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Michael Beisteiner

Handke? Kann das sein?

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Michael Beisteiner

 

 

 

 

Ich finde, man sollte zwischen der literarischen Arbeit und der politischen Einstellung (wobei ich glaube, die wird falsch verstanden) von Handke unterscheiden. Ich denke, er will mit seiner Protesthaltung ausdrücken, dass man genauer hinsehen sollte. Generell. Ich nehme mir vor, ausgewählte Werke von ihm zu lesen aber mehr noch von der Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk. Ihr Name und ihre Literatur gehen neben der Aufmerksamkeit für Handke etwas unter.

 

olga_tokarczuk_gruendet_eine_stiftung

 

lg

Christine

Stimmt. Das ist ungünstig für sie. Auch noch vom vorigen Jahr nachgereicht. Aber, hej! Es ist immer noch der Nobelpreis!

 

Ich tendiere auch dazu, Handkes Worte und Handeln als Protesthaltung zu verstehen. Ihm zu unterstellen, er würde Kriegsverbrecher verharmlosen und verherrlichen, scheint mir schon ziemlich daneben.

 

Es geht doch um Handkes Grundhaltung zu dem Thema, und die wird man an einzelnen, wenn auch fragwürdigen, Aussagen nicht festmachen können.

 

 

Darf ich Dich fragen (und das ist nicht polemisch gemeint, es ist wirklich ein ehrliches Nachfragen), wie Du Handkes Grabrede für Milosevic und seinen Besuch bei bzw. sein Buchgeschenk an Karadzic bewertest (letzteres zu einem Zeitpunkt, da dieser in Den Haag bereits als Kriegsverbrecher angeklagt war)? Das sind für mich keine Aussagen, es sind Handlungen, und sie sind für mich "fragwürdig" in dem Sinne, als dass man durchaus seine Motivation, die er meines Wissens nirgendwo genau erklärt hat, zu hinterfragen. Bei beiden Angelegenheiten hat er sich übrigens bewusst als "Schriftsteller" und nicht als "Privatperson", die diese Handlungen dezidiert von seinem Werk getrennt sehen will, deklariert. 

 

Ich persönlich würde mich wirklich interessieren, was ihn dazu getrieben hat. Es unter den Wunsch zu subsumieren, ein differenzierteres Bild vom Krieg zu zeichnen und gegen die NATO-Bombardierungen Stellung zu nehmen, fällt mir schwer.

 

Warum nicht? Ein Versuch: Handke hat sich wohl leidenschaftlich für die serbische Seite eingesetzt. Und mit Leidenschaft verrennt man sich leicht. Die Ratio funktioniert anders, oder nicht mehr? Oder so gut wie sonst nie? Ein Versuch, wie gesagt … Er hat offenbar die Anklagen und Urteile aus Den Haag nicht anerkannt. Und ich finde das widerspricht sich auch nicht: Zu sagen, ja, das sind Kriegsverbrecher, aber deshalb kann ich (oder muss ich gar?) mit ihnen sprechen, kann ich, mit Vorbehalt, meine Abwendung von ihnen wenigstens hinauszögern, bis die Sache meiner Ansicht nach aufgeklärt ist. Was, wenn ich mit meinen für andere schwer nachvollziehbaren Handlungen Gerechtigkeit entstehen lassen will? Wäre dann dieses Mittel, mit einem Kriegsverbrecher zu sprechen, nicht zulässig? Auch wenn ich damit in einen Bereich eintrete, der hochdiffizil zu denken ist. Ich habe das Gefühl, wir müssen in diese Bereiche dringen. Ein plumpes Einteilen in Gut und Böse, wird uns nie weiterbringen. Vielleicht habe ich mich hier verrannt. Vielleicht hat Handke sich damals verrannt. Aber er ist doch selbstverständlich fehlbar. Daher meine ich: Es gilt seine Grundhaltung zu diesem Krieg zu beachten, nicht einzelne, missglückte Aussagen, oder auch Ansichten. Meines Wissens hat er mehrmals versucht deutlich zu machen, dass er all diese Verbrechen nicht verharmlost. Aber dennoch, trotz all dem Leid und Wahnsinn, die Gerechtigkeit vermisst. Und seine Meinung dazu hat, die er haben dürfen muss.

 

Mir fällt es somit nicht so schwer, zu glauben, dass er damit provozieren wollte, Kontroversen auslösen wollte, seine Bekanntheit nutzen wollte, um ein anderes Bild über diesen Krieg in die Öffentlichkeit zu tragen. Vergessen werden, sollte bei alldem nicht, dass die NATO-Bomben ohne ein UNO-Mandat fielen.   

