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Angelika Jo

Siri Hustvedt zu Corona, Trump und der Situation in den USA

Empfohlene Beiträge

 

 

Zunächst einmal fragt man sich ja, ob die Schriftstellerin mal Zeitung liest oder die “Tagesschau” guckt. Wenn sie es tut, dann kann ihr nicht entgangen sein, dass in Italien und Spanien seit Wochen fast täglich bis zu 1000 Menschen an dem Coronavirus sterben – viele völlig allein und ohne dass Angehörige von ihnen Abschied nehmen können.

 

Das ist ganz typischer Sensationsjournalismus. Die Informationen sollen Emotionen auslösen, um im Nachgang Angst zu erzeugen, aber keine Grundlage zur eigenen Meinungsbildung des Lesers bilden. Ein guter Autor darf das, er darf (und soll!) Emotionen auslösen; ein guter Journalist darf, auch in einem Kommentar, genau das nicht. Der Autor soll unterhalten, der Jouralist soll informieren; das ist ein gewaltiger Unterschied, auch wenn beide zur schreibenden Zunft gehören.

 

Ein guter Journalist schreibt, was ist, und genau das tut er, sogar sehr nüchtern, in dem Abschnitt, den du zitierst, Dietmar: In Spanien sterben täglich bis zu 1000 Menschen an dem Coronavirus, sie sind völlig allein, die Angehörigen können nicht Abschied nehmen. Hier wird nichts aufgebauscht, sondern nur gesagt, was ist. Sollen diese Tatsachen verschwiegen werden, damit deutsche Juristen in ihren abstrakten Gedanken nicht von eventuell aufkommenden Mitgefühlen gestört werden? Gehört es nicht zur Meinungsbildung, zu erfahren, wie die Lebenswirklichkeit aussieht? Nein, ein guter Journalist bringt die Wirklichkeit hinter den Abstraktionen und Maßnahmen zur Geltung. 

 

Well said.

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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Journalismus besteht nicht nur aus dem Wiedergeben von Fakten, sondern es ist auch die Aufgabe von Medien, einzuordnen und zu interpretieren, Meinungen zu äußern und damit zur Diskussion zu stellen, sie sind auch Sprachrohr unterschiedlichster gesellschaftlicher und politischer Strömungen. Das Entscheidende ist, dass diese Bereiche sauber von einander getrennt sind, bzw. markiert werden, z.B. durch die Überschrift: Kommentar. Journalisten dürfen und sollen auch überspitzen: In einer Glosse z.B.

 

 

LG

Martin

_________________________________________________

www.martinconrath.de

Jede Art des Schreibens ist erlaubt - nur nicht die langweilige (Voltaire)

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Danke, Christa, für den Link. Ich kann allen fünf Zitaten von Juli Zeh nur zustimmen.

 

Was den Journalismus betrifft: Vielleicht wäre da, ganz allgemein, auch mal eine Diskussion fällig. Wie MartinC schreibt, gibt es zwar verschiedene Textsorten: Kommentare, Glossen, Aufmacher usw., die sauber getrennt werden sollten, aber so einfach ist es nicht, zumal die Kennzeichnung/saubere Trennung nicht immer gewährleistet ist. Einordnung und Interpretation sind m.E. auch nicht die grundlegenden Aufgaben eines Journalisten, sondern Recherche, Aufdeckung, Bericht, Information. Und Meinungen äußern? Eher sollten sie sich m.E. darum bemühen, so viele Meinungen wie möglich zu einem Thema abzubilden, um diese zur Diskussion zu stellen.

 

Ganz problematisch wird es, wenn sich Journalismus und Presse- bzw. Öffentlichkeitsarbeit vermischen. Von da ist es nicht mehr weit zur Hofberichterstattung bzw. lobbygesteuerten Interessenvertretung.

Bearbeitet von KerstinH
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Journalismus besteht nicht nur aus dem Wiedergeben von Fakten, sondern es ist auch die Aufgabe von Medien, einzuordnen und zu interpretieren, Meinungen zu äußern und damit zur Diskussion zu stellen, sie sind auch Sprachrohr unterschiedlichster gesellschaftlicher und politischer Strömungen. Das Entscheidende ist, dass diese Bereiche sauber von einander getrennt sind, bzw. markiert werden, z.B. durch die Überschrift: Kommentar. Journalisten dürfen und sollen auch überspitzen: In einer Glosse z.B.

 

 

LG

Martin

 

Genau, ich hab noch mal nachgeschaut: Bei Markus Decker steht als Überschrift "Kommentar". Also ein Kommentar zum Interview mit Juli Zeh. Wenn man regelmäßig und länger Zeitungsberichte, Kommentare, Glossen usw. liest, fällt es einem meist selber auf, ob es "passt". In meiner Zeitung ist mir schon bei Lokalberichten aufgefallen, dass sich Informationen, Meinungen und sogar Wertungen mischen. Dagegen steht vorne in der Zeitung immer ein "Kommentar" oder weiter hinten eine "Glosse".

