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AndreaRings

Impulsvortrag von Karla Paul beim Publishers‘ Forum 2018

Empfohlene Beiträge

Danke für's Posten, Andrea. Ein wirklich lesenswerter Impulsvortrag von Karla Paul. Ebenso bereichernd sind die ersten Kommentare dazu.

Liebe Grüße
Ramona

Bearbeitet von Ramona

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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Dass man neue Wege ausprobieren und "outside the box" denken sollte, damit bin ich einverstanden. Aber ich bin nicht damit einverstanden, dass man Leserwünsche eins zu eins übernehmen sollte. Damit verflacht man nur das Angebot und verbaut sich den Weg zu Neuem. Ich komme selbst aus dem Marketing (High Tech in meinem Fall). Hätte man Ende der 70er die Kunden gefragt, was für Computer sie sich vorstellen könnten, wäre niemand auf die Idee gekommen, sich persönliche Computer zu wünschen. Als 1982 der Apple II rauskam, da wurde der als Spielkram betrachtet oder als Lösung, die nach einem Problem sucht. Kein Kunde, keine Firma konnte sich den Siegeszug dieser Technologie vorstellen, oder dass bald jeder Mensch auf dem Planeten ein Handy (einen noch leistungsstärkeren persönlichen Computer) besitzt oder danach giert.

 

Kunden zu fragen, was sie sich wünschen, führt bestenfalls zu Nachahmung oder Verbesserung des Bestehenden aber nicht zu Neuem.

 

Eines ist doch klar, alle wollen Geschichten konsumieren. Heutzutage viel mehr als früher. Die Frage ist doch nur, wie erleichtert man dem Konsumenten den Zugang und welche Medienplattformen haben zukünftig daher den meisten Erfolg. Und natürlich die Qualität der Inhalte. Die sind schon ziemlich ausschlaggebend. Thema, Figuren, Stil, Spannung. Diese Elemente müssen immer da sein, egal ob Film oder Buch.

Bearbeitet von Ulf Schiewe

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Dass man neue Wege ausprobieren und "outside the box" denken sollte, damit bin ich einverstanden. Aber ich bin nicht damit einverstanden, dass man Leserwünsche eins zu eins übernehmen sollte. Damit verflacht man nur das Angebot und verbaut sich den Weg zu Neuem. Ich komme selbst aus dem Marketing (High Tech in meinem Fall). Hätte man Ende der 70er die Kunden gefragt, was für Computer sie sich vorstellen könnten, wäre niemand auf die Idee gekommen, sich persönliche Computer zu wünschen. Als 1982 der Apple II rauskam, da wurde der als Spielkram betrachtet oder als Lösung, die nach einem Problem sucht. Kein Kunde, keine Firma konnte sich den Siegeszug dieser Technologie vorstellen, oder dass bald jeder Mensch auf dem Planeten ein Handy (einen noch leistungsstärkeren persönlichen Computer) besitzt oder danach giert.

 

Kunden zu fragen, was sie sich wünschen, führt bestenfalls zu Nachahmung oder Verbesserung des Bestehenden aber nicht zu Neuem.

 

Eines ist doch klar, alle wollen Geschichten konsumieren. Heutzutage viel mehr als früher. Die Frage ist doch nur, wie erleichtert man dem Konsumenten den Zugang und welche Medienplattformen haben zukünftig daher den meisten Erfolg. Und natürlich die Qualität der Inhalte. Die sind schon ziemlich ausschlaggebend. Thema, Figuren, Stil, Spannung. Diese Elemente müssen immer da sein, egal ob Film oder Buch.

 

Sehe ich genauso wie du, Ulf. Man hat ja bei Apple miterleben können, was geschah, als man die Kunden fragte, was sie wünschten und anfing eine Art eierlegende-Wollmilchsau-Computer zu bauen und zu verkaufen. Die Firma ging fast bankrott.

