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Angelika Jo

Longlist Deutscher Buchpreis

Empfohlene Beiträge

Also ehrlich, dass "schwarze Nacht" nun nicht gerade ein stilistischer Glücksgriff ist, hatte ich bis jetzt auch immer gedacht.  :-X

 

LG Cornelia

Liebe Cornelia,

wer hat so etwas behauptet? 

"Der Mond ist versunken" - wenn der Mond nicht scheint (und auch keine Sterne), dann ist die Nacht nicht dunkel, sondern schwarz. Ich selbst verbringe sehr viel Zeit in einem SCHWARZwaldtal ohne Laternen und sobald der Mond nicht scheint, ist es dort komplett finster, komplett schwarz. Das Adjektiv dunkel reicht da nicht als Beschreibung! Es wurde dunkel, benutzt man ja zum Beispiel auch, um den Übergang vom Tag zur Nacht zu beschreiben. Schwarz hingegen macht sofort klar, dass es in dieser Nacht keine Lichtquelle gibt, weder innen, noch außen. Und das ist schon ein Unterschied! In einer dunklen Nacht kann ich noch Schemen oder Umrisse entdecken, bei einer schwarzen nicht.

 

"Der Mond ist versunken, die schwarze Nacht ist da, (...)" ist auch ein viel dramatischerer Satz, als "die dunkle Nacht ist da". Schwarz ist düsterer, gleich geheimnisvoller - auch durch den Kontrast, dass diese schwarze Nacht offensichtlich erwartet worden ist/darauf gewartet wurde, dass der Mond versinkt, die Nacht schwarz wird.

 

Dieser erste Satz wurde ins Präsens gesetzt, ist wie ein Auftakt, ein "Jetzt geht es los", hier unterstreicht das gewählte Tempus auch den Satzinhalt: es gibt kein Zurück (offensichtlich ist etwas geplant, was keine Aufmerksamkeit erregen soll: Hardy will aus dem Kinderheim fliehen). Danach wechselt der Autor ins Präteritum: Er lag in der Finsternis. Auch die Finsternis ist etwas Stärkeres als "das Dunkle".

 

Und da der Mond und die Mondlandung eine tragende Rolle in diesem Buch spielen, finde ich es absolut gut komponiert, dass der Autor mit diesem Satz - der so viel anklingen lässt! - beginnt und nicht mit dem "Schlafgespräch" des kleinen Schröders. Erste Sätze starten im Idealfall nicht nur die Geschichte, sondern haben auch über den Inhalt, den sie transportieren, noch einen weiteren Sinn, der mitschwingt und den man manchmal erst nach Ende des Buches ganz erfassen kann. Dieser hier hat all das. Und das ist es, was für mich gute Literatur ausmacht.

 

Ansonsten kann ich Barbara, KerstinKoch, KatjaK und KerstinH nur zustimmen.

 

Liebe Grüße

Lisa

Bearbeitet von Lisa
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Also ehrlich, dass "schwarze Nacht" nun nicht gerade ein stilistischer Glücksgriff ist, hatte ich bis jetzt auch immer gedacht.  :-X

 

Es kann reine Floskel sein – vielleicht meinst du das? Wenn es nur deswegen verwendet wird, weil einem "Nacht" allein nicht genügt.

Aber hier wird doch ganz offensichtlich ein Wechsel beschrieben: Vorher hatten wir mondhelle Nacht, jetzt dagegen ist es stockpechrabenschwarzfinster ;-) Lisa hat völlig recht, finde ich, auf dem Land kann man das nach wie vor erleben. Manchmal sieht man da eben wirklich nichts mehr außer dieser Schwärze.

 

Ich bin also absolut dagegen, "schwarze Nacht" nur deswegen auf eine Schwarze Liste zu setzen, weil manche Leute es unachtsam benutzen.

Bearbeitet von BarbaraS
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Sebastian Niedlich

Ich glaube, Cornelia bezog sich lediglich darauf, dass dieses "dunkle Nacht"/"schwarze Nacht" ein Klischeebegriff ist, worauf sich auch oben mein gepostetes Bild von Snoopy bezieht.

 

"Der Mond ist versunken, die schwarze Nacht ist da" ist eben nur marginal besser als "Es war eine dunkle, stürmische Nacht", ein Anfang, der von Amateuren gern genutzt wird und so abgedroschen ist, dass einige eben mit den Augen rollen müssen, so z.B. ich. Aber das kann nun wirklich jeder finden, wie er mag.

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Die einzige Ähnlichkeit, die ich da sehe, ist, dass in beiden Sätzen "Nacht" vorkommt.

