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(Mascha)

Was kann, darf und soll der Unterhaltungsroman?

Empfohlene Beiträge

Im Mitgliederbereich kam die Frage auf, welche Themen auf welche Weise im Unterhaltungsroman behandelt werden können, sollen, dürfen.

Immer nur Friede, Freude, Eierkuchen oder auch Tod und Krankheit?

 

Wie tiefgründig darf es werden, um noch "unterhaltsam" zu sein? Darf es nur Drama geben, wenn es nicht zu realistisch wird?

 

Was erwarten Leser vom Unterhaltungsroman, was möchten Autoren erzählen? Stimmt das überein oder streben die jeweiligen Wünsche auseinander?

 

Diese und alle anderen Fragen, die euch zum Thema einfallen, können hier diskutiert werden.

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Danke fürs Einstellen, Mascha!
Ja, darf ein heiterer Frauenroman auch eine demente Nebenfigur haben? Darf die allein erziehende Protagonistin einen autistischen Sohn haben?
Als Autorin hatte ich das alles ganz klar mit "Ja" beantwortet. Weil ich von diesen Dingen erzählen möchte, weil ich auch ernste, vielleicht sogar etwas heikle Themen aufgreifen will. Weil ich der Meinung bin, dass das das Leben ist.
Meine Geschichten spielen irgendwo am Meer, und die LeserInnen erwarten, dass ich sie mit diesen Geschichten "in den Urlaub schicke". Weil die Cover und Titel, die der Verlag dafür aussucht, genau das suggerieren: Unbeschwertheit, Leichtigkeit, ein garantiertes Happy End.
Inzwischen glaube ich - zumindest zeigt es sich durch die Lesermails, die ich bekomme -, dass es zwei "Lager", Gruppen gibt: die einen wollen genau das; eine heitere Geschichte, die trotzdem echt und authentisch ist ( das Leben eben ;)), und die anderen möchten sich nur berieseln lassen und nicht darüber nachdenken müssen, dass es so ist.
Ich behaupte nicht, dass es leicht und überwiegend lustig ist, seine demente Mutter zu pflegen. Ich behaupte auch nicht, dass es ein Klacks ist, ein autistisches Kind großzuziehen. Ich habe beides selbst erlebt bzw. erlebe es noch immer. Und genau deswegen möchte ich darüber schreiben, ich möchte erzählen, dass das Leben kein Ponyhof ist, man aber trotzdem darüber lachen kann. Dass es vieles sogar leichter und entspannter macht.
Als Autorin / Geschichtenerzählerin werde ich weiterhin versuchen, beides zu kombinieren. Und ich weiß, dass sich daran wohl immer die Geister scheiden werden.


 

Die Elemente des Lebens - Januar `24 (Aufbau Verlag) ~ Agatha Christie - Juni `24 (Aufbau Verlag)

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Unterhaltungsromane erzählen vornehmlich Geschichten. Dazu brauchen sie eine Handlung, Struktur, Spannungsbogen, Höhen und Tiefen, authentische Figuren, die ein Ziel verfolgen, ein schlüssiges Ende. Im Gegensatz zu vielen Gegenwartsromanen, die außer authentischen Figuren auf andere genannte Elemente verzichten können, dafür andere Eigenschaften in den Vordergrund stellen.

 

