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MaschaV

Benutzt ihr Plotmodelle?

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Mich würde interessieren, wann ihr Euch mit diesen Plotmodellen beschäftigt habt. Hattet ihr da schon ein Buch geschrieben? Bevor ihr überhaupt mit dem Schreiben begonnen habt? Ich muss gestehen, dass ich keines der Modelle kenne, aber vielleicht sollte ich sie mir mal angucken? Ich hätte ein bisschen Angst, dass ich dann eine Blockade kriege, ähnlich wie Ilona schreibt, weil ich die ganze Zeit darüber nachdenken würde, was ich erfüllen muss. Bei mir funktioniert das Schreiben so, dass mir ein Anfang und ein Ende einfällt (manchmal auch nur ein Anfang oder nur ein Ende, aber dann wird nichts draus) und dann "suche" ich den Weg, der vom Anfang zu Ende führt. Das klappt eigentlich ganz gut. Ich tendiere allerdings zu Länge. Aber das würde ein Plotmodell auch nicht verhindern, oder?

 

Ganz vereinfacht gesagt: Ich hatte schon mindestens drei Romane veröffentlicht, als ich via Forum auf die Plotmodelle stieß.

Als Bauchschreiberin mit Anfang, Ende und Dazwischen hatte ich mich anfangs dagegen gesträubt. Dann hatte ich mich mit der Heldenreise beschäftigt. Und die dann nur noch im Hinterkopf gehabt. Quasi als gezackte Linie mit Ausschlägen nach unten und nach oben. Und so ist es immer noch. Ein "Soll" zu erfüllen würde mich ebenso lähmen wie Ilona und dich. Bei der Überarbeitung kann man dann sehen, ob es genügend Ausschläge nach unten und nach oben gibt. Bei den historischen Romanen ist vieles durch die Geschichte vorgegeben.

 

Die Länge des Textes beeinflusst es sicher nicht. 

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Sebastian Niedlich

Hier zeigt sich mal wieder deutlich, dass viele Leute die Sache mit den Plotmodellen nicht richtig verstehen. Es geht ja nicht darum, dass man ein bestimmtes Soll erfüllen muss, es geht darum ein wenig Struktur in das Ganze zu bringen. Dinge wie "der dunkle Punkt" am Ende des zweiten Aktes können eine kurze Überlegung sein, sie können aber auch eine mehrseitige Auseinandersetzung mit dem Thema sein. Oder es gibt ihn gar nicht. Manche Geschichten haben einen verzögerten ersten Wendepunkt. Auch das ist okay.

 

Es gibt kein Soll zu erfüllen, es gibt nur ein Werkzeug in die Hand. So wie ich eine Schraube mit dem Schraubendreher, dem Akkuschrauber oder einer Zange herausdrehen kann. Sicher sind einige Möglichkeiten praktischer, aber funktionieren tun sie alle.

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Die meisten Plotmodelle sind ja eigentlich für Spielfilme gedacht, nicht für Romane. Romane sind, was ihre Form/Struktur anbelangt, wesentlich freier. Ja, in einem alten Schreiblehrbuch habe ich mal gelesen, es sei geradezu das Wesen des Romans, dass er seine jeweils ganz eigene Form finden müsse.

 

Man sollte das also höchstens als Anregung verstehen, nicht als "Pflichtparcours".

 

Oder anders gesagt: In dem Maße, wie wir Romanautoren uns an solchen Plotmodellen orientieren, leisten wir dem Umstand Tribut, dass der Film das Leitmedium unserer Zeit ist, nicht mehr das Buch.

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Meine Beobachtung ist, dass es einen sehr großen Unterschied macht, wie viele Ideen zu dem, was passieren muss, kann und soll man schon hat, wenn man sich so ein Plotmodell vornimmt (fast egal, welches).

 

Hat man eine Fülle von Ideen, kann einem eine solche Struktur helfen, sie in eine gut funktionierende Reihenfolge zu bringen.