 

 

Danke für diese Ausführung. Ich kann sie verstehen, auch nachvollziehen - sie zu teilen fällt mir schwerer, nicht zuletzt, weil ich die Stimmen antinationalistischer Serben (darunter eines serbischen Freundes) im Kopf habe, die auch in den letzten Tagen immer wieder betont haben, dass sie sich gegen eine Zuschreibungs Handkes als "proserbisch" wehren, weil er eben nicht einfach für Serbien, sondern für das Regime Milosevic Partei ergriffen hätte. Aber das letztgültig zu beurteilen, liegt nicht an mir.

 

Ihn wiederum als fehlbaren Menschen betrachten, der - wie wir alle - das Recht hat, sich auch mal zu verrennen, erschwert mir die Tatsache, dass ich in dieser Causa nicht das Gefühl habe, dass er sich selbst als solcher versteht. Dass man ihm durch extrem überzogene, auf keinerlei konkreten Aussagen bezogene Vorwürfe in mancher Hinsicht Unrecht tut, stelle ich nicht in Frage. Seine oft vulgäre Reaktion auf kritische und m.E. durchaus legitime Nachfragen wird damit in meinen Augen aber nicht richtiger.

 

Habe nicht das Gefühl, er hätte nur für das Regime Milosevic Partei ergriffen. Beurteilen werd ich es aber auch nicht. Naja, kann gut sein, er versteht sich selbst nicht als fehlbar, sein tut ers dennoch. Wie wir sehen, er bleibt streitbar. 

Zuletzt erschienen: Der Tomatenrebell (wortweit)

                                 zwischenlandungen (Arovell)

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Ich bin jedenfalls gespannt auf seine Rede zum Nobelpreis. Ich denke, da ist alles möglich - von einer differenzierten, auch selbstkritischen Ansprache über ein völliges Ignorieren sämtlicher Konfliktfelder bishin zu einer Publikumsbeschimpfung.

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Ganz kurz nur zu zwei Dingen – es gäbe mehr dazu zu sagen, aber die Zeit ist gerade so ein Teufel:

 

- zur Frage der Autorisierung und guten Journalismus: Bei dem jüngst (von der im Perlentaucher und übrigens kroatischen Autorin) ausgegrabenen Anschuldigungsmaterial handelt es sich offenbar weniger um ein Interview als um ein "Gespräch", das Handke mit einem Mitarbeiter einer etwas obskur wirkenden Zeitschrift ("Ketzerbriefe" o.ä.) geführt haben soll.

 

- zur Frage "Wie konnte er nu?!r" (was auf Milosevics Beerdigung sagen, sich überhaupt zu ihm äußern, wo der doch schon in Den Haag als Kriegsverbrecher angeklagt war etc.): So wie ich Handke in den letzten Tagen nachgelesen habe, müsste er darauf eigentlich antworten: Gerade dann natürlich! Zum einen gehört es halt zu ihm, dass er provoziert, siehe sein Auftritt bei der Gruppe 47, seine "Publikumsbeschimpfung" – das gehört sozusagen zu seinem Selbstverständnis als Literat, zu seiner Poetologie (und bräuchte wirklich mehr Beschäftigung als hier in dieser Kürze).

 

Zum anderen gehört es aber – und das ist hier wohl wichtiger – zu seinem Verständnis von Gerechtigkeit. Wenn die ganze (westliche) Welt von Anfang an weiß, dass die Serben die Bösen sind, dann fährt er eben zu denen, schaut sie sich an und spricht mit ihnen und über sie. Das war sein Beitrag zur Aufklärung und auch zur Wiederherstellung von Gerechtigkeit. Mit dem ersteren sympathisiere ich sehr, das letztere – Gerechtigkeit in Kriegsangelegenheiten einzufordern – halte ich für weltfremd. Bei wem soll das gelingen? Er hat doch selbst gerade nachgewiesen, dass hier alle Partei sind.  

 

Insgesamt ist es eigentlich die gleiche Haltung, die Jean Paul Sartre gezeigt hat, als er den in der ganzen damaligen BRD (z.T. auch international) verteufelten Andreas Baader in seiner Zelle in Stammheim aufgesucht hat. Ein Philosoph, freier Denker, Existenzialist und Kämpfer in der Resistance hat sich gesagt: So, da wissen also alle, dass das ein Böser ist? Steht für mich noch lange nicht fest! Zumal er als Partei gegen seinen Staat von dem natürlich nur parteiisch wahrgenommen wird. Den sollte man mal besuchen. Aha – schon verurteilt? Dann erst recht.

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

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Das war ein Mehrfachzitat, sorry.

