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AndreaRings

Impulsvortrag von Karla Paul beim Publishers‘ Forum 2018

Empfohlene Beiträge

Dem kann man nur zustimmen, Ramona.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Marktanalysen sind nur beschränkt tauglich. Vor dreißig oder so Jahren hätte keine Analyse vorhersagen können, dass Leser verrückt nach Elfen, Orks und Hobbits sein würden, bis Tolkien populär wurde und eine riesige Welle von Fantasy los stieß. Keine Meinungsumfrage hätte die heutige Situation in Frankreich vorhersagen können. Da hatte die Konservativen x Prozente, die Sozialisten y Prozente und Le Pen den Rest. Erst als unerwartet ein Macron daherkam, war klar, dass die Wähler von den alten Parteien eigentlich die Nase voll hatten. Und das seit langem.

 

Das stimmt natürlich alles. Trotzdem finde ich es befremdend, dass es nicht wenigstens  mal versucht wird - es hängt ja auch von den Fragen ab. Es könnte ja um die Werbestrategien der Verlage gehen. Ums Schubladendenken.

Vielleicht sagen dann die Leser, dass sie gar nicht immer dasselbe wollen. Dass sie intelligenter und experimentierfreudiger sind, als die Verlage sich das vorstellen. Oder dass ihre Werbestrategien nicht aufgehen.

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Marktanalysen sind nur beschränkt tauglich. Vor dreißig oder so Jahren hätte keine Analyse vorhersagen können, dass Leser verrückt nach Elfen, Orks und Hobbits sein würden, bis Tolkien populär wurde und eine riesige Welle von Fantasy los stieß. Keine Meinungsumfrage hätte die heutige Situation in Frankreich vorhersagen können. Da hatte die Konservativen x Prozente, die Sozialisten y Prozente und Le Pen den Rest. Erst als unerwartet ein Macron daherkam, war klar, dass die Wähler von den alten Parteien eigentlich die Nase voll hatten. Und das seit langem.

 

Das stimmt natürlich alles. Trotzdem finde ich es befremdend, dass es nicht wenigstens  mal versucht wird - es hängt ja auch von den Fragen ab. Es könnte ja um die Werbestrategien der Verlage gehen. Ums Schubladendenken.

Vielleicht sagen dann die Leser, dass sie gar nicht immer dasselbe wollen. Dass sie intelligenter und experimentierfreudiger sind, als die Verlage sich das vorstellen. Oder dass ihre Werbestrategien nicht aufgehen.

 

 

Schubladen sind aber auch notwendig, um eine gewisse Ordnung zu erhalten. Die brauchen letztendlich auch wir Leser und Leserinnen, wir Buchhändler und Buchhändlerinnen, um uns wenigstens noch halbwegs orientieren zu können. (Edit: Und deshalb setzen doch auch E-Book-Plattformen wie Amazon & Co. auf Rubriken und Unterrubriken bzw. all diese Knotenpunkte!)

 

Und ja, es wird leider immer wieder vorkommen, dass ein Manuskript, das beim Publikum in ein oder zwei Jahren eine große Resonanz erfahren könnte, von Lektorinnen und Lektoren nicht als solches erkannt wird oder nach dem Erscheinen viel zu früh (eben nach 1 - 3 Monaten) wieder vom Markt verschwindet. In den Verlagen arbeiten nun mal auch nur Menschen und keine Hellseher.

 

Und Werbemaßnahmen sind nun mal auch bis zu einem gewissen Grade eine Art "Glücksspiel". Verlagsmenschen setzen sich für einen Titel ein, von dem sie überzeugt sind und von dem sie hoffen, dass er sich auf dem Markt durchsetzen wird (hiermit sind keine Promi-Autoren bzw. Garantie-Bestellerautoren gemeint).  Aber schon eine leichte Veränderung der politischen und gesellschaftlichen Stimmung (plötzlich schaut die Welt ganz woanders hin!) kann solch eine Kampagne zunichte machen, zumal die Zeitfenster für solche Pläne ja immer kleiner werden. Werbestrategien gehen nie ganz auf, Ulrike. Ebenso wie Lebenspläne nie ganz aufgehen. That's life.

