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FlorianV

Fremdwörter in Fantasy und Historischem Roman

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Ich lege mich bei der Zeit nicht so gerne fest. Zwar sind es alte Zeiten, aber in meiner letzten Serie gibt es eine Eisenbahn und reitbare Metallspinnen. In einer Trilogie habe ich Dampfhämmer eingesetzt. Und da, wo ich diese Ausflüge nicht mache, wähle ich eine Gesellschaftsordnung, die nichts mit der Ständeordnung unseres Mittelalters zu tun hat. Schließlich schreibe ich Fantasy mit starkem Magiebezug. Da würde die Historie nur stören. Aber etwas ältere Begriffe wie Kapaun oder so nutze ich schon. Allerdings dist das die Sprache aus der Mitte des letzten Jahrhunderts, kein Mittelalter.

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Am 5.2.2020 um 10:57 schrieb Margot:

Ich kann mich an meinen historischen Roman erinnern, den ich für Knaur schrieb. Da wollte ich natürlich korrekt in der Zeit meiner historischen Protagonisten bleiben und habe versucht, auch die damaligen Begriffe zu verwenden. Viele wurden von der Lektorin jedoch wieder geändert. Begründung: "Der heutige Leser würde sie nicht (mehr) verstehen."

 

Von daher würde ich sie so viel wie nötig und so wenig wie möglich verwenden. Möglicherweise wird dir das von "Hard-Cover-Fans" angekreidet, aber besser, als wenn die Hälfte deiner Leser*innen nicht kapiert, wovon du sprichst.

Ich habe schon einige historische Romane geschrieben und sehr viele gelesen. Dabei hatte der Lektor zum Beispiel immer wieder "gewiss" statt "sicher" oder "bestimmt" vorgeschlagen. Altertümelei finde ich schwer zu lesen, die Mischung die Margot anspricht, ist sicher die optimale. Dabei gibt es Wörter, die mir immer wieder in historischen Romanen auffallen, die ich einfach nicht passend finde wie "panisch"-das wird inflationär genutzt. "Dame" ist erst Ende des 16. Jahrhundert bei Hofe in Mode gekommen, "Frouwe" finde ich zu speziell. 

Mit Fantasy kenne  ich mich kaum aus, aber ich erinnere mich nicht, dass im "Herrn der ringe" irgendwelche unverständlichen Wörter gebraucht worden wären.

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vor einer Stunde schrieb Christa:

Dabei gibt es Wörter, die mir immer wieder in historischen Romanen auffallen, die ich einfach nicht passend finde wie "panisch"-das wird inflationär genutzt. "Dame" ist erst Ende des 16. Jahrhundert bei Hofe in Mode gekommen, "Frouwe" finde ich zu speziell. 

Ist es nur erheblich, welche Worte im sprachwissenschaftlichen Sinne wie alt sind? Weiß der Leser das überhaupt?

Geht es nicht auch darum, welche Worte bzw Ausdrücke "gefühlt" alt sind bzw wirken -- und welche nicht?

Es gibt keine Regeln, nur sachkundige Entscheidungen. Und sachkundige Entscheidungen könnt ihr nur treffen, wenn ihr euch sachkundig macht.

Elizabeth George

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vor 13 Minuten schrieb HenningS:

Ist es nur erheblich, welche Worte im sprachwissenschaftlichen Sinne wie alt sind? Weiß der Leser das überhaupt?

Geht es nicht auch darum, welche Worte bzw Ausdrücke "gefühlt" alt sind bzw wirken -- und welche nicht?

Ich bin ja auch Leserin-und da fielen mir diese "Panisch-Wörter" auf, egal in welcher Epoche vor unserer Zeit. Die "Dame" fiel mir jeweils in einem Roman aus dem 15. und 16. Jahrhundert auf- und ich dachte sogar, das gab es da schon. Die Leserìnnen müssten also bei jedem Wort nachforschen, ob es auch stimmt. Wir kamen hier schon mal zu dem Schluss, dass heutige Leserínnen da nicht so anspruchsvoll sind. Aber "gefühlt" alt muss es sein, und man muss es kennen. Beispiel: Gestern las ich Wörter aus der Alchemie in einem Roman wie "Alembic" oder "Pankaia" sowie "Serpentinen"-die musste ich nachschlagen, weil sie mir nicht bekannt waren.

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vor 12 Minuten schrieb Christa:

Aber "gefühlt" alt muss es sein, und man muss es kennen.

Das gilt mE auch für ausgedachte Worte. Buchstabenkombinationen oder auch Wortendungen können Lateinisch, Griechisch (also irgendwie alt) klingen. Medizinisch, afrikanisch oder nach Jugendslang ... Da gibt es vermutliich kaum Grenzen.

Es gibt keine Regeln, nur sachkundige Entscheidungen. Und sachkundige Entscheidungen könnt ihr nur treffen, wenn ihr euch sachkundig macht.

Elizabeth George

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vor 7 Minuten schrieb HenningS:

Das gilt mE auch für ausgedachte Worte. Buchstabenkombinationen oder auch Wortendungen können Lateinisch, Griechisch (also irgendwie alt) klingen. Medizinisch, afrikanisch oder nach Jugendslang ... Da gibt es vermutliich kaum Grenzen.

