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Hanna Aden

Orte beschreiben

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Vor einiger Zeit habe ich mal erwähnt, dass einer meiner Freunde (von Beruf Architekt) sich bemühte, mir ein paar Türen dafür zu öffnen, Häuser und Städte besser zu "fühlen". Seiner Ansicht nach muss ich das als Autorin können und eigentlich sollte es jeder können, der schreibt. Ihr also theoretisch auch.

 

Meine ursprüngliche Überlegung war, daraus ein Interview für meinen Blog zu machen, wo er zu ausgewählten Fragen Dinge erzählt (und mit Fotos belegt), die mir und hoffentlich auch anderen Türen öffnen können. Seine Reaktion auf die im Word-Dokument zugeschickten Fragen war jedoch: "Du stellst die falschen Fragen. Oder jedenfalls an einigen Stellen. Ich werde nur antworten, wenn du mir sagst, welche Fragen richtig oder falsch sind."

 

Konnte ich nicht. Also jetzt der zweite Versuch.

 

Mir wurde aufgetragen, mich an ein Haus zu erinnern, das ich liebe. Nicht an die Einrichtung, an das Innenleben der Wohnungen, sondern an seine Architektur. Und die Aufgabe war so schön, dass ich sie an euch weitergebe - in der Hoffnung, vielleicht auch ein paar Beispieltexte von euch lesen zu können, die mich selbst weiterbringen, oder Anregungen und Impulse.

 

Folgende Fragen wurden mir zu dem Haus gestellt (aus der Erinnerung zitiert):

 

 

  • Wie fühlte sich die Fassade an? Feucht, trocken, konnte das Haus atmen?
  • Wie fügen sich die Fenster in die Fassade ein? Passt die Größe, sind sie zu klein, zu groß, wie tief innen oder außen sind sie in die Außenwand eingepasst?
  • Welche Stufen im Treppenhaus, wie sind die Wände gestaltet, wie das Geländer?
  • Stehen Dinge im Treppenhaus?
  • Wie sieht die Haustür aus, wie fühlt sie sich an?
  • Aus welchem Metall sind die Türknäufe? Wie fühlen sich die an, wenn man sie berührt?
  • Ist das Treppenhaus hell oder dunkel? Wenn hell, fühlt es sich preisgebend oder willkommenheischend an, wenn dunkel, nach Geborgenheit oder nach Muffigkeit?
  • Was ist vor dem Haus? Garten, Platz, Gehsteig?
  • Wie fügt sich das Haus in die Umgebung ein?
  • Wie ist der "Verwinklungsgrad" in dem Haus und der Umgebung?
  • Wie alt oder neu wirkt alles?
  • Gibt es Besonderheiten an der Fassade oder der Rückseite des Hauses? 

 

Ich wäre gespannt, ob jemand von euch hier auch mal etwas zu schönen Häusern aus der eigenen Erinnerung erzählen kann. Beispiele helfen immer, Dinge besser zu verstehen. Eine literarische Reise durch das eigene Haus in der Gegenwart oder Kindheit, nur anhand dieser Dinge, kann eine echt spannende Erfahrung sein, glaube ich.

 

Normalerweise lernt man in Schreibratgebern, wenn überhaupt, ja immer mehr, auf die Dinge zu achten, die ein Individuum seiner Umgebung aufprägt (Wohnungseinrichtung, Ordnungsgrad, Kleidung etc.). Aber wenn man darüber nachdenkt, stellt man fest, dass auch der Ort, an dem das Individuum lebt, von diesem Ort geprägt wird. An welches Haus, das euch geprägt hat, erinnert ihr euch?

 

Welche Details der Architektur könnt ihr euch in Erinnerung rufen, wenn ihr danach in eurem Gedächtnis sucht?

Bearbeitet von Hanna Aden
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Was mach ich jetzt mit diesem spannenden Posting, Hanna? Für mich sind fast alle Fragen falsch, und ich liebe Häuse und ich liebe Beschreibungen. Von Architektur verstehe ich gar nichts.

Ich versuche meinen Punkt ganz kurz zu machen, weil er eine Gegenposition aufstellt und vielleicht Dein Posting ruinieren damit könnte. Ich riskier es halt mal und hoffe, dass nichts Böses passiert.

 

Bei einer Beschreibung muss ich aus einer unendlichen Zahl von Eigenschaften mit einer glücklichen Hand auswählen. Wie wähle ich aus?

Meine Beschreibung erfüllt eine Funktion wie Orientierung, Schaffung einer Atmosphäre, Charakterisierung des Gemütszustandes einer Figur, Denkweise des Autors etc.

Die Funktion bestimmt die Gruppe von Eigenschaften und die Sprache ihrer Beschreibung (Was will der Autor erreichen?)

Beispiel Häuser: Warum sollte ich mich mit schönen Häusern beschäftigen? Was ist mit den anderen? Meine persönliche erste Eigenschaft unabhängig von Funktion und Situation ist immer der Geruch. Ich rieche Häuser.

 

Und mehr möchte ich nicht dazu sagen, außer: Ich liebe gute Beschreibungen.

 

Wolf

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Was macht es für einen Sinn, in einer Geschichte ein Gebäude um der Architektur Willen zu beschreiben, wenn die Zielgruppe nicht primär Architekten sind? Die Beschreibung der Architektur muss im Kontext der Geschichte stehen. Aus diesem Grund kann die Beschreibung von Dachsparren hochspannend sein, weil die Personen in dem Dachsparren ein Versteck vermuten, das entscheidend für den weiteren Handlungsverlauf ist und an dieses herankommen wollen; aber auch ätzend langweilig, weil der Eindruck entsteht, der Autor wollte den Bauplan des Daches erläutern.

 

Natürlich muss ein Autor etwas beschreiben können, aber das muss immer im Zusammenhang mit der Geschichte stehen und das kann ohne weiteres bis ins Detail des Türknaufes gehen.

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Ich danke euch für eure Beiträge ... und überlege, wie ich besser in Worte fassen kann, was ich meine. Gegenpositionen sind dafür viel besser als Zustimmung ;).

 

Menschen werden nicht nur durch die Menschen geprägt, die um sie herum sind, sondern tatsächlich auch durch den Ort, an dem sie leben. Wer in einer Plattenbausiedlung wohnt, fühlt anders, trägt den Kopf anders, als jemand, der in einer Vorstadtsiedlung wohnt ... oder in einem selbstgebauten Baumhaus oder unter der Brücke.

 

Der Punkt, den ich zu greifen versuche, ist ... Was für ein Haus ist es, das eure Figuren prägt und geprägt hat? In "Altes Land" von Dörte Hansen spielt das Haus eine sehr, sehr wichtige Rolle, die Geschichte wäre nicht die gleiche, wenn sie an einem anderen Ort oder rund um ein anderes Haus spielen würde. Das Haus hat die Menschen geprägt, die darin leben - und Häuser sind ja nie einfach "da", wie das bei Pflanzen der Fall sein kann, wenn der Wind einen Samen herbeiweht und der Boden gut weht, sondern sie sind immer das Ergebnis der Arbeit von Menschen.