Aber die Gründe, weshalb ich da kein Klischee erkennen kann, habe ich nun auch  schon zweimal erklärt. Lassen wir es einfach dabei.

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Malte Bremer aus dem Literaturcafe – ich denke, man kennt ihn auch als den, der für eingesandte kleinere Werke  (Gedichte, KGs) "Brillen" vergibt und dafür auch kleinschrittig kritisiert und analysiert – ist unzweifelhaft ein Stilist. Auch ein Grammatiker. Auf beiden Gebieten aber sehr, sehr "old school".

 

Das empfindsame "Eieiei", in das er ausbricht, weil scheinbar eine Grammatikregel verletzt wurde, betrauert nicht selten sprachliche Phänomene, die schon seit mehreren Duden-Generationen als vollkommen gebräuchlich abgesegnet gelten. Auch in Stilfragen hat er  offenbar einen Regelkanon übernommen (ich vermute mal etliches von Stephen King, da er in seiner Selbstauskunft erklärt, er würde "Adjektiven misstrauen"), vielleicht auch selbst aufgestellt (z.B. die fünf unmöglichen Romananfänge), der reichlich gestanzt erscheint – andererseits für sich gewiss diskutiert werden kann. Jeweils. 

 

Und das ist bei seiner Sichtung der Longlist in meinen Augen das Problem: Er bespricht keine Bücher, sondern nur deren Anfänge. Eine Analyse kann und will das nicht sein, entsprechend lässt sich auch nicht darüber diskutieren. Zumal sein Hauptkriterium hier ja regelmäßig lautet: Langweilt es mich oder nicht? Und was einen älteren Herrn, der Adjektiven misstraut, langweilt, kann möglicherweise ein noch älteres oder jüngeres Fräulein richtig mitreißen ... Ich lese seine Kritiken in diesem Sinne ohne mich aufzuregen – es sind halt Geschmacksurteile. 

 

Andererseits – da gebe ich allen, die der "schwarzen Nacht" ihre Eigentümlichkeit zusprechen, ausdrücklich Recht – kann er es halt nicht lassen, als Stilist und Grammatiker zu Werke zu gehen. Und das – einen Romananfang beckmesserisch auf jedes Wort hin untersuchen, ohne im Auge zu haben, dass der Anfang etwas mit dem Rest des Buches zu tun hat – finde ich unangemessen. Entweder man betätigt sich als Kritiker, dann müsste man schon  ein paar Seiten mehr lesen, um zu einem Urteil zu kommen. Oder man tut es dem in vielen Marketingstudien schon beleuchteten Kunden gleich, der in der Buchhandlung ein Buch in die Hand nimmt, die ersten Sätze liest und darauf seine Kaufentscheidung gründet. Kann man machen, ist auch nicht unwitzig. Nur Literaturkritiker würde ich mich in dem Zusammenhang vielleicht nicht nennen.

Bearbeitet von Angelika Jo

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

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. @ Barbara: Wollen wir gleichzeitig lesen? Ich lese grade noch "Dort, dort" von Tommy Orange (großartig!), dann könnte ich loslegen.

 

 

 

 

Hättet ihr Lust auf eine kleine Leserunde?

Mich spricht die Leseprobe wirklich an, gerade wegen der naiv-kindlichen Sprache - da erzählt nun mal ein Kind - und die Eingenwortkreationen erscheinen mir sehr folgerichtig. Ich mag sowas.

 

Liebe Grüße.

Bearbeitet von JenniferB
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Ich hab mir jetzt auch ein paar dieser sogenannten Kritiken im Literaturcafé angesehen. Mich erinnert das stark an eine Szene in Milos Formans grandiosem Mozart-Film, in der der Fürst ein neues Musikstück Mozarts mit den Worten kritisiert: "Zu viele Noten, lieber Mozart. Zu viele Noten." 

"Wir sind die Wahrheit", Jugendbuch, Dressler Verlag 2020;  Romane bei FISCHER Scherz: "Die im Dunkeln sieht man nicht"; "Die Nachtigall singt nicht mehr"; "Die Zeit der Jäger"

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Michael Beisteiner

Also ich kann den knallharten Ton von Rezensenten schon nachempfinden, großteils. Immerhin gehts um den Deutschen Buchpreis. Wenn die Prosa da nicht sitzt, muss man mit sowas rechnen. Als Autor/in sollte man damit halbwegs gut umgehen können, man setzt sich mit dem Publizieren einer kritischen Öffentlichkeit aus. Die wenigsten werden gebeten ein Buch zu schreiben, tut man es dennoch, begibt man sich auf dünnes Eis. Und das ist doch gut so.

