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Olaf

Lesen ist langweilig!

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Was haltet ihr von dieser These?

 

Lesen ist langweilig! Das ist die Nachricht, die wir aus der Schule mitnehmen. Denn was lesen wir dort? Bücher von Schiller, Goethe, Brecht, Hesse, … Lauter Texte, die zu ihren Zeiten frisch, provokant und wichtig waren. Und dann bohren wir an ihnen herum um herauszufinden, was der längst tote Autor dem längst toten Publikum wohl verklausuliert sagen wollte. Alles vorbei und vergangen — außer im Deutschunterricht. Message: Bücher haben mit dem Leben heute nichts zu tun! 

 

Wenn wir jungen Menschen zeigen wollen, was sie vom Lesen haben, was Bücher mit ihrem eigenen Leben und mit unserer Zeit zu tun haben, dann müssen wir ihnen in der Schule Lektüre anbieten, die sie interessiert. Es darf im Unterricht nicht darum gehen, die Klassiker abzuhaken — wir müssen die Jugendlichen zum Lesen bringen. Die Bücher dafür gibt es, aber gibt es auch die Lehrpläne? 

 

Lesen an der Schule ist langweilig! — Muss es aber nicht sein! Darf es nicht sein!

Olaf Fritsche 

www.seitenrascheln.de

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Hallo Olaf,

ich kann das nicht bestätigen. Meine Kinder haben in der Schule (Abiturzweig, aktuell 12. und 13. Klasse) den Faust gelesen, ja. Aber ansonsten wurden moderne Bücher bevorzugt. Und in der Grundschule wurde das Lesen super gefördert. Kenne das auch so bei Kindern von Freunden.

Beste Grüße

Rudi

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Ich weiß nicht, wie es jetzt an der weiterführenden Schule sein wird. Mein Großer ist dieses Jahr in die 5. Klasse gekommen. Aber in der Grundschule wurde das super gemacht: altersgerechte, interessante Bücher. Dazu noch "Buchvorstellungen" - da durften die Kinder selbst aussuchen, welches Buch sie der Klasse zeigen wollen. Mein Großer hat "Vorsicht, nicht öffnen: bissig" und "Die letzte Flamme" gewählt. 

Ich denke, das hängt nicht nur vom Lehrplan ab, sondern auch vom Lehrer.

In Russland wurden in der Schule zu meiner Zeit ausschließlich Klassiker durchgekaut. Ich liebe Lermontov und Puschkins Erzählungen, auch Bulgakow habe ich seit der Schullektüre geliebt. Aber mit Dostojewski kann ich nix anfangen. Meine Leselust hat das alles keineswegs gemindert. Hängt also auch vom Schüler ab.

 

Liebe Grüße,

Olga

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Nach meiner Beobachtung unternehmen Schulen heute viel, um die Schüler zum Lesen zu bringen, so, wie Tereza und Rudi es schon sagten. Lesepaten zur Leseförderung in der Grundschule, besser ausgestattete Schülerbüchereien als zu meiner Schulzeit, engagierte Lehrer, Buchvorstellung nach eigener Wahl, Kunstprojekte zu Büchern, etc.

Erst in der Oberstufe gibt es einen festen Lesekanon (wie es an Real- und Mittelschulen ist, weiß ich nicht.), aber auch der ist im Wandel begriffen und es gab jedenfalls bei meinen Kindern auch moderne Bücher (Tschick) bzw. die Möglichkeit, eine Lektüre für ein Referat selber auszuwählen.

 

Das Problem ist die Konkurrenz mit anderen Medien.

Lesen ist langweiliger als YouTube, Netflix und Co, die auf dem Smartphone immer dabei sind.

 

Und dagegen kann die Schule wenig ausrichten.

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Das Problem ist die Konkurrenz mit anderen Medien.

Lesen ist langweiliger als YouTube, Netflix und Co, die auf dem Smartphone immer dabei sind.