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Christas Link ins RND ist interessant. Es ist die Meinung eines Journalisten - nicht mehr und nicht weniger.

 

 

Zunächst einmal fragt man sich ja, ob die Schriftstellerin mal Zeitung liest oder die “Tagesschau” guckt. Wenn sie es tut, dann kann ihr nicht entgangen sein, dass in Italien und Spanien seit Wochen fast täglich bis zu 1000 Menschen an dem Coronavirus sterben – viele völlig allein und ohne dass Angehörige von ihnen Abschied nehmen können.

 

Das ist ganz typischer Sensationsjournalismus. Die Informationen sollen Emotionen auslösen, um im Nachgang Angst zu erzeugen, aber keine Grundlage zur eigenen Meinungsbildung des Lesers bilden. Ein guter Autor darf das, er darf (und soll!) Emotionen auslösen; ein guter Journalist darf, auch in einem Kommentar, genau das nicht. Der Autor soll unterhalten, der Jouralist soll informieren; das ist ein gewaltiger Unterschied, auch wenn beide zur schreibenden Zunft gehören.

 

Ein guter Journalist schreibt, was ist, und genau das tut er, sogar sehr nüchtern, in dem Abschnitt, den du zitierst, Dietmar: In Spanien sterben täglich bis zu 1000 Menschen an dem Coronavirus, sie sind völlig allein, die Angehörigen können nicht Abschied nehmen. Hier wird nichts aufgebauscht, sondern nur gesagt, was ist. Sollen diese Tatsachen verschwiegen werden, damit deutsche Juristen in ihren abstrakten Gedanken nicht von eventuell aufkommenden Mitgefühlen gestört werden? Gehört es nicht zur Meinungsbildung, zu erfahren, wie die Lebenswirklichkeit aussieht? Nein, ein guter Journalist bringt die Wirklichkeit hinter den Abstraktionen und Maßnahmen zur Geltung. 

 

Aber sicher sind die Fakten wahr, das werde ich auch nicht bestreiten. Nur ist die Art und Weise, wie Markus Decker sie in dem von mir zitierten Abschnitt darstellt, für mich eine ganz subtile Methode, die moralische Integrität von Juli Zeh infrage zu stellen. Deckers Kontext, in dem er diese Argumentation verwendet, ist am Titel des Kommentars zu erkennen - "Corona-Krise: Warum Juli Zeh völlig falsch liegt". Er leitet seine eigentliche Argumentation, um sie zu widerlegen, mit "Zunächst einmal fragt..." ein. Ich nenne das, was dann kommt, in der Art und Weise, wie die Fakten dargestellt werden, Moralkeule. Eine sachliche Argumentation ist danach nicht mehr möglich. Ein Journalist darf in einem Kommentar seine Meinung äußern. Das aber moralisch vergleichend mit einer anderen Person, sollte ein Journalist gefälligst nicht tun. Der Leser kann sich danach nämlich keine eigene Meinung bilden, ohne in moralische Konflikte zu kommen.

Bearbeitet von Dietmar
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Ich muss sagen, ich sehe es wie Dietmar. Dieses "man fragt sich ja ..." und "kann ihr nicht entgangen sein ..." ist subtil, trotzdem aber polemisch.

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Christas Link ins RND ist interessant. Es ist die Meinung eines Journalisten - nicht mehr und nicht weniger.

 

 

Zunächst einmal fragt man sich ja, ob die Schriftstellerin mal Zeitung liest oder die “Tagesschau” guckt. Wenn sie es tut, dann kann ihr nicht entgangen sein, dass in Italien und Spanien seit Wochen fast täglich bis zu 1000 Menschen an dem Coronavirus sterben – viele völlig allein und ohne dass Angehörige von ihnen Abschied nehmen können.

 

Das ist ganz typischer Sensationsjournalismus. Die Informationen sollen Emotionen auslösen, um im Nachgang Angst zu erzeugen, aber keine Grundlage zur eigenen Meinungsbildung des Lesers bilden. Ein guter Autor darf das, er darf (und soll!) Emotionen auslösen; ein guter Journalist darf, auch in einem Kommentar, genau das nicht. Der Autor soll unterhalten, der Jouralist soll informieren; das ist ein gewaltiger Unterschied, auch wenn beide zur schreibenden Zunft gehören.

 

Ein guter Journalist schreibt, was ist, und genau das tut er, sogar sehr nüchtern, in dem Abschnitt, den du zitierst, Dietmar: In Spanien sterben täglich bis zu 1000 Menschen an dem Coronavirus, sie sind völlig allein, die Angehörigen können nicht Abschied nehmen. Hier wird nichts aufgebauscht, sondern nur gesagt, was ist. Sollen diese Tatsachen verschwiegen werden, damit deutsche Juristen in ihren abstrakten Gedanken nicht von eventuell aufkommenden Mitgefühlen gestört werden? Gehört es nicht zur Meinungsbildung, zu erfahren, wie die Lebenswirklichkeit aussieht? Nein, ein guter Journalist bringt die Wirklichkeit hinter den Abstraktionen und Maßnahmen zur Geltung. 