Ich möchte aber diesen Vergleich nicht weiter vertiefen, sondern nur anmerken, dass die "Unterhaltung" aus dem guten Erzählen von Geschichten kommt. Man wird in eine andere Welt transportiert, folgt dem Schicksal der Figuren und will wissen, wie es ausgeht. Dabei kann m.E jede Art von Thema behandelt werden, es können die schrecklichsten Dinge passieren, es kann gut oder schlecht enden (wobei ein gutes Ende häufiger ist), Helden könne beschädigt, ja sogar Bösewichter sein. Aber es ist und bleibt ein Garn, das da gesponnen wird, eine Fiktion, durchaus realistisch, aber eben eine Geschichte. Das ergibt den Unterhaltungswert. Aber nichts soll den Autor daran hindern, den Leser erschauern und erzittern zu lassen, Mitleid zu empfinden, Schreckliches spüren zu lassen. Allerdings empfiehlt es sich, auch eine positive Note zu haben. 500 Seiten Schrecken und Qual wäre dann wohl doch zu viel. Auf die Dosierung kommt es an. Und die Abwechslung zwischen Spannung und Entspannung, zwischen Leiden und Freuden.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Unterhaltungsromane erzählen vornehmlich Geschichten. Dazu brauchen sie eine Handlung, Struktur, Spannungsbogen, Höhen und Tiefen, authentische Figuren, die ein Ziel verfolgen, ein schlüssiges Ende. Im Gegensatz zu vielen Gegenwartsromanen, die außer authentischen Figuren auf andere genannte Elemente verzichten können, dafür andere Eigenschaften in den Vordergrund stellen.

 

Ich möchte aber diesen Vergleich nicht weiter vertiefen, sondern nur anmerken, dass die "Unterhaltung" aus dem guten Erzählen von Geschichten kommt. Man wird in eine andere Welt transportiert, folgt dem Schicksal der Figuren und will wissen, wie es ausgeht. Dabei kann m.E jede Art von Thema behandelt werden, es können die schrecklichsten Dinge passieren, es kann gut oder schlecht enden (wobei ein gutes Ende häufiger ist), Helden könne beschädigt, ja sogar Bösewichter sein. Aber es ist und bleibt ein Garn, das da gesponnen wird, eine Fiktion, durchaus realistisch, aber eben eine Geschichte. Das ergibt den Unterhaltungswert. Aber nichts soll den Autor daran hindern, den Leser erschauern und erzittern zu lassen, Mitleid zu empfinden, Schreckliches spüren zu lassen. Allerdings empfiehlt es sich, auch eine positive Note zu haben. 500 Seiten Schrecken und Qual wäre dann wohl doch zu viel. Auf die Dosierung kommt es an. Und die Abwechslung zwischen Spannung und Entspannung, zwischen Leiden und Freuden.

 

Sehr schön auf den Punkt gebracht.

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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Als aktuelles Beispiel werfe ich mal in den Raum: Charlotte Lucas - Dein perfektes Jahr.

 

Spoiler:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Verlobte der weiblichen Hauptfigur erkennt zu Anfang, dass er totkrank ist und nimmt sich das Leben. Der Protagonist muss sich von den Zwängen seines (dementen) Vaters befreien. Eine Nebenfigur ist Alkoholiker. Eine "richtige" Liebesgeschichte gibt es auch nicht, der Roman ist zu Ende bevor das Verlieben der einen Figur von der anderen erwidert wird.

Das Buch wird dem Cover nach als ziemlich heiterer Roman verkauft - und funktioniert auch als solcher. Es scheint recht erfolgreich zu sein, auch wenn es natürlich Leser gibt, die maulen. Klar geht das.

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Na da habe ich ja Hoffnung, dass mein neuer Liebesroman, in dem ein Rollstuhlfahrer vorkommt, vielleicht doch irgendwie ankommt. 

 

Das, was Susanne gesagt hat, unterschreibe ich voll. Es widerstrebt mir sehr, diese heiteren, von allen wirklichen Problemen freien Liebesromane zu produzieren. Klar, wünschen sich das viele LeserInnnen, weil sie in ihrem eigenen Leben schon genug Probleme haben und vielleicht mit einem Buch auch mal entspannen wollen, ohne über die Probleme anderer Leute zu lesen. Aber, wie Susanne schreibt, es gibt da wohl immer diese 2 Gruppen, dem kann man vielleicht nur dadurch entgegenwirken, dass man im Klappentext und/oder Cover auf das Problem hinweist und so die Leser wenigstens nicht in ihren Erwartungen enttäuscht.