 

Morgen früh schreibe ich mal ein Beispiel, mit dem ich vielleicht noch mal anders/besser vermitteln kann, was ich meinte - und worauf ich neugierig bin.

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Hallo Hanna,

 

ich versuche es, mit einem Textausschnitt zu erläutern.

 

 

Ich (Bärbel) liebe diese Abende, wenn die Sonne langsam über den Fluss und der Waldschlößchenbrücke versinkt. Um die Brücke gab es ewigen Hick-Hack. Naturschützer gegen Autofahrer, Welterbeverteidiger gegen Brückenbauer. Als die Brücke endlich fertig war, fuhren die Autos einfach drüber und gut ist. Highlight der Brücke ist auf dieser Seite ein kleines Cafe, was der Architekt geschickt in die Konstruktion integriert hat und rege besucht ist.

Ich habe es mir auf dem riesigen Balkon unserer Wohnung bequem gemacht und schaue über den Fluss. Wir haben uns sofort in eine der Wohnungen des Hauses verliebt. Das Haus ist quadratisch, praktisch, kubisch – Bauhaus eben. Minimalistisch, auf so was stehe ich und, zum Glück, auch Peter.

 

Was bitte, muss ich an dem Haus architektonisch noch mehr beschreiben? Ich charakterisiere meine beiden Personen über den Baustil, den sie lieben und erkläre mit drei Worten den Baustil. Jede weitere Information ist redundant. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter; da ich mich auf einen konkreten Baustil beziehe, der durch Reduzierung auf die Funktion charakterisiert ist, würde jede weitere Beschreibung dem Baustil widersprechen.Gebäude zu beschreiben muss meiner Meinung nach immer im Zusammenhang mit dem Baustil gesehen werden. Ich beschreibe an einer anderen Stelle Gebäude im Jugendstil; das kann man so kurz nicht abhandeln. Noch umfangreicher wird das beim Rokoko, da kann man die Detailverliebtheit bis ins Unermessliche steigern.

 

PS:Mit diesem kurzem Text findet übrigens jeder das Haus in Dresden. Das Brückencafe gibt es nicht, das habe ich erfunden. :)

Bearbeitet von Dietmar
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"Ich habe es mir auf dem riesigen Balkon unserer Wohnung bequem gemacht und schaue über den Fluss. Wir haben uns sofort in eine der Wohnungen des Hauses verliebt. Das Haus ist quadratisch, praktisch, kubisch – Bauhaus eben. Minimalistisch, auf so was stehe ich und, zum Glück, auch Peter."

 

Mir reicht dies Beschreibung vollkommen. Mehr wäre überzogen. So habe ich sofert MEIN Bild des Hauses vor Augen und weiß, dass ich mit Peter wahrscheinlich nicht so gut harmonieren würde, weil ich eher auf Landhaus stehe.  :) 

 

En Beschreibung von was auch immer sollte M.E. immer im Dienste des Textes stehen und nicht umgekehrt, sonst wird es Infodumping oder Selbstdarstellung. Selbst eine Rokokkofassade muss ich nur dann detailliert beschreiben, wenn es mit der Dramaturgie zu tun hat, wenn z.B. ein Code in die Fassade eingearbeitet ist. ;D 

 

Ich will ja Bilder im Kopf meiner Leserinnen erzeugen und sie nicht mit einem Proseminar Architektur vergraulen. ;)

 

LG

Martin

_________________________________________________

www.martinconrath.de

Jede Art des Schreibens ist erlaubt - nur nicht die langweilige (Voltaire)

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Wie eine Figur ein Haus beschreibt, sagt ganz viel über die Figur aus. Die Fragen, die dein Architekt gestellt hat, charakterisieren ihn persönlich bzw. als Figur, wenn er eine wäre. Ein Kind würde sich andere Fragen stellen, eine Mutter von Krabbelkindern ebenso oder ein gebrechlicher Mensch.

 

Hier die Beschreibung eines alten Familienhauses aus der Sicht einer Frau, die aus armen Verhältnissen dort hineingeheiratet hat (aus "Ein Klick zu viel") Der Roman ist schon ein paar Jahre alt, heute würde ich es wahrscheinlich etwas verkürzen, aber die Ehrfurcht, mit der sie spricht, die war mir wichtig.

 

Ein schwarzes Walmdach, die Haustür in der Mitte des langgestreckten Hauses, eine vierstufige Treppe vor ihr. Hohe Fenster mit Holzläden, die Emmy taubenblau streichen ließ, als sie kurz nach Lottis Geburt hier einzogen. Ihre Lieblingsfarbe. Die Magnolie vor ihrem Arbeitszimmer würde bald blühen, die Knospen waren prall und an den Rändern bereits rosa. Mit dem dünnen Stock in der Hand ging Emmy ins Haus. Sie strich mit den Fingern über die Holzvertäfelung des Flures, die sie damals weiß lackieren ließ, einzig der Handlauf aus Eiche gab dem Treppenhaus einen Farbtupfer.

Das Eichenparkett hatte bereits neue Laufspuren. Bei jedem Fußtritt erschauderte sie anfangs bei dem Gedanken daran, wer alles seinen Fuß auf dieses Holz gestellt hatte. Opa König begrüßte wichtige Gäste. Wirtschaftsminister Erhard war hier gewesen, und Adenauer persönlich. Parteikollegen von ihm, die er beriet und vertrat. Dann die unzähligen Generaldirektoren, vor allem die der Deutschen Bank.

 

Edit: das Haus ist wichtig für die Geschichte. Emmy will genauso sein wie die Familie, in die sie hineingeheiratet hat: erfolgreich, und sie lügt und betrügt dafür und ursprünglich sollte es sogar am Ende durch ihre Hand abbrennen, aber dann habe ich einen anderen Schluss gewählt. Die Betonung, wie sie "anfangs" erschauerte und was sie alles hat ändern lassen, ist wichtig

Bearbeitet von UlrikeS
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Wie eine Figur ein Haus beschreibt, sagt ganz viel über die Figur aus. Die Fragen, die dein Architekt gestellt hat, charakterisieren ihn persönlich bzw. als Figur, wenn er eine wäre. Ein Kind würde sich andere Fragen stellen, eine Mutter von Krabbelkindern ebenso oder ein gebrechlicher Mensch.

 

Hier die Beschreibung eines alten Familienhauses aus der Sicht einer Frau, die aus armen Verhältnissen dort hineingeheiratet hat (aus "Ein Klick zu viel") Der Roman ist schon ein paar Jahre alt, heute würde ich es wahrscheinlich etwas verkürzen, aber die Ehrfurcht, mit der sie spricht, die war mir wichtig.

 

Ein schwarzes Walmdach, die Haustür in der Mitte des langgestreckten Hauses, eine vierstufige Treppe vor ihr. Hohe Fenster mit Holzläden, die Emmy taubenblau streichen ließ, als sie kurz nach Lottis Geburt hier einzogen. Ihre Lieblingsfarbe. Die Magnolie vor ihrem Arbeitszimmer würde bald blühen, die Knospen waren prall und an den Rändern bereits rosa. Mit dem dünnen Stock in der Hand ging Emmy ins Haus. Sie strich mit den Fingern über die Holzvertäfelung des Flures, die sie damals weiß lackieren ließ, einzig der Handlauf aus Eiche gab dem Treppenhaus einen Farbtupfer.