 

Aber sicher sind die Fakten wahr, das werde ich auch nicht bestreiten. Nur ist die Art und Weise, wie Markus Decker sie in dem von mir zitierten Abschnitt darstellt, für mich eine ganz subtile Methode, die moralische Integrität von Juli Zeh infrage zu stellen. Deckers Kontext, in dem er diese Argumentation verwendet, ist am Titel des Kommentars zu erkennen - "Corona-Krise: Warum Juli Zeh völlig falsch liegt". Er leitet seine eigentliche Argumentation, um sie zu widerlegen, mit "Zunächst einmal fragt..." ein. Ich nenne das, was dann kommt, in der Art und Weise, wie die Fakten dargestellt werden, Moralkeule. Eine sachliche Argumentation ist danach nicht mehr möglich. Ein Journalist darf in einem Kommentar seine Meinung äußern. Das aber moralisch vergleichend mit einer anderen Person, sollte ein Journalist gefälligst nicht tun. Der Leser kann sich danach nämlich keine eigene Meinung bilden, ohne in moralische Konflikte zu kommen.

 

 

Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, was du hier beweisen willst, Dietmar. Der Text ist eindeutig als Kommentar gekennzeichnet. Also die Meinung eines Journalisten zu den Einlassungen von Juli Zeh, die ihrerseits ihre Meinung gesagt hat. Diese ihre Meinung gibt er am Anfang wider, damit man als Leser, wenn man Zehs Text nicht kennt, in etwa weiß, worauf er sich bezieht. Wenn er sie falsch widergibt, könnte man ihm das vorwerfen. Wie auch immer, man kann der einen wie auch der anderen Meinung zustimmen oder sie ablehnen. Kommentare dürfen auch polemisch sein (was dieser Text meiner Meinung nach aber nicht ist, im Gegenteil, er ist sehr sachlich und lobt Juli Zeh als kritische Beobachterin). Warum muss also die (moralische) Integrität des Autors angegriffen werden, statt dass man einfach versucht, seine Argumente zu widerlegen? 

"Wir sind die Wahrheit", Jugendbuch, Dressler Verlag 2020;  Romane bei FISCHER Scherz: "Die im Dunkeln sieht man nicht"; "Die Nachtigall singt nicht mehr"; "Die Zeit der Jäger"

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Zum Thema "Moralkeule": In meiner heutigen Lokalzeitung gibt es auf der zweiten Seite einen "Leitartikel" mit der Überschrift:

Hört auf zu jammern! Er bezieht sich auf die Kritik an der Beschneidung von Grundrechten. Die Journalistin weist die Deutschen darauf hin, dass sie jeden Tag dieses sonnigen Frühlings draußen herumspazieren konnten und inzwischen wieder shoppen und die Haare schneiden lassen dürfen. Sie empfiehlt, zu den Nachbarländern hinüberzuschauen und zu registrieren, dass die Italiener 50 Tage lang eingesperrt waren und die Franzosen sich nur eine Stunde am Tag einen Kilometer im Umkreis der Wohnung bewegen dürfen (bis Montag). Inzwischen demonstrieren jede Woche in Stuttgart zunehmend mehr Menschen für die Erhaltung der Grundrechte wie Versammlungsfreiheit.

 

Wie wirkt diese freundlich-moralische Ermahnung auf mich? Erst einmal denke ich, das Verhalten der Nachbarländer, bei denen die Grundrechte noch stärker eingeschränkt wurden, ändert nichts an der Tatsache, dass die Grundrechte auch bei uns bis zum Anschlag überdehnt und vor allem polizeistaatlich überwacht wurden. Die Demonstrationen in Stuttgart wurden mit einem gewaltigen Kraftakt und 25 000 Euro Finanzeinsatz vor dem Verfassungsgericht in Karlsruhe erstritten. Das Recht gab den Jammerern also recht. Und es gibt Juli Zeh recht, die ja Mitglied des Verfassungsgerichtes Brandenburg ist.

Bearbeitet von Christa
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Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, was du hier beweisen willst, Dietmar. Der Text ist eindeutig als Kommentar gekennzeichnet. Also die Meinung eines Journalisten zu den Einlassungen von Juli Zeh, die ihrerseits ihre Meinung gesagt hat. Diese ihre Meinung gibt er am Anfang wider, damit man als Leser, wenn man Zehs Text nicht kennt, in etwa weiß, worauf er sich bezieht. Wenn er sie falsch widergibt, könnte man ihm das vorwerfen. Wie auch immer, man kann der einen wie auch der anderen Meinung zustimmen oder sie ablehnen. Kommentare dürfen auch polemisch sein (was dieser Text meiner Meinung nach aber nicht ist, im Gegenteil, er ist sehr sachlich und lobt Juli Zeh als kritische Beobachterin). Warum muss also die (moralische) Integrität des Autors angegriffen werden, statt dass man einfach versucht, seine Argumente zu widerlegen?

