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(Andre)

Was ist dran an Henning Mankell?

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Ich brauche immer etwas länger. Deshalb habe ich mir erst kürzlich mein allererstes Buch von Henning Mankell gekauft: "Mörder ohne Gesicht", den wohl ersten Wallander-Fall, wenn ich das richtig verstanden habe.

 

Bis Seite 65 habe ich mich gequält, danach das Buch in die Ecke gepfeffert. Selten ist mir ein so stinköder Krimi in die Finger gekommen. Auf Seite 5 passiert ein Mord, okay. Aber dann? Kurt Wallander ist ein sturzbiederes, depressives, profilloses, herumjammerndes Weichei, dem alle acht Seiten auffällt, dass bei diesem Mord irgendwas nicht stimmt, dass noch mehr dahinter steckt und dass er vor einem Rätsel steht. Mehr fällt ihm zum Thema leider nicht ein. Eine Spur gibt es bis Seite 65 leider noch nicht, und auch sonst passiert genau genommen gar nichts. Der Roman tritt 60 Seiten lang auf der Stelle. Zu lange, um da noch weiterlesen zu wollen.

 

Natürlich ist das so eine Sache mit den Geschmäckern, die ja bekanntlich verschieden sind. Aber ich frage mich wirklich, wie dieses Buch überhaupt veröffentlicht werden konnte. Es ist ja nicht nur lahm bis dorthinaus, es ist auch noch sprachlich wie inhaltlich entsetzlich einfallslos!

 

Also, klärt mich bitte auf, ihr Krimi-Fans: Was ist dran an Henning Mankell? Die Scheiterhaufen, auf denen ich brennen soll, dürfen jetzt aufgeschichtet werden. ;D

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Was ist dran an Henning Mankell?

 

 

Hallo, Andre,

 

ich kann dir leider nicht helfen, stelle mich aber interessiert neben dich und warte auf das Loblied seiner Fans. Ich habe in mehreren Anläufen versucht, Kommissar Wallander zu folgen, und mir ging jedes Mal gähnend die Puste aus. Wie du sagst: ein profilloses Weichei.

 

Auch mit Kennedys Hirn schafft es Mankell nicht, dass ich ihn zum Frontmann der skandinavischen Literatur erhebe - im Gegenteil: selten so einen gequirlten Kitsch gelesen.

 

Gruß,

 

Tin

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Hallo in die Runde,

 

ich habe mehrere Bücher von Mankell angelesen ...

Nee, bei keinem hat es mich gepackt.

 

Fabrizius

Fabrizius&&Alle sagten das geht nicht, dann kam einer, der wusste das nicht und hats gemacht
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Hallo Andre, Tin,

ich kann dir leider nicht helfen, stelle mich aber interessiert neben dich

Ich sei, gewährt mir die Bitte,

in eurem Bunde der Dritte ;-)

 

Die weiße Löwin habe ich irgendwann gähnend fallen gelassen. Sicher, gekonnt gemacht, aber gekonnt nach Strickmuster. Der Kommisar, ein gebrochener Mann, kann nicht in Beziehungen, leidet mit seinen Gegnern mit, all das, was im Moment so IN ist - wie gesagt, sehr gekonnt, aber auch sehr gängiges Strickmuster.

 

Hans Peter

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Muss gestehen, ich kenne von Mankell nur die Filme, aber da hat es mich auch schon nicht angemacht, das Buch dazu zukaufen. Ich mag das nicht, immer diese konfliktbeladenen Polizisten mit selbstzerstörerischen Tendenzen. Geht mir furchtbar auf den Wecker.

 

Dennoch kam gestern eine Kritik von Denis Scheck über das neueste von Mankell und die war ziemlich gut, was mich dennoch nicht verleitet es zu kaufen.

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Na gut, übernehme ich mal den Gegenpart:

 

Ich mag die Beiläufigkeit der Wallander Krimis!

