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Gundula

Macho Literaturbetrieb

Empfohlene Beiträge

Ich möchte diesen Artikel von Nina Georg hier einfach mal zur Diskussion stellen.
 

Macho Literaturbetrieb

Bücher von Autorinnen erscheinen seltener in (hoch-)literarischen Verlagen, erhalten weniger renommierte Preise und Rezensionen im Feuilleton – und weniger Geld. Nina George hat nachgerechnet.

 Hier der ganze Artikel:

https://www.boersenblatt.net/artikel-nina_george_ueber_die_stellung_der_frauen_im_literaturbetrieb.1272531.html

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Man könnte zum Beispiel loben, dass am Schluss des Artikels erwähnt wird, dass das mit dem zu tun hat, was wir unseren Kindern erzählen. Nämlich die Frauen sind für das Gefällige verantwortlich, die Männer für alles Ernste. Das blickt nämlich über die reinen Zahlen hinaus und hat tatsächlich einen Punkt, an dem wir etwas tun und anknüpfen können: Ich kann mir überlegen, mit welchem "Filter" ich meinen Kindern Dinge beibringe (insoweit dies in meiner Macht steht): Mit dem rosa/hellblau Dings, mit dem "Du kannst alles schaffen, wenn Du's nur willst"-Dings, oder mit einem Dings, das die Themen eigenes Denken, Zeit, Qualität, Beharrlichkeit und weitere wichtige Faktoren enthält.

"Felix", FVA 2015,  jetzt als Kindle eBook // Ab 12.7.2021: "Liebe braucht nur zwei Herzen", Penguin Verlag // Sommer 2022: "Wenn dein Herz woanders wohnt", Penguin Verlag

www.judithwilms.com

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Fürs Erste können wir uns mal schnell ein männliches Pseudonym zulegen wie z.B. Gunther für Gundula und Hans für Hannah. Dann schauen wir, ob sich was ändert in den Verkaufszahlen ... ;-)

 

Und wir haben in den siebziger Jahren für die Gleichberechtigung gekämpft. Alles umsonst? >:(

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Liebe Gundula, was soll man darüber denn diskutieren? Nina hat gezählt und das Resultat ist für uns Frauen niederschmetternd. Und jetzt? Können wir daran denn etwas ändern?

 

Ich finde da gibt es viele Diskussionspunkte. Zum Beispiel die Frage nach dem Warum?

 

Ist es so, dass Autorinnen bewusst diskriminiert und von Literaturkritikern der E-Literatur weniger wahrgenommen werden? Oder ist die Konditionierung von Frauen und Männern so unterschiedlich, dass sich tatsächlich die Frauen, wenn sie schreiben, eher den sogenannten Frauenthemen zuwenden? Sind es auch Verlage und Agenten, die Frauen eher auf eine bestimmte Rolle festlegen? Oder ist es eine Kombination aus mehreren dieser Punkte?

 

Das sind zum Beispiel Fragen, die mir spontan durch den Kopf gehen.

 

Die Frage, ob und wie man es ändern kann, wäre eine weitere interessante Frage.

Bearbeitet von Gundula
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Fürs Erste können wir uns mal schnell ein männliches Pseudonym zulegen wie z.B. Gunther für Gundula und Hans für Hannah. Dann schauen wir, ob sich was ändert in den Verkaufszahlen ... ;-)

 

Und wir haben in den siebziger Jahren für die Gleichberechtigung gekämpft. Alles umsonst? >:(

 

 

Hm, ob das wirklich eine gute Lösung ist? Das würde für mich irgendwo bedeuten, die patriarchale Struktur als Frau nicht in Frage zu stellen, sondern sie stillschweigend zu unterstützen.

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Ist es so, dass Autorinnen bewusst diskriminiert und von Literaturkritikern der E-Literatur weniger wahrgenommen werden? Oder ist die Konditionierung von Frauen und Männern so unterschiedlich, dass sich tatsächlich die Frauen, wenn sie schreiben, eher den sogenannten Frauenthemen zuwenden? Sind es auch Verlage und Agenten, die Frauen eher auf eine bestimmte Rolle festlegen? Oder ist es eine Kombination aus mehreren dieser Punkte?