 

LG Cornelia

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Einer der erfolgreichsten Romane der letzten Jahre war ein "Ein ganzes halbes Jahr" von Jojo Moyes. Das ist ein Liebesroman mit den Themen Krankheit (Rollstuhl, Cornelia!), Suizid und ohne Happy End. Er begründete Moyes Karriere und wurde verfilmt. Die Leserinnen lieben ihn.

Es geht also. Die Frage ist für mich deshalb vor allem: Warum geht es einigen Fällen und in vielen anderen nicht? Was haben die einen, was die anderen nicht haben? Ist das nur Glück oder ein Verlag, der etwas mutiger ist als die anderen, oder ist es noch etwas anderes?

 

LG Luise

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Ich glaube, wir müssen Unterhaltungsroman und Liebesroman voneinander unterscheiden.
Im Liebesroman darf man mehr, da darf der Protagonist krank sein, da darf auch jemand sterben.

 

Die Elemente des Lebens - Januar `24 (Aufbau Verlag) ~ Agatha Christie - Juni `24 (Aufbau Verlag)

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Ich glaube, wir müssen Unterhaltungsroman und Liebesroman voneinander unterscheiden.

Im Liebesroman darf man mehr, da darf der Protagonist krank sein, da darf auch jemand sterben.

 

 

 

Liebesromane sind doch auch Unterhaltungsromane, genauso wie Krimis, historische Romane, Fantasy, Thriller, und so weiter. Dein Thema scheint eher der lustige Frauenroman zu sein, und was man sich da erlauben sollte oder nicht. Vielleicht ist es nicht mehr so lustig, wenn darin von Alzheimer die Rede ist. Obwohl man auch darin die humorvolle Seite zeigen kann. Gab es nicht kürzlich einen Film in dieser Art?

Bearbeitet von Ulf Schiewe

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Huch, ich hab aus Versehen ein paar Sätze gelöscht.

Ich schreibe reine Unterhaltungsromane, natürlich kommt da auch Liebe vor (geht es überhaupt ohne?), aber es dreht sich nicht ausschließlich darum.
Ich glaube, man kann in einen Liebesroman viel mehr Drama und Tragik packen, das wird sogar erwartet, denke ich.
 

Die Elemente des Lebens - Januar `24 (Aufbau Verlag) ~ Agatha Christie - Juni `24 (Aufbau Verlag)

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Trotz Ulfs eleganter Definition glaube ich nicht, dass man den Unterhaltungsroman in eine Schublade zwängen kann. Ich lese gerade den Zauberberg und finde den Text trotz vieler Kunstgriffe und sensationeller Sprache hochgradig unterhaltsam. Auch da gibt es Handlung, Struktur, Höhen und Tiefen, Figuren, die ein Ziel verfolgen (allerdings eher im Subtext) und ein schlüssiges Ende. Bisweilen geht es sogar recht schaurig zu. Dasselbe gilt für viele Shakespeare-Dramen. Gerade WS ist doch der Spagat geglückt, Tiefgründigkeit mit Spannung zu verbinden.

 

Statt Unterhaltungsroman und Gegenwartsliteratur gegenüberzustellen, wäre etwas anderes nötig. Vielleicht: tiefgründige Unterhaltung versus oberflächliche Unterhaltung?

Sagt Abraham zu Bebraham: Kann ich mal dein Cebraham?

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Damit wäre ich sehr einverstanden, Dirk: tiefgründige Unterhaltung versus oberflächliche Unterhaltung, die "nur" zur Berieselung dient. Nicht falsch verstehen, ich finde, auch die hat ihre Berechtigung!