Bis dahin waren Krimis immer so handlungsorientiert, der Ermittler stand irgendwie immer hinter dem Fall zurück. Bei Wallander mag ich, dass es immer um ihn geht. Um Wallanders Brüche, um siene Probleme. Wallander ist ein normaler Mann, jemand, der in einer heilen, friedlichen Dorfwelt lebt, und der in jedem Fall einfach geschockt ist über die Gewalt, die Menschenverachtung, die ihm entgegenschlägt.

 

Das ständig wiederkehrende seiner Krimis ist, unter anderem, die gewalt, die Brutalität, das verachtende der Menschen Gegenseitig.

Ich empfinde ihn auch nicht als Profillos. Er ist schlicht ein langweiliger Spießer, was aber gerade den Reiz ausmacht. Stellt euch vor, Papa Walton würde vor einem alten Ehepaar mit gespaltenem Schädel stehen...

 

Mankells Schreibe, das gebe ich zu, ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite fühle ich mich davon wie in Trance versetzt. Dieses ruhige, nordische, unterkühlte, das hat etwas. Aber mehr als ein BUch davon kann ich im Jahr nicht lesen.

 

Auf jeden Fall mag ich das detailierte, das normale. In 'normalen' Krimis wie ich sie vorher kannte, war das Verbrechen immer normal. Ein toter Gangster in der Schwarzbrennerei, und der Kommissar steht locker benen der Obduktion, reißt zwei, drei zynische Sprüche, und isst dabei Steak Tartar, bevor er auf die Strasse geht, und einem Informanten den Arm bricht, der nicht reden will.

 

Wallander ist unbewaffnet, verabschet Gewalt, und Waffen und steht ihnen doch immer wieder gegenüber. DAS finde ich faszinierend, interessant, lesenswert. Er erschießt, zumindest in den ersten sechs Büchern, genau einen Menschen, und das beschäftigt ihn noch in all den Bänden danach, weil er einfach nur ein ruhiger Dorfpolizist ist...

 

Ich mag es, dass es in einer Welt, in der appe Arme, gebrochene Nasen, Folter, Qual und weggeschossene Gesichter zum Krimialltag gehören, noch eine Krimireihe existiert, in der der Fund eines abgeschnittenen Fingers noch DAS weltbewegende Ereignis ist, das es in der Realität wäre.

Vielleicht ist das gleichzeitig Stärke und Schwäche der Romane: Sie sind ziemlich realistisch, nachvollziehbar.

 

Wie gesagt, das ist es, was mich daran fasziniert: Das andere, das ich davor nicht kannte, dieses krasse aufeinanderknallen von Gewalt und Hass auf Wallanders normale, kleinbürgerliche Dorfwelt, und wie er es erlebt, damit umgeht, wie er versucht, seine kleine, heile Welt zusammen zu halten, während die Gewalt und Brutalität immer wieder und ununterbrochen mit dem Vorschlaghammer draufhaut!!

 

Mankells Sprache ist, wie gesagt, ein zweischneidiges Schwert! ;)

 

Ausserdem gibt es immer wieder interessante Nationale und internationale Dinge, etwa in 'Die Hunde von Riga', oder eben 'die Weiße Löwin', die diese Normal-Brutal Konstellation auf internationaler Ebene abhandeln.

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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Ich oute mich mal als absoluter Mankell-Fan.

Und ich kann alles nur unterschreiben, was Marco über ihn gesagt hat.

 

Ich bin fasziniert von Mankells langsamer, wie Marco sagt, beiläufiger, "nordisch unterkühlter" Sprache. Mir gefällt die Wallander-Figur, der Kommissar hat so viele Ecken und Kanten und Macken und ist eigentlich dabei stinknormal.

Mir gefällt die Art, wie Mankell neue Personen einführt. Und schön gruselig: Die aufzudeckenden Verbrechen sind immer sehr heftig und brutal.