Das Eichenparkett hatte bereits neue Laufspuren. Bei jedem Fußtritt erschauderte sie anfangs bei dem Gedanken daran, wer alles seinen Fuß auf dieses Holz gestellt hatte. Opa König begrüßte wichtige Gäste. Wirtschaftsminister Erhard war hier gewesen, und Adenauer persönlich. Parteikollegen von ihm, die er beriet und vertrat. Dann die unzähligen Generaldirektoren, vor allem die der Deutschen Bank.

 

Edit: das Haus ist wichtig für die Geschichte. Emmy will genauso sein wie die Familie, in die sie hineingeheiratet hat: erfolgreich, und sie lügt und betrügt dafür und ursprünglich sollte es sogar am Ende durch ihre Hand abbrennen, aber dann habe ich einen anderen Schluss gewählt. Die Betonung, wie sie "anfangs" erschauerte und was sie alles hat ändern lassen, ist wichtig

 

Genau so finde ich es gut! Es geht nicht um Architektur sondern um die Figur.

 

LG

Martin

_________________________________________________

www.martinconrath.de

Jede Art des Schreibens ist erlaubt - nur nicht die langweilige (Voltaire)

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Ja, genau, es geht um die Figur. In meinem Fall vermutet sie, dass sich in diesem Gebäude etwas Ungesetzliches abspielt:

 

"... Eine Sandsteinmauer löste nun den eisernen Gitterzaun ab. Es schien, als ob sie sich über die ganze Länge des Hauses hinzog, dessen Ausmaße man aufgrund der hohen Büsche, die sich direkt hinter der Mauer befanden, nicht abschätzen konnte. Plötzlich tauchte ein hölzernes Tor auf, das sperrangelweit geöffnet war. Kein Namensschild. Nichts zu hören, niemand zu sehen. Ich spähte hinein, die Kamera in der Hand.

Die Vorderfront des Hauses, das nun linkerhand vor mir war, war beinahe völlig mit Efeu bewachsen. Zweit Stockwerke mit jeweils acht Fenstern und knallblauen hölzernen Sprossenläden, die wohl zugezogen waren, um die Hitze auszuschließen. Über die ganze Länge des ersten Stockes zog sich ein schmiedeeiserner Balkon, unterhalb des Geländers befanden sich halbrunde Arkaden, die ebenfalls mit Efeu bewachsen waren. An das Haus angelehnt, aber durch den Efeu versteckt, ein kubusförmiger Turm mit einer runden Kuppel, ähnlich des Kirchturms von Collioure. Merkwürdig ... ein herrschaftliches Haus, ein ganzes Stück abseits aller Verkehrswege gelegen und dennoch offen zugänglich? Das passte wenig zu Laroque und seinem ausgeprägten Sicherheitsbedürfnis. Es war, als hörte ich ihn sagen: "Charlotte, was bist du leichtsinnig, du schließt nie ordentlich dein Haus ab. Es gibt nicht nur ehrliche Menschen auf dieser Welt."

Doch wer oder was war eigentlich Laroque?

Ich hob die Kamera, knipste ... Der Garten war phantastisch. Er zeugte von Leidenschaft, gepaart mit Ordnung und ... ja, und Understatement. Eine raffinierte Schlichtheit, einzig dafür da, bewundert zu werden. Diese Leidenschaft passte zu Laroque ..."

 

LG

Helene

Helene Luise Köppel:  Romanreihe "Töchter des Teufels" (6 Historische Romane über den Albigenserkreuzzug); sowie Romanreihe "Untiefen des Lebens"  (6 SÜDFRANKREICH-thriller), Neu in 2022: "Abkehr".

                                         

                                 

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Hm.

Wenn ich Hanna richtig verstanden habe, geht es nicht um Architektur, um Dachsparren, Pfetten, irgendwelche Stilrichtungen und ihre Beschreibungen.

Bauwerke im weiteren Sinn haben eben auch einen eigenen Charakter, den man in die Geschichte einfließen lassen kann. Der Ort an dem wir leben, unsere unmittelbare Umgebung prägt uns ebenso, wie wir ihn prägen. So spürt man in alten Häusern viel von der Vergangenheit. (Dass mein Mann bei der Besichtigung unseres Hauses in seiner Fantasie Kinderlachen auf der Treppe gehört hat, hat viel zu der Kaufeintscheidung beigetragen - aber das nur nebenbei). 

Die Fragen, die Hanna in ihrem Eingangspost aufgeführt hat, gewähren da für mich einen ganz neuen, sinnlichen Zugang. Und ich stelle mir vor, dass sich zB Stephen King ähnliche Fragen gestellt hat, als er Shining, Sara oder Das Tagebuch der Ellen Rimbauer Mein Leben auf Rose Red schrieb.   

Welchen Stellenwert Haus/Wohnung/Schloss/Kellergewölbe in einer Geschichte einnimmt, entscheidet die Geschichte. Aber es ist in jedem Fall wert, sienen Blick mal darauf zu lenken.

Danke für diesen Post, Hanna!

 

LG Yvonne.

Neu: "Rosenwein und Apfeltarte" Roman, Juni 2018

http://www.yvonnes-romanwelten.de

Mit wem das Pferd nie durchgeht, der reitet einen hölzernen Gaul (Friedrich Hebbel)

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Nachdem es mir heute die Fritz-Box gecrasht hat und ich neben ein, zwei ohnehin anstrengenden Sachen auch noch eine anstrengende Odyssee rund ums Internet hatte, verschiebe ich meine Antwort auf morgen ... Es sind tolle Antworten gekommen und ich möchte gern richtig und ausgeschlafen auf euch eingehen.

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@ Yvonne

Völlig auf Deiner Seite - nur, was für Häuser gilt, gilt auch für viele andere Dinge oder Orte, die allerdings zugegebenermaßen eine andere Beschreibungstradition haben. Friedhöfe und Wälder bringen von sich aus oft etwas Mystisches mit sich. Ein Auto nicht. Ein Haus mag irgendwo dazwischens tehen, denn es ist langlebig und hat eine Geschichte. Möglicherweise.

 

Aber grundsätzlich kann man einen sinnlichen Ansatz auch bei einer Blumenwiese wählen oder einem Stahlgerüst, einem Berggipfel oder einem Talausschnitt. Ich weiß jetzt nur nicht, ob es das ist, worauf Hanna hinaus wollte und bin deshalb erst einmal still, bevor ich da herumspekuliere.

 

Liebe Grüße

Wolf

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Orte nehmen auch Informationen auf und speichern sie. Insofern finde ich es nicht verwunderlich, wenn Yvonnes Mann ein Kinderlachen gehört hat. Hört sich jetzt esoterisch an, nicht wahr? Ich bin nicht die Spezialistin für dieses Thema, aber wir haben wir hier eine Kollegin, die sich mit dem Thema sehr intensiv auseinander gesetzt hat: Olivia Kleinknecht mit ihrem Sachbuch "Das Gedächtnis von Gegenständen oder: Die Macht der Dinge"

 

Ich fand das Buch wirklich sehr erhellend und an vielen Stellen inspirierend. Kann ich dir gerne ausleihen, Hanna.