 

Und genau das ist es im Kern auch, was ich in Karla Pauls Text herausgelesen habe, denn unter "die Leserwünsche berücksichtigen" versteht sie nun mal nicht dem Leser mit Massenware hinterherzurennen, sondern dafür zu sorgen, dass die entsprechenden Leser und Zielgruppen, die Bücher, die sie interessieren, überhaupt erst einmal in der schieren Flut finden können. Und da sieht sie Netflix-Methode durchaus als eine clevere an:

 

Zitatanfang„Wir müssen an unserer Effizienz arbeiten. Hier verschenken wir derzeit viel zu viel Potenzial und erzielen nicht die Renditen, die der Kapitalmarkt von uns erwartet.“ Dieser Satz stammt wieder von Carel Halff, ich [Karla Paul] habe ihn aber auch schon zu oft in vielen anderen Verlagen so oder ähnlich gehört, nun konnte ihn jeder in der Branchenpresse lesen. Möchte man hier als kreativer, engagierter Mensch arbeiten? Klingt das nach „Wir sind stolz auf unsere Mitarbeiter und das, was wir leisten und gehen jetzt gemeinsam durch den Wandel, offen für Fehler, Veränderungen und die Wünsche derer, die Literatur leisten als auch die, die sie empfangen?“ Oder klingt es (meine subjektive Interpretation) eher nach „Lauf Forrest, lauf!“? Was bieten wir dem neugierigen, engagierten Nachwuchs, der in anderen Medienbereichen wahrscheinlich mehr Chancen, mehr Coolness und vor allen Dingen mehr Gehalt bekommt? Was den qualifizierten Aufsteigern aus anderen Bereichen, die in unseren Verlagen ihr Expertenwissen in der IT, im E-Commerce, Marketing einsetzen sollen? Was denen, die unsere wertvollen, millionenschweren Inhalte produzieren (zur allgemeinen Erinnerung: Autor_Innen) und denen, die sie veredeln, sie vertreiben, anpreisen und schlussendlich erwerben? Zitatende

 

Davor kam Karla auch auf das Thema "wie erreiche ich die Leser" bzw. die entsprechenden Zielgruppen? Und damit meinte sie gerade nicht, dem Leser hinterherzulaufen, sondern sich vielleicht mal ein Beispiel bei Netflix zu holen:

 

Und jetzt kommt's:

 

Zitatanfang: Google nutzt die Suchen und Wünsche der Leser für das bestmögliche Angebot, ebenso Amazon. Netflix testet auf ihrer Plattform Filmcover, d.h. ich bekomme eine andere Startseite angezeigt als Sie – die Trailer, Ausschnitte, Screens sind bei den Kunden unterschiedlich – je nachdem, ob jemand mehr auf blutige, traurige, lustige oder hochwertige Inhalte anspricht. Die Verlage aber produzieren weiterhin auf gut Glück (Danger: Überspitzung!) und müssen für das nach eigenen Vorstellungen geschaffene Angebot soviel Geld ins Marketing stecken, wir sprechen hier oft von hohen sechsstelligen Beträgen, anstatt das gleiche Geld darin zu investieren, den Leserwünschen nachzugehen ... Zitatende

 

 

Bearbeitet von Ramona

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Ja, aber was heißt das, "den Leserwünschen nachzugehen"? Die Verlage versuchen das doch, indem sie sich die Verkaufszahlen anschauen. Liebesromane in allen Schattierungen, Krimis und die üblichen Bestseller. Und die Cover werden auch kopiert. Aber das basiert immer auf dem schon Dagewesenen.

 

Einer der großen Fehler, die gemacht werden, ist, dass man versucht, alle Leser über einen Kamm zu scheren: 70% der Leser sind Frauen, also wird jedes Buch frauengerecht verpackt. Was eigentlich frauengerecht ist, weiß auch keiner, aber ein hübsches Mädchen auf dem Cover, ein paar Herzchen oder Blümchen, das funktioniert bestimmt. Und dann in den Farben, die gerade in sind, aber nächstes Jahr wieder out sind.

 

Netflix merkt sich, was der Einzelne sich angeschaut und/oder "geliked" hat. Das können aber die Verlage nicht tun. Wie denn? Beim Buchhändler? Da ist der Käufer doch anonym. Und außerdem sagt das nichts darüber aus, was der nächste Renner sein könnte. Wäre dabei ein "Breaking bad" entstanden? Nein, sowas entsteht im stillen Kämmerlein, weil einer sich was Geniales ausdenkt.

 

Lieber sollte man sich Autoren suchen, die den Mut haben, mal was anderes zu machen. Unerschrockene Querdenker. Und die dann fördern und unterstützen, ohne sich viel einzumischen. Das ist nämlich der Erfolg von Netflix.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Lieber sollte man sich Autoren suchen, die den Mut haben, mal was anderes zu machen. Unerschrockene Querdenker. Und die dann fördern und unterstützen, ohne sich viel einzumischen. Das ist nämlich der Erfolg von Netflix.