 

Mankell schafft durch seinen Erzählstil eine ungeheuer dichte Atmosphäre in den Krimis.

 

Im Gegensatz zu Marco kann ich jedoch mehr als nur einen Mankell pro Jahr lesen: Ich hatte letztes Jahr eine Lungenentzündung, musste drei Wochen liegen und habe in der Zeit einen Mankell-Krimi nach dem anderen verschlungen.

 

Mankellbegeisterte Grüße - Elisabeth

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Hallo,

ich schreibe auch mal pro Mankell, wenn auch nur ganz kurz.

Sein Stil ist, allerdings ganz bewußt, recht redundant. Aber ich mag diese Geschichten, die sich so langsam entwickeln. Ich mag die Täterprofile, die er in seinen Krimis zeichnet. Und ich mag das, was sich mir als "typisch schwedische" Stimmung vermittelt. Ob es wirklich typisch ist, weiß ich allerdings nicht.

 

Ich mag auch die "Irrläufer" in seinen Romanen, dass die Geschichte nicht zielgerade auf die Lösung des Falles zusteuert.

Und ich mag seine Personenzeichnungen, auch und gerade die des Wallander.

 

Und ich finde die Geschichten auch noch spannend.

Liebe Grüße

Anna

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Ich kenne den Autor nicht, aber wundere mich gerade wie total widersprüchlich die Meinungen sind.  :o

 

Wie passt: "sprachlich einfallslos", und: "so schön nordisch unterkühlt" zusammen?*LOL*

 

Wieder mal ein Beispiel dafür, dass jeder Stil irgendwo ankommt, auch wenn er viele Gegner hat.

 

Erstaunte Grüße

Joy

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Hallo,

 

habe mich auch an zwei Büchern Mankells versucht und bin irgendwann um Seite 50 oder so weggeschnarcht (bis dahin bin ich meist ein gutwilliger Leser, manche Bücher "entwickeln" sich ja erst später).

 

Wesentlich unterhaltsamer finde ich da Andrea Camilleris Commissario Montalban.

 

LG,

eva v.

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Hallo Leute,

ich glaube, Mankell ist einer von denen, die polarisieren... in der Mitte gibt es keine Meinungen?

Ich bin eine von denen, die ihn nicht lesen können... mehrere Anlesversuche gescheitert, bis S. 50 bin ich gar nicht erst gekommen.

Das liegt bei mir an der Sprache, die mich nicht so reizt. Und daran, dass für mich als Journalistin die Hauptaussage und die Brutalität etwas sind, dass ich nicht noch beim Lesen im Bett haben muss - ich muss nur jeden Tag die Augen aufmachen. Mich stumpft es, berufsbedingt eher ab.

Und drittens... das passiert mir bei einigen skandinavischen und osteuropäischen Schriftstellern: Ich hab das Gefühl, dass ich eine Menge Wodka oder Aquavit bräuchte, um Figuren wie den Wallander ertragen zu können. Manche Bücher will ich dann meiner Leber nicht antun ;-)

 

Schöne Grüße,

Petra (auch Camilleri-Fan, bin wohl eher der südliche Typ)

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Ich bin teils totaler Fan, teils gähne ich bei Mankell.

Der "Mittsommermord" hatte mich stark gepackt, bei der "Fünften Frau" dagegen quälte ich mich voran und kam nicht weiter. "Hunde von Riga" ging auch noch und nochmal zwei. Ih mag den Mann einfach, auch die Filme, sind so schön düster und "alltäglich". Auch die Tochter und der Nachbar sind mir ans herz gewachsen. Man sollte sich aber möglichst nicht drausbringen lassen, denn wenn man wieder neu anfängt, fällt einem auf, dass es nur ganz kurze, angehackte Sätze sind, durchgängig.

 

Christa

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Hi,

 

oute mich auch als Fan von Kurt Wallander, find ihn herrlich plump und ab und an sehr unbeholfen, im Leben, nicht im Lösen seiner Fälle.