 

Hat man eher wenig Ideen, gerät die Beschäftigung mit einer Plotstruktur leicht zu "Malen nach Zahlen" – man quält sich dann ab mit Fragen wie "Was für eine B-Story könnte ich denn einbauen, die dem Protagonisten hilft, aus seinem Darkest Moment zu kommen … und wie könnte dieser Darkest Moment eigentlich aussehen?", und dann fällt einem nichts Gescheites oder nur Klischeehaftes ein.

 

Ich sehe es ähnlich - aber andersherum. Wenn man eine Geschichte im Kopf hat, ist es im Grunde schon eine. Wenn man nur eine Idee hat - ich schreib jetzt mal über Aliens oder über Karma - braucht man möglicherweise dringender ein Plotmodell; einfach um zu sehen, wie daraus eine spannende Geschichte werden kann. Außerdem gibt es verschiedene Modelle für verschiedene Genres, die Heldenreise würde ich jetzt nicht unbedingt auf einen Liebesroman anwenden. Eine Katze kann man allerdings immer retten - oder die Regel gekonnt brechen, indem man, wie bei House of Cards, einen Hund killt ...

Bearbeitet von KerstinH
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Die meisten Plotmodelle sind ja eigentlich für Spielfilme gedacht, nicht für Romane. Romane sind, was ihre Form/Struktur anbelangt, wesentlich freier.

 

Ja, das fällt mir auch immer wieder auf, dass man die Plotmodelle vor allem in Filmen und Serien wiederfindet.

 

Ob das Thriller, Liebesfilme oder Animationsfilme sind - es ist fast immer das gleiche Schema:

 

Protagonist muss ein Problem lösen; am Anfang fällt es schwer, dann leichter; aber gerade als der Zuschauer denkt, dass er es jetzt schafft, fällt er richtig hin

und muss sich und/oder seine Strategie ändern; so schafft er es schließlich.

 

Ich gucke seit einigen Jahren eine Sitcom - und jetzt gibt es auch noch ein Spin-off -, und jede Folge (von beiden Serien) läuft nach diesem Schema ab.

In einer Sitcom bräuchte ich das nicht wirklich, weil es da ja mehr um die Figuren, die Dialoge und das Timing geht.

Bearbeitet von MichaelT
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Die meisten Plotmodelle sind ja eigentlich für Spielfilme gedacht, nicht für Romane. Romane sind, was ihre Form/Struktur anbelangt, wesentlich freier.

 

Ja, das fällt mir auch immer wieder auf, dass man die Plotmodelle vor allem in Filmen und Serien wiederfindet.

 

Ob das Thriller, Liebesfilme oder Animationsfilme sind - es ist fast immer das gleiche Schema:

 

Protagonist muss ein Problem lösen; am Anfang fällt es schwer, dann leichter; aber gerade als der Zuschauer denkt, dass er es jetzt schafft, fällt er richtig hin

und muss sich und/oder seine Strategie ändern; so schafft er es schließlich.

 

 

Das kann mit der Zeit recht gleichförmig werden. Und ich glaube, das steckt dahinter, wenn jemand nicht so überzeugt von den Plotmodellen ist. Gut finde ich sie, wie weiter oben schon mehrfach gesagt wurde, um einen Ideenwulst zu ordnen. Ansonsten fährt man auch mit dem Konfliktmodell vom alten James N. Frey recht gut. Ist eigentlich derselbe Hintergrund. Denn was anderes als Konflikte müssen bei den Plotmodellen bewältigt werden?

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Hier zeigt sich mal wieder deutlich, dass viele Leute die Sache mit den Plotmodellen nicht richtig verstehen. Es geht ja nicht darum, dass man ein bestimmtes Soll erfüllen muss, es geht darum ein wenig Struktur in das Ganze zu bringen. Dinge wie "der dunkle Punkt" am Ende des zweiten Aktes können eine kurze Überlegung sein, sie können aber auch eine mehrseitige Auseinandersetzung mit dem Thema sein. Oder es gibt ihn gar nicht. Manche Geschichten haben einen verzögerten ersten Wendepunkt. Auch das ist okay.

