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Hanna Aden

"Menschen sind nicht gleich!"

Empfohlene Beiträge

Ich habe gerade einen etwas provokanten Artikel in der ZEIT gelesen, in dem es um einen bestimmten Menschentypus geht, dessen Aufgabe nicht primär darin liegt, die Dinge am Laufen zu halten, sondern die Impulse zu finden, die nötig sind, damit Dinge sich ändern.

 

Der Artikel erlaubt mehrere Lesarten und beschäftigt sich mit der Frage, in wieweit es erlaubt ist und notwendig ist, nach Exzellenz zu streben. Ein solches Streben ist sich selbst genug und erwartet nicht in erster Linie monetäre oder gesellschaftliche Anerkennung.

 

Obwohl es dort nicht primär ums Schreiben geht, finde ich die Gedanken auch für uns und unsere Arbeit interessant.

 

Auszug:

 

 

"Lassen Sie mich ganz ungeschützt sprechen: Menschen sind nicht gleich! Jedenfalls nicht, was ihre Fähigkeiten und Motivationen, ihre Handlungsziele und ihre innere Festigkeit betrifft. So gibt es insbesondere stets einen schmalen Prozentsatz von Individuen, die aus ihrer jeweiligen Handlungsgemeinschaft weit und nicht selten störend herausragen. Was diese Individuen herausragen lässt, sind ihre besonderen Talente und Sehnsüchte. Was sie zu sozialen Störenfrieden macht, ist ihr Beharren auf dem Willen zum exzellenten Ausscheren.

[...]

 

[solche Menschen] sehen das Ziel ihres Wirkens in nichts anderem als dem Werk, das dieses Wirken hervorbringt. Sie arbeiten nicht für "andere" oder "anderes". Sie arbeiten insbesondere nicht des Geldes wegen. Und auch nicht für das soziale Äquivalent von Geld, nämlich Anerkennung. Diese Individuen sind also im denkbar produktivsten Sinne asozial und damit unbestechlich.

 

[... Sie] lieben Exzellenz um ihrer selbst willen – als markantesten Ausweis dessen, was menschenmöglich ist.

 

Beschreibt das ein mögliches Ideal einer Existenz als Schriftsteller*in und Geschichtenerzähler*in?

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Ich habe schon einige dieser Wesen getroffen, die geschrieben haben. Schriftsteller waren die aber nicht. Dazu gehört die Arbeit am Handwerk Und nicht die innerliche Verfestigung schon genial zu sein, dass sogenannte DSDS-Syndrom. (Beratungsresistente Personen mit deutlich unterdurchschnittlichen Fertigkeiten aber enormen Selbst- und Sendungsbewusstsein.)

 

Gruss

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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Beschreibt das ein mögliches Ideal einer Existenz als Schriftsteller*in und Geschichtenerzähler*in?

 

Auch von mir ein Nein. Wenn weder Geld noch Anerkennung die Triebkarft des Handelns sind, frage ich mich, was ist es dann? Irgendwie habe ich den Eindruck gehabt, der Autor beschreibt das Asperger-Syndrom.

Bearbeitet von Dietmar
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Ganz und gar nicht. Ich bin mir auch nicht sicher, welchen Menschentyp der Redakteur dort zu sehen geglaubt hat. Solche Typen gibt es, aber nicht nur in einer idealistischen Ausprägung. Sie können auch fürchterlich nerven. Für jedes größeres Projekt braucht man ein Team, und der Teamleiter ist gut beraten, wenn er dort Leute mit unterschiedlichen Stärken berücksichtigt. Er braucht mindestens einen Ideengeber oder Innovator. Aber diese kreativen köpfe sind nur ganz selten auch dazu befähigt, Dinge umzusetzen und schon gar nicht können sie für die nötige soziale Schmierseife sorgen, ohne die nie etwas geht. Macher, Diplomat und Verkäufer sind andere wichtige Rollen.

 

Intrinsische Motivation ist immer gut und ein Weg aus der Unzufriedenheit raus und ins Glück rein. Menschen mit dieser Gabe können aber außer sperrig auch extrem unauffällig sein, weil sie sich selbst genügen. Und Künstler? Sie haben, bis sie sich nicht mehr rühren können, immer etwas zu tun und kennen keine Langeweile. Das ist die gute Seite, und das kann auch für Schriftsteller gelten. Aber wenn sie zum künstlerischen Drang auch den Applaus brauchen, wird es schon wieder schwierig. Und wenn der Drang sich auszudrücken zu stark ist, kann aus dem Begnadeten auch ein Getriebener werden.

 

Kurzum: Jedes Ding hat zwei Seiten und deshalb ist mein Ideal die eierlegende Wollmilchsau. ;D

 

Liebe Grüße

Wolf

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Ich denke auch, dass der beschriebene Typus kein Autor ist.

 

Dieser Typus ist ein Ideengeber. Jemand wie Elon Musk. Keiner, der sich stundenlang diszipliniert an den Schreibtisch setzt und Marktgesetze beachtet. Diese Gründer brauchen Menschen, die für sie diszipliniert arbeiten - Sekretärinnen etc.

Vielleicht gab es in früheren Jahrhunderten Autoren, die so waren. Tolstoi, der seine Romane seiner Frau diktierte und ganz bestimmt kein Teamplayer war.

Über solchen Menschen kann man tolle Romane schreiben, aber ob sie selber einen schreiben und erfolgreich veröffentlichen werden?

Ich bin skeptisch.

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Schriftsteller waren die aber nicht. Dazu gehört die Arbeit am Handwerk.