 

Beim etwas anderen Chronist der Winde war ich mir in Afrika, ehrlich ich fand es sehr gut.

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Ich hab einige von Mankells Krimis mit großer Begeisterung gelesen, aus den Gründen, die Marco sehr schön genannt hat. Mit der fünften Frau hab ich angefangen und war damals hin und weg, weil dieser Stil und dieser Krimi so völlig anders war als alle, die ich bisher gelesen hatte. Und die Innenbeschreibung der Täter war auch sehr faszinierend. Aber beim fünften ungefähr stellten sich dann doch gewisse Ermüdungserscheinungen ein. Es war immer derselbe Ablauf. Die Morde sehr brutal und fast rituell inszeniert, immer Serienkiller, immer extrem verstörte Menschen.

 

LG Luise

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Habe auch zwei Wallanders gelesen. Die Hunde von Riga und Die fünfte Frau. Habe beide tapfer zu Ende gelesen und mich ziemlich geärgert. Es war alles vorhersehbar und öde.

Habe mir aber, nachdem ich die Verfilmung zweimal gesehen habe (und ich gucke sie mir bestimmt noch ein drittes und viertes Mal an), die Rückkehr des Tanzlehrers gekauft und auch gerne gelesen. Sicher, der Stil von Mankell ist weiterhin sprachlich einfallslos, aber mit den Bildern im Kopf, war es ok. Nur der „Konflikt“ des Protas war sehr müßig zu lesen. Mankell ist nichts besseres eingefallen, als ihm einen Zungenkrebs zu verpassen.  :s14

Trotzdem kann ich das Buch ruhigen Gewissens empfehlen.

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Ich habe einige Wallander-Krimis gelesen. Das ist aber schon ein paar Jahre her und es waren die frühen Krimis. Die haben mir soweit gefallen, das sich mehrere hintereinander lesen konnte. Irgendwann habe ich dann aufgehört und hatte den Wallander satt.

 

Die Fälle wurden immer brutaler und wirkten auf mich immer mehr an den Haaren herbeigezogen. Der Wallander wurde immer älter, hatte immer mehr Wehwehchen, löste aber seine Fälle am Ende mit immer mehr Körpereinsatz. Da hat er für mich Glaubwürdigkeit verloren und ich das Interesse an den Mankell Büchern.

 

Grüße

Aneirin

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8)

 

Also ich bin absoluter Mankell-Fan, auch wenn es eine Weile gebraucht hat. Ich finde auch nicht alle seiner Bücher gut. "Die Tiefe" war zum Beispiel reichlich langatmig. "Vor dem Frost" hingegen habe ich verschlungen, ebenso wie "Kennedys Hirn". Die Brutalität ist manchmal extrem, z.B. in "Die fünfte Frau", aber ich finde, er spricht sehr aktuelle, interessante Themen an und ich mag seine Figurenbeschreibung weitgehend. Der Alltagsfrust, die vereinsamten, orientierungslosen Charaktere - ich finde, das ist realistisch, nicht nur in Skandinavien. Krimis mit total sportlichen, erfolgreichen, dynamischen Strahlemännern als Kommissaren gefallen mir hingegen weniger.

Tja, da sieht man, wie unterschiedlich Geschmäcker sind. Mich wundert es allerdings auch, dass Mankell so wahnsinnig erfolgreich ist, denn gefällig sind seine Romane keineswegs. Werden Bestseller nicht teilweise auch durch Werbekampagnen der Verlage gemacht?

Aber wie gesagt, ich finde Mankell gut.

 

Celia

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hier ist ein interessanter Artikel über Mankell und warum er mal ein Manuskript verbrannt hat:

(Link ungültig)

 

Hihi!

 

Ich war auch grade dabei, das hier zu posten... ;D

 

Klingt mir aber irgendwie alles sehr selbstvermarkterisch!

 

Gruß, Marco! :s17

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