Ich empfehle jedem, der sich in welcher Form auch immer professionell mit dem Schreiben auseinandersetzt, drei Titel:
- "Story" von Robert McKee
- "Die 50 Werkzeuge für gutes Schreiben" von Roy Peter Clark
- "The Anatomy of Story" von John Truby
Die richten sich alle an Leute, die bereits schreiben können und besser werden wollen, und nähern sich dem Thema aus ganz verschiedenen Richtungen. Von ungefähr 20 Ratgebern, die ich gelesen habe, sind das die drei, die ich behalten habe.
Die klingen alle gut, danke! Kann man das erste zum Drehbuchschreiben gut aufs Romaneschreiben adaptieren?
McKee schreibt vor allem darüber, wie Geschichten funktionieren. In seinem Werk setzt er meist voraus, dass man die ganzen Basics schon beherrscht, streift sie am Anfang aber noch mal - um zu erklären, warum dies, das, jenes gut funktioniert oder weniger gut.
Film ist in seinen Augen (zumindest beim Verfassen des Buches, aktuell lehrt er Storynomics und analysiert diese modernen langen Fernsehserien) einfach die aktuellste Form, die Storytelling angenommen hat.
Einige Dinge, für die ich durch das Studium seines Buches ein tieferes Verständnis gewonnen habe:
- Symbolik unterhalb der Bewusstseinsschwelle einsetzen und dadurch Mehrdimensionalität erzeugen
- Dynamik in Geschichten, das Auf und Ab der Emotionen
- Story-Werte (Worum geht es? Was steht auf dem Spiel? Wie kann man dieses Thema noch tiefer durchdringen und in der Geschichte unvergesslich werden lassen?)
- Charakterentwicklung (statt Want und Need, was er als bekannt voraussetzt, Außencharakter und Tiefencharakter, die sich nach Möglichkeit unterscheiden)
... Wahrscheinlich noch viel mehr, was ich gerade auf Anhieb nicht auf dem Schirm habe, weil es mir schon in Fleisch und Blut übergegangen ist (auch, wenn ich es natürlich längst nicht immer "kann" oder richtig mache)
Der Peter Clark lehrt vor allem viele Tricks, wie man mit Sprache in den Bann ziehen kann. Folgerichtig liest sich dieses Buch von meinen drei Empfehlungen am fluffigsten. Er kommt aus dem journalistischen Schreiben, aber auch hier gilt, dass man so gut wie alles übertragen kann. Ein paar Dinge, die ich von ihm mitgenommen habe:
- Der raffinierte Einsatz dynamischer Verben
- Die Abstraktionsleiter (bleib nicht in der Mitte, wenn es um etwas geht, benutze die ganz großen philosophischen Begriffe und die ganz kleinen, alltäglichen Dinge - mir fiel dazu ein Beispiel von Ingrid Noll ein, wo die Prota sich wünscht, dass es ihrem Kind später an nichts mangeln solle, weder an Liebe noch an Zopfspangen)
- Die "Kameraführung" in der Prosa, wo man entscheidet, wie nah man mit dem sprachlichen Blick an etwas herangehe, und die sprachliche Spannungserzeugung durch Dynamik in genau dieser Nähe-Distanz
- Bewusste und kunstvolle Variation von Satzlängen zur Erzeugung von sprachlichem Sog und Drive
- Es ist ein Unterschied, ob man ein, zwei, drei oder mehr Dinge beschreibt, das erzeugt unterhalb der Bewusstseinsschwelle jeweils andere Wirkungen, die man gezielt steuern kann
- uvm.
Truby habe ich gerade erst angefangen, nachdem ich ein paar Online-Seminare bei ihm hatte. Er schlüsselt Geschichtenaufbau, Charakterarchetypen und Genrevarianten sehr sorgfältig auf, und zwar immer so, dass es einem beim Schreiben helfen kann. Da ich ihn nur auf Englisch habe, bin ich langsam beim Lesen - aber aus den Onlinevorträgen weiß ich, wie genial der Mann ist, und mache mir die Mühe gern.
Bearbeitet von Hanna Aden, 13.10.2017 - 17:24,