 

Stimmt. Und Netflix produziert ja nicht nur selbst, die kaufen auch Produktionen, von denen sie überzeugt sind, dass die ihr Publikum finden werden. Und man kann nun wirklich nicht behaupten, dass all diese Serien jetzt "billiger, dummer, Mainstream" wären, weil sie nun mal ein großes Publikum erreichen. Ganz im Gegenteil. Diese Serien sind sehr intelligent, von hoher Qualität und auf der Höhe der Zeit. Und kein klassischer TV-Sender quatscht den Machern da rein.

Bearbeitet von Ramona

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Einer der großen Fehler, die gemacht werden, ist, dass man versucht, alle Leser über einen Kamm zu scheren: 70% der Leser sind Frauen, also wird jedes Buch frauengerecht verpackt. Was eigentlich frauengerecht ist, weiß auch keiner, aber ein hübsches Mädchen auf dem Cover, ein paar Herzchen oder Blümchen, das funktioniert bestimmt. Und dann in den Farben, die gerade in sind, aber nächstes Jahr wieder out sind.

 

Ich kann dir jedenfalls versichern, das ich - und etliche, viellesende Frauen, die ich kenne - um diese Art Buchcover einen weiten Bogen machen. Warum? Ganz einfach, weil diese Buchcover ein Signal senden, das wahrscheinlich 50% der darunter veröffentlichten Geschichten überhaupt nicht gerecht wird. Und diese 50 % werden von mir und vielen anderen Viellesern und Vielleserinnen erst gar nicht mehr entdeckt - und sprechen dann wohl noch zu einem guten Teil die falsche Zielgruppe an, was weder dem Autor noch dem Verlag noch dem Handel auf lange Sicht nutzt.

Bearbeitet von Ramona

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Aber ich bin nicht damit einverstanden, dass man Leserwünsche eins zu eins übernehmen sollte. Damit verflacht man nur das Angebot und verbaut sich den Weg zu Neuem. ...

 

Kunden zu fragen, was sie sich wünschen, führt bestenfalls zu Nachahmung oder Verbesserung des Bestehenden aber nicht zu Neuem.

 

 

Sehe ich genauso wie du, Ulf. Man hat ja bei Apple miterleben können, was geschah, als man die Kunden fragte, was sie wünschten und anfing eine Art eierlegende-Wollmilchsau-Computer zu bauen und zu verkaufen. Die Firma ging fast bankrott.

 

Und genau das ist es im Kern auch, was ich in Karla Pauls Text herausgelesen habe, denn unter "die Leserwünsche berücksichtigen" versteht sie nun mal nicht dem Leser mit Massenware hinterherzurennen, sondern dafür zu sorgen, dass die entsprechenden Leser und Zielgruppen, die Bücher, die sie interessieren, überhaupt erst einmal in der schieren Flut finden können.

 

Ich habe genau wie ihr über diesen Punkt nachgedacht und bin auch zu ähnlichen Schlüssen gekommen wie ihr, Ulf und Ramona. Genau wie ihr habe ich mich gefragt, was genau Karla Paul hier gemeint hat. In ihrem von ihr genannten Interview im Emotion Magazin gibt sie dazu näher Auskunft, da geht es u.a. um Lese-Tracking und personalisiertes Lesen. Dabei unterscheidet sie sehr genau zwischen Texten, die bewusst nur der Unterhaltung dienen und auch so konzipiert sind, und anderen Texten. Hier ein Zitat aus diesem Artikel:

 

 

Aber die Art von Entspannungsromanen, über die wir hier gerade reden, ist doch nur eine Ergänzung zur so genannten Feuilleton-Literatur. Klar, es gibt Bücher, die einen wahnsinnig fordern, die auch ich nicht am Stück lesen kann. Die sich nach mehreren Tagen noch weiterentwickeln in meinem Kopf, die mein Denken, meine Moral, mich verändern. Und die soll und wird es auch immer weiter geben. Aber dann gibt es ja nun mal auch die reine Genusslektüre. Das, was ich lese, wenn ich am Strand oder nach einem langen, anstrengenden Arbeistag auf dem Sofa liege, zwei Stunden meine Ruhe haben und etwas fürs Herz haben will. Das eine wird das andere nicht verdrängen.