Bearbeitet von Angelika Jo

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

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Danke für den Hinweis von Sartres Besuch bei Andreas Baader. Den hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm, obwohl ich mich nun vage erinnern kann, davon gelesen zu haben.

 

Ich habe übrigens diesen interessanten Spiegel-Artikel darüber gefunden:

https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-90848693.html

 

Vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen hier. Gibt es denn einen ähnlich detaillierten Bericht über Handkes Begegnung mit Karadzic? Ich denke, nur in diesem Fall könnte man diese Begegnungen vergleichen und feststellen, ob sie in die gleiche Kategorie  fallen(Provokation der Öffentlichkeit? Neugierde aus einer neutralen Position oder aus einer wertenden? Besuch als Zeichen von Respekt, Anerkennung? Besuch als Anlass, ins Gewissen zu reden, zu mahnen?)

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Danke für den Hinweis von Sartres Besuch bei Andreas Baader. Den hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm, obwohl ich mich nun vage erinnern kann, davon gelesen zu haben.

 

Ich habe übrigens diesen interessanten Spiegel-Artikel darüber gefunden:

https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-90848693.html

 

Vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen hier. Gibt es denn einen ähnlich detaillierten Bericht über Handkes Begegnung mit Karadzic? Ich denke, nur in diesem Fall könnte man diese Begegnungen vergleichen und feststellen, ob sie in die gleiche Kategorie  fallen(Provokation der Öffentlichkeit? Neugierde aus einer neutralen Position oder aus einer wertenden? Besuch als Zeichen von Respekt, Anerkennung? Besuch als Anlass, ins Gewissen zu reden, zu mahnen?)

 

Ich habe einen exklusiven Auszug aus der Handke-Biografie von Malte Herwig (2011) gefunden:

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/themen/peter-handkes-besuch-bei-radovan-karad-i-die-gedichte-des-dr-k-11051275.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2

 

Da werden die Intentionen des Autors beim Treffen mit Karadzic deutlich, wobei Herwig aber an anderer Stelle betont, er habe Handkes eigene Sichtweise dabei berücksichtigt. Wie Angelika fallen mir insgesamt immer als erstes die Provokationen und die "Publikumsbeschimpfung" ein. Ich hatte die damals - in grauer Vorzeit - mal im Fernsehen gesehen und gedacht: Das ist aber ganz schön deftig, was er da auf die runterprasseln lässt.

 

Was den Vergleich mit Jean Paul Sartres Besuch bei Andreas Baader angeht: Alle Sympathisanten der Rote Armee Fraktion wurden damals (besonders von Helmut Schmidt) als Sumpf und Unterstützung der RAF angesehen. Bis zur Gewalteskalation gehörten viele Intellektuelle, Studenten, Schriftsteller wie Heinrich Böll und sogar Willi Brand zu den Sympathisanten. Sartre wollte, wie Angelika sagt, einfach mit eigenen Augen sehen, wie böse Baader denn eigentlich war. Ich habe damals den Auftritt von Bader als lächerlich und intellektuell völlig daneben empfunden, und so war Sartre natürlich auch enttäuscht. Insofern ähneln sich die Intentionen der jeweiligen "Herangeher" an die Sache, nicht aber die Hintergründe der Besuchten. Es geht immer um die Frage der Gewalt. Sartre ist wegen seines Interesses in den Sumpf hineingeraten, und ich weiß nicht einmal mehr, ob ihm das irgendwie zum Nachteil geriet. Zumindest wäre ein Nobelpreis für Philosophie bei ihm auch stark hinterfragt worden, denke ich.

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Danke für den Hinweis von Sartres Besuch bei Andreas Baader. Den hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm, obwohl ich mich nun vage erinnern kann, davon gelesen zu haben.

 

Ich habe übrigens diesen interessanten Spiegel-Artikel darüber gefunden:

https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-90848693.html

 

Vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen hier. Gibt es denn einen ähnlich detaillierten Bericht über Handkes Begegnung mit Karadzic? Ich denke, nur in diesem Fall könnte man diese Begegnungen vergleichen und feststellen, ob sie in die gleiche Kategorie  fallen(Provokation der Öffentlichkeit? Neugierde aus einer neutralen Position oder aus einer wertenden? Besuch als Zeichen von Respekt, Anerkennung? Besuch als Anlass, ins Gewissen zu reden, zu mahnen?)

