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(MelanieL)

Diversität in Romanen und Sensitivity Reading

Empfohlene Beiträge

Übrigens finde ich das englische "diverse" mit dem deutschen Wort "divers" schlimm übersetzt; ich halte das sogar für einen "falschen Freund". Korrekt und auch viel sinntragender wäre es, es mit "vielfältig" zu übersetzen.

 

Man hat "diverse Schrauben" in seinem Werkzeugkasten, aber nicht "diverse Helden".

Das stimmt, aber ich fand das auch grad ein schönes Wortspiel wegen der Doppeldeutigkeit

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Gilt meiner Meinung nach nicht für Serien- oder Reihentitel, wo bestimmte (ungeschriebene) Versprechen bestehen, aufgrund derer die Zielgruppe überhaupt kauft. Ich wette, Perry Rhodans leidenschaftliches Plädoyer für den Feminismus oder für mehr Barrierefreiheit an Bord würde aus dem Manuskript gestrichen.

 

Perry Rhodan hat sehr viel Diversität, soviel ich mich erinnere. Sein Mutantenkorps stammt aus allen Teilen der Erde, also diverse Hautfarben, dann gibt es diese Reihe um Atlans Zeitabenteuer, die auch in verschiedenen Teilen der Erde spielt mit den passenden Figuren, und soweit ich weiß. Und war nicht im ersten Sammelband Perry Rhodans Thora als Raumschiffkommandantin ihm an Wissen und Fähigkeiten massiv überlegen. und für eine Zivilisation, die den Leerraum zwischen den Galaxien überwinde, ist aufgrund der technischen Möglichkeiten Behinderung kein Hindernis. Zudem wird die Menschheit dort selbst zu Migraten auf vielen Planeten.

Bearbeitet von AngelikaD

Derzeit in Schreibpause... mit immer wieder Versuchen, dieses Sumpfloch zu verlassen

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Gilt meiner Meinung nach nicht für Serien- oder Reihentitel, wo bestimmte (ungeschriebene) Versprechen bestehen, aufgrund derer die Zielgruppe überhaupt kauft. Ich wette, Perry Rhodans leidenschaftliches Plädoyer für den Feminismus oder für mehr Barrierefreiheit an Bord würde aus dem Manuskript gestrichen.

 

Perry Rhodan hat sehr viel Diversität, soviel ich mich erinnere. Sein Mutantenkorps stammt aus allen Teilen der Erde, also diverse Hautfarben, dann gibt es diese Reihe um Atlans Zeitabenteuer, die auch in verschiedenen Teilen der Erde spielt mit den passenden Figuren, und soweit ich weiß. Und war nicht im ersten Sammelband Perry Rhodans Thora war schon im ersten Band als Raumschiffkommandantin ihm an Wissen und Fähigkeiten massiv überlegen. und für eine Zivilisation, die den Leerraum zwischen den Galaxien überwinde, ist aufgrund der technischen Möglichkeiten Behinderung kein Hindernis. Zudem wird die Menschheit dort selbst zu Migraten auf vielen Planeten.

 

 

Mein Beitrag oben war eine unmittelbare Antwort auf den Post von Andreas E.: "Leser haben keinerlei Anspruch darauf, dass ein Autor so schreibt, wie sie es sich wünschen. Sie haben nur das Recht, sich Bücher und Autoren frei auszuwählen und jedwedes Buch gut oder schlecht zu finden" - und damit eine Antwort auf die weiter oben aufgeworfene Frage, ob Leser vom Autor bestimmte Haltungen, Themen, Meinungsäußerungen usw. einfordern können oder umgekehrt verlangen dürfen, dass bestimmte Themen nicht aufgegriffen werden.

 

Die Autoren von Heftromanen haben relativ wenig Raum für Experimente, sondern müssen sich streng ans Serienexposé - und damit an die Lesererwartungen - halten. Weil, wie Andreas in einem anderen Post anmerkte, die Leser dieser Hefte Klischees lesen wollen, und da hat jede Reihe ihre eigenen. Leser von Heftromanen wählen nicht den Autor, sondern die Story, und die spielt sich innerhalb bestimmter, eng gesetzter Grenzen ab.

 

Überdies würde ich Mutanten in einer SF-Reihe nicht als "divers" wahrnehmen, und mein Ausdruck von der "Barrierefreiheit an Bord" war eher ironisch gemeint, um auszudrücken, dass bestimmte Genres sich mit bestimmten Themen eben nicht beschäftigen - ohne dass man dem einzelnen Autor gleich eine bestimmte Haltung zu diesen Themen attestieren/unterstellen kann.

Bearbeitet von KerstinH
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LGBTQ-Personen wollen repräsentiert sein und das ist auch gut und richtig. Das heißt aber nicht, dass man sie deshalb nur als "schwul" oder "lesbisch" definieren muss. Wenn nebenbei herauskommt: "Oh, der ist mit 'nem Typen zusammen" oder "Oh, die hat 'ne Freundin", dann ist das halt so. Aber man muss oder sollte darum kein großes Gewese machen. Die Figuren sollten die Figuren sein. Sind sie zufällig schwul oder lesbisch, okay, aber ich brauche vermutlich keine zwölfseitige Sex-Szene, die das noch einmal unterstreicht. 