 

Liebe Grüße

Andrea

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Ich finde das gar nicht so esoterisch, Andrea. Häuser können ein ausgesprochen mieses Karma haben, selbst wenn sie "eigentlich" schön, hell und gepflegt sind. (Das merke ich ganz aktuell immer wieder, wir sind nämlich gerade auf Haussuche). Für mich ist z.B. der Eingangsbereich enorm wichtig. Wie fühlt es sich an, wenn ich die Tür aufmache? Wie fühlt sich das Haus an? Sagt es leise und freundlich "Hallo! Schön, dass du da bist"? Oder murmelt es "Was willst du denn hier?" Wie sieht die Treppe aus, die ins Obergeschoss führt? Lädt sie mich ein, hoch zu gehen, nachzusehen, wie es dort oben aussieht? Ist sie aus Holz und damit warm und freundlich? Wie fühlt es sich an, wenn man vor dem Haus steht und es anschaut? Fenster können wirken, als runzele das Haus die Stirn. Sie können ein Haus düster wirken lassen.
Manchmal kann man auch gar nicht erklären, wieso ein Haus ein mieses Karma hat. Man möchte einfach nur wieder raus, die Tür hinter sich zumachen. Und es gibt Häuser, die einen sofort "in den Arm nehmen", willkommen heißen, und man könnte nicht mal genau sagen, woran das liegt.

 

Die Elemente des Lebens - Januar `24 (Aufbau Verlag) ~ Agatha Christie - Juni `24 (Aufbau Verlag)

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Was mach ich jetzt mit diesem spannenden Posting, Hanna? Für mich sind fast alle Fragen falsch, und ich liebe Häuse und ich liebe Beschreibungen. Von Architektur verstehe ich gar nichts.

Ich versuche meinen Punkt ganz kurz zu machen, weil er eine Gegenposition aufstellt und vielleicht Dein Posting ruinieren damit könnte. Ich riskier es halt mal und hoffe, dass nichts Böses passiert.

 

Bei einer Beschreibung muss ich aus einer unendlichen Zahl von Eigenschaften mit einer glücklichen Hand auswählen. Wie wähle ich aus?

Meine Beschreibung erfüllt eine Funktion wie Orientierung, Schaffung einer Atmosphäre, Charakterisierung des Gemütszustandes einer Figur, Denkweise des Autors etc.

Wolf

 

Du bist schon bei der Beschreibung im Buch. Da hast du recht, dass man nicht einfach alles abhaken muss, weil es dann für Nicht-Architekten schnell unspannend wird. Mir ging es tatsächlich erst mal stärker um die eigene Wahrnehmung. Die zu schulen bringt einen oft weiter, selbst wenn man dann nicht jedes Detail für jede Beschreibung oder Szene verwendet.

 

Um die besondere Beziehung zwischen Menschen und Häusern zu erforschen, lohnt es sich tatsächlich, sich auf die von mir im Ausgangsposting genannten Fragen einzulassen und sie bei einem Haus, das einen selbst geprägt hat, exemplarisch zu erforschen und die Wahrnehmung in der Erinnerung daran zu schulen.

 

Was macht es für einen Sinn, in einer Geschichte ein Gebäude um der Architektur Willen zu beschreiben, wenn die Zielgruppe nicht primär Architekten sind? Die Beschreibung der Architektur muss im Kontext der Geschichte stehen.

 

Wie willst du beschreiben, was du nicht wahrnimmst, weil du nie geübt hast, deine entsprechende Wahrnehmung zu schulen?

 

Hallo Hanna,

 

ich versuche es, mit einem Textausschnitt zu erläutern.

 

 

Ich (Bärbel) liebe diese Abende, wenn die Sonne langsam über den Fluss und der Waldschlößchenbrücke versinkt. Um die Brücke gab es ewigen Hick-Hack. Naturschützer gegen Autofahrer, Welterbeverteidiger gegen Brückenbauer. Als die Brücke endlich fertig war, fuhren die Autos einfach drüber und gut ist. Highlight der Brücke ist auf dieser Seite ein kleines Cafe, was der Architekt geschickt in die Konstruktion integriert hat und rege besucht ist.

Ich habe es mir auf dem riesigen Balkon unserer Wohnung bequem gemacht und schaue über den Fluss. Wir haben uns sofort in eine der Wohnungen des Hauses verliebt. Das Haus ist quadratisch, praktisch, kubisch – Bauhaus eben. Minimalistisch, auf so was stehe ich und, zum Glück, auch Peter.

 

Was bitte, muss ich an dem Haus architektonisch noch mehr beschreiben? Ich charakterisiere meine beiden Personen über den Baustil, den sie lieben und erkläre mit drei Worten den Baustil. Jede weitere Information ist redundant. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter; da ich mich auf einen konkreten Baustil beziehe, der durch Reduzierung auf die Funktion charakterisiert ist, würde jede weitere Beschreibung dem Baustil widersprechen.Gebäude zu beschreiben muss meiner Meinung nach immer im Zusammenhang mit dem Baustil gesehen werden. Ich beschreibe an einer anderen Stelle Gebäude im Jugendstil; das kann man so kurz nicht abhandeln. Noch umfangreicher wird das beim Rokoko, da kann man die Detailverliebtheit bis ins Unermessliche steigern.

 

PS:Mit diesem kurzem Text findet übrigens jeder das Haus in Dresden. Das Brückencafe gibt es nicht, das habe ich erfunden. :)

 

Ich bin keine Literaturkritikerin, aber die Beschreibung gefällt mir :).

 

Trotzdem denke ich, dass es einen als Autor weiterbringen kann, sich auch noch mal gezielt mit der Wechselwirkung zwischen Haus und Figur auseinanderzusetzen. Und dazu lernt man am meisten, wenn man erst mal die zwischen sich selbst und einem Haus erforscht ... ich habe das bei mir mit den oben genannten Fragen erlebt und bei mir selbst angewendet, und gemerkt, dass ich Häuser seitdem anders sehe und beim Gehen oder Fahren durch Straßen anfange, sie etwas anders zu "fühlen". Das ist eine tolle Erfahrung, die ich auch anderen wünsche!

 

Wie eine Figur ein Haus beschreibt, sagt ganz viel über die Figur aus. Die Fragen, die dein Architekt gestellt hat, charakterisieren ihn persönlich bzw. als Figur, wenn er eine wäre. Ein Kind würde sich andere Fragen stellen, eine Mutter von Krabbelkindern ebenso oder ein gebrechlicher Mensch.

 

Hier die Beschreibung eines alten Familienhauses aus der Sicht einer Frau, die aus armen Verhältnissen dort hineingeheiratet hat (aus "Ein Klick zu viel") Der Roman ist schon ein paar Jahre alt, heute würde ich es wahrscheinlich etwas verkürzen, aber die Ehrfurcht, mit der sie spricht, die war mir wichtig.