 

Ich habe einen exklusiven Auszug aus der Handke-Biografie von Malte Herwig (2011) gefunden:

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/themen/peter-handkes-besuch-bei-radovan-karad-i-die-gedichte-des-dr-k-11051275.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2

 

Da werden die Intentionen des Autors beim Treffen mit Karadzic deutlich, wobei Herwig aber an anderer Stelle betont, er habe Handkes eigene Sichtweise dabei berücksichtigt. Wie Angelika fallen mir insgesamt immer als erstes die Provokationen und die "Publikumsbeschimpfung" ein. Ich hatte die damals - in grauer Vorzeit - mal im Fernsehen gesehen und gedacht: Das ist aber ganz schön deftig, was er da auf die runterprasseln lässt.

 

 

 

Danke für den Link! Der Artikel wirft ein genaueres Licht auf dieses Treffen, das mir an sich zwar weiterhin suspekt bleibt, aber zumindest ein paar Elemente aufweist (der Einsatz für die bosnischen Freunde, das Nachbohren), die ich als wohltuend empfinde.

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Zum anderen gehört es aber – und das ist hier wohl wichtiger – zu seinem Verständnis von Gerechtigkeit. Wenn die ganze (westliche) Welt von Anfang an weiß, dass die Serben die Bösen sind, dann fährt er eben zu denen, schaut sie sich an und spricht mit ihnen und über sie. Das war sein Beitrag zur Aufklärung und auch zur Wiederherstellung von Gerechtigkeit. Mit dem ersteren sympathisiere ich sehr, das letztere – Gerechtigkeit in Kriegsangelegenheiten einzufordern – halte ich für weltfremd. Bei wem soll das gelingen? Er hat doch selbst gerade nachgewiesen, dass hier alle Partei sind.  

 

 

 

Dass Handke sich für eine gerechte Haltung dem serbischen Volk gegenüber einsetzt ist eine Sache. Dass er auf der Beerdigung eines Menschen, der als Kriegsverbrecher angeklagt wurde, eine - freundlich ausgedrückt - nicht unbedingt kritische Rede hält eine andere.

 

Wenn auch das eine Provokation war: wen will er hier provozieren? Und welche Reaktion will er bei den Provozierten hervorrufen? Bei mir bewirkt es nichts als ratloses Kopfschütteln. Dem Manne ist nicht mehr zu helfen.

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Gerade habe ich diese Analyse von Miranda Jakiša, Professorin für slawische Literatur- und Kulturwissenschaften der Uni Wien, zum Thema Handke gesehen, die mir als wohltuend fachkundig und bei aller Kritik an Handke als durchaus differenziert erscheint:
https://www.youtube.com/watch?v=oF3ex1KPC6

Bearbeitet von Julia
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Aus irgendeinem Grund wird der Youtube-Beitrag hier nicht verlinkt.

Man findet ihn unter YouTube.de unter dieser Überschrift: "Miranda Jakisa über Peter Handke Nobelpreis".

 

 

Ich hatte in diesem Thread dasselbe Problem; offenbar lässt youtube eine einfache Verlinkung nicht zu. Es funktioniert über die Kombination

 

Bearbeitet von Angelika Jo

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

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Aus irgendeinem Grund wird der Youtube-Beitrag hier nicht verlinkt.

Man findet ihn unter YouTube.de unter dieser Überschrift: "Miranda Jakisa über Peter Handke Nobelpreis".

 

 

Ich hatte in diesem Thread dasselbe Problem; offenbar lässt youtube eine einfache Verlinkung nicht zu. Es funktioniert über die Kombination

 

 

 

Danke!

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Ich hab das Video jetzt zwei mal gesehen, und möchte der angenehm differenziert denkenden Dame gleich in einigen Punkten recht geben und in einem widersprechen. Das Veto zuerst:

 

1. Es ging Handke nicht um einen "Freispruch" für Serbien", sondern um "Gerechtigkeit" – Das ist wirklich ein großer Unterschied: Wer "Freispruch" sagt, ist erkennbar Parteigänger; wer "Gerechtigkeit für ..." fordert, ist erst einmal Gegner einer Ungerechtigkeit. In diesem Fall könnte man auch sagen: Gegner einer verheuchelten und selbstgerechten Seite, die sich als überparteilich und nur der Menschlichkeit verpflichtet darstellt, während sie diesen Krieg aus eigenen Interessen begleitet oder sogar entfesselt hat (Kürzlich bei einem Historiker das Wort von "Genscher's war" dazu gelesen). 

 

2. Ja, das glaube ich auch, dass es Handke weniger um das "serbische Volk" ging, sondern eher um Serbien. Das ist ein Unterschied, von dem ich nicht weiß, ob er ihn selbst überhaupt kennt. Die Referentin stellt den Unterschied jedenfalls sehr treffend heraus, indem sie darauf verweist, dass er sich ja nicht mit alten Mütterchen, sondern mit der Führungselite getroffen hat.

