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Angelika Jo

Dialekt(e)

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Interessant, das alles! Ich hab das ja gemacht, als Nichtbayerin mit bayerischem Dialekt mit viel Hilfe von Angelika und Andreas. Und wir hatten auch Diskussionen darüber (hier im Kaffeehaus oder sogar im Handwerk) ob man im Dialekt denken kann, weil ich in einem Buch eine sehr enge personale Perspektive wollte, da war das fast unumgänglich. Und ja, ich hab zu viel desselben verwendet, Ausrufe, Mei, und Gey (was mir für "gell" ermpfohlen wurde). Im letzten Lektorat haben wir noch einige davon weggenommen ... Das Ganze ist auch schon ne Weile her. Generell bin ich FÜR Dialekt in Büchern, wenn dieser einen Sinn hat, etwas transportiert. Ich bin dafür in allen Literatursparten - abgewatscht wird man vermutlich dafür am ehesten in der U, er geht auf Kosten der Lesbarkeit und manchmal wird auch der eine oder andere Satz gar nicht verstanden (der dann auch nicht verstanden werden soll.) Ein ganzes Buch in Dialekt wäre vermutlich auch für mich nicht lesbar, aber das strebst du ja wohl auch nicht an. Bei den Rennpferden gab es doch auch Bayerisch und Russisch-Deutsch, hat glaub ich niemanden gestört, oder?

 

Ich bin zwar gebürtig hessisch, meine Eltern aber nicht von dort, hessische Wörter, mitgebracht vom Spielplatz waren ungern gesehen, deshalb kannte ich die zwar, benutzte sie aber kaum. Ich kann hessisch, sprech es aber nicht, hab trotzdem einen Einschlag (sagt man) nur leicht. Finde das bei mir selbst nicht gut, wenn es unbewusst ist und der Ich-Erzähler womöglich zum Isch-Erzähler wird.
Ansonsten finde ich es wichtig und schön, einen Dialekt zu können und auch dessen lebendige und ausdrucksstarke Bezeichnungen zu kennen. Dialektwörter sind lebendig und stark, lautmalerisch, manchmal derb, manchmal niedlich, goldisch, wie wir hier sagen. Manches kann ich geschrieben im Dialekt besser ausdrücken als in Hochdeutsch. Wobei ich (bis auf die zwo Bayernkracher) keine Dialektbücher schreib und schreiben will, echt net. Aber über Dialekt schreib ich sehr gerne (siehe die Glossare in den alten Büchern, es war immer angedacht, mal eins zu schreiben, das nur aus dem Glossar besteht).

 

Ob Kinder weniger Dialekt sprechen, kann ich kaum beurteilen. Wenn ihr das alle sagt, wird ja was dran sein. Die Kinder, die ich unterrichte haben von jeher Hochdeutsch geredet, mehr oder weniger, da hat sich nichts geändert. Allerdings hab ich mal, vor ziemlich langer Zeit, im Odenwald unterrichtet. Caramba! Das war wie eine Fremdsprache. Ungefähr 40 km von der städtischen Haustür entfernt.

 

Ich würde jederzeit Dialekt oder erfundene Sprachen oder sonstwelche Sprach-Gaga-Experimente und Spiele im Roman lesen wollen. Auch wenn ich erstmal wenig verstehe.

 

Pfirts eich äh nee Pfiats eich

Claudia

Bearbeitet von ClaudiaB

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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Nachtrag: Hab aber immer wieder das Gefühl, dass Dialekt auflebt: Mia san mia und so weiter, in der jüngeren Generation, Volksmusik im Rock und so weiter. Dass man sich jetzt wieder traut, Dialekt weniger verpönt ist, weniger als "ungebildet" gilt (was ja wirklich Blödsinn ist). Bin mir nicht ganz sicher, wie ich das finden soll, hat sowas "wir feiern die Region ab" Volkstümliches.

Claudia

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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Sprecht ihr selbst Dialekt?


Nein.


 


Wenn nicht, versteht ihr den Dialekt in eurer Umgebung?


Grundsätzlich ja. Bayerisch. Aber es gibt urtümliche Varianten aus dem tiefsten Niederbayern, die ich nur schwer verstehe.


 


Bedauert ihr es, dass die jüngere Generation nur noch wenig im Dialekt spricht?


Nein, eigentlich nicht. Obwohl ich es immer wieder nett finde, wenn ich jüngere Menschen mit Dialekt sprechen höre.


 


Was kann eurer Meinung nach der Dialekt, was kann er nicht?


Dialekt verbinden Menschen.


Dialekt kann Menschen sympathisch erscheinen lassen. Er kann aber auch genau das Gegenteil bewirken.


 


Wie empfindet ihr Dialektpassagen in einem Buch?