Ich bin mir der Ungerechtigkeit in der heutigen Wirtschaft sehr bewusst und verstehe den Zorn darüber (und teile ihn sogar), aber ich kenne ich keinen Mann in meinem Kollegium und Freundeskreis, der Frauen bewusst schlechter behandelt, daher sollte man sich als Frau auch mal fragen, warum die Stellungen der Frau in einer Branche, die solch eine hohe Frauenquote wie in der Literatur hat, so schlecht ist und nicht die Fehler erstmal woander suchen.

Bearbeitet von AlexanderH
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Sebastian Niedlich

Ich finde solche Artikel/Aussagen wie von Frau George immer etwas fragwürdig. Natürlich kann man zusammenzählen, wie oft Frauen in den letzten hundert Jahren irgendwelche Literaturpreise bekommen haben und natürlich wird man merken, dass die Anzahl nicht besonders hoch ist. Weil sich vor, sagen wir mal, 50 Jahren eben auch weniger Frauen in die Literatur gewagt haben. Das hat sich ja erst mit dem Aufkeimen des Feminismus usw. geändert. In den letzten fünfzehn Jahren ging der Literaturnobelpreis zum Beispiel fünfmal an eine Frau. Gut, dass sind auch nur 33%, aber die Tendenz ist da anscheinend steigend. (Zumal auch dort ja eher "alte Leute" für "alte Leute" stimmen und die brauchen vielleicht eben etwas, um alte Rollenbilder geistig zu verwerfen.) Warten wir noch ein paar Jahre und das Bild hat sich vielleicht komplett gewandelt.

 

Ich halte auch die Aussage über die Männer in den Literaturbetrieben, die alles bestimmen, für eher fadenscheinig. Meiner Erfahrung nach hat man viel mehr mit Frauen zu tun, als mit Männern. Mein Hauptverlag beschäftigt sogar nur einen einzigen Mann! Zugegeben, in einer sehr wichtigen Position, aber ehrlich gesagt glaube ich auch nicht, dass der in irgendeiner Form von Sexismus Entscheidungen trifft, zumal er auch noch homosexuell ist. Selbst mein Zweitverlag, der zugegeben von einem Mann geführt wird, hat in allen anderen Positionen Frauen, sei es Marketing oder in sonstigen Abteilungen.

Auch nicht zu vergessen: Die Frauen machen den ERHEBLICHEN Großteil der Buchkäufer aus. Man kann sich auch mal ansehen, wie viele Buchblogs es gibt und wie viele davon von Männern geführt werden. (Das dürfte sehr überschaubar sein.)

Meiner eigenen Erfahrung nach werden auch die meisten Buchhandlungen von Frauen geführt bzw. arbeiten dort fast ausschließlich Frauen. Bei Bibliotheken kenne ich es fast auch nicht anders.

 

Wer bringt dann also die Leute dazu, die ganzen Bücher von Männern zu kaufen? Da fällt mir jetzt spontan nur eine Antwort ein...

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Ich kann Sebastian nur in allem zustimmen.

Ich bin wirklich viel herumgekommen und kann die Männer, mit denen ich in der Literatur zu tun hatte, an genau einer Hand abzählen.

 

Wenn man dann noch bedenkt, dass es mehr lesende Frauen gibt, als Männer, muss man sich fragen, woher diese angebliche Männerzentriertheit bei Schriftstellern kommt.

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Also aus dem beruflichen Leben gibts genügend Beispiele von alten oder nicht so alten Herren, die das ganz bewusst durchziehen und nicht mal verheimlichen. Frauen anstellen? Werden doch schwanger. usw. Darüber braucht man m.E. nicht diskutieren, das ist ein Fakt.

 

Die Diskussionen über Frauen im Literaturbetrieb kenne ich seit Jahren von den Mörderischen Schwestern. Da waren die Zahlen hochaktuell - nicht 50, 100, 200 Jahre zurück - und sie sahen genauso schlecht aus.

 

Was hilft: Literaturpreise anonym ausschreiben - Autorinnen und Autoren reichen anonym ein. Wo das geschieht, gibts plötzlich ausgeglichenere Zahlen.

 

Etwas Ähnliches ist ja übrigens auch in den USA passiert, als man Bewerbungen nur ohne Foto schicken darf/durfte - plötzlich hatten auch Menschen Chancen, die auf dem Foto nicht dem Mainstream entsprachen.

Autorin | Ein  Buch schreiben

Das Leben ist zu kurz für schlechte Bücher

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Liebe Anni.