 

Edit: An der Stelle möchte ich auch noch mal an das sehr ambitionierte und engagierte "Qindie"-(Qualität und Indie)-Autorenkollektiv erinnern, das jede Menge Bücher für experimentierfreudige E-Book-Leser herausgebracht hat. Leider wurde auch "Qindie" - wie es in einigen Interviews hieß - schon sehr bald von den Realitäten des Marktes eingeholt.

 

Bearbeitet von Ramona

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Das mit den Umfragen ist wirklich so eine Sache, irgendwie beißt sich die Maus dabei in den Schwanz. Und wir zerbrechen uns für die Verlage die Köpfe, obwohl die doch schon längst hätten merken können, dass die Amazon-und andere digitale Verschwörungstheorien nicht greifen. Wir Autoren können doch nur das schreiben, was uns selbst noch überraschen kann, wenn wir nicht gerade Me-too schreiben wollen.

 

@Ulf: Überraschungsbücher könnte man ja Bücher mit Macron-Effekt nennen. :D

 

 

Für US-Autoren, -Agenten und -Verleger ist die Schnelllebigkeit des Marktes aufgrund eines schieren Überangebotes ja schon seit Jahrzehnten ein Fakt, der den meisten Marktteilnehmern das Leben alles andere als leicht macht. Einen harten Verdrängungswettbewerb - um nicht zu sagen Verdrängungskampf - hat es dort ja schon immer gegeben. Und das ging so richtig los, als das Taschenbuch auf den Markt kam (auch hier in Deutschland). Von da an wurde auf Teufel-komm-raus gedruckt.

 

Wie gesagt, haben die US-Fernsehserien-Produktionsfirmen ein ähnliches Problem auf dem TV-Serien-Markt.

 

Wenn der Buchmarkt einen guten Teil der Leser auf lange Sicht nicht an die Konkurrenz von Netflix & Co. verlieren will, dann müssen da wirklich gute Bücher her. Bücher, die von der ersten bis zur letzten Seite gut unterhalten, egal in welchem Genre. Ein schlechtes Buch zu drucken, nur weil man noch irgendeinen Programmplatz zu füllen hat, ist doch kein gesundes verlegerisches, wirtschaftliches Denken. Auch wenn es brutal klingt, wahrscheinlich müsste der Markt sich erst einmal gesundschrumpfen. Aber das wird natürlich nicht geschehen, denn irgendwie wollen ja alle Verlage auf möglichst allen Hochzeiten mittanzen (Me-too), auch wenn dies den Lesern durch das Angebot nicht unbedingt Appetit auf weiteren Lesestoff macht. (Wer ein paar Mal zehn oder zwanzig EUR in ein schlechtes Buch investiert hat, wird es sich genau überlegen, wann er das nächste Mal in ein Buch investiert. Dann sagt sich nämlich der Leser "weniger ist mehr". Diese Seite der Leserinnen und Leser wird ziemlich unterschätzt.)

 

Starke Aussagen, Ramona. Ich beziehe mich jetzt auch auf deinen letzten Beitrag. Es müssen mehr wirklich gute Bücher her, bei denen man es nicht bereut, dafür zehn oder zwanzig Euro ausgegeben zu haben. Dann sagst du im anderen Beitrag, Verlage und Lektoren seien keine Hellseher und könnten nicht voraussehen, woher der Wind demnächst wehen wird und wohin alle schauen werden. Das kann keiner, so wie keiner wissen kann, ob sei Lebensplan scheitern wird oder nicht. Dann sind also die gesellschaftlichen Trends das Risiko? Die nicht bedienen zu können hängt wohl auch mit der langen Produktionszeit der Bücher zusammen.

 

Was die Umfragen betrifft: Ich meine, im Umfeld der Buchmessen würden Befragungen von Lesern stattfinden nach der Art von "Marktcheck": "Was sagen Sie dazu, dass Tomaten aus Spanien kommen, wenn auf dem Etikett steht, es seien deutsche Tomaten?"

Die Fragen könnten lauten: "Welche Bücher lesen Sie am liebsten? Was stört Sie am derzeitigen Buchhandelsangebot?"