Ausgedacht? In der Fantasy vielleicht, im historischen Roman wohl eher nicht. Die Wortendungen können vor allem im Lateinischen variieren,  siehe Adlatus oder Theophrast von Hohenheim, genannt Paracelsus, eigentlich Philippus Aureolus Theophrastus Bombastus von Hohenheim. Den könnte jamd auch mit "Bombast" anreden.;)

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vor 2 Minuten schrieb Christa:

Ausgedacht? In der Fantasy vielleicht, im historischen Roman wohl eher nicht.

Echt? Gibt es da nie ausgedachte Ortschaften, Medikamente, seltene Pflanzenarten? Sind im historischen Roman die Gepflogenheiten so streng?

Es gibt keine Regeln, nur sachkundige Entscheidungen. Und sachkundige Entscheidungen könnt ihr nur treffen, wenn ihr euch sachkundig macht.

Elizabeth George

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vor 37 Minuten schrieb HenningS:

Echt? Gibt es da nie ausgedachte Ortschaften, Medikamente, seltene Pflanzenarten? Sind im historischen Roman die Gepflogenheiten so streng?

Die Recherchen müssen stimmen. Ortschaften kann man sich schon ausdenken oder man benennt bestehende Ortschaften um, wenn dort die Recherchen nicht stimmen würden. Aber Medikamente-nach denen forsche ich genau, und Pflanzenarten sollten auch der Epoche angemessen sein - zum Beispiel Kartoffeln oder Tomaten im Mittelalter und der Neuzeit, die gab es da noch nicht. Oder was in bestimmten Epochen an Kleidung getragen oder was gegessen wurde.

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vor 3 Stunden schrieb Christa:

Ich habe schon einige historische Romane geschrieben und sehr viele gelesen. Dabei hatte der Lektor zum Beispiel immer wieder "gewiss" statt "sicher" oder "bestimmt" vorgeschlagen. Altertümelei finde ich schwer zu lesen, die Mischung die Margot anspricht, ist sicher die optimale. Dabei gibt es Wörter, die mir immer wieder in historischen Romanen auffallen, die ich einfach nicht passend finde wie "panisch"-das wird inflationär genutzt. "Dame" ist erst Ende des 16. Jahrhundert bei Hofe in Mode gekommen, "Frouwe" finde ich zu speziell. 

Mit Fantasy kenne  ich mich kaum aus, aber ich erinnere mich nicht, dass im "Herrn der ringe" irgendwelche unverständlichen Wörter gebraucht worden wären.

Statt "Frouwe" einfach "Frau" im Hochmittelalter? Meine Leibeigene nennt den Bauern, dem sie gehört "Herr", seine Ehefrau "Herrin". Aber der Adelige ist ja auch der "Herr". Hm. Manchen gefällt es, anderen nicht. Das Wort "gewiss" verwende ich auch, aber sparsam und setze hier auch Synonyme ein.

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vor 1 Stunde schrieb Christa:

Die Recherchen müssen stimmen. Ortschaften kann man sich schon ausdenken oder man benennt bestehende Ortschaften um, wenn dort die Recherchen nicht stimmen würden. Aber Medikamente-nach denen forsche ich genau, und Pflanzenarten sollten auch der Epoche angemessen sein - zum Beispiel Kartoffeln oder Tomaten im Mittelalter und der Neuzeit, die gab es da noch nicht. Oder was in bestimmten Epochen an Kleidung getragen oder was gegessen wurde.

Vor Kurzem hatten wir hier ja, dass zu Goethes Zeiten der Hund noch "boll".

https://www.spiegel.de/kultur/als-der-hund-noch-boll-a-a85580f9-0002-0001-0000-000013490240

Und das war um 1800. Muss dann nicht jede Sprache einer Geschichte, die noch einige Jahrhunderte davor spielt, zwangsläufig ein Kompromiss zwischen Authentizität und Verständlichkeit sein?

Es gibt keine Regeln, nur sachkundige Entscheidungen. Und sachkundige Entscheidungen könnt ihr nur treffen, wenn ihr euch sachkundig macht.

Elizabeth George

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Am 18.8.2023 um 16:34 schrieb HenningS:

Vor Kurzem hatten wir hier ja, dass zu Goethes Zeiten der Hund noch "boll".

https://www.spiegel.de/kultur/als-der-hund-noch-boll-a-a85580f9-0002-0001-0000-000013490240

Und das war um 1800. Muss dann nicht jede Sprache einer Geschichte, die noch einige Jahrhunderte davor spielt, zwangsläufig ein Kompromiss zwischen Authentizität und Verständlichkeit sein?

Das sehe ich auch so. Die Sprache sollte helfen, dass die Leserschaft die Geschichte als authentisch empfindet und tief in die Epoche eintauchen kann, zugleich gut lesbar und verständlich geschrieben sein, ohne Stolpersteine. Da gilt es, die richtige Balance zu finden. Beim Schreiben muss ich mich dadurch einerseits in die Figuren (wie denken, reden sie?), andererseits in die Leserschaft (wie drücke ich es konkret und gut verständlich aus?) versetzen. Oftmals verwende ich aus diesem Grund sehr einfache Worte und binde alte Begriffe so ein, dass ihre Bedeutung erkennbar ist.

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