 

Ein schwarzes Walmdach, die Haustür in der Mitte des langgestreckten Hauses, eine vierstufige Treppe vor ihr. Hohe Fenster mit Holzläden, die Emmy taubenblau streichen ließ, als sie kurz nach Lottis Geburt hier einzogen. Ihre Lieblingsfarbe. Die Magnolie vor ihrem Arbeitszimmer würde bald blühen, die Knospen waren prall und an den Rändern bereits rosa. Mit dem dünnen Stock in der Hand ging Emmy ins Haus. Sie strich mit den Fingern über die Holzvertäfelung des Flures, die sie damals weiß lackieren ließ, einzig der Handlauf aus Eiche gab dem Treppenhaus einen Farbtupfer.

Das Eichenparkett hatte bereits neue Laufspuren. Bei jedem Fußtritt erschauderte sie anfangs bei dem Gedanken daran, wer alles seinen Fuß auf dieses Holz gestellt hatte. Opa König begrüßte wichtige Gäste. Wirtschaftsminister Erhard war hier gewesen, und Adenauer persönlich. Parteikollegen von ihm, die er beriet und vertrat. Dann die unzähligen Generaldirektoren, vor allem die der Deutschen Bank.

 

Edit: das Haus ist wichtig für die Geschichte. Emmy will genauso sein wie die Familie, in die sie hineingeheiratet hat: erfolgreich, und sie lügt und betrügt dafür und ursprünglich sollte es sogar am Ende durch ihre Hand abbrennen, aber dann habe ich einen anderen Schluss gewählt. Die Betonung, wie sie "anfangs" erschauerte und was sie alles hat ändern lassen, ist wichtig

 

Genau wie bei Martin ein schönes Beispiel, danke dafür!

 

 

Genau so finde ich es gut! Es geht nicht um Architektur sondern um die Figur.

 

 

LG

Martin

 

 

Wie kann man das trennen?

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Ja, genau, es geht um die Figur. In meinem Fall vermutet sie, dass sich in diesem Gebäude etwas Ungesetzliches abspielt:

 

"... Eine Sandsteinmauer löste nun den eisernen Gitterzaun ab. Es schien, als ob sie sich über die ganze Länge des Hauses hinzog, dessen Ausmaße man aufgrund der hohen Büsche, die sich direkt hinter der Mauer befanden, nicht abschätzen konnte. Plötzlich tauchte ein hölzernes Tor auf, das sperrangelweit geöffnet war. Kein Namensschild. Nichts zu hören, niemand zu sehen. Ich spähte hinein, die Kamera in der Hand.

Die Vorderfront des Hauses, das nun linkerhand vor mir war, war beinahe völlig mit Efeu bewachsen. Zweit Stockwerke mit jeweils acht Fenstern und knallblauen hölzernen Sprossenläden, die wohl zugezogen waren, um die Hitze auszuschließen. Über die ganze Länge des ersten Stockes zog sich ein schmiedeeiserner Balkon, unterhalb des Geländers befanden sich halbrunde Arkaden, die ebenfalls mit Efeu bewachsen waren. An das Haus angelehnt, aber durch den Efeu versteckt, ein kubusförmiger Turm mit einer runden Kuppel, ähnlich des Kirchturms von Collioure. Merkwürdig ... ein herrschaftliches Haus, ein ganzes Stück abseits aller Verkehrswege gelegen und dennoch offen zugänglich? Das passte wenig zu Laroque und seinem ausgeprägten Sicherheitsbedürfnis. Es war, als hörte ich ihn sagen: "Charlotte, was bist du leichtsinnig, du schließt nie ordentlich dein Haus ab. Es gibt nicht nur ehrliche Menschen auf dieser Welt."

Doch wer oder was war eigentlich Laroque?

Ich hob die Kamera, knipste ... Der Garten war phantastisch. Er zeugte von Leidenschaft, gepaart mit Ordnung und ... ja, und Understatement. Eine raffinierte Schlichtheit, einzig dafür da, bewundert zu werden. Diese Leidenschaft passte zu Laroque ..."

 

LG

Helene

 

Auch hier ein schönes Beispiel, ich danke und lerne! Ich sehe trotzdem nicht, warum es hier um die Figur ANSTATT des Bauwerks geht?

 

Hm.

Wenn ich Hanna richtig verstanden habe, geht es nicht um Architektur, um Dachsparren, Pfetten, irgendwelche Stilrichtungen und ihre Beschreibungen.

Bauwerke im weiteren Sinn haben eben auch einen eigenen Charakter, den man in die Geschichte einfließen lassen kann. Der Ort an dem wir leben, unsere unmittelbare Umgebung prägt uns ebenso, wie wir ihn prägen. So spürt man in alten Häusern viel von der Vergangenheit. (Dass mein Mann bei der Besichtigung unseres Hauses in seiner Fantasie Kinderlachen auf der Treppe gehört hat, hat viel zu der Kaufeintscheidung beigetragen - aber das nur nebenbei). 

Die Fragen, die Hanna in ihrem Eingangspost aufgeführt hat, gewähren da für mich einen ganz neuen, sinnlichen Zugang. Und ich stelle mir vor, dass sich zB Stephen King ähnliche Fragen gestellt hat, als er Shining, Sara oder Das Tagebuch der Ellen Rimbauer Mein Leben auf Rose Red schrieb.   

Welchen Stellenwert Haus/Wohnung/Schloss/Kellergewölbe in einer Geschichte einnimmt, entscheidet die Geschichte. Aber es ist in jedem Fall wert, sienen Blick mal darauf zu lenken.

Danke für diesen Post, Hanna!

 

LG Yvonne.

 

Es ist auf jeden Fall wert, einen Blick darauf zu werfen ... und wenn man nie gelernt hat, diesen Blick zu werfen (ging zumindest mir immer so), dann bleibt es halt mitunter oberflächlicher, als es werden könnte. Menschen drücken den Häusern, in denen sie leben, ihren Stempel auf - aber sie werden auch durch die Häuser geprägt, und durch die, in denen sie früher gelebt haben. Das ist was, worüber man normalerweise selten bewusst nachdenkt ... aber Storytelling kann schöner werden, wenn dieser Aspekt mit einfließt.

 

Kinderlachen als Mitkriterium zur Auswahl beim Hauskauf finde ich übrigens wunderschön :).

 

@ Yvonne

Völlig auf Deiner Seite - nur, was für Häuser gilt, gilt auch für viele andere Dinge oder Orte, die allerdings zugegebenermaßen eine andere Beschreibungstradition haben. Friedhöfe und Wälder bringen von sich aus oft etwas Mystisches mit sich. Ein Auto nicht. Ein Haus mag irgendwo dazwischens tehen, denn es ist langlebig und hat eine Geschichte. Möglicherweise.

 

Aber grundsätzlich kann man einen sinnlichen Ansatz auch bei einer Blumenwiese wählen oder einem Stahlgerüst, einem Berggipfel oder einem Talausschnitt. Ich weiß jetzt nur nicht, ob es das ist, worauf Hanna hinaus wollte und bin deshalb erst einmal still, bevor ich da herumspekuliere.