Mag ich überhaupt nicht.


chrizwagner.de
Daddy der Plotting-Software StoryIt und StoryIt Go

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Nachtrag: Hab aber immer wieder das Gefühl, dass Dialekt auflebt: Mia san mia und so weiter, in der jüngeren Generation, Volksmusik im Rock und so weiter. Dass man sich jetzt wieder traut, Dialekt weniger verpönt ist, weniger als "ungebildet" gilt (was ja wirklich Blödsinn ist). Bin mir nicht ganz sicher, wie ich das finden soll, hat sowas "wir feiern die Region ab" Volkstümliches.

 

Irgendwie nehme ich das auch so wahr. Vielleicht eher "Heimat"-als Dialektgefühl. Kürzlich im Herbst staunte ich nicht schlecht, als wir in Stuttgart im Stau steckten, weil Tausende in Lederhosen und Dirndl zum Cannstatter Wasen eilten. Und noch mehr staunte ich, als mein Sohn mit seiner Freundin in Lederhosen zum Münchner Oktoberfest fuhr. Ein international arbeitender, muttermäßig hochdeutsch Sprechender mit Berlinerin auf Bayerntour!

I watsch mi ab (oder wie sagt man da?) :s02

Bearbeitet von Christa
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Ich kann noch Hamburgern, mach ich aber meistens nicht. Allerdings gibt es einige typische Worte, von denen ich nur dann, wenn ich in anderen Bundesländern bin, merke, dass sie dort nicht verstanden werden. Letztes aktuelles Beispiel, als ich Ende Januar in Baden-Baden war. Ich bitte den Fahrer: "Bitte stellen sie nichts auf meine Tasche, sonst wird das Zeug da drinnen kraus." Er guckt mich irritiert hat und fragt mich in seinem schwäbischen Dialekt, was ich damit meine. Ich starre ihn mindestens ebenso irritiert an. "Na, die Kleidung wird dann kraus." - "Was ist kraus?", fragt er. Und ich muss wirklich ein paar Augenblicke nachdenken, bis mir das Synonym einfällt - zerknittert. "Ach, Sie meinen knüddelig?" Und so lernte ich, dass diese Leute da tief im Süden bei kraus nur an Haare denken. 

Interessant wird es dann beim Romane schreiben. In Hamburg sagte man zu meiner Kindheit immer "lass dir nix vorschnacken" - was bedeutet, man solle sich nicht zu Dummheiten überreden lassen. In meinem aktuellen Roman habe ich dann eine Szene, spielt 1946 in Hamburg, als einer meiner Protagonisten zu einem anderen sagt, er hätte sich was "vorschnacken" lassen. Meine Lektorin merkt an, dass der zweite Protagonist Engländer ist, und obgleich er gut Deutsch könne, sei es doch fraglich, ob er platt könne. Ich meinte , das Wort hätte er in den letzten anderthalb Jahren in Hamburg garantiert gelernt - zu der Zeit gab es da nix anderes, da wurde geschnackt. 

Andererseits ist es immer so eine Sache - ich deute Dialekt nur insofern an, als dass es sich um typische Ausdrücke handelt, die ich selbst noch so als Kind gelernt habe. So bestand ich auf "Schulränzel" - kein Mensch hätte in den 30ern in Hamburg "Ranzen" gesagt. Zum Glück wurde bei mir nicht gebügelt, denn damals sagte jeder "pletten" - noch meine Mutter sagt Plettbrett und Pletteisen. (Bügelbrett und Bügeleisen). Und was ein Kotlett ist, habe ich erst spät erfahren - wir sagen immer Karbonade. Und so ist es selbst jenseits des Dialekts m.E. eine Gratwanderung, wenn man authentisch sein will, aber überlegen muss, ob die Leser das Wort verstehen. 

 

Ich persönlich verstehe übrigens kein Bayrisch und kein Schweizerdeutsch. Da konnte ich mich in Claudias Buch herrlich wieder erkennen, als sie mit "Do you speak Englisch?" auf die Bayern zuging ;-)

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Jetzt melde ich mich noch mal als Norddeutsche mit ein paar Worten, die hier in Schwaben garantiert nicht verstanden werden,

die ich aber immer noch anwende. 

Meine Mutter hat auch noch geplättet. Und gefeudelt. Das wird hier mit dem Butzlombe erledigt.

Frikadellen heißen Fleischküchle.

Meine geliebten Puschen im Winter sind für die Schwaben Schlabba.

Wurzeln sind gelbe Rüben.

Bei diesem Schietwetter (es gibt kein besseres Wort dafür!) werde ich immer ganz rammdösig. Das ist für die Schwaben ein "Sauwäddr".

Und last not least: Der Dösbaddel ist im Ländle ein "Grasdackel".