 

Nur, weil man etwas "Fakt" nennt, muss es noch keiner sein. Und es werden längst nicht mehr nur Frauen schwanger, jedenfalls im übertragenen Sinn. <hüstel> Von meinen neunzehn Mitarbeitern sind in den vergangenen drei Jahren drei in Erziehungsurlaub gegangen, und es handelte sich durch die Bank um Männer. Ihre Frauen haben relativ kurz nach der Geburt wieder gearbeitet.

 

Und auch die Behauptung, dass es "plötzlich" ausgeglichene Zahlen gäbe, wenn Literaturpreise anonym ausgeschrieben werden, halte ich für sehr wagemutig. Der "Putlitzer Preis" der 42er wird schon seit zwölf Jahren anonym ausgeschrieben (und natürlich auch entschieden), aber es haben zu achtzig Prozent bereits bekannte, männliche Autoren die ersten drei Plätze belegt. Das ist fraglos nicht evident, aber Deine Behauptung ist es auch nicht. Oder gibt es eine verlässliche Quelle dafür?

 

Es gibt ohne jeden Zweifel noch viel Geschlechterungerechtigkeit auf diesem Planeten, auf diesem Kontinent und in diesem Land, obwohl es schon gute Fortschritte gegeben hat in den vergangenen zwei bis sechs Jahrzehnten. Aber nicht alles, was statistisch eine Ungleichverteilung zwischen den Geschlechtern zeigt, beweist auch eine Ungleichbehandlung durch das jeweils andere Geschlecht. Die Kausalitäten sind häufig vielschichtiger. Sie haben wahrscheinlich auch etwas mit tradierter (und fraglos völlig absurder) Ungleichbehandlung zu tun, aber es dürfte noch zahlreiche weitere Faktoren geben, die hier unbeachtet blieben, aber relevant sind. Die Methode, Zahlen als Beweis für eine längst vorliegende Hypothese zu suchen, ist bei Verschwörungstheoretikern üblich. Seriöserweise leitet man umgekehrt Theorien aus empirischen Daten ab.

 

Herzlich,

Tom

Bearbeitet von Tom Liehr
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Es gibt eine Schlechterbehandlung der Frauen in der Wirtschaft, nicht immer und überall, aber es gibt sie. Ich habe das weiter oben sogar bejaht, auch wenn man es eigentlich nicht vereinfachen sollte (wie Tom sagt), sondern je nach Bereich differentiert betrachten muss. Das ist hier nicht das Thema. Bitte nicht ablenken.

 

Meine Argumentation ist u.a., dass es in der Literatur einen sehr großen Frauenüberschuss gibt, sowohl bei den Leuten in den Verlagen, bei den Lesern und den aktiven Fans (Blogs etc.). Ich habe bspw. bei Lovelybooks letzte Woche eine Leserunde gestartet mit über 80 Teilnehmern, davon 3 Männer.

Gerade als Käuferinnen beherrschen die Frauen weit mehr den Buchmarkt, als Männer - also woran liegt es dann, dass Frauen Männer-Pseudonyme anehmen müssen, um besser zu verkaufen?

Bearbeitet von AlexanderH
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Sebastian Niedlich

Ich glaube nicht, dass man hier darüber diskutieren muss, dass es in der Wirtschaft durchaus noch eine Ungleichbehandlung von Frauen und Männern gibt. Zumindest zum Teil. Das würde wohl keiner abstreiten. Nicht umsonst will man ja Quoten einführen bzw. hat Quoten eingeführt. (Man mag davon halten, was man will...)

 

Aber ausgerechnet den Literaturbetrieben und -käufern Sexismus vorzuwerfen... na ja, zumindest muss man dann zugeben, dass dann wohl bei den Frauen selbst ein erhebliches Sexismusproblem herrscht.

<Sarkasmus>

Aber das ist wahrscheinlich nur so, weil sie jahrhundertelang von den Männern unterdrückt wurden. Insofern sind natürlich auch die heutigen Männer daran Schuld, dass die Frauen von heute keine Bücher von Frauen kaufen...

</Sarkasmus>

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Ich bin auch immer sehr vorsichtig darin, alles den Männern zuzuschieben, und will hier auch kein Urteil fällen. Aber ihr redet hier über die Buchkäufe. Im Artikel geht es um Literaturpreise und Rezensionen im Feuilleton. Das sind zwei Paar Schuhe.

 

LG Luise

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Aber ausgerechnet den Literaturbetrieben und -käufern Sexismus vorzuwerfen... na ja, zumindest muss man dann zugeben, dass dann wohl bei den Frauen selbst ein erhebliches Sexismusproblem herrscht.