 

Es gibt kein Soll zu erfüllen, es gibt nur ein Werkzeug in die Hand. So wie ich eine Schraube mit dem Schraubendreher, dem Akkuschrauber oder einer Zange herausdrehen kann. Sicher sind einige Möglichkeiten praktischer, aber funktionieren tun sie alle.

Dem möchte ich ausdrücklich zustimmen. Es geht nicht darum, die eigene Idee / Geschichte unter das Diktat eines Modells zu stellen und die Story damit sozusagen zu "uniformieren".

Plotmodelle sind Hilfsmittel.

 

Eine Devise beim Drehbuch für Erzählökonomie und Stringenz ist z. B.  "So spät wie möglich in eine Szene einsteigen und so früh wie möglich wieder raus". Auch, um nicht kostbare Filmzeit zu verplempern. Aber deshalb sollte man nicht eine großartige Szene, die auch ausufernd ist und diesen Raum benötigt, der Form halber um ihre Großartigkeit berauben, indem man sie zusammenstutzt. Das Modell muss der Geschichte dienen, nicht andersherum.

 

Die Kenntnis solcher Modelle erleichtert dem einen oder der anderen möglicherweise aber auch das Unterlaufen von Erwartungshaltungen. 

Schöne Grüße,

 

Holger

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Vielleicht hilft es in dieser Diskussion zu verstehen, dass die meisten Plotmodelle aus dem Studium schon existierender Storys entwickelt wurden. Das kommt mir ähnlich vor wie bei den Perspektivtheorien, die auch aus der Analyse vorhandener Romane entstanden sind. Es gab keinen, der eine Plotstruktur aus dem Nichts als These postuliert hat, und durch selbstgeschriebene erfolgreiche Bestseller bewiesen hat, dass seine Theorie funktioniert. 

 

Aber das Veröffentlichen einer neuen Analyse von Plots bringt auch zumindest etwas Ruhm (und Geld). ;)

Krimis, Liebe und Mehr.

www.ilonaschmidt.com

Translations, Lektorat & Exposé Coaching

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Vielleicht hilft es in dieser Diskussion zu verstehen, dass die meisten Plotmodelle aus dem Studium schon existierender Storys entwickelt wurden. Das kommt mir ähnlich vor wie bei den Perspektivtheorien, die auch aus der Analyse vorhandener Romane entstanden sind. Es gab keinen, der eine Plotstruktur aus dem Nichts als These postuliert hat, und durch selbstgeschriebene erfolgreiche Bestseller bewiesen hat, dass seine Theorie funktioniert. 

 

Aber das Veröffentlichen einer neuen Analyse von Plots bringt auch zumindest etwas Ruhm (und Geld). ;)

 

Ja, genau. Darüber hatten wir schon auf der ersten Seite der Diskussion gesprochen. 

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Vielleicht hilft es in dieser Diskussion zu verstehen, dass die meisten Plotmodelle aus dem Studium schon existierender Storys entwickelt wurden. Das kommt mir ähnlich vor wie bei den Perspektivtheorien, die auch aus der Analyse vorhandener Romane entstanden sind. Es gab keinen, der eine Plotstruktur aus dem Nichts als These postuliert hat, und durch selbstgeschriebene erfolgreiche Bestseller bewiesen hat, dass seine Theorie funktioniert. 

 

Aber das Veröffentlichen einer neuen Analyse von Plots bringt auch zumindest etwas Ruhm (und Geld). ;)

 

Ich habe mal den Roman eines Schreibratgeber-Autors gelesen und war bitter enttäuscht. Bei den Plotmodellern weiß ich nicht, ob sie ihre Modelle auch erfolgreich auf eigene Romane übertragen haben. Man kann, muss diese Modelle aber nicht kennen.

 

Viel interessanter finde ich das, was Holger geschrieben hat. Was man von Filmen lernen  kann, nämlich zum Beispiel nicht zu früh in eine Szene einzusteigen und nicht zu spät auszusteigen. Ist besonders bei Romananfängen wichtig, finde ich.