Oder jeder, der ein Buch kauft, bekommt einen kleinen Fragebogen mit. Online wäre das noch viel einfacher. Warum kann so etwas nicht klappen?

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Nehmen wir an, solche Umfragen würden zu irgendwelchen neuen Erkenntnissen führen - was ich bezweifle -, daraus würde man dann einen Kriterienkatalog zusammenstellen, welche Inhalte Bücher zu haben hätten. 62% der Befragten wünschen sich Krimis, die im düsteren 19. Jh spielen und Fantasy-Inhalte haben, wie ein paar Geisterbeschwörungen und Sex mit Frankenstein-Monstern. Also, lieber Autor, schreiben Sie mal sowas.  ;D

 

Wollt ihr euch wirklich vorschreiben lassen, was der Markt angeblich will? Sowas haben wir doch schon bei manchen Verlagen.  :-?

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Ulf:  ;D

 

Nö, es ging ja gar nicht ums Vorschreiben und darum, das zu schreiben, was ein ominöser Markt wollen könnte. Sondern um diese Vermutung von Ulrike:

 

Vielleicht sagen dann die Leser, dass sie gar nicht immer dasselbe wollen. Dass sie intelligenter und experimentierfreudiger sind, als die Verlage sich das vorstellen. Oder dass ihre Werbestrategien nicht aufgehen.

Bearbeitet von Christa
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Nehmen wir an, solche Umfragen würden zu irgendwelchen neuen Erkenntnissen führen - was ich bezweifle -, daraus würde man dann einen Kriterienkatalog zusammenstellen, welche Inhalte Bücher zu haben hätten. 62% der Befragten wünschen sich Krimis, die im düsteren 19. Jh spielen und Fantasy-Inhalte haben, wie ein paar Geisterbeschwörungen und Sex mit Frankenstein-Monstern. Also, lieber Autor, schreiben Sie mal sowas.  ;D

 

*Tränen lach*

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Nö, es ging ja gar nicht ums Vorschreiben und darum, das zu schreiben, was ein ominöser Markt wollen könnte. Sondern um diese Vermutung von Ulrike:

 

Vielleicht sagen dann die Leser, dass sie gar nicht immer dasselbe wollen. Dass sie intelligenter und experimentierfreudiger sind, als die Verlage sich das vorstellen. Oder dass ihre Werbestrategien nicht aufgehen.

 

 

 Gerade engagierte Buchhändlerinnen und Buchhändler bekommen ja tagtäglich Rückmeldungen von Leserinnen und Lesern und geben diese im Frühjahr und Herbst dann während der Zeit der Verlagsvertreteterbesuche an die Verlagsvertreter weiter. Und was Buchhändler dann so von Lesern hören und dann - mehr oder weniger gefiltert - an Verlagsvertreter weitergeben, ist nicht immer schmeichelhaft für die Inhalte der Programmauswahl. Das kannst du mir glauben.  :)

Bearbeitet von Ramona

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Nö, es ging ja gar nicht ums Vorschreiben und darum, das zu schreiben, was ein ominöser Markt wollen könnte. Sondern um diese Vermutung von Ulrike:

 

Vielleicht sagen dann die Leser, dass sie gar nicht immer dasselbe wollen. Dass sie intelligenter und experimentierfreudiger sind, als die Verlage sich das vorstellen. Oder dass ihre Werbestrategien nicht aufgehen.

 

 

 Gerade engagierte Buchhändlerinnen und Buchhändler bekommen ja tagtäglich Rückmeldungen von Leserinnen und Lesern und geben diese im Frühjahr und Herbst dann während der Zeit der Verlagsvertreteterbesuche an die Verlagsvertreter weiter. Und was Buchhändler dann so von Lesern hören und dann - mehr oder weniger gefiltert - an Verlagsvertreter weitergeben, ist nicht immer schmeichelhaft für die Inhalte der Programmauswahl. Das kannst du mir glauben.  :)

 

Darauf kann ich nur rhetorisch fragen: Und warum ändert sich dann nichts?