 

Ist ja auch so, hat keiner abgestritten.

Aus meiner sehr bequemen Position der Feministin in Mitteleuropa muss ich sogar sagen: Gefühlt sind es eher Frauen, die der Gleichberechtigung im Weg stehen und (andere) Frauen lieber kleinhalten wollen, oder einfach so festgefahren in ihren Denkmustern sind, dass sie es ungewollt und unbemerkt tun.

Von daher hat der Artikel in jedem Fall seine Berechtigung.

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Ich finde solche Artikel/Aussagen wie von Frau George immer etwas fragwürdig. Natürlich kann man zusammenzählen, wie oft Frauen in den letzten hundert Jahren irgendwelche Literaturpreise bekommen haben und natürlich wird man merken, dass die Anzahl nicht besonders hoch ist. Weil sich vor, sagen wir mal, 50 Jahren eben auch weniger Frauen in die Literatur gewagt haben. Das hat sich ja erst mit dem Aufkeimen des Feminismus usw. geändert.

 

 

 

Tut mir leid Sebastian,

 

aber diese Aussage halte ich für zu pauschal, schwammig und sachlich falsch. Du sprichst hier von einem sehr kurzen Zeitraum von nur 50 Jahren und stellst pauschal in den Raum, dass Frauen vor dem Aufkommen eines gewissen Feminismus sich sowieso selten in die Literatur gewagt hätten.

 

Dabei ist mir nicht klar, was Du unter "Feminismus" überhaupt verstehst. Es gab, wenn man so will, eine erste feministische Bewegung zur Zeit der Französischen Revolution, eine zweite Frauenrechtsbewegung anfang des zwanzigsten Jahrhunderts (Suffragetten) und die moderne feministische Bewegung seit den 1970-iger Jahren. Da Du von einem Zeitraum von nur 50 Jahren sprichst, nehme ich an, Du meinst die Frauenbewegung der 1970-iger Jahre. Die ältere Frauenrechtsbewegung, die z. B. das Frauenwahlrecht erkämpfte und die Möglichkeit, dass Frauen überhaupt in allen europäischen Ländern an Universitäten studieren konnten, blendest Du damit vollkommen aus.

 

So weit so gut. Aber auch die pauschale Behauptung, Frauen hätten bis zum Aufkeimen des Feminismus in den 1970-iger Jahren keine nennenswerte Rolle in der Literatur gespielt, ist schlichtweg falsch.

Gerade zur Blütezeit der Literatur im 18. Jahrhundert haben Frauen sehr wohl eine tragende Rolle in der Literatur gespielt. Die damals bekanntesten und berühmtesten literarischen Salons in Europa wurden alle, ohne eine mir bekannte Ausnahme, von Frauen geführt. Diese Salons waren die Treffpunkte der damaligen Zeit für Schriftsteller und Künstler, Adelige und Akademiker. Ich weiß es deshalb zufällig so genau, weil die literarischen Salons jener Zeit in meinem historischen Roman eine Rolle spielen, der letztes Jahr erschienen ist (Sorry, soviel Schleichwerbung muss jetzt sein). Deshalb habe ich nämlich zu dem Thema sehr lange recherchiert. Und es gab damals natürlich auch Schriftstellerinnen und Künsterinnen.

 

Wenn also die heutige Literatur männlich dominiert ist, dann ist es eine relativ neue Erscheinung. Meiner Meinung nach, gab es nach der Französischen Revolution und dem Aufstieg des Bürgertums eine Verschlechterung der Situation der Frauen insgesamt, da erst mit dem Aufstieg des Bürgertums das Hausfrauenideal geschaffen wurde, dass wir noch aus dem 20-igsten Jahrhundert sehr gut kennen. Zuvor hatte es das in der Form nicht gegegben.

 

Soweit ein kleiner historischer Abriss. Es war mir wichtig das zu sagen.

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Vom Standpunkt des Buchkäufers "hat Literatur kein Geschlecht", wie es MMR mal so knackig formuliert hat. Ich schlage ein Buch auf, und wenn ich mich festlese und weiterlesen will, ist es mir egal, ob das ein Mann geschrieben hat oder eine Frau. Oder ein Hund. Oder ein Computerprogramm. Oder ein Alien. Dann ist das einfach ein Text, den ich weiterlesen will, Punkt.