Bearbeitet von Christa
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Wenn man nur eine Idee hat - ich schreib jetzt mal über Aliens oder über Karma - braucht man möglicherweise dringender ein Plotmodell; einfach um zu sehen, wie daraus eine spannende Geschichte werden kann. 

 

Sollte man meinen. Meine Erfahrung ist eine andere.

 

Als wir die "44 Stunden von Wolfenbüttel" gemacht haben – den Versuch, an einem Wochenende einen kompletten Roman zu schreiben* –, haben wir mit nur einer Idee angefangen: Ein Raumschiff fliegt zum Jupiter und entdeckt da irgendwas Epochales.

 

Und dann standen wir – alle 15 – eine geschlagene Stunde vor dem Plotmodell, das ich an die Tafel gemalt hatte, und uns fiel und fiel einfach nichts ein. Außer Kleinkram. Ich sah das Experiment schon scheitern.

 

Als uns nur noch 42,5 Stunden blieben, sagte ich: "Vergessen wir das mit dem Plot und den Akten. Denken wir über die Figuren nach." 

 

Und kaum fingen wir an, über unsere Figuren nachzudenken, purzelten die Ideen nur so. Und wenn bei 15 Leuten die Ideen purzeln, dann geht es ziemlich schnell: Eine halbe Stunde später stand der Plot, und wir konnten ans Schreiben gehen.  

 

____________________

*der übrigens geglückt ist: nach 43 Stunden und 12 Minuten (Essen und Schlafen inklusive!!) stand das Manuskript, mit über 300 Seiten!

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Sebastian Niedlich

Und dann standen wir – alle 15 – eine geschlagene Stunde vor dem Plotmodell, das ich an die Tafel gemalt hatte, und uns fiel und fiel einfach nichts ein. Außer Kleinkram. Ich sah das Experiment schon scheitern.

Tja, so ist das eben mit der Kreativität: Leute werden unterschiedlich inspiriert. In dem Fall war halt keiner dabei, dem ein reines Plotmodell zu irgendeinem Gedanken verholfen hat. Das ist in etwa so, als würden wir hier mal die Frage in den Raum werfen, was die Wurzel für den letzten Roman eines jeden Autoren hier im Forum war. Von "Ich hatte da ein Bild im Kopf" über "Ich wollte etwas zum Thema X schreiben" bis "Mir kam da dise Situation in den Sinn" oder "Ich dachte, was wäre wenn ..." und anderen Dingen wäre halt alles dabei.

 

Trotzdem würde ich annehmen, dass der Roman, der dabei entstanden ist, vermutlich eine eine gewisse Struktur hatte, oder? Und diese Struktur ähnelte vielleicht einem Plotmodell? ;)

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Vielleicht hilft es in dieser Diskussion zu verstehen, dass die meisten Plotmodelle aus dem Studium schon existierender Storys entwickelt wurden. Das kommt mir ähnlich vor wie bei den Perspektivtheorien, die auch aus der Analyse vorhandener Romane entstanden sind. Es gab keinen, der eine Plotstruktur aus dem Nichts als These postuliert hat, und durch selbstgeschriebene erfolgreiche Bestseller bewiesen hat, dass seine Theorie funktioniert. 

 

Aber das Veröffentlichen einer neuen Analyse von Plots bringt auch zumindest etwas Ruhm (und Geld). ;)

 

Ja, genau. Darüber hatten wir schon auf der ersten Seite der Diskussion gesprochen. 

 

Aber es scheint doch wieder vergessen worden zu sein. 

 

 

Wenn man nur eine Idee hat - ich schreib jetzt mal über Aliens oder über Karma - braucht man möglicherweise dringender ein Plotmodell; einfach um zu sehen, wie daraus eine spannende Geschichte werden kann. 

 

Sollte man meinen. Meine Erfahrung ist eine andere.