 

Dazu habe ich gerade etwas in der Zeitung gelesen. Der erfolgreiche Autor Florian Illies ("Generation Golf") wird ab Januar 2019 an die Spitze des Rowohlt Verlages berufen. Dem Spiegel Online sagte er in einem Interview sinngemäß, man müsse das Buch nicht schützen, weil es vital und geheimnisvoll und unzerstörbar sei. Es müsse ihm nur gelingen, attraktiver zu sein als der Blick aufs Handy, ein Gegengift quasi. Es gibt also noch Visionäre.

 

 

Was die Lektüre in den Schulen von heute angeht, kann ich nicht mitreden. Aber es haben sich ja schon einige kundige Mitglieder zu Wort gemeldet. ;)

Bearbeitet von Christa
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Ich kenne das Lesen nur aus zwei Zeitspannen, einmal Fünfziger und Sechziger. Da haben die Kinder lesen gelernt, aber die Schullektüre war ein  wenig altbacken, wenn man von Autoren wie borchert einmal absah, aber das war Nachkreigsbewältigung. Und dann habe ich es noch einmal in den Neunzigern und nach der Jahrtausendwende erlebt. Grundschule nicht ausreichend und in der Hauptschule konnten am Ende nicht alle Schüler fließend lesen. Das war nicht erfreulich.

 

Wolf

Bearbeitet von Wolf
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Das Thema ist sehr vielfältig und beschäftigt natürlich ganz besonders die Kinder- und Jugendbuchautoren. Deshalb hat der Bundeskongress Kinderbuch, die Vereinigung der deutschsprachigen Kibu-/Jubu-Autoren, es auch erneut für den Kongress im Oktober auf die Tagesordnung gesetzt.

 

Schon auf der LBM 2018 hatten wir eine hochkarätig besetzte Diskussionrunde zum Thema "Lesen im 21. Jahrhundert: Ist Deutschland bereit?", bei der einige spannende Erkenntnisse zutage traten. Wer sich dafür interessiert, ich habe darüber gebloggt und ein ausführliches Handout erstellt.

 

Aktuell gibt es die Petition "Jedes Kind muss lesen lernen - Hamburger Erklärung" , u.a. von der Kinderbuchautorin Kirsten Boie initiiert. 46.000 haben bereits unterschrieben, ich kann nur allen Interessierten ans Herz legen, dort mal reinzuschauen und sich die Argumente durchzulesen (und zu unterzeichnen?!).

 

Liebe Grüße

Andrea

Bearbeitet von AndreaRings
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Lesen ist vor allem Arbeit!

 

Das Lesen erfordert komplexere Voraussetzungen als bspw. Computerspiele, Fernsehen usw. Das heißt: Damit ein Kind überhaupt etwas vom Lesen haben kann, müssen in der ganz frühen bis frühen Kindheit schon Grundsteine gelegt worden sein. Wenn die fehlen, dann kann die Grundschule mit Leseförderung vielleicht Textverständnis u. ä. fördern, schwerlich aber Lesevergnügen.

 

Zu den Lese-Voraussetzungen gehört, dass Kinder von ganz früh an Gelegenheit haben müssen, ihren Erfahrungsschatz aufzubauen, zu entwickeln, auszuweiten usw. Das bedeutet Anreize im motorischen, sensorischen, haptischen, otischen, aktustischen Bereich. Dinge, die erst mal nichts mit Lesen direkt zu tun haben. Denn wenn ein Mensch von Texten angeregt werden soll, muss er/sie das Gelesene übertragen können. In etwas, das eine Emotion in ihm auslöst. Dafür sind diese Erinnerungen und Erfahrungen wichtig. Ohne die bleiben Wörter nackt und leer. Ein großes Problem bei leseschwachen Menschen ist, dass das Gehirn die gelesenen Wörter nicht in innere Bilder umsetzen kann und deshalb der Text nicht verstanden wird. "Ihre Zehen gruben sich in den feuchten Sand, während die kalte Brandung ihre nackten Füße taub machte." In diesem Satz steckt eine Fülle von körperlichen Empfindungen, die bei vielen mehr oder weniger direkt auch Emotionen auslösen. Wer aber nie mit nackten Füßen am Strand war oder das Gefühl kennt, wenn einem Extremitäten "abfrieren", kann damit nichts anfangen.