 

Was Literaturpreise anbelangt freilich – da glaube ich unbedingt, dass da jede Menge nicht-literarischer Aspekte reinspielen. Beim Nobelpreis etwa der Proporz der Nationen ("wir hatten schon lange niemand mehr aus Afrika"), das Geschlecht sowieso, und außerdem kriegt jemand, der schon viele Preise gewonnen hat, leichter noch mehr, weil man als Jurymitglied damit auf der sicheren Seite ist; ein Preis für einen Newcomer ist dagegen immer ein Risiko. Und was das Geschlecht anbelangt, gibt es bestimmt Bestrebungen in beide Richtungen – von "Frauen sollen Kinder erziehen, nicht Bücher schreiben" auf der einen bis zu "jetzt ist mal wieder eine Frau dran, damit's ausgeglichen ist" auf der anderen Seite. Wenn veröffentlichte Bücher prämiiert werden, kann man ja eben keine anonyme Ausschreibung machen (aber eine Auswertung, die sich nur auf anonyme Wettbewerbe bezieht, wäre vielleicht mal interessant!).

 

Übrigens ist mein Eindruck, dass in den Ranglisten der bestverkaufenden Autoren, die so alljährlich durch die Magazine gereicht werden, das Verhältnis zwischen Männern und Frauen annähernd ausgeglichen ist (im Gegensatz zum Verhältnis zwischen nicht-englischsprachigen und englischsprachigen z.B., denn erstere finden sich unter den Top Ten praktisch nicht).

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Vom Standpunkt des Buchkäufers "hat Literatur kein Geschlecht", wie es MMR mal so knackig formuliert hat. Ich schlage ein Buch auf, und wenn ich mich festlese und weiterlesen will, ist es mir egal, ob das ein Mann geschrieben hat oder eine Frau. Oder ein Hund. Oder ein Computerprogramm. Oder ein Alien. Dann ist das einfach ein Text, den ich weiterlesen will, Punkt.

So wähle auch ich meine Bücher aus und ich kenne niemanden, der ein Buch nicht gekauft hat, weil es von einer Frau geschrieben wurde. Da sind wird wieder zurück beim Thema:

"Der deutsche Literaturbetrieb hat’s nicht so mit Frauen."

 

Woran liegts? (ernsthaft gefragt).

Bearbeitet von AlexanderH
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Vom Standpunkt des Buchkäufers "hat Literatur kein Geschlecht", wie es MMR mal so knackig formuliert hat. Ich schlage ein Buch auf, und wenn ich mich festlese und weiterlesen will, ist es mir egal, ob das ein Mann geschrieben hat oder eine Frau. Oder ein Hund. Oder ein Computerprogramm. Oder ein Alien. Dann ist das einfach ein Text, den ich weiterlesen will, Punkt.

So wähle auch ich meine Bücher aus und ich kenne niemanden, der ein Buch nicht gekauft hat, weil es von einer Frau geschrieben wurde. Da sind wird wieder zurück beim Thema:

"Der deutsche Literaturbetrieb hat’s nicht so mit Frauen."

 

Woran liegts? (ernsthaft gefragt).

 

 

Hier gibt's einen Artikel: 

https://www.theguardian.com/books/2014/nov/25/readers-prefer-authors-own-sex-goodreads-survey

 

Offenbar lesen Frauen eher Frauen, und Männer eher Männer.

 

"For the most part, people are saying that they don’t set out to read a male author or a female author. It’s all about the book. But when they look at their reading lists, some of them are realising that maybe they might want to deliberately explore some different authors,"

 

Das würde m.M. natürlich schon erklären, warum sich auf der Longlist des Deutschen Buchpreises eher wenig Autorinnen finden - die meisten Rezensenten im Feuilleton sind z.B. männlich, damit würden dann auch überproportional Bücher von Männern rezensiert, einfach schlicht, weil der Rezensent unbewusst zum männlichen Autor greift. Daraus folgt dann eben, dass diese Bücher auch mehr im Bewusstsein sind und letztlich dann auch bei Preisen eher auf die Longlist gesetzt werden.

 

Für den anglo-amerikanischen Raum gibt es diesbezüglich übrigens Zahlen über mehrere Jahre hinweg:

http://www.vidaweb.org/category/the-count/

 

(Dort wird gezählt, wie viele Bücher von männlichen bzw. weiblichen Autor_innen im Feuilleton besprochen werden, wie viele Kritiker männlich/weiblich sind ...)