 

Auch dieser Artikel ist aus meiner Sicht lesenswert. Auf die Frage, ob es nicht befremdlich sei, wenn Bücher an die individuellen Bedürfnisse der Leser angepasst würden, antwortet sie mit einem gesunden Pragmatismus:

 

 

Das ist aber nun mal der Trend, siehe Netflix und Co: Die versuchen doch auch, jedes Fernseh-Bedürfnis passgenau zu befriedigen – statt nur eine Möglichkeit anzubieten, mit der sich dann alle begnügen müssen.

 

Außerdem: Schon jetzt lesen wir ja alle was anderes, auch wenn wir das gleiche Buch lesen. Weil nämlich jede Leserin etwas anderes empfindet dabei, weil wir unterschiedliche Charaktere toll finden, weil wir eben alle unterschiedlich sind.

 

Ich finde es gut, dass sie nicht bewertet, sondern alles nebeneinander stehen lässt.

 

Was ich kritisch sehe, ist diese Auswertung beim digitalen Lesen. Ich möchte nicht, dass Amazon mir beim Lesen zuschaut, ich würde auch nicht wollen, dass man Bücher für mich anpasst. Aber da sind Menschen sicher sehr unterschiedlich und ich lese nie reine Unterhaltungsliteratur. Mich interessiert die Aussage des Autors und ich fänd es gruselig, wenn sie meinen Erwartungen angepasst würde. Ich bin aber auch nicht davon überzeugt, dass die Leser, die gezielt zu Entspannungsromanen greifen, immer das von ihnen erwartete Ende lesen wollen. Game of Thrones bezieht einen großen Reiz daraus, dass man immer damit rechnen muss, eine eigentlich unverzichtbare Figur könnte sterben. Die meisten Leser lieben das Unvorhersehbare, wir machen uns nicht umsonst die Mühe mit raffinierten Plot-Points. Wenn die Heldin immer den Mann bekommt, in den ich als Leserin auch verliebt bin, ist es doch stinklangweilig. Ich vermute einfach mal, je länger die Leser "personalisierte" Geschichten lesen, desto größer wird die Sehnsucht nach undurchschaubaren Storys mit überraschendem Ende :-)

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Habe den Impulsvortrag heute Vormittag gelesen, Andrea, Ramona und Ulf. Und kann eure Aussagen nur unterstreichen.

Ich picke mir mal einen Satz aus deinem letzten Beitrag raus, Andrea.

Mich interessiert die Aussage des Autors und ich fänd es gruselig, wenn sie meinen Erwartungen angepasst würde.

 

Das fände ich auch so gruselig wie die Vorstellung, dass Amazon mir beim Lesen zuschaut und mir dann ständig Reklame ins Postfach und auf den Reader schickt. Aber das war ja auch nicht die Intention dieses Vortrags. Die Aussage des Autors kann man gar nicht anpassen, höchstens meine Vorlieben für bestimmte Themen. Und wenn ich die besser finden würde als bisher, wäre das schon mal die halbe Miete.

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Habe den Impulsvortrag heute Vormittag gelesen, Andrea, Ramona und Ulf. Und kann eure Aussagen nur unterstreichen.

Ich picke mir mal einen Satz aus deinem letzten Beitrag raus, Andrea.

Mich interessiert die Aussage des Autors und ich fänd es gruselig, wenn sie meinen Erwartungen angepasst würde.

 

Das fände ich auch so gruselig wie die Vorstellung, dass Amazon mir beim Lesen zuschaut und mir dann ständig Reklame ins Postfach und auf den Reader schickt. Aber das war ja auch nicht die Intention dieses Vortrags. Die Aussage des Autors kann man gar nicht anpassen, höchstens meine Vorlieben für bestimmte Themen. Und wenn ich die besser finden würde als bisher, wäre das schon mal die halbe Miete.

 

Was diese ganze Leser-Zuschauer-Verfolgung durch Amazon, Netflix & Co. angeht … das sind ja auch immer einzelne Aspekte, die da aufs Korn genommen werden, um dann hochzurechnen. Bis zu einem gewissen Grad lässt sich daraus natürlich ein Profil erstellen, am Ende jedoch ist nun mal das Ganze mehr als nur die Summe seiner Teile. Und das offenbart dann ja oft die Reaktion des Marktes bzw. der Leserinnen und Leser, wenn vermeintliche Ladenhüter, die ein Verlag als Programm-Lückenfüller eingekauft hat, sich wie durch ein Wunder zum Bestseller entwickeln, und Titel, in die viel Werbekapitel geflossen ist, trotzdem floppen. Letztendlich hilft aber nun mal nur "Versuch und Error". So läuft das Leben und Geschäft nun mal. (Bastei Lübbe wagt da bisweilen eine ganze Menge.)