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Dann sagst du im anderen Beitrag, Verlage und Lektoren seien keine Hellseher und könnten nicht voraussehen, woher der Wind demnächst wehen wird und wohin alle schauen werden. Das kann keiner, so wie keiner wissen kann, ob sei Lebensplan scheitern wird oder nicht. Dann sind also die gesellschaftlichen Trends das Risiko? Die nicht bedienen zu können hängt wohl auch mit der langen Produktionszeit der Bücher zusammen.

 

 

Ja, Lektoren sind ebenso wenig Hellseher wie wir Autoren. Wer weiß schon, was in ein, zwei Jahren angesagt ist. Und dass gesellschaftliche oder politische Trends so mancher Marketingaktion plötzlich im Weg standen, ist auch nicht aus der Luft gegriffen. Letztendlich ist der Markt halt immer ein Risiko.

 

Und das Risiko wird durch die Überproduktion nicht verringert. Seit den späten 60ern / frühen 70ern gibt es etwa 4 bis 5x so viele Neuerscheinungen pro Jahr. Und was ist mit der Zahl der Leser (und deren Kaufkraft)?  Die soll im gleichen Zeitraum um etwa 13 % gestiegen sein. Tendenz fallend!

 

Wie lockt man also junge Menschen, sogenannte Digital Natives in Zukunft zum Buch (egal ob zum E-Book oder zum Print)? Wie begeistert man sie dafür, über viele hundert Story-Seiten nicht die Lust am Lesen zu verlieren? (J. K. Rowling war da mit ihrem Harry Potter ja geradezu ein Segen für die Branche.)

 

Noch eins: Ich könnte mir vorstellen, dass sich die Lage auf dem Buchmarkt vorübergehend sogar noch einmal entspannt, nämlich dann, wenn in den nächsten Jahren, die sogenannten "geburtenstarken Jahrgänge" in Rente gehen und ihre Freizeit ausfüllen müssen. Aber was kommt danach?

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Darauf kann ich nur rhetorisch fragen: Und warum ändert sich dann nichts?

 

 

 Und ich brauch' darauf nicht mal rhetorisch zu antworten: Weil das Kernproblem nach wie vor die Überproduktion ist. Klar, keiner von uns will vom Markt verschwinden. (Auch ich nicht. :-X  ) Es gibt m ehr Verlage. Mehr Agenturen. Mehr Autoren. Und jeder von uns Autoren freut sich natürlich über einen Verlagsvertrag oder eine gelungene Indie-Veröffentlichung. Und jeder Verlag ist stolz auf sein umfangreiches oder spezialisiertes Verlagsprogramm (Lektorinnen und Lektoren schuften auch, brennen für ihre Herzensprojekte und müssen nicht selten mit herben Enttäuschungen fertigwerden.) Und deshalb ändert sich nichts …  ;)

 

Wie du sicher ebenfalls bemerkt hast, drehen wir uns im Kreis.  :-/

 

Edit: Das heißt, ein bisschen was hat sich wohl doch geändert. Um 2010 geisterte ja die Zahl 120.000 (Neuerscheinungen) durch die Frankfurter Buchmesse. 2017 sollen es aber "nur noch" 85.000 NE gewesen sein. (Etwa die Hälfte davon sollen deutsche NE sein.)

Bearbeitet von Ramona

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Und diesen Kreis kann man nur durch etwas Besonderes durchbrechen. Dazu gehört Qualität, ein ungewöhnliches Thema, etwas Wagemut und ein Quentchen Glück. Das ist nicht jedem gegönnt und manchmal reiner Zufall, weil einfach gewisse Dinge zusammenkommen. Bis dahin ... fleißig weiterschreiben. :)

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Und diesen Kreis kann man nur durch etwas Besonderes durchbrechen. Dazu gehört Qualität, ein ungewöhnliches Thema, etwas Wagemut und ein Quentchen Glück. Das ist nicht jedem gegönnt und manchmal reiner Zufall, weil einfach gewisse Dinge zusammenkommen. Bis dahin ... fleißig weiterschreiben. :)

 

Das stimmt, Ulf. Qualität - und Ausdauer. Ausdauer - und Qualität. Ansonsten: Garantien gibt es leider nicht.