 

Meine eben auch. Die Zusammenfassung, die ich vor dem Schreiben des Manuskripts anfertige, wird aus der Sicht des Protagonisten und Antagonisten entwickelt. Ich versetze mich in ihre Lage. Was tun sie und warum? Wo ist die empfindliche Stelle des Protagonisten, der wunde Punkt, an dem der Antagonist angreifen kann. Beim Krimi übersetzt sich das eher zu: wo ist der Ermittler blind?  Der Antagonist tut etwas, der Protagonist antwortet und so entwickelt sich die Geschichte organisch wie ein Zopf.   

Krimis, Liebe und Mehr.

www.ilonaschmidt.com

Translations, Lektorat & Exposé Coaching

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Interessant, Andreas und Ilona. Bei mir war es tatsächlich anders. Ich hatte mal eine Idee für einen Fantasyroman - nur die Idee; die Art der Transformation der Heldin (und der Welt natürlich ;-) ) - und hab mich dann hingesetzt und anhand des Heldenreisemodells den Plot entworfen (liegt immer noch in der Schublade, aber da liegt er gut).

 

Interessanterweise kam mir dabei das unter, was Ilona weiter vorn beschreibt: Der zweite Band, quasi die Rückreise der Heldin und die Integration des Mitgebrachten in die Alltagswelt, geriet mir irgendwie fleischlos, obwohl ich mich auch da an das Modell hielt. Aber klar, wenn man den wunden Punkt der jeweiligen Figur hat, entspringt daraus (fast) alles weitere.

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Wenn man nur eine Idee hat - ich schreib jetzt mal über Aliens oder über Karma - braucht man möglicherweise dringender ein Plotmodell; einfach um zu sehen, wie daraus eine spannende Geschichte werden kann. 

 

Sollte man meinen. Meine Erfahrung ist eine andere.

 

Als wir die "44 Stunden von Wolfenbüttel" gemacht haben – den Versuch, an einem Wochenende einen kompletten Roman zu schreiben* –, haben wir mit nur einer Idee angefangen: Ein Raumschiff fliegt zum Jupiter und entdeckt da irgendwas Epochales.

 

Und dann standen wir – alle 15 – eine geschlagene Stunde vor dem Plotmodell, das ich an die Tafel gemalt hatte, und uns fiel und fiel einfach nichts ein. Außer Kleinkram. Ich sah das Experiment schon scheitern.

 

Als uns nur noch 42,5 Stunden blieben, sagte ich: "Vergessen wir das mit dem Plot und den Akten. Denken wir über die Figuren nach." 

 

Und kaum fingen wir an, über unsere Figuren nachzudenken, purzelten die Ideen nur so. Und wenn bei 15 Leuten die Ideen purzeln, dann geht es ziemlich schnell: Eine halbe Stunde später stand der Plot, und wir konnten ans Schreiben gehen.  

 

____________________

*der übrigens geglückt ist: nach 43 Stunden und 12 Minuten (Essen und Schlafen inklusive!!) stand das Manuskript, mit über 300 Seiten!

 

 

Sehr vielsagende Geschichte! Sie bringt für mich (und mein Schreiben) die Sache sehr gut und anschaulich auf den Punkt. Es geht ja immer um Figuren, die Figuren ergeben die Handlung, und nicht die Handlung ergibt die Figuren. Sonst würde man nur Pappkameraden durch Kulissen schieben. (Sicher, solche Romane und Filme gibt es, ist aber nicht meins.) Deshalb gehe ich immer von den Figuren aus und von ihrer inneren Entwicklung. Das ist auch das, was mich interessiert. Dramaturgie ist dabei nur ein Werkzeug, um eine innere Entwicklung durch äußere Handlung abzubilden. Figuren und ihre Entwicklung sind für mich der Inhalt oder die Essenz, die Handlung ist die Verpackung.

"Wir sind die Wahrheit", Jugendbuch, Dressler Verlag 2020;  Romane bei FISCHER Scherz: "Die im Dunkeln sieht man nicht"; "Die Nachtigall singt nicht mehr"; "Die Zeit der Jäger"

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Ganz genau, Andreas E und G. Zuerst kommen die Figuren, ihr Konflikt, ihr Ziel, die Hindernisse und das Setting. Und damit das alles nicht an den Rändern ausfranst und in der Mitte matschig wird, legt man ab und zu das Plotmodell drüber, wie eine Schablone, und guckt, ob es noch einigermaßen reinpasst. So komme ich am besten klar.