Bearbeitet von Christa
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Ach ja, Wurzeln ... ich weiß noch, wie ich in einem Mäuseforum mal fast gelyncht wurde, als ich sagte, meine Mäuse bekommen Wurzeln - die wären doch viel zu trocken, ich sollte die lieber mit Möhren füttern ... Jaja, erst mal rumkrakeelen (auch ein schönes Wort, das wir gern benutzen), ohne zu wissen, dass Wurzeln Möhren sind. Der Feudel ist ja noch edel ausgeschrieben, ausgesprochen klingt das bei uns immer "Foiel" und es wird "gefoielt".  

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Dass man sich jetzt wieder traut, Dialekt weniger verpönt ist, weniger als "ungebildet" gilt (was ja wirklich Blödsinn ist). 

 

Mal so als Erklärungsansätze, wie es zu dem Gedanken kommen könnte: 

  • Am stärksten ausgeprägt sind Dialekte meiner Erfahrung nach auf dem Land. In der Stadt gibt es eher eine Färbung des Hochdeutschen. Beispielsweise habe ich in Lübeck, Osnabrück und Heidelberg fast nie Dialekt gehört, dafür musste man raus aufs Dorf. 
  • Speziell im Heidelberger (oder im ganzen süddeutschen?) Raum ist es auch so, dass hier viele "Wirtschaftsflüchtlinge" aus Norddeutschland arbeiten und wohnen. Die haben wegen ihrer guten Ausbildung einen Job bei den ansässigen großen Firmen und Instituten gefunden. Und die sprechen fast immer Hochdeutsch. Stellen, die eine weniger aufwändige Ausbildung erfordern (Wachtdienst, Hausmeister, Teamassistenten, …) sind dagegen meistens von Einheimischen besetzt, denen man ihre Herkunft manchmal deutlich anhört. 

Olaf Fritsche 

www.seitenrascheln.de

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Ich will die schöne Diskussion, die hier entstanden ist, keinesfalls abwürgen, mich nur erst mal bedanken und ein Zwischenresultat festhalten:

 

Euren Aussagen habe ich entnommen, dass 

 

1. das eigene Dialektverhalten hier offenbar ganz gut die momentane Wirklichkeit widerspiegelt: Die einen könnens noch, für die meisten scheint es nach so einem Halb-und-Halb auszusehen: Passiv wird der Dialekt oft noch verstanden, aktiv nicht mehr oder nur noch selten angewendet.

 

2. das Dialektesterben offenbar weniger tragisch genommen wird als die Vorstellung, die Kinder könnten kein Hochdeutsch. Dazu kam noch die Beobachtung, dass in einigen Gegenden der Dialekt schon seit längerem eine Wiederbelebung erfährt (das scheint besonders in der Schweiz der Fall zu sein, ich erinnere mich auch, darüber schon was gelesen zu haben, auch, dass der Dialekt dort inzwischen in Foren etwa gern auch offensiv in Schriftform vorgetragenen wird – "cheit gang i mit die Rössla aussi"...)

 

3. Dialekte ein Heimatgefühl vermitteln, etwas Verbindendes haben. 

 

4. von den allermeisten Dialektpassagen beim Lesen als störend empfunden werden.

 

Zwei weitere Fragen dazu von meiner Seite:

 

Ist es nicht eigenartig, dass so viele von euch dem Dialekt etwas Positives abgewinnen können (Heimat, Gefühl, Verbundenheit), auf der anderen Seite aber so stark betont wird, dass allgemeine Hochsprachlichkeit die wertvollere Sache ist? Es ist ja nicht so, dass die beiden Sprachvarianten einen Gegensatz darstellen. (Ich glaube übrigens nicht, dass das Hochdeutsche sich durchgesetzt hat über eine Vertreibung des Dialekts, der hat sich eher von selbst ausgeschlichen über das Fernsehen und diverse innerdeutsche Völkerwanderungen, wie sie Olaf beschrieben hat)

 

Wenn man sich unter Dialekt jetzt mal nicht die verschriftete Form eines unverständlichen Brabbeltums vorstellt, sondern so etwas wie Idiomatik, die nur in diversen Dialekten vorkommt – also etwa Grüße, Flüche, Liebeserklärungen etc. – wie geht es euch damit? Dazu würden mir jetzt nicht nur deutsche Autoren einfallen, sondern auch Nikos Kazantzakis oder Yasar Kemal, wenn die ihre alten Kreter oder Türken fluchen lassen, aber natürlich auch Oskar Maria Graf oder Jakob Arjouni ("Zieschel uffn Kopp!") – alle diese Autoren finde ich gerade wegen der Verwendung solcher eigentümlichen Ausdrücke unglaublich kraftvoll. Fast so, als ob dagegen den anderen, die ihre Dialoge in zierlicher Hochsprache pinseln, was fehlen würde.

Wie geht es euch damit? 