 

Edit: Übrigens werden meinem Mann und mir auf Netflix seit Monaten fast immer die gleichen Serienangebote angezeigt. Freunde versicherten uns, dass es bei ihnen ähnlich sei. Serien, die wir ihnen empfehlen, haben sie auf ihrer Netflix-Site beim Scrollen in den Rubriken nicht entdeckt. Und uns sind die von unseren Freunden empfohlenen Serien in vielen Fällen nicht aufs Radar gekommen. Und dabei haben wir einen sehr ähnlichen Geschmack, auch was Dokumentationen angeht. Anders gesagt, mit der Zeit hat man das berechtigte Gefühl immer wieder nur das gleiche Essen vorgesetzt zu bekommen, und das will und kann man dann nach einer Weile auch nicht mehr sehen.

Bearbeitet von Ramona

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Was du über Netflix sagst, Ramona, kann ich nur bestätigen. Ich nehme an, die haben irgendwelche grobe Kategorien, die den Serien und Filmen zugeordnet sind. Und wenn du des öfteren einen "like" auf Thriller setzt, dann bekommst du Thriller angeboten. Das ist ähnlich bei der Facebook-Werbung. Letztens habe ich ein Fahrrad gekauft. Seitdem bekomme ich Fahrrad-Werbung vorgesetzt. Dabei brauche ich kein zweites Fahrrad.

 

Diese Systeme werden sicher in Zukunft noch intelligenter werden, aber bisher ist das nicht so toll. Sie dienen im Grunde nur dazu, einen mit immer dem gleichen zu bedienen und unterbinden die Entdeckung von Neuem. Das ist bei Facebook ja ganz krass. Man bekommt nur noch vorgesetzt, was man ohnehin schon kennt. Für mich läuft das was schief. Und wenn die Verlage jetzt auch  noch so anfangen, kommt nur noch Einheitsbrei und Nachahmung bei raus.

Bearbeitet von Ulf Schiewe

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Was du über Netflix sagst, Ramona, kann ich nur bestätigen. Ich nehme an, die haben irgendwelche grobe Kategorien, die den Serien und Filmen zugeordnet sind. Und wenn du des öfteren einen "like" auf Thriller setzt, dann bekommst du Thriller angeboten. Das ist ähnlich bei der Facebook-Werbung. Letztens habe ich ein Fahrrad gekauft. Seitdem bekomme ich Fahrrad-Werbung vorgesetzt. Dabei brauche ich kein zweites Fahrrad.

 

Diese Systeme werden sicher in Zukunft noch intelligenter werden, aber bisher ist das nicht so toll. Sie dienen im Grunde nur dazu, einen mit immer dem gleichen zu bedienen und unterbinden die Entdeckung von Neuem. Das ist bei Facebook ja ganz krass. Man bekommt nur noch vorgesetzt, was man ohnehin schon kennt. Für mich läuft das was schief. Und wenn die Verlage jetzt auch  noch so anfangen, kommt nur noch Einheitsbrei und Nachahmung bei raus.

 

Ganz genauso funktioniert es auch bei "Amazonien". Letztendlich bekommt man als User so eine Art Tunnelblick verpasst, wird in die ein oder andere Schublade gesteckt und das war's.

 

Es wäre mal interessant, die Zuschauer-Verteilung bei der inzwischen ja sehr großen Masse an TV-Serien auf Netflix zu sehen. Klar, die Blockbuster stehen ganz oben und die bekommt wohl jeder zu Gesicht (obwohl unseren Freunden z.  B. Serien wie "Sense 8" oder "Stranger Things" gar nicht angezeigt wurden, also Serien, von denen wir dachten, dass die wohl jeder Netflix-Zuschauer kennt, der sich für auch für Mystery/Phantastik interessiert).

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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Es muss der Tunnelblick sein, Ramona und Ulf, der mir die Sache irgendwie nebelhaft erscheinen lässt. Und irgendwie muss das mit den Algorythmen zusammenhängen, dass die nur scheinbar intelligent bei der Buchauswahl, in Wirklichkeit aber dumm ​vorgehen.