 

Liebe Grüße

Wolf

 

Ist das wirklich das Gleiche? Ja, es lohnt sich auch bei den Personen, durch die eine Figur geprägt wurde, und auch bei den Landschaften des Ortes, in denen jemand aufgewachsen ist. Aber ein Haus ist noch mal eine ganz eigene Sache. Es umgibt dich jeden Tag, schützt dich vor Wind und Wetter, verbreitet Schutz und Geborgenheit, kann aber auch ein Gefängnis sein ... Die Frage, ob es eine Badewanne gibt oder nicht, kann ein Heranwachsen verändern, die Frage, ob es Winkel zum Verstecken gibt, ob es muffig riecht oder behaglich hell ist, kann die Art verändern, wie man als Heranwachsender den Kopf hebt und damit dann auch, wie man von Mitschülern wahrgenommen wird ...

Orte nehmen auch Informationen auf und speichern sie. Insofern finde ich es nicht verwunderlich, wenn Yvonnes Mann ein Kinderlachen gehört hat. Hört sich jetzt esoterisch an, nicht wahr? Ich bin nicht die Spezialistin für dieses Thema, aber wir haben wir hier eine Kollegin, die sich mit dem Thema sehr intensiv auseinander gesetzt hat: Olivia Kleinknecht mit ihrem Sachbuch "Das Gedächtnis von Gegenständen oder: Die Macht der Dinge"

 

Ich fand das Buch wirklich sehr erhellend und an vielen Stellen inspirierend. Kann ich dir gerne ausleihen, Hanna.

 

Liebe Grüße

Andrea

 

Danke fürs Teilen, das hole ich mir mal, auch wenn es ein klein wenig esoterisch klingt. Es wäre schade, wenn man beim Storytelling zu sehr an festen Paradigmen festhält, wenn es so viel zu erforschen gibt ...

Ich finde das gar nicht so esoterisch, Andrea. Häuser können ein ausgesprochen mieses Karma haben, selbst wenn sie "eigentlich" schön, hell und gepflegt sind. (Das merke ich ganz aktuell immer wieder, wir sind nämlich gerade auf Haussuche). Für mich ist z.B. der Eingangsbereich enorm wichtig. Wie fühlt es sich an, wenn ich die Tür aufmache? Wie fühlt sich das Haus an? Sagt es leise und freundlich "Hallo! Schön, dass du da bist"? Oder murmelt es "Was willst du denn hier?" Wie sieht die Treppe aus, die ins Obergeschoss führt? Lädt sie mich ein, hoch zu gehen, nachzusehen, wie es dort oben aussieht? Ist sie aus Holz und damit warm und freundlich? Wie fühlt es sich an, wenn man vor dem Haus steht und es anschaut? Fenster können wirken, als runzele das Haus die Stirn. Sie können ein Haus düster wirken lassen.

Manchmal kann man auch gar nicht erklären, wieso ein Haus ein mieses Karma hat. Man möchte einfach nur wieder raus, die Tür hinter sich zumachen. Und es gibt Häuser, die einen sofort "in den Arm nehmen", willkommen heißen, und man könnte nicht mal genau sagen, woran das liegt.

 

 

 

Den Satz finde ich richtig spannend - und erforschenswert, woran das liegt. Und von da natürlich auch hin zu der Frage, wie es Menschen verändert, in einem Haus der einen oder anderen Sorte zu leben. Geschichten handeln natürlich, wie völlig richtig gesagt wird, von Figuren und nicht von architektonischen Details, und doch ...

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Und jetzt vielleicht als kleines Beispiel etwas, was mich die Fragen über mich selbst gelehrt haben und was ich hoffentlich irgendwann auch auf Romanfiguren übertragen kann.

 

Das Haus, in dem ich vom Mädchen zur Frau wurde, steht ziemlich am Rand der Stadt, aus der ich komme. Ein kleines Städtchen mit ca. 25.000 Einwohnern, die umliegenden Dörfer nicht mitgezählt, und mit einer stolzen Innenstadt, die den Krieg überlebt hat und jetzt mit ihren verwinkelten Gässchen allen modernen Neubauten auf distinguierte Weise den Stinkefinger zeigt. Mich trugen das Schicksal und der Wunsch meiner Eltern in die Oststadt, in der nach dem Krieg Reihenhäuser mit mehreren Etagen und Gärten aneinander gebaut worden waren, eine Siedlung für arme Leute in einer Zeit, in der Häuser noch einen Garten für den Gemüseanbau hatten und die Decken hoch genug waren, um im Sommer nicht am eigenen Schweiß zu ersticken.

 

Als ich acht Jahre alt war, zogen wir in eine Vierzimmerwohnung im ersten Stock eines Hauses, das nach einem Brand von einem solo arbeitenden Architekten aufgekauft und gründlich saniert worden war. Der weiße Außenanstrich und die schönen roten Dachziegel ließen das Haus neuer aussehen als die Reihenhäuser in der Umgebung. Die Fenster kommen mir rückblickend etwas zu groß für die Fassade des Hauses vor, ich glaube, der Hintergedanke dabei war, dass die hohen Räume mit mehr Licht schöner aussehen. Vielleicht gab es deswegen im Haus so gut wie keine Rolläden oder Rollos, sondern Vorhänge, die an ihren Stangen teilweise bis zum Boden hinabhingen. Meine Mutter konnte nähen und hat auch der einen oder anderen Nachbarin etwas Schönes für ihr Fenster genäht.

Das Innere des Hauses war eine seltsame Mischung aus Schönheit und zusammengestückelt. Mir kam es immer vor wie ein ganz normales Reihenhaus, auch wenn ich die neben die Briefkästen gemalte schwarze Achtzig mit ihrer leicht geschwungenen Acht immer besonders schön fand. Aber in wie vielen Reihenhäusern liegen bis zu den Wohnungen im Erdgeschoss unglasierte rote Terrakottafliesen, die im Grunde jede Woche geschrubbt werden müssen, und schaffen einen Eindruck von Wärme in einem ansonsten kühl weiß gestrichenen Treppenhaus, und werden dann für die weiter nach oben führenden Treppen von Stufen aus blau-weiß-grauem Marmor abgelöst, der einen leichten türkisen Schimmer hat? Ich habe erst viel später gelernt, dass Marmortreppen normalerweise etwas Repräsentatives haben. Bei uns sah man deutlich die Schnittkanten der Maschinen, die die Marmorplatten in Form geschnitten hatten, und das Treppengeländer aus weißem Metall und Plexiglas schien nicht wirklich dazu zu passen.

 

Wenn ich als Kind nach Hause kam, griff ich stets von außen in den Briefkastenschlitz, weil ich den Schlüssel dafür längst verlegt hatte, lief dann mit schmutzigen Schuhen über das von der Nachbarin sorgfältig geputzte Terrakotta des Eingangsbereiches und dann über die Marmorstufen weiter nach oben, deren Schönheit mir selbstverständlich erschien und nur selten frei von Schmutz in ihrer zarten Schönheit erschimmerte, weil ich fürs Putzen des Treppenhauses zuständig war und mich viel zu oft davor drückte.