 

3. Dass einem zu "Srebrenica" der Klang des Namens und die Etymologie einfallen möchte – bei aller Liebe zu Sprache und Sprachwissenschaft – das ist im besten Fall Eklektizismus, im schlimmsten Ignoranz. 

 

4. Ob Handke tatsächlich den Genozid an den Bosniern in Srebrenica leugnen wollte – das ist einer der Punkte, über die jetzt immer wieder gestritten wird. Da sind so viele Falschzitate unterwegs, da wurde ihm schon so viel nachgesagt, dann wieder dementiert, bei einem Gerichtsprozess sogar aktenkundig dementiert, dann doch wieder daher gesagt, dass ich an der Stelle am liebsten die Aktendeckel schließen und den Handke selber fragen würde: Glaubst du im Ernst, dass damals keine kleinen Jungs dabei waren, als so viele geschlachtet wurden? Aber ganz sicher ist ihm diese Frage schon öfter gestellt und beantwortet worden, da habe ich den Überblick inzwischen verloren.

Bearbeitet von Angelika Jo

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

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Danke für das Interview, Julia.

 

Und noch ein Tagesspiegel-Link, darin auch Links zu weiteren Artikeln zum Thema: https://www.tagesspiegel.de/kultur/interview-von-2011-aufgetaucht-peter-handke-und-die-ketzerbriefe-alles-nicht-so-gemeint/25158590.html

               Website Anna             Instagram            

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Offenbar spitzen sich alle Fragen der letzten Tage auf das "Gespräch" zu, das Peter Handke mit einem Reporter der "Ketzerbriefe" geführt hat oder haben soll. Laut Alida Bremer, die im Perlentaucher gegen Handke geschrieben hat, handelt es sich dabei um eine Zeitschrift aus einer „sehr skurrilen, extremistischen Ecke aus einem im rechten Spektrum angesiedelten Verlag“ (nachzulesen in "Deutschlandfunk Kultur")

 

Ich habe nachgesehen. Die Zeitschrift und der Verlag sind in den 1980ern entstanden aus einer Potesthaltung gegen einen Paragraphen im BGB, der Gotteslästerung unter Strafe stellt. Die Leute da verstehen sich als religionskritisch im Sinne der Aufklärung und beziehen sich auf Voltaire. Ein wenig seltsam kommen sie mir schon vor, aber "rechtes Spektrum"??

 

Hier kann man sich den Verlag und die "Ketzerbriefe" ansehen:

 

https://www.ahriman.com/ketzerbriefe/ketzerbriefe.htm

Bearbeitet von Angelika Jo

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

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Ich habe im Netz zu den Ketzerbriefen folgende (zugegebenermaßen klar wertende, tendenziöse) Info gefunden. Demnach wären selbige im Laufe ihres Bestehens immer weiter nach rechts gerückt, auch wenn der ursprüngliche Anspruch ein anderer war. Um sich hier wirklich ein vollumfängliches Bild zu machen müsste man sich aber wohl mehrere Ausgaben gründlich anschauen. 

Dass das Nobelpreiskomitee angekündigt hat, das Handke-Interview zu "prüfen", halte ich nicht für verkehrt. Was immer dabei herauskommt, kann man ihnen zumindest nicht zum Vorwurf machen, sie hätten es ignoriert.

 

»Ketzerbriefe«

Das ebenfalls im Kioskhandel erhältliche Monatsmagazin »Ketzerbriefe« erscheint im DIN-A5-Format und bezeichnet sich selbst als »Flaschenpost für unangepasste Gedanken«. Redaktionell verantwortlich für die »Ketzerbriefe« zeichnet Christian Röwe. Die »Ketzerbriefe« erscheinen im »Ahriman«-Verlag mit Sitz in Freiburg im Breisgau. Der Verlag stammt aus dem Umfeld des »Bunds gegen Anpassung«, einer ehemaligen K-Gruppe, die versuchte, Marxismus mit Psychoanalyse zu verbinden. Diese Gruppe ist inzwischen weit nach rechts gewandert und hat offenbar Formen einer rechten Politsekte angenommen. Davon zeugen auch Titel auf den Covern der Ketzerbriefe wie »Donald, wir gratulieren Dir!« (Nr. 202) und »Bravo Donald! Halte weiter durch!« (Nr. 206). Neben Lob für Donald Trump gibt es auch Lob für Saddam Hussein, Slobodan Milosovic und Muammar Al-Gaddafi. Interviewpartner wie der neu-rechte Felix Menzel (Nr. 183) oder der rechte Karikaturist Götz Wiedenroth (Nr. 206) zeugen vom eingeschlagenen Kurs. Werbung in den »Ketzerbriefen« stammt unter anderem von »Tumult« (Nr. 200), eigene Werbung schaltete man in »Blaue Narzisse Online« (2015-16), in der »Junge Freiheit« (2015-17) und in »Compact« (2015, 2017). Das Magazin hat ein sehr eigenes ideologisches Profil. Mit linken Vokabeln unterlegter und antiamerikanisch grundierter Anti-Imperialismus mischt sich mit einer Psychoanalyse à la C. G. Jung. Hinzu gesellen sich Antifeminismus und ein vulgärer Antiklerikalismus, was sich auch im Logo des »Ahriman«-Verlags zeigt, nämlich einem Teufel mit erigiertem Penis.