Denn wenn ich bei Amazon einen Thriller oder einen Cosy Crime bestellt habe, kriege ich tagelang ähnliche Bücher nachgeworfen, die ich nicht haben und nicht lesen will. Netflix nutze ich nicht, aber daran zeigt sich wohl ein ähnliches Prinzip. Immer dasselbe. Dieses System kann meine wahren Wünsche nicht kennen, wie auch Andrea sagte. Wenn ich dunkle Geheimnisse mag, kann mir sehr viel dazu angeboten werden, aber nicht das Besondere, Andere, was ich nach dem Lesen des einen Buches als nächsten Lesestoff suche. Vielleicht müssten auch Menschen, andere Leser, Buchhändler usw. in den Prozess eingebunden werden? 

 

Christa, immer noch im Nebel tappend

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Es muss der Tunnelblick sein, Ramona und Ulf, der mir die Sache irgendwie nebelhaft erscheinen lässt. Und irgendwie muss das mit den Algorythmen zusammenhängen, dass die nur scheinbar intelligent bei der Buchauswahl, in Wirklichkeit aber dumm ​vorgehen.

 

Die Entwicklung dieser Technologien steckt halt noch in den Kinderschuhen, Christa. Wirklich anders kann es uns dann werden, wenn diese Systeme eines Tages anfangen, die User in ihren individuellen Bedürfnissen wirklich zu verstehen.  :s23 

Bearbeitet von Ramona

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Denn wenn ich bei Amazon einen Thriller oder einen Cosy Crime bestellt habe, kriege ich tagelang ähnliche Bücher nachgeworfen, die ich nicht haben und nicht lesen will. Netflix nutze ich nicht, aber daran zeigt sich wohl ein ähnliches Prinzip. Immer dasselbe. Dieses System kann meine wahren Wünsche nicht kennen, wie auch Andrea sagte. Wenn ich dunkle Geheimnisse mag, kann mir sehr viel dazu angeboten werden, aber nicht das Besondere, Andere, was ich nach dem Lesen des einen Buches als nächsten Lesestoff suche. 

 

Gut auf den Punkt gebracht, Christa. Das trifft es wirklich. Letzten Endes suchen wir Zuschauer und Leser natürlich wieder nach "diesem Besonderen" in einem Buch oder Film. Und - bei allem Respekt - das bringen die ganzen Nachahmer nun mal in der Regel nicht. Und dieses Besondere lässt sich nun mal auch nicht beliebig kopieren. Und selbst wenn man es in gewisser Weise kopieren könnte, wären die Leser irgendwann auch davon satt. Und letztendlich ist das alles auch gut so, denn so bleibt der Markt in Bewegung.

Bearbeitet von Ramona

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Gerade im Börsenblatt des Deutschen Buchhandels entdeckt:

"Marktverschiebungen: 
Buchkäufer sind nicht nur in Deutschland, sondern europaweit auf dem Rückzug. Das Publishers' Forum in Berlin gibt den Startschuss zu einer länderübergreifenden Analyse."

 

https://www.boersenblatt.net/artikel-publishers__forum_.1460194.html

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Mir ist es vor, na, zehn Jahren oder so beim Durchlesen eines Buchhandelsprospekts (eines großen Publikumsverlags, bei dem ich nicht bin) mal so gegangen, dass ich allen Ernstes gedacht habe, ich lese den Prospekt vom Vorjahr, weil mir die Cover und die Buchbeschreibungen so bekannt vorkamen. Ich musste nochmal nachsehen, aber es war tatsächlich das richtige Jahr. Der Subtext aller Beschreibungen lautete im Grunde: "Dieses Buch ist genau so wie eines, das Sie schon mal gelesen haben!"

 

Bloß reizt so gar nicht, wenn man darauf aus ist, was Neues zu lesen …

 

Und dann erinnere ich mich an einen Moment in einer Buchhandlung irgendwo im Norden der Republik (es war auf einer Lesereise), als ich an den Tisch mit den Thrillern trat und sie alle gleich aussahen! Alle schneeweiß mit irgendwelchen blutbespritzten Gegenständen darauf. Und Schriftzug etc. Alle!! Ich erinnerte mich vage an ein Buch, über das ich etwas gehört hatte, das mir Lust gemacht hatte, mal reinzulesen, aber vergebens, die Erinnerung war zu vage, als dass ich es unter den cirka zwei Dutzend Titeln gefunden hätte …

 

Ich denke auch, dass da irgendwas falsch läuft …

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Ich finde es so leicht wie nie zuvor, neue und spannende Bücher zu entdecken.