 

LG

Dorothea

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Na ja, ich bin da eher skeptisch. Mag sein, dass in der Statistik der Preise die Frauen schlecht abschneiden. Aber ich würde das nicht den Männern anrechnen. Sondern den Frauen selber. Die meisten Lektoren in den Verlagen sind Frauen. Die meisten Leser auch. Inzwischen sogar die meisten Autoren. Wenn es da ein Ungleichgewicht gibt, dann wahrscheinlich weil Frauen sich häufig Themen aussuchen, die hauptsächlich von Frauen bevorzugt und gelesen werden. Und dazu gehören eben viele seichte Frauenromane. Ich denke mal, die Autorinnen werden von den Verlagen wahrscheinlich dazu gedrängt, solche Themen zu bedienen, weil man meint, unbedingt die 70% weiblichen Leser bedienen zu müssen. Ist mir in gewisser Weise ja selbst passiert. Und solche Themen oder Genre sind nicht unbedingt fürs Feuilleton interessant. Trotzdem verkaufen sie sich aber gut, weil Frauen das gerne lesen.

 

Dabei gibt es großartige weibliche Autoren. Habe kürzlich eine Reihe von tollen Büchern gelesen, die von Frauen geschrieben wurden. Aber keine Chick-Lits und auch keine Sehnsuchtsromane sondern richtig gute Krimis. Quoten wären sicher nicht die richtige Lösung. Und alles den Männern ankreiden, auch nicht. Autorinnen sollten sich überlegen, was sie für Themen wählen und wie sie diese umsetzen. 

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Na ja, ich bin da eher skeptisch. Mag sein, dass in der Statistik der Preise die Frauen schlecht abschneiden. Aber ich würde das nicht den Männern anrechnen. Sondern den Frauen selber. Die meisten Lektoren in den Verlagen sind Frauen. Die meisten Leser auch. Inzwischen sogar die meisten Autoren. Wenn es da ein Ungleichgewicht gibt, dann wahrscheinlich weil Frauen sich häufig Themen aussuchen, die hauptsächlich von Frauen bevorzugt und gelesen werden. Und dazu gehören eben viele seichte Frauenromane. Ich denke mal, die Autorinnen werden von den Verlagen wahrscheinlich dazu gedrängt, solche Themen zu bedienen, weil man meint, unbedingt die 70% weiblichen Leser bedienen zu müssen. Ist mir in gewisser Weise ja selbst passiert. Und solche Themen oder Genre sind nicht unbedingt fürs Feuilleton interessant. Trotzdem verkaufen sie sich aber gut, weil Frauen das gerne lesen.

 

 

Hallo Ulf,

 

ja aber genau das ist ja der Punkt: die Genre-Literatur. Zweifellos gibt es Genres, die mehr von Frauen gelesen werden und mehr von Frauen geschrieben werden, die ganze Frauenliteratur z. B., aber auch Liebesgeschichten und historische Romane. Die historischen Romane haben leider auch den Ruf, eher von Frauen für Frauen geschrieben worden zu sein. Ich persönlich finde das schade. Denn gleichzeitig sind es die Genres, die als trivial und reine Unterhaltungsliteratur gelten, eben angeblich nicht dem Anspruch der E-Literatur genügen. Und damit sind wir ja wieder beim Thema, dass gerade die sogenannte anspruchvolle (was auch immer das sein mag) und gehobene Literatur eher den Männern zugetraut wird, während Frauennamen für seichte Unterhaltung und Frauenthemen stehen.

 

Liebe Grüße

Gundula

Bearbeitet von Gundula
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Sebastian Niedlich

Tut mir leid Sebastian,

 

aber diese Aussage halte ich für zu pauschal, schwammig und sachlich falsch. Du sprichst hier von einem sehr kurzen Zeitraum von nur 50 Jahren und stellst pauschal in den Raum, dass Frauen vor dem Aufkommen eines gewissen Feminismus sich sowieso selten in die Literatur gewagt hätten.

 

Dabei ist mir nicht klar, was Du unter "Feminismus" überhaupt verstehst. Es gab, wenn man so will, eine erste feministische Bewegung zur Zeit der Französischen Revolution, eine zweite Frauenrechtsbewegung anfang des zwanzigsten Jahrhunderts (Suffragetten) und die moderne feministische Bewegung seit den 1970-iger Jahren. Da Du von einem Zeitraum von nur 50 Jahren sprichst, nehme ich an, Du meinst die Frauenbewegung der 1970-iger Jahre. Die ältere Frauenrechtsbewegung, die z. B. das Frauenwahlrecht erkämpfte und die Möglichkeit, dass Frauen überhaupt in allen europäischen Ländern an Universitäten studieren konnten, blendest Du damit vollkommen aus.