Zuletzt erschienen: Der Tomatenrebell (wortweit)

                                 zwischenlandungen (Arovell)

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Vielen Dank für die Erklärungen zu den Hintergründen, liebe Angelika.

ich muss gestehen, dass ich beim Besprechen von Texten früher auch manchmal in diesen Fehler-such-Modus verfallen bin – man kann sich so schnell so klug dabei fühlen. Vielleicht geht es mir deshalb heute schnell auf die Nerven. ;-)

 

Unabhängig davon haben die Fehlersucher unter den Rezi-Schreibern doch sehr häufig das Problem (finde ich), dass sie sich versteigen. Nicht nur, dass sie zu Traditionsliebe und oberlehrerhafter Strenge neigen, sie stellen oft auch Regeln auf, die es gar nicht gibt. So wie hier die Sache mit der "schwarzen Nacht": als gäbe es keine Abstufungen von Dunkelheit, von den "weißen Nächten" in Sankt Petersburg (das schließlich auch noch nicht nördlich vom Polarkreis liegt) bis zum Tiefschwarz einer mondlosen Nacht auf dem Land fernab aller künstlichen Beleuchtung.

 

 

 

 

. @ Barbara: Wollen wir gleichzeitig lesen? Ich lese grade noch "Dort, dort" von Tommy Orange (großartig!), dann könnte ich loslegen.

 


 

 

 

Hättet ihr Lust auf eine kleine Leserunde?

Mich spricht die Leseprobe wirklich an, gerade wegen der naiv-kindlichen Sprache - da erzählt nun mal ein Kind - und die Eingenwortkreationen erscheinen mir sehr folgerichtig. Ich mag sowas.

 

Liebe Grüße.

 

 

Also, ich wäre dabei. Ich habe inzwischen angefangen zu lesen, und ja, die eigenwillige Sprache finde ich bisher auch reizvoll. Da hat jedenfalls mal jemand eine eigenen Stimme! Weniger sicher bin ich im Moment, was die Erzählhaltunge angeht (wer spricht da zu wem). Aber ich bin auch noch ganz am Anfang.

Bearbeitet von BarbaraS
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Also ich kann den knallharten Ton von Rezensenten schon nachempfinden, großteils. Immerhin gehts um den Deutschen Buchpreis. Wenn die Prosa da nicht sitzt, muss man mit sowas rechnen. Als Autor/in sollte man damit halbwegs gut umgehen können, man setzt sich mit dem Publizieren einer kritischen Öffentlichkeit aus. Die wenigsten werden gebeten ein Buch zu schreiben, tut man es dennoch, begibt man sich auf dünnes Eis. Und das ist doch gut so.

 

Völlig richtig, Michael. Das gilt aber auch für Kritiker. Das wird einem sofort klar, wenn man die Kritik von Burkhard Müller neben die Kritiken von Malte Bremer hält. Auch mit Burkhard Müller muss man nicht einverstanden sein, aber er macht transparent, warum etwas für ihn nicht stimmig ist. Malte Bremer lässt sich auf die Intention eines Textes überhaupt nicht ein. Er stürzt sich aufs Detail, das ihm als solches nicht stimmig erscheint, verkennt dabei aber völlig die Absicht des Textes. Dabei macht er sich zunutze, dass Sprache nie exakt, Metaphern eigentlich immer ein bisschen schief sind, wenn man mit der Lupe oder gar mit dem Mikroskop rangeht. Ist es ein Zufall, dass er sich so viel mit Anfängen beschäftigt? Weiter würde diese Methode der Literatur- und Sprachbetrachtung auch nicht reichen, ohne dass dem Leser die Lächerlichkeit dieses Ansatzes bewusst wird. 

"Wir sind die Wahrheit", Jugendbuch, Dressler Verlag 2020;  Romane bei FISCHER Scherz: "Die im Dunkeln sieht man nicht"; "Die Nachtigall singt nicht mehr"; "Die Zeit der Jäger"

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Ich mach mit bei einer Leserunde zu Miroloi, hab ich ja hier schon mal mitten in den Thread gerufen. :) Könnte sein, dass sich auch meine weitere Begeisterung für das Buch in Grenzen hält, aber es ist interessant herauszufinden, woran das liegen könnte.