 

Angelika

Bearbeitet von Angelika Jo

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

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Ich bin in Ostwestfalen aufgewachsen, und es ist mir ungeheuer schwergefallen, mir manche Ausdrücke abzugewöhnen.
Ein klassischer Dialog zweier Ostwestfälinnen, nehmen wir mal junge Mütter, würde wohl so ausfallen:
"Wollen wir einmal um den Pudding? Die Kinder können ja noch 'n büschen inne Sandkiste rummöttkern."
"Nee, ich hab heute so 'ne Bregenpanne."

"Kein Wunder, dass du so nöselig (hier gerne auch nöckelig) bist."

Wer würde das verstehen? Außer einem Ostwestfalen? ;)
Als Kind habe ich mit meinen Großeltern Ostwestfalenplatt vertellt, vor allem das Fluchen  ("Rawetta!") ging super. Ich verstehe das heute noch und könnte mich notfalls auch noch unterhalten.


 

Die Elemente des Lebens - Januar `24 (Aufbau Verlag) ~ Agatha Christie - Juni `24 (Aufbau Verlag)

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Ist es nicht eigenartig, dass so viele von euch dem Dialekt etwas Positives abgewinnen können (Heimat, Gefühl, Verbundenheit), auf der anderen Seite aber so stark betont wird, dass allgemeine Hochsprachlichkeit die wertvollere Sache ist? Es ist ja nicht so, dass die beiden Sprachvarianten einen Gegensatz darstellen. (Ich glaube übrigens nicht, dass das Hochdeutsche sich durchgesetzt hat über eine Vertreibung des Dialekts, der hat sich eher von selbst ausgeschlichen über das Fernsehen und diverse innerdeutsche Völkerwanderungen, wie sie Olaf beschrieben hat)

 

Wenn man sich unter Dialekt jetzt mal nicht die verschriftete Form eines unverständlichen Brabbeltums vorstellt, sondern so etwas wie Idiomatik, die nur in diversen Dialekten vorkommt – also etwa Grüße, Flüche, Liebeserklärungen etc. – wie geht es euch damit? Dazu würden mir jetzt nicht nur deutsche Autoren einfallen, sondern auch Nikos Kazantzakis oder Yasar Kemal, wenn die ihre alten Kreter oder Türken fluchen lassen, aber natürlich auch Oskar Maria Graf oder Jakob Arjouni ("Zieschel uffn Kopp!") – alle diese Autoren finde ich gerade wegen der Verwendung solcher eigentümlichen Ausdrücke unglaublich kraftvoll. Fast so, als ob dagegen den anderen, die ihre Dialoge in zierlicher Hochsprache pinseln, was fehlen würde.

Wie geht es euch damit? 

 

 

Vielleicht könnte man tatsächlich die von Olaf aufgestellte These vertreten, dass der Dialekt nicht nur durch das Fernsehen usw., sondern auch durch eine Nord-Südwanderung und damit durch eine Vermischung und offizielle Aufwertung des Hochdeutschen an den Rand gedrängt wurde. Die Saupreußen gegen die Einheimischen. Bei Oskar Maria Graf fällt mir sofort die Geschichte „Wir sind Gefangene“ ein. Ein Zitat von ihm: "Weil die Sprache das einzige ist, wo der Mensch und besonders der Schriftsteller nicht flüchten kann. Da ist er daheim - da bin ich zuhause."

 

Wahrscheinlich liege ich falsch, aber es kommt mir so vor, als sei besonders das Bayerische hoffähiger als andere Dialekte. Das mache ich nicht nur an den Lederhosen-und Dirndl-Wanderungen fest (das Oktoberfest wird sogar in Argentinien deutscher als bei den Deutschen gefeiert!), sondern auch an Filmen. „Daheim sterben die Leut“ wurde mit Untertiteln versehen, weil das Publikum das Westallgäuische nicht verstanden hätte. Unvergesslich die Szene in Herbert Achternbuschs Debüt“ Das Andechser Gefühl“ - als ich mal dort im Biergarten war, standen die beiden Protas immer noch vor meinen Augen, wie sie stundenlang ihre Maßen tranken und ab und zu etwas von sich gaben. Dann gibt es Fernsehserien wie „Die Rosenheim-Cops“ oder bayerische Tatorte, die sich schon lange halten und sich großer Beliebtheit erfreuen.

 

Ja, das Hochdeutsche ist auch irgendwie puristisch, und ohne die Dialekte wäre unsere Sprache wesentlich ärmer.

 

Zu den Flüchen noch eine kleine bayerische Sammlung: https://muenchen.mitvergnuegen.com/2017/11-bayerische-flueche

Ich finde die einfach genial, so derb sie auch sein mögen. Irgendwie direkt aus dem prallen Leben gegriffen.