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Aber sprach Karla Paul nicht davon, mal neue Wege auszuprobieren? So eine Marktanalyse würde doch nicht alles revolutionieren und direkt vorschreiben lassen will sich keiner was, auch ich nicht, da habt ihr mich gründlich missverstanden.

Es hängt ja von den Fragen ab.

 

Bsp.: wie sind sie auf ihre letzten Buchkäufe aufmerksam gemacht worden? Von wem bekommen sie die besten Buchtipps (Buchhändler/Online-Portale/Zeitungen/Frauenzeitschriften/Freundinnen).

So was in der Art. Was wäre falsch daran, es auszuprobieren? Befürchtet ihr wirklich, ihr bekämt danach noch stärkere Genreregeln vorgeschrieben?

 

All das, was du da sagst, Ramona, das sagen die Verlage auch. Und das verstehe ich ja auch. Aber es widerspricht meiner Meinung nach nicht , sich mal umzuhören bei den analogen Lesern.

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Bsp.: wie sind sie auf ihre letzten Buchkäufe aufmerksam gemacht worden? Von wem bekommen sie die besten Buchtipps (Buchhändler/Online-Portale/Zeitungen/Frauenzeitschriften/Freundinnen).

So was in der Art. Was wäre falsch daran, es auszuprobieren? Befürchtet ihr wirklich, ihr bekämt danach noch stärkere Genreregeln vorgeschrieben?

 

Das sind auf jeden Fall sehr gute Fragen, Ulrike (sofern die Antworten nichts beschönigen und aufrichtig sind). Solche Umfragen machen natürlich Sinn.

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Wie lockt man also junge Menschen, sogenannte Digital Natives in Zukunft zum Buch (egal ob zum E-Book oder zum Print)? Wie begeistert man sie dafür, über viele hundert Story-Seiten nicht die Lust am Lesen zu verlieren? (J. K. Rowling war da mit ihrem Harry Potter ja geradezu ein Segen für die Branche.)

 

 

 

Genau das ist der Punkt, der mich beschäftigt. Ich verweise auch noch mal auf die Podiumsdiskussion, die wir zu dem Thema auf der LBM 2018 hatten (ich habe darüber gebloggt und auch ein ausführliches Handout gemacht). Hier sind einige meiner Erkenntnisse aus der Podiumsdiskussion und den vorbereitenden Gesprächen:

  • Lesen muss ganz früh anfangen, noch vor dem Schuleintritt. Viele Kinder haben keinerlei Kontakt zu Büchern, bevor sie in die Schule kommen.
  • Wir kennen es vielleicht aus unserer Zeit noch so, dass Kindergärtner*innen und Grundschullehrer*innen die Kinder behutsam an Bücher heranführen. Das ist längst nicht mehr die Realität. Wenn es in Kindergärten Bücher-Kuschelecken oder in Grundschulklassen ein Regal mit Unterhaltungsliteratur gibt, dann ist das oft der Eigeninitiative einer engagierten Lehrerin/ eines engagierten Lehrers zu verdanken. Es gibt immer weniger Lehrer*innen, die selbst lesen und aus dieser Haltung heraus Kinder für Bücher begeistern. Kinder machen oft gar nicht mehr die Erfahrung, dass Bücher etwas Tolles sind.
  • Viele Eltern wissen, wie wichtig das Vorlesen ist, sie können es aber nicht leisten. Ja, das ist für uns schwer vorstellbar, aber es trifft längst nicht nur auf zugewanderte Familien zu.
  • Es fehlt oft schlicht an Muße und Rückzugsorten. Unsere Kinder sind immer beschäftigt, beaufsichtigt, bespaßt.
  • Wichtigstes Ziel: Kinder sollen eine stabile Lesehaltung aufbauen und eine Lesekompetenz entwickeln, mit der das Lesen leicht fällt. Wenn sie Lesen als Teil des Alltags empfinden und mit positiven Gefühlen verbinden, ist es auch egal, wenn sie in einer Lebensphase mal nicht lesen.
  • Bei den Jugendlichen führen dröge Schullektüren und das ewige Interpretieren oft dazu, dass die Begeisterung für Bücher aus jüngeren Jahren völlig erlöscht.

