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Margot

Namen oder Personalpronomen?

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Liebe Kolleginnen und Kollegen

 

Ich verwende leider viel zu oft die Namen der Protagonisten in meinen Geschichten. Beim Überarbeiten streiche ich anschliessend gefühlte 10'000 Namen wieder und ersetze sie durch die jeweiligen Personalpronomen, nach der Regel (?), dass es so lange verwendet werden kann, bis eine andere Person mit demselben Geschlecht vorkommt bzw. bis immer noch klar ist, wer agiert/gemeint ist.

 

Jetzt bin ich mir aber nicht mehr sicher, ob es diese "Regel" wirklich gibt. Wie macht ihr das? Nach Gefühl? Abwechselnd?

 

Ich bin aktuell an einer Passage, in der ich das Personalpronomen über fünf Seiten verwenden könnte, frage mich aber, ob das nicht zu lang ist. Stichwort: Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfisches 8-)

 

 

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Ich habe da noch nie so drüber nachgedacht, aber ich habe mal nachgesehen und verwende tatsächlich bei längeren Szene von zwei Personen meist doch einmal pro Seite den Namen. Ist ja auch nicht schlecht, die Leserin könnte das Buch zur Seite gelegt haben und beim Wiedereinstieg nicht so genau wissen, wer da redet. Personalpronomen sind natürlich enger in der Perspektive, die Namensnennung entfernt sich dann immer ein paar Millimeter wieder, aber wenn das nur selten vorkommt, macht das ja nichts.

Wenn es dir also zu lang erscheint, dann füttere doch den Goldfisch ab und an :-)

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Wenn ich in personaler Perspektive ganz eng an oder aus der Figur schreiben will, verwende ich den Namen beinah nur, wenn es unvermeidlich ist und versuche auch, Personalpronomen einzusparen, wo es geht. Jede Namensnennung schaft wieder ein wenig Abstand zur Figur.

Schreibe ich mit einer gewissen Distanz, nenne ich den Namen häufiger.

 

Das kann in einer Szene auch mal wechseln, bzw. man kann damit näherranzoomen oder sich entfernen, wie man möchte. Schönes Spielzeug :)

Bearbeitet von JenniferB
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Ich kenne da keine regel und setze ganz auf meinen Instinkt. Was Jennifer sagt, ist wichtig. Nah an der Figur hat der name nichts zu suchen. Aber bei Stimmungswechsel/Atmosphärenwechsel oder Ähnlichem setze ich gern den Namen ein, um anzukündigen, dass sich etwas ändert. Aber nichts davon ist in Metall gegossen.

 

Liebe Grüße

Wolf

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Vielen Dank für eure Antworten.

 

Es war mir bis jetzt nicht bewusst, dass der Name Distanz bedeutet. Wow, darüber muss ich jetzt erst mal gründlich nachdenken! Kann länger gehen ... :D

 

Im Ernst, das höre ich heute zum ersten Mal. ich überprüfe das gleich mal - danke.

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Wenn ich in personaler Perspektive ganz eng an oder aus der Figur schreiben will, verwende ich den Namen beinah nur, wenn es unvermeidlich ist und versuche auch, Personalpronomen einzusparen, wo es geht.

 

Wie machst du das denn, Jenny? Hast du ein Beispiel?

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Ganz einfach schon mal, indem man sich jedes: Er sah, sie fand, er bemerkte, sie spürte, er hörte ... ganz genau anschaut und bewusst setzt. Man kan sowas aus personaler Perspektive fast immer weglassen - muss man aber nicht, man kann auch etwas damit machen.

Oder - Bananenbeispiel auf die Schnelle: "Sie tastete mit den Händen die Unterseite der Tischplatte ab und fühlte die Kerbe, die sie schon vor Jahren dort bemerkt hatte." Da reicht oft ein näheres: "Die Kerbe an der Unterseite der Tischplatte war immer noch da."

(Was auch immer diese Kerbe da uns gerade sagen will :p )

 

In einem amerikanischen Kreativ Writing Kurs habe ich den Tipp bekommen, um mal ganz nah ranzugehen, aus meiner dritten Person gedanklich ein Ich zu machen - und dann das Wort Ich auf ein Minimum zu reduzieren. (Was einer Ich-Perspektive ohnehin selten schadet.)
An manchen Stellen ist die Wirkung krass, da fällt mir aber gerade kein gutes Beispiel ein, da müsste ich suchen.

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Noch größer wird die Distanz, wenn nicht einmal mehr der Name verwendet wird, sondern z. B. die Berufsbezeichnung: "der Doktor", "der Polizist" usw. Also aufgepasst, wenn Lektoren so was vorschlagen, um angeblich "unschöne" Wiederholungen zu vermeiden und etwas Abwechslung in den Text zubringen. 