 

Und bin froh, dass es hier weitergeht, wollte eigentlich nach der "dunklen Nacht" und diesen egomanischen  3-5- Seiten Aburteilungen und vor allem hanebüchenen Vorschlägen dieses Herrn, wie man doch besser anfangen könne, hier nicht mehr weiterlesen. Und nein, ich fahre auch nicht auf jede Leseprobe in der Sammlung ab, manche sagen mir nichts oder gefallen mir nicht oder "ziehen mich nicht hinein", andere sprechen mich an und erfreuen mich oder stellen mich vor eine Frage oder machen mich neugierig, auch mal unschlüssig, wie ich das Ganze finden soll. Ist ja immer eine Geschmacksfrage, Frage von Vorlieben, auch Stimmungen, sicher auch von Vorwissen, Lesevorlieben etc. Aber vor dieser Art, unsinnige "Schreibregeln" anzulegen und das dann ein bisschen polemisch-gewollt witzig (und dabei unkomisch) zu verpacken, gruselts mich. Und zwar, gerade weil ich Ironie (dazu gehört auch Selbstironie) und Satirisches, durchaus auch gern Gemeines, eigentlich sehr schätze. Dafür muss aber derjenige, der diese Form witzig-scharfer Kritik übt, einen gewissen Horizont jenseits eines veralteten Stilismus haben.

Bearbeitet von ClaudiaB

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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 ... Und zwar, gerade weil ich Ironie (dazu gehört auch Selbstironie) und Satirisches, durchaus auch gern Gemeines, eigentlich sehr schätze. Dafür muss aber derjenige, der diese Form witzig-scharfer Kritik übt, einen gewissen Horizont jenseits eines veralteten Stilismus haben.

 

Sehe ich ganz genauso. (Hier, zugegeben völlig OT, eins meiner Lieblingsbeispiele einer witzigen und zugleich scharfen Kritik.)

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Michael Beisteiner

 

Also ich kann den knallharten Ton von Rezensenten schon nachempfinden, großteils. Immerhin gehts um den Deutschen Buchpreis. Wenn die Prosa da nicht sitzt, muss man mit sowas rechnen. Als Autor/in sollte man damit halbwegs gut umgehen können, man setzt sich mit dem Publizieren einer kritischen Öffentlichkeit aus. Die wenigsten werden gebeten ein Buch zu schreiben, tut man es dennoch, begibt man sich auf dünnes Eis. Und das ist doch gut so.

 

Völlig richtig, Michael. Das gilt aber auch für Kritiker. Das wird einem sofort klar, wenn man die Kritik von Burkhard Müller neben die Kritiken von Malte Bremer hält. Auch mit Burkhard Müller muss man nicht einverstanden sein, aber er macht transparent, warum etwas für ihn nicht stimmig ist. Malte Bremer lässt sich auf die Intention eines Textes überhaupt nicht ein. Er stürzt sich aufs Detail, das ihm als solches nicht stimmig erscheint, verkennt dabei aber völlig die Absicht des Textes. Dabei macht er sich zunutze, dass Sprache nie exakt, Metaphern eigentlich immer ein bisschen schief sind, wenn man mit der Lupe oder gar mit dem Mikroskop rangeht. Ist es ein Zufall, dass er sich so viel mit Anfängen beschäftigt? Weiter würde diese Methode der Literatur- und Sprachbetrachtung auch nicht reichen, ohne dass dem Leser die Lächerlichkeit dieses Ansatzes bewusst wird. 

 

Gilt auch für Kritiker, da geb ich dir Recht. Sorgfältigkeit ist eine unumstößliche Grundlage der Kritik. 

 

Dass Sprache nie exakt ist, darüber bin ich mir nicht so sicher. Ich denke, arbeitet man genug an ihr, wird sie schon sehr klar und genau. Metaphern sind schnell mal unglücklich gewählt, finde ich auch. Findet man keine gute, lässt man sie am besten weg.

Zuletzt erschienen: Der Tomatenrebell (wortweit)

                                 zwischenlandungen (Arovell)

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Auch wenn er hier nicht geschätzt wird, poste ich doch mal den neuen Link von Malte Bremers Kritik. Immerhin möchte er hier gleich zwei Romane auf der Shortlist sehen.  ;)https://www.literaturcafe.de/maltes-meinung-die-longlist-zum-deutschen-buchpreis-2019-4-5/

 

 

LG Cornelia

Bearbeitet von CorneliaL
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Nein, nein, mach nur, Cornelia!

 

Auf FB liest sich gerade Sigrid Grün durch die Longlist und rezensiert – in meinen Augen – ausgesprochen klug die in Gänze gelesenen Bücher. 

Hier der Link

 

Und hier meine sehr geraffte Zusammenfassung:

 

Gelobt, aber nicht als Favorit heraus gestellt wurde bisher Cherubino von Andrea Grill: ein spannender Opernroman, jedoch nicht sehr realistisch.

 

Ebenfalls gelobt, nur mit dem Zusatz versehen, dass es sich eher um eine Dokumentation denn um einen Roman handelt: Der große Garten von Lola Rand: ... lesenswert, eine große Beobachterin sei da am Werk – ohne eigenes interesse an Garten und Landwirtschaft werde man als Leser aber wohl enttäuscht.