 

Von daher wäre es vielleicht interessant, zu untersuchen, ob leseaffine Menschen eher aus einem Umfeld mit reichen Anregungen kommen, als "Lesemuffel".

www.klippenschreiber.de

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Für mich waren das Problem in der Schule weniger die ganz alten Sachen, sondern eher diese "Problembücher".

"Damals war es Friedrich", "Behalt das Leben lieb" usw.

Ich werde nie verstehen, warum man mit 11 oder 12 so etwas lesen muss. :-?

 

Ich hab das immer mit Geräte- und Bodenturnen verglichen.

Ja, man kann natürlich sagen, Schüler sollten das können (bzw. bei Büchern "wissen").

Aber wäre es denn nicht viel wichtiger, Kindern und Jugendlichen den Spaß am Lesen und Sport zu vermitteln,

damit sie es auch außerhalb der Schule tun?

 

Mir hat die Schulzeit für einige Jahre (bis zur Oberstufe) den Spaß an beidem vermiest.

Zu Hause wollte ich mit beidem nichts zu tun haben.

Und das lag nicht speziell an dieser Schule oder den Lehrern, sondern an den Lehrplänen.

Bearbeitet von MichaelT
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Der Einfluss der Schule auf das Leseverhalten von Kindern ist womöglich gar nicht so groß, wie sich das manche Eltern wünschen.

Ich denke, dass es von viel größerer Bedeutung ist, ob die erwachsenen Vorbilder lesen, ob schon von klein auf Bilderbücher betrachtet und Geschichten vorgelesen werden und ob die Eltern selbst auch lesen. Ich selbst komme aus einer wirklich ganz einfachen Bauersfamilie, in der die Bildung auf dem Acker stattfand und alles, was darüber hinaus ging, verpönt war. Trotzdem war mein Vater eine große Leseratte. Ob es die sogenannten Schundhefte, Karl May, die lokale Zeitung oder irgendein geliehenes Buch war: ich erlebte ihn täglich als Lesenden.

Das hat mich geprägt.

 

Heute freut es mich, wenn mein Sohn mein Bücherregal plündert und dieselben Autoren gut findet wie ich. Die meiste Schullektüre hat er gehasst. Schillers Maria Stuart hat er in einem ausgiebigen Ritual verbrannt, nachdem es durchgearbeitet war. Seine erste eigenständige Literatur waren Comics, die ich übrigens als Einstieg ins Lesen ziemlich großartig finde. Ich würde es begrüßen, wenn Kinder in der Schule lustige Taschenbücher (gibt es die überhaupt noch?) kennenlernten, um wenigstens einmal das Gefühl zu erleben, ein Buch in der Hand zu haben, und es komplett durchzulesen.

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Viele Eltern lesen nicht. Gerade an Gesamtschulen, Realschulen und Hauptschulen (Realschule+), Mittelschulen oder wie sie auch genannt werden, ist es die Schule, die ans Lesen heranführt und dafür begeistern kann. Das ist eine große Chance, die oft vertan wird.

Deiner These stimme ich zu 100% zu, Olaf.

Das zu ändern liegt an den einzelnen Lehrern oder Fachschaften, aber da gibt es seltsamerweise oft wenig Lust, sich mit Neuerscheinungen zu beschäftigen, lieber wird das genommen, was man vom Studium kennt, zu dem das Zusatzmaterial im eigenen Schrank liegt, eventuell noch aus den eigenen Schulzeiten.