 

So weit so gut. Aber auch die pauschale Behauptung, Frauen hätten bis zum Aufkeimen des Feminismus in den 1970-iger Jahren keine nennenswerte Rolle in der Literatur gespielt, ist schlichtweg falsch.

Gerade zur Blütezeit der Literatur im 18. Jahrhundert haben Frauen sehr wohl eine tragende Rolle in der Literatur gespielt. Die damals bekanntesten und berühmtesten literarischen Salons in Europa wurden alle, ohne eine mir bekannte Ausnahme, von Frauen geführt. Diese Salons waren die Treffpunkte der damaligen Zeit für Schriftsteller und Künstler, Adelige und Akademiker. Ich weiß es deshalb zufällig so genau, weil die literarischen Salons jener Zeit in meinem historischen Roman eine Rolle spielen, der letztes Jahr erschienen ist (Sorry, soviel Schleichwerbung muss jetzt sein). Deshalb habe ich nämlich zu dem Thema sehr lange recherchiert. Und es gab damals natürlich auch Schriftstellerinnen und Künsterinnen.

 

Wenn also die heutige Literatur männlich dominiert ist, dann ist es eine relativ neue Erscheinung. Meiner Meinung nach, gab es nach der Französischen Revolution und dem Aufstieg des Bürgertums eine Verschlechterung der Situation der Frauen insgesamt, da erst mit dem Aufstieg des Bürgertums das Hausfrauenideal geschaffen wurde, dass wir noch aus dem 20-igsten Jahrhundert sehr gut kennen. Zuvor hatte es das in der Form nicht gegegben.

 

Soweit ein kleiner historischer Abriss. Es war mir wichtig das zu sagen.

Ich habe nicht behauptet, dass es gar keine Frauen gegeben hat, die vor über 100 Jahren geschrieben hätten oder sie komplett unwichtig gewesen seien. Natürlich gibt es ein paar ganz bekannte Beispiele, z.B. die Bronte-Schwestern, Mary Shelley etc. oder, wenn man die Salons bemühen will, wie du es tust, Gertrude Stein. Aber man muss doch auch klar sagen, dass es eben wesentlich weniger Frauen gab, die vor 50 oder 100 Jahren (oder noch länger) geschrieben haben, als heute. Und wenn sie geschrieben haben, dann haben sich nur sehr wenige davon hervorgetan. Ich behaupte auch nicht, dass es in diesem Zeitraum nicht so gewesen ist, dass Männer sie unterdrückt hätten. Das haben sie bestimmt. Aber das ist auch nicht die Diskussion.

 

Gerade weil es die ganzen Frauenbewegungen gegeben hat, die du oben so schön aufgezählt hast, ist es Frauen eben heute möglich zu schreiben. Oder noch eher zu schreiben als damals. Und insofern sind sie eben jetzt auch in jedem Aspekt der Buchentstehung und des -vertriebs tätig. (Und auch wenn ich das nicht belegen kann: Ich gehe ganz stark davon aus, dass das vor 50 Jahren noch wesentlich anders aussah.)

 

Frau George bezieht ihre Zahlen allerdings auf einen Zeitraum von 50 bis 100 Jahren. Und ich bin der Auffassung, dass die Zahlen dann ganz selbstverständlich nicht zu Gunsten von Frauen ausfallen, weil der Betrachtungszeitraum einfach falsch ist. 1917, 1927, 1937, 1947, 1957 usw. waren eben völlig andere Jahre als 2017. Sie zieht die falschen Schlüsse, weil ihre Datengrundlage falsch ist.

Ich möchte auch nicht behaupten, dass Sexismus heute nicht mehr vorkommt. Wie rückwärtsgewandt manche Menschen sind, kann man ja an den Wahlergebnissen erkennen. Ich glaube eben nur, dass falls heute tatsächlich weniger Romane von Frauen gelesen werden, sich die Frauen deswegen an die eigene Nase fassen müssen, denn sie sind nun mal das Gros der Leserschaft. Alles andere kommt mir wieder nur wie eine Pauschalverteufelung der Männer vor. (Auch eine Art von Sexismus, übrigens.)