 

Nicht besonders gefallen hat Miku Sophie Kühmels Kintsuge: "sprachlich überbordend" sei das "zu gefühlige Leiden an der Liebe und ihrer Vergänglichkeit".

 

Komplett durchgefallen sind bisher Karen Köhlers Miroloi: "stilistisch ziemlich grausam" und

 

Marlene Streeruwitz' Flammenwand, was bei einem derart wichtigen Thema (Migration) von der Rezensentin bedauert wird, jedoch sei das Buch "unlesbar" mit seinen "Ein-, Zwei- und Dreiwortsätzen und den endlosen Wiederholungen".

 

Großes Lob dagegen für Raphaela Edelbauer und Das flüssige Land: "sprachgewaltig und atmosphärisch dicht" und ganz besonders für

 

Angela Lehners Vater unser, dessen "einzigartiger Erzählton" gerühmt wird: berührend und komisch zugleich", wie die Rezensentin das bis jetzt einzig bei Joachim Meyerhoff gefunden hat.

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

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Über das – in meinen Augen – unverhältnismäßig große Gewicht, das auf (in Malte Bremers Augen) behauptete grammatikalische Fehler (bei Streeruwitz) gelegt wird, kann man sicher streiten, natürlich auch darüber, dass nach wenigen Seiten ein Urteil über ein Buch feststehen soll. Aber warum nicht? Der kauflustige Leser geht ja, wie man aus kundigen Kreisen hört, genauso vor: Buch in die Hand nehmen, Blick aufs Cover, auf die erste Seite – und schon steht die Kaufentscheidung.

 

Ich möchte noch mal einen Ausschnitt aus einem deiner früheren Post zitieren, Angelika. Natürlich sollte ein Rezensent ein Buch ganz gelesen haben, um es glaubwürdig zu kritisieren. Aber den Gedanken, dass ich ja auch nur die erste Seite eines Buches lese und vielleicht noch ein bisschen quer, wenn ich es im Buchladen kaufen will, hatte ich auch gerade zum wiederholten Mal. Und ich habe an einigen Diskussionen teilgenommen, bei denen es darum ging, ob mich die ersten drei Sätze eines Romans "reinziehen".

 

Die heute eingestellten Kurzbesprechungen von Malte Bremer waren für mich insofern nützlich, als ich meine Meinung über Alexander Osangs russische Familiengeschichte bestätigt fand. Der Anfang hat bei mir eingeschlagen wie ein Kanonenschlag! Des Weiteren habe ich jetzt auch noch die Leseprobe von "Vater unser" gelesen und fand sie sehr sympathisch. Im Gegensatz zu "Miloroi" waren die Metaphern nicht bemüht oder daneben, sondern haben den eigentlichen Wortwitz dieser Geschichte aus der Psychiatrie herausgehoben. Ich denke da  nur an den eierbecherförmigen Mann und die Tankstellenbedienung, die ihren Schildkrötenkopf in den Pullover zurückzieht. Das mit dem "großen Garten" könnte mich auch noch interessieren, dazu habe ich aber keine Leseprobe gefunden.

 

Also, bis jetzt drücke ich persönlich dem "Leben der Leonie Silber" und "Vater unser" am meisten die Daumen. Für den Garten bräuchte ich wie gesagt noch eine Leseprobe.

Bearbeitet von Christa
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Leseproben gibt es in den meisten Buchhandlungen (auf der Seite des Deutschen Buchpreises ist ein Link dazu, online-Leseproben gibt es wohl nicht.)

 

Ich stimme mit Sigrid Grün überein, was die Sprache bei Kintsuge betrifft. Zu Flammenwand bin ich noch nicht vorgedrungen. Und ein Vergleich mit Meyerhoff bringt mich sofort dazu, das betreffende Buch irgendwo vergraben zu wollen, aber die Leseprobe von Vater unser mochte ich trotzdem.

 

Und natürlich liest jeder im Buchladen mal die erste Seite, oder erste Sätze, nach Blick aufs Cover und Thema, allerlei unbewusste Vorgänge spielen sich ab, bissi Amygdala, bissi Belohnungszentrum ... und: zack, Kaufentscheidung.

Aber hier geht es um Kritik, also den Umweg, Umgehungsstraße im Hirn.

 

Ich selbst beschließe ja, wie ihr auch, anhand der ersten Seiten nur, was ich lesen will, nicht, was "preiswürdig" ist.

Zuerst "Herkunft."

 

Bin gespannt, welche Bücher und AutorInnen es schaffen.

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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Leseproben gibt es in den meisten Buchhandlungen (auf der Seite des Deutschen Buchpreises ist ein Link dazu, online-Leseproben gibt es wohl nicht.)