 

Dass Decker die moralische Integrität Zehs angreift, habe ich in einem Zeit bewiesen. Wir können gerne darüber diskutieren, ob das Zitat das hergibt. Deine Frage "Warum muss..." ist überflüssig. Mich interessieren auch weniger die Fakten, die Decker vorbringt, ich sehe sie anders, ohne das hier auszuführen, da das hier keine Gesundheitsforum ist.

 

Schon die Überschrift "Warum Juli völlig falsch liegt", verstärkt durch die Einleitung "Die 45-Jährige irrt gewaltig, findet Markus Decker." ist für mich journalistisch grenzwertig. Bereits in der Überschrift bekomme ich das Ergebnis des Artikels geliefert ohne, dass ich mir eine eigene Meinung anhand seines Kommentares bilden konnte. Ich sage zu soetwas immer eine Interpretationsvorgabe, eine offen geäußerte Erwartungshaltung des Journalisten. Ich will von einem Journalisten informiert werden, auch in einem Kommentar, aber nicht betreut. Wenn er im Schlußsatz zu der Aussage kommt, Juli Zeh liegt völlig falsch, darf er das und es wirkt auf mich auch ganz anders. Ein guter Journalist  beherrscht nicht nur das Aneinanderreihen von Worten, sondern sollte auch wissen, wie Meinungsbildung funktionert. Ein Gitarrist, der nur die Akkorde eines Songs runterspielt, kann zwar Gitarre spielen, aber eben auch nicht mehr.

 

Die Meinungsbildung und Meinungsäußerung beim Leser basiert ja nicht nur auf der  Interpretation von Fakten, sondern, vorallem, wenn sie abweichend ist, auch auf der Einschätzung, wie diese Meinung auf das soziale Umfeld wirkt, wie die Reaktionen sein werden. Ein Journalist ist es beruflich gewöhnt, sein Produkt in der Öffentlichkeit zu sehen und kann damit umgehen. Die meisten Leser können das nicht. Ein guter Journalist sollte seine Leser dazu bringen, mit ihrer Meinung öffentlich zu werden, damit sie gehört wird. Wenn schon in der Überschrift eine andere Meinung als falsch und Irrtum bezeichnet wird, werden wenige dazu animiert werden, das öffentlich anders als Decker zu sehen. Wer will öffentlich schon gerne mit "falsch" und "Irrtum" in Verbindung gebracht werden? Da wird man eher schweigen, bis es so aussieht, als würde es andere Meinungen gar nicht geben und Zeh sich wohl tatsächlich irrt und falsch liegt.

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Schon die Überschrift "Warum Juli völlig falsch liegt", verstärkt durch die Einleitung "Die 45-Jährige irrt gewaltig, findet Markus Decker." ist für mich journalistisch grenzwertig. Bereits in der Überschrift bekomme ich das Ergebnis des Artikels geliefert ohne, dass ich mir eine eigene Meinung anhand seines Kommentares bilden konnte. Ich sage zu soetwas immer eine Interpretationsvorgabe,

 

Das nennt man "Framing": die Denkgatter vorgeben, durch die sich der Leser bewegen soll.

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Schon die Überschrift "Warum Juli völlig falsch liegt", verstärkt durch die Einleitung "Die 45-Jährige irrt gewaltig, findet Markus Decker." ist für mich journalistisch grenzwertig. Bereits in der Überschrift bekomme ich das Ergebnis des Artikels geliefert ohne, dass ich mir eine eigene Meinung anhand seines Kommentares bilden konnte. Ich sage zu soetwas immer eine Interpretationsvorgabe,

 

Das nennt man "Framing": die Denkgatter vorgeben, durch die sich der Leser bewegen soll.

 

Wobei das hier schon "Holzkeuling" ist. Denn es geht ja, bevor überhaupt irgendeine Aussage von Juli Zeh zitiert wird, munter so weiter, "sachlich falsch", "moralisch fatal", "in ihrer fehlenden Komplexität einer politischen Intellektuellen unwürdig". Weißte Bescheid, lieber Leser.

Bearbeitet von KerstinH
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Schon die Überschrift "Warum Juli völlig falsch liegt", verstärkt durch die Einleitung "Die 45-Jährige irrt gewaltig, findet Markus Decker." ist für mich journalistisch grenzwertig. Bereits in der Überschrift bekomme ich das Ergebnis des Artikels geliefert ohne, dass ich mir eine eigene Meinung anhand seines Kommentares bilden konnte. Ich sage zu soetwas immer eine Interpretationsvorgabe,

 

Das nennt man "Framing": die Denkgatter vorgeben, durch die sich der Leser bewegen soll.