 

Real betrachtet sieht es so aus: Es gibt keinen Bonus, wenn man Neuerscheinungen liest und selbst Unterrichtsmaterial erstellt, weil es das für neuere Bücher oft nicht gibt. Nicht mehr Geld, auch nicht mehr Resonanz von Schülern, weil viele auf Lesen generell keine Lust haben und grundsätzlich meckern, weil Lesen so ist, wie oben schon beschrieben von AndreasH. Es ist anstrengend, Computerspiele sind generell cooler. Eltern danken es nicht. Allen Lehrern, die sich trotzdem die Mühe machen: Meine Hochachtung. Eine Selbstverständlichkeit ist es nicht, leider.

Das ist die Seite der Lehrer, wie sie halt ist.

 

Da wäre es notwendig, auch an Schulleitungen anzusetzen (Geld für Lesungen bereitstellen für Autoren mit Neuerscheinungen), bei den Lehrplänen (Neuerscheinungen verpflichtend aufnehmen, z.B. ein Buch, nicht älter als ein Jahr in der Erscheinung). Es ist ein verkrustetes System, das generell auf Altbewährtes setzt. Und das sind konkret der Faust zum Beispiel oder die Endlosbücher von Thomas Mann. Individuelle Lesebegleitung durch die Deutschlehrer wäre toll!

 

LG

Heike

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Zu den Lese-Voraussetzungen gehört, dass Kinder von ganz früh an Gelegenheit haben müssen, ihren Erfahrungsschatz aufzubauen, zu entwickeln, auszuweiten usw. Das bedeutet Anreize im motorischen, sensorischen, haptischen, otischen, aktustischen Bereich. Dinge, die erst mal nichts mit Lesen direkt zu tun haben. Denn wenn ein Mensch von Texten angeregt werden soll, muss er/sie das Gelesene übertragen können. In etwas, das eine Emotion in ihm auslöst. Dafür sind diese Erinnerungen und Erfahrungen wichtig. Ohne die bleiben Wörter nackt und leer. Ein großes Problem bei leseschwachen Menschen ist, dass das Gehirn die gelesenen Wörter nicht in innere Bilder umsetzen kann und deshalb der Text nicht verstanden wird. "Ihre Zehen gruben sich in den feuchten Sand, während die kalte Brandung ihre nackten Füße taub machte." In diesem Satz steckt eine Fülle von körperlichen Empfindungen, die bei vielen mehr oder weniger direkt auch Emotionen auslösen. Wer aber nie mit nackten Füßen am Strand war oder das Gefühl kennt, wenn einem Extremitäten "abfrieren", kann damit nichts anfangen.

 

Von daher wäre es vielleicht interessant, zu untersuchen, ob leseaffine Menschen eher aus einem Umfeld mit reichen Anregungen kommen, als "Lesemuffel".

 

Sehe ich ähnlich, aber die Erfahrung mit dem Medium Buch gehört auch dazu. Die ganz frühe Erfahrung, also das dicke Pappbilderbuch (auch die haptische und motorische Erfahrung desselben) und später das Vorlesebuch. Ich war erschrocken zu hören, dass es in Kindergärten längst nicht mehr üblich ist, vorzulesen. Auch die Bücherkuschelecke, die ich noch von meinen Kindern kannte, gibt es nicht mehr in jedem Kindergarten. Viele Eltern wissen sogar um die Wichtigkeit des Vorlesens und können es einfach nicht leisten. Bei der oben erwähnten Podiumsdiskussion wurde berichtet, dass Kindergartenkindern erst mal erklärt werden musste, was eigentlich ein Buch ist. Wenn Kinder dieses Medium erst in der Schule kennenlernen ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie es eher mit der Anstrengung des Lesenlernens verbinden, als mit der Freude, in ein Leseabenteuer einzutauchen. In Grundschulen ist es oft vom Engagement der Lehrer abhängig, ob Kinder auch in der Klasse Bücher vorfinden, oft gibt es nicht mal ein Budget für eine Schulbibliothek. Wir brauchen also eine Kultur des frühen Lesens und der frühen Anregungen.