 

Ich stimme mit Sigrid Grün überein, was die Sprache bei Kintsuge betrifft. Zu Flammenwand bin ich noch nicht vorgedrungen. Und ein Vergleich mit Meyerhoff bringt mich sofort dazu, das betreffende Buch irgendwo vergraben zu wollen, aber die Leseprobe von Vater unser mochte ich trotzdem.

 

Und natürlich liest jeder im Buchladen mal die erste Seite, oder erste Sätze, nach Blick aufs Cover und Thema, allerlei unbewusste Vorgänge spielen sich ab, bissi Amygdala, bissi Belohnungszentrum ... und: zack, Kaufentscheidung.

Aber hier geht es um Kritik, also den Umweg, Umgehungsstraße im Hirn.

 

Ich selbst beschließe ja, wie ihr auch, anhand der ersten Seiten nur, was ich lesen will, nicht, was "preiswürdig" ist.

Zuerst "Herkunft."

 

Bin gespannt, welche Bücher und AutorInnen es schaffen.

 

1. Ja, wertvoller Hinweis: In den meisten Buchhandlungen liegt gleich vorn an der Kasse ein graues Heftchen mit Leseproben zu sämtlichen Nominierten auf der Longlist. Das bekommt man kostenlos.

 

2. Ehrlicherweise muss man zugeben, dass das Literaturcafe selbst von einem "Buchhandelstest" spricht: 

  

Unser Textkritiker Malte Bremer hat [...] mit allen 20 nominierten Titeln den »Buchhandelstest« gemacht und sich die jeweils ersten Seiten angeschaut: Taugt das was? Will man das weiterlesen? Spannend? Oder langweilig?

 

Allerdings belässt er es fast nie bei dem – vollkommen legitimen, im Prinzip aber auch in jeder Hinsicht bescheidenen – Maßstab: Fand ich spannend/langweilig  ..., sondern fieselt an einzelnen Wörtern herum, als gälte es den Schulaufsatz eines Sechstklässlers zu bewerten. Falls gewünscht, kann ich ein paar Stellen hier zitieren, in denen er – eigenartig gehässig – Fehltritte gegen die Regeln der deutschen Grammatik mehr beschimpft als beklagt und dabei durchaus selbst gehöriges Unwissen offenbart. 

 

3. Na, dann bin ich ja gespannt, wie dir "Herkunft" gefällt! (Ich habe es gerade zum dritten Mal gelesen, mit dem Zeigefinger auf jedem Wort).

Bearbeitet von Angelika Jo

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

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Michael Beisteiner

Unser Textkritiker Malte Bremer hat [...] mit allen 20 nominierten Titeln den »Buchhandelstest« gemacht und sich die jeweils ersten Seiten angeschaut: Taugt das was? Will man das weiterlesen? Spannend? Oder langweilig?

 

Allerdings belässt er es fast nie bei dem – vollkommen legitimen, im Prinzip aber auch in jeder Hinsicht bescheidenen – Maßstab: Fand ich spannend/langweilig  ..., sondern fieselt an einzelnen Wörtern herum, als gälte es den Schulaufsatz eines Sechstklässlers zu bewerten. Falls gewünscht, kann ich ein paar Stellen hier zitieren, in denen er – eigenartig gehässig – Fehltritte gegen die Regeln der deutschen Grammatik mehr beschimpft als beklagt und dabei durchaus selbst gehöriges Unwissen offenbart. 

 

Mich würde das interessieren, Angelika. Danke dir!

Zuletzt erschienen: Der Tomatenrebell (wortweit)

                                 zwischenlandungen (Arovell)

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Leseproben gibt es in den meisten Buchhandlungen (auf der Seite des Deutschen Buchpreises ist ein Link dazu, online-Leseproben gibt es wohl nicht.)

 

Ich stimme mit Sigrid Grün überein, was die Sprache bei Kintsuge betrifft. Zu Flammenwand bin ich noch nicht vorgedrungen. Und ein Vergleich mit Meyerhoff bringt mich sofort dazu, das betreffende Buch irgendwo vergraben zu wollen, aber die Leseprobe von Vater unser mochte ich trotzdem.

 

Und natürlich liest jeder im Buchladen mal die erste Seite, oder erste Sätze, nach Blick aufs Cover und Thema, allerlei unbewusste Vorgänge spielen sich ab, bissi Amygdala, bissi Belohnungszentrum ... und: zack, Kaufentscheidung.

Aber hier geht es um Kritik, also den Umweg, Umgehungsstraße im Hirn.

 

Ich selbst beschließe ja, wie ihr auch, anhand der ersten Seiten nur, was ich lesen will, nicht, was "preiswürdig" ist.