 

 

Da der Text von Decker in den Kopfzeilen zweimal (!) als Kommentar gekennzeichnet ist („Die 45-Jährige irrt gewaltig, findet Markus Decker“), ist es eher kein Framing.

 

Framing und damit höchst manipulativ ist schon eher Juli Zehs Formulierung „Man schützt dann hochgradig und gezielt die Risikogruppen“, denn „schützt“ klingt positiv, meint defacto aber „wegsperren“ und „in ihren Freiheiten reglementieren“; und Risikogruppen suggeriert, dass es sich um einen klar umrissenen und zu umreißenden, eher kleineren Personenkreis handelt ("Gruppen"). Dem ist aber nicht so. (Dass sie so tut, als sei durch diese Maßnahmen wie von selbst eine Herdenimmunität zu erreichen, übersieht zudem, dass die Ergebnisse dieses Versuches gerade in den USA, Großbritannien und Brasilien zu besichtigen sind.)

 

Deckers Text verschweigt nicht, dass er eine Meinungsäußerung ist, während aus dem Zitat von Juli Zeh nicht hervorgeht, wie viel wertende Interpretation in ihrer Äußerung mitgeliefert wird. (Vielleicht ergibt sich das aber aus dem Rest den Interviews.)

"Wir sind die Wahrheit", Jugendbuch, Dressler Verlag 2020;  Romane bei FISCHER Scherz: "Die im Dunkeln sieht man nicht"; "Die Nachtigall singt nicht mehr"; "Die Zeit der Jäger"

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Andreas (G), es tut mir wirklich leid, aber ich muss dir hier widersprechen. Ein Kommentar lt. Wikipedia 

 

... erläutert die Wichtigkeit des Themas, interpretiert die Bedeutung, macht mit Zusammenhängen vertraut, stellt Kombinationen an, wägt unterschiedliche Auffassungen ab, setzt sich mit anderen Standpunkten auseinander und verhilft dem Leser dazu, sich ein abgerundetes Bild über das Ereignis zu machen. In einem guten Kommentar sollte der Hintergrund analysiert und erklärt, außerdem die Meinung des Schreibers argumentativ belegt werden. Er soll die Leser dazu anregen, sich eine eigene Meinung zum Thema zu bilden (Fettdruck und Unterstreichungen von mir).

 

Meiner Meinung nach ist dieser Text kein Kommentar, auch wenn es so darüber steht. 

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Liebe Kerstin

 

Zuvor: Ich habe weder den einen noch den anderen Artikel gelesen.

 

Zur Sache:

Wikipedia ist halt nicht wirklich ein gutes Rechercheportal.

Einer meiner Lieblingskommentatoren ist übrigens Guido Hassknecht. ;D

 

Hier die vier Zutaten zu einem Kommentar, der auch gerne polemisch, subjektiv und reißerisch sein darf (nicht muss):

 

1. Am Anfang steht ein These, je steiler desto mehr wird das Interesse (und gegebenfalls auch der Widerspruch) geweckt. Z.B. "Helmpflicht tötet!", "Trump ist gefährlicher als Hitler", "Juli Zeh hat keine Ahnung!" gefolgt von einer Unterzeile, in der die These präzisiert wird. Oft werden auch Thesen gegenübergestellt: "Corona - Pandemie oder Gelddruckmaschine?"

2. Die Fakten werden nochmal gebracht, entweder durch Zitate einer Person, eines anderen Artikels oder einer Nachricht, es sollen aber auf jeden Fall Fakten sein.

3. Die Argumente, die die These stützen. Das sind meist Interpretationen, manchmal auch weiterführende Fakten oder andere Einschätzungen und Meinungen.

4. Zum Schluss gibt es ein Fazit.

 

Der Kommentar ist nicht dazu da, dass sich Leser eine eigene Meinung bilden. Der Kommentar ist dazu da, dass der Leser von der Meinung des Kommentators überzeugt , bzw ein Diskurs angestoßen werden soll. Kritische Leser hinterfragen das.

 

Und dann gibt es noch Untergattungen des Kommentars, aber das führt hier zu weit.

 

Was du aus Wikipedia hast, ist eher die Definition eines Essays, wobei man die französische und angelsächsische Form noch unterscheiden müsste.

 

LG

Martin

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www.martinconrath.de

Jede Art des Schreibens ist erlaubt - nur nicht die langweilige (Voltaire)

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Ich hätte auch noch was dazu, nämlich aus einem Journalistenkolleg über "meinungsbetonte Kommentare".