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O ja, die Lektüre in dem Deutschunterricht, dem ich unterworfen war, war zum Sterben langweilig. Da hatten die Stunden nicht 45, sondern gefühlte 4.500 Minuten. Zum Glück wurde die unterhaltsame Literatur aber verfemt und verfolgt (Heftromane, Krimis etc.) und auf diese Weise interessant gemacht …

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Zitat Andrea Rings: Auch die Bücherkuschelecke, die ich noch von meinen Kindern kannte, gibt es nicht mehr in jedem Kindergarten.

 

Wie erschreckend. Das kann ich mir einfach nicht vorstellen. Hat sich in den fünfzehn Jahren, in denen unsere Kinder aus dem Kindergarten raus sind, so viel verändert?

 

Ich habe meine Kinder immer mit Büchern getröstet. Schon als sie ganz klein waren. Keine Lust, beim Kinderarzt zu warten? Aufgeschlagenes Knie? Maulig, weil müde, hungrig, keine Ahnung? Komm auf meinen Schoß, ich les dir was vor, dann geht alles vorbei. Es hat immer funktioniert.

Lustigerweise können sie sich aber nicht mehr erinnern. Eines unserer Kinder meinte letztens, dass es "grad wenig liest, weil es mir so gut geht. Lust auf  Lesen kriege ich immer, wenn es mir schlecht geht."

 

So viel zur frühkindlichen Prägung. Aber was, wenn diese Bedürfnisse durch Smartphones, Fernseher oder Essen gestillt werden?

Arme Kinder.

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Das "Lustige Taschenbuch" gibt es noch. Ist natürlich nicht mehr so gut wie früher.  ;)

 

Comics als Einstiegsdroge finde ich gut, früher habe ich mein gesamtes Taschengeld in Comics investiert — und dabei eine Menge Allgemeinwissen angesammelt. (Ich habe Yps und Zack gelesen, nichts mit Superhelden.)

 

Comics haben mir sogar in einem Fall Spaß am Lateinunterricht vermittelt (was mindestens einem Dreiviertelwunder entspricht). Damals haben wir im Lateinunterricht von Asterix "Falx aurea" ("Die goldene Sichel") gelesen. 

 

Es gibt auch reichlich anspruchsvolle Comics zu ernsten Themen. Vielleicht wäre das ab und zu eine Idee für den Deutschunterricht? 

Olaf Fritsche 

www.seitenrascheln.de

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Familien ohne Bücher erlebe ich auch immer öfter. Gerade habe ich irgendwo gelesen, dass selbst im aktuellen Ikea-Katalog in den Regalen keine Bücher mehr stehen, sondern irgendwelcher Schnickschnack zum Platz füllen. 

 

Der Hammer ist aber, dass mir ein Freund erzählt hat, es sei in Zukunft wichtiger, programmieren als lesen zu können. Und er hat es nicht verstanden, als ich ihm erklärt habe, dass auch Programme mit Buchstaben und Wörtern geschrieben werden. Dabei hat dieser Freund eine Menge Bücher zu Hause. 

Olaf Fritsche 

www.seitenrascheln.de

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Stichwort Asterix: Ich kenne Männer verschiedener Altersklassen, die in ihrer Jugend ausschließlich Asterix gelesen haben. Bemerkenswert, wenn man über Generationen hinweg die eigentlichen Nichtleser ansprechen kann und dann auch noch für den Lateinunterricht taugt!

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Das „Lustige Taschenbuch“ hat mir übrigens den Weg zu vielen Klassikern geebnet.

Ich habe die Comics verschlungen, inbesondere die, die sich auf literarische Vorlagen bezogen haben. Ich hatte meinen Spaß daran, wenn ich grob schon wusste, worum es in der Schullektüre ging, weil ich die Comicversion schon kannte. Und ich kann mich an die Situation erinnern, dass ich mich im Unterricht permanent versprochen hatte, weil ich statt der „Leiden des jungen Werther“ nur die „Leiden des jungen Ganther (Gans)“ im Kopf hatte. Ich habe dadurch einen recht spielerischen Umgang mit so manchem Klassiker gelernt.