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Habe mir den Link mit dem Verlag angeschaut. Etwas skurril, sehr polemisch, aber von rechtem Spektrum habe ich nichts gesehen. Gestern erschien dort eine Stellungnahme zum "Fall Handke". Auch sehr polemisch, so polemisch, wie eben in den 80er Jahren polemisiert wurde. Am liebsten würde ich auch die Aktendeckel zwischendurch schließen, aber der Kampf tobt ja weiter. Wenn das Nobelpreiskomitee nichts von diesem "Gespräch" wusste, ist das natürlich ein Manko. Aber wozu eigentlich dieser Sturm? Meines Wissens ist bisher kein Literaturnobelpreis, auch posthum nicht, zurückgegeben worden.

 

https://www.ahriman.com/menue.htm

 

@Julia: überschnitten.

Bearbeitet von Christa
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I

»Ketzerbriefe«

Das ebenfalls im Kioskhandel erhältliche Monatsmagazin »Ketzerbriefe« erscheint im DIN-A5-Format und bezeichnet sich selbst als »Flaschenpost für unangepasste Gedanken«. Redaktionell verantwortlich für die »Ketzerbriefe« zeichnet Christian Röwe. Die »Ketzerbriefe« erscheinen im »Ahriman«-Verlag mit Sitz in Freiburg im Breisgau. Der Verlag stammt aus dem Umfeld des »Bunds gegen Anpassung«, einer ehemaligen K-Gruppe, die versuchte, Marxismus mit Psychoanalyse zu verbinden. Diese Gruppe ist inzwischen weit nach rechts gewandert und hat offenbar Formen einer rechten Politsekte angenommen. Davon zeugen auch Titel auf den Covern der Ketzerbriefe wie »Donald, wir gratulieren Dir!« (Nr. 202) und »Bravo Donald! Halte weiter durch!« (Nr. 206). Neben Lob für Donald Trump gibt es auch Lob für Saddam Hussein, Slobodan Milosovic und Muammar Al-Gaddafi. Interviewpartner wie der neu-rechte Felix Menzel (Nr. 183) oder der rechte Karikaturist Götz Wiedenroth (Nr. 206) zeugen vom eingeschlagenen Kurs. Werbung in den »Ketzerbriefen« stammt unter anderem von »Tumult« (Nr. 200), eigene Werbung schaltete man in »Blaue Narzisse Online« (2015-16), in der »Junge Freiheit« (2015-17) und in »Compact« (2015, 2017). Das Magazin hat ein sehr eigenes ideologisches Profil. Mit linken Vokabeln unterlegter und antiamerikanisch grundierter Anti-Imperialismus mischt sich mit einer Psychoanalyse à la C. G. Jung. Hinzu gesellen sich Antifeminismus und ein vulgärer Antiklerikalismus, was sich auch im Logo des »Ahriman«-Verlags zeigt, nämlich einem Teufel mit erigiertem Penis.

 

Oh. Danke für die Recherche, Julia. Menzel, Wiedenroth, Blaue Narzisse etc. sagen mir was. Dass Handke solchen Leuten was zu sagen hat, bereitet mir jetzt allerdings Kopfschmerzen.

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

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Danke für den Hinweis von Sartres Besuch bei Andreas Baader. Den hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm, obwohl ich mich nun vage erinnern kann, davon gelesen zu haben.

 

Ich habe übrigens diesen interessanten Spiegel-Artikel darüber gefunden:

https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-90848693.html

 

Vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen hier. Gibt es denn einen ähnlich detaillierten Bericht über Handkes Begegnung mit Karadzic? Ich denke, nur in diesem Fall könnte man diese Begegnungen vergleichen und feststellen, ob sie in die gleiche Kategorie  fallen(Provokation der Öffentlichkeit? Neugierde aus einer neutralen Position oder aus einer wertenden? Besuch als Zeichen von Respekt, Anerkennung? Besuch als Anlass, ins Gewissen zu reden, zu mahnen?)