 

Alleine bei amazon kann ich tausende Leseproben einsehen, es gibt Vorab-Bewertungen sowie viele Spezialforen/-blogs (Krimi-Couch etc.) und Leseportale, bei denen Bücher von Lesern seziert werden (Lovelybooks, Goodreads).

 

Und schließlich bin ich nicht von der Engstirnigkeit vieler Verlage abhängig, weil es Self-Publisher und Nischenverlage gibt.

 

Wenn der Buchhandel und viele Verlage weiter in ihrem engen Korsett bleiben wollen. Lasst sie doch. Unter denen Umständen weine ich keinem eine Träne nach ...

Bearbeitet von AlexanderH
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@Ramona: Als Fazit zu dem Gesagten könnte ich schlussfolgern: Wenn diese Roboter in Kinderschuhen mir schon nicht das anbieten können, was ich wirklich brauche, dann können das Verlage im Allgemeinen ebenfalls nicht. Auch wenn sie keine Algorythmen und damit intelligent(er) sind. ;)  8-)  Die Studie zur Untersuchung der Situation in Deutschland und anderen Ländern kommt ja, wie wir auch schon, zu dem Schluss, dass die Digitalisierung nicht schuld daran ist, sondern, wie ich vermute, eine gewisse Übersättigung. Und ganz klar auch eine Veränderung der Lese- und Filmkomsumgewohnheiten. 

 

@Andreas: Ganz genauso ergeht es mir immer wieder. In jeder Bahnhofsbuchhandlung und in fast allen sonstigen Buchhandlungen ist die Deckfarbe der Bücher so gleich, dass ich oft ein Gähnen kaum unterdrücken kann. Als ich meinen Krimi schrieb, habe ich gedacht: Zu dem Verlag mit den Blutstropfen auf allen Exemplaren werde ich mein MS aber nicht hinschicken - und habe es auch nicht getan. Neuerdings fällt mir positiv auf, dass bei Thalia und Osiander solche Zettel von den BuchhändlerInnen in den Büchern stecken. "Meine besondere Empfehlung"-"Habe ich sehr gern gelesen" usw. Dadurch bin ich schon zu guten Büchern gekommen, und ich habe zumindest gemerkt, dass Buchhändler und Buchhändlerinnen noch zum Teil lesen, was sie verkaufen. :s13 

 

@Alexander: So wie du es beschreibst, kannst du natürlich immer fündig werden. Ich persönlich finde es etwas anstrengend, mich durch tausend Leseproben zu buddeln. Aber ich habe es auch schon gemacht, wenn ich etwas für meinen Kindle suche. Vielleicht finde ich noch andere Möglichkeiten. Foren, in denen Bücher besprochen werden, habe ich nie für meine Büchersuche genutzt, ebenso habe ich wenig Bücher gekauft, die im Feuilleton oder im Fernsehen besprochen wurden. Wenn mir der Lesestoff ausgeht, möchte ich möglichst schnell ein Buch oder ein E-Book zur Hand haben. Und ich muss sagen, dass es bequem ist, sich zu Hause direkt etwas herunterzuladen. Man muss halt suchen, manchmal wie die Nadel im Heuhaufen.

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Die Studie zur Untersuchung der Situation in Deutschland und anderen Ländern kommt ja, wie wir auch schon, zu dem Schluss, dass die Digitalisierung nicht schuld daran ist, sondern, wie ich vermute, eine gewisse Übersättigung. Und ganz klar auch eine Veränderung der Lese- und Filmkomsumgewohnheiten. 

 

Ja, das sind die beiden Kernprobleme. Die Veränderung der Lese- und TV-Konsum-Gewohnheiten durch die Digitalisierung und parallel dazu das immense Überangebot an Büchern und Filmen, so dass da selbst "Experten" nicht mehr durchblicken. Wie ich vor kurzem noch las, werden in den USA aufgrund des Überangebots an TV-Serien selbst hochkarätige und richtig tolle Serien zum Leid ihrer Fans oft schon nach zwei, drei Staffeln wieder eingestellt. Das Publikum verteilt sich einfach auf zu viele Serien-Angebote und so reicht es dann nicht mehr für die notwendige Quote.