Neben dem Haus gab es eine Einfahrt in den Garten, der kein verwilderter Zaubergarten war, sondern einfach ein Stück Rasen, auf dem weiter hinten ein paar Fichten standen, mit einem kleinen mit Steinen ausgelegten Platz, aus dem eigentlich Parkplätze werden sollten. Doch irgendwie waren die Bauarbeiten jahrelang ausgeblieben. Zwischen den Steinen wuchs Gras, und weiter hinten im Garten stand eine weitere Palette der Steine, auf die man klettern und deren Steine man werfen konnte, wenn kein Erwachsener zusah. Auch nach anderen Kindern, wenn man darauf achtete, weit genug daneben zu zielen. Aus diesen Steinen haben wir irgendwann auf dem designierten Parkplatz eine Feuerstelle gebaut, in der wir erst Papier und dann auch zusammengesuchtes Holz verbrannten. Irgendwann entdeckten die Erwachsenen die Feuerstelle, machten sie größer und stabiler und legten einen Backofenrost darauf. Ich habe erst Jahre später gelernt, dass normale Leute nicht erst ein Lagerfeuer machen, bevor sie grillen, und dass es normalerweise nicht die Kinder sind, die das Feuer schon am Nachmittag zu ihrem Vergnügen anzünden dürfen, bevor die Erwachsenen nach und nach dazukommen.

 

Bei uns im Haus wurde nie abgeschlossen. Jede Wohnungstür hatte einen Knauf, der sich drehen ließ, was dazu einlud, den eigenen Schlüssel oft zu vergessen. Und wann immer der Vermieter bei irgendeiner Haus- oder Wohnungsauflösung einen schönen Drehknauf fand, wurde einer der langweiligen aus Aluminium dadurch ersetzt. Unserer bestand aus Holz und Messing, was ästhetisch überhaupt nicht zu dem Marmor auf dem Boden passte, aber ich liebte es, ihn anzufassen. Das Gleiche galt für die Wände meines Zimmers. Sie waren so sauber und glatt verputzt, dass man vor dem Streichen nicht tapezieren musste. Wenn ich mich vor dem Einschlafen an die Wand schmiegte, fühlte ich Stein und kein Papier, und ich roch einen Rest an die Erinnerung von Mörtel und Männerschweiß.

 

Und vielleicht, nur vielleicht, wäre ich ein anderer Mensch geworden, wenn die Wände meines Zimmers mich nicht auf diese Weise mit ihrer steinernen Härte umfangen und die großen Fenster das Licht hinter den Vorhängen hineingelassen hätten, wenn ich abends nicht die selbstgenähten Vorhänge zugezogen und morgens wieder geöffnet hätte, wenn ich nicht schon als Mädchen gewusst hätte, wie sich Marmor und Schnittkanten von Stein anfühlten, weil ich mit meinem kleinen Händen alle zwei, drei Wochen beim Putzen die Schönheiten seiner Maserung mit Handfeger, Kehrblech und Putzlappen nachgefahren hätte und wenn ich nie gelernt hätte, wie man ein Feuer anzündet, ohne dass es einem die langen Haare abfackelt.

 

--> Diese Auseinandersetzung mit meinem Herkunftshaus und mir selbst führte dazu, dass ich jetzt auch andere Häuser anders wahrnehme. Es ist nicht literarisch oder gut, aber ... vielleicht versteht man damit etwas besser, worauf ich hinaus will. Ich wurde durch dieses Haus geprägt, durch Türen, die nicht abgeschlossen waren und Marmor auf den Stufen und Feuer im Garten, obwohl ich in einer total langweiligen Wohnsiedlung wohnte, die eigentlich keine Persönlichkeit hatte. Das Haus hat mich geprägt, so leise und subtil, dass man es schwer greifen kann - weil viele Details (auch die vom Badezimmer abgetrennte Toilette, damit man länger baden konnte) davon sprachen, dass jemand diese Wohnungen und das Haus so gebaut hatte, dass es darin Schönheit geben sollte, Licht und einen Ort, an dem man gut leben konnte, auch wenn man sich niemals ein eigenes Haus hätte leisten können. All das hätte ich bewusst niemals wahrgenommen, wenn ich nicht durch die im Ausgangsposting genannten Fragen für mich beantwortet hätte.

Und erst, nachdem ich es für mich beantwortet hatte, konnte ich es auch für Figuren nutzen. Oder werde es hoffentlich.

Deswegen bin ich so neugierig auf eure Zugänge zu dem Thema. Ich glaube, da gibt es spannende Schätze zu entdecken, wenn es darum geht, warum Figuren so und nciht anders sind, fühlen, agieren, denken, handeln oder den Kopf tragen.

Bearbeitet von Hanna Aden
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Was macht es für einen Sinn, in einer Geschichte ein Gebäude um der Architektur Willen zu beschreiben, wenn die Zielgruppe nicht primär Architekten sind? Die Beschreibung der Architektur muss im Kontext der Geschichte stehen.

 

Wie willst du beschreiben, was du nicht wahrnimmst, weil du nie geübt hast, deine entsprechende Wahrnehmung zu schulen?

 

Ich habe das Schulen der Wahrnehmung nicht ausgeschlossen, nur halte ich von den eingangs erwähnten Fragen keine für zielführend, da sie die Architektur statisch, also ausschließlich beschreibend, betrachten. Bei der Beantwortung der Fragen bin ich nicht der Meinung dass sie,

- den Charakter einer Figur widerspiegeln,

- Spannung steigern oder

- die Handlung vorantreiben.

Soll die Architektur eine Rolle spielen, muss sie ein Alleinstellungsmerkmal in Bezug auf die Person oder Handlung sein. Insofern kann man die Fragen nicht aus der Sicht eines Architekten stellen, sondern aus der Sicht der handelnden Personen.

 

Ich erinnere mich noch sehr genau an die Gebäude, in denen meine Großeltern wohnten. Es gab in ihnen Bereiche, die, architektonisch bedingt, mir, als Kind, Angst gemacht oder Neugier erzeugt haben. Es gab einen Fensterschacht über drei Etagen, bei dem ich als Kind den Eindruck hatte, man könnte zwischen den Geländereisen hindruchrutschen und den Schacht hinunterstürzen. Völlig abwegig und heute lächle ich darüber. Welche Frage würdest du in diesem Fall dem Architekten stellen? Den Fensterschacht statisch zu beschreiben bringt wenig, der Leser wird die Angst, bedingt durch die Architektur, nicht nachvollziehen können. Um meine Wechselwirkung, als Kind, mit der Architektur zu beschreiben, gibt es keine Frage an den Architekten, sondern eine Frage an ein Kind.

 

PS. Der Thread wird sicher interessant, ich bin die nächsten zwei Wochen aber von wenig Internet und viel Wasser umgeben.

Bearbeitet von Dietmar
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@ Andrea

"Orte nehmen auch Informationen auf und speichern sie."