Bearbeitet von Christa
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Wenn man sich unter Dialekt jetzt mal nicht die verschriftete Form eines unverständlichen Brabbeltums vorstellt, sondern so etwas wie Idiomatik, die nur in diversen Dialekten vorkommt – also etwa Grüße, Flüche, Liebeserklärungen etc. – wie geht es euch damit? Dazu würden mir jetzt nicht nur deutsche Autoren einfallen, sondern auch Nikos Kazantzakis oder Yasar Kemal, wenn die ihre alten Kreter oder Türken fluchen lassen, aber natürlich auch Oskar Maria Graf oder Jakob Arjouni ("Zieschel uffn Kopp!") – alle diese Autoren finde ich gerade wegen der Verwendung solcher eigentümlichen Ausdrücke unglaublich kraftvoll. Fast so, als ob dagegen den anderen, die ihre Dialoge in zierlicher Hochsprache pinseln, was fehlen würde.

Wie geht es euch damit?

 

 

Es macht keinen Unterschied. Wenn Dialekt Heimatgefühle, Verbundenheit erzeugt, wie oben gesagt, wirkt ein Dialekt, den man nicht versteht oder der einem nicht vertraut ist, befremdlich, erzeugt für mich als Leserin zunächst einmal Distanz.

 

Diese Distanz muss ich beim Lesen überwinden, und das ist fast ein willentlicher Akt. Ich muss mich drauf einlassen wollen, sonst funktioniert es nicht. Ich finde, deine zauberhaften "Rennpferde" sind ein gutes Beispiel dafür: Der rusische Jockey spricht nicht russisch-deutsch, sondern russisch-bairisch. Wie er das tut bzw. wie du als Autorin das in Form gebracht hast, ist große Kunst und ein Genuss. Aber man muss sich erstmal darauf einlassen. Die Geschichte schnell weglesen, das geht nicht.

 

Ich selbst "sehe" Sprache im Buch eher, als dass ich sie höre. In den Dialektpassagen bei den "Rennpferden" musste ich umschalten und die Sätze ganz langsam lesen und dabei "hören". Dann ging's. Aber es war die volle Ladung bayerisches Leben, ich konnte ich nicht der Illusion hingeben, dass der Roman auch hier hätte spielen können, in meiner norddeutschen Umgebung ;-)

 

Bei wem ich es nicht geschafft habe, war Ulla Hahn, die dem Dialekt mit dem verborgenen Wort ja eine ganz große Bühne gibt. Dabei habe ich sogar mal im Rheinland gelebt. Ich habe die Sprachbarriere nicht überwunden.

 

Ja, es ist kraftvoll - aber uner Umständen eine Kraft, die einen auch raushaut. Aber auch freuen kann. Ob "nur" Idiomatik oder ganzer Dialekt, das ist eine Dosis, die für mich z.B. keinen wesentlichen Unterschied macht.

 

Viele Grüße

Anna

 

PS: Ganz wichtig aber: Der Jockey ist eine Figur, die ich bestimmt nicht vergesse, gerade durch seine Sprache. Sehr viel davon, wie er ist, liegt in seinen Worten. Das Komische und das Unfassbare lagen eigentlich weniger in dem, was er tat, sondern darin, wie er das kommentierte (bzw. wie das bei Salli ankam). Will sagen: Sich einzulassen kann sich natürlich sehr lohnen, und nicht immer ist das Hindernisfreie erstrebenswert. Was für Dialekt spricht, auch in Büchern. Man muss sich aber, glaube ich, klarmachen, dass es einfach nicht jeder auf Anhieb versteht, auch nicht die vereinzelten Ausdrücke, dass das eine Technik ist, die die Leserschaft spalten kann.

 

Wenn es jemand mit Sachkenntnis macht, so wie du, und Sprache selbst gleichzeitig Thema des Buches ist, wie bei den "Rennpferden" (und bei Ulla Hahn ja auch), finde ich es gut. Wenn jeder Autor anfangen würde, Dialekt einfließen zu lassen, würde ich die Krise kriegen. Es muss absolut richtig wiedergegeben sein und es muss einen Sinn haben - sonst ist es sinnlos.

Bearbeitet von AnnaW

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Spannende Fragen, liebe Angelika, und Du machst sicher wieder etwas Spannendes damit.