Ob es die Comics immer noch in dieser Form gibt, muss ich mal herausfinden – und gegebenenfalls meine Sammlung aufstocken.

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Das „Lustige Taschenbuch“ hat mir übrigens den Weg zu vielen Klassikern geebnet.

Ich habe die Comics verschlungen, inbesondere die, die sich auf literarische Vorlagen bezogen haben. Ich hatte meinen Spaß daran, wenn ich grob schon wusste, worum es in der Schullektüre ging, weil ich die Comicversion schon kannte. Und ich kann mich an die Situation erinnern, dass ich mich im Unterricht permanent versprochen hatte, weil ich statt der „Leiden des jungen Werther“ nur die „Leiden des jungen Ganther (Gans)“ im Kopf hatte. Ich habe dadurch einen recht spielerischen Umgang mit so manchem Klassiker gelernt.

Ob es die Comics immer noch in dieser Form gibt, muss ich mal herausfinden – und gegebenenfalls meine Sammlung aufstocken.

 

Au ja, Comics … leider viel zu sehr unterschätzt. Dabei gibt es auch dort unglaublich tolle Geschichten mit super Dialogen.

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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Nein, Lesen ist nicht langweilig, zumindest nach meiner Erfahrung. Lesekompetenz ist meiner Meinung nach an Erzählkompetenz gekoppelt. Wer nicht erzählen kann, also Bilder (Kopfkino!) wiedergeben kann, wird auch mit Lesen Probleme haben. Erzählen und Lesen sind für mich komplementäre Prozesse.

Erzählen ist mir irgendwie in die Wiege gelegt wurden, warum, weiß ich nicht. Zudem hatte ich das riesige Glück, von der 9. bis zur 12. Klasse, ausgezeichnete Deutschlehrer zu haben, die uns, obwohl wir lieber englischsprachigen Rock konsumierten, deutschsprachige Literatur als Kultur nahebringen konnten. Sie ließen es zu, dass wir 'Effie Briest' verrissen haben, weil es für uns eine ätzend langweilige Welt war. Im 'Faust" hat uns Mephisto fasziniert, der war irgendwie rebellisch, 'Werner Holt' hat die Klasse gespalten, wie Jungen fanden die brutale Sprache stark, die Mädchen waren darüber schockiert. Den "sozialistischen Realismus" in Form von Pavel Kortschagin in 'Wie der Stahl gehärtet wurde' haben wir zur Kenntnis genommen, mehr nicht. Soviel aus meiner Zeit, als die Kommunikation noch (fast) aussschließlich auf nichtelektrischem Wege stattfand und meine Lesekompetenz herausgebildet wurde.

.Comics fand ich nie gut, zuviel Bild und zuwenig Text.

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Lesen ist vor allem Arbeit!

 

Das Lesen erfordert komplexere Voraussetzungen als bspw. Computerspiele, Fernsehen usw. Das heißt: Damit ein Kind überhaupt etwas vom Lesen haben kann, müssen in der ganz frühen bis frühen Kindheit schon Grundsteine gelegt worden sein. Wenn die fehlen, dann kann die Grundschule mit Leseförderung vielleicht Textverständnis u. ä. fördern, schwerlich aber Lesevergnügen.