 

Ich habe einen exklusiven Auszug aus der Handke-Biografie von Malte Herwig (2011) gefunden:

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/themen/peter-handkes-besuch-bei-radovan-karad-i-die-gedichte-des-dr-k-11051275.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2

 

Da werden die Intentionen des Autors beim Treffen mit Karadzic deutlich, wobei Herwig aber an anderer Stelle betont, er habe Handkes eigene Sichtweise dabei berücksichtigt. Wie Angelika fallen mir insgesamt immer als erstes die Provokationen und die "Publikumsbeschimpfung" ein. Ich hatte die damals - in grauer Vorzeit - mal im Fernsehen gesehen und gedacht: Das ist aber ganz schön deftig, was er da auf die runterprasseln lässt.

 

Was den Vergleich mit Jean Paul Sartres Besuch bei Andreas Baader angeht: Alle Sympathisanten der Rote Armee Fraktion wurden damals (besonders von Helmut Schmidt) als Sumpf und Unterstützung der RAF angesehen. Bis zur Gewalteskalation gehörten viele Intellektuelle, Studenten, Schriftsteller wie Heinrich Böll und sogar Willi Brand zu den Sympathisanten. Sartre wollte, wie Angelika sagt, einfach mit eigenen Augen sehen, wie böse Baader denn eigentlich war. Ich habe damals den Auftritt von Bader als lächerlich und intellektuell völlig daneben empfunden, und so war Sartre natürlich auch enttäuscht. Insofern ähneln sich die Intentionen der jeweiligen "Herangeher" an die Sache, nicht aber die Hintergründe der Besuchten. Es geht immer um die Frage der Gewalt. Sartre ist wegen seines Interesses in den Sumpf hineingeraten, und ich weiß nicht einmal mehr, ob ihm das irgendwie zum Nachteil geriet. Zumindest wäre ein Nobelpreis für Philosophie bei ihm auch stark hinterfragt worden, denke ich.

 

Den Nobelpreis für Literatur sollte er ja schon 1964 bekommen - und hat ihn abgelehnt. Genau um sich seine Unabhängigkeit zu bewahren. Aber klar, ein Geist wie Sartre in einem Raum mit einen - nun ja, frei einzusetzen - wie Baader: das muss schon eine ganz besondere Komik gehabt haben.


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I

»Ketzerbriefe«

Das ebenfalls im Kioskhandel erhältliche Monatsmagazin »Ketzerbriefe« erscheint im DIN-A5-Format und bezeichnet sich selbst als »Flaschenpost für unangepasste Gedanken«. Redaktionell verantwortlich für die »Ketzerbriefe« zeichnet Christian Röwe. Die »Ketzerbriefe« erscheinen im »Ahriman«-Verlag mit Sitz in Freiburg im Breisgau. Der Verlag stammt aus dem Umfeld des »Bunds gegen Anpassung«, einer ehemaligen K-Gruppe, die versuchte, Marxismus mit Psychoanalyse zu verbinden. Diese Gruppe ist inzwischen weit nach rechts gewandert und hat offenbar Formen einer rechten Politsekte angenommen. Davon zeugen auch Titel auf den Covern der Ketzerbriefe wie »Donald, wir gratulieren Dir!« (Nr. 202) und »Bravo Donald! Halte weiter durch!« (Nr. 206). Neben Lob für Donald Trump gibt es auch Lob für Saddam Hussein, Slobodan Milosovic und Muammar Al-Gaddafi. Interviewpartner wie der neu-rechte Felix Menzel (Nr. 183) oder der rechte Karikaturist Götz Wiedenroth (Nr. 206) zeugen vom eingeschlagenen Kurs. Werbung in den »Ketzerbriefen« stammt unter anderem von »Tumult« (Nr. 200), eigene Werbung schaltete man in »Blaue Narzisse Online« (2015-16), in der »Junge Freiheit« (2015-17) und in »Compact« (2015, 2017). Das Magazin hat ein sehr eigenes ideologisches Profil. Mit linken Vokabeln unterlegter und antiamerikanisch grundierter Anti-Imperialismus mischt sich mit einer Psychoanalyse à la C. G. Jung. Hinzu gesellen sich Antifeminismus und ein vulgärer Antiklerikalismus, was sich auch im Logo des »Ahriman«-Verlags zeigt, nämlich einem Teufel mit erigiertem Penis.

 

Oh. Danke für die Recherche, Julia. Menzel, Wiedenroth, Blaue Narzisse etc. sagen mir was. Dass Handke solchen Leuten was zu sagen hat, bereitet mir jetzt allerdings Kopfschmerzen.

 

Allerdings - Vielleicht war die Ausrichtung, als er mit ihnen gesprochen hat, nicht so klar.