 

Mir erschließt sich noch nicht ganz, wie sich Streben nach Exzellenz jenseits von kommerziellen oder gefallsüchtigen Motivlagen und Arbeit am Handwerk gegenseitig ausschließen sollen - magst du mich darüber aufklären?

 

Intrinsische Motivation ist immer gut und ein Weg aus der Unzufriedenheit raus und ins Glück rein. Menschen mit dieser Gabe können aber außer sperrig auch extrem unauffällig sein, weil sie sich selbst genügen. Und Künstler? Sie haben, bis sie sich nicht mehr rühren können, immer etwas zu tun und kennen keine Langeweile. Das ist die gute Seite, und das kann auch für Schriftsteller gelten. Aber wenn sie zum künstlerischen Drang auch den Applaus brauchen, wird es schon wieder schwierig. Und wenn der Drang sich auszudrücken zu stark ist, kann aus dem Begnadeten auch ein Getriebener werden.

 

Genau der Drang nach Applaus wird dem hier beschriebenen (vielleicht nur in der Theorie existierenden) Menschentypus ja abgesprochen, weil es ihm primär um die eigenen Ansprüche an das eigene Schaffen und nicht um gesellschaftliches Lob oder Anerkennung gehe. Ich finde das als anzustrebendes schriftstellerisches Ideal (anstatt "ich schreibe genau das, was der Markt nun mal will") ehrlich gesagt ziemlich interessant.

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Ich habe in meiner eigenen Unternehmerzeit solche Leute kennengelernt, aber als Schriftsteller kann ich sie mir eher nicht denken. Diese Menschen sind "Antreiber", im positiven oder negativen Sinne, je nach Kontext, und brauchen den Resonanzboden mehr oder minder williger Mitspieler, und auch wenn man sie bisweilen feiert (meistens nicht), kann die Atmosphäre um sie herum mitunter von Mobbing schwer zu unterscheiden sein. (Ich bin sicher, dass der vielgerühmte Steve Jobs, auch wenn wir ihm tatsächlich viel zu verdanken haben, eine Nervensäge war. Höflich gesagt.)

 

Als Schriftsteller dagegen sucht man doch, meine ich, eher die Ruhe und Abgeschiedenheit und genießt es, etwas zu haben, das man ganz alleine machen kann (wo kann man das noch heutzutage?). Die einzige entfernte Ähnlichkeit mit dem beschriebenen Typus mag sein, dass man beim Schreiben vielleicht auch die Vortrefflichkeit um ihrer selbst willen sucht: Wenn man noch an einem Text feilt, obwohl einem eigentlich klar ist, dass niemand mehr den Unterschied zur Version davor erkennen oder gar würdigen wird. Doch man tut es, weil man anders nicht zufrieden ist, und der Rest ist einem schnurz.

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Ich habe in meiner eigenen Unternehmerzeit solche Leute kennengelernt, aber als Schriftsteller kann ich sie mir eher nicht denken. Diese Menschen sind "Antreiber", im positiven oder negativen Sinne, je nach Kontext, und brauchen den Resonanzboden mehr oder minder williger Mitspieler, und auch wenn man sie bisweilen feiert (meistens nicht), kann die Atmosphäre um sie herum mitunter von Mobbing schwer zu unterscheiden sein. (Ich bin sicher, dass der vielgerühmte Steve Jobs, auch wenn wir ihm tatsächlich viel zu verdanken haben, eine Nervensäge war. Höflich gesagt.)

 

Als Schriftsteller dagegen sucht man doch, meine ich, eher die Ruhe und Abgeschiedenheit und genießt es, etwas zu haben, das man ganz alleine machen kann (wo kann man das noch heutzutage?). Die einzige entfernte Ähnlichkeit mit dem beschriebenen Typus mag sein, dass man beim Schreiben vielleicht auch die Vortrefflichkeit um ihrer selbst willen sucht: Wenn man noch an einem Text feilt, obwohl einem eigentlich klar ist, dass niemand mehr den Unterschied zur Version davor erkennen oder gar würdigen wird. Doch man tut es, weil man anders nicht zufrieden ist, und der Rest ist einem schnurz.

 

Trifft es ausgezeichnet.

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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Die Beschreibung von Aryn Rand entspricht einem Topos des Künstlers, der mit der Realität nicht viel zu tun hat, besonders noch weniger, wenn man die Vorstellungswelt von Rand einbezieht. Die Vorstellung, dass ausgerechnet Elon Musk nicht nach sozialer Anerkennung sucht, trotz Hunderter gegensprechender Interviews und Aussagen, finde ich wirklich witzig.

Kunst ist immer Diskussion, Sender oder Empfänger, die Vorstellung eines Verabsolutierten Werkes als Ziel sagt mir etwas über den Verfasser- Roland Barthe und die Dekonstruktion fehlen, genau wie Alles zur Kreativitatsforschung.

 

Rand bezieht sich auf die Vorstellung aus einer heute sehr rechtskonservativen Gedankenwelt, in der Führerfiguren wie das Geheime Deutschland Wissende um sich sammeln, s. Stefan George, und die Wahrheiten der Welt sammeln. Das Genie als Künstler ...

 

Das sind Übrigens auch die Oxfordianer, deren geheime Gedankenwelt einen Shakespeare nur als Adligen sehen kann, weil niemand sonst Wissen und Talent genug besitzen kann, um diese Werke so schreiben. Schreib nur über das was du kennst.

 

Aber bevor ich abschweifen....

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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