 

Zu den Lese-Voraussetzungen gehört, dass Kinder von ganz früh an Gelegenheit haben müssen, ihren Erfahrungsschatz aufzubauen, zu entwickeln, auszuweiten usw. Das bedeutet Anreize im motorischen, sensorischen, haptischen, otischen, aktustischen Bereich. Dinge, die erst mal nichts mit Lesen direkt zu tun haben. Denn wenn ein Mensch von Texten angeregt werden soll, muss er/sie das Gelesene übertragen können. In etwas, das eine Emotion in ihm auslöst. Dafür sind diese Erinnerungen und Erfahrungen wichtig. Ohne die bleiben Wörter nackt und leer. Ein großes Problem bei leseschwachen Menschen ist, dass das Gehirn die gelesenen Wörter nicht in innere Bilder umsetzen kann und deshalb der Text nicht verstanden wird. "Ihre Zehen gruben sich in den feuchten Sand, während die kalte Brandung ihre nackten Füße taub machte." In diesem Satz steckt eine Fülle von körperlichen Empfindungen, die bei vielen mehr oder weniger direkt auch Emotionen auslösen. Wer aber nie mit nackten Füßen am Strand war oder das Gefühl kennt, wenn einem Extremitäten "abfrieren", kann damit nichts anfangen.

 

Von daher wäre es vielleicht interessant, zu untersuchen, ob leseaffine Menschen eher aus einem Umfeld mit reichen Anregungen kommen, als "Lesemuffel".

 

Danke, ein toller Beitrag! Über diesen Zusammenhang habe ich noch nie wirklich nachgedacht, obwohl es ganz logisch ist.

 

Ich habe letzte Woche ein Interview mit einer Frau gelesen, die keine visuelle Vorstellungskraft besitzt. Spannend, aber auch irgendwie sehr traurig.

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Schön, über eure Leserfahrungen in und außerhalb der Schule zu lesen.

Ich glaube, es hängt sehr vom Lehrer ab, welche Bücher auf der Lektüreliste stehen.

 

Wir mussten uns auch noch durch Zeug quälen wie "Iphigenie auf Tauris", "Das Gold von Caxamalca", "Nathan der Weise" (das mir vielleicht gefallen hätte, hätte ich es tatsächlich gelesen und nicht nur die Zusammenfassung in Kindlers Literaturlexikon).

 

Es gab aber auch Texte, die ich gut fand, z.B. erst Goethes Werther und danach "Die neuen Leiden des jungen W.", "Woyzeck" und "Der Biberpelz". Hesse und Kafka, die ich interessant fand, wurden gar nicht gelesen, das habe ich privat gemacht. Dazu jede Menge MAD- und "Clever & Smart"-Hefte, SF und Fantasy, Kitschromane und die Krimis aus dem väterlichen Bücherregal.

 

Die Klassiker hat mir die Schule nicht vermiest. Im Gegenteil: Irgendwann wollte ich wissen, was die deutsche Literatur noch zu bieten hat. Thomas Mann, Büchner, Kleist, Fontane – alles späte, aber beglückende Entdeckungen für mich.

Bearbeitet von Mascha
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Ich habe Klassiker gemocht, einige zumindest. Bei Faust habe ich mir regelrechte Diskussionsduelle mit meinem Professor geliefert. Und ich habe selbst auch gern gedichtet, daher waren Versmaße und Balladen für mich ein gefundenes Fressen.

Ich habe Klassenlektüre nie gemocht. Warum müssen alle dasselbe lesen (und ich meine jetzt nicht Klassiker).

Trotzdem sind manche meiner Kollegen nicht davon wegzubekommen, dass jedes Kind in der Klasse das gleiche Buch gelesen haben muss und es gibt dazu Leseaufgaben und es wird gemeinsam gelesen.

In meinen Augen können nicht alle Kinder Problembücher / Krimis / noch mehr Problembücher .... mögen, es gibt auch solche, die mit Harry Potter nichts anfangen können und nichts mit den Vorarlberger Sagen. Trotzdem müssen sie alle das gleiche in der gleichen Zeit lesen. Nicht mein Ding, wirklich.

 

Und ja, es gibt Menschen bei denen passiert im Gehirn einfach nichts, wenn sie einen erzählenden Text lesen. Die fühlen nicht mit, leben nicht mit, für sie sind es Wörter auf Papier, so interessant wie ein Telefonbuch. Wenn diese Menschen jedoch Hörbücher konsumieren, dann tut sich bei ihnen etwas. Wirklich faszinierend.