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Spricht auf jeden Fall für eine ausgesprochene Blauäugigkeit solchen Magazinen gegenüber. Soviel ist mir noch im Kopf: Der Versuch, die Psychoanalyse Wilhelm Reichs mit dem Marxismus zu verbinden, war gescheitert. Dieses Magazin kann ich nicht ernst nehmen. Ich denke bei den Parolen an Plakate von Toilettenwänden.  8-)

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Man müsste ihn wohl selbst fragen, um herauszufinden, ob er sich diesem Blatt gegenüber aus Naivität heraus einfach so geäußert hat oder ob er wissend über deren Hintergrund und Richtung bewusst zu deren Lesern sprechen wollte, oder einfach wieder eine Gelegenheit ergriffen hat, um zu provozieren und so  im Gespräch zu bleiben.

Es gibt keine schlechte Publicity, heißt es doch.

Derzeit in Schreibpause... mit immer wieder Versuchen, dieses Sumpfloch zu verlassen

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Michael Beisteiner

Der Suhrkamp Verlag gibt nun ein 25-seitiges Papier heraus, das Licht ins Dunkel bringen soll. Mein Eindruck bleibt nach Gesprächen mit Autoren und Lesern bestehen: Handke wird fahrlässig Unrecht getan. 

 

https://www.tagesspiegel.de/kultur/nobelpreisdebatte-um-peter-handke-nicht-schuldig-im-sinn-der-anklage/25192756.html

Zuletzt erschienen: Der Tomatenrebell (wortweit)

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Der Suhrkamp Verlag gibt nun ein 25-seitiges Papier heraus, das Licht ins Dunkel bringen soll. Mein Eindruck bleibt nach Gesprächen mit Autoren und Lesern bestehen: Handke wird fahrlässig Unrecht getan. 

 

https://www.tagesspiegel.de/kultur/nobelpreisdebatte-um-peter-handke-nicht-schuldig-im-sinn-der-anklage/25192756.html

Also, dass danach gesucht wurde, ihm vors Bein zu treten, das ist gewiss so. Und auch kein Wunder übrigens nach einem Bürgerkrieg, wo überall sehr persönliche offene Rechnungen bleiben. Entsprechend sieht die Konstellation ja auch aus: Hie Handke, der dem öffentlichen Konsens beim Serbenbashing entgegentrat, da eine Kroatin und ein Bosnier.

 

Es steht mir nicht zu, über die Lebensrechnungen anderer Leute zu richten. Aber ich bin sehr zusammengezuckt, als ich die Rede von Stanisic in Frankfurt gehört habe. Über "Herkunft" hatte ich neben vielen anderen Kriterien auch deshalb so gefreut, weil er darin dem Parteiengewese, der Aufrechnerei, wer woher stammt, so eine schöne Absage erteilt hat.Vielleicht hab ich das Buch auch missverstanden.

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

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Michael Beisteiner

 

Der Suhrkamp Verlag gibt nun ein 25-seitiges Papier heraus, das Licht ins Dunkel bringen soll. Mein Eindruck bleibt nach Gesprächen mit Autoren und Lesern bestehen: Handke wird fahrlässig Unrecht getan. 

 

https://www.tagesspiegel.de/kultur/nobelpreisdebatte-um-peter-handke-nicht-schuldig-im-sinn-der-anklage/25192756.html

Also, dass danach gesucht wurde, ihm vors Bein zu treten, das ist gewiss so. Und auch kein Wunder übrigens nach einem Bürgerkrieg, wo überall sehr persönliche offene Rechnungen bleiben. Entsprechend sieht die Konstellation ja auch aus: Hie Handke, der dem öffentlichen Konsens beim Serbenbashing entgegentrat, da eine Kroatin und ein Bosnier.

 

Es steht mir nicht zu, über die Lebensrechnungen anderer Leute zu richten. Aber ich bin sehr zusammengezuckt, als ich die Rede von Stanisic in Frankfurt gehört habe. Über "Herkunft" hatte ich neben vielen anderen Kriterien auch deshalb so gefreut, weil er darin dem Parteiengewese, der Aufrechnerei, wer woher stammt, so eine schöne Absage erteilt hat.Vielleicht hab ich das Buch auch missverstanden.

 

Zusammenzucken tue ich bei dem Thema auch regelmäßig. Ich hatte mir von einer intelektuellen Gesellschaft weit, weit mehr Differenzierung erwartet beim Formulieren von Ansichten. Dass der Perlentaucher da mitmacht, überrascht mich auch. 

Zuletzt erschienen: Der Tomatenrebell (wortweit)

                                 zwischenlandungen (Arovell)

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