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Na ja, ich bin da eher skeptisch. Mag sein, dass in der Statistik der Preise die Frauen schlecht abschneiden. Aber ich würde das nicht den Männern anrechnen. Sondern den Frauen selber. Die meisten Lektoren in den Verlagen sind Frauen. Die meisten Leser auch. Inzwischen sogar die meisten Autoren. Wenn es da ein Ungleichgewicht gibt, dann wahrscheinlich weil Frauen sich häufig Themen aussuchen, die hauptsächlich von Frauen bevorzugt und gelesen werden. Und dazu gehören eben viele seichte Frauenromane. Ich denke mal, die Autorinnen werden von den Verlagen wahrscheinlich dazu gedrängt, solche Themen zu bedienen, weil man meint, unbedingt die 70% weiblichen Leser bedienen zu müssen. Ist mir in gewisser Weise ja selbst passiert. Und solche Themen oder Genre sind nicht unbedingt fürs Feuilleton interessant. Trotzdem verkaufen sie sich aber gut, weil Frauen das gerne lesen.

 

 

Hallo Ulf,

 

ja aber genau das ist ja der Punkt: die Genre-Literatur. Zweifellos gibt es Genres, die mehr von Frauen gelesen werden und mehr von Frauen geschrieben werden, die ganze Frauenliteratur z. B., aber auch Liebesgeschichten und historische Romane. Die historischen Romane haben leider auch den Ruf, eher von Frauen für Frauen geschrieben worden zu sein. Ich persönlich finde das schade. Denn gleichzeitig sind es die Genres, die als trivial und reine Unterhaltungsliteratur gelten, eben angeblich nicht dem Anspruch der E-Literatur genügen. Und damit sind wir ja wieder beim Thema, dass gerade die sogenannte anspruchvolle (was auch immer das sein mag) und gehobene Literatur eher den Männern zugetraut wird, während Frauennamen für seichte Unterhaltung und Frauenthemen stehen.

 

Liebe Grüße

Gundula

 

 

Liebe Gundula,

 

historische Romane sind hier eigentlich ein sehr gutes Beispiel. Historische Romane hat es schon immer gegeben. Allerdings, wenn man vom Namen des Genres ausgeht, sollte man Romane erwarten, die sich, durchaus mit fiktiven Figuren, aber doch mit Historie befassen, in denen historische Ereignisse eine Rolle spielen. Oder zumindest Zeitgeist und Konflikte einer Epoche dargestellt werden. Solche gibt es, aber sie sind in der Minderzahl. Die allermeisten (vorrangig von weiblichen Autoren) spielen zwar in der Vergangenheit, aber mehr als eine historische Kulisse bekommt der Leser nicht und es handelt sich sehr oft um Liebesromane. Im Grunde gehören diese gar nicht in die Kategorie der historischen Romane, sondern sollten unter Liebesroman oder Familienroman einsortiert werden. Das hat dem historischen Roman als solchen eigentlich den Ruf gekostet. Zumindest wird er von vielen heute als romantische Frauenliteratur betrachtet. Aber ist das Schuld der Männer?

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Dabei gibt es großartige weibliche Autoren. Habe kürzlich eine Reihe von tollen Büchern gelesen, die von Frauen geschrieben wurden. Aber keine Chick-Lits und auch keine Sehnsuchtsromane sondern richtig gute Krimis. Quoten wären sicher nicht die richtige Lösung. Und alles den Männern ankreiden, auch nicht. Autorinnen sollten sich überlegen, was sie für Themen wählen und wie sie diese umsetzen. 

Holla. Ein tolles Buch findet sich nicht unter seichter Sehnsuchtsliteratur, da muss es schon ein Krimi sein?

 

Ich liebe die Uthred-Reihe von Cornwell. Für mich nenne ich dieses Genre "Haudraufundschlus". Da ist von den gut choreografierten Kampfszenen abgesehen überhaupt nichts anspruchsvoll. Und die eingeflochtenen Liebesgeschichtchen sind sogar richtig schlecht. 

 

In diesem Genre schreibst du auch, wenn ich mich nicht irre. :-D

Bearbeitet von SabineW
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"Das hat dem historischen Roman als solchen eigentlich den Ruf gekostet."

 

Das stimmt.

 

Die Annahme, dass die allermeisten, die (von den Verlagen gezwungen) im Gewand (Cover, Klappentext) dieses Trends hinterhergekommen sind, müssen inhaltich genauso sein, ist falsch.


 

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