Die Elemente des Lebens - Januar `24 (Aufbau Verlag) ~ Agatha Christie - Juni `24 (Aufbau Verlag)

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Trotz Ulfs eleganter Definition glaube ich nicht, dass man den Unterhaltungsroman in eine Schublade zwängen kann. Ich lese gerade den Zauberberg und finde den Text trotz vieler Kunstgriffe und sensationeller Sprache hochgradig unterhaltsam. Auch da gibt es Handlung, Struktur, Höhen und Tiefen, Figuren, die ein Ziel verfolgen (allerdings eher im Subtext) und ein schlüssiges Ende. Bisweilen geht es sogar recht schaurig zu. Dasselbe gilt für viele Shakespeare-Dramen. Gerade WS ist doch der Spagat geglückt, Tiefgründigkeit mit Spannung zu verbinden.

 

Statt Unterhaltungsroman und Gegenwartsliteratur gegenüberzustellen, wäre etwas anderes nötig. Vielleicht: tiefgründige Unterhaltung versus oberflächliche Unterhaltung?

 

Ich glaube, dass die Bezeichnung Unterhaltungsroman schon passend ist, wenn man sie so versteht, dass damit die Hauptabsicht dieser Art der Literatur benannt wird: den Leser zu unterhalten. Natürlich will auch Thomas Manns "Zauberberg" unterhalten, aber eben und vor allen Dingen etwas anderes: Zeitdiagnose sein, die geistigen Strömungen darstellen und sich damit auseinandersetzen u. a.

"Wir sind die Wahrheit", Jugendbuch, Dressler Verlag 2020;  Romane bei FISCHER Scherz: "Die im Dunkeln sieht man nicht"; "Die Nachtigall singt nicht mehr"; "Die Zeit der Jäger"

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Ich nehme mal Maschas Ausgangsfrage und beantworte sie für mich so:
Ein Unterhaltungsroman kann: heiter, spritzig, urkomisch, locker-leicht, romantisch, unbeschwert sein und zur reinen Berieselung dienen.
Er darf: auch ernste Themen aufgreifen, nachdenklich machen, berühren, aufwühlen und niveauvoll sein.
Er soll: unterhalten. 

Die Elemente des Lebens - Januar `24 (Aufbau Verlag) ~ Agatha Christie - Juni `24 (Aufbau Verlag)

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Trotz Ulfs eleganter Definition glaube ich nicht, dass man den Unterhaltungsroman in eine Schublade zwängen kann. Ich lese gerade den Zauberberg und finde den Text trotz vieler Kunstgriffe und sensationeller Sprache hochgradig unterhaltsam. Auch da gibt es Handlung, Struktur, Höhen und Tiefen, Figuren, die ein Ziel verfolgen (allerdings eher im Subtext) und ein schlüssiges Ende. Bisweilen geht es sogar recht schaurig zu. Dasselbe gilt für viele Shakespeare-Dramen. Gerade WS ist doch der Spagat geglückt, Tiefgründigkeit mit Spannung zu verbinden.

 

Statt Unterhaltungsroman und Gegenwartsliteratur gegenüberzustellen, wäre etwas anderes nötig. Vielleicht: tiefgründige Unterhaltung versus oberflächliche Unterhaltung?

 

Ich glaube, dass die Bezeichnung Unterhaltungsroman schon passend ist, wenn man sie so versteht, dass damit die Hauptabsicht dieser Art der Literatur benannt wird: den Leser zu unterhalten. Natürlich will auch Thomas Manns "Zauberberg" unterhalten, aber eben und vor allen Dingen etwas anderes: Zeitdiagnose sein, die geistigen Strömungen darstellen und sich damit auseinandersetzen u. a.

 

 

Mir fällt dabei die Aussage unseres früheren Literaturpapstes Reich-Ranicki ein, der mit dem ihm eigenen Pathos sagte: Literatur ist immer Unterhaltung. Ich habe den Zauberberg ebenfalls in guter Erinnerung, starke Szenen und Bilder und manchmal etwas ermüdende kunstvolle seitenlange Beschreibungen. Auch Shakespeares Dramen und Komödien haben mich gut unterhalten. Unterhaltung ist der Definition nach "Zeitvertreib, Belustigung, Erbauung, Zerstreuung", im Duden wird "unterhaltsam" noch als fesselnd beschrieben. Mit der Unterscheidung "tiefgründige Unterhaltung versus oberflächliche Unterhaltung" sowie "Zeitdiagnose und Auseinandersetzung mit den geistigen Strömungen" bin ich ebenfalls einverstanden.