"Wir sind die Wahrheit", Jugendbuch, Dressler Verlag 2020;  Romane bei FISCHER Scherz: "Die im Dunkeln sieht man nicht"; "Die Nachtigall singt nicht mehr"; "Die Zeit der Jäger"

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Noch größer wird die Distanz, wenn nicht einmal mehr der Name verwendet wird, sondern z. B. die Berufsbezeichnung: "der Doktor", "der Polizist" usw. Also aufgepasst, wenn Lektoren so was vorschlagen, um angeblich "unschöne" Wiederholungen zu vermeiden und etwas Abwechslung in den Text zubringen. 

 

Das wäre ein krasser Perspektivfehler! Grausig.

Wenn ich höchste Nähe will, also ganz in die Figur hinein will, nehme ich den Ich-Erzähler.

 

 

LG

Martin

_________________________________________________

www.martinconrath.de

Jede Art des Schreibens ist erlaubt - nur nicht die langweilige (Voltaire)

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Ist dann hier wiederum der Fall, dass möglichst aktiv formuliert werden soll? Also eher die Figuren etwas tun lassen ("Sie fühlte die Kerbe.")? Aber wahrscheinlich gibt's für jede "Regel" das Gegenszenario ... :s01

 


"Sie tastete mit den Händen die Unterseite der Tischplatte ab und fühlte die Kerbe, die sie schon vor Jahren dort bemerkt hatte." Da reicht oft ein näheres: "Die Kerbe an der Unterseite der Tischplatte war immer noch da."
Bearbeitet von AndreasH

www.klippenschreiber.de

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Ist dann hier wiederum der Fall, dass möglichst aktiv formuliert werden soll? Also eher die Figuren etwas tun lassen ("Sie fühlte die Kerbe.")? Aber wahrscheinlich gibt's für jede "Regel" das Gegenszenario ... :s01

 

"Sie tastete mit den Händen die Unterseite der Tischplatte ab und fühlte die Kerbe, die sie schon vor Jahren dort bemerkt hatte." Da reicht oft ein näheres: "Die Kerbe an der Unterseite der Tischplatte war immer noch da."

 

 

Das kenne ich so nicht - sehe da auch keinen Sinn.

Du solltest eher aktiv als passiv formulieren, also statt: "Der Hund wurde von meiner Mutter gefüttert" besser "Meine Mutter fütterte den Hund."

 

Ansonsten steuerst du ua darüber eben die Nähe, die der Leser zu der Figur erhält. Beschreibungen, was die Figur macht, sind fast immer eher Außenbeschreibungen.

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Noch größer wird die Distanz, wenn nicht einmal mehr der Name verwendet wird, sondern z. B. die Berufsbezeichnung: "der Doktor", "der Polizist" usw. Also aufgepasst, wenn Lektoren so was vorschlagen, um angeblich "unschöne" Wiederholungen zu vermeiden und etwas Abwechslung in den Text zubringen. 

 

Diesen "Abwechslungsfluch" haben mein Mann und ich zu Beginn auch einmal erlebt. Der komplette Roman musste von uns kurz vor Schluss noch einmal "rücklektoriert" werden. 

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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Ich mach das nach Instinkt, Margot, also diese Mischung aus Namensnennung und Personalpronomen wählen. Der Leser assoziiert ja auch mit dem Namen vieles, weswegen ich die von dir oben beschriebene Regel ziemlich schräg finde. Habe von dieser Regel auch noch nie gehört.

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Ich mach das nach Instinkt, Margot, also diese Mischung aus Namensnennung und Personalpronomen wählen. Der Leser assoziiert ja auch mit dem Namen vieles, weswegen ich die von dir oben beschriebene Regel ziemlich schräg finde. Habe von dieser Regel auch noch nie gehört.

 

Eine Regel ist es nicht, deshalb habe ich auch die Anführungszeichen verwendet. Aber ich dachte dabei an dieses Problem (aus dem Internet kopiert):

 

Falls nicht klar ist, z. B. bei zwei Substantiven mit demselben Genus, sollte man besser das Nomen und nicht das Pronomen nutzen, um Missverständnisse zu vermeiden.

 

 „Frau Meier hat eine Katze.“ - „Ich mag sie sehr.“

(Wen? Die Katze oder Frau Meier?)

 

Darum geht es mir: Ich kann solange das Pronomen verwenden, bis nicht mehr klar ist, wer gemeint ist oder spricht. Oder sehe ich das falsch?

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