 

https://www.journalistenkolleg.de/lehrgang/aufbau/a080-meinungsbetonte-textsorten
 

 

Die Form eines Kommentars richtet sich nicht nur nach dem Ressort, in dem er erscheint. So unterscheidet Walther von La Roche den Kommentar in einen "Geradeaus-Kommentar" und einen "Entweder-Oder-Kommentar". Während der Journalist in einem Geradeaus-Kommentar eine einzelne These ausführlich erarbeitet, stellt er den Mediennutzer beim Entweder-Oder-Kommentar vor eine Wahl. Wird ein Thema überspitzt und polemisch bearbeitet, spricht man von einem Pamphlet. Bei dieser Form des Kommentars wird hingenommen, dass eine Person herabgewürdigt wird, weshalb die Form eines Pamphlets eher selten und meist nur bei besonders dramatischen Ereignissen gewählt wird. Beispielsweise wurde nach den jüngsten Wirtschaftskrisen das Verhalten von Bankern und Börsenbrokern, die sich in den 1980er Jahren als "Masters of the Universe" betrachteten, in bösen Kommentaren kritisiert.

 

Ob Juli Zeh herabgewürdigt wurde, ist noch die Frage. Auf jeden Fall wurde ihre Intellektualität in Frage gestellt. Und es wurde unterstellt, dass sie wohl die schlimmen Berichte im Fernsehen über Italien, Frankreich und Spanien nicht gesehen hätte. Aber laut dieser journalistischen Definition dúrfte Decker das. Es ist eben überspitzt, polemisch und pamphletisch geraten.

 

Frage ist, was für eine Meinung ich mir aus all diesen Beiträgen bilden soll. Es gibt keine absolute Wahrheit, und es verändert sich alles so schnell. Nachdem jetzt ein Oberverwaltungsgericht selbst die Quarantänepflicht eines Reiserückkehrers aufgehoben hat, sehe ich das Ganze als einen immer stärker werdenden Streit zwischen Virologen, Politikern, Juristen und teilweise wütenden Bürgern. Und es färbt auch auf meine Arbeit als Autorin ab.

Bearbeitet von Christa
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Hallo Martin,

 

ja, es stimmt, Wikipedia ist nicht die beste Adresse, weshalb ich in diesem Thread in einem anderen Post  - #35 - schrieb, dass man über diese Quelle streiten könne. Ich finde trotzdem nicht, dass Deckers Text ein Kommentar ist, selbst wenn man deine Definition anlegt, denn er legt Juli Zeh z.B. Dinge in den Mund, die sie so nicht gesagt hat.

 

Zwei Beispiele: 

 

Juli Zeh sagt:  “Es sind viel schlimmere Pandemien oder andere Katastrophen denkbar.” Das stimmt m.E., denn ein vierwöchiger globaler Stromausfall im Winter, ohne Gas, fließend Wasser und Heizung, würde eine Menge mehr Opfer kosten, ebenso ein Erdbeben bestimmter Stärke oder eine Pandemie mit einer Letalität von 50%. Aus diesem Satz macht Decker: Kurzum, Zeh konstatiert, dass die Pandemie gar nicht so wild sei. Das hat sie so aber nicht gesagt. Ihre Argumentation ist vielmehr, dass - obwohl schlimmere Pandemien oder Katastrophen denkbar sind - der Staat jetzt schon zu Maßnahmen greift, die Zeh in ihren Auswirkungen zu weit gehen, da in schlimmeren Fällen nicht mehr viel Steigerung möglich wäre.

 

Er sagt weiterhin, wobei er Zeh zitiert: Das alles sei “eine Form von Politikversagen” und die Fortsetzung eines Trends der vergangenen Jahre, “ein apokalyptisches Szenario nach dem anderen auszurufen”. Gemeint ist offenbar die Klimakrise. Das alles ist nicht nur starker Tobak. Gravierender und offenkundiger ist: Es stimmt einfach nicht. Hier interpretiert er einfach, was Zeh gemeint habe. Ich selbst hätte an: 1. Vogelgrippe, 2. Schweinegrippe, 3. SARS, 4. EHEC gedacht und müsste Zeh damit erneut recht geben. Da wurde tatsächlich mehrfach die Apokalypse - zum Teil mit Millionen von Toten - ausgerufen. 

 

Und was ist denn eigentlich - nach deiner Definition - das Fazit, das Decker am Ende zieht? Die Krise ... hebelt immerhin binnen kurzer Zeit zumindest vorübergehend aus, was in Jahrzehnten an Freiheitsrechten erstritten worden ist. Das sieht nicht bloß Juli Zeh mit Grausen.Trotzdem sollte eine Analyse der Wirklichkeit stets von eben dieser Wirklichkeit ausgehen. Daran fehlt es bei Zeh ganz und gar. Ihre Analyse offenbart weniger Intellektualität als ein stupendes Maß an Ideologie, die wie alle Ideologien an der Wirklichkeit zerbricht. Wie kommt er darauf, dass Zehs Analyse nicht von der Realität ausgeht? Er stimmt ihr doch quasi zu, bevor er sie erneut niedermacht. Auch ein Diskurs wird hier mitnichten angestoßen, vielmehr wird mir erzählt, dass Zeh eine ideologische Brille aufgezogen hätte, die sie hindere, die Wirklichkeit zu sehen. Welche Wirklichkeit?