 

Zu den konkreten Inhalten: Da sind einmal die dunkleren Seiten des Lebens, die dargestellt werden wie Krankheit, Schicksalsschläge, Demenz, Autismus und Tod, um nur mal einige Beispiele zu benennen. Sie decken sich mit der Lebenswirklichkeit von Autoren und Lesern. Im Zauberberg setzt sich Thomas Mann auch mit Krankheit und Tod auseinander. Dann gibt es sicher viele Leser und Leserinnen, die mehr berieselt werden und nicht damit konfrontiert werden wollen. Das Beispiel von Jojo Moyes weiter oben zeigt, dass gerade die nachhaltige Art der Auseinandersetzung zu einem sehr großen Erfolg werden kann.

 

Als Beispiel für die mehr berieselnden Unterhaltungsromane fallen mir die vielen Ostsee-und Nordsee-Krimis und Liebesromane ein. Besonders die Krimis deutscher Autoren, die ich in den Buchhandlungen sehe und auch lese, scheinen das Bedürfnis nach Urlaub zu befriedigen. Die beliebtesten Gegenden scheinen neben Ost- und Nordsee das Allgäu, die Provence und die Bretagne zu sein. Aber darüber hinaus gibt es auch in Deutschland kaum einen Ort, der nicht schon Gegenstand eines fiktiven Verbrechens geworden wäre! ;)

 

Was fällt mir noch ein bei der Frage: Was geht und was geht nicht? Genremix scheint ziemlich verpönt zu sein, bestimmte Länder wie China gehen nicht in historischen oder Love-and-Landscape-Romanen, das Ende sollte möglichst gut ausgehen, wogegen ich generell nichts einzuwenden habe. Susannes Definition gefällt mir ebenfalls:

 

Ich nehme mal Maschas Ausgangsfrage und beantworte sie für mich so:

Ein Unterhaltungsroman kann: heiter, spritzig, urkomisch, locker-leicht, romantisch, unbeschwert sein und zur reinen Berieselung dienen.

Er darf: auch ernste Themen aufgreifen, nachdenklich machen, berühren, aufwühlen und niveauvoll sein.

Er soll: unterhalten.

 

Dazu ein weiteres Beispiel: "Das Liebesgedächtnis" von Sybille Knaus, die Geschichte einer Frau, die ihre beginnende Demenz erlebt. Es ist all das, und man legt es mit einem fast erheiterten, zufriedenen Gefühl beiseite.

Bearbeitet von Christa
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Ein Unterhaltungsroman soll mich unterhalten. So einfach und platt ist das. Als Leser möchte ich staunen und mich wundern, mich mitfreuen oder mitleiden, wenn mir danach ist, etwas mit anderen Augen sehen, etwas über Dinge erfahren, über die ich noch nichts weiß. Das ist meine generelle Antwort. Und innerhalb dieses Rahmens gibt es ein paar Schwerpunkte meines Interesses. Aber auch die haben sich im Laufe meines Lebens verändert. Und dann ist mir noch aufgefallen, dass ich Autoren lese. Wenn mir einer gefällt, lese ich (fast) alles von ihm. Deshalb kenne ich so viele gute Autoren noch nicht, weil ich so lange bei einem Autor verweile. Also muss meine Unterhaltung auch etwas damit zu tun haben, wie jemand schreibt.

 

Und mein Standpunkt als Autor? Ganz einfach. Ich schreibe meine Geschichten für mich. Ich schreibe, was ich will. Theoretisch. Praktisch schreibe ich bei meinen Romanen aber nur eine ganz spezielle Art von Fantasy. Nur bei Kurzgeschichten sieht es anders aus. Da bin ich breiter aufgestellt.