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Ganz genau, Andreas E und G. Zuerst kommen die Figuren, ihr Konflikt, ihr Ziel, die Hindernisse und das Setting. Und damit das alles nicht an den Rändern ausfranst und in der Mitte matschig wird, legt man ab und zu das Plotmodell drüber, wie eine Schablone, und guckt, ob es noch einigermaßen reinpasst. So komme ich am besten klar.

 

Logisch. Ohne Personal keine Geschichte. Ich behaupte mal, wem das nicht klar ist, der kriegt keine gut Geschichte hin ...

 

LG

Martin

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www.martinconrath.de

Jede Art des Schreibens ist erlaubt - nur nicht die langweilige (Voltaire)

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Wenn man nur eine Idee hat - ich schreib jetzt mal über Aliens oder über Karma - braucht man möglicherweise dringender ein Plotmodell; einfach um zu sehen, wie daraus eine spannende Geschichte werden kann. 

 

Sollte man meinen. Meine Erfahrung ist eine andere.

 

Als wir die "44 Stunden von Wolfenbüttel" gemacht haben – den Versuch, an einem Wochenende einen kompletten Roman zu schreiben* –, haben wir mit nur einer Idee angefangen: Ein Raumschiff fliegt zum Jupiter und entdeckt da irgendwas Epochales.

 

Und dann standen wir – alle 15 – eine geschlagene Stunde vor dem Plotmodell, das ich an die Tafel gemalt hatte, und uns fiel und fiel einfach nichts ein. Außer Kleinkram. Ich sah das Experiment schon scheitern.

 

Als uns nur noch 42,5 Stunden blieben, sagte ich: "Vergessen wir das mit dem Plot und den Akten. Denken wir über die Figuren nach." 

 

Und kaum fingen wir an, über unsere Figuren nachzudenken, purzelten die Ideen nur so. Und wenn bei 15 Leuten die Ideen purzeln, dann geht es ziemlich schnell: Eine halbe Stunde später stand der Plot, und wir konnten ans Schreiben gehen.  

 

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*der übrigens geglückt ist: nach 43 Stunden und 12 Minuten (Essen und Schlafen inklusive!!) stand das Manuskript, mit über 300 Seiten!

 

 

Interessant! Ich glaube auch, man braucht etwas, an dem man ansetzen kann. Einen Ort, eine Situation, eine Figur. Von diesem Punkt aus kann sich eine Geschichte organisch entwickeln, in ihrem eigenen tempo, mit den ihr eigenen Verwicklungen, Entwicklungen, Konflikten. 

Ich finde auch deinen Hinweis sehr gut, dass Plotmodelle vom Film kommen und etwas dem Roman eigenes verloren gehen kann, wenn man sich zu eng daran klammert. Andererseits denke ich, dass es bestimmte Erzählstrukturen gibt, die einfach funktionieren, egal, auf welche Art die Geschichte erzählt wird. Gute Romane sind häufig komplexer als ihre Verfilmungen, scheint mir. Wobei es sicher auch komplexe/kongeniale Verfilmungen gibt.

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Hier zeigt sich mal wieder deutlich, dass viele Leute die Sache mit den Plotmodellen nicht richtig verstehen. Es geht ja nicht darum, dass man ein bestimmtes Soll erfüllen muss, es geht darum ein wenig Struktur in das Ganze zu bringen. Dinge wie "der dunkle Punkt" am Ende des zweiten Aktes können eine kurze Überlegung sein, sie können aber auch eine mehrseitige Auseinandersetzung mit dem Thema sein. Oder es gibt ihn gar nicht. Manche Geschichten haben einen verzögerten ersten Wendepunkt. Auch das ist okay.

