Liebe Montis,
habe gerade ein Statement der ARD-Rechtsredaktion zum Thema "Komapatient/Geräte abstellen" im gestrigen SWR-Tatort gelesen, die mich maximal entsetzt und empört.
Hier der Link zum Statement:
https://www.facebook...9939292?fref=nf
Da ich den Umgang mit Komapatienten, Hirntod, rechtliche Vorraussetzungen und Prozedere zum Abstellen lebenserhaltender Maßnahmen nun schon seit längerer Zeit für ein eigenes Drehbuch für DER ALTE im ZDF recherchiere (und zudem mit einer Krankenhausärztin liiert bin), bin ich einigermaßen im Thema.
In dem og. Statement der ARD werden m.E. auf ziemlich krude Art deutsches Recht und medizinisch-ethische Grundregeln auf den Kopf gestellt.
Es wird u.a. gefragt: Durfte das Krankenhaus die junge Frau am Leben erhalten? Um dann unter Berufung auf "einige Juristen" deren kontroverse Meinung geltendem Recht gelichzusetzen und sich zu der Behauptung zu versteigen, es sei strafbar, jemanden ohne Indikation am Leben zu erhalten - was quasi einer Umkehr der Beweislast auf medizinischer Ebene gleichkäme. Der behandelnde Arzt müsste also quasi vorher beweisen, dass noch was zu machen ist, bevor er überhaupt rausfinden kann, wie es um seinen Patienten steht.
Jeder, der sich nur halbwegs mit der Materie auskennt weiß, wie lange es gerade bei neurologischen Patienten dauert, bis Veränderungen sicht- oder messbar werden, wie differenziert und schwierig eine Diagnose ist. Geschweige denn eine Prognose zum Verlauf.
Hier wird von einem öffentlich-rechtlichen Sender versucht, einen fragwürdigen dramaturgischen Reißer – unsere Kommissarin ist natürlich die Einzige, die genug Mut hat, um die Maschine abzustellen – auf noch billigere Art nachträglich der (zu recht skeptischen) TV-Kundschaft als geltendes Recht zu verkaufen.
Wenn ein Politiker die og. ARD-Argumentation z.B. im Zusammenhang mit der Sterbehilfe-Diskussion geäußert hätte, wären aber medial die Fetzen geflogen.
Jan
Bearbeitet von Jan vdB, 15.02.2016 - 09:28,