Mein Fazit: All unsere Diskussionen hier nutzen wenig, wenn wir den Nachwuchs nicht so an Bücher heranführen, dass sie Bücher als etwas Tolles erleben und deshalb auch in späteren Lebensphasen immer wieder zum Buch greifen. Wir Autoren können vielleicht die spannenden Bücher schreiben, die man braucht, um die Kinder zu begeistern (siehe Harry Potter), die Verlage können sich gesundschrumpfen und bemühen, jegliche Leserwünsche zu erfüllen, aber allein wird die Branche das nicht schaffen. Wir brauchen sehr viel stärker ein gesellschaftliches Klima des Lesens und das ist auch eine Aufgabe der Politik.

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"Wichtigstes Ziel: Kinder sollen eine stabile Lesehaltung aufbauen und eine Lesekompetenz entwickeln, mit der das Lesen leicht fällt. Wenn sie Lesen als Teil des Alltags empfinden und mit positiven Gefühlen verbinden, ist es auch egal, wenn sie in einer Lebensphase mal nicht lesen."

 

Das klingt so banal, ist aber so unglaublich wichtig.

 

In meinem Freundeskreis erlebe ich es aktuell wieder, dass den Kindern im Kindergartenalter nicht oder nur extrem wenig vorgelesen wurde (es gab stattdessen Hörbücher und -spiele). Und jetzt, wo die Kinder in der Schule sind, sollen sie plötzlich eigenmotiviert lesen. Aber nicht, weil lesen so toll ist, sondern weil es ein Schulfach ist und eine Kernkompetenz und das Kind die neu erworbene Kompetenz üben soll.
"Hast du heute schon gelesen?", höre ich dann da tadelnd, was ich furchtbar schade finde.

"Komm, wir lesen gemeinsam" ist doch viel schöner.
 

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Es ist wirklich eine Kernkompetenz. In fast allen Fächern beruhen die Aufgaben auf Textaufgaben, müssen Texte gelesen und erfasst werden - Kinder, die darin geübt sind, haben es deutlich leichter. "Lesen" bezieht sich keinesfalls nur auf Deutsch. Aber aus dem Umgang mit Geschichten entwickelt sich idealerweise eine Grundhaltung, ein selbstverständlicher Umgang mit Sprache, mit dem auch andere Textsorten erfasst werden können. Also: JA, man kann das wirklich nicht oft genug betonen. Bücher sind auch für kleine Kinder eine Riesenchance. Es müsste aus meiner Sicht allerdings noch weiter gehen. Oft hört das Vorlesen - wenn es es denn gab - nach der Grundschule schlagartig auf. Es gibt den Vorlesewettbewerb der sechsten Klassen, aber sonst? Wird wenig gelesen oder vorgelesen oder kreativ geschrieben. Die vereinzelten Referate und die teilweise so veralteten (manche Epochen sind aus meiner Sicht wirklich überflüssig) Schullektüren sind da tatsächlich eher kontraproduktiv oder ein Tropfen auf dem heißen Stein.

 

 

Mein Fazit: All unsere Diskussionen hier nutzen wenig, wenn wir den Nachwuchs nicht so an Bücher heranführen, dass sie Bücher als etwas Tolles erleben und deshalb auch in späteren Lebensphasen immer wieder zum Buch greifen. Wir Autoren können vielleicht die spannenden Bücher schreiben, die man braucht, um die Kinder zu begeistern (siehe Harry Potter), die Verlage können sich gesundschrumpfen und bemühen, jegliche Leserwünsche zu erfüllen, aber allein wird die Branche das nicht schaffen. Wir brauchen sehr viel stärker ein gesellschaftliches Klima des Lesens und das ist auch eine Aufgabe der Politik.

 

 

Das ist so richtig und es ist toll, dass es Initiativen gibt wie eure, Andrea, die konkrete Schritte unternehmen, um Aufmerksamkeit dafür zu schaffen.