 

Es gibt kein Soll zu erfüllen, es gibt nur ein Werkzeug in die Hand. So wie ich eine Schraube mit dem Schraubendreher, dem Akkuschrauber oder einer Zange herausdrehen kann. Sicher sind einige Möglichkeiten praktischer, aber funktionieren tun sie alle.

Dem möchte ich ausdrücklich zustimmen. Es geht nicht darum, die eigene Idee / Geschichte unter das Diktat eines Modells zu stellen und die Story damit sozusagen zu "uniformieren".

Plotmodelle sind Hilfsmittel.

 

Eine Devise beim Drehbuch für Erzählökonomie und Stringenz ist z. B.  "So spät wie möglich in eine Szene einsteigen und so früh wie möglich wieder raus". Auch, um nicht kostbare Filmzeit zu verplempern. Aber deshalb sollte man nicht eine großartige Szene, die auch ausufernd ist und diesen Raum benötigt, der Form halber um ihre Großartigkeit berauben, indem man sie zusammenstutzt. Das Modell muss der Geschichte dienen, nicht andersherum.

 

Die Kenntnis solcher Modelle erleichtert dem einen oder der anderen möglicherweise aber auch das Unterlaufen von Erwartungshaltungen. 

Schöne Grüße,

 

Holger

 

 

„Spät rein, früh raus“ täte aber auch mancher Romanszene gut! 

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Und dann standen wir – alle 15 – eine geschlagene Stunde vor dem Plotmodell, das ich an die Tafel gemalt hatte, und uns fiel und fiel einfach nichts ein. Außer Kleinkram. Ich sah das Experiment schon scheitern.

Tja, so ist das eben mit der Kreativität: Leute werden unterschiedlich inspiriert. In dem Fall war halt keiner dabei, dem ein reines Plotmodell zu irgendeinem Gedanken verholfen hat. Das ist in etwa so, als würden wir hier mal die Frage in den Raum werfen, was die Wurzel für den letzten Roman eines jeden Autoren hier im Forum war. Von "Ich hatte da ein Bild im Kopf" über "Ich wollte etwas zum Thema X schreiben" bis "Mir kam da dise Situation in den Sinn" oder "Ich dachte, was wäre wenn ..." und anderen Dingen wäre halt alles dabei.

 

Trotzdem würde ich annehmen, dass der Roman, der dabei entstanden ist, vermutlich eine eine gewisse Struktur hatte, oder? Und diese Struktur ähnelte vielleicht einem Plotmodell? ;)

 

 

Es waren 15 (in Worten: fünfzehn!) Autoren und Autorinnen, die unterschiedlicher kaum sein konnten (z.B. haben keine zwei die Manuskripte ihrer Szenen auf die gleiche Weise formatiert – ich hab meinen Augen nicht getraut, wie viele Variationen da möglich sind), plus 2 Seminarleiter: Wenig wahrscheinlich, dass die zufällig alle auf die gleiche Weise "nicht-inspirierbar" waren.

 

Als die Ideen dann sprudelten, haben wir sie natürlich – und ziemlich mühelos – in das Aktschema eingepasst. Dafür taugt so etwas.

 

Sprich: Meiner Erfahrung ist die, dass man, wenn man erst eine Grundidee hat, die man ausbauen will, gut beraten ist, sich zuerst zu überlegen, was für Figuren in der Geschichte eine Rolle spielen müssen oder können … und sich Plotmodelle erst vorzunehmen, wenn man einen HAUFEN Ideen hat, die es zu ordnen gilt. Das ist dann erst mal simples Sortieren ("das gehört in den Anfang … das an den Schluss … das in die Mitte … das ist, ähm, nee, unbrauchbar …" usw.), und innerhalb der Abschnitte ergibt sich eine Reihenfolge meistens ganz logisch aus den Ideen selber.

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„Spät rein, früh raus“ täte aber auch mancher Romanszene gut! 

 

Manchen Romanszenen täte auch ein "Ganz raus!" gut!  ;D

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Sebastian Niedlich

 

„Spät rein, früh raus“ täte aber auch mancher Romanszene gut! 