 

Das ist eine Glaubensfrage, ebenso wie Hellsehen und parapsychologische Phänomene. Das von dir erwähnte Buch bewegt sich in diesem Kreis. Mein Haupt-Argument gegen diese These lautet: Wenn dem so wäre, dass Dinge Informationen speichern, müsste ja jeder dieselbe Information auch wieder herauslesen/spüren können. Bei einem Gebäude z.B. ist es aber so, dass es ganz unterschiedlich auf Menschen wirken kann, also jeder ein ganz anderes Gefühl oder einen andere Information herausliest oder spürt.

 

Wichtig ist der Ansatz, seine eigene Wahrnehmung und vor allem die Interpretation der Wahrnehmungen zu schulen und die Wahrnehmung anderer Menschen kennen zulernen, denn das fördert die Lebendigkeit meiner Figuren. Dabei ist es wichtig, dass ich meine Interpretationen sehr genau kenne und benennen kann, damit sie sich nicht mit denen meiner Figuren vermischen. Das zu können betrachte ich als Grundvoraussetzung für gutes Schreiben und gehört daher natürlich auch in jede Schreibschule.

 

LG

Martin

_________________________________________________

www.martinconrath.de

Jede Art des Schreibens ist erlaubt - nur nicht die langweilige (Voltaire)

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Ich habe Wahrnehmung einmal als Baustein einer Kette in meinem Seminar "Wissenschaftliches Arbeiten" unterrichtet, denn diese aufgabe betrifft nicht nur den Autor:

 

Ohne Wahrnehmung keine Beschreibung

Ohne Beschreibung keine Vergeiche (Es werden immer Eigenschaften oder Beziehungen verglichen)

Ohne Vergleiche keine Bewertung (Da kommt aber noch eine normative Größe hin zu, die den Wert abbildet)

Ohne Bewertung keine Entscheidung.

 

@ Hanna

 


Aber ein Haus ist noch mal eine ganz eigene Sache. Es umgibt dich jeden Tag, schützt dich vor Wind und Wetter, verbreitet Schutz und Geborgenheit, kann aber auch ein Gefängnis sein ... Die Frage, ob es eine Badewanne gibt oder nicht, kann ein Heranwachsen verändern, die Frage, ob es Winkel zum Verstecken gibt, ob es muffig riecht oder behaglich hell ist, kann die Art verändern, wie man als Heranwachsender den Kopf hebt und damit dann auch, wie man von Mitschülern wahrgenommen wird ...

 

Hier widerspreche ich vehement. Ein Haus ist keine ganz eigene Sache. Oder aber ganz viele Dinge sind eine ganz eigene Sache. Ob ein Haus ene ganz eigene Sache ist, hinter der all die anderen Sachen zurücktreten müssen, ist allein eine Angelegenheit des Betrachters, obwohl ich Dir gern zugestehe, dass Du bei Häusern nicht allein dastehst mit Deiner Vorliebe.

 

@ SusanneL

Du wirst staunen, wieviel man bereits über dieses Karma weiß. Leider bin ich diesen Untersuchungen nicht mehr nachgegangen. Aber Vieles hängt mit einingen Grundbedürfnissen der mescnhlichen Psyche zusammen. Ein Klassiker ist: Christopher Alexander, The Timeless Way of Building, 1979 Oxford University Press.

Dieser Band ist noch recht esoterisch, die Bände 2 und 3, A pattern language und The Oregon Experiment werden dann schon konkreter.

Aber ist in jedem Fall eine Herkulesaufgabe das Zeug zu lesen. Ich wollte auch nur sagen, da gibt es durchaus auch etwas Handfestes anstatt von Karma.

 

Liebe Grüße

Wolf

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Ich versuche, das Gefühl wahrzunehmen, das mir Architektur vermittelt. Wohnlich? Strikt? Heimlich? Unheimlich? Abweisend? Einladend? Hat das Haus ein Gesicht?  Im Buch verwerte ich Eindrücke, wie die Figur sie hat, denn, wie schon vor mir bemerkt, Wahrnehmung und Charakterisierung von Personen und Umgebung aus der Sicht der Figur gehören zur Figur, nicht zum Autor. Dabei halte ich es wie ein Karikaturist, ich versuche mit wenigen Pinselstrichen - ähm Worten - die Essenz des Eindrucks zu vermitteln. Versuche, wohlgemerkt, denn das ist eine Kunst an sich, denke ich. Langatmige Beschreibungen kann jeder. In zwei, drei Sätzen ein Haus oder ein Setting lebendig zu beschreiben, nur wenige.

Krimis, Liebe und Mehr.

www.ilonaschmidt.com

Translations, Lektorat & Exposé Coaching

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Schöne Aufgabe, Hanna, und die Fragen laden dazu ein, auf Details zu achten, die man sonst vielleicht übersieht. Ich mag es auch, meine Wahrnehmung zu schärfen und überlege ganz oft, wenn ich etwas sehe/erlebe, wie ich es am besten formulieren könnte, um es anderen zu vermitteln. Eigentlich immer, fällt mir auf.  :-)

 

Ich interessiere mich sehr für Architektur und wie Menschen in Häusern wohnen und sie für ihre Bedürfnisse gestalten. Wenn ich die Wohnung eines Menschen betrete, sagt sie mir viel über ihn und seinen Lebensstil. Und Häuser sind in all meinen Romanen sehr wichtig.

 

Man kann es auf alle Schauplätze ausdehnen: Die Details tragen die Atmosphäre, denn ALLES zu beschreiben ist unmöglich. Ich liebe in Beschreibungen Vergleiche und Metaphern, weil sie noch eine zusätzliche Ebene eröffnen.

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  Im Buch verwerte ich Eindrücke, wie die Figur sie hat, denn, wie schon vor mir bemerkt, Wahrnehmung und Charakterisierung von Personen und Umgebung aus der Sicht der Figur gehören zur Figur, nicht zum Autor.

 

Das sehe ich auch so, und die Figur wird beim Betrachten eines Gebäudes oder Ortes von dem getrieben und geleitet, was sie gerade umtreibt (Ängste, Hoffnungen, Wut usw.).

Als Autorin betrachte ich einen Romanschauplatz manchmal unvoreingenommen, aber auch oft mit dem Hintergrundwissen, das ich mir zuvor angelesen habe.

Ein kleines Beispiel auch hierzu (Gang durch Montaillou):

 

Beim Hinaufsteigen drehe ich mich ständig um. Doch niemand folgt mir. Gespenstische Ruhe. Aber die Stille schärft bekanntlich die Wahrnehmung: Verbirgt sich da was im Schattenwinkel der Ruinen? Unter der Kruste des Mauerwerks, dem Schorf? Vielleicht die Träume der Menschen, die dort einst gelebt haben? Ihre Sehnsüchte, Hoffnungen und Ängste? Ihr Lachen? Ihre Wut? Pianissimo – kaum vernehmbar ist dieser Ton aus ferner Zeit!

Helene Luise Köppel:  Romanreihe "Töchter des Teufels" (6 Historische Romane über den Albigenserkreuzzug); sowie Romanreihe "Untiefen des Lebens"  (6 SÜDFRANKREICH-thriller), Neu in 2022: "Abkehr".

                                         

                                 

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