 

Und es kommt natürlich sehr auf das Beispiel der Eltern an und wie ein Kind heute von Büchern umgeben ist. Ich hatte ja die Bibliothek, aber was hätte ich dafür gegeben, wenn sich meine Eltern solche Wände für uns hätten leisten können:

https://www.instagram.com/p/Bm-84TQAfd9/?saved-by=angelikadiem

https://www.instagram.com/p/Blz9fX8FUeX/?saved-by=angelikadiem

https://www.instagram.com/p/BlYbL6iB6bw/?saved-by=angelikadiem

Derzeit in Schreibpause... mit immer wieder Versuchen, dieses Sumpfloch zu verlassen

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Ein spannendes Thema!

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es extrem von den Menschen und deren eigener Begeisterung für Bücher, Menschen und Geschichten abhängt, die einen im Kindesalter mit dem Lesen vertraut machen, ob ein Kind sich für Bücher begeistern kann.

Ich selbst hatte einen Deutschlehrer, der sämtliche Klassiker liebte. Dementsprechend waren für mich die Klassiker, die hier alle schon genannt wurden, nie langweilig. Nach seinem Deutschunterricht wollte man nur eines: Ab nach Hause und die Nase in ein Buch stecken!

 

Bei meiner Tochter (22) war es völlig anders. Sie hatte in der 1. Klasse nicht mal eine Fibel o.ä. und bekam kopierte Texte! Ich weiß noch, dass ich mich damals ganz fürchterlich bei der Klassenlehrerin darüber aufgeregt habe. Wie soll ein Kind die Schönheit eines Buches empfinden, wenn zum Lesen nur lose Zettel vorgelegt werden?  Hinzu kam, dass auch das Schreiben nach diesem komplett unsinnigen "Schreiben, wie man es hört" gelehrt wurde. Bei der Klassenlehrerin habe ich mir damit ein "Ihnen kann Schule doch keinen Spaß gemacht haben" eingehandelt.

Natürlich habe ich meiner Tochter viel vorgelesen! Aber es war sehr viel schwieriger, sie für ein Buch zu begeistern.

 

Zum Glück hatte sie auf dem Gymnasium dann einen Deutschlehrer, der meinem eigenen sehr ähnlich war! Heute ist sie zwar keine echte Leseratte, aber sie liest.

 

Meiner Erfahrung nach hängt die Lesebegeisterung stark mit dem Umfeld zusammen. Mit Umfeld meine ich privaten UND schulischen Umgang mit Büchern und Sprache.

Bearbeitet von PetraG
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Ich schließe mich denen an, die meinen, dass das Interesse am Lesen generell und an den Klassikern im besonderen viel mit der Anwesenheit oder der Abwesenheit von Vorbildern zu tun hat, die übrigens nicht unbedingt etwas mit dem Bildungsgrad der Eltern zu tun hat.

 

Wir waren eine Lesefamilie, und die Stadt- und Schulbibliothek war schon früh ein spannender Ort für mich.

In der Schule (die bei mir vor fünfzig bis sechzig Jahren stattfand) gab es natürlich anspruchsvollen, aber immer auch abwechslungsreichen Stoff. Natürlich auch Goethe und Kleist, aber auch Frisch, Dürrenmatt, Böll und Grass. Im Englischunterricht gab es beispielsweise Tennessee Williams und James Baldwin. Was dazu führte, dass ich mir in den frühen Zwanzigern immer noch überwiegend Autoren wie Handke und Wondratschek reingezogen habe. Erst als ich in meinem Job zu arbeiten anfing, war ich der Meinung, dass ich dem Elend der Welt nicht auch noch in Büchern begegnen muss. :-)

Wer keine lesende Familie hat und selbst als Kind nicht liest, hat verständlicherweise wahrscheinlich auch keine Lust auf Leseerfahrungen mit anspruchsvollerer Literatur.

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