 

Ich bin im Rheingau aufgewachsen und spreche daher das dortige Hessisch, auch wenn´s in meiner Familie nicht so ausgeprägt gesprochen wurde. Ich bin dann in ein akademisches Leben hineingewachsen, in dem der Dialekt immer weniger Platz hatte. Allerdings falle ich gelegentlich, wenn ich z.B. mit Handwerkern oder einfachen Leuten spreche, gern mal in den Dialekt, oft halbbewusst, da ist dann eine Art Handreichung an den anderen, stellt eine Verbindung her, die so schnell anders nicht herstellbar wäre. So empfinde ich das. Das kann Dialekt. Und er kann regionale Dinge ausdrücken, die die Hochsprache nur umständlich oder gar nicht erklären kann (sobald mir ein Beispiel einfällt, lege ich es nach ;-))

Meine Kinder sind dialektfrei aufgewachsen, das ist mir erst spät bewusst geworden, dass da etwas fehlt, was für mich noch selbstverständlich war. Und es ist nicht mehr nachzuholen. Ich bedaure das. Mir wird immer bewusster, dass da etwas verschwindet, zumindest in meiner Linie. Meine Tochter hat das unlängst auch bedauert und festgestellt, dass sie es nicht mehr lernen kann, alle Versuche missraten. Allerdings wäre es für die Kinder vermutlich von Nachteil gewesen, wenn sie in der Schule oder andernorts Dialekt gesprochen hätten. Da passiert leicht eine soziale Abwertung, je nachdem, wo man sich befindet. Das kann Dialekt auch. Selbst wenn man ihn als Kulturgut betrachtet.

Dialekt in Büchern finde ich oft großartig, wenn er passend und in angemessenem Maß auftritt. Wenn er nicht der Nostalgie oder billiger Färbung dient, sondern einen wirklichen Zweck hat, klug und korrekt eingesetzt wird und mir allein über die Sprache etwas über den Menschenschlag vermittelt, der sich dieser Sprachfärbung bedient. (Dass er schwierig zu schreiben ist und es dabei der Tricks bedarf, ist noch eine andere Sache.)

Und dann ist Dialekt natürlich Geschmacksache - es gibt welche, die höre ich gern, andere finde ich so abstossend, dass ich eine Konversation kaum ertragen kann. Das geht vermutlich vielen so. Ich denke gerade an das sehr, sehr lange zurückliegende Blind-Date aus den Anfangszeiten der Internet-Kommunikation. Ein Mannheimer oder so. Ich hab ihm nach der ersten Tasse Kaffee freundlich erklärt, dass das nichts wird mit uns beiden. Sein daraufhin geäussertes, typisch singendes "Ja wieso?" werde ich vermutlich nie wieder aus meinen Ohren kriegen …

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Sprecht ihr selbst Dialekt?

 

Ja, ich kann meine Herkunft (Raum Dresden) nur schwer verbergen. Meine Jugendzeit habe ich in Berlin zugebracht und teilweise verfalle ich, wenn ich "auf aggressiv getrimmt bin", in den Berliner Dialekt. Das Sächsisch ist dann zu langsam in der Aussprache.

 

 

Bedauert ihr es, dass die jüngere Generation nur noch wenig im Dialekt spricht?

 

Ich habe nicht das Gefühl, dass das so ist.

 

 

Was kann eurer Meinung nach der Dialekt, was kann er nicht?

 

- lokales Zusammengehörigkeitsgefühl bzw. Provinzialität erzeugen kann er

- Weltoffenheit kann er nicht

 

 

Wie empfindet ihr Dialektpassagen in einem Buch?

 

Schrecklich! Ich spreche sächsischen Dialekt, genauer Dresdner Sächsisch (in Leipzig und Chemnitz wird ein anderer sächsischer Dialekt gesprochen); beherrsche aber nicht die sächsische Schriftsprache. Genau da liegt meiner Meinung nach das Problem. In einem Buch wird die Schriftsprache des Dialektes wiedergegeben. Die wenigsten Lesere werden diese dann verstehen, wenn sie die Aussprache dazu nicht kennen. Es gibt Mundartliteratur, jedoch dürfte die Zielgruppe dazu lokal begrenzt sein.

Das ist für mich der Grund, warum Dialekt in der Musik oder Film Erfolg haben kann, hier singen/sprechen Dialekt-(Mutter)-Sprachler in ihren Dialekt (siehe BAP). In der Literatur halte ich gar nichts von Dialekt, weil die Phonetik fehlt. Im Sächsischen gibt es das Wort "nu" (eine Form der Bejahung). Die Feinheiten der Bedeutung erschließen sich aber erst, wenn man die Aussprache dazu hört.

Eine Ausnahme ist für mich Schweizer Deutsch. Ich betrachte das nicht als Dialekt, sondern als eine eigene Sprache.

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Ich komme aus Vorarlberg.

Hier hat jede Talschaft ihren eigenen Dialekt.

Ich spreche keinen davon exakt, weil ich im Laufe meiner Kindheit von A nach B gezogen bin. Ich bin eine Mischung. Verstehen tu ich auch nicht alle. Es gibt Wörter, die so gut wie ausgestorben sind und nur noch die alten Leute kennen.

Wir Vorarlberger sind sehr stolz auf unsere Dialekte. Wir ehren Mundartddichter, Mundartlieder (auch moderne, nicht nur Volkslieder) unsere Faschingszeitung ist im jeweiligen Dialekt und wir sind stolz darauf, dass wir den Rest von Österreich verstehen, die Ostösterreicher uns aber nicht.

