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(Rocker)

DBC Pierre: Jesus von Texas

Empfohlene Beiträge

"Wütend wie ein Song von Eminem und witzig wie ein Film von Tarantino." - Bayerischer Rundfunk

 

"Raffinierter und treffsicherer als Michael Moore. Wir schwören, etwas Besseres hat man lange nicht gelesen." - Amica

 

"Die böseste und beste Satire auf Amerika." - Die Welt

 

"Ein perfektes Buch." - Literaturen

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Ich habe das Buch innerhalb von zwei Tagen verschlungen, weiß aber noch nicht genau, was ich davon halten soll. Deshalb lasse ich jetzt erstmal den Klappentext sprechen:

 

"In seinen 42 Lebensjahren hat er es geschafft, von seinem Nachbarn in Mexiko-Stadt angeschossen zu werden, Schulden von mehreren hunderttausend Dollar anzuhäufen, drogen- und spielsüchtig zu werden und eine Reihe von Frauen zu hintergehen. Außerdem mußte er nach einem furchtbaren Autounfall sein Gesicht chirurgisch wiederherstellen lassen. Zwischendurch versuchte er sich erfolglos als Filmemacher, Schatzjäger, Schmuggler und Graphiker. Jetzt kann er dieser sprachlos machenden Vita des Gewinn des Booker-Preises hinzufügen." - The Guardian

 

Mit scharfem Blick und starker Sprache zeichnet DBC Pierres preisgekrönter Roman das Porträt eines liebenswürdigen Teenagers in großer Not: Vernon Little wird verdächtigt, an einem Schulmassaker beteiligt gewesen zu sein. Die gesamten Rachegelüste einer Kleinstadt und die Sensationsgier der Medien richten sich gegen ihn. Als der Reporter Mr. Ledesma am Schauplatz eintrifft, meint Vernon, einen Verbündeten gewinnen zu können. Noch ahnt er nicht, daß der vermeintliche Fernsehmann buchstäblich über Leichen geht. Da in Texas die Todesstrafe an Teenagern vollstreckt werden darf, entschließt sich Vernon zur Flucht. In Mexiko vergnügt er sich mit der wunderbaren Taylor Figueroa, die ihn ohne Umwege in die Todeszelle bringt. Vor laufender Fernsehkamera wartet Vernon auf seine Hinrichtung ...

Mit seinem ersten Roman ist DBC Pierre nicht nur eine brillante Komödie gelungen, sondern vor allem ein hellwacher Gesellschaftsroman von perfider und unversöhnlicher Klarheit.

 

 

Soweit die Reklame. Was mir aufgefallen war, ist die Sprache, die so direkt und schonungslos ist, dass DBC Pierre damit im prüden Amerika sicher das eine oder andere Tabu gebrochen hat. Immer ein guter Garant für einen Preis. Ich fand den Stil allerdings schon nach kurzer Zeit recht ermüdend, so geballt und endlos prasseln die Kraftausdrücke und die Nachlässigkeiten auf den Leser ein.

Eine Identifikation mit dem in Ich-Form erzählenden Prota wollte mir auch nicht gelingen, die Figur ist einfach nicht glaubwürdig. Einerseits besitzt dieser knapp 16-Jährige ein unglaubliches Beobachtungsvermögen und schafft es, komplizierte menschliche Verhaltensweisen und Beziehungen, auf schnodderige Weise deutlich zu machen. Andererseits ist er teilweise unglaublich naiv, sogar für einen amerikanischen Provinztrottel.

Sämtliche anderen Charaktere bleiben auf dem Niveau zweidimensionaler Cartoonfiguren, besonders die ständig ans Fressen denkende, übergewichtige Frauenclique um seine Mutter.

Am Schluss, im Todestrakt, dreht das Buch dann komplett ab. In bewährter Big-Brother-Manier wird der als nächstes hinzurichtende Insasse durch Zuschauerabstimmung ermittelt. Auch die vorhergehende Gerichtsverhandlung erschien mir alles andere als glaubwürdig.

 

Natürlich ist das Buch eine Komödie, fast eine Satire und bedient sich deshalb des Stilmittels der Überspitzung. Aber es will irgendwie nicht zum doch recht ernsten, grausigen Thema passen. Ein gutes, starkes Buch, besonders, wenn man bedenkt, dass es sich um einen Erstling handelt. Aber ob der Rummel um Autor und Roman, sowie ein renommierter Literaturpreis gerechtfertigt sind, das wage ich doch zu bezweifeln.

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