand geht... abchecken, mit wem sich der Leser lieber identifizieren würde... und den anderen durch die Gedanken des Gegenübers charakterisieren, also aus seiner Sicht.

 

Diesen Prozess muss ich etwa zehn Mal durchziehen, weil es halt so viele Figuren und Handlungen in einem einzigen Roman sind... Ein Pilotfilm und 14 Folgen.

 

Gruß und Thx,

 

Tin

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Hallo Tin,

eine Serie wird doch Hauptpersonen haben?

Und überhaupt, warum soll es dir besser gehen als anderen Grüblern?   :s22

Schöne Grüße,

Petra

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(Peter_Dobrovka)

Generell gilt: Eine Szene braucht eine Hauptperson, aber das muß nicht in jeder Szene des Buches dieselbe sein.

Entscheiden wir uns daher einfach zwanglos, wer von beiden hier die Hauptrolle spielen soll.

 

Version 1, Tim:

Tim ließ die Kartoffelschalen fallen.

"Da liegt noch was, Philipp", rief er quer durch den Raum. Fast hätte er dabei gegrinst, doch er hatte sich unter Kontrolle.

Philipp unterbrach seine monotonen Bewegungen mit dem Besen und drehte sich zu ihm um.

"Oh, das habe ich übersehen. Entschuldigung." Er zuckte nicht mal mit der Wimper. War es möglich, daß er sogar zu dämlich war, um sich zu ärgern?

Tim würde es herausfinden.

 

Version 2, Philipp:

"Da liegt noch was, Philipp", hörte er die Stimme seines Chefs.

Als er hinsah, befanden sich die Kartoffelschalen, die Tim gerade noch in der Hand gehabt hatte, zu seinen Füßen.

Saukerl!

Aber wenn er glaubte, damit provozieren zu können, hatte er sich geirrt.

"Oh, das habe ich übersehen. Entschuldigung."

 

Peter

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Wow! Klasse, Peter! Jetzt bereue ich fast, dass ich nur eine ausgedachte Szene eingestellt habe ;-)

 

Petra, die Hauptpersonen agieren im Pilotfilm, danach sind sie für all die anderen Berater, Freunde, Chefs usw.

 

Danke!

 

Tin

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