Zuerst "Herkunft."

 

Bin gespannt, welche Bücher und AutorInnen es schaffen.

 

1. Ja, wertvoller Hinweis: In den meisten Buchhandlungen liegt gleich vorn an der Kasse ein graues Heftchen mit Leseproben zu sämtlichen Nominierten auf der Longlist. Das bekommt man kostenlos.

 

2. Ehrlicherweise muss man zugeben, dass das Literaturcafe selbst von einem "Buchhandelstest" spricht: 

  

Unser Textkritiker Malte Bremer hat [...] mit allen 20 nominierten Titeln den »Buchhandelstest« gemacht und sich die jeweils ersten Seiten angeschaut: Taugt das was? Will man das weiterlesen? Spannend? Oder langweilig?

 

Allerdings belässt er es fast nie bei dem – vollkommen legitimen, im Prinzip aber auch in jeder Hinsicht bescheidenen – Maßstab: Fand ich spannend/langweilig  ..., sondern fieselt an einzelnen Wörtern herum, als gälte es den Schulaufsatz eines Sechstklässlers zu bewerten. Falls gewünscht, kann ich ein paar Stellen hier zitieren, in denen er – eigenartig gehässig – Fehltritte gegen die Regeln der deutschen Grammatik mehr beschimpft als beklagt und dabei durchaus selbst gehöriges Unwissen offenbart. 

 

3. Na, dann bin ich ja gespannt, wie dir "Herkunft" gefällt! (Ich habe es gerade zum dritten Mal gelesen, mit dem Zeigefinger auf jedem Wort).

 

Mich würde deine Zitatesammlung auch interessieren, Angelika. Seltsame Duplizität der Ereignisse: Gerade las ich in der Zeitung (Schwarzwälder Bote) über die künftige Vorsteherin des Börsenvereins Karin Schmidt-Friderichs. Sie empfiehlt ebenfalls die Buchhändler-Leseproben zur Longlist. Bücher als Impfstoff gegen patte Parolen.

Hier der Link aus der "Frankenpost": https://www.frankenpost.de/region/feuilleton/Neue-Branchensprecherin-Buecher-als-Impfstoff-gegen-platte-Parolen;art6787,6888601

 

Den "Leseflow" habe sie im Urlaub bei "Miroloi" erlebt - das kann ich auch nachvollziehen, da ich Griechenland von früher her kenne.

Und sie empfinde Diversität - Vielfalt in der Literatur als bereichernd.

 

Was die "Herkunft" betrifft: Wie schon gesagt, hat mir das vom Sprachlichen her auch gefallen.

Bearbeitet von Christa
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Gut, dann hier erst ein Beispiel aus seiner Besprechung des Kindle Storyteller Award 2019, übertitelt von Herrn Bremer mit den Worten "Solch ein Schund". Besprochen wird der "AustralienRoman" Im Bann der Traumzeit von Christiane Lind. O-Ton der Rezensent: 

 

Da berichtet Georg Ohlendorf von den seltsamen Tieren Australiens: z. B. einem kleinen grauen Bär (Von WEM? Von einem BärEN, nicht Bär! Soviel Deutsch muss sein.), der den ganzen Tag in Eukalyptusbäumen schläft!

 

 

Gegenstand der Mängelkritik ist hier die so genannte schwache oder N-Deklination. Die betrifft/betraf eine begrenzte Anzahl maskuliner Nomen und besagt/e, dass alle Kasus außer Nominativ Singular die Endung -n oder -en erhalten müssten.  Mein Grammatik-Duden stammt aus dem Jahr 2009, ist also nicht der aktuellste, aber schon da wird unter § 333 ausdrücklich erklärt, dass inzwischen ein Flexionswechsel im Gange ist, der zumindest teilweise auch schon als standardsprachlich anerkannt wird. Soweit man nicht als Herr Lehrer vor seiner Klasse stand, durfte man also schon vor zehn Jahren problemlos etwas über den Bär loswerden.

 

Der nächste kritische Satz widmet sich dem, was in der Fachsprache "Kongruenz" heißt:

 

Aber das geht aber nicht: Denn wenn der Bär tagsüber nur in 1 Eukalyptusbaum schläft, ist er voll beschäftigt! Wäre von den kleinen grauen Bären geschrieben worden und den Eukalyptusbäumen, wäre alles in Ordnung gewesen. Dazu müsste man bzw. frau aber zuvor einmal nachdenken, bevor einfach so drauflos zu schreiben!