Vorarlbergerisch ist fast sowas wie eine Geheimsprache. Es ist dem Schwäbischen ähnlich und daher verstehen wir das auch mehr recht als schlecht. Schwitzerdütsch klingt drollig und wir mögen es.

Wienerisch klingt hingegen so, als würden die nicht richtig Deutsch können und es widert mich an, wenn ich es in Schulbüchern finde. Schulbücher sollen in Hochdeutsch sein, nicht im Dialekt einer Region,nur weil die mehr Einwohner hat.

Kinder aus Flüchtlingsfamilien können schneller Dialekt als die Hochsprache, weil das hier jeder spricht. Auch die Verkäuferin im Supermarkt.

Für mich hat die Hochsprache großen Wert als Verständigungsmittel über die Ortsgrenze hinaus. Wie würden sich sonst die Montafoner mit den Bregenzerwäldern unterhalten können.

Und dann gibt es noch das Ganahldütsch (gern Ganahl mit einer anderen großen Firma austauschen), eine Mischung aus Dialaket und Hochsprache, oder wie es eben klingt, wenn man versucht, als Vorarlberger mit Touristen zu reden ohne richtig gut Hochdeutsch zu können.

Wir haben auch den Spitznamen Gsiberger, weil wir das Wort "gewesen" durch die Kurzform "gsi" ersetzen. (Wo bischt gsi?)

 

In Büchern ist Dialekt passend, wenn es Romane sind, in denen die Hauptfigur eben damit zu kämpfen hat, dass sie sich irgendwo nicht zurechtfindet. Wäre es Norddeutsch, müsste ich eine Übersetzung dabei haben, um es zu verstehen.

Derzeit in Schreibpause... mit immer wieder Versuchen, dieses Sumpfloch zu verlassen

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Hallo Angelika,

von Haus aus spreche ich gemäßigten Wiener Dialekt, der sich ein wenig mit dem Niederösterreichischen mischt. Aber so exakt ist mein Dialekt wohl nicht zuzuordnen. Jeder längere Aufenthalt in anderer Umgebung prägt die Sprache. In meinem Brotberuf an der Unviersität Wien habe ich viel mit deutschen KollegInnenen zu tun. So rede ich mittlerweile meist nicht mehr so, wie ich es in meinem Elternhaus gewohnt war (ich könnte es jedoch wenn ich wollte). Ich mag Dialekt, lese ihn gerne in Büchern, höre ihn gerne in Verfilmungen, denn er zeigt Vielfalt. Allerdings bitte nur in der direkten Rede. Der erzählende Text sollte hochdeutsch sein. Das jüngere Leute weniger Dialekt sprechen, hat sicher viele Ursachen (Fernsehen, Austausch mit anderen). Es stört mich aber nicht.

lg

Christine

Bearbeitet von ChristineN
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Kleine Zwischenbemerkung: Ich finde diesen Satz von AngelikaD bemerkenswert:

 

Für mich hat die Hochsprache großen Wert als Verständigungsmittel über die Ortsgrenze hinaus. Wie würden sich sonst die Montafoner mit den Bregenzerwäldern unterhalten können?

 

Angelika Jodl hatte ja gefragt, ​ob das Hochdeutsche an sich für "wertvoller" empfunden wird. Und was Dialekt leisten kann und was nicht. Hochdeutsch wird von allen verstanden, aus allen Regionen und von allen, die Dialekt sprechen. Ist vielleicht der Dialekt das Herz der Sprache, das Hochdeutsche der Kopf dazu? ;)  :-? 

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Ich bin aufgewachsen, als Dialekt absolut Pfui war und den Kindern ausgetrieben wurden. Obwohl in Aachen aufgewachsen, verstehe ich Oecher nicht, nur ein paar Worte, die meine Großeltern noch verwendet haben. Wobei die sich heftigst dagegen gewehrt hätten, dass das Dialekt gewesen wäre, das waren gebildete Worte wie dr Plafong oder das Assietchen. DIe hatten die Bedeutung, die heute Anglizismen haben.
Ich habe dreizehn Jahre in München gelebt und dreißig in Freiburg, aber die Leute nicht verstanden, wenn die Hardcore Dialekt sprachen. Hier in Potsdam geht mir das nie so. Und viele sprechen mich als Süddeutschen an, seltsam.
Neben den anderen Worten und dem Akzent gibt es noch anderes, das für Dialekt typisch ist. In Freiburg "wegen des" zu sagen, würde als arrogant angesehen, in Norddeutschland gilt für viele "wegen dem" als Zeichen für ungebildet (erinnerst du dich, Angelika?). Viele Höflichkeitsformeln der Süddeutschen klingen für Berliner umständlich und gespreizt.
Und das mit dem Duzen und Siezen ist auch unterschiedlich.