 

Hier stimme ich vollkommen zu. Ich habe in meinen Romanen auch immer Menschen aller möglichen Couleur und sexueller Ausrichtung, aber sie sind eben einfach da, und wenn es nicht für den Plot wichtig ist, dann wird es oft auch nur am Rande erwähnt, ganz einfach weil die Figuren sich mir halt genauso vorgestellt haben, als sie in die Geschichte hinein wollten.

 

So hab ich z.B. in einer meiner Krimiserien ein schwules Pärchen, dass einen Irish Pub in Bonn besitzt und gerne mit meinem männlichen Protagonisten Skat spielt. Die zwei sind glücklich miteinander (soll ja vorkommen) und werden zumindest innerhalb ihrer Community/Umgebung auch akzeptiert und respektiert. Kann sein, dass auch mal jemand stänkert, das ist aber innerhalb meiner Plots noch nicht vorgekommen.

 

Es war nun einmal einfach so, dass, als ich zum ersten mal über den Pub schrieb, mir gleich Brian und Michael als die beiden Besitzer "zufielen". Ich sah sie einfach vor mir, als Paar. Also habe ich sie so geschrieben. Sie haben übrigens einen Koch, dessen Hauptfarbe sehr dunkel ist und der gleichzeitig im breitesten Kölsch redet und besonders schimpfen kann. Ist das nun divers oder normal? Sicher ist: Er hat sogar eine lebende Vorlage und auch er passte einfach in diesen Pub hinein. 

 

Wenn meine Figuren (egal ob Haupt- oder Nebenfigur) sonst in irgendeiner Art divers, queer oder was auch immer sind, dann entweder, weil der Plot genau auf das Thema abzielt oder weil sie mir einfach beim Plotten so vor Augen stehen. Warum sollte ich sie in eine andere Richtung verbiegen, wenn sie so sein möchten?

 

Ich versuche, mit solchen Themen unverkrampft umzugehen und nicht zu versuchen, möglichst viele diverse Charaktere mit Gewalt in eine Story zu pressen und dann auch noch zu versuchen, jede von ihnen durch besondere Hervorhebungen (ob nun mehrseitige Sexszenen oder anderes) in den Fokus zu rücken, nur damit sich am Ende auch nur ja jeder repräsentiert fühlt. So etwas merkten die LeserInnen ja auch früher oder später. Ich will einzig spannende und unterhaltsame Geschichten schreiben, in denen es bunt zugeht, aber nicht zwingend zu bunt.

Petra Schier / Mila Roth: Zwei Namen, eine Autorin - Lesefutter für (fast) jeden Geschmack

 

www.petra-schier.de +++++++ www.mila-roth.de

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Einen bedenkenswerten Ansatz fand ich im Deutschlandfunk

https://srv.deutschlandradio.de/dlf-audiothek-audio-teilen.3265.de.html?mdm:audio_id=758641

 

Ein Zitat:

"Interessanterweise sehen solche (sprachlichen) Reinheitswünsche regelmäßig davon ab, wie verletzend objektive Ungleichheiten in der Gesellschaft sind."

Meint: man bleibt in der Empörung über die sprachlichen Unreinheiten stecken, statt sich aktiv an der Beseitigung von Ungleichheit zu beteiligen. Man hängt sich an Fragmenten der Ungleichheit auf, statt einen Schritt weiter zu gehen und sich an die Beseitigung der Ursachen zu machen.

Natürlich ist auch hier das "wenn alle" wieder einmal eine Falle in die man tappen kann. Denn sicher werden nie "Alle" bereit und in der Lage sein, die Sprache derart zu bereinigen, dass niemand mehr verletzt wird. Aber die Vorstellung, wie es wäre, wenn, zeigt dann doch Konsequenzen auf, die der Sache nicht dienen.

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Ich denke, das Thema wird uns auch weiterhin beschäftigen.

Derzeit gehen die Wogen auf Twitter wieder hoch.

Bearbeitet von AngelikaD

Derzeit in Schreibpause... mit immer wieder Versuchen, dieses Sumpfloch zu verlassen

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Hallo zusammen,

 

für mich gibt es drei völlig unterschiedliche Themen:

 

Die ungehörten Geschichten, die Toni Morrison als Erste erzählt hat, haben viele Menschen inspiriert ihr Geschichte zu erzählen. Somit bedeutet Diversität sehr vielen Menschen eine Stimme zu geben und ihnen zuzuhören. Das spricht sehr dafür.

 

Sobald Menschen ihre Stimmen finden, beginnen sie Ansprüche zu stellen oder IhreRechte zu nutzen, und das hat auch seine Berechtigung. Aber gerade sieht man sehr schön, dass auf einmal nur noch die Minderheiten selber über sich sprechen, repräsentieren, sich beleidigen und/oder darstellen dürfen. Hier kippt alles wieder, weil etwas erlebt zu haben, nicht bedeutet, dass man es auch künstlerisch bearbeitet kann. 