 

Näher komme ich an die Ausgangsfrage nicht dran. Ich kann nur von mir als Leser oder als Autor eine Antwort geben. Sogenannte Literatur langweilt mich meist. Andererseits ist Alice Munro eine meiner Lieblingsautoren. Also auch wieder da so viele Ausnahmen von der Regel.

 

Liebe Grüße

Wolf

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Ich finde, Unterhaltungsromane sollen unbedingt auch ernste Themen behandeln, verpackt in eine interessante Geschichte und in einer facettenreichen Sprache vermittelt.

 

Thematisch wie sprachlich anspruchsvoll und zugleich unterhaltsam sein – diese Kombination gibt es im deutschsprachigen Raum kaum noch, im Gegensatz zum 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (Thomas Mann wurde erwähnt, ich werfe noch Stefan Zweig dazu, daneben gab es etliche andere). Ich bedaure das sehr.

 

Im englischen Sprachraum wimmelt es dagegen von anspruchsvoller Unterhaltung. Ich würde mir mehr solcher Bücher von deutschen Autoren wünschen. Mein Verdacht: Wir trauen uns zu wenig. Wir sollten wilder sein, mehr Mut zu verrückten Stories haben, die über unseren eigenen Horizont hinausgehen. Wir sind oft zu brav im Bemühen, Identifikationsfiguren für die Leserinnen zu schaffen, indem wir unser eigenes Leben bzw. das der Leser abbilden, nur vielleicht ein bisschen lustiger, dramatischer, ereignisreicher. Ich finde es aber mindestens genauso unterhaltsam, mich mit einer feministischen Astronautin, einem versoffenen Seemann oder einem Fremdenlegionär zu identifizieren. Das sind Welten, die ich noch nicht kenne, in die möchte ich reisen. Nicht nur, aber auch.

 

Natürlich darf und soll es auch die Romane geben, die das ganz normale Leben ganz normaler Menschen ein bisschen bunter darstellen, als es ist. Und alle anderen Arten von Romanen auch. Aber ein Schuss mehr Verrückt- und Wildheit täte dem Unterhaltungsroman ganz gut.

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Natürlich darf und soll es auch die Romane geben, die das ganz normale Leben ganz normaler Menschen ein bisschen bunter darstellen, als es ist. Und alle anderen Arten von Romanen auch. Aber ein Schuss mehr Verrückt- und Wildheit täte dem Unterhaltungsroman ganz gut.

 

Das finde ich auch.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Sehr dafür, Mascha!
Wobei sich da wieder die Frage auftut, wie mutig die Verlage sind. Was nützt es uns Autoren, wenn wir ungewöhnliche, verrückte und wilde Ideen haben, und die Verlage bedauernd mit den Schultern zucken ...

Die Elemente des Lebens - Januar `24 (Aufbau Verlag) ~ Agatha Christie - Juni `24 (Aufbau Verlag)

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Sehr dafür, Mascha!

Wobei sich da wieder die Frage auftut, wie mutig die Verlage sind. Was nützt es uns Autoren, wenn wir ungewöhnliche, verrückte und wilde Ideen haben, und die Verlage bedauernd mit den Schultern zucken ...

 

 

Also, ich weiß nicht, ob man das so pauschal sagen kann. Ich habe in letzter Zeit einen klassischen HR, den ich gerne gemacht hätte, nicht unterkriegen können, dagegen aber für drei Projekte, die ungewöhnlich sind, sofort gute Verträge bekommen. Das erste erscheint jetzt im Herbst, die Lebensgeschichte eines Wikingerkönigs in drei Bänden. Das wurde nicht nur als Paket eingekauft und nicht in vorsichtigen Scheibchen, sondern es kommt sogar in einem Rutsch (mit zweimonatigem Abstand) auf den Markt. Das war doch schon eine mutige Verlagsentscheidung. Und im Augenblick arbeite ich zwei weiteren sehr ungewöhnlichen Projekten, die ebenfalls problemlos eingekauft wurden.