               Website Anna             Instagram            

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Es ist wirklich eine Kernkompetenz. In fast allen Fächern beruhen die Aufgaben auf Textaufgaben, müssen Texte gelesen und erfasst werden - Kinder, die darin geübt sind, haben es deutlich leichter. "Lesen" bezieht sich keinesfalls nur auf Deutsch. Aber aus dem Umgang mit Geschichten entwickelt sich idealerweise eine Grundhaltung, ein selbstverständlicher Umgang mit Sprache, mit dem auch andere Textsorten erfasst werden können. Also: JA, man kann das wirklich nicht oft genug betonen. Bücher sind auch für kleine Kinder eine Riesenchance. Es müsste aus meiner Sicht allerdings noch weiter gehen. Oft hört das Vorlesen - wenn es es denn gab - nach der Grundschule schlagartig auf. Es gibt den Vorlesewettbewerb der sechsten Klassen, aber sonst? Wird wenig gelesen oder vorgelesen oder kreativ geschrieben. Die vereinzelten Referate und die teilweise so veralteten (manche Epochen sind aus meiner Sicht wirklich überflüssig) Schullektüren sind da tatsächlich eher kontraproduktiv oder ein Tropfen auf dem heißen Stein.

 

 

Mein Fazit: All unsere Diskussionen hier nutzen wenig, wenn wir den Nachwuchs nicht so an Bücher heranführen, dass sie Bücher als etwas Tolles erleben und deshalb auch in späteren Lebensphasen immer wieder zum Buch greifen. Wir Autoren können vielleicht die spannenden Bücher schreiben, die man braucht, um die Kinder zu begeistern (siehe Harry Potter), die Verlage können sich gesundschrumpfen und bemühen, jegliche Leserwünsche zu erfüllen, aber allein wird die Branche das nicht schaffen. Wir brauchen sehr viel stärker ein gesellschaftliches Klima des Lesens und das ist auch eine Aufgabe der Politik.

 

 

Das ist so richtig und es ist toll, dass es Initiativen gibt wie eure, Andrea, die konkrete Schritte unternehmen, um Aufmerksamkeit dafür zu schaffen.

 

Danke, Anna :s04

 

Ich glaube, es ist gar nicht so schwer für uns alle, solche konkreten Schritte zu gehen. Jede Diskussion hier, jeder konstruktive Beitrag zur Schullektüre beim Elternsprechtag, jede Antwort in einem Interview kann ein Beitrag sein. Wir alle können jederzeit ein solches gesellschaftliches Klima des Lesens einfordern und/oder zu einem veränderten Bewusstsein beitragen. Wir sind Autoren und sollten nicht unterschätzen, dass man uns in diesen Fragen eher zuhört oder in eine Diskussion einbindet, als andere. Diese Prozesse erfordern natürlich Zeit und Ausdauer (Kernkompetenzen von Verlagsautoren ;) ), aber sie lohnen sich aus meiner Sicht. Mir persönlich bringen solche Diskussionen wie diese hier sehr viel. Wie bewegen uns in einem weiten Feld, in dem zudem viel spekuliert wird. Es tut doch immer wieder gut, sich mit Artikeln zu diesem Themenkreis auseinander zu setzen und sich mit euch darüber auszutauschen. Wir sind im Öffentlichen Teil - vielleicht regen wir auch andere an, weiter darüber zu diskutieren.

 

Bedauerlich und bezeichnend fand ich übrigens, dass wir für die Podiumsdiskussion keine Bundes- oder Landespolitiker gefunden haben, die mit uns über das Thema "Lesen im 21. Jahrhundert" reden wollten. Dabei ist es dringend notwendig, dass sich die Politik damit befasst. Hier noch ein letztes Statement aus unserer Podiumsdiskussion von Kinderbuchautor Andreas Schlüter:

 

 

Es gibt tausende von kleinen und großen Leseförderaktionen. Es reicht nicht, wenn wir all die tollen Projekte aufzählen und dann sagen, damit haben wir unsere gesellschaftliche Verantwortung erfüllt. Man muss sich aus gesellschaftspolitischer Sicht überlegen, wie man Anreize schafft, fordert, fördert und entsprechend finanziert.

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