 

Und hier noch ein Zitat, das Decker nicht wiedergeben hat, das mir aber die Gründe, die Zeh zu diesem Interview bewogen haben, wiederzugeben scheint. Wohlgemerkt, scheint, denn ich habe nicht das gesamte Interview, da hinter der Bezahlschranke, gelesen. 

„Unsere Verfassung verlangt, dass bei Grundrechtseingriffen immer das mildest mögliche Mittel gewählt wird. Auch bei der Abwendung von Gefahren gilt nicht „viel hilft viel“, sondern: so viel wie nötig, so wenig wie möglich. Ansonsten fehlt es an der Verhältnismäßigkeit, und eine Maßnahme ist dann unter Umständen verfassungswidrig. Das erfordert also, dass man ernsthaft diskutiert, welche Vorgehen tatsächlich sinnvoll sind und welches davon am mildesten wäre. Dabei hätte ein wissenschaftlich fundierter Diskurs aller medizinischer Fachrichtungen zum Beispiel mittels einer Ad-hoc-Kommission helfen können. (…) Ein ernsthafter Diskurs kann auch unter Zeitdruck stattfinden, das muss nicht Monate dauern. In einer Demokratie darf man sich die Möglichkeit dazu nicht nehmen lassen. Erst einmal die Faktenlage so weit wie möglich zu klären und öffentlich zu machen, trägt zu sachlicher Klarheit und besseren Entscheidungen bei, es erhöht aber auch die Transparenz und damit die demokratische Legitimität.“

 

PS: Ich würde bei Deckers Text - im Sinne von Christas Einlassung - auch eher von einem Pamphlet sprechen, was gemeinhin mit "Schmähschrift" übersetzt wird (nicht nur von Wikipedia).

Bearbeitet von KerstinH
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Einer meiner Lieblingskommentatoren ist übrigens Guido Hassknecht. ;D

 

Mein "Lieblingskommentator" ist Dieter Nuhr. ;D

 

Der Kommentar ist nicht dazu da, dass sich Leser eine eigene Meinung bilden. Der Kommentar ist dazu da, dass der Leser von der Meinung des Kommentators überzeugt , bzw ein Diskurs angestoßen werden soll. Kritische Leser hinterfragen das.

Jetzt müssen wir nur noch definieren, was der "kritische Leser" ist.

 

Auf deiner Seite finde ich folgende Aussage.

 

Ich stehe auf Fakten, ich prüfe alles und informiere mich aus vielen seriösen Quellen. Daher teile ich die Auffassung, dass wir UNBEDiNGT soziale Kontakte auf ein Minimum reduzieren müssen, um die Verbreitung des Corona-Virus zu verlangsamen, um den Kollaps unseres Gesundheitssystems zu verhindern.

 

Jemand, der andere Meinung ist, hat also unseriöse Quellen verwendet? Woran machen wir seriöse Quellen fest? Sind für dich die Journalisten Henryk M. Broder oder Roland Tichy unseriös? Nicht umsonst bin ich in meinem vorherigen Beitrag im zweiten Abschnitt auf das Problem der öffentlichen Meinungsäußerung eingegangen. Wenn man von vornherein davon ausgehen muss, als "unseriös" eingestuft zu werden, wird man wohl eher nichts sagen, denn die Steigerungen von unseriös sind bekannt. Und wenn das dann immer mehr werden nennt man das Schweigespirale.

 

Aber nun zu M. Decker:

 

Im Übrigen ist zwar richtig, dass Experten Herdenimmunität für notwendig halten. Konsens besteht aber ebenso darin, dass sie so schnell nicht zu haben ist.

Ganz am Anfang kursierten Zahlen von mehreren Jahren. Mittlerweile wird kein seriöser Wissenschaftler dazu eine Aussage machen, sprich, ein Konsens existiert nicht. Dazu müsste bekannt sein, wie viele Personen in D infiziert bzw. infiziert gewesen sind. Im Moment kennen wir nur die Zahl der sichtbaren Infizierten (positiv Getestete). Angaben zu den unsichtbar Infizierten sind nicht bekannt (schwanken zwischen Faktor 10 und 100). Aber genau die sind aussschlaggebend für die Herdenimmunität.

 

Auch verschweigt Zeh die moralischen, rechtlichen und praktischen Probleme, die damit einhergehen. Denn hochgradig und gezielt die Risikogruppen “zu schützen”, bedeutet tatsächlich: die Alten und chronisch Kranken zu isolieren. Dabei haben diese nicht weniger Recht auf ein freies Leben als alle anderen. Ferner zeigen ja gerade die vielen Todesfälle in Alten- und Pflegeheimen, dass der Schutz der Betroffenen leicht gesagt, doch schwer zu machen ist.

 

Juli Zeh ist sich der Ungleichbehandlung in ihrem Artikel bewusst, wägt diesen mit anderen Gütern ab und kommt zu dem Schluß, dass eine temporäre Ungleichbehandlung (Diskriminierung) aufgrund des Alters gerechtfertigt ist. Ohne sie überhaupt in Erwägung zu ziehen, ist eine Aussage über die Schwierigkeit wohl doch sehr unseriös?