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Wenn man Neues nicht als solches anpreist, sondern tarnt, braucht man sich nicht zu wundern, wenn man gegen die Flut der neuen Serien verliert.

 

(Nachtrag: War auf das nachlassende Interesse am Lesen gemünzt. Dass sich die Serien untereinander auch schon Konkurrenz machen … Tja. Vielleicht ist die Menschheit einfach zu produktiv geworden?)

Bearbeitet von AndreasE
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Wenn man Neues nicht als solches anpreist, sondern tarnt, braucht man sich nicht zu wundern, wenn man gegen die Flut der neuen Serien verliert.

 

(Nachtrag: War auf das nachlassende Interesse am Lesen gemünzt. Dass sich die Serien untereinander auch schon Konkurrenz machen … Tja. Vielleicht ist die Menschheit einfach zu produktiv geworden?)

 

Wenn man sich überlegt, dass es (rein statistisch) schon vor etwa 10 - 15 Jahren hieß, dass es von 2.000 unaufgefordert an Verlage gesandten Manuskripten etwa 1,5 als Buch in den stationären Handel schafften (und wohlgemerkt, damals kämpfte man schon mit 90. - 100.000 jährlichen Verlags-Neuerscheinungen), wird schnell klar, dass es schon immer wesentlich mehr kreative Menschen gab, als Markt und Publikum je bewältigen könnten. 

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Was die Serien betrifft: Der Tatort ist doch auch eine Krimiserie, die seit 48 Jahren Erfolge feiert. Da kann keiner sagen,

das sei damals anders gewesen - sie müssen sich ja ständig gegen eine Flut von neuen Serien behaupten.

 

Wenn du sagst, Ramona, dass es schon vor zehn, 15 Jahren nur 1,5 von 2000 unverlangt eingesandten Manuskripten in die Buchhandlungen schafften, dann kann das heute ja nur noch schlimmer sein. Natürlich kann man den Unmassen von kreativen Menschen nicht verbieten, kreativ zu sein. Aber den Manuskripten, die es in die Buchhandlungen schaffen und all den Verlagserscheinungen pro Jahr sollte man doch den Anstrich geben, den sie verdienen und den die Leser brauchen, um sich in dieser Flut zu orientieren (puh, was für ein Satz!)

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Wenn du sagst, Ramona, dass es schon vor zehn, 15 Jahren nur 1,5 von 2000 unverlangt eingesandten Manuskripten in die Buchhandlungen schafften, dann kann das heute ja nur noch schlimmer sein. Natürlich kann man den Unmassen von kreativen Menschen nicht verbieten, kreativ zu sein. Aber den Manuskripten, die es in die Buchhandlungen schaffen und all den Verlagserscheinungen pro Jahr sollte man doch den Anstrich geben, den sie verdienen und den die Leser brauchen, um sich in dieser Flut zu orientieren (puh, was für ein Satz!)

 

Das war zumindest dieses ominöse statistische Mittel, das in der Zeit immer wieder durch die Branche geisterte, Christa. Aber so weit hergeholt kann die Zahl wohl nicht sein, wenn (zum Beispiel) noch vor ein, zwei Jahren ein Mitarbeiter von Droemer Knaur in einem Interview berichtete, dass sein Verlag jährlich (insgesamt) mehr als 5.000 unverlangte Manuskripte bekäme und inzwischen nur alle paar Jahre da mal eins den Weg zum Buch schaffte (weil schon die Literaturagenturen die Verlage mit weit mehr Manuskriptangeboten versorgen, als je bewältigt werden könnten).

 

Was dieses "… sollte man doch [Verlagsneuerscheinungen] den Anstrich geben, den sie verdienen …" angeht, da muss man halt einfach mal realistisch sein. Klar, möchte jede Autorin und jeder Autor, dass ihr bzw. sein Buch beworben und auf dem Markt sichtbar gemacht wird, aber zum einen gaben die Verlage (auch durch die ganzen Me-too-Wellen) mehr Bücher heraus (bei NICHT steigendem Umsatz!) und zum anderen hat ein Verlag ja auch nur ein begrenztes Werbebudget.

 

Btw, wie hart der Markt "umkämpft" ist, bekommen nun ja auch zunehmend professionelle Indie-Autoren zu spüren (im Grunde sind das ja Ein-Mann/Ein-Frau-Verlage).

Bearbeitet von Ramona

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