 

 

Die allereinfachste Regel zur Kongruenz heißt: Wenn das Subjekt eines Satzes im Plural steht, dann muss sich das auch in all seinen Begleitern ausdrücken, also nicht: *der Bären schläft, sondern die Bären schlafen. Sie besagt nicht, dass ein einzelner Bär während eines Tages nicht mehrere Bäume bewohnen kann. Der Duden nennt zu dieser Fragestellung eine Vielzahl von Fällen, bei denen die Bedeutung der Aussage eine kleinliche Nachzählerei aller beteiligten Objekte, Appositionen, Prädikatsphrasen überflüssig macht (§§ 1601 ff.) Schüttelt die Königin allen die Hand oder müssen es die Hände sein (wegen allen)? Eben. (Übrigens könnte man auch dem Herrn Kritiker raten, erst nachzudenken, "bevor einfach so drauflos zu schreiben!")

 

Drittes Beispiel. Aus der Besprechung von Marelne Streeruwitz' "Die Flammenwand"


 

Dann ging eine sie schnell »aus der Mall hinaus«. Eiwei: Aus dem Haus heraus! Immer wieder diese sprachlichen Schlampereien: man bzw. frau geht nicht aus dem Haus, sondern aus dem Haus heraus! Oder durch die Tür hindurch, wie man ja auch durch das Fenster hindurch schaut usw.

 

 

Eiwei! Wäre ich so ein Erbsenzähler wie dieser Rezensent, müsste ich ihn als erstes darauf aufmerksam machen, dass ein nominalisiertes Pronomen großgeschrieben wird ("Dann ging eine Sie schnell...); als zweites, dass die grammatikalisch wesentlich interessantere Frage sein könnte, ob jemand her- oder hinaus geht, weil sich darin ein Perspektivwechsel ausdrückt. Das ist dem Rezensenten jedoch so egal, dass er es gleich in seiner Zitation einfach austauscht. Die folgenden Sätze kann ich nur als ironisch gemeint begreifen, jedenfalls gibt es keine Regel, die auf lokale Präpositionen eine Wiederholung mit hin oder her erfordert. Aber auch keine, die so etwas verbietet. Allenfalls stilistisch ließe sich von Redundanz sprechen – dazu müsste man allerdings den Kontext kennen.

 

Und damit soll es jetzt vielleicht auch mal genug sein mit der Kritik an Herrn Bremer. Hat denn schon jemand eins der Longlist-Bücher gelesen?

Bearbeitet von Angelika Jo

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

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Sebastian Niedlich

 

Aber das geht aber nicht: Denn wenn der Bär tagsüber nur in 1 Eukalyptusbaum schläft, ist er voll beschäftigt! Wäre von den kleinen grauen Bären geschrieben worden und den Eukalyptusbäumen, wäre alles in Ordnung gewesen. Dazu müsste man bzw. frau aber zuvor einmal nachdenken, bevor einfach so drauflos zu schreiben!

 

 

 

Meine Güte, was für ein Korinthenkacker. Und dann schreibt er selbst so etwas. Der erste Satz klingt nach "Das ist 1 Eukalyptusbaum vong Bär her".

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Gut, dann hier erst ein Beispiel aus seiner Besprechung des Kindle Storyteller Award 2019, übertitelt von Herrn Bremer mit den Worten "Solch ein Schund". Besprochen wird der "AustralienRoman" Im Bann der Traumzeit von Christiane Lind. O-Ton der Rezensent: 

 

Da berichtet Georg Ohlendorf von den seltsamen Tieren Australiens: z. B. einem kleinen grauen Bär (Von WEM? Von einem BärEN, nicht Bär! Soviel Deutsch muss sein.), der den ganzen Tag in Eukalyptusbäumen schläft!

 

 

Gegenstand der Mängelkritik ist hier die so genannte schwache oder N-Deklination. Die betrifft/betraf eine begrenzte Anzahl maskuliner Nomen und besagt/e, dass alle Kasus außer Nominativ Singular die Endung -n oder -en erhalten müssten.  Mein Grammatik-Duden stammt aus dem Jahr 2009, ist also nicht der aktuellste, aber schon da wird unter § 333 ausdrücklich erklärt, dass inzwischen ein Flexionswechsel im Gange ist, der zumindest teilweise auch schon als standardsprachlich anerkannt wird. Soweit man nicht als Herr Lehrer vor seiner Klasse stand, durfte man also schon vor zehn Jahren problemlos etwas über den Bär loswerden.

 

 

 

 

Entscheidende Frage ist, was er überhaupt damit sagen will. Denn der Satz - wörtliche Rede übrigens, die sich an ein Kind richtet - lautet:

"Ein kleiner grauer Bär schläft den ganzen Tag in Eukalyptusbäumen."

 

Was will er da von BärEN erzählen? ::)

Bearbeitet von JenniferB
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