 

Ich glaube, das ist ein bisschen wie die Frage nach dem Huhn und dem Ei.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Meine Erfahrungen hierzu sind jedenfalls eher positiv.

Nach meiner historischen Marokko-Trilogie bringt mein Verlag jetzt einen Roman mit den Themen WK2-Traumata und Westsahara-Konflikt im Jahr 1988 heraus, noch dazu im HC! Ein bisschen „Familiengeheimnis“ und „Love-Story“ sind zwar auch dabei, doch die politischen Aspekte überwiegen.

 

Bei der Vorstellung dieses für den Verlag eher unüblichen Projekts – persönlich und direkt, die Agentin übernahm erst danach alles Vertragliche – war ich einerseits wohl ziemlich überzeugend, andererseits hatte ich damals durchaus den Eindruck, im Verlag sei man nicht nur offen für Neues, sondern geradezu auf der Suche danach.

 

Vielleicht ist die gegenwärtige Zeit ohne klare Trends also sogar eine Chance, solange man fest zu seinem Projekt steht.

MAROKKO-SAGA: Das Leuchten der Purpurinseln,  Die Perlen der Wüste,  Das Lied der Dünen; Die Wolkenfrauen

Neu seit März 2020: Thea C. Grefe, Eine Prise Marrakesch

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Unterhaltungsliteratur befriedigt ja ein Bedürfnis, und dieses ist je nach Genre sehr unterschiedlich: Die Spannungsromane (wie Krimi/Thriller) liefern Nervenkitzel und fordern auch manchmal den Intellekt heraus (Rätselraten), dabei darf es selbstverständlich blutig und sogar grausam werden, wie im Horrorroman, der ja auch ein Bedürfnis nach extremen Nervenkitzel befriedigt. Liebesromane befriedigen natürlich die Sehnsucht nach Romantik, aber auch nach Melodramatik, Herzschmerz und erotischem Kitzel.

 

Jeder Leser sucht etwas anderes (und dass was er sucht kann sich ändern), manche wollen seichte Unterhaltung und sich nur berieseln lassen, andere suchen Tiefe und wollen emotional neue Erfahrungen machen, also auch mit Krankheit und Tod konfrontiert werden. Daher glaube ich, dass man am besten damit fährt, wenn man als "Autorenmarke" für eine bestimmte Stilrichtung innerhalb seines Genres steht, sprich wenn die Leser wissen, dass dieser oder jener Autor immer heitere, lockere Romantik verspricht, während jener andere eher für dramatische, tiefgründige Konflikte bekannt ist. Aber erlaubt ist alles, bestimmte Bereiche verkaufen sich nur besser als andere (die seichten Sachen gehen anscheinend besser weg als man glaubt). Deswegen drängen Verlage einen oft in die Richtung, was ihrer Meinung nach besser läuft, aber das schadet der "Autorenmarke" wenn man da inhaltlich schwankend ist und die Leser nicht sicher, ob sie mit schweren Themen konfrontiert werden oder auf der heiteren Seite sind.

 

Das Cover sollte transportieren, was für eine Stimmung man mit dem Buch bekommt und die Autorenmarke unterstützen, was die Verlage (in Deutschland?) wohl leider oft versauen.

Bearbeitet von DJPusch
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@ Daniela, diese Ansicht würde ich als Unterhaltungsromanautorin unterstützen.

 

Ich glaube auch, dass die Abstufungen innerhalb ein Genres ganz vielfältig sind und dass ganz unterschiedliche Leser finden, was sie suchen - und manchmal auch etwas finden, was sie nicht gesucht haben, das gibt es, glaube ich, nämlich auch, das Suchen nach Neuem, Unvorhergesehenem, den Wunsch, überrascht zu werden mit neuen Einsichten, Erfahrungen, Erkenntnissen. Und das auch in der Unterhaltungsliteratur.