 

Insofern ist die Behauptung, hier werde leichtfertig mit Angst und Drohungen gearbeitet, an den Haaren herbeigezogen. Das beweist nicht zuletzt der Blick in die Welt. Denn mittlerweile verfolgen alle Länder mehr oder weniger ähnliche Strategien wie Deutschland, ...

 

Das ist überhaupt kein Beweis. In der Wissenschaft wird diese Art der "Beweisführung" als Zirkelschluß bezeichnet.

 

Zunächst einmal fragt man sich ja, ob die Schriftstellerin mal Zeitung liest oder die “Tagesschau” guckt. Wenn sie es tut, dann kann ihr nicht entgangen sein, dass in Italien und Spanien seit Wochen fast täglich bis zu 1000 Menschen an dem Coronavirus sterben ...

 

Decker kann nicht entgangen sein, dass geschlossene Kindereinrichtungen und Schulen mittlerweile zu massiven Problemen bei Familien mit Kindern, vorallen bei Alleinerziehenden, geführt, dass häusliche Gewalt zugenommen und so weiter und so fort .

 

Mir ist Deckers Kommentar zu "regierungsoffiziell".

Bearbeitet von Dietmar
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Zumindest ist Deckers Kommentar, wenn nicht regierungskonform, so doch eher polemisch nichtssagend.

 

Für Kerstin habe ich eine PDF-Form des gesamtem Juli-Zeh-Interviews gefunden. Es ist schwer zu vergrößern, aber ich stelle den Link trotzdem ein. Da sagt sie, Kerstin, kurz vor deinem letzten, von Decker nicht zitierten Zitat:

Die Ansage lautet sinngemäß: Wenn ihr nicht tut, was wir von euch verlangen, seid ihr schuld an einer weiteren Ausbreitung des Virus und an vielen Toten in den Risikogruppen! Bei einigen Menschen führt das zu Trotz und Widerstand, bei anderen zu Verängstigung und Regression. Aus meiner Sicht stellt es immer eine Art Politikversagen dar, wenn versucht wird, die Bürger mit Schuldgefühlen unter Druck zu setzen.

https://www.yumpu.com/de/document/read/63196760/interview-mit-juli-zehpdfpdf

 

Das ist für mich einer der Kernsätze, und das rechne ich Juli Zeh hoch an, sich als Schriftstellerin mit dieser Meinung an die Öffentlichkeit zu begeben. Denn aus diesen Gründen entstand und entsteht die Unverhältnismäßigkeit der Maßnahmen, denn sie bedeuten, teilweise bis vor Kurzem, teilweise immer noch:

 

Wenn du auf einer Parkbank sitzt und ein Buch liest, bist du schuld am Tod vieler Menschen

Wenn du dir keine App runterlädst, bist du schuld ...

Wenn du in Quarantäne bist und auch nur zum Briefkasten gehst ...

 

Man könnte diese Meinungsbilder von Schriftstellern noch weiterführen, aber die von Frank Schätzing z. B. liegt auch hinter einer Bezahlschranke verborgen.

Bearbeitet von Christa
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@ Christa: Danke. Für mich ein sehr differenziertes, kluges Interview. Eigentlich das beste, das ich bis jetzt zu diesem Thema gelesen habe.

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Noch ein Interview mit einem Juristen. Fand ich ebenfalls erhellend. Die Überschrift ist etwas unglücklich gewählt, denn Oliver Lepsius hat eine durchaus differenzierte Haltung:

 

https://www.zeit.de/politik/deutschland/2020-05/corona-demonstrationen-grundrechtseinschraenkungen-verschwoerungstheorien-schutzmassnahmen

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Ja, interessant, danke, Karin! Die Überschriften müssen wohl immer etwas polemisch sein. Denn von einer Corona-Diktatur reden wohl nur Verschwörungstheoretiker. ;)

Ein Satz daraus:

;) Wer berichtete von den Regionen in Italien mit wenigen Infektionen? Die Debatte ist mir vor allem zu Beginn zu moralisch und rigoros geführt worden. Wer die weitreichenden Grundrechtseingriffe angezweifelt hat, wurde schnell als Zyniker bezeichnet, dem die Toten egal sind.

 

Das bringt es auf den Punkt. Die hölzerne Moralkeule. Sie wurden alle über einen Kamm geschert, auch Juli Zeh von Decker, der ihr vorwarf, ältere und vorerkrankte Menschen einsperren und sterben lassen zu wollen.

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@Christa und @Karin - vielen Dank für eure Links und vorallem dafür, Juli Zeh im Original zu lesen. Besonders gefallen hat mir bei Juli Zeh ihre ausführlichen Darlegungen über den Faktor Angst, die sich sehr weit mit meinen Vorstellungen decken.

Bearbeitet von Dietmar
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