 

Manchen Romanszenen täte auch ein "Ganz raus!" gut!  ;D

 

Obwohl ich grundsätzlich zustimme, bin ich doch ein gelegentlicher Fan der "Mythenmetzschen Abschweifung", wie Walter Moers es wohl nennen würde. Manche Szenen, obwohl nicht essentiell für den Plot, sind einfach schön, weil man gerne den Figuren zuhört / zusieht. (Aber wenn man nicht weiß, was man tut, dann generell lieber raus damit.)

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Sprich: Meiner Erfahrung ist die, dass man, wenn man erst eine Grundidee hat, die man ausbauen will, gut beraten ist, sich zuerst zu überlegen, was für Figuren in der Geschichte eine Rolle spielen müssen oder können … und sich Plotmodelle erst vorzunehmen, wenn man einen HAUFEN Ideen hat, die es zu ordnen gilt. Das ist dann erst mal simples Sortieren ("das gehört in den Anfang … das an den Schluss … das in die Mitte … das ist, ähm, nee, unbrauchbar …" usw.), und innerhalb der Abschnitte ergibt sich eine Reihenfolge meistens ganz logisch aus den Ideen selber.

 

 

 

Aber bist du dir sicher, dass das für alle Genres und nicht speziell für Science Fiction, Fantasy o.ä. gilt?

 

Bei den meisten anderen Genres stelle ich es mir schwer vor, erst einmal alle möglichen Ideen zu sammeln und die dann zusammenzubringen oder rauszuschmeißen.

 

Ich glaub, der Plot könnte dann schnell völlig überladen sein. Gerade bei Autoren, die keine Profis sind.

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„Spät rein, früh raus“ täte aber auch mancher Romanszene gut! 

 

Manchen Romanszenen täte auch ein "Ganz raus!" gut!  ;D

 

Obwohl ich grundsätzlich zustimme, bin ich doch ein gelegentlicher Fan der "Mythenmetzschen Abschweifung", wie Walter Moers es wohl nennen würde. Manche Szenen, obwohl nicht essentiell für den Plot, sind einfach schön, weil man gerne den Figuren zuhört / zusieht. (Aber wenn man nicht weiß, was man tut, dann generell lieber raus damit.)

 

 

Das finde ich auch. Eine Szene darf auch mal eine Pause von der Handlung darstellen, damit die Leser*innen Atem schöpfen können. Gegen pure Geschwätzigkeit bin ich allerdings sehr allergisch, da blättere ich sofort weiter. Oder klappe das Buch für immer zu.

Bearbeitet von MaschaV
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Sprich: Meiner Erfahrung ist die, dass man, wenn man erst eine Grundidee hat, die man ausbauen will, gut beraten ist, sich zuerst zu überlegen, was für Figuren in der Geschichte eine Rolle spielen müssen oder können … und sich Plotmodelle erst vorzunehmen, wenn man einen HAUFEN Ideen hat, die es zu ordnen gilt. Das ist dann erst mal simples Sortieren ("das gehört in den Anfang … das an den Schluss … das in die Mitte … das ist, ähm, nee, unbrauchbar …" usw.), und innerhalb der Abschnitte ergibt sich eine Reihenfolge meistens ganz logisch aus den Ideen selber.

 

 

Aber bist du dir sicher, dass das für alle Genres und nicht speziell für Science Fiction, Fantasy o.ä. gilt?

 

Bei den meisten anderen Genres stelle ich es mir schwer vor, erst einmal alle möglichen Ideen zu sammeln und die dann zusammenzubringen oder rauszuschmeißen.

 

Ich glaub, der Plot könnte dann schnell völlig überladen sein. Gerade bei Autoren, die keine Profis sind.

Wenn man gemeinschaftlich plottet, muss man so vorgehen. Es sollen ja alle ihre Ideen einbringen dürfen. Man merkt ziemlich schnell, was passt und was nicht. Allerdings muss man bei so etwas auf Teamolayer umschalten und darf nicht auf den eigenen Ideen beharren.

Bearbeitet von MaschaV
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