 

Die Ähnlichkeit von Covern und Klappentexten halte ich hier allerdings auch für ein Problem - Unterscheidung ist für die Buchkäuferin kaum möglich, Enttäuschung vorprogrammiert. Natürlich sind auch Überraschungen möglich, finden neue Autorennamen neue Anhänger - aber viele potentielle Leser werden mit diesem Vereinheitlichungsprinzip auch nicht erreicht.

 

Auf Binnendifferenzierung innerhalb eines Genres - denn die Unterscheidung nach Unterhaltungs- und Liebesroman greift meines Erachtens viel zu kurz, die Unterscheidung geht noch viel weiter - wird "von außen" tendentiell verzichtet, so mein Eindruck, und das macht es für Autoren schwer, die Zielgruppe für das eigene Schreiben zu erreichen, und für Leser, genau das zu finden, was ihrem Lesegeschmack entspricht.

 

Auf der anderen Seite ist es natürlich der Name, der am Ende für Wiedererkennung sorgt und dafür, dass Leser die Autoren finden, die sie mögen und weiterverfolgen wollen.

Bearbeitet von AnnaW

               Website Anna             Instagram            

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Deswegen drängen Verlage einen oft in die Richtung, was ihrer Meinung nach besser läuft, aber das schadet der "Autorenmarke" wenn man da inhaltlich schwankend ist und die Leser nicht sicher, ob sie mit schweren Themen konfrontiert werden oder auf der heiteren Seite sind.

 

Das Cover sollte transportieren, was für eine Stimmung man mit dem Buch bekommt und die Autorenmarke unterstützen, was die Verlage (in Deutschland?) wohl leider oft versauen.

 

Die Beispiele von Ulf und Doris zeigen ja eigentlich, dass eine Wende, ein Umdenken möglich sein könnten. Ich selbst habe es noch erlebt, dass dieses und jenes "nicht ginge" im Unterhaltungsroman - wie männlicher Protagonist bei einer Autorin, Beschädigung der Hauptfigur, französische Revolution im historischen Roman oder Themen, die das dritte Reich betreffen. Auch bestimmte Länder wie Ostasien oder Südamerika waren verpönt.

 

Selbst bei den Covern könnte sich allmählich etwas ändern. Während die angloamerikanische Kriminalliteratur in den Buchhandlungen noch sehr gleichförmig aussieht, bemerke ich bei den deutschen Krimis einen Umschwung. Kürzlich habe ich den Krimi eines bekannten deutschen Spannungsautors gekauft, der mir ausnehmend gut gefällt. Dunkle Farbe, ein Auto aus dem frühen 20. Jahrhundert - das ist für mich ein Wiedererkennungeffekt. (Leider ist es mir bis jetzt nicht gelungen, das Pseudonym des Autors zu lüften. Das Buch heißt "Heldenflucht")

Bearbeitet von Christa
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Ich finde auch, dass ein Unterhaltungsromanalles darf - egal ob dramatisch, locker flockig oder eine Mischung. Das ist doch der Grund, warum überhaupt individuelle Geschichten entstehen.

 

Allerdings finde ich wichtig, dass die Bücher dann auch passende Cover und Klappentexte bekommen, damit ein Leser, der wirklich nur fluffig abgelenkt werden will, nicht plötzlich wegen einer falschen Einordnung - wie Ulf (oder war es Melanie?) ja schon als Beispiel gebracht hat - über einen schwer Pflegebedürftigen liest, obwohl er dem eigenen pflegebedürftigen Vater o.ä. durch die Lektüre entkommen will.

 

Vielleicht besteht die Gefahr, ein interessantes Thema (z.B. Alzheimer, Behinderungen o.ä.) zu verschenken, wenn man das in einem Unterhaltungsroman mehr oder weniger "nebenher" laufen lässt, ohne dass der Fokus darauf liegt. Aber das ist natürlich immer die Frage, was ich selbst mit meiner Geschichte erzählen will. Manche Themen brauchen vielleicht mehr Raum als andere. Aber das wird uns unsere Geschichte dann schon klar machen, wenn wir sie ausarbeiten.

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