 

Herzliche Grüße, Hans Peter

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Gerade habe ich etwas über Dialekte im Rundbrief meines Heimatdorfes gefunden. Vielleicht interessiert's ja wen. Siehe angehängte Datei.

Dialekt.pdf

Bearbeitet von BarbaraMM

Jedenfalls bleibt die Tatsache, dass es im Leben nicht darum geht, Menschen richtig zu verstehen. Leben heißt, die anderen misszuverstehen ... Daran merken wir, dass wir am Leben sind: wir irren uns. (Philip Roth)

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Ja, entspricht genau dem, was wir besprochen haben, Barbara. Kopf und Gefühl. Dass allerdings die Bürokraten das Hochdeutsche als Amtssprache eingeführt haben, um andere Sprachformen abzuwerten, war mir neu.

Bearbeitet von Christa
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Grob zusammenfassend würde ich als Ergebnis der Debatte Christas Wort vom "Dialekt als Herz der Sprache, Hochdeutsch als ihr Kopf" zitieren. Der Dialekt als Ausdruck von Heimat und zugleich Provinzialität. Was ja kein Widerspruch sein muss, der "Weltbürger" dürfte doch eine eher seltene und auch sehr moderne Sache sein. Und "heim", wie daraus abgeleitet die "Heimat" geht auf – gerade nachgeschlagen – ein gotisches Wort [haims] zurück, das "Dorf" bedeutete.

 

Die Geschichte mit den Bürokraten, die das Hochdeutsche hochgepumpt hätten, finde ich auch merkwürdig. Soweit ich weiß, ist Sprachpolitik kein Ding für ein paar Bürohengste, sondern eine staatliche Angelegenheit. Wenn sich aus Preußen und Bayern und Hessen und Schwaben etc. ein Staat bilden soll, dann wachen doch die Amtsinhaber darüber, dass ab jetzt sich auf allen möglichen Ebenen so eine Einheit ausbildet: eine Hymne, eine Flagge, eine Sprache. Je einheitlicher, desto kontrollierbarer und eine gewisse staatsbürgerliche corporate identity kann aus diesem Blickwinkel ja auch nicht schaden – schließlich haben sich einzelne Volksstämme vielleicht noch vor wenigen Generationen wechselseitig bekriegt und jetzt sollen sie sich als ein Volk verstehen und gemeinsam der Neujahrsansprache des Bundespräsidenten lauschen. (Unter besonderen Umständen kann dieser Zwang zur Gemeinsamkeit auch exotisch oder brutal aussehen, man denke an den Umgang der Türkei mit der kurdischen Sprache auf ihrem Territorium.)

 

An das, Hans-Peter, erinnere ich mich jetzt leider nicht mehr:

 

 

In Freiburg "wegen des" zu sagen, würde als arrogant angesehen, in Norddeutschland gilt für viele "wegen dem" als Zeichen für ungebildet (erinnerst du dich, Angelika?)

 

Worum gings uns da?

 

Grüße in die Runde

Angelika

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

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Vorgestern habe ich in ZDF Neo eine Sendung über "Das, was die Deutschen antreibt" gesehen. Da wurde die These aufgestellt,

Luther hätte mit seiner Bibelübersetzung die deutsche Hochsprache in die Welt gesetzt und damit die Dialekte geeint.

 

Das mit dem Dorf und der Heimat finde ich sehr aufschlussreich!

Und das mit dem "wegen des" und "wegen dem" hatte ich auch nicht ganz verstanden. Ich weiß nur noch, dass ich mir "wegen dem" irgendwann abgewöhnt hatte, nachdem ich vom Norden in den Süden gezogen war.

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Vorgestern habe ich in ZDF Neo eine Sendung über "Das, was die Deutschen antreibt" gesehen. Da wurde die These aufgestellt,

Luther hätte mit seiner Bibelübersetzung die deutsche Hochsprache in die Welt gesetzt und damit die Dialekte geeint.

 

Als "Einigung der Dialekte" würde ich das nicht sehen, Christa. Die zwei großen Sprachtypen im Deutschen waren seinerzeit das Hoch- und das Niederdeutsche. Diese Benamsung soll keine Wertung ausdrücken, sondern bezieht sich auf die Landschaft: flach, platt im Norden (deshalb auch Plattdeutsch und die Niederlande) und hohe Berge im Süden. Luther hat sich für die südliche Variante entschieden, da er selber aus dem Süden stammte. Weil die Bibel eben die Bibel ist, fast zur selben Zeit der Buchdruck erfunden und die Bibel auf diese Weise weit verbreitet wurde, war damit der Fall entschieden: Jeder babbelt weiter in seinem Dialekt, aber die Schriftsprache (Heilige Schrift!) ist die Bibelsprache. So verkam das Plattdeutsche zum Dialekt.

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

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