 

Den Anspruch nicht verstört und/oder beleidigt zu werden zu verabsolutieren, führt dazu, dass über nichts mehr diskutiert werden kann. Und Kunst muss oft provozieren, weil gerade alle versuchen Texte und Diskussionen zu "framen", also durch die Wortwahl den Ausgang der Diskussion zu beeinflussen oder durch gezielte Störung wie z.B. "ich fühle mich beleidigt" oder anderen Techniken zu manipulieren. Es ist schlicht Tricks, wo es nicht um die Themen geht, sondern nur über eine Metaebene, und zu gewinnen und nicht recht zu haben.

 

So sehr ich immer noch auch Diversität achte, auf den Bechteltest, habe ich ein ernstes Problem mit dem Anspruch niemanden zu beleidigen. Denn das gehört halt auch dazu.

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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Ich versuche zu differenzieren zwischen: Will ich jemanden angreifen, in seiner Ehre verletzten, indem ich ihn beleidige? Denn "beleidigen" setzt Vorsatz voraus, ansonst ist es keine Beleidigung. Oder fühlt sich jemand beleidigt und ich habe es gar nicht beabsichtigt?

 

Im ersten Fall ist die Sache klar: Ich will Kampf, Eskalation und im Endeffekt die Unterwerfung meines Gegners oder Feindes und muss mit den Konsequenzen leben. Es geht also um einen Machtkampf.

 

Der zweite Fall ist deutlich schwieriger. Wenn mir das im persönlichen Umfeld passiert, versuche ich zu klären und ich bin gerne bereit meine Wortwahl zu verändern, um auf jemanden Rücksicht zu nehmen. Auch das hat natürlich Grenzen.

 

Passiert mir das im künstlerischen Bereich, nehme ich das ernst, aber ich würde niemals auf die Idee kommen, meine künstlerische Aussage zu verändern, wenn ich nicht beleidigt habe, was bei mir der Regelfall ist. Provokation im künstlerischen Bereich ist für mich keine Beleidigung, denn Provokation und Überspitzung sind mit die wichtigsten Mittel  der Kunst.

 

Jan Böhmermann hat mit seinem Erdogan-Gedicht die Grenzen ausgelotet. Ich bin ihm dankbar dafür. (Am 4. Oktober 2016 gab die Staatsanwaltschaft Mainz bekannt, dass das Strafverfahren gegen Böhmermann eingestellt wurde. Es seien keine „strafbaren Handlungen […] mit der erforderlichen Sicherheit nachzuweisen“, teilte die Behörde mit. Eine Karikatur oder Satire sei keine Beleidigung, sofern „die Überzeichnung menschlicher Schwächen [keine] ernsthafte Herabwürdigung der Person“ enthalte. - Wikipedia)

 

Insofern kann ich ruhig schlafen, denn in Deutschland ist die Freiheit der Kunst ein hohes Gut, das ich nicht in Gefahr sehe.

 

Den schlimmsten Shitstorm, den ich je erlebt habe, brach los, weil ich in einem historischen Roman von einem Bösewicht ein kleines Kätzchen habe umbringen lassen. Er hat ihr einfach das Genick gebrochen und sie in die Ecke geworfen. Ich wurde als Katzenhasser diffamiert ...

 

 

LG

Martin

_________________________________________________

www.martinconrath.de

Jede Art des Schreibens ist erlaubt - nur nicht die langweilige (Voltaire)

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Gerade die Böhmermanngeschichte zeigt sehr gut, was hier mittlerweile an Geschmacklosigkeit toleriert wird. Juristisch war es vielleicht im Rahmen, aber persönlich finde ich, dass er nicht Grenzen ausgelotet, sondern sie eindeutig überschritten hat. Es waren erstens sehr boshafte Beleidigungen, und sie haben zweitens nicht dazu geführt, dass sich das politisch sowieso schon aufgeheitzte Klima wieder ein bisschen abgekühlt hätte. Im Gegenteil, er hat dermaßen gezündelt, dass eine Staatsaffäre daraus wurde. Selbst wenn damit nach Meinung der Staatsanwälte die Person nicht herabgewürdigt wurde (was ich nicht so sehe), frage ich mich, warum man so etwas tut? Hatte das irgendeinen anderen Wert außer boshafter Schadenfreude?

 

PS: Welche menschliche Schwäche wurde mit: Sein Gelöt stinkt schlimm nach Döner, selbst ein Schweinefurz riecht schöner überzeichnet? Oder mit Ziegen ficken und Schrumpelklöten?

Und gleichzeitig gibt's hier in diesem Forum eine heiße Diskussion über politisch korrektes Schreiben und sensitivity reading. Ich fühle mich irgendwie wie im falschen Film